
- Aus guten Gründen unerwünscht
Frank-Walter Steinmeier wollte zu einem Solidaritäts-Besuch in die Ukraine reisen - und wurde von Präsident Wolodymyr Selenskyj brüsk abgewiesen: ein wohl geplanter diplomatischer Affront. Die Rechtfertigungsversuche des düpierten Bundespräsidenten mit Blick auf seine Russland-Politik laufen derweil ins Leere. Ist er am Ende nicht nur in Kiew, sondern auch in Schloss Bellevue fehl am Platz?
Natürlich steht es jedem frei, sich selbst der Lächerlichkeit preiszugeben. Wenn aber ein Staatsoberhaupt dies tut, haben wir ein ernstes Problem. Was dem deutschen Bundespräsidenten jetzt widerfahren ist, dürfte ziemlich einmalig sein in der Welt der Diplomatie: Kurz vor einer „geheim gehaltenen“ Kiew-Reise der Präsidenten Polens, Lettlands, Litauens, Estlands und eben auch Deutschlands wird Frank-Walter Steinmeier aus der Ukraine signalisiert: Vielen Dank, aber bleiben Sie bitte zuhause. Der ukrainische Amtskollege Wolodymyr Selenskyj hat Steinmeier am Dienstag zur unerwünschten Person erklärt. Zweifelsfrei ein Affront, zweifelsfrei genau so gewollt.
Gestern Nachmittag dann das notgedrungene Statement des deutschen Staatsoberhaupts, dessen Reisepläne derart geheim waren, dass die Bild-Zeitung darüber berichtete, noch bevor die Delegation grünes Licht aus Kiew erhalten geschweige denn sich in den Zug gesetzt hatte: Ein „starkes Zeichen der Solidarität Europas mit der Ukraine“ habe man setzen wollen: „Ich hätte diese Gelegenheit gerne wahrgenommen. Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass dies offensichtlich nicht gewünscht ist.“ Deutschland wieder einmal düpiert, Steinmeier wieder einmal in die Falle gelaufen. Nur, dass es diesmal nicht diejenige Putins war. Sondern Selenskyjs.