
- Es gibt enge und weite Pässe
In Deutschland werden die Arzneimittel knapp. Gesundheitsminister Lauterbach verspricht jetzt über eine Erhöhung der Preise im Generika-Bereich („Fiebersäfte“) Abhilfe. Das ist publikumswirksam, aber irrational und kontraproduktiv.
Seit Jahren verschärft sich ein Problem in der Arzneimittelversorgung, das in Deutschland – international der wichtigste Pharma-Referenzmarkt – bis vor kurzem kaum ein Rolle spielte: wichtige Arzneimittel sind nicht mehr verfügbar. Doch der Schein trügt, das Problem begann nicht beim Fiebersaft für wadenwickelaverse Kleinkinder. Sondern in den Tropen, ungefähr vor zehn Jahren, als es zu einem Monopol für das Malariamittel Pyrimethamin gekommen war und der Monopolist den Preis dieses alten, patentfreien Medikamentes von einem Tag auf den anderen um den Faktor 50 vervielfachte.
Wie ein Tropfen Öl auf dem Wasser zog dieser Fall seine Kreise, bis dann ein zweiter Tropfen aufschlug, nämlich die hochpreisigen Medikamente, besonders aus der Krebsmedizin. Die extremen Kosten standen oft in krassem Gegensatz zum marginalen Nutzen für die Verlängerung der Lebenszeit, spielten aber als Projektion für Patienten und Ärzte eine enorme Rolle („man kann noch etwas tun“). Doch damit nicht genug (darum geht es heute), der dritte Tropfen entstammt wieder dem Markt der „alten Moleküle“ (Pharma-Sprech), patentfrei, hohe Verschreibungshäufigkeit, wichtig in der Breitenversorgung. Das Krebsmittel Tamoxifen zur Behandlung von Brustkrebs ist eines der bekanntesten Beispiele, plötzlich war es nicht mehr zu haben – und Alternativpräparate waren ebenfalls Mangelware.