
- Mit Merkels Taktik ins Abseits manövriert
Angela Merkel bestritt ihre Wahlkämpfe stets mit möglichst wenig Inhalten. Das funktionierte schon beim letzten Mal nicht mehr richtig gut. Jetzt scheint Armin Laschet es genauso zu machen. So entsteht der fatale Eindruck, er wolle sich durch die Hintertür ins Kanzleramt schleichen.
War da nicht was? Gab es da nicht diesen furchtbaren Phantomschmerz nach einer bald 16-jährigen Kanzlerschaft Angela Merkels, der weite Teile der CDU-Funktionärsebene genauso erfasst hatte wie einfache Parteimitglieder und Unions-Wähler? Die in Hinterzimmern, in Hintergrundkreisen, im privaten Gespräch und bei mancher sich bietenden Gelegenheit auch vor aller Öffentlichkeit vielgesungenen Klagelieder folgten stets der Melodie: Unter „Muttis“ strenger Obhut ist kein offener politischer Diskurs mehr möglich, alles wird nur noch abgenickt, kritiklos durchgewinkt und sollte möglichst nicht hinterfragt werden. Ob Energiewende, Homo-Ehe, Bundeswehr, Migration – die großen gesellschaftlichen Themen der vergangenen anderthalb Jahrzehnte seien gewissermaßen mit einem Redeverbot belegt gewesen. Und zwar, weil das vom Kanzleramt (und bis Dezember 2018 auch vom Konrad-Adenauer-Haus) so gewollt war.
Die dahinterstehende Taktik ist genauso oft kritisiert wie dann eben doch ein ums andere Mal wieder umgesetzt worden, besonders in Wahlkämpfen: Wer sich thematisch aus dem Fenster lehnt, riskiert Gegenwind. Und Merkels Strategie war ja lange Zeit auch erfolgreich – wegducken, keine Mine verziehen, die Hände zur Raute formen. Und darauf zu warten, dass die politische Konkurrenz sich zerlegt. „Sie kennen mich“ war das Leitmotiv einer Regierungsführung, bei der politische Entscheidungen von teilweise enormer Tragweite im kleinen Kreis getroffen und der Bevölkerung als alternativlos präsentiert wurden. Diskussionen, Debatten oder sogar Streit galten in diesem Zusammenhang als unbotmäßige Aufwallungen gegen die im Kanzleramt versammelte Weisheit.