Anarchistischer Block während der Proteste am 17. Februar auf dem Minsker Unabhängigkeitsplatz
Der weißrussische Präsident ist ein Meister des Lavierens zwischen Russland und dem Westen / Maxim Sarychau

Weißrussland - Tanz auf dem Vulkan

In Belarus treibt die Wirtschaftskrise Tausende Menschen auf die Straße. Ist das schon mehr als 20 Jahre dauernde Experiment des Alexander Lukaschenko am Ende?

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Man muss sich den Weißrussen als einen glücklichen Menschen vorstellen. Seit einem Vierteljahrhundert lebt er in einem sicheren Hafen, um den herum wilde Stürme toben: Wirtschaftskrisen, Terrorismus und Revolutionen. Mit ruhiger Hand sorgt Ale­xander Lukaschenko (oder „Batka“, also das „Väterchen“, wie man ihn dort nennt) dafür, dass die Kolchosen Milch und Kartoffeln liefern, die Fabriken Traktoren und Damenunterwäsche produzieren und den Menschen jeden Monat pünktlich ihr Gehalt überweisen. Belarus ist mit seinen knapp zehn Millionen Einwohnern der letzte Hort des real existierenden und funktionierenden Sozialismus in Europa.

Auf den ersten Blick bestätigt das Land dieses Bild. Belarus wirkt nicht im Entferntesten wie das Armenhaus, das man als Ausländer erwarten würde. Minsk ist eine der saubersten Hauptstädte der postsowjetischen Welt. Die Straßen sind gut, auf ihnen fahren vor allem westliche Autos. Es gibt schicke Cafés, Restaurants und Bars, an der Straße zum Flughafen wachsen neue Hotels und Bürohochhäuser in den Himmel. Die Menschen, die sich durch Minsk bewegen, sehen etwas östlicher aus als in Berlin, aber alles andere als arm. Auch außerhalb der Hauptstadt das gleiche Bild: gute Straßen und gepflegte Städte. 

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