
- Wie eine vollgeschmierte Klowand
Ist eine Partei, die sich teils menschenfeindlicher Sprache bedient, mitverantwortlich an darauf folgenden Gewalttaten? Strafrechtlich sicher nicht. Und doch trägt auch die AfD Mitverantwortung, befindet der NZZ-Autor Marc Felix Serrao. Sie sollte Lehren daraus ziehen.
Der Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble sprach diesen Mittwoch im Bundestag von dem Nährboden, den menschenfeindliche Sprache für Gewalt bilde. Wer sich dieser bedient, mache sich mitschuldig.In den vergangenen Tagen wurde in den Medien viel darüber diskutiert, ob auch die AfD eine Mitschuld am Tod Walter Lübckes trage. Die Partei empörte sich und versuchte die Vorwürfe abzuwehren. Natürlich sei sie nicht mitverantwortlich.
Wie Marc Felix Serrao in der Neuen Züricher Zeitung feststellt, mag das rein strafrechtlich zutreffen, aber: „Wenn Schäubles Bild stimmt, wenn der Boden, auf dem die Gewalt wächst, durch Sprache gedüngt wird, dann rast die AfD schon ziemlich lange mit einem der grössten Streuer über den Acker.“
Um das zu erkennen, müsse man nicht die Klassiker wie „Mahnmal der Schande“ oder „Vogelschiss“ bemühen. Es reiche, sich die AfD-Kommentare auf Facebook anzusehen. Die erinnerten an eine vollgeschmierte Klowand. Wer sich – egal ob links oder rechts – nach dem Fall Lübcke immer noch so einer Sprache bedient, mache sich mitschuldig. Nicht im strafrechtlichen Sinne, aber als Bürger.