
- „Allah ist schwul“
Amed Sherwan wuchs in Irakisch-Kurdistan als strenggläubiger Muslim auf. Mit 14 kehrte er sich öffentlich vom Glauben ab und wurde dafür gefoltert. In Deutschland fand er 2017 Asyl, doch auch hier wird er bedroht, seit er sich gegen Islamismus einsetzt.
Amed Sherwan, geboren 1998 in Erbil, ist Aktivist, Blogger und Autor des autobiografischen Buches „Kafir. Allah sei Dank bin ich Atheist“. Er ist der jüngste Mensch, der in Irakisch-Kurdistan wegen Gotteslästerung inhaftiert und gefoltert worden ist. Seit 2014 lebt er in Flensburg.
Als am Sonntag 250 Islamisten in Hamburg gegen Mohammed-Karikaturen durch die Innenstadt zogen, kam er spontan angereist, um sich den 15 Gegendemonstranten anzuschließen. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Gott ist die größte Verschwörungstheorie“ und hielt ein selbst gemaltes Plakat mit Mohammed-Karikaturen hoch. Dazu der Slogan: „Alle Menschen sind gleich an Würde geboren und frei. Doch die Ehre Mohammeds geht mir am Arsch vorbei“.
Herr Sherwan, als ich Sie in Hamburg gesehen habe mit Ihrem Plakat, war mein erster Gedanke: Alter Schwede, der traut sich was. Hatten Sie keine Angst?
Doch, es war schon beängstigend. Vor uns standen Polizisten zu unserem Schutz, aber ich habe mich die ganze Zeit nach hinten umgeschaut. Bei jedem Passanten, der an uns vorbeikam, dachte ich, der könnte gleich ein Messer zücken. Allerdings kenne ich solche Situationen schon, es war ja nicht meine erste Aktion. 2018 habe ich am Christopher Street Day (CSD) in Berlin mit einem „Allah is gay“-T-Shirt teilgenommen. Damals waren die Morddrohungen so heftig, dass mir das LKA Personenschutz gab.
Warum tun Sie sich das an?
Weil es wichtig ist. Wenn man etwas ändern will, darf man sich nicht verstecken. Ich bekomme neben all den Drohungen immer noch deutlich mehr positive Nachrichten von Muslimen, die meiner Meinung sind, aber Angst haben. Viele stecken in konservativen Verhältnissen, können nicht so leben, wie sie gerne würden und trauen sich nicht, sich zu outen. Ich will sie dazu ermutigen, laut zu werden.