Sahra Wagenknecht
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht startet die Bewegung „Aufstehen“ / picture alliance

Linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ - Sahras Sammlung

Am morgigen Dienstag soll die linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ starten. Sahra Wagenknecht will damit die Parteien der politischen Linken vereinen. Doch dabei spaltet sie ausgerechnet ihre eigene

Autoreninfo

Dieter Rulff ist freier Autor in Berlin.

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Auch wenn noch vieles unklar ist bei Sahra Wagenknechts Sammelbewegung, für die passende musikalische Untermalung ist schon mal gesorgt. Diether Dehm, linkes Enfant terrible der Bundestagsfraktion, hat einen Anruf von ihr erhalten. Es wurde vereinbart, dass er dem Song „Aufstehn“, mit dem die holländische Softrock-Formation Bots in der westdeutschen Friedensbewegung der achtziger Jahre den Ton vorgab, eine aktuelle Fassung verpasst. Wenn sich die Bewegung also demnächst versammelt, werden die Linken zum Abschluss womöglich nicht mehr die Völker zum letzten Gefecht rufen, sondern anstimmen: „Wenn Du Dich da ganz mitbringst, / Mag sein, dass es gelingt, / Dich ganz und Deinen Traum mitbringst, / Mag sein, dass es gelingt.“ 

Damit wird zweifellos ein sanfterer Ton angeschlagen, als ihn die Linke bisher von ihren Parteitagen gewohnt ist, doch bleibt noch offen, was da gelingen mag, wenn sich die Bewegten ganz mitbringen. In den zurückliegenden Monaten gab es bereits jede Menge Geraune und Gerangel um das Projekt, das Wagenknecht zusammen mit Oskar Lafontaine aus der Taufe gehoben hat, und die Kontroversen dürften sich weiter verschärfen. Noch im Januar sprachen die beiden von einer „linken Volkspartei“, die sie anstreben. Eine neue Partei würde es enttäuschten SPD-Mitgliedern leichter machen, als wenn man ihnen nur zuriefe: Kommt rüber in die Linke. 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 3. September 2018 - 10:47

FRIEDENSBEWEGUNG
Natürlich war ich in Bonn.
Der Autor betont zurecht, dass es keine Anknüpfung an die AfD gibt, ausser dem Momentum von Geschichte, Geschichte wird gemacht, Politik ist machbar, Herr Nachbar etc.
Es ist immer noch in Deutschland vor allem die Zeit konservativer Politik, auch wenn sie allgemeinmenschlich daherkommt.
Sofern sie auch klug, umsichtig und vorausschauend daherkommt, also ohne Merkel, kann ich damit leben als Koalitionspartner SPD.
Anders als der Autor sehe ich langfristig ein Wegbrechen der Linkspartei, die sich m.E. zu sehr aus dem Vorteil der auch Nachteile durch den "Untergang" der DDR speist.
Wagenknecht und Lafontaine könnten dieses Wegbrechen verhindern, durch breitere und zwanglose Mobilisierung.
Warum sollte es keine offenen Listen gemeinsam mit der SPD geben?
Wenn man nur wegkommt von erstarrter Ideologie, sich an Problemen abarbeitet mit Menschen, die darunter leiden, darüber aber nicht den Weg zu langfristiger politischer Arbeit finden...

- also ich als der Koalitionspartner - Zitat: "Es ist immer noch in Deutschland vor allem die Zeit konservativer Politik, auch wenn sie allgemeinmenschlich daher kommt."
Sehr geehrte Frau Sehrt-Irrek, ich habe des Öfteren Probleme mit Ihren Postings. Sind Sie Mitglied unserer Regierung, der Führungsriege der SPD oder gar noch Schlimmeres? - Lassen wir das mal offen, okay?
"Geschichte wird gemacht" schreiben Sie trefflich. Das war ein Song vonnen Fehlfarben im Zuge der sog. NDW => "Geschichte wird gemacht, es geht voran!" Zusammen mit Ideal waren die Fehlfarben wahrhaftig gut, beherrschten gar die Kunst des Musizierens! Heute Abend in Chemnitz "Rock gegen Rechts"; okay ich lebe schon länger hier, bin Rheinländer, war damals in Kölle dabei,1992! Selbst wenn ich in Chemnitz wohnen würde, wäre ich des Abends NICHT dabei. Die Toten Hosen sind inzw. only self fullfillings und wer braucht feine sahne Fischfilet? - Ist Rammstein dabei? "Du hast mich gefragt und ich nichts gesagt!" AUS!

Ich bin SPD-Mitglied und als solches fühle ich mich als Teil der Koalition. Habe dem auch zugestimmt und verantworte es mit.
Vielleicht kennen Sie die SPD nicht, denn SPD-Mitglieder dürfen auch selbst sprechen und müssen im Allgemeinen nicht vorher ihre Parteivorsitzende um Erlaubnis bitten.
Aber vielleicht hat sich das ja in der Zwischenzeit geändert?
Bin nicht mehr im Ortsverein aktiv und zunehmend stärker jetzt ein aktives Mitglied einer politisch-räsonnierenden Öffentlichkeit - frei nach Habermas - allerdings den Werten und Zielen der SPD nach wie vor verpflichtet.
Ihren geradezu künstlerischen Beitrag mag ich, überhaupt wenn Leute Stil zeigen.
Ich wäre diesmal auch nicht dabei gewesen, weil ich im Prinzip schon mal nicht mehr einfach gegen etwas bin. Solche Veranstaltungen statt miteinander zu reden, ist nicht mein Stil: RESPECT.
Ich befürchte, dass dies die Gräben tiefer werden lässt.
Das m.E. Votum dieses Konzertes werde ich aber natürlich beachten.
Gesellschaftlichkeit

wann ich meine früher schon auch anzutreffende "Anti-Haltung" weggepackt habe: als ich mich während meines Studiums mit Nietzsches "fröhliche(r) Wissenschaft" befasste und Mutter wurde.
Dann gab es für mich nur noch ein entschiedenes JA zu allem Leben.
Ich sage es einmal schlicht, ich glaube, dass ich mit Jedem/r ins Gespräch kommen kann.
Das scheint mir überhaupt das Schönste an Politik.

Christa Wallau | Mo., 3. September 2018 - 11:56

Sowohl der Kommunismus als auch die Salon-Linken im westlichen Europa haben für die meisten Menschen ihre Attraktion weitgehend eingebüßt.
Zu viele erlebten bewußt den Zusammenbruch sozialistischer Systeme, zuletzt Venezuela (Katastrophal!), und erst vor einem Vierteljahrhundert der krachend gescheiterte Ostblock incl. DDR.
Selbst für den Fall, daß die Linken sich in einer
Sammlungsbewegung vereinten (was bisher unwahrscheinlich erscheint), blieben sie m. E.
unter 20%. Allerdings könnte es mit den Grünen und der Rest-SPD dann zu einer Koalition kommen.

Umgekehrt würden CDU/CSU und FDP endlich in den für sie sauren Apfel beißen müssen, mit der AfD zu koalieren, was bedeutete:
Rechte und Linke stünden sich - wie einst - diametral gegenüber. Es gäbe für die deutschen Bürger wirklich wieder eine echte Wahl!
Angesichts der zunehmenden Probleme mit Migranten würde ich darauf wetten, daß eine
vereinigte Mitte-Rechts-Koalition dann die besten Chancen auf eine Regierungsbildung hätte.

Joachim Wittenbecher | Mo., 3. September 2018 - 12:24

In Ostdeutschland ist die Linke Volkspartei. Wagenknecht und Lafontaine befürchten zu Recht, dass dort die Zustimmung einbrechen könnte. Der Grund: Programmatisch hat sich die Linke trotz ostdeutscher Traditionen sehr weit an westeuropäische Pendants angepasst - Migrationspolitik (open borders) eingeschlossen. Diese Haltung wird von einem beträchtlichen Teil der ostdeutschen Links-Wähler nicht mitgetragen - sie weichen zunehmend auf die AfD aus. Dies könnte zur Existenzgefährdung führen, denn im Westen trifft die Linke nur auf schwachen Resonanzboden (Hessen, Norddeutschland). In ganz Süddeutschland (B-W, Bayern) macht die Linke keinen Stich, dort sind die Grünen zu stark geworden. Vielleicht geht es nur darum, durch eine "linksnationale Bewegung" von außen so auf die Linke korrigierend einzuwirken, dass sie ihren Migrationskurs ändert und in Ostdeutschland Volkspartei bleiben kann.

Willi Mathes | Mo., 3. September 2018 - 13:58

" Aufstehen für Links ? "

Lieber liegenbleiben !

Links ist da, wo der Daumen rechts ist !

Freundliche Grüsse

RA Ullrich Dobke | Mo., 3. September 2018 - 15:04

Klug gewählt das Motto, zeigt sich doch in der Wortwahl der Politiker anderen Couleurs im Umfeld von Chemnitz, dass die die Begriff schon übernommen haben! Hätt' ich zunächst nicht gedacht, dass das Motto "AUFSTEHEN" so gut einschlägt! Aber die Gunst der Stunde spricht für Sahras und Oskars Idee ...

Dr. Roland Mock | Di., 4. September 2018 - 10:27

Antwort auf von RA Ullrich Dobke

Wenn Sie Sahras und Oskars Idee als „ Gunst“ betrachten, werden Sie, falls diese beide wirklich dereinst Politik gestalten werden, schnell erkennen, wie „ günstig“ sich dann Ihre Steuerlast entwickeln wird, lieber Herr Kollege.

ingrid Dietz | Mo., 3. September 2018 - 16:32

Aufstehen und gegen die verkrustete Politik der Altparteien aufbegehren ?
Und dann ?
Wohin ?
Ganz ehrlich:
mir erschließt sich der Sinn dieser Aktion nicht -
die Linken werden keine einzige Wählerstimme mehr bekommen bzw. die Wählerschaft wird garantiert nicht wandern !

Daher: ein verspätetes "Sommerloch" ?

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 3. September 2018 - 18:02

Antwort auf von ingrid Dietz

Ich sehe die Aktion langfristiger und auch auf Projekte bezogen, vielleicht Atombewaffnung, Kriegseinsätze als friedensstiftende Aktionen und und und.
Und eben breiter bezogen schon auf eine linkere aber demokratische Mobilisierung.
Und wenn Herr Tichy, vielleicht stark pointiert fragt, ob die SPD "verfassungsfeindlich" sei und ich die entsprechenden Kommentare dazu lese, dann finde ich dies als Vergewisserung nicht so verkehrt.
Ich werde da nicht unterschreiben, denn ich gehöre zum bürgerlichen Kreis der SPD und sehe deren Zukunft auch eher in der Mitte, vielleicht doch mit Olaf Scholz.
Was Frau Merkel mit Mitte zutun hat, soll mir einmal jemand erklären...
in der Mitte wünsche ich mir nicht "Chaos" sondern einen festen demokratischen Kern.

Klaus Maver | Di., 4. September 2018 - 09:46

Antwort auf von ingrid Dietz

Frau Dietz, Sie haben recht. Das Ganze interessiert kaum jemanden.

Thomas Diebels | Di., 4. September 2018 - 10:19

Antwort auf von ingrid Dietz

bleibt Sahra und Oskar nichts anderes übrig, als eine neue Partei zu gründen !
Ansonsten ist und bleibt diese "Bewegung" doch nur eine politische "Totgeburt" !

Dr. Roland Mock | Mo., 3. September 2018 - 19:49

Herr Schwenicke schreibt, Lafontaine würde daran arbeiten, daß seine Sammlungsbewegung „ auf die AfD zugeht.“ Muß sie nicht. Die künftige Wählerliste
„ Aufstehen“ ist schon in der Genesis kompatibel mit den gemeinsamen Stereotypen angelegt: Antikapitalismus, Antiamerikanismus, Antiglobalismus etc. Letztendlich soll „ Aufstehen“ diejenigen Wähler, die von der PDS und der SPD in die AfD gewechselt sind, heim in den Schoß von Mama Wagenknecht und Opa Lafo holen. Demgemäß ist „ Aufstehen“ weniger „En Marche“, sondern eher Front National. Nur daß Papa Le Pen den FN von rechts gegründet und sein Töchterchen Marine ihn dann in scharfer Kurve nach links, in der Wirtschaftsprogrammatik sogar nach linksaußen gesteuert hat. Während Opa Lafo und seine Gattin bekanntlich aus der linken Ecke kommen und originär „ rechte“ Themen, wie die Kritik an ungesteuerter Zuwanderung übernehmen. Die Ansprache und die angepeilte Klientel sind nahezu identisch.