
- „Ich hab nicht gesagt, ich wollte Alte verrecken lassen“
Weil er in einem Interview gesagt hat, der Lockdown-Kurs rette alten Menschen das Leben, die bald sowieso sterben würden, wird Boris Palmer im Internet als Sozialdarwinist und Befürworter der Euthanasie beschimpft. Zu Unrecht, sagt er im Cicero-Interview. Aber kann er die Vorwürfe entkräften?
Boris Palmer ist Oberbürgermeister von Tübingen. Wegen seiner provokanten Facebook-Posts gilt er als enfant terrible der Grünen.
Herr Palmer, wo sind denn Ihre Haare geblieben?
Der Friseur in Tübingen darf gerade noch nicht arbeiten per Gesetz. Also hab ich selbst Hand angelegt.
Im Sat.1-Frühstücksmagazin haben Sie gerade die Frage aufgeworfen, ob es sich lohnt, über 80-Jährige zu retten, die „möglicherweise in einem Jahr sowieso tot wären.“ Überrascht es Sie dass Sie sich jetzt als Sozialdarwinist beschimpfen lassen müssen?
Ja, weil ich nachweislich in dem Interview das Gegenteil gesagt habe.
Aber der Satz ist genau so gefallen: „Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem Jahr sowieso tot wären – aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen.“
Ja, aber Sie lassen das weg, was ich unmittelbar danach gesagt habe. Mir geht es ganz explizit nicht darum, Menschen einfach sterben zu lassen. Ich weise darauf hin, dass unsere falsche Schutzstrategie die bittere Nebenwirkung hat, die Kindersterblichkeit weltweit drastisch zu erhöhen, das sagt die UNO. Das heißt, wir müssen die Schutzstrategie überdenken. Natürlich dürfen wir die Menschen bei uns nicht opfern. Aber wir reden bisher gar nicht darüber, dass wir stattdessen die armen Kinder in den armen Ländern opfern. Das ist mein Thema.