
- Angela Galilei
Eine erstaunlich emotionale Rede hat die sonst so nüchterne Bundeskanzlerin heute im Bundestag gehalten. Eigentlich sollte es um ihren Etat gehen. Doch spätestens mit einem Zwischenruf aus der AfD-Fraktion wurde es sehr grundsätzlich.
Ob die Kanzlerin sich bei ihrer heutigen Rede fühlte wie Brechts Galilei im Palast des Florentinischen Gesandten in Rom? „Nein, nein, nein“, widerspricht der Astronom da dem kleinen Mönch: „Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“
Die Wahrheit, ein großes Wort und in der Politik meist etwas Subjektives, lässt sich in der Wissenschaft besser definieren und schwerer zurechtbiegen. Oder um noch einmal mit Brechts Galilei zu sprechen: „Die Winkelsumme im Dreieck kann nicht nach den Bedürfnissen der Kurie abgeändert werden.“ Doch die Wahrheit an sich ist wertlos, sie braucht immer jemanden, der sie ausspricht und der sie verteidigt.