- Das Ende des Briefgeheimnisses im digitalen Zeitalter
Die EU will die digitale Welt unter Kontrolle bringen. Jetzt sollen Messenger-Dienste verpflichtet werden, Nachrichten zu prüfen, bevor sie verschickt werden. Vordergründig geht es um die Bekämpfung von Kinderpornografie. In Wirklichkeit geht es um Macht und Kontrolle.
Kindesmissbrauch ist ein scheußliches Verbrechen. Und im digitalen Zeitalter ist er weiter verbreitet als jemals zuvor. Ein Grund dafür ist: Die extrem erweiterten digitalen Kommunikationsmöglichkeiten machen es möglich, viel schneller, viel einfacher und viel mehr Bilder und Filme mit pädophilen Inhalten zu verbreiten. Das Netz wimmelt von Kinderpornographie, die sich über Messenger-Dienste leicht und schnell verbreiten lässt. Natürlich müssen die Staaten dagegen vorgehen. Weil einzelne Staaten dieses Phänomen kaum allein in den Griff bekommen können, muss sich die EU damit befassen. Und das tut sie auch seit einigen Jahren.
Im Mai 2022 hat die EU-Kommission erstmals einen „Vorschlag für eine Verordnung … zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern“ vorgelegt. Inzwischen haben sich der Ministerrat und das Parlament, die beiden „Gesetzgeber“ der EU, mit diesem Entwurf beschäftigt. Bisher ist allerdings noch keine Entscheidung getroffen worden. Das will die dänische Ratspräsidentschaft jetzt ändern. Für Mitte Oktober hat sie eine Entscheidung im Ministerrat auf die Tagesordnung gesetzt. Warum dauert die Entscheidung über diese Verordnung so lange?
Bürokratischer Autoritarismus der EU
Über das Ziel, das die EU mit dieser Verordnung erreichen will, wird natürlich nicht gestritten. In allen Staaten gibt es Konsens, dass Kindesmissbrauch bekämpft werden muss. Hoch umstritten ist aber die Methode, mit der die europäische Kommission dieses Ziel erreichen will. Es ist die – man muss es so sagen – inzwischen beliebte Methode der europäischen Union: Was den Beamten in Brüssel nicht gefällt, wird verboten. Der bürokratische Aufwand wird ohne Rücksicht auf Verluste erhöht. Kollateralschäden für die Freiheit werden billigend in Kauf genommen.
Streit gibt es vor allem um das Herzstück der geplanten Verordnung: die sogenannte Chatkontrolle. Die Anbieter von Online-Diensten müssen in bestimmten Fällen die Inhalte ihrer User systematisch nach Material über sexualisierte Gewalt an Kindern durchsuchen. Das geht nur, wenn die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Chat-Anwendungen aufgehoben wird. Bevor die Inhalte verschlüsselt werden, müssten sie auf den Endgeräten der Nutzer systematisch inhaltlich gescannt werden. Das wäre eine Massenüberwachung ohne konkreten Anlass. Das ist ein Beispiel für den autoritären Bürokratismus, der seit Jahren die Politik der EU prägt. Die Freiheit spielt offensichtlich keine Rolle mehr für die Beamten in Brüssel. Denn der Eingriff in die Bürgerfreiheiten wäre mit dieser Chatkontrolle ganz massiv; das digitale Briefgeheimnis wäre abgeschafft.
Das Briefgeheimnis im digitalen Zeitalter
Das Briefgeheimnis ist eines der ältesten Bürgerrechte in Europa. Bereits während der Aufklärung entstand die Idee, dass das Briefgeheimnis ein Schutz der Persönlichkeit und Würde des Menschen ist. Schon 1849 stand es deshalb in der Paulskirchenverfassung. Das Briefgeheimnis ist die Brandmauer, die die Freiheit des Bürgers gegen den übergriffigen und zensierenden Staat schützt. Deshalb ist das Briefgeheimnis – moderner: die Kommunikationsfreiheit – im Grundgesetz prominent geschützt.
Der Schutz ist nicht auf Deutschland beschränkt. Auch die Grundrechtecharta der EU garantiert die Freiheit der Kommunikation ausdrücklich. Es geht dabei nicht darum, irgendeinen Brief, eine WhatsApp oder eine Mail zu schützen. Geschützt wird die Persönlichkeit und die Würde des Menschen. Dazu gehört die Sicherheit, Gedanken äußern zu können, ohne dass der Staat – oder ein anderer – davon erfährt. Staaten, in denen Bürger keine Geheimnisse haben können, sind totalitäre Staaten.
Der Zweck heiligt die Mittel?
Aber soll man diese Freiheiten nicht einschränken, wenn man damit schreckliche Verbrechen wie Kindesmissbrauch verhindern kann? Das ist das uralte Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit. Beides schließt sich potenziell aus. Sicherheit vor Kriminalität gibt es grundsätzlich nur auf Kosten der Freiheit. Und umgekehrt: Freiheit macht auch Verbrechen möglich. Hier kann es keine Entweder-oder-Entscheidung geben. Man muss versuchen, beides nicht vollständig, aber in optimaler Balance zu erreichen. Das weiß jede kluge Politik – und jede gute Verfassung.
Die EU weiß das anscheinend nicht. Sie will die Messenger-Dienste verpflichten, alle Nachrichten ihrer User – Texte, Bilder, Filme, Töne – vor dem Versenden zu scannen und verdächtige Inhalte zu melden. Und zwar pauschal, ohne konkreten Anlass oder Verdacht. Das kann zur präventiven Massenüberwachung werden: Millionen Unschuldiger werden präventiv durchleuchtet – ohne Verdacht und ohne richterlichen Beschluss. Das ist in einem Rechtsstaat völlig undenkbar – und eine unverhältnismäßige Verletzung des Kommunikationsgeheimnisses, des Datenschutzes, der Privatsphäre.
Der Zweck heiligt die Mittel – dieser Maxime hat sich die Kommission bei diesem Vorschlag anscheinend verschrieben. Mit Verfassungsdenken hat das nichts zu tun. Das Grundgesetz und die EU-Grundrechtscharta sehen das völlig anders. Nicht zuletzt der Europäische Gerichtshof hat mehrfach – in einem anderen Zusammenhang – festgestellt, dass eine allgemeine und unterschiedslose Überwachung elektronischer Kommunikation mit der Charta der Grundrechte unvereinbar ist.
Die EU und die Freiheit
Die EU ist ein Kind der Freiheit. Die Marktfreiheiten sind von Anfang an ein wichtiges Kernstück des europäischen Rechts gewesen. Genauso wichtig sind die europäischen Grundrechte, die bürgerliche und politische Freiheiten garantieren. Auch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs schützt die Freiheiten, natürlich die wirtschaftlichen, aber genauso auch die politischen. Seit einigen Jahren lässt sich allerdings ein autoritärer Zug in der Politik der EU nicht mehr übersehen. Besonders deutlich war das während Corona, aber es geht immer weiter.
Der Digital Services Act (DSA), der seit 2024 gilt, ist ein trauriges Beispiel dafür. Er ist geprägt vom Misstrauen gegenüber den Freiheiten, die das Internet möglich macht, und gegenüber den Bürgern. Er gibt der EU sogar die Möglichkeit, faktisch auf demokratische Wahlen in Mitgliedstaaten Einfluss zu nehmen. Dazu passt in unguter Weise die jetzt geplante Chatkontrolle. Es wird Zeit, sich an eine einfache Wahrheit zu erinnern: Ein demokratischer Staat stellt seine Bürger nicht unter Generalverdacht, und er kontrolliert sie nicht unbegrenzt. Im Gegenteil: Demokratische Staaten – und eine demokratische EU – vertrauen ihren Bürgern und respektieren ihre Freiheiten und ihre Entscheidungen.
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*Vordergründig geht es um die Bekämpfung von Kinderpornografie. In Wirklichkeit geht es um Macht und Kontrolle.* Alles was Sie schreiben, kann ich doppelt unterstreichen. Aber wir lernen in den letzten Jahren, das Regierungen, besonders die deutsche sich in die Hand einer kriminellen Vereinigung namens EU begeben hat, denen Grundrechtecharta und EuGH-Entscheidungen am Allerwertesten vorbei gehen. Und wenn einer eine Klage nach Jahren, viel Geld und persönlicher Diskreditierung gewinnt, machen die was Neues am wieder am Recht vorbei. Da hilft nur eines. Raus und Zerschlagung dieser EU und die Verantwortlichen gehören vor Gericht gestellt. Das wird aber nicht mit Weber als Chef der EVP, mit der Korruptions-Uschi und einem Lügenbaron Merz passieren. So etwas ging nur längerfristig mit der AFD. Aber die sollen ja die Staatsfeinde sein, während diejenigen, die von innen heraus gegen unseren Staat im Kleide *der demokratischen Mitte* putschen vor denen warnen, die sie schützen wollen.
Was diese Verletzung der Privatsphäre betrifft:
Wenn jeder Nutzer sozialer Medien jeden Tag jede Menge Begriffe in seinen Nachrichten versenden würde, die die Schnüffelsoftware aufgreift, würde das System zusammenbrechen wegen Überlastung und weil die gefilterten Nachrichten aufgrund der Menge nicht mehr ausgewertet werden könnte. Fertig.
Was diese Verletzung der Privatsphäre betrifft:
Wenn jeder Nutzer sozialer Medien jeden Tag jede Menge Begriffe in seinen Nachrichten versenden würde, die die Schnüffelsoftware aufgreift, würde das System zusammenbrechen wegen Überlastung und weil die gefilterten Nachrichten aufgrund der Menge nicht mehr ausgewertet werden könnte. Fertig.
das vielgelobte und sicher in manchen Bereichen auch nützliche/vorteilhafte digitale Zeitalter entwickelt sich im Ganzen betrachtet immer mehr zum Boomerang.
Zum einen führt die Nutzung dieser Geräte und hier vor allem der KI zur Verdummung der Nutzer, der Grad der Verdummung ist dabei proportional zum Grad der Nutzung.
Zum anderen läßt die Digitalisierung eine noch nie dagewesen Überwachung und Steuerung des Individuums zu, der Mensch wird sprichwörtlich gläsern, es gibt keine Geheimnisse mehr, denn das „Smartgerät“ ist bei den meisten immer dabei. Sowohl Regierungen als auch die Industrie haben großes Interesse an den sich bietenden Möglichkeiten und werden diese auch voll ausschöpfen!
Die digitale Welt ist menschenfeindlich, die Nachteile überwiegen ganz klar.
Auch dieses Vorhaben ist Konsequenz des zwar von keinem EU-Mitglied demokratisch abgesegneten, von ihren Intsitutionen aber umso energischer verfolgten Irrwegs "Ever closer union". Je weniger die EU bei den Aufgaben erreicht, für die wir sie brauchen und einmal gegründet haben, desto irrwitziger wird das KLein-Klein der Projekte, an denen sie sich zwecks Vereinheitlichung aller Lebensverhältnisse abarbeitet. Das ist übrigens typisch für einen bestimmten Beamten bzw.- Managertyp. Einen Menschenschlag, den die gegenwärtige Kommissionspräsidentin geradezu idealtypisch verkörpert. Dieses Vorhaben wird hoffentlich scheitern, die zur grundsätzlichen Umkehr erforderliche Reform an Haupt und Gliedern traue ich der EU aber genausowenig zu wie unserer Großen Koalition die auch nur dringendsten Reformen bez. Sozialstaat, Invagration, und Energie. Isch over.
hat es schon 1989 richtig erkannt, als sie (sinngemäß) sagte: "Die moderne digitale Technik wird es ermöglichen, dass die Stasi zurückkommt, nur mit mächtigeren technischen Mitteln und politischen Vollmachten ausgestattet. Mit dieser neuen EU Verordnung haben sie genau dieses Ziel erreicht.
sind die, die uns Bürger ausspionieren wollen.
Die einen wollen nur dem zahlungsfähigem Bürger ihren „Mist“ verticken, die anderen sind hinter der Überzeugung der Wahlschafe her, um denen ihren linkslastigen politischen Nonsens besser „erklären“ zu können und notfalls die Nicht- Einsichtigen & die schier Nicht- Umerziehbaren herauszufiltern und ihnen die entsprechende „richtige links grüne Zwangsideologie“ in „Sozialistischen Umerziehungslagern“ verordnen zu können …..
Der „gläserne Mensch“ ist doch längst Realität.
Oder wie soll die elektronische Gesundheitskarte verstanden werden ? Auch da wird nur von Vorteilen gelabert, die Risiken jedoch nicht oder nur bruchstückhaft zur Sprache kommen. Was werden die Daten auf dem „Schwarzen Markt“ denn zukünftig Wert sein, da es eine „Sicherheit“ nicht gibt.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik
Darin sind die öffentlich undemokratischen Sender ganz groß! Da sind die Rotgrünen Sendeleiter voll dabei! Wo bleibt denn aber der große Aufschrei über all diese Eingriffe in private und intimste Lebensbereiche der Bürger durch unseren Rechtsmittelstaat, dessen Rechtsmittel fest in Rotgrünen Händen liegen, wie wir an der letzten Richterwahl sehen konnten! Kein Tag vergeht, ohne das man über Putin und seine Untaten berichtet! Wer genau hinschaut, Bundespolitiker und EU sind kein Deut besser! Internetsperren, eingeschränkte Meinungsfreiheit, Repressalien gegen anders Denkende! Gar das Einbrechen und geheime Durchsuchen und Verwanzen von Wohnungen ist erlaubt! Bundestrojaner, Datenvoratsspeicherung, Kameraüberwachung, Gesichtserkennung, Bewegungsprofile, der große Lauschangriff und vieles mehr! Na klar glauben die Dummen an die Verarsche mit der Kinderpornographie! Und echte Sexualstraftäter und Kinderschänder gehen oft unbestraft aus dem Gerichtssaal!
ÖRR ist, daß man den Eindruck erwecken will, die DDR insgesamt wäre eigentlich gar nicht so schlecht gewesen, ein Bißchen Stasi juckt da nicht wirklich, waren ja alles Brüder und Schwester im linken Geiste.
Selbstverständlich darf, um nicht zu sagen MUSS unser System Dinge machen die Putin & Co. nicht dürfen, geht es doch bei uns um die Verteidigung „unserer Demokratie“ gegen die dunklen und bösen Mächte des nicht-linken Spektrums! Da ist jedes Mittel erlaubt!
Nachteile überwiegen ….
Das kommt darauf an …,,,
Ein uns bekannte Ehepaar lassen ihren „Nachwuchs“ bei Mahlzeiteinnahme auf dem Handy Trickfilme schauen ….. da gebe ich Ihrer These vollkommen recht. Auch wenn die Hauptbetätigung in den sozialen Nezwerken stattfindet ohne Fähigkeit der Nutzung eines Schreib- & Rechen- (Kalkulations-) Programms.
Fluch & Segen der Nutzung der digitalen Welt hängt auch sehr stark vom eigenen Intellekt ab und in welcher Art und Weise auch junge Menschen an dieses Medium herangezogen werden und damit umgehen können.
MfG aus der Erf. Rep.
Wie immer, werter Herr Prof. Boehme-Neßler, ein sehr lesenswerter Kommentar von Ihnen. Diese sind immer so geschrieben, dass ein
juristischer Laie sie versteht. Es ist ein Trauerspiel, was die EU sich jetzt wieder ausgedacht hat, um uns Bürger noch gläserner zu machen. Ich bin gespannt, wie sich unsere Regierung, die bis jetzt noch rumeiert, und sich noch nicht klar positioniert hat, verhalten wird. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Merz wieder umfällt. Er will ja in der EU und auch in der Außenpolitik glänzen. Ihrem letzten Satz im Kommentar stimme ich voll und ganz zu: „Demokratische Staaten vertrauen ihren Bürgern…“ Das sehe ich bei unserer Regierung, vor allem
mit den unsäglichen Petzportalen, leider nicht so. Im Gegenteil… Sehr traurig! 🥺
muss man sein, um den Vorwand nicht zu erkennen? Die vermeintlich verfolgten Straftäter werden andere Wege finden, aber die Masse wird ihrer Grundrechte beraubt.
um die Bekämpfung von Straftaten. Das beste Beispiel hierfür sind die zahlreichen Verschärfungen des Waffenrechts die es in den letzten 20 Jahren gab. Es ging dabei nie um das Vermeiden von Straftaten, das ist nur der Vorwand. Jeder der Böses im Sinne hat, bekommt auf dem Schwarzmarkt Waffen. Es geht hier nur um die Entwaffnung des ehrlichen und anständigen Bürgers, er soll im Falle des Falles keinen Widerstand (gegen den übergriffigen Linksstaat) leisten können!
Nicht anders ist es mit der (lückenlosen) Überwachung des Internets, hier geht es ausschließlich um die Kontrolle des Bürgers durch den Staat/die EU. Denn wer wie unsere Regierung und die EU, Politik gegen den Willen und die Bedürfnisse des Bürgers macht, der muß den Bürger als gefährlichen Feind/Gegner ansehen und ihn entsprechend be- und überwachen.
