Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit / dpa

Bundespräsident zur Deutschen Einheit - Die schlimmste von vielen schlimmen Steinmeier-Reden

Sachliche Fehler, lustlos vorgetragen: Die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit war eine große Enttäuschung, schreibt der Herausgeber des „Tagesspiegel“, Stephan-Andreas Casdorff.

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Der Kollege Stephan-Andreas Casdorff, Herausgeber des Berliner Tagesspiegel, ist einer der erfahrensten politischen Beobachter in der deutschen Presselandschaft. Sein ewig jungenhaftes Gesicht täuscht darüber hinweg, dass er als Korrespondent der Stuttgarter Zeitung auch noch die Ausläufer der Bonner Republik aktiv und vor Ort miterlebt hat.

Er hat also den historischen Überblick und kann pointiert formulieren, setzt seine rhetorischen Waffen aber dosiert ein und hat grundsätzlich Respekt vor den Institutionen dieses Staates. Bei ihm kann man also davon ausgehen, dass er nicht mal eben einen gegen den Bundespräsidenten raushaut wie irgendein Wutbürger. 

„Groß nur in der Enttäuschung“

Deshalb hat es eine besondere Dimension, wenn sich Casdorff die Rede von Frank-Walter Steinmeier zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit unter der Überschrift „Was für eine Rede“ vornimmt und mit dem Skalpell zerlegt. 

Kein Bundespräsident habe je so viele Redenschreiber wie der amtierende gehabt, hebt Casdorff seinen Verriss an. „Und doch war seine Rede missglückt; denn sie war groß nur in der Enttäuschung, die sie hinterließ.“

Öde und betonungsfrei

Das beginne schon mit sachlichen Fehlern. So sei von Friedensabkommen mit Warschau und Moskau die Rede gewesen. Es habe sich aber um Verträge gehandelt, denn Friedensabkommen hätten unweigerlich „Reparationsleistungen zur Folge gehabt, die unter allen Umständen vermieden werden sollten und mussten. Es waren vielmehr Gewaltverzichtsabkommen, und die waren umstritten genug.“ Die Lektüre des sogenannten Bahr-Papiers, benannt nach Willy Brandts Berater Egon Bahr, hätte schon gereicht, das im Blick zu haben. „Im Präsidialamt sollte es den einen oder anderen geben, der das weiß.“

Casdorff vermisste in den obendrein nach Augenzeugenaussagen öde und betonungsfrei vorgelesenen Worten einen Hinweis auf die  2+4–Verhandlungen, an deren Ende erst das völkerrechtliche Festschreiben der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze möglich wurde.

Kein Wort über Kohl

Die Schmerzen des Autors gehen weiter: „Wir Deutsche feiern 30 Jahre Einheit – und der sozialdemokratische Bundespräsident verliert kein Wort, nicht ein einziges, über Helmut Kohl, den Kanzler der Einheit. Weil er was war? Christdemokrat?“ Man müsse Kohl nicht mögen, weiß Gott nicht, um dennoch seinen Beitrag (übrigens damit verbunden: zur europäischen Einigung) und seinen unbestreitbaren geschichtlichen Rang anzuerkennen. Und aus diesem Anlass, wie es sich gehört, zu würdigen. Michail Gorbatschow sei genannt worden.

Der Blick auf die Bürgerrechtler hält Casdorff zwar für richtig, aber ohne Blick nach vorn für zu sehr rückwärtsgewandt.
Sein Fazit: „Kein Richard von Weizsäcker, kein Johannes Rau hätte eine solche Rede gehalten wie der Bundespräsident, der in diesem geschichtsmächtigen Jahr die Ehre hatte, für uns Deutsche zu sprechen.“

Den Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff finden Sie hier.

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Holger Jürges | Mo., 5. Oktober 2020 - 12:07

...wenn "Eule" Steinmeier" im Fersehen auftaucht, greife ich reflexartig zur Fernbedinung und schalte um: Das allseits bekannte und stets obstinante Schwadronieren im Kosmos linker Scheinwahrheiten, die stets das Wichtigste aussparen oder schlicht ignorieren, muss ich nicht haben...

Heinz-Jürgen Fischer | Mo., 5. Oktober 2020 - 18:29

Antwort auf von Holger Jürges

Ja ,die Rede von Ministerpräsident Woidke hörte ich mir an, dann sofort ausgeschaltet.

Gerhard Lenz | Di., 6. Oktober 2020 - 11:38

Antwort auf von Holger Jürges

...als wenn gerade die von Ihnen gern gepriesene Konkurrenz Bessere zu bieten hätte!

Aber natürlich bekommen Sie dort keine "linken Scheinwahrheiten", sondern "donnernde, nationalistische Fanfaren", im Stile von "Wir werden sie jagen!".

Allerdings kommt auch ein unvoreingenommener Beobachter zu dem Urteil, dass Herr Steinmeier, ein Mensch, den ich auch als Politiker sehr schätze, in seiner Eigenschaft als BP zu oft zu salbungsvoll zu viel Pathos verbreitet.

Schön wäre es, wenn ein Sozialdemokrat öfter die Tonart des Volkes finden würde. Und eben nicht wie ein Pfarrer klingt.

Urban Will | Mo., 5. Oktober 2020 - 12:27

Bundespräsident bisher sonst noch so geleistet hat, wundert mich sein abermaliges Versagen überhaupt nicht.
Er spaltet durch seine Worthülsen, sein Auftreten und oftmals seltsame Aktionen dieses Land immer mehr.

Er ist seinem Amt nicht gewachsen, sein Ausscheiden aus diesem überfällig.

Es muss endlich jemand her, der die Kunst des Redens beherrscht und dieses moralisch und ethisch zutiefst zerrissene Land wieder einigt.

Und der es schafft, eine Atmosphäre ehrlichen Diskutierens und Streitens wieder entstehen zu lassen.
Das ist die größte Aufgabe, welche der / die Nächste in Bellevue zu bewerkstelligen hat, damit wird er / sie diesem Land den größten Dienst erweisen.

Die öden und emotionslos vorgetragenen Reden der obersten Repräsentanten des Staates zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit spiegeln den gesellschaftlichen Zustand des Landes auf frappierende Weise wider. Steinmeiers Rede war nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit den historischen Reden eines Richard von Weizsäcker oder der „Ruckrede“ von Roman Herzog. In einer Zeit des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruchs wäre es eigentlich die Aufgabe des Bundespräsidenten, der Bevölkerung Halt und Orientierung zu vermitteln und den Bürgern ein Zukunftsbild des künftigen Zusammenlebens aufzuzeichnen. Steinmeier und die Kanzlerin Merkel sind Protagonisten eines durchaus erfolgreichen „Gestern“, die für eine erfolgreiche Gestaltung des "Morgen" jedoch keine Impulse mehr zu setzen vermögen. Einer guten Führungskraft geht es nicht darum, dass die Menschen ihr bedingungslos vertrauen. Sie schafft es, dass die Menschen sich selbst vertrauen. Dieses Land hat ein eklatantes Führungsproblem.

Lieber Herr Will,
Ihre Hoffnung, dass der nächste Bundespräsident von anderem Holz geschnitzt sein könnte, kann ich nicht teilen. Garantiert doch schon das Wahlverfahren, dass wieder ein "Wunschkandidat" der vereinigten Parteienlandschaft zu Zuge kommen wird. Diese Wahl wird dann wieder als "Sternstunde der Demokratie", allerdings unter Ausschluss des gemeinen Wählers, in unsere Geschichte eingehen.

an Dr. Schäuble, der allerdings mit seinem badenser Geschwurbel nicht verstanden würde. Er möchte es allerdings noch mal wissen, ein sehr hohes Amt wäre ihm zu gönnen. Schließlich ist Frau Pelosi auch bereits 80!!!! Und ans aufhören denkt sie nicht, solange man sie nicht aufhört.

Yvonne Stange | Mo., 5. Oktober 2020 - 12:46

Und ewig grüßt das Murmeltier: Nicht mein Präsident!
Wieso wird dieses Amt nicht endlich abgeschafft? Ist doch verzichtbar. Und würde Geld sparen....

gabriele bondzio | Mo., 5. Oktober 2020 - 17:30

Antwort auf von Yvonne Stange

Da bin ich einer Meinung. Ein Grüß-August von dem Format ist überflüssig!
Wulf und Gauck wollen ja auch noch versorgt werden.Horst Köhler hätte am meisten gekostet, verzichtet aber auf den "Ehrensold".

Ronald Lehmann | Mo., 5. Oktober 2020 - 19:39

Antwort auf von Yvonne Stange

Nicht die Gelder sind das Problem.
Die Ausführenden! Egal ob Staat, Kirche oder Medien.
Und an diesem "Gelämmer" kann man erkennen, dass dss Boot der Demokratie immer mehr ins seichte Ufer kommt.

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 5. Oktober 2020 - 12:54

Die Kritik an der Rede des Bundespräsidenten (die ich nur in wenigen Auszügen kenne) mag berechtigt sein. Mich stören andere Aussagen von ihm viel mehr.
So steht geschrieben, der Bundespräsident lobte: „Ja, wir leben heute in dem besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“. Und das - trotz der Corona Pandemie, trotz der vielen Menschen, die die Meinungsfreiheit eingeschränkt sehen, trotz seiner eigenen Worte in München vor einer Woche: „Der Rechtsextremismus hat tiefe Wurzeln in unserer Gesellschaft“?
Sind das die Zeichen für „das beste Deutschland, das es jemals gegeben hat“? Was ist mit der Spaltung in unserer Gesellschaft, die er als „bröckeln des Zusammenhalts, Misstrauen in die Politik und Nährboden für Populismus“ beschreibt. Wo trägt der Präsident mit seinen Worten zum Zusammenhalt bei?

Juliana Keppelen | Mo., 5. Oktober 2020 - 17:14

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Danke, dass sie dieses "das beste Deutschland das es je gab" so schön als hohle Phrase entblättert haben. Dieses "beste Deutschland das wir je hatten" kommt mir eher wie eine abgetakelte Diva vor die nur durch eine dicke Schminkschicht noch einigermaßen ansehnlich wirkt.

Romuald Veselic | Mo., 5. Oktober 2020 - 12:58

"Reden" zu halten, denn er nicht vom Volk gewählt wurde, sondern von der Klientel, die zuvor ein abgekartetes Spiel bei Schnaps u. Pralinen, untereinander abstimmte. FWM, ist für mich eine abstrakt-anonyme Person ohne Bezug zu breiten Massen, mit pseudo-repräsentativer Funktion, als Teil unseren Politparteien-Demoxkratie. Eine zusätzliche, absolut unnütze Institution, wie die nicht klassifizierte Masse der 709! Bundestagabgeordneten. Dass er den BK Helmut K nicht erwähnte, kann man als einer der dümmsten Polit-Vorsätze bezeichnen. Seitdem FWM dem iranischen Präs (auch eine Quasifigur neben dem obersten Oberkuttenträger, dem tatsächlichen Machthaber) zur Wiederwahl gratulierte, ist der Mensch, bei mir durch alle Anstandsregale durchgefallen, bis zum Südpol hin. Da wir in einer Epoche der Entschuldigungen leben, erlaube mir, mich für meine Einstellung, nicht zu entschuldigen...

Walter Müller | Mo., 5. Oktober 2020 - 13:04

Als „Öde und betonungsfrei” wird Steinmeiers Rede beschrieben. Wenn ich mir Steinmeiers Reden der Vergangenheit in Erinnerung rufe, verstehe ich nicht, warum man rhetorische Mängel erst jetzt kritisiert: Hat Steinmeier jemals mitreissen können? Das rhetorische Talent ist nicht jedem gegeben, und offenbar auch kein kritischer Erfolgsfaktor, wie man am Beispiel Angela Merkel sieht. Es ist allerdings richtig, dass man zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit auch inhaltlich hätte mehr erwarten dürfen. Ich habe den Eindruck, dass bei Steinmeier - noch mehr als früher - vieles zur Pflichtübung verkommen ist. Er hat nun mal diesen Job und leistet ihn ab. Irgendwie erscheint er mir damit wie ein Spiegelbild der aktuellen SPD. Schade.

Rainer Mrochen | Mo., 5. Oktober 2020 - 13:10

...kann ich nur sagen:" Mein Bundespräsident ist der nicht". Er spricht auch nicht für mich. Im Gegenteil: Ich finde diese Person zum schämen. In seinen Rollen als Kanzleramtsminister, Fraktionsvorsitzender, Aussenminister, Bundespräsident hat er als Parteisoldat, der SPD, funktioniert, als Mensch versagt. Als BP ist er politisch nicht neutral sondern eindeutig links orientiert ( hat der sein Amt überhaupt begriffen?). Für mich ist der kein BP aller Deutschen.

Markus Michaelis | Mo., 5. Oktober 2020 - 13:13

Es ist schwieriger geworden noch zu wissen, was wir genau feiern sollen.

Der Teil der Gesellschaft (soweit man von fest umrissenen Teilen reden kann), der von Steinmeier vertreten wird, bricht zu neuen Ufern auf: Europa, postnational, alle Menschen und die Menschheit, universelle Werte. Das Alte dient mehr der Mahnung es jetzt ganz anders zu machen: nie wieder Kolonialismus, Imperialismus, Unilateralismus, Nationalismus, Rassismus und Nazis. Viel für Umwelt und Solidarität.

Dieses "neue Deutschland" hat Millionen (durchaus glühende) Anhänger - insbesondere in den gebildeteren und staatstragenden Schichten. Soweit ok.

Das Problem ist nur: was sollten wir in der Vergangenheit und bezogen auf Deutschland feiern? Es fällt auch schwer die Zukunft zu feiern, weil die unklar ist, außer, dass es nicht die Vergangenheit sein soll. Die Zukunft feiern fällt auch schwer, weil die von Millionen erhoffte neue Welt eben nur von Millionen so gesehen wird, und so viel mehr bunter und anders denken.

Jacqueline Gafner | Mo., 5. Oktober 2020 - 18:26

Antwort auf von Markus Michaelis

die zu beantworten der amtierende Bundespräsiden anscheinend verpasst hat, obwohl sich das aus Anlass des runden Jubiläums eigentlich angeboten hätte. Überzeugende Bilder für eine ganz Deutschland umschliessende inhaltliche Klammer zu finden, ist dabei zugegeben nicht ganz trivial, nachdem ein Teil der deutschen Gesellschaft von einem "neuen Deutschland", wie oben beschrieben, träumt, während ein anderer Teil der Gesellschaft das "alte Deutschland" der Wendezeit zurückhaben möchte und ein dritter Teil die deutsche Einheit an sich (heute) kritisch sieht. Doch wäre es gerade vor diesem Hintergrund wichtig gewesen, in Erinnerung zu rufen, weshalb der 3. Oktober seit 1990 ein nationaler Feiertag ist bzw. sein sollte, über alle Lager und politischen Differenzen hinweg.

Ingo Kampf | Mo., 5. Oktober 2020 - 13:22

....einen ihrer besten Kanzler in den Wind gejagt und in den entscheidenden Tagen des Herbstes 1989 auch noch jede Forderung nach der Wiedervereinigung zurückgewiesen. Es war Willy Brandt der vom Zusammenwachsen dessen sprach, was zusammen gehörte. Steinmeier ist weder inspirierend noch neutral. Er ist und bleibt ein Sozi, der als kleinster gemeinsamer Nenner der Bundesversammlung ins Amt gekommen ist. Eine Kolumnistin nannte seine Rede höchstens dem Jubiläum einer Sparkasse würdig. Dafür, daß die Wiedervereinigung ein großes Geschenk der Geschichte für die Deutschen gewesen ist, muß man so eine Minderleistung als Frechheit bezeichnen. Er ist genau so wenig mein Präsident, wie sein Vorgänger.

Gustav Ehlert | Mo., 5. Oktober 2020 - 14:22

Und in meinen Augen ist Steinmeier ohnehin einer der schwächsten Bundespräsidenten der letzten Jahrzehnte. Denn:

1.) Fehlt ihm eindeutig ein Leitthema, mit dem er verbunden wird, wie es vor allem bei seinen drei unmittelbaren Vorgängern vorbildlich der Fall war.
2.) Kommen von ihm keine neuen, frischen Denkanstöße für die Gesellschaft, da er sich meist nur zu Themen äußert, bei denen man es ohnehin vom Bundespräsident erwartet. Er geht also über Standards nicht hinaus.
3.) Äußert er sich auch zu diesen Standard-Anlässen immer nur äußerst vorhersehbar und dann oft noch so inkorrekt wie bei dieser besagten Einheitsrede.
4.) Trägt er meist monoton und lustlos vor. So langweilig wie er auch schon als Außenminister war.
5.) Hat er 2017 auch noch die Große Koalition ins Amt befördert, die es gewiss nicht noch einmal gebraucht hätte.

Fazit: Hoffentlich wird Steinmeier bei der Bundesversammnlung im kommenden Jahr nicht wiedergewählt! Da muss dringend jemand mit mehr Profil ins Amt...

Rolf Bergmeier | Mo., 5. Oktober 2020 - 14:41

Die Rede war einfach grausam. Dazu unverständliche Fehler in der historischen Darstellung der Ereignisse. So u.a. bei der Erwähnung der angeblichen Verfolgung der Juden im Kaiserreich. Diese hatten nach 1871 großen Freiraum im Deutschen Reich und bedankten sich mit zahlreichen herausragenden Gelehrten und Künstlern. Der oberste Repräsentant der Bundesrepublik mit einem öden und schludrigen Vortrag. Ein Sinnbild der verlorenen Bildung unserer Spitzenpolitiker.

Heidrun Vathke | Mo., 5. Oktober 2020 - 16:57

Antwort auf von Rolf Bergmeier

Den Ausführungen von Herrn Rolf Steinmeier kann ich nur zustimmen.

Brigitte Simon | Mo., 5. Oktober 2020 - 17:42

Antwort auf von Rolf Bergmeier

Fehlte Steinmeier aus seiner politischen linken Vergangenheit die Freude an der
Wiedervereinigung? Steinmeier war während seines Jurastudiums Schüler des
Verfassungsrechtlers Ridder, der als linksliberaler Bürgerrechtler galt und Her-ausgeber von "Demokratie und Recht" war. Da auch Mitglieder der Deutschen Kommunistischen Partei (DP) Einfluß bei der Zeitschrift hatten, wurde diese - inclusive Steinmeier - vom Verfassungsschutz beobachtet. Für ihn war jede Informationsgesellschaft zugleich eine Überwachungsgesellschaft.

Und die Grünen?
Vor 30 Jahren wurde Deutschland wiedervereinigt. Keine andere Partei schätzte die Lage so falsch ein wie die Grünen. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, gäbe es die DDR immer noch. Mit Selbstgewissheit vertraten die Parteifunktionäre 1990 ihre gravierenden Fehleinschätzungen. Nach massenhaften Eintritt einstiger Linksradikaler aus der 68er-Bewegung wurde eine sofortige Auflösung der NATO gefordert.

Vielleicht wußten seine Redenschreiber nichts davon?

helmut armbruster | Mo., 5. Oktober 2020 - 15:54

Amt nicht ausfüllen kann. Er kann es nicht mangels Perslönlichkeit, Charakter, Charisma und Einfühlungsvermögen.
Da fragt man sich wie ist es möglich, dass so jemand in das höchste Amt kommt?
Und diejenigen, die ihn in dieses Amt gehievt haben sollten sich fragen welchen Schaden sie dadurch unserem Land zugefügt haben.
Es ist schließlich keine Kleinigkeit wenn das höchste Amt laufend an Autoriät und Respekt verliert und desavouiert wird.

Armin Latell | Mo., 5. Oktober 2020 - 15:55

ich habe diesbezüglich Schaden genommen, sehr wahrscheinlich sogar. Ich bin schon lange nicht mehr in der Lage, diesen Phrasen-Sprechpuppen irgendwie zuhören zu können. Das bereitet schon körperliche Schmerzen. Und ich meine nicht nur FWS. Für mich ist dieser Mensch verliebt in seine eigene Stimme, der größte Fan seiner eigenen, immerhin noch nach grammatikalischen Regeln, aneinander gereihten Worte, die mit entsprechender Zeichensetzung und Betonung Sätze ergeben. Sätze ohne jegliches intellektuelle Niveau, ohne Tiefgang, wie sie eben ein Durchschnittsabgeordneter der SPD so von sich gibt. Ein Wein trinkender Wasserprediger. Die Zeiten eines Präsidenten für alle Bürger sind schon lange vorbei, aber dieser ist zusätzlich noch extrem parteiisch, im wahrsten Sinn des Wortes. Wo soll Empathie bei dieser Gesinnung herkommen? Einmal hat er für uns alle gesprochen: bei den Glückwünschen an das iranische Regime. Nicht mein Präsident. Dann lieber Vaatz. Da bin ich eben irgendein Wutbürger.

Klaus Funke | Mo., 5. Oktober 2020 - 16:45

Und das ist ein Präsident vom Schlage eines Richard von Weizäcker. Mein Gott, war dieser Mann für das Amt begnadet, was hatte der für einen Intellekt, was war der für ein Einender, wie konnte der reden - beinahe ein Thomas Mann auf dem Präsidentenstuhl. Nicht wie dieser dem parteipolitischen Kalkül entstammende Steinmeier. Steinmeier ist einer von Merkels Gnaden. Er ist Geist von ihrem Geiste. So einen brauchte sie, so einen hat sie gewollt. Ein Präsident aber soll das Land vereinen, er soll der wirkliche Präsident aller Deutschen sein. Was macht dagegen der SPD-Mann Steinmeier? Er spaltet, er hetzt, er setzt die falschen Signale und ist auch außenpolitisch kein wirklicher Staatsmann - man denke an die Gratulationsverweigerung für Donald Trump und an andere fatale Auftritte. Eine Schande, dieser Mann! Das einzig Positive an ihm ist - er hat seiner Frau eine Niere gespendet, wenn es auch medial verwertet worden ist.

Maria Mazur | Mo., 5. Oktober 2020 - 17:20

ist es immer sehr ermüdend unserem Präsidenten zuzuhören. Leider und sehr schade, denn andere Aufgaben hat er nicht, als das Volk für einander zu begeistern und Zusammenhalt zu erzeugen. Das Gegenteil gelingt ihm. Und das in einer Weise. Na ja, ein Redakteur schrieb, dass sich seine Rede wie eine Vollnarkose anfühle .. mehr ist dem nicht hinzuzufügen.

Rolf Rattay | Mo., 5. Oktober 2020 - 17:22

Dieser Bundespräsident ist nicht mein Präsident!
Das politische Personal in Deutschland wird immer
tendenziöser und in seiner ,,Mittelmäßigkeit,, nicht zu übertreffen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 5. Oktober 2020 - 17:47

Warum sollte Steinmeier bessere Reden halte als die Regierung?
Inzwischen ist die deutsche Sprache derart eingeengt und auf links-grüne Begriffe reduziert, da passen möglicherweise Erinnerungskultur und ein angemessenes Gedenken und eine staatstragende Rede mit Formulierung die "ewig gestrig" klingen könnten nicht mehr in die Neuzeit.
Vielleicht hätte er sich das Redemanuskript von Feine Sahne Fischfilet schreiben lassen sollen, dann hätte er bei denen als Frontsänger mehr Zuspruch als bei vielen konservativen Bürgern.
An einen Weizäcker ist bislang kein BP heran gekommen und eigentlich ist es Blasphemie, von diesem BP Steinmeier die Klasse und den Charakter eines Herrn von Weizäcker vergleichend zu erwarten. Er hat schon als Außenminister nichts getaugt. Das hat er jetzt nur gesteigert.
Dieser BP ist nicht meiner. Er wurde von mir nicht gewählt, seine gesamte inzwischen regierungsstützende Haltung ist Gift für unsere Demokratie. Mann kann nur hoffen, dass, der nicht verlängert.

Fritz Elvers | Mo., 5. Oktober 2020 - 18:34

jedes Jahr zum selben Thema eine feurige Rede zu halten. Aber er hätte sein Bedauern darüber ausdrücken können, dass der 03.10. diesmal auf einen Samstag fiel.

wird eben auch nicht der 30. Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert. In Wirklichkeit hat dieser Mensch noch nie weder eine feurige, noch eine staatstragende, noch eine intellektuell anspruchsvolle Rede von sich gegeben. Das könnte man ertragen, wenn er wenigstens die minimale Anforderung, die an seinen Job gestellt wird, erfüllen würde: Neutralität, über dem politischen Kleinklein stehend. Dieser Funktionär spaltet die Gesellschaft, er ist kein Mensch des Ausgleichs. Die eine wähnt sich in neuen Kleidern, ist aber nackt, der andere trägt Schuhe, die ihm viel zu groß sind. Deswegen gelingt ihm auch kein einziger gerader Schritt. Spielt aber alles keine Rolle, er muss sich ja keinem Wähler stellen.

Albert Schultheis | Mo., 5. Oktober 2020 - 19:02

Steinmeier feiert die Deutsche Einheit! Er hat auch allen Grund dazu. Kaum ein anderer Politiker hat mit so geringer Eignung ein so hohes Amt erklommen (vielleicht Claudia Roth noch!). Aber für den Rest der Deutschen, und insbesondere für die Ostdeutschen gibt es nichts zu feiern. Nach dem einzigartigen Aufbegehren gegen den mörderischen Stasi- und Mauerstaat, nach dem hochfliegenden Enthusiasmus ist längst tiefe Enttäuschung eingekehrt und abgrundtiefe Spaltung. Der physische "Antifaschistische Schutzwall" (eine der größten Propagandalügen der SED-Schergen) - er hat längst wieder Einzug gehalten in den Köpfen, unter der besonderen Fürsorge der Kanzlerin ("unverzeihlich!", "muss rückgängig gemacht werden!"). Langst haben wir den ersten Kommunisten als Ministerpräsidenten und die erste Stalinistin als Verfassungsrichterin - den ersten unter besonderer Beihilfe, die zweite unter wohlgefälligem Geschehenlassen der Kanzlerin. Nein, es gibt nichts zum Feiern!

Hubert Sieweke | Mo., 5. Oktober 2020 - 19:29

es nicht mehr schafft, Präsidenten wie Heuss, Herzog. Weizäcker oder auch Scheel auszuwählen, die sich ja jedweder Parteinahme enthalten haben.
Bei Herrn Steinmeier, der ja sicher Angst hatte, welcher Job für ihn denn übrig bleibt, nach Nahles und Gabriel, ist der Kulminationspunkt eines Parteipräsidenten erreicht, der dazu noch nach scharf links tendiert. Er war eben nur Parteiläufer im Leben, eigene Errungenschaften zeichnen diesen Mann nicht aus.
Seine Reden sind so nichtssagend und teilweise gegen Andersdenkende demoralisierend wirkend, dass wohl der überwiegende Teil der nicht SPD Wähler mit diesem Präsidenten wenig anfangen kann.
Öffentliche Auftritt z.B. in Ostdeutschland meidet er, nachdem sein Vorgänger dort schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Milan Chudaske | Mo., 5. Oktober 2020 - 19:39

Vergleicht man die Reden von Steinmeier und Herrn Vaatz im Sächsischen Landtag, bekommt man einen Eindruck davon, welches "Fachpersonal" durch die Wiedervereinigung nach oben gespült wurde und für wen die Brosamen abfielen.

Karl Napp | Mo., 5. Oktober 2020 - 19:40

Nicht nur in seinen Reden spiegelt der Herr Bundespräsident Verfasstheit und Zustand der Republik heute.
Authentisch eben; besser gehts nicht.

Horst Sulz | Mo., 5. Oktober 2020 - 21:10

Je länger Herr Steinmeir BP ist, desto offenkundige wird, daß er mit diesem Amt überfordert ist. Es genügt eben nicht, als BP ein " Gutmensch" zu sein. Man erinnert sich voller Wehmut an den Homo Politicus, Joachm Gauck, der dieses Amt herovrragend ausfüllte.
Am am meisten stört mich bei Steinmeier, daß er auch in diesem Amt SPD-Parteisoldat geblieben ist. Er hat offenkundgi nicht begriffen, daß ein BP politische neutral zu sein hat und über den Parteien stehen sollte.

Bernd Muhlack | Mo., 5. Oktober 2020 - 21:25

Ein schöner Tag im Mai 1984.
Wir saßen zu dritt auf der Treppe vor der so genannten "Neuen Uni" in der Heidelberger Altstadt.
Noch eine Stunde bis zur Klausur "Großer Schein öffentliches Recht".
Jeder mit der roten Bibel "Sartorius" bestückt.

Plötzlich JH: "Ey, das ist doch der Weizsäcker, oder?"
In der Tat!
Der BP kam auf das Gebäude zu, im Gespräch mit einem "Unbekannten"; dahinter zwei Securities, diese "Overbeck-Typen".
"Wie ich sehe studieren die jungen Herren Jura."
Smalltalk und dann "Alles Gute".
Vollkommen locker, im Gegensatz zum Hausmeister der Mensa.

Der einzige wirklich Prominente welchen ich jemals getroffen habe; den handsignierten Sartorius besitze ich natürlich noch.

Er war ein Überflieger, ein STAATSMANN!
Leider sind solche Kapazitäten abhanden gekommen, kann man ihn nicht irgendwie klonen?

Seine Rede am 8. Mai 1985 im Bundestag war, ist ein absolutes Highlight - "Der Tag der Befreiung."

Zu BP Steinmeier äußere ich mich besser nicht.

gabriele bondzio | Di., 6. Oktober 2020 - 10:10

"Man kann einige Menschen die ganze Zeit und alle Menschen eine Zeit lang zum Narren halten; aber man kann nicht alle Menschen allezeit zum Narren halten." (Abraham Lincoln)
Tja, “Hell”– und “Dunkel-Deutschland” setzen sich zur Wehr, in einem Maß, das unseren BP nicht gefallen dürfte.
Eben die Ernte, wenn unter dem Tarnmantel des “Kampfes gegen Rechts” ein strammer Linkskurs eingeschlagen wird. Und die BR mitten auf dem Weg ist, in ein System, in dem eine von den Mächtigen definierte “Moral” über dem Recht steht.

Helmut Bachmann | Di., 6. Oktober 2020 - 13:25

sollte die Reden von Weizäcker, Herzog und Rau zum 3.Oktober gönnen. Oder mal wieder ein Interview mit Schmidt anschauen. Wie sehr das Niveau abgefallen ist, ist allerdings auch jedes Mal sehr schockierend.