
- Diese Minister schickt die Union ins Kabinett
Das neue Ministerkabinett unter Bundeskanzler Friedrich Merz nimmt Form an. Eine Mischung aus frischen Gesichtern und erfahrenen Politikern soll die zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre anpacken. Ein Blick auf die wichtigsten Posten und die politischen Positionen der neuen Minister.
Das neue Kabinett von Seiten der Union unter Kanzler Friedrich Merz steht. Die künftige Bundesregierung setzt auf eine Mischung aus bewährten Kräften und neuen Gesichtern, um in den kommenden Jahren wichtige politische Themen wie Digitalisierung, Klima, Migration und Infrastruktur voranzutreiben. Einige Kompetenzen haben sich dabei verschoben und einige Posten mehr Macht erhalten, sodass neue Schlüsselministerien entstehen. Hier ein Überblick über die Zusammensetzung des neuen Kabinetts von Seiten der Union.
Thorsten Frei

Der 51-jährige Thorsten Frei wird als Minister zukünftig das Kanzleramt leiten und gilt als einer der engsten Vertrauten von Friedrich Merz. Seine Aufgabe wird es sein, Merz im Stillen den Rücken als Bundeskanzler freizuhalten. Frei gilt in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion als bestens vernetzt, deren Erster Parlamentarischer Geschäftsführer er seit 2021 war. Parteifreunde beschreiben ihn als pragmatisch, loyal und diszipliniert.
Der Jurist hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Innenexperte einen Namen gemacht. Seine Forderung aus dem Sommer 2023, das individuelle Recht auf Asyl durch eine Kontingentlösung zu ersetzen, sorgte in den Medien und bei Vertretern von Nichtregierungsorganisation für heftige Kontroversen.
Der gebürtige Südbadener lernte die Politik als Oberbürgermeister von Donaueschingen von der Pike auf. Frei holte seit 2012 bei allen Bundestagswahlen jeweils das Direktmandat für den Schwarzwald-Baar-Kreis. Thorsten Frei ist katholischen Glaubens, verheiratet und hat drei Kinder.
Johann Wadephul

Das Amt des Bundesaußenministers wird an Johann Wadephul gehen. Der 62-jährige Oberstleutnant der Reserve wird damit das Erbe von Annalena Baerbock antreten, die für ihre feministische Außenpolitik vielfach kritisiert wurde. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner war zuvor stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Zuständigkeit für Auswärtiges und Verteidigung. Wadephul wird von politischen Weggefährten als ein zäher und uneitler Mannschaftspieler beschrieben.
In seiner Amtszeit wird der gebürtige Husumer um das Vertrauen der europäischen Partner werben, das zuletzt unter Olaf Scholz stark gelitten hat. Eine noch größere Herausforderung wird für den überzeugten Transatlantiker allerdings sein, ein konstruktives Verhältnis zur Trump-Administration und seinem amerikanischen Amtskollegen Marco Rubio aufzubauen.
Johann Wadephul vertritt eine klare und entschlossene Haltung zur Unterstützung der Ukraine im laufenden Krieg gegen Russland. In der vergangenen Legislaturperiode kritisierte Wadephul den Bundeskanzler scharf für seine abwartende und zurückhaltende Linie. Der Jurist tritt für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern und die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ein.
Katherina Reiche

Das Bundeswirtschaftsministerium soll Katherina Reiche führen. Die gebürtige Brandenburgerin verbindet politische Erfahrung – von 1998 bis 2015 war sie Bundestagsabgeordnete der CDU und ab 2009 Parlamentarische Staatssekretärin in zwei Ministerien – mit in praktischer Führungsverantwortung erworbener Wirtschaftskompetenz. Denn die studierte Chemikerin ist seit Anfang 2020 Vorstandsvorsitzende der Westenergie, einer Tochtergesellschaft des Energiekonzerns Eon.
Damit wird das Ministerium, dessen wichtigste und anspruchsvollste Aufgabe die Steuerung der Energiewende ist, von jemandem geleitet, der weiß, woran es bei deren Umsetzung in der Praxis hakt. Ein großer Unterschied zu Reiches Vorgänger, der sich auf das Schönreden statt Lösen der gravierenden Probleme, die der Radikalumbau des deutschen Stromsystems zur Folge hat, spezialisiert hatte.
Katherina Reiche war während ihrer Zeit als CDU-Politikerin eine entschiedene Befürworterin der Kernkraft. Mehrmals sprach sie sich für eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke aus, wie sie Schwarz-Gelb 2010 schließlich umsetzte. Doch als kurz darauf Angela Merkel nach dem Reaktorunglück in Fukushima diese Verlängerung rückgängig machte, stimmte Reiche im Bundestag brav dafür. Nun wird sie das umsetzen müssen, was sie früher als Argument gegen den voreiligen Atomausstieg vorgebracht hatte: fossile Ersatzkraftwerke für die nahezu CO2-freien AKW bauen.
Von der Last, diesen klimapolitisch irrsinnigen Weg zu verteidigen, unter der Robert Habeck litt, ist Reiche allerdings befreit. Denn die Zuständigkeit für Klimaschutz, die der Ex-Grünen-Star ins Wirtschaftsministerium geholt hatte, wandert wieder zurück in das Bundesumweltministerium, das ein Sozialdemokrat leiten wird.
Karin Prien

Die gelernte Juristin und bisherige stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Karin Prien, gilt in ihrer Partei als hervorragend vernetzt und bringt bereits Erfahrung aus der Bildungspolitik auf Landesebene in Schleswig-Holstein mit an den Tisch.
Die 59-Jährige wird sich im zuvor von Lisa Paus (Grüne) geführte Familienministerium, das von nun an um den Bereich Bildung erweitert werden soll, voraussichtlich von einigen Grünen Prestige-Projekten wie „Demokratie leben“ verabschieden. Dennoch wird Prien dem liberalen Flügel der Christdemokraten zugerechnet und dürfte somit künftig ein starkes Gegengewicht zu den konservativeren Stimmen in ihrer Partei stellen. Als Landesbildungsministerin trat sie für Fördern und Fordern, die Stärkung von Grundkompetenzen und eine Einschränkung der Handynutzung an Grundschulen ein. Die Verwendung von Gender-Sternchen im Unterricht lehnte sie ab.
Patrick Schnieder

Der designierte Bundesminister für Verkehr in der neuen Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz ist Patrick Schnieder. Der 56-Jährige ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und vertritt den Wahlkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Er war zuvor stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vorsitzender des Verkehrsausschusses. In seiner neuen Rolle wird er voraussichtlich eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Sondervermögens Infrastruktur spielen.
Schnieder setzt sich für eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ein. Er initiierte Projekte wie den A1-Lückenschluss, die Elektrifizierung der Eifelstrecke und den Glasfaserausbau. Allgemein betont er die Bedeutung von Mobilität für Freiheit, Wachstum und Wohlstand und unterstützt Investitionen in die Infrastruktur, um eine moderne, bezahlbare und saubere Mobilität zu gewährleisten. Schnieder ist verheiratet, katholisch und engagiert sich in verschiedenen sozialen und kulturellen Einrichtungen in seiner Heimatregion.
Nina Warken

Die Nachfolge von Karl Lauterbach (SPD) als Bundesgesundheitsminister soll künftig ebenfalls eine Frau aus den Reihen der Christdemokraten antreten. Die Rechtsanwältin Nina Warken ist seit 2018 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2021 Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion.
Die designierte Bundesgesundheitsministerin im Kabinett Merz bringt vor allem ihre juristische und innenpolitische Erfahrung mit ins Amt, ist jedoch in der Gesundheitspolitik selbst bislang wenig in Erscheinung getreten. Sie war Mitglied im Corona-Begleitgremium des Gesundheitsausschusses. Sie vertrat während der Covid-19-Pandemie eine klare Linie zugunsten strenger Schutzmaßnahmen, setzte sich für eine gesetzliche Impfpflicht ein und kritisierte einen „falsch verstandenen Freiheitsgedanken“, der ihrer Ansicht nach konsequentere Maßnahmen verhinderte.
Warkens Positionen spiegeln klassische Unionswerte wider, in der Praxis wird sie allerdings von Kollegen besonders für ihren pragmatischen Ansatz geschätzt. Eine der großen Herausforderungen wird die Umsetzung der geplanten Reformen im Gesundheitswesen sein.
Karsten Wildberger

Der künftige Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung im Kabinett Merz soll der Manager Dr. Karsten Wildberger werden. Der begann seine Karriere als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group. Anschließend hatte er internationale Führungspositionen bei T-Mobile, Vodafone und dem australischen Telekommunikationsunternehmen Telstra inne. Seit August 2021 ist er CEO der Ceconomy AG und Geschäftsführer der Media-Saturn-Holding GmbH.
Aktuell ist Wildberger Vorsitzender der Bundesfachkommission Energiepolitik und ist, wenngleich parteilos, stellvertretender ehrenamtlicher Vorsitzender des Wirtschaftsrats der CDU. Seine umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Digitalisierung, Unternehmensführung und Energiepolitik soll ihn für die Leitung dieses neuen Ministeriums qualifizieren. Künftig wird er als Minister wird die Verantwortung für die Modernisierung staatlicher Strukturen übernehmen. Eines seiner Herzensanliegen ist die Verbesserung der digitalen Infrastruktur, insbesondere durch den Ausbau von Breitband- und Glasfasernetzen.
Alexander Dobrindt

Der bisherige CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt wird Bundesinnenminister. Er hatte die Koalitionsverhandlungen über die entsprechenden Themen, nicht zuletzt in der Migrationspolitik, stark geprägt. Seine Aufgabe, die von Friedrich Merz und Markus Söder versprochene Migrationswende herbeizuführen, wird ihn zweifellos zu einem der wichtigsten Minister der neuen Regierung machen.
Dobrindt hat bereits Regierungserfahrung als Bundesminister. Von 2013 bis 2017 war der 54-Jährige für Verkehr und digitale Infrastruktur im Kabinett Merkel III zuständig. Heute setzt er sich für strengere Asylregeln, verschärfte Grenzkontrollen und eine konsequentere Abschiebepraxis ein. Darüber hinaus forderte er, arbeitslose ukrainische Kriegsflüchtlinge zurückzuschicken.
Dorothee Bär

Dorothee Bär qualifiziert vor allem zweierlei als künftige Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt: Die 47-Jährige ist eine enge Vertraute von CSU-Chef Markus Söder, und sie hat mit 50,5 Prozent das beste Erststimmenergebnis der Bundestagswahl hingelegt. Fachlich bringt die studierte Politologin für Forschung keine wirkliche Expertise mit.
Als Digital-Staatsministerin unter Kanzlerin Angela Merkel hat sie keine ruhmreiche Bilanz vorzuweisen und blieb blass in Erinnerung. Bär setzt sich für eine zügige Digitalisierung der Verwaltung und eine moderne digitale Infrastruktur ein. In der Vergangenheit kritisierte sie die bestehenden Datenschutzregelungen als veraltet und hinderlich für Innovationen, insbesondere im Gesundheitswesen. Sie fordert eine „smarte Datenkultur“, die Unternehmen Chancen bietet, ohne die Rechte der Bürger zu gefährden.
Alois Rainer

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Rainer wird Bundelandwirtschaftsminister. Jenseits des Politikbetriebs ist er kaum bekannt. In der Union ist er allerdings bestens vernetzt, auch durch seine Schwester Gerda Hasselfeldt, die bereits einst Bau- und dann Gesundheitsministerin und viele Jahre lang Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag war.
Inhaltlich vertritt der 60-Jährige in der Landwirtschaftspolitik eine pragmatische Linie, die auf die Bedürfnisse der Landwirte eingeht. Dabei betont er die Bedeutung der Landwirtschaft als Grundlage für die ländliche Entwicklung und die Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung. Als Mitglied der CSU und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion engagiert sich Rainer für eine starke ländliche Infrastruktur und eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums.
Dieser Artikel wurde von Clemens Traub, Daniel Gräber, Jan Uphoff und Ferdinand Knauß geschrieben.
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Das ist zum ersten Mal ein Lobhudelei, die ich bei Cicero lesen muss. Keine kritische Auseinandersetzung mit der beruflichen Qualifikation der Nominierten, die aus meiner Sicht, bis auf ein oder zwei Ausnahmen, für mich nicht die fachliche Qualifikation für das vorgesehen Ministerium haben. Hauptsache, das Parteibuch ... Armes Deutschland...
Traufe. Er ist so wenig eine dioplomatische Koryphäe wie Baerbock. In seiner politischen Laufbahn finde ich nichts aber auch gar nichts, dass ihn als Aussenminister empfehlen würde.
den kriegstreibenden Kurs der Grünen und des Merz in Sachen Ukraine vertritt, er wird also nicht deeskalieren, sondern weiter kräftig Benzin ins Feuer gießen! Genau das Gegenteil von dem, was Europa jetzt braucht.
Ich frage mich eh, wo die „bekannten“ Gesichter der Union geblieben sind, das, was hier aufgefahren wird ist außer dem nicht wirklich fähigen Dobrindt, die zweite, dritte oder gar vierte Riege.
Dazu noch die Paus-Nachfolgerin vom „liberalen“ also vermutlich linken Flügel der CDU, ist also auch wenig Gutes zu erwarten.
Na ja, sie passen perfekt zu Merz, farblos, inhaltslos, beliebig