
- Endlich wieder Luft zum Atmen
Angela Merkel tritt die Flucht nach vorn an und legt im Dezember den Parteivorsitz der CDU nieder. Die Auswirkungen auf die politischen Verhältnisse in Deutschland werden weitreichend sein. Eine Ära geht zu Ende, doch einen Rivalen hat die Kanzlerin zum Schluss noch einmal blamiert
Der 29. Oktober 2018 wird in die bundesdeutsche Geschichte eingehen. Es ist der Tag, an dem in Deutschland das Ende einer politischen Ära eingeläutet wird. Nach dem doppelten Desaster der Union bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen hat Angela Merkel sich entschieden, die Führung der CDU abzugeben. Auf dem Parteitag Anfang Dezember in Hamburg wird sie nicht wieder für den Parteivorsitz kandidieren. Und gemäß der Merkel-Doktrin, wonach Parteivorsitz und Kanzlerschaft in der CDU in eine Hand gehören, wird es anschließend auch nicht mehr lange dauern, bis sich Merkel auch von der Spitze der Bundesregierung zurückziehen wird. Auch wenn sich ein Wechsel im Kanzleramt nach dem Grundgesetz gar nicht so einfach vollziehen lässt und Merkel zunächst ankündigte, bis zur Bundestagswahl 2021 Kanzlerin bleiben zu wollen.
Gute wirtschaftliche Lage, zerrissene Gesellschaft
Merkels Ankündigung hat auf jeden Fall weitreichende Konsequenzen. Für die CDU, für die Bundesregierung und auch für Deutschland. Seit 18 Jahren ist sie Parteivorsitzende, seit 13 Jahren Bundeskanzlerin. Seit mehr als eine Dekade gehört sie zu den mächtigsten Politikerinnen und Politikern der Welt. Merkels Politik hat in Deutschland und Europa tiefe Spuren hinterlassen, im Guten wie im Schlechten. Dass es Deutschland wirtschaftlich so gut geht, wie lange nicht mehr, ist sicher auch ihr Verdienst. Dass es im Land zugleich eine große Verunsicherung über die zukünftige Entwicklung gibt und vor allem über den sozialen Zusammenhalt, ist zugleich ihre Verantwortung. Denn auch dass ein tiefer politisch-kultureller Riss das Land spaltet, sich mit der AfD eine rechte Partei in Deutschland etabliert hat, wird zu ihrem Erbe gehören.