
- Was fehlt, ist ein Diskurs über den Tod
Die Corona-Krise erfordert, sich mit den Themen Selbstbestimmung, Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit, Generationengerechtigkeit und der Dominanz überalterter westlich-industrieller Gesellschaften auseinanderzusetzen. Das bedeutet auch, die Einseitigkeit in den Blick zu nehmen, mit der der Begriff Solidarität derzeit verwendet wird.
In der intensiv und vielfältig geführten Debatte der vergangenen zwei Jahre über die Gefährdung durch das Coronavirus und was zu unserer Sicherheit dagegen zu tun sei, fehlte bisher das Thema, das im Hintergrund aller Erregungen und Verordnungen womöglich der eigentlich treibende Faktor ist: die Verunsicherung der modernen Gesellschaft angesichts des Todes, der uns allen bevorsteht.
Kein Wunder. Denn seit die Botschaften, wonach der Tod nicht das letzte Wort behalte, die Mehrzahl der Menschen nicht mehr erreicht, ist der Tod zum Todfeind geworden, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt, dem aber letztlich und ausnahmslos am Ende der Sieg gehört. Eine Einsicht, zu der zu finden verständlicherweise unangenehm ist. Also beschäftigt man sich lieber damit, wie sich gegen ihn aufrüsten ließe. Ich denke jedoch: das ist falsch. Sehen wir uns an, was geschieht.