Christian Lindner (r), Bundesvorsitzender der FDP, hält am 06.01.2018 bei der traditionellen Dreikönigskundgebung der FDP im Opernhaus in Stuttgart (Baden-Württemberg) eine Rede.
Gescheit oder gescheitert? Christian Lindner setzt sich im Stuttgarter Staatstheater klar von Angela Merkel ab / picture alliance

Christian Lindner und Angela Merkel - Zwei Welten eines Wochenendes

Beim Dreikönigstreffen der FDP grenzt sich Christian Lindner vom Ancien Régime der Ära Angela Merkel ab. Einen Tag später bestätigen ihn die Bilder der Groko-Sondierungen aus Berlin

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

So erreichen Sie Christoph Schwennicke:

Wer lange von Berufs wegen mit dem politischen System und politischen Ereignissen zu tun hat, läuft Gefahr, abzustumpfen, zynisch zu werden, von einem großen Ennui erfasst zu werden. Ein Beispiel ist das Dreikönigstreffen der Liberalen in Stuttgart: Alle Jahre wieder am 6. Januar, erstarrtes Ritual der Selbstversicherung, Autosuggestion, Déjà-vu. So konnte man am Samstag denken auf dem Weg ins Stuttgarter Staatstheater.

Doch dann kam Christian Lindner. Der FDP-Chef steht unter einigem Rechtfertigungsdruck, seit er sich erlaubt hat, die Option der Mitregierung in der vierten Regierung Merkel auszuschlagen. Seine Rede war aufgebaut wie der Boléro von Maurice Ravel. Leiser, ganz leiser Einstieg, allmähliche Steigerung bei bleibender Grundmelodie. Bis zu einem starken Finale.

Merkel lebt von der „Reform-Dividende“ Schröders

Eine Rede, präzise, pointiert, logisch und kohärent, wie sie selten gelingt. Frei im Vortrag, ernsthaft und unterhaltsam, manchmal etwas überzogen ins Harald-Schmidthafte spielend, gelegentlich gestützt von drei kleinen Spickzetteln, einer in der Hosentasche, zwei in den Jackett-Innentaschen. Die Grundmelodie: Warum es keinen Sinn macht, einer Frau zur erneuten Kanzlerschaft zu verhelfen, die ihre ganz Regierungszeit von der „Reform-Dividende“, wie Lindner es nennt, ihres Vorgängers gelebt habe, die zudem Probleme geschaffen habe, die man endlich wieder klein machen müsse, weil diese „die AfD erst groß gemacht haben“. Der Verweis auf den Tatendrang eines Emmanuel Macron in Frankreich, die scharfe Abgrenzung von einem Donald Trump, auch von einer FPÖ in Österreich und einer AfD im Deutschen Bundestag sowieso. 

Ein „konstruktives Nein“ sei das gewesen, sagt Lindner in Stuttgart. Es gebe neben der Pflicht zum Kompromiss auch eine „Pflicht zur Kontroverse unter Demokraten“. Die sei zu kurz gekommen in den letzten Jahren. Alles andere sei ein Zustand vordemokratischer politischer Romantik („Biedermeier!“ ruft an der Stelle einer aus dem Publikum). Man könne ein Land politisch überfordern. „Man kann ein Land aber auch mit Ambitionslosigkeit unterfordern!“ Zum „Sehnsuchtsort“ sei dieses Jamaika stilisiert worden, aber von all jenen, die Schwarz-Grün wollten und die FDP nur als notwendiges Füllsel für die Mehrheitsbildung erachteten. „Wenn wir aber eines gewiss nicht mehr sind“, sagt Lindner, „dann Steigbügelhalter für andere!“ 

Die Lindner-FDP, so das Signal aus Stuttgart, ist jederzeit bereit für eine Zusammenarbeit mit einer neuen Generation der Macrons und Reformwilligen bei Union, Grünen und SPD. Nicht aber für das Ancien Régime einer Angela Merkel und all jener, die es stützen.

Schulz und Seehofer klammern an der Macht

Anderntags morgens um zehn. Phoenix-Fernsehbilder aus Berlin, Groko-Sondierung in der SPD-Zentrale, dem Willy-Brandt-Haus. Nach dem Versuch Jamaika mit der FDP der nächste Versuch einer Regierungsbildung. Es sei eine „neue Zeit“, die eine neue Politik erfordere, sagt Hausherr Martin Schulz von der SPD und redet von Modernisierung. Danach tritt ein massiger, hünenhafter, aber vom Alter erkennbar gebeugter Mann mit schlohweißem Haar vor die Mikrofone. Horst Seehofer, der CSU-Chef.

Zwischen ihm und Schulz soll sich bei der Vor-Sondierung (es gibt inzwischen Vorsondierungen, Sondierungen, und dann erste Verhandlungen) nach Recherchen der Bild-Zeitung eine denkwürdige Szene abgespielt haben. Wenn diese Koalition nicht klappe, dann sei seine ganze politische Karriere am Ende, habe Schulz zu Merkel und Seehofer gesagt. „Nicht nur deine“, soll Seehofer geantwortet haben. Ein Wortwechsel, der denkwürdig an die Sentenz der damaligen SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis erinnert, die nach knappen Landtagswahlen von Schleswig-Holstein auf die Frage einer Koalition jenseits der von ihr angestrebten (und wackeligen) rot-grünen die legendäre Frage „Und wo bleibe ich dabei?“ in einer Talkshow stellte.

Das letzte Aufbäumen des Ancien Régime

Die Parallelen von Kiel 2005 und den Berliner Vorgängen seit den Bundestagswahlen im September 2017 wären noch einmal eine gesonderte Betrachtung wert. Vor dem Willy-Brandt-Hause tritt jedenfalls dann noch die Schlüsselfigur der Tragikomödie von Berlin vor die Kameras, die noch vor wenigen Wochen erklärt hatte, dass sie die SPD auf für Jahre nicht regierungsfähig halte. Sie freue sich auf dieses Treffen mit den Sozialdemokraten, sagt Angela Merkel nun.

Der Auftritt des Koalitionsverweigerers Lindner am Samstag in Stuttgart, und anderntags der letzte Versuch des Ancien Régime, an der Macht zu bleiben. Manchmal führt der Zufall eine so reizvolle Regie, dass etwaige Müdigkeit und Verdruss wie weggeblasen sind.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Miguel Bader | So., 7. Januar 2018 - 15:22

immer wieder schön. Ich liebe Ihren Optimismus, aber Merkel wird bleiben!

Dietmar Deibele | Mo., 8. Januar 2018 - 11:37

Antwort auf von Miguel Bader

höhlt den Stein. Lange wird sie sich nicht mehr halten können. Lindner, unser Held, hat die Zeichen erkannt. Allein die CDU enttäuscht auf ganzer Linie, dass es da keinen gibt mit Mumm! Die Schieflage ist derart eklatant, dass man selbst als Ahnungsloser die Fehlentscheidungen nun erkennen muß. Zudem kommt hinzu, dass Merkel im Parlament nun ein Gegenwind ins Gesicht bläst und sie ihre Politik verteidigen muß. Daraus schließe ich, dass sie keine Legislatur durchhalten wird.

Auf das 2018 ein gutes Jahr für Deutschland wird!

claudie cotet | Di., 9. Januar 2018 - 15:40

Antwort auf von Dietmar Deibele

666 = 18
2018?
aber solches denken ist hier im cicero nicht vertreten

Dietmar Deibele | Mi., 10. Januar 2018 - 10:26

Antwort auf von claudie cotet

was haben Sie gegen 2018?
Helfen Sie mir Ihren Zahlenzauber zu entwirren.

Herbert Wilhelm | Di., 9. Januar 2018 - 19:58

Antwort auf von Dietmar Deibele

Nun sondieren sie wieder. Ab und Zu darf der Bürger rhetorischen Glanzleistungen beiwohnen, zb. MKauder Spech, eher Kauder - Welsch oder holen Wortkram vom SPD Chef. Da kommt ein junger Mann auf die Bühne, mit klarer Sprache und Überzeugungen, Juso chef Kühnert.Nahles war ja auch mal Juso Chefin , die beiden wären ein gutes gespann , um eine Groko zu verhindern, und damit Merkel in große Schwierigkeiten zu bringen. Glück auf !

Herbert Wilhelm | Di., 9. Januar 2018 - 20:01

Antwort auf von Dietmar Deibele

Nun sondieren sie wieder. Ab und Zu darf der Bürger rhetorischen Glanzleistungen beiwohnen, zb. MKauder Spech, eher Kauder - Welsch oder holen Wortkram vom SPD Chef. Da kommt ein junger Mann auf die Bühne, mit klarer Sprache und Überzeugungen, Juso chef Kühnert.Nahles war ja auch mal Juso Chefin , die beiden wären ein gutes gespann , um eine Groko zu verhindern, und damit Merkel in große Schwierigkeiten zu bringen. Glück auf !

Silas Loy | So., 7. Januar 2018 - 15:44

Macron, der sich gleich nach der Wahl vor dem Louvre und dann in Versailles in die Tradition des französischen Königtums zu stellen versuchte, als Aufbruch zu deuten ist gewagt. Zumal dieser Napoleon für Arme Präsident einer Minderheit des Wahlvolkes ist, die Mehrheit hat sich auch ihm glatt verweigert. So einer soll aufbrechen? Wohin?

Heribert Schulze | Mo., 8. Januar 2018 - 12:02

Antwort auf von Silas Loy

Die EU-Etablierten huldigen Macron doch vorwiegend für seinen "Verdienst", ihnen in höchster Not Le Pen vom Hals gehalten zu haben - jetzt muß man natürlich auf die Suche nach weiteren Vorzügen gehen...

Joachim Wittenbecher | So., 7. Januar 2018 - 15:52

Herr Schwennicke hat recht - es riecht für Merkels Kanzlerwahl irgendwie nach Heide Simonis 2005. Königinnenmord ohne Mörder, da per geheimer Wahl; der Heide-Mörder blieb bis heute unentdeckt. Es begann so schön - seit Jahren sind CDU und Grüne in Kontakt, um die Voraussetzungen für eine CDU/Grüne-Regierung zu schaffen, Geburtshelfer sind die Landesregierungen in Stuttgart und Wiesbaden. Und tatsächlich - am 24.09.2017 - ca. 18.01 Uhr, offenbart sich allen, dass es klappen könnte. Wunderschön für Frau Merkel - mit einer ganz kleinen Einschränkung: man braucht die FDP. Jeder halbwegs normale Dorfbürgermeister hätte jetzt sein Hauptaugenmerk darauf gelegt, die FDP-Programmatik in das im Grunde schon vor der BTW fertige Schwarz/Grüne Konzept so einbinden, dass alle 3 Partner das Gesicht wahren können. Nicht so die Führerin der freien Welt - sie ließ die Karre an die fahren. Ihr politisches Ende ist damit zwingend geworden.

Dr. Roland Mock | So., 7. Januar 2018 - 16:47

Wenn die hier beschriebene Szene zwischen Schulz und Seehofer sich tatsächlich so zugetragen haben sollte, ist sie nicht nur denkwürdig sondern entlarvend. Allein das Duzen: Für mich, der offenbar grenzenlos naiv ist, liegen zwischen Moral und Denkweise eines Linken und jener eines (will man meinen) urkonservativen heimatverbundenen Bajuwaren Welten. Auf der anderen Seite würde mich eine geistige Nähe zwischen Schulz und Seehofer nicht wundern, denn letzteren -von Haus aus Sozialpolitiker - hatte ich schon immer in Verdacht, eher links zu ticken: Seehofer und sein „Gesundheitsfonds“ (ein Konstukt ähnlich der von der SPD geforderten „Bürgerversicherung“): War da was vor ca. 10 Jahren? Wenn Söder und die maßgeblichen CSU-Granden Wackelhorst nicht stoppen, haben wir in einem Vierteljahr Planwirtschaft vom Feinsten. Und zu Lindner: Dem kann ich nicht genügend Respekt zollen. Er war es, der durch sein mutiges Veto gegen das Weiter-so-Gewurschtel die Merkel-Dämmerung eingeleitet hat.

Uwe Jacobs | Mo., 8. Januar 2018 - 13:39

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Ich stimme Ihnen gerne zu: Dies ist ein wirklich ein Verdienst von FDP-Lindner. Hoffentlich kommen wir von der Dämmerung schnell zum Zappenduster, was die betreffende Person anbelangt.

reiner tiroch | Mo., 29. Januar 2018 - 20:06

Antwort auf von Uwe Jacobs

Herr Jacobs,
wie eben zu lesen war hat die FDP also Lindner, beschlossen dass in den Schulen ab der 1. Klasse der Islam unterricht eingeführt werden muss. und es handelt sich nicht um Flüchtlinge wie man uns weiß macht, sondern eiskalt um Neuansiedlung. ist das nicht toll? wird Zeit, dass die FDP wieder bei 1% landet, und zwar sofort!

Holger Stockinger | So., 7. Januar 2018 - 16:56

etwa an den Brackenheimer Theodor Heuss. Immerhin ein Bundespräsident, dessen schwäbischer Humor dem rheinländischen von Konrad Adenauer glich (beide keine "Nazis", wie heute jeder Nicht-Groko-Wähler gern genannt wird).

Mit der Begriffskeule "neo-liberal" verstehen die LINKEN weder ihren Karl-Marx-KAPITAL, noch das Geld-Finanz-System.

In der DDR war "Marxismus-Leninismus" die Hauptbibel, bei MAOs KulturrevolutionärInnen dann die "kleine Rote".

Das Wort LIBERAL setzt mehrerlei voraus: Liber, also keine Bücherfeind - und was das Schlimmste ist: FREIHEIT des Denkens!

Zitat, Heuss" Widerspruch ist im Gehalt inbegriffen".

Herr Lindner hat es getan, weiter so.

Werner Peters | So., 7. Januar 2018 - 17:16

Na ja, Herr Schwennicke, der Herr Lindner muss Sie ja schwer beeindruckt haben. Schaun wir mal, was der von seinen Versprechungen auch hält.
Ihr Bild vom ancien régime finde ich dagegen sehr gelungen. Nur noch peinlich, die Bilder der großen Verlierer Schulz, Merkel und Seehofer, wie sich sich an die Macht klammern, obwohl der Lack längst ab ist.

Christa Schreiber | So., 7. Januar 2018 - 17:40

schweisst Merkel, Schulz und Seehofer zusammen. Nur eine erneute GroKo wird sie retten können. Dafür wird hinter verschlossenen Türen sondiert bzw. geklüngelt. Ein Armutszeugnis für drei, die einen würdevollen Abgang längst verpasst haben. Stattdessen reden sie von Verantwortung und Vertrauen, von Wählerauftrag und von gewaltigen Aufgaben, die auf sie warten. Nein, sie haben nicht begriffen, wollen nicht wahr haben, dass sie unglaubwürdig geworden sind, dass ihre Zeit abgelaufen ist. Fast können sie einem leid tun.

Ich stimme Ihnen zu Frau Schreiber; mit der Einschränkung, dass mir diese Scharlatane absolut nicht - also 0,0 % - leid tun. Je schneller sie von der Bühne verschwinden, desto weniger können sie unserem Volk und unserem Land schaden.

Reiner Jornitz | So., 7. Januar 2018 - 17:53

Warum sterilisiert man Christian Lindner zum Retter der Nation ,zum neuen Volkshelden Herr Schwennike.ER hat nur geschwätzt und noch nie gehandelt . Er wollte mit der AFD gegen die Kanzlerin einen Untersuchungsausschuss! Er bekam Machtgelüste und änderte seine Meinung ER wollte eine Zuzugsbeschränkung für Asylanten . Nichts geschah, Jetzt soll er der neue Robin Hood sein , der Retter der Nation! Angela Merkel und Martin Schulz leben noch in einer anderen Welt. Wenn diese beiden koalieren versinkt Deutschland in die Bedeutungslosigkeit und Armut. Ein Blick in das Parteiprogramm der AFD wäre ein journalistische Hausaufgabe um gewisse Dinge richtig zu stellen und aus Deutschland ein noch mehr gespaltenes Land zu machen. Das ist auch eine Aufgabe der Medien

Sie sind sicherlich ein Grüner durch und durch und haben den Verlust der erhoffenden Postenjagd nicht verkraftet.

Herr Jornitz, Sie haben absolut recht! Die Angst unter den Merkel-Gegnern ist groß (mit Recht!) und ihre Widerstandskräfte erlahmen. Da greift man natürlich in seiner Ohnmacht nach jedem Strohhalm – und wenn es ein reines Marketingprodukt wie der listige Lindner ist. Immerhin hat er es geschafft, den Beladenen eine Therapie gegen kognitive Dissonanzen zu verkaufen. Das Geschäft floriert einstweilen, die damit verbundenen Kosten sind jedoch noch unbekannt.

Renate Aldag | So., 7. Januar 2018 - 18:03

sagt in seiner Rede: ...."das Problem waren wir selbst". Wenn doch nur eine Merkel, ein Schulz und auch ein Seehofer zu derartigen Einsichten kämen und zurücktreten würden, dann, erst dann stünde der Weg für eine funktionierende Koalition mit neuem Personal und Inhalten offen. Lindner`s Position, nämlich: Regierungsbeteiligung ja, aber ohne Merkel ist goldrichtig.

Bernd Fischer | So., 7. Januar 2018 - 18:38

Verliererparteien wollen nun ( der Macht wegen ) mit aller Gewalt regieren.

So wird wohl das “Projekt 18” für die SPD , sollte sie doch den Steigbügelhalter für Fr. Merkel machen, wohl bald bittere Wahrheit werden.

Zu wünschen wäre es der SPD.

Sepp Kneip | So., 7. Januar 2018 - 18:43

Christian Lindner kann wirklich das Verdienst für sich in Anspruch nehmen Jamaika verhindert zu haben. So weit , so gut. Und nun? Merkel will er nicht mehr, auch gut. Dann muss er sagen, was er wirklich will. Mit der AfD will er auch nicht. Was hat er denn dann noch für eine Perspektive? Er will Reformen von den anderen. Auch gut. Die kann er aber nicht erzwingen. Ob diese anderen mit Lindner und der FDP wollen, nach dem Nein bei Jamaika, eher nicht.

Warum analysiert Lindner nicht das Wahlergebnis? Die Bürger haben lins/grün eine Abfuhr erteilt. Durch die Stimmenzuwäschse bei AfD und FDP ist das Parteienspektrum nach rechts gerückt. Ob das irgend welchen linken Parteistrategen passt oder nicht. Das müsste bei einer Regierungsbildung berücksichtigt werden. Tut man aber nicht, da man die aussätzigen" AfDler meidet.

Sind sechs Millionen Wähler vom Aussatz befallen? Bei jeder Rede wird der Zusammenhalt in Deutschland beschworen. Keiner soll ausgegrenzt werden. Nein? Und die AfD?

Geht man davon aus, daß die Wahl vom 24.09.2017 demokratisch verlaufen ist, muß man zur Kenntnis nehmen, daß eine deutliche Mehrheit eine liberale/konservative Regierung wünscht. ALLE zur Wahl angetretenen Parteien sind als demokratisch gewählt anzusehen. Rechnerische Mehrheiten mit Parteien, die in ihren Programmen diametrale Grundsätze verkörpern(Linke, Grüne),verfälschen den Wählerwillen. Werden diese trotzdem an der Regierung beteiligt, dient das lediglich dem eigenen Machterhalt.

Obwohl auch der DFB ständig gegen Rassismus und Ausgrenzung agiert, Herr Kneip, will die Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag e.V. nicht mit AfDlern kicken!
Sind wir im Kindergarten? Ich konnte diese Posse kaum glauben. Aber es war schwarz auf weiß zu lesen, dass Grüne und Linke auf keinen Fall mit AfD-Leuten in einer Formation spielen wollen ...
Wie Lindners FDP zu diesem politischen und sportlichen Eigentor steht, weiß ich allerdings nicht.

Edgar Timm | So., 7. Januar 2018 - 18:53

Wegen der zahlreichen Wiederholungen habe ich doch noch mal nachgeschaut - Wikipedia meint: "Der Begriff Ancien Régime war ursprünglich als Erinnerung an die „gute alte Zeit“ vor den revolutionären Umwälzungen positiv besetzt. Talleyrand sagte einmal, wer das Ancien Régime nicht mehr erlebt habe, kenne nicht die Süße des Lebens („la douceur de la vie“). Heute hat Ancien Régime als Bezeichnung für den vorrevolutionären Obrigkeitsstaat einen eher negativen Beiklang. Verallgemeinert wird der Begriff für ein überkommenes, meist monarchisches Regierungssystem verwendet, das als nicht im Einklang mit den Erfordernissen der Moderne angesehen wird, etwa das russische Zarenreich bis 1917." - Also, lieber Herr Schwenicke, „gute alte Zeit“ oder ...?

Monika Templin | So., 7. Januar 2018 - 18:57

Ein wirklich zutreffender Artikel. Herr Schwennicke vielen Dank dafür. Sie bringen es auf den Punkt . Eine Groko bedeutet doch ein Weiterso, was die Mehrheit der Wähler am 24.09.2017 abgewählt hat. Ich wiederhole mich - ich bin froh dass es einen Herr Lindner und den Cicero gibt. Wann begreifen es endlich die "da oben ".

John Leontop | So., 7. Januar 2018 - 19:08

Lindner ist der einzige Hoffnungsträger, wenn ihm denn der Erfolg, der größer werden könnte, nicht zu Kopf steigt.

swen genselein | So., 7. Januar 2018 - 19:12

sollten die drei wirklich die neue(alte)Bundesregierung auskungeln dann können wir uns Wahlen in der nächsten Zeit sparen das Trauerspiel was die leute in Berlin abziehen ist eine jämmerliche Darstellung SCHANDE über die POLITCLOUNS ich bin bitter entäuscht
grüsse aus Potsdam

Dr. Michael Froehls | So., 7. Januar 2018 - 19:49

Christoph Schwennicke beschreibt die Situation sehr gut. Ein Ancien Regime, dass einfach weiterregiert, als waere nichts geschehen bzw. den Status quo ante wiederherstellen moechte. Leider wird es in der deutschen Regierungspolitik auf lange Sicht keinen frischen Wind a la Lindner geben - schliesslich haben 75% der Waehler direkt oder indirekt das Ancien Regime im September bestaetigt. Das unterscheidet Deutschland von allen anderen EU-Laendern, wo es solche gigantischen Mehrheiten nicht gibt.

Michaela Diederichs | So., 7. Januar 2018 - 19:50

„Ich wünsche mir an dieser Stelle mehr Mut zur Kontroverse.“ sagt Kevin Kühnert, der Juso-Chef. Die Personen Merkel, Seehofer, Schulz haben so etwas von fertig, dass wir alle einem Christian Lindner danken können, dass er auf Jamaika in dieser Konstellation nicht eingegangen ist. Der Mut zur Kontroverse ist diesen Politikern vollkommen abhanden gekommen. Sie klammern sich an ihre Macht. Dabei sind gerade sie abgewählt worden. Mit anderem Personal könnten Neuwahlen ganz andere Ergebnisse bringen.

Karl Uwe Weber | So., 7. Januar 2018 - 19:56

Der Artikel ist gut. Er zeichnet auf wie sich Schulz an Merkel klammern wird um nicht " draufzugehen" wie man im Western sagt. Es geht folglich seitens der SPD nicht um Inhalte, sondern um die Rettung des Umfallers Schulz. Lindener hat es richtig erkannt und gemacht. Besonders der Hinweis auf die verbrauchte Dividende gefällt und ist passend zu Merkels gesamten Regierungszeit. Sie hat die Wähler alternativlos hintergangen. Nur der "Michel" merkt es nicht, weil ihr die ör TV Anstalten Unterstützung leisten. Danke an das Cicero Team-macht weiter so.

Dimitri Gales | So., 7. Januar 2018 - 20:15

keine Revolution. So als habe die CDU nur Merkel, als Galionsfigur und Symbol der Kontinuität in der Kontinuität - oder auch Stillstand genannt. Hauptsache, Politikerkarrieren werden gerettet. Ein langweiliges Gähnprogramm, man ist versucht diesen "GroKo"-Zirkus mit immer denselben Darstellern nicht mehr wahrzunehmen.

Beat Leutwyler | So., 7. Januar 2018 - 20:45

Nach deutschem Wahlrecht sind weit über 700 Personen in den Bundestag gewählt worden. Und in der Spitze die zu einer Legitimation dieser Personen führt, wird über genau 4 Personen geschrieben.

Herr Schwennicke, glauben Sie wirklich, dass, selbst wenn Jüngere im gleichen Sesselrücken-Mechanismus an die Macht kämen, die Probleme die die Menschen plagt, auf diese Weise nachhaltig gelöst würden?

Das Problem liegt bedeutend tiefer - im System. Solange es keine echte Gewaltenteilung in Deutschland gibt, insbesondere zwischen Regierung und Gesetzgebender Gewalt, wird das Problem nicht verschwinden.

Gewaltenteilung wurde gegen Machtmissbrauch erfunden. Die Menschen merken, dass wenn eine Mehrheitsregierung ein Vorhaben ausdenkt und sie mit den eigenen Stimmen gleich legitimieren kann, der Missbrauch der Macht nahe liegt - was offensichtlich auch passiert ist.

Horizontale und vertikale Gewaltenteilung, echtes 2-Kammer-Parlament und "Checks and Balances" wären zu vermitteln.

Heinrich Kehmeier | So., 7. Januar 2018 - 22:06

Fürwahr, der Kontrast könnte größer nicht sein. Auf der einen Seite die Angst vor dem Karriereende betagter Männer, auf der anderen Seite der Vorsitzende einer Partei, der für den dringend so benötigten Neuanfang in fast allen politischen Bereichen steht, v.a. in der Flüchtlingspolitik, die realistisch und rechtsstaatlich werden muss und in der Ökologiepolitik, die die Bedingungen eines Industriestaates und die Pariser Verträge zusammen denken muss.
Vor allem die Aufwertung der Oppositionsarbeit und die Bedeutung des Parlaments waren für mich entscheidende Momente der Rede, denn das hat in den letzten Jahren gelitten.
So konnte dann Lindners Auseinandersetzung mit der Merkelschen Politik im Bericht der Zeit online Autorin Angelika Finkenwirth als gegen Merkel "wettern" dargestellt werden. Politische Auseinandersetzung heisst gegen eine bestimmte Politik wettern.
Wie Recht doch Herr Schulz und Herr Seehofer mit dem möglichen Karriereende haben.

Mathias Trostdorf | So., 7. Januar 2018 - 22:18

Ich drücke uns ganz fest die Daumen, daß es mit der GroKo-Neuauflage nicht klappt. Nicht nur, weil ich keine noch linkere CDU nicht will, sondern weil ich es verabscheue, daß unsere Protagonisten ihre Prinzipien verraten, nur um an der Macht zu bleiben. Im Idealfall scheitern die Verhandlungen, und unseren Hauptakteuren Merkel, Schulz und Seehofer fliegt das ganze um die Ohren, dann wäre ein ersehnter Neuanfang in greifbarerere Nähe.
S. Gabriel verkündete übrigens vorhin im TV, daß wir dringend "mehr Europa" bräuchten und das mit den Genossen an der Regierung umsetzen möchte.
Offenbar haben die SPD-Führungskräfte immer noch nicht verstanden, warum sie auf dem Tiefflug sind und es sicher mit diesen Prioritäten auch bleiben werden.
PS: Warum wird eigentlich Macron bei jeder Gelegenheit als neuer Heilsbringer angepriesen? Hat der denn ausser blumigen Reden schon irgendwas vorzuweisen?

Macron hat doch wirklich mehr Lametta als dieses traurige Dreigespann Merkel-Seehofer-Schulz.

Mathias Trostdorf | Mi., 17. Januar 2018 - 23:13

Antwort auf von Frank Linnhoff

Lametta bringt uns aber auch nicht weiter.

Peter Wagner | Mo., 8. Januar 2018 - 01:02

Falls diese Zwangsehe, genannt GrKo, angeführt von Merkel die keiner mehr so richtig will und Schulz den die Wähler und viele Sozis nur etwa 5 Monate gewollt haben, zustande kommt, wird der Scheidungsanwalt ganz sicher innerhalb 24 Monaten beschäftigung finden!
Da sich die drei Auslaufmodelle Merkel, Schulz und Seehofer gegenseitig neutralisieren, können wir sicher sein, dass uns das größte Problem in D, die illegale Masseneinwanderung, erhalten bleibt!

Elisabeth Ellermann | Mo., 8. Januar 2018 - 01:32

Und doch habe ich die große Sorge, dass - falls die Basis der SPD auch noch umfällt - das letzte Aufbäumen des alten und wieder neuen Regimes mindestens vier weitere Jahre andauern wird. Unerträglich.

Georgios Tsapanos | Mo., 8. Januar 2018 - 04:36

Herrn Schwennickes Interpretation der Ereignisse hält einer inzensiveren Prüfung natürlich nicht stand.
Nehmen wir beispielhaft die Behauptung, "Schulz und Seehofer klammern an der Macht", zu deren Beleg ausgerechnet die BILD-Zeitung bemüht wird. Eine steile These, die zwei Fakten völlig ausblenden muss, um zu funktionieren. 1. Ein Problem der Regierungsbildung besteht gerade darin, dass die CSU keine Ahnung hat, was ihr bei der anstehenden Landtagswahl mehr nützt: Kooperation oder Obstruktion. Wüsste sie, dass es letzteres wäre, die Sondierungen wären gescheitert, noch ehe sie begonnen hätten. 2. Die SPD hatte ihren Abschied von der Macht bereits beschlossen und verkündet und ist nur unter Drohung, den alten Vorwurf des Vaterlandsverrats auszugraben (hilft bei der SPD immer) an den Sondierungstisch genötigt worden.
Nein, hier gibt es keine Guten (die FDP) und keine Bösen (das Ancien Régime). Nur Ratlose, die weder wissen, was das Beste für sie selbst, noch für das Land sein könnte.

Ines Schulteh | Mo., 8. Januar 2018 - 08:12

dazu folgendes Gedicht, das damals entstand:

" Schau, da kommt Herr Biedermeier
Und seine Frau, den Sohn am Arm.
Sein Gang ist sachte, wie auf Eier.
Sein Wahlspruch, weder kalt noch warm."

Ja, ... - könnte auch auf die heutige Zeit zutreffen.
Doch eine konsequente Alternative, mit der sich eine Wende bewerkstelligen ließe, schließt ja auch ein ansonsten weitblickender Herr Lindner aus.

Peter Lieser | Mo., 8. Januar 2018 - 08:53

Angedachte Groko, völlig richtig - die Rückkehr der Mumien ! Kleine Einschränkung, Herr Lindner hat mich noch nicht überzeugt, aber er bringt, erstmal, frischen Wind ins muffige Berlin.

helmut armbruster | Mo., 8. Januar 2018 - 09:26

jedenfalls zum Teil und es war selbst daran schuld, dass es soweit kam.
Wir wollen dieses Schicksal unserem Nouveau Ancien Régime nicht wünschen. Es wird auch nicht passieren, denn für die Durchführung fehlen die Revolutionäre und Sans-Culottes. Da bräuchte es schon etwas mehr als ein FDP Dreikönigstreffen mit einer glänzenden Rede Lindners.
Unser Polit-Altersheim wird friedlich auf dem Sofa sterben, wie es sich gehört in einer Demokratie. Und wer nicht sterben will und auch nicht abtreten will erhält einen Versorgungsposten in Brüssel.
Aber wer weiß schon was die Zukunft bringt.

Karin Zeitz | Mo., 8. Januar 2018 - 09:28

fragen heute die Kommentatoren diverser Tageszeitungen. Offensichtlich haben sie Lindners Rede nicht richtig verstanden, denn Lindner hat eine Minderheitsregierung oder Neuwahlen als bessere Option zur GroKo bezeichnet, und damit hat er m. E. Recht. Ihn als Stoiber der FDP zu bezeichnen ist der Gipfel der Ignoranz. Man mag die Ziele der FDP gut finden oder nicht - Lindners Rede ist ein Highlight der Rhetorik. Seine prägnante Kritik an der deutsche Kleinstaaterei im Bildungswesen findet meine volle Zustimmung.

Bernhard Jasper | Mo., 8. Januar 2018 - 10:37

Es gibt unterschiedliche Welten, oder auch Wirklichkeiten, weil sie immer Resultat unserer Konstruktion sind. Und sie sind ästhetisch, weil wir sie immer mit Anschauungsformen, Metaphern und Grundbildern errichten. Und sie sind ästhetisch, weil die Vielfalt der so entstehenden Wirklichkeiten nicht mehr fundamentalistisch auf eine Wirklichkeit- die es gerade nicht gibt- zurückgeführt werden kann. Daraus folgt, dass es für jedes Individuum nur eine Welt gibt, nämlich seine eigene Erlebniswelt, und die unterschiedlichen Erlebniswelten nur partiell übereinstimmen. Ziel muss es sein, Kenntnis über die Welt zu gewinnen - für ein überlebensförderndes Handeln.

„Die FDP ist eine Partei von Individualisten“, sagte Christian Lindner, die durch Teamwork agiert. Die für „Vielfalt und gegen Intoleranz“ steht. Nicht „rechts oder links“, es geht heute um die „offene Gesellschaft und ihre Gegner“.

Hans Zimmer's Inception in Concert in Vienna
https://youtu.be/cIk-Kxw_7Kc

Simon Tanner | Mo., 8. Januar 2018 - 10:55

Soviel Überdruß mit der aktuellen Politik war selten. Eine Koalition alter, nunmehr gescheiterter Politiker, die politisch nichts wollen ausser weitermachen. Warum und wozu? Hierzu nur Floskeln und Stereotype. Opposition? Abgetaucht, mit Flügelkämpfen beschäftigt oder bei den Bienen und Blümchen. Verantwortung für das Land und seine Bürger? Ach je. Aber wenigstens die Diäten erhöht, die Preise steigen schließlich.
Ob nun Lindners FDP den Aufbruch verkörpert werden wir sehen; jedenfalls hat der Mann genug Standfestigkeit bewiesen und sich der ihm und seiner Partei zugedachten Rolle als "Königinnenmacher" widersetzt. Wozu braucht es eigentlich noch ein Parlament mit rekordverdächtiger Zahl an Abgeordneten, wenn doch keinerlei interessante Debatte zu hören ist?
Weshalb haben wir freie Medien, wenn dieses ganze Prozedere überwiegend als "alternativlos" gilt und Merkels Kanzlerschaft als Selbstverständlichkeit? Denken die Politiker auch an die Zukunft dieses Landes?

Horst Johnson | Mo., 8. Januar 2018 - 11:24

2015 meinte Lindner noch, "wir müssen gegen die ostreurop.Flüchtlingspolitik geschlossen auftreten".
2017 Schwennicke: "Lindner spricht mit gespaltener Zunge", jetzt: "bereit für eine neue Generation der Macrons". Sorry, ist mir zuviel Hü und Hott, dann doch lieber die bürgerliche Wende namens AFD, die bleibt wenigstens bei dem was sie sagt.

Je nach Windlage, wird die Fahne gedreht. Ohne Prinzipien. Die AfD ist wahrlich eine bürgerliche Partei, die hoffentlich Wort hält.
Nur durch diese Partei ist ein frischer Wind im Parlament eingetretten. Die Verkrustete Einheitspartei ist ratlos, waren ja gewöhnt sich selbst zu beweihern.
Die AfD hat ein sehr pragmatisches Programm die anderen, eine falsche Agenda.
Da ist sogar das Wort Deutschland vertreten, was die anderen Parteien Verabscheuen. Nur das deutsche Steuergeld, ja da können sie nicht widerstehen.
Sie werden die "hier länger lebenden genannt", nur für so eine infame Degradierung des Volkes, müssten die geschlossen zurücktreten.

Dr. Lothar Sukstorf | Mo., 8. Januar 2018 - 11:56

Ich habe in einigen Kommentaren im Cicero, im letzten Jahr, die gegenwärtige Zeit, als Merkel-Biedermeier benannt. Wie damals war Sedierung Alles; nur damals stand mit Metternich ein Staatsmann von Format an der Spitze, heute hingegen ist Prinzipienlosigkeit das herrschende Machtattribut. Ähnlich wie damals, (mit dem Metternischen Spitzelsystem) haben wir es heute mit dem Maasschen NetzDG zu tun, was auf nichts anderes hinausläuft. Heute haben wir eine Kanzlerin, die 'sagenhafte Fr. Erkel, mit dem großen M davor', die sich durch keinerlei Eigenschaften auszeichnet - außer das Vermögen, sich dem Wind aus allen Himmelrichtungen geschmeidig anzupassen. Und das reicht - wie sich jetzt zeigt - nicht aus, das Amt auszufüllen!

Manfred Gimmler | Mo., 8. Januar 2018 - 12:15

Wen hat der deutsche Journalismus nicht alles schon ungerechtfertigterweise hochgeschrieben. Auch künftig werde ich mich davon nicht beeindrucken lassen, wenn Politologen sich von politischen Marketing-Kampagnen blenden lassen und dann als Auguren tiefgründig dem Leser Visionen und Strategien „aufstrebender Politiker“ nahebringen möchten. Da werden offenbar bereits jetzt die ersten Sedativa – in noch kleinen Dosen – für eine künftige Politik als Beruhigungsmittel verabreicht. Ist erst die Merkel weg und der Lindner da, ist die Welt wieder in Ordnung.

Recherchen zu einem Sachverhalt durchzuführen, komplexe Probleme sauber zu analysieren und klar darzustellen oder Konsequenzen fehlerhaften politischen Handelns deutlich – meinetwegen auch mit Zahlen unterfüttert – aufzuzeigen, erfordert natürlich mehr Aufwand als eine unterhaltsame Glosse mit musikalischen Assoziationen über den politischen Betrieb zu schreiben.

Jacqueline Gafner | Mo., 8. Januar 2018 - 13:10

wie morsch die "GroKo-Demokratie" von CDU/CSU- und SPD-Gnaden inzwischen ist. Mag sein, dass es gelingt, das Machtkartell noch einmal in eine Verlängerung zu retten. Das wird dann aber mit Sicherheit seine Abschiedsvorstellung gewesen sein, da bis zum Ende der Legislatur auch der Mittelstand so weit dezimiert sein wird, dass es mit dem "Durchregieren" der abgehalfterten einstigen Volksparteien für lange Zeit vorbei sein wird. Organisierte Verantwortungslosigkeit auf Kosten der Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung geht über einen gewissen Punkt hinaus unweigerlich schief, selbst in Deutschland, das im Ruf steht, von einem Menschenschlag bewohnt zu sein, der politisch eine überdurchschnittlich lange Zündschnur hat.

Bernd Lehmann | Mo., 8. Januar 2018 - 13:34

Ich kann diese Jubelarien auf Macron nicht mehr hören. Der ist ein Elitenprojekt, vom Finanzkapitalismus mir riesigem Aufwand ins Amt gegaunert. Alles was der will , ist eine Einzugsermächtigung für das Vermögen der deutschen Bürger, mehr habe ich noch nicht gehört. Den interessiert Frankreich und nicht die Bohne Europa oder gar Deutschland.

Heinrich Niklaus | Mo., 8. Januar 2018 - 14:49

Schön zu wissen: Es geht den Parteivorsitzenden der CDU (Merkel), SPD(Schulz) und CSU (Seehofer) bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen nicht um Deutschland, ja noch nicht einmal um die eigenen Parteien. Es geht ihnen um ihr persönliches Politikerschicksal.

Man nimmt mit Grauen zur Kenntnis, welche schrecklichen Politikergestalten an die Spitze Deutschlands gespült wurden. Und was noch schrecklicher ist: Es gelingt nicht, diese Gestalten abzuwählen.

Dr. Lothar Sukstorf | Mo., 8. Januar 2018 - 17:52

Ich erachte Lindners Absage an Jamaika als schallende Ohrfeige für Fr. Merkel. Sie hat Lindner wohl spüren lassen, dass sie ihn und seine Partei nur als Vehikel sieht. Mal sehen, welche Fehler sie in den Verhandlungen mit der SPD macht und was sie uns mit Bildung der neuen GroKo ab Sommer wieder in Flüchtlingsfragen einbrockt?

Günther Schulz | Mo., 8. Januar 2018 - 19:58

Früher waren es die Wendehälse der FDP die ihren Abgang bereiteten. Für Lindner ist zu hoffen, dass er den Geradeausblick ohne Scheuklappen behält.

martin kleber | Mo., 8. Januar 2018 - 20:13

Ja,es ist Endzeit.Das Regime der Person wankt und wackelt,aber es fällt nicht.Noch nicht.Der grenzenlose Opportunismus der Person,wird ihr das Grab bereiten.

Lothar Kempf | Mo., 8. Januar 2018 - 20:26

Lindner ist nur dann glaubhaft, wenn er seine Scheu ablegt und in den Angriffmodus schaltet. Deutlich sagen was man will, warum und ggflls. mit wem.
Bislang tritt er auf wie ein Verkaufstrainer von der undurchschaubaren Sorte. Heiße Luft. Hat er die Balkonhöhe nicht vertragen? Wie soll man ihm und vor allem seiner im Schatten stehenden FDP etwas zutrauen?

Angela Seegers | Di., 9. Januar 2018 - 12:18

Immer wieder ein Vergnügen Ihre in spürbarem ernsten Vergnügen geschriebenen Artikel zu lesen. Die deutsche Sprache lebt also doch noch. Bei unserer BK bin ich mir nicht sicher, ob sie besser russisch denn deutsch kann.

Martina Ehrenberg | Di., 9. Januar 2018 - 14:54

Herr Lindner ist ein Schwätzer .Grosse Klappe nichts dahinter!Gut das Jamaika nicht zustande kam .Wie kann man die FDP unter einem wie Lindner überhaupt wählen ?