- Die Krise der zivilisierten Auseinandersetzung
Eine Ortsgruppe der Partei die Linke ruft zur Gewalt gegen „Apollo News“ auf. Das müsste eigentlich eine sofortige Distanzierung der Bundespartei zur Folge haben. Doch Gewalt scheint akzeptabel, wenn sie sich gegen die vermeintlich Richtigen richtet.
Diese Woche hatte es politisch wirklich in sich – und zwar auf allen Ebenen. Nur ein paar Beispiele: Europapolitisch war da der Flirt der Bundesregierung mit der Chatkontrolle, einem autoritären Plan der EU-Kommission, der noch immer nicht vollständig abgeräumt ist. Bundespolitisch gab es Zoff in der Koalition um Bürgergeld und Verbrennermotoren. Und weltpolitisch ist Frieden im Nahen Osten so greifbar wie schon lange nicht mehr geworden. Über all diese Themen ließen sich mehrere Kolumnen schreiben, aber gerade in solchen Wochen lohnt ein Blick auf die Themen, die in der allgemeinen Gemengelage untergegangen sind.
Unerträgliches Hetzen der Partei die Linke
So zum Beispiel der Aufruf der Linken in Treptow-Köpenick gegen das Online-Medium Apollo News. Dieses habe „keinen Platz“ in ihrem Kiez. Man müsse ihnen daher „auf die Tasten treten“. Der Aufruf in großen roten Lettern lautete: „Lasst uns gemeinsam Alt-Treptow für Apollo News ungemütlich machen!“. Dieses für sich genommen schon unerträgliche Gehetze gegen ein Medium wäre schon beunruhigend genug. Aber es kam nicht von irgendwem, sondern von einer Partei, die im Deutschen Bundestag und in mehreren Landtagen vertreten ist und an zwei Landesregierungen beteiligt ist. Ich nannte das Ganze daher nicht nur einen widerlichen und inakzeptablen Gewaltaufruf, sondern habe auf der Plattform X auch zu erkennen gegeben, dass ich eine klare Distanzierung der Bundesspitze der Linken erwarte. Eine Partei, die von allen großen Medien im Land nahezu völlig unkritisch als normale politische Kraft klassifiziert wird und die nicht nur in den Ländern Macht besitzt, was sie Friedrich Merz gerne aufs Brot schmiert, wenn er mal wieder eine verfassungsändernde Mehrheit braucht.
Ein widerlicher und inakzeptabler Gewaltaufruf. Die Bundesspitze der Linken sollte sich – sofern ihr auch nur ein Mindestmaß an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung liegt – umgehend davon distanzieren, den Aufruf verurteilen und sich von diesen Hetzern trennen. WK https://t.co/iUmb7aXIjV
— Wolfgang Kubicki (@KubickiWo) October 7, 2025
Natürlich gab es keine Distanzierung aus der Linken. Stattdessen eine Breitseite gegen die Kritiker der Aktion: „Wer Apollo News verteidigt, sollte den politischen Kompass justieren“, ließ der Initiator der Kampagne, der Linken-Bezirkschef Warnke, wissen. Gemeint ist damit natürlich, dass das Online-Medium rechtskonservativ ist. Für manche Kritiker „zu rechts“, wobei ich mit dieser Kategorie nichts anfangen kann. Entweder man steht auf dem Boden der Verfassung, oder nicht. Entweder man ist rechtstreu, oder nicht. Und da spielt links, rechts, Mitte, oben oder unten einfach keine Rolle. Dachte ich zumindest. Die Botschaft des Herrn Warnke ist zwar etwas verklausuliert, aber doch deutlich: „Seht her! Die uns kritisieren, paktieren mit den Rechten!“
Als ob Einschüchterung dann ok wäre, wenn einem die politische Haltung des Eingeschüchterten nicht passt. Das ist – ich sage es wie immer „ungefiltert“ – komplett irre. Noch irrer ist aber, dass sowohl der Vorfall als auch die Reaktion von Herrn Warnke keine große Empörung auslösten. Der Deutsche Journalisten-Verband ließ wissen, es handele sich um ein Lokalthema und man kommentiere nur Bundesthemen. Na prost Mahlzeit – wer solche Kollegen hat, braucht eigentlich keine Feinde mehr.
Woran liegt das? Ich denke, wir haben uns in jüngster Vergangenheit schleichend an die Normalisierung politischer Gewalt gewöhnt. Vor kurzem haben Palästina-Aktivisten eine Geschäftsstelle der CDU in Göttingen zertrümmert und mit Parolen beschmiert. Auch hier blieb die große Entrüstung aus. Und auch der Fall von Michel Friedman und dessen abgesagtem Auftritt in Nordwestmecklenburg ist hier aus jüngster Vergangenheit zu nennen. Die Begründung soll zunächst gewesen sein, dass man Protest aus der rechten Szene befürchte. Das wurde später bestritten, aber eine wirklich überzeugende Begründung wurde nie geliefert. Allein auf die Idee zu kommen, das sei ein guter und plausibler Grund, einen Publizisten auszuladen, ist schon alarmierend. Aber so scheint die Stimmungslage im Land inzwischen zu sein: Wer vermeintlich oder tatsächlich mit unbequemer Meinung auffällt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Gegenreaktionen etwas heftiger ausfallen.
Ich denke, unsere Maßstäbe sind hier in geradezu gefährlicher Weise ins Rutschen geraten. Und das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil wir vor einem Jahr noch recht viel Berichterstattung zu Gewaltdelikten vor allem gegen die Grünen hatten. Wobei ein näherer Blick hierbei präzisierte, dass die Grünen sich vor allem bei Beleidigungsdelikten und Ähnlichem besonders betroffen fühlen konnten. Bei tatsächlicher Gewalt waren vor allem Vertreter der AfD besonders betroffen. Ein Umstand, der schon damals zu wenig Beachtung fand. Dabei geht es ja keineswegs darum, irgend eine politische Richtung zu Märtyrern oder Ähnlichem zu stilisieren. Sondern es geht um die eigentlich recht einfache Frage: Tolerieren wir Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung? Nein? Sehr gut!
Die Anschlussfrage lautet aber: Tolerieren wir sie bei manchen etwas mehr, weil wir finden, der oder die Angegriffene habe es irgendwie verdient? Diese Frage wird nicht mit dem gleichen entschlossenen Nein beantwortet, und darin liegt das Problem. Eine rote Linie ist eine rote Linie, und die sollten wir schleunigst wieder ziehen, wo offen oder verdeckt mit Gewalt gegen Andersdenkende kokettiert wird.
Wenn bestimmte Veranstaltungen nur noch mit Polizeischutz möglich sind, wenn Podien aus Angst vor Randalen abgesagt werden, wenn Menschen wegen ihrer Meinung sich nicht mehr ohne Personenschützer bewegen können, steht der liberale Kern unserer Gesellschaft in Frage.
Ich bin ein leidenschaftlicher Verfechter des Streits. Ich halte ihn für überlebensnotwendig in einer funktionierenden Demokratie. Das meint aber nur den zivilisierten Streit in Rede und Gegenrede.
Meine rote Linie ist dabei deutlich früher gezogen als bei vielen, die sich weniger streitlustig als ich und vermeintlich konsensorientiert präsentieren. Nie würde ich etwa auf die Idee kommen, Menschen, die mir politisch nahestehen, im Zorn auf einen politischen Mitbewerber vor dessen Geschäftstellen zu schicken, wie es Linke und Grüne im vergangenen Wahlkampf in der Auseinandersetzung um das Zustrombegrenzungsgesetz getan haben. Derartige Machtdemonstrationen unter politischen Mitbewerbern sind nicht nur unnötig, sondern sie offenbaren die eigene Schwäche. Denn politische Macht sollte in einer Demokratie aus der Stärke des Arguments erwachsen. Natürlich auch laut und pointiert vorgetragen. Natürlich auch auf Demonstrationen und Versammlungen. Aber doch bitte nicht, um den Gegner einzuschüchtern.
Ganz Deutschland hielt für einen Moment den Atem an, als die abscheuliche Gewalttat gegen die frisch gewählte Bürgermeisterin aus Herdecke publik wurde. Der Fall schlug wohl auch deswegen so hohe Wellen, weil die Mehrheit ein politisches Motiv für überwiegend wahrscheinlich hielt. Das ist der Zustand der politischen Kultur in Deutschland. Es gibt in einer freien Gesellschaft nie absolute Sicherheit, aber wir haben es ein Stück weit doch selbst in der Hand, indem wir wenigstens versuchen, den Maßstab für das, was uns empört, wieder etwas zu finden.
Eine so offene Einschüchterung, inklusive Vertreibungsfantasien Andersdenkender aus bestimmten Stadtteilen, wie wir es von den Linken in Treptow erleben mussten, ist inakzeptabel, sie ist verachtenswert, und es ist eine Schande, dass eine im Bundestag vertretene Partei nicht den Anstand besitzt, sich von so etwas zu distanzieren.
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müsste eigentlich ein Fall für den Verfassungsschutz sein. Nicht so die Linke, die zwar "in großen Teilen linksextrem" ist aber bei der SPD unter Artenschutz steht.
Wenn man bedenkt, das die Stimmen der Linken vielen ganz recht sind um die AfD von der Teilhabe an der Macht auszuschließen oder das Grundgesetz zu ändern, dann fragt man sich, was für ein Sturm der Entrüstung losbrechen würde, wenn ähnliches einem links-grünen Nachrichtenkanal durch einen AfD Ortsverband widerfahren wäre. Alle, die sich nur bei einer Seite aufregen sind definitiv Heuchler.
der Partei „Die Linke“ quasi unmögliches. So, als würde man von Ihrer Partei verlangen, der Freiheit abzusprechen.
Für die Linke generell und das gilt – hier mit Ausnahme der CDU/CSU, die zwar zu linken Parteien mutierten, aber deren „DNA“ nicht haben – für die beiden anderen linken Parteien Grüne und SPD auch, wenn auch nicht so stark, ist Gewalt ein „legitimes“ Mittel, v.a., wenn der Gegner „passt“. Und ob er passt, definieren die selber. Alle drei hier genannten Parteien haben Sympathie für und sogar Vertreter bei die/der Antifa, die wiederum noch viel deutlicher Gewalt-affin ist.
Und daher gilt auch hier, was überall gilt: man muss an die ran, die mit ihnen paktieren, die sie mächtig werden ließen und lassen, obwohl das Volk längst etwas anderes möchte.
Solange eine feige, dumme, unterwürfige Union sich hinter der Brandmauer verkriecht, bleiben diese Parteien machtbestimmend und fördern diese Form der Gewalt.
Nur Mut! Hauen Sie doch mal ordentlich auf den Putz in Richtung Union!
Gewalt geht gar nicht.
Ein No Go !!!
Man stelle sich vor solche Sprüche von der AfD ...
Da möchte ich die Presse mal hören.
Ich habe mir das ganze Thema gestern schon bei Nius angesehen und bin eigentlich gar nicht mehr verwundert. Alles was Sie schreiben Herr Kubicki trifft zu und spiegelt auch meine Meinung wieder. Dass die linksgrünen Parteien das *dulden* bzw. *noch für gut halten* dürfte niemand überraschen. Das aus der UNION nichts von namhaften Politikern kommt, darf auch nicht mehr überraschen. Die wollen nicht merken, dass sie die nächsten sein werden. Etliche Fallbeispiele aus der Vergangenheit bei Äußerungen von Unionspolitikern, wo ein medialer Shitstorm sie dazu brachten, ihre Aussagen zurückzunehmen, reicht denen nicht. Die machen mit und wir sollten nie vergessen, der OB von Berlin, der Stadt, wo sich der Kiez von Nius und Apollo News befindet, ist ein Teil seiner Stadt. Haben wir von Wegener (CDU) etwas gehört? * Der Deutsche Journalisten-Verband ließ wissen, es handele sich um ein Lokalthema und man kommentiere nur Bundesthemen. * Die haben einfach Schi.., dass sie die nächsten sein werden
...über das Erwartbare, Herr Kubicki. Die Nachfolgeorganisation der SED-Schergen ist immerhin noch nicht beim Schiessbefehl angekommen. Aber was nicht ist...; oh je, oh je. Da ist die AfD ja der Hort des reinsten Humanismus solange die Auseinandersetzung letztlich nur verbal erfolgt.
... rechten Extremisten gesehen. Beide "Extreme" bejahen die Gewaltanwendung. Gewalt ist immer der Versuch, anderen seine Meinung einzudreschen! Zwang auszuüben, Angst zu verbreiten! Volkes Wille, also die Demokratie zu brechen!
... wäre doch auch ein naheliegendes Beispiel für "Politiker", die "Politik" nur noch im Interesse des eigenen Messias betreiben können.
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Fanatische Anhänger von Heilspredigern kennen keine Grenzen politischen Handelns mehr, Demokratie hin oder her.
Das Ziel, alle Messias-Kritiker auf die eine oder andere Weise "unschädlich zu machen" oder "aus der Welt zu schaffen", beherrscht ihr Denken und ihre hassgetränkte Phantasie.
Ja, die bolschewistische Linke und die nationalsozialistische Rechte gehören zu dieser Art von Politikern. Da haben Sie vollkommen recht, Herr Kubicki, wie ja auch die Geschichte zeigt.
Aber die glaubensblinden und fanatischen Anhänger von Greta Thunberg oder von Wladimir Selenski - was ist mit denen?
Ich finde, dass sich Frau Reichinnek und Frau Strack-Zimmermann doch ziemlich ähnlich sind.
Menschen, die andere Ansichten haben, als sie die herrschende, selbsternannte "Elite" vertritt, systematisch diffamiert werden.
Dies ist in Deutschland in den letzten Jahren nicht nur unwidersprochen, sondern bejubelt von den ö. r. Medien, Kirchen u. allen möglichen gesellschaftl. Institutionen, täglich geschehen.
J e d e r hätte früh wissen können, wohin es führt, wenn man Mitmenschen zu "Aussätzigen" erklärt, aber man wollte es nicht!
Das wunderbare Gefühl, zu den "Guten" zu gehören, dominierte bei den meisten Deutschen.
Sehr früh wurde nicht nur Gewalt gegen Sachen im Umfeld der AfD ausgeübt, sondern auch gegen Menschen, aber es war den anderen Parteien egal bzw. sogar recht.
Jetzt sieht man, daß zumindest die im BT hoch angesehenen Linken und Grünen keinerlei Hemmungen mehr haben, ganz offen zur Gewalt gegen die verhaßten Andersdenkenden aufzurufen.
Die Saat geht auf, die gesät wurde. Sich jetzt darüber zu wundern, zeugt von Naivität bzw. grenzenloser Dummheit u. Arroganz.
und im insgesamt steigenden Gewaltklima hat das auch politische Konsequenzen, auch dass sich Menschen erst gar nicht politisch engagieren. Politik wird dann zu einem Feld der radikaleren Kräfte, weil die gemäßigteren dem eher ausweichen.
Trotzdem sehe ich so direkt die Gewalt hier nicht als das größte Problem. Ich unterstelle, dass das Ganze von Links nicht direkt gewalttätig gemeint ist und dass die allermeisten Linken im Kern gewaltlos sind. (aber klar: wenige Gewalttäter reichen immer)
Was dagegen aus meiner Sicht dominant und demokratisch gefährlich ist, ist die 100% Überzeugtheit von der eigenen Meinung. Das ist auf Dauer demokratisch schwierig. Vielleicht ist Demokratie da auch prinzipiell überfordert, d.h. der Mensch ist prinzipiell mit Demokratie überfordert, weil er so für seine Sichtweisen brennt, dass er einfach fassungslos ist, wie andere die Dinge anders sehen können?
"Der Deutsche Journalisten-Verband ließ wissen, es handele sich um ein Lokalthema und man kommentiere nur Bundesthemen."
Der DJV hat doch einen Regionalverband in Berlin. der hätte das doch kommentieren können.
„die Linken“ flirtet die Union, um im Parlament um eine 2/3 Mehrheit zu erzielen ……
Kein Wunder das eine Mehrheit der Meinungsforschungsinstitute die AfD vor der Union in Front sieht…… Der Union wird es wie dem Land, den Grünen und der SPD ergehen:
nur weiter abwärts bei der betriebenen Symolpolitik z.B. beim Bürgergeld bei dem nur die sanktioniert werden, die den vereinbarten Termin beim zweiten Mal nicht einhalten.
Wieviel % (im Promille- Bereich ?) betraf es denn in der Vergangenheit ? Außer vielleicht den allein lebenden nicht mobilen und leicht dementen Rentnern ?
An die ukrainischen Wehrdienstverweigerer samt Familien und von unseren Goldstücken inkl.. den nachgezogenen Familienmitgliedern mal ganz abgesehen, die unbeschadet davon gekommen sind !
Mit besten Gruß aus der Erfurter Republik
