Ziffern und Buchstaben in einem Regal
Was die Bildung in Deutschland braucht: Respekt vor Lehrern und Schülern und das Ende unausgegorener Reformen / picture alliance

Bildungspolitik - Die Bildung ist wieder der Dumme

Egal, welche Parteien sich am Ende zu einer Regierung zusammenfinden, eines lässt sich schon jetzt voraussagen: Mit der Bildung wird es weiter bergab gehen. Denn die Politik behandelt das Thema lustlos und veränderungsresistent. Darunter leiden vor allem Kinder von ärmeren Eltern

Ernst Elitz

Autoreninfo

Ernst Elitz ist Autor und Journalist. Bis 2009 war er erster Intendant des Deutschlandradios. Von 1969 bis 1974 war er Redakteur für Bildungspolitik beim „Spiegel“

So erreichen Sie Ernst Elitz:

Unter all den Plakaten, mit denen im Wahlkampf für das Thema Bildung geworben wurde, stach eins hervor. Es war das wahrhaftigste von allen: „Bildung darf nichts kosten. Nur etwas Anstrengung.“ Es war dieses „etwas“ auf dem SPD-Plakat, das die ganze Misere der deutschen Bildungsdebatte in fünf Buchstaben zusammenfasste: Strampelt Euch nicht ab. Wird schon klappen. Wenn nicht, ist auch nicht so schlimm. Nach dieser Devise, mit der man es beim Fußball nicht mal in die Kreisklasse schafft, wird keine Partei Deutschlands Bildungssystem an die „Weltspitze“ katapultieren. Das Land ist in einem Zustand, wie ihn vor einem halben Jahrhundert der Philosoph Georg Picht in seinem Bestseller „Die deutsche Bildungskatastrophe“ beschrieb. Lustlos und veränderungsresistent. Doch an wohlfeilen Versprechen mangelt es nicht.

Nur Worte, keine Taten

Wäre Politik ein Ausbildungsberuf mit Lehrbefähigung, könnten die Absolventen ihr Diplom im Fach „Phrasenkunde“ erwerben. Tönende Worte wie „Bildungsoffensive“, „weltbeste Bildung“ , „Nummer 1 in Europa“ gehen den Politikern so leicht über die Lippen wie dem Lehrer das erlösende Wort: „Jetzt ist Pause!“ Um auch nur eins dieser Ziele halbwegs zu erreichen, bedürfte es Tausender qualifizierter Lehrer. Doch die gibt es nicht. Zwar legt ein Blick auf die Geburtenzahlen eines Jahrgangs nahe, dass sechs Jahre später für exakt diese Zahl an Kindern eine entsprechende Ausstattung an Schulplätzen samt Lehrern bereitstehen müsste. Aber Mathematik gehört nicht zu den Fähigkeiten, mit denen man als Bildungspolitiker reüssiert.

Nachdem jahrzehntelang mit härtesten Bandagen für die Verwissenschaftlichung der Grundschullehrerausbildung gekämpft wurde, ist der aktuelle Hit zum Ausgleich des politisch verschuldeten Lehrermangels der „Quereinsteiger“, der irgendwas studiert hat, nur nicht Pädagogik. 

Die Bildungspolitik hat sich als ernst zu nehmendes Politikfeld längst desavouiert. Auch die Zentralisierung von Bildungskompetenzen in einem Bundesministerium wäre keine Lösung. Ohnehin wehren die konservativ regierten Länder sich mit Händen und Füßen, in einem nationalen Bildungseinheitsbrei auf das Niveau von Hamburg, Bremen und Berlin herunter gekocht zu werden.

Es geht nicht um eine neue Organisation, sondern um eine vollständig neue Haltung, die auf der Erkenntnis beruht, dass Bildung, wenn sie erfolgreich sein will, Fleiß und vollen Einsatz, ständiges Üben und Disziplin erfordert – und dass jedes „nur etwas“ dabei tödlich ist. Es geht um Respekt vor Lehrern und Schülern und um ein Ende unausgegorener Reformen, die Lehrer und Schüler wie Laborratten in Experimente treiben wie G8 versus G9, Mengenlehre, Schreiben nach Gehör (und jeweiligem Dialekt) und diversen Schreibschriften je nach Laune.

Digitalisierung allein ist keine Lösung

Auch ein paar Milliarden mehr für die Digitalisierung retten die Schulen nicht. Sie kaschieren nur deren Drangsalierung durch Projekte, mit denen Politiker sich als Menschheitsbeglücker inszenieren: Inklusion von Behinderten – ohne entsprechendes Fachpersonal. Ganztagsschulen ohne Räumlichkeiten und zusätzliche Erzieher- und Pädagogenstellen. Lehrer werden zur Verfügungsmasse für politische Profilierungsaktionen und haben den schwarzen Peter, wenn es nicht klappt. Ein Wort der Entschuldigung kommt den arroganten Bildungspolitikern nicht über die Lippen.

Es fehlt an einer Haltung der Bildungspolitik, die die Leistung des anderen achtet, die auf den Schatz seiner Erfahrungen setzt und ihn nicht verheizt. Eine Bildungspolitik, die die Kinder in verwahrloste Gebäude mit versifften Toiletten presst, macht die Verwahrlosung zum staatlich verordneten Erlebnisprogramm. Wer so handelt achtet die Kinder nicht.

Wie soll die junge Generation da lernen, den Staat zu achten? Eine Bildungspolitik, die ihr Versagen offen zur Schau stellt, treibt die Spaltung der Gesellschaft voran – Privatschulen für die Eliten, und für den Rest staatliche Grundversorgung mit gefrusteten Pädagogen. Dass diese Spaltung schon zum Mainstream geworden ist, beweisen Beglückungspolitiker wie die mecklenburgische Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die ihr Kind lieber auf die nächste Privatschule schickt, als in einen pädagogischen Staatsbetrieb. Sie ist nicht die erste, die – wenn es um die eigene Familie geht – das Parteiprogramm in die Tonne tritt.

Die verheerende Konterrevolution

Die fortschreitende Spaltung des Schulsystems in oben und unten ist die Konterrevolution in einem demokratischen Bildungssystem.Sie ist ein schwerer Schaden für das Kind aus der Migrantenfamilie, Pech für das Kind von Hartz-IV, Pech für das Arbeiterkind, das in einem Zweiklassen-Schulsystem um seine besten Chancen gebracht wird. In seinem Bestseller hatte Georg  Picht in den sechziger Jahren vorgerechnet, wie Deutschland seine Zukunft verspielt, wenn es nicht zu einem bildungspolitischen Neustart bereit ist.

Damals war die Gesellschaft nach der lähmenden Adenauer-Zeit schließlich doch zum Umbruch bereit. Damals wurde die Botschaft gehört. Heute treibt die Bildungspolitik im Modus des „Weiter so“ vor sich hin. Doch nur mit einer neuen Haltung von Verlässlichkeit, Respekt und einem Bekenntnis zur Leistung wird sich das Steuer noch herumreißen lassen. 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Andrea Bast | Fr., 24. November 2017 - 08:43

Junge Menschen können sich den Weg zur Wahlurne sparen. Politik wird von Alten für Alte gemacht und die Wirtschaft. Keiner von diesen Leuten "spricht meine Sprache" und kann mich vertreten. Ich fahre zum Beispiel jeden Morgen / Abend 2-3 Stunden zur Mainzer Uni und zurück. Bezahlbaren Wohnraum zu finden, aussichtslos. Nur eins von vielen Problemen. Und es interessiert auch in der Politik keinen, die huschen mal vor den Wahlen in der Uni vorbei, tun angestrengt, dann geht's weiter zum Postenschacher und Sicherung ihrer Pfründe und Interessen.

Torsten Knecht | Fr., 24. November 2017 - 13:22

Antwort auf von Andrea Bast

... Frau Bast und ich teile Ihre Sicht auf die Politik. Zur Wahlurne bin ich trotzdem gegangen und habe aus Protest die AfD gewählt. Gut so, denn dadurch kann Merkel nicht mehr durchregieren, wie sie will u. ihre Politik in Hinterzimmern ausbaldowern.

Kein Politiker wird für ihre o. meine Interessen seine Karriere aufs Spiel setzen. Aber gegen eine organisierte Partei o. Masse von Leuten, die Ihre Ziele ins öffentliche Bewusstsein bringen, kommt der Politiker nicht dran vorbei.

Individueller Rückzug ist Passivität u. darüber freuen sich nur die Politiker. Siehe Almaier der sinngemäß im TV vor der Wahl sagte, man solle lieber nicht wählen gehen als die AfD zu wählen.

helmut armbruster | Fr., 24. November 2017 - 09:02

ich kenne jüngere Studienräte, die an Gymnasien unterrichten und nicht richtig deutsch schreiben können.
Ich kenne auch Rentner, die in den 50-igern oder 60-igern "nur" 8 Jahre die Volksschule besucht haben, aber korrekt deutsch schreiben und auch sonst ein Wissen haben, welches man bei heutigen Abiturienten nicht mehr findet.
Wir sind tatsächlich auf den Hund gekommen.
Wer Kleinkinder hat und vor der Aussicht steht sie in dieses unser marodes Schulsystem einschulen zu müssen, sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht auswandern sollte.

wolfgang spremberg | Fr., 24. November 2017 - 09:08

aber : es ist nicht egal welche Partei, einige werden, gewollt, die Probleme vergrößern (mehr Zuwanderung). Insofern ist es für Migrantenkinder und H4 Kinder auch kein Pech. Sie sind Kollateralschäden bei der ...ja was ? Rettung der Welt in Deutschland ?

... Kinder sind die Zukunft einer Gesellschaft. Am Umgang mit Ihnen, ihren Großeltern und den Kranken in der Gesellschaft messe ich u. implizit jeder andere auch, der Familie hat oder einmal krank war, ob die Gesellschaft "funktioniert" u. welche Werte Priorität haben.

Merkels Werte von Freiheit und Demokratie ist in D. eine Frage des sozialen Standes und des Geldbeutels. Da fühlt sich der Kapitalismus in der Demokratie wohl, viele Bürger in ihrer "Demokratie" immer weniger.

Doch, doch Herr Knecht. Für diejenigen, die noch mehr Kinder integrieren wollen, obwohl jedem denkenden Menschen klar sein müsste das es so nicht gut funktioniert,
sind die Nachteile, die unseren Kindern (incl. der hier bereits lebenden Migrantenkinder) entstehen, lediglich Kollateralschäden. Was sonst ?

Susanne antalic | Fr., 24. November 2017 - 09:14

Dumme lassen sich besser regieren, das fängt in den Schulen an und der Staatsfunk und die Privaten übernehmen den Rest. Es ist gewollt und um so linker um so schlimmer.

Ursula Schneider | Fr., 24. November 2017 - 11:30

Antwort auf von Susanne antalic

Menschen, die nachdenken, differenzieren, sich informieren und nicht für dumm verkaufen lassen, waren für die Regierenden schon immer unbequem und die ersten Opfer in allen Diktaturen.

martin falter | Fr., 24. November 2017 - 09:35

in Wahrheit haben wir doch die zwei Klassen Gesellschaft schon lange. Nicht nur im Bildungswesen, sondern auch im Gesundheitswesen, im Finanzwesen usw. usw..
Oben wird nur geredet und in der Mitte und unten wird gelitten. Warum kann das Bildungswesen nicht zentral gesteuert werden? Warum kocht jeder Bundesstaat mit den Zwergen Staaten sein eigenes Süppchen. Es ist eine Binse aber trotzdem wahr. Wir haben nur Bildung anzubieten im internationalen Wettbewerb!

... = 1 Schulsystem = gleicher Lehrplan und - stoff + länderübergreifend. Schulstoff Physik, Chemie, Bio, Mathe MUSSTEN sein, Abwahlfächer gab es nicht. Sportunterricht war körperlich leistungsfördernd in jeglicher Ausübung wie Turnen, Leichtathletik usw. und keine Spaßauszeit wie heute. Förderschulen für Minderbegabte aber auch für Hochbegabte gab es. Begrenzter Zugang zur Uni (ganz wichtig), Auswahl erfolgt Leistungsbezogen (um Überhang an al Akademiker verhindern). Praktisch veranlagte Schüler, die die 10 Klasse nicht schaffen, dürfen vorher ab und werden ohne Unterbrechung einer Ausbildung im handwerklichen o. sonstigen Bereich zugeführt - je nach Veranlagung und Wunsch natürlich. Niemand war "unnütz" u. ohne Perspektive.

DDR!!!

PS: Die Schulklos waren alle intakt. Wir hatten sogar einen Schulgarten, Volaire, eigene Turnhalle, AGs wie Foto u. Basteln, Hort bis beide Vollzeitjob-Eltern zu Hause waren und Schul-Essen. Was blöd war, das waren FDJ-Appelle u. Ideologiefächer.

Sg Herr Knecht, dass Sie sich die DDR-Realität nach fast 30 Jahren immer noch schön reden, lässt auf ideologischen Vorsatz schließen. Eine Welt, in der Schüler "zugeführt" wurden, manche auch abgeführt, in der es Verlierer und zerbrochene Biographien gab, und ... - das interessiert Sie nicht. Postfaktisch versuchen Sie ein Arbeiter- und Schülerparadies zu inszenieren - Sie vergaßen die Mauer, die die "heile Welt" abgesichert hatte. "Die Schulklos waren intakt" - toll. Und wieder vergaßen Sie die andere Wahrheit: Wer die heile Toilettenwelt verlassen wollte, wurde am Grenzzaun erschossen.

...geehrter Herr Knecht, stimme Ihnen voll zu, die Bildung war nicht nur vorbildlich, das Gesundheitswesen und nicht zuletzt das menschliche Zueinander. Ideologisch hatte mich nicht so interessiert und wurde auch nicht damit behelligt. Ich bin froh in der DDR aufgewachsen zu sein. Auch später Beruf und Arbeit ohne Ängste zu erleben waren gut für die Psyche. Leider wurden wir durch die Einigung dermaßen überrollt uns wurde die Identität genommen. Der sogenannte "Wessi" sollte vorsichtig sein mit seiner Beurteilung der DDR, diese Kommentare zeigen eben die "Ihre Schulbildung von damals schon...

Drei Jahre nach der "Wende" war ich in der Nähe von Grevesmühlen (M-V). Dort lernte ich eine Lehrerin kennen. Sie sagte mir im Gespräch u. a.:
"Gleich nach der Wende kamen die Firmen aus Lübeck (~ 40 Km), ja sogar aus Bad Oldesloe (~ 60 Km) und haben unsere Schüler von der Schulbank weg als Auszubildende engagiert! Das ist heute alles vorbei - heute sind unsere genau so dämlich wie Eure (Schl.-H.) auch." Und noch eines: Ich lieferte Auto-Zusatzgeräte, u. a. an Kfz.-Werkstätten. Von den "Fachwerkstätten" in den "alten" Bundesländern kamen öfter Anrufen, weil die Monteure die Einbauanleitungen nicht verstanden. Aus den "neuen" Bundesländern kam nicht ein einziger! Von dort (und vom TÜV) kam nur Lob für die gut anleitenden Einbautexte!
Der Autor hat es gut beschrieben: Lernen verlangt Aufmerksamkeit, Ordnung, Disziplin, Wiederholung usw. Das ist zwar kein "Spaß" - aber Können bringt Freude ein! Und Genugtuung!

Patricia Meyer | Fr., 24. November 2017 - 09:38

Wie kommen sie darauf, daß unsere Regierung daran interessiert ist gebildete Bürger zu haben? Bei 6,4 Millionen Hartz iv Empfängern und 2,5 Millionen Arbeitslosen scheint doch das Ziel ein anderes zu sein.Es gibt Länder in Europa, die das anders sehen, in Finnland z.B . werden Kinder gefördert solange wie nötig, Volkshochschulen sind für alle erschwinglich und jeder kann sich dort weiterbilden. Hier in Deutschland ist das nicht erwünscht. 8 Millionen Abhängige von Sozialleistungen plus Billliglöhner, Leiharbeiter, Rentner mit Mindestrente, Migranten mit Angst vor Abschiebung.Leichter kann man ein Volk nicht steuern

Torsten Knecht | Fr., 24. November 2017 - 12:20

Antwort auf von Patricia Meyer

... Frau Meyer.

Dazu kommt, das begehrte Jobs sich nicht unendlich vermehren nur weil es mehr gebildete oder halbgebildete Menschen mit Uniabschluss gibt.

Die besseren Jobs verdrängen nicht die weniger attraktiven und schlechtbezahlten Jobs. Deshalb ist ein Bildungshub nach oben für alle zwar wünschenswert, es löst aber nicht das selbstverschuldete Problem des Niedriglohnes und der Leiharbeit.

Mal ganz abgesehen davon hat uns die Aufklärung mit Goethe und Schiller gelehrt, das der Mensch nur dort frei ist, wo er spielen kann. Bildung nur als Mittel zum Zweck der Profitabilität (Wirtschaft) zu sehen ist daher zu eng gedacht. Wo steht D. denn heute in der Grundlagenforschung in vielen Bereichen?

Karsten Paulsen | Fr., 24. November 2017 - 09:40

Wenn ich mit auszubildenden Betrieben zu tun habe höre ich immer wieder wichtig sei Rechnen, Schreiben, Lesen. Dieses werde immer schlechter.

Falls sich die Bldungsminister wieder auf Vermittlung dieser Kernkompetenzen einigen könnten, einfach durch Unterricht und üben ... üben und üben. Dann wäre schon viel gewonnen.

Noch nie waren die Leistungen so mangelhaft - von der Grundschule bis zu den Universitäten. Paradoxerweise ist z. B. in Berlin die Zahl der Abiturzeugnisse mit Notendurchschnitt 1,0 vierzehn mal so hoch wie vor zehn Jahren. Schlechte Noten gelten heute nicht als Beweis für Leistungsschwäche der Schüler, sondern für eine der Lehrer. Einfach abstrus!

Ernst Greving | Fr., 24. November 2017 - 09:49

Leicht ist es, die "Ärmeren" von jeder Verantwortung freizusprechen. Der Autor vergisst den nicht unwichtigen Umstand, dass wir in einer Demokratie leben. Und einer in ener bildungssozialistischen. Wenn mich meine zwei Jahrzehnte staatlich vorgeschriebener Bildung eines gelehrt haben, dann die Notwendigkeit von mehr Freiheit, Flexibilität, Dynamik, Markt. Der deutsche Staat gibt 200.000 € im Namen jedes Bürgers aus. Wer mit solche Massen von Ressourcen lediglich "Dumme" erzeugen kann, der sollte fragen, ob nicht das System diese Dummheit erst erschafft, denn so dumm kommt wahrlich niemand zur Welt. Übrigens können Sie beruhigt sein. Junge Menschen sind täglich länger im Internet als in der Schule. Und im Internet gibt es jede Menge guter Inhalte. Die Technik wird erreichen, was der deutsche Planungswahn nicht geschafft hat. Gehen Sie einfach aus dem Weg!

Torsten Knecht | Fr., 24. November 2017 - 10:04

... nach oben schrumpft.

Das weiterführende Bildungssystem hat sich durch die Bologna-Reform verändert. Die Wirtschaft wollte junge Akademiker. Jetzt merkt sie, Schmalspurwissen ohne Lebenserfahrung ist doch nicht so profitabel. Die Eier-legende-Wollmilchsau - der 25 Jährige mit 10 Jahren Berufserfahrung im in u. Ausland, 4 Sprachen, Doktortitel und sonstwas - ist eher die Ausnahme als die Regel.

Statt auf Bildung wird von Seiten der Wirtschaft Wert darauf gelegt, das genügend "Fachkräfte" aus dem Ausland zu uns kommen. Egal, alle reinlassen!

Die Priorität liegt im Profit. Leiharbeiter sollen zusehen, wie sie ihre Kinder satt kriegen. Sollen Sie doch "aufstocken" gehen. Natürlich sind das die "besten" Voraussetzungen, das deren Kinder Ärzte o. Ingenieure werden.

20 000 legale Steuervermeidungsgesetze u. im Gegenzug kaputte Schulklos. Egal. Weiter so. Mich betrifft es ja nicht, denkt sich Frau Schwesig u. schickt ihr Kind in die Privatschule.

Die Moral ist auch im A....!

gerade Frau Schwesig kämpft doch leidenschaftlich dafür, dass die Kinder aus sozial schwachen, eher bildungsfernen Familien und ganz besonders die mit "Migrationshintergrund" nicht benachteiligt werden! Das gehört zur Kernkompetenz der SPD. Die Privatschule für ihren Sohn lag halt etliche Kilometer näher zur Wohnung - wenn das kein Grund ist ...

Achim Scharelmann | Fr., 24. November 2017 - 11:43

Zur Bildung gehören zwei Voraussetzungen. Jemand der sie anbietet und einer der sie annimmt und das bedeuted, daß die richtigen Gene die wichtigste Voraussetzung für Bildung sind, denn hat man die falschen Eltern, dann ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß man in deren Fußstapfen tritt, umgekehrt ebenso. Ohne eigenen Willen geht garnichts und der liegt in der genetisch ererbten Vernunft begründet, von Ausnahmen abgesehen. Da können die aus politischen Gründen anbieten was sie wollen, das Schicksal liegt meistens in den Händen des einzelnen, dazu bedarf es keiner staatlichen Gängelei, die ehedem nur Fürsorge suggerieren will, aber in sich schlecht aufgebaut ist, denn der fehlende Wille ist das eine, der Druck dazu die andere Seite der Medallie und wie das geht zeigen uns viele fernöstliche Staaten, wo man in Bildung investiert aber auch klar macht, daß es keine Einbahnstraße ist und ein langjähriger und mühevoller Einsatz gefordert wird und das führt zum Erfolg.

Wolfgang Tröbner | Fr., 24. November 2017 - 11:59

Mit seinen Aussagen, insbesondere dass die Politik das Thema Bildung veränderungsresistent behandelt, hat Herr Elitz Recht. Dass darunter vor allem Kinder von ärmeren Eltern leiden sollen, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Bildung hat zwar etwas mit Geld zu tun, aber nur peripher. Bildung könnte prinzipiell auch in verwahrlosten Gebäuden vermittelt werden. Relevant ist hingegen, wenn der Autor schreibt, dass es bei Bildung vor allem um eine bestimmte Haltung geht. Nämlich dass Bildung, wenn sie erfolgreich sein soll, Fleiß, Einsatz und Disziplin erfordert. Das hat aber nichts mit Geld zu tun. Aber genau hier setzt das vollständige Versagen der Politik ein. Es sind nämlich genau diese Eigenschaften, die dem deutschen Bildungswesen von einer Ideologie getriebenen Politik nahezu vollständig ausgetrieben wurden. Ist das aber verwunderlich angesichts der Tatsache, dass viele der Politiker selbst nicht über Bildung verfügen und deren Wert auch nicht zu schätzen wissen?

Christa Wallau | Fr., 24. November 2017 - 12:04

Ihrer Analyse des deutschen "Bildungssystems" und den Ratschlägen, die Sie erteilen, um hier eine Kehrtwende zu erzielen, kann ich mich nur voll
anschließen. Seit Jahrzehnten ist diese, Ihre Rede, auch meine Rede:
"... es geht um eine vollständig neue Haltung, die auf der Erkenntnis beruht, dass Bildung, wenn sie
erfolgreich sein will, Fleiß und vollen Einsatz
ständiges Üben und Disziplin erfordert - und dass jedes "nur etwas" dabei tödlich ist."

In Wahrheit, lieber Herr Elitz, ist dies keine "neue"
Haltung, sondern eine ganz alte, bewährte, die
allerdings bei den heutigen "Bildungspolitikern und
-experten" völlig verlorengegangen ist. Insofern haben sie recht, wenn sie von "neuer Haltung"
sprechen.
Ich kann nur täglich hoffen u. beten, daß sich eine vernünftige, der menschlichen Natur angemessene Bildungspolitik doch noch einmal wieder in Deutschland entwickelt, bevor dieses Land endgültig keine humanen und finanziellen Ressourcen mehr dafür hat.

Torsten Knecht | Fr., 24. November 2017 - 12:48

... ganz klar. Unter Druck von außen lernt es sich schlechter als wenn ich selbst motiviert bin, mir Bildung (Aneignung von Wissen u. Erfahrung) in welcher Form auch immer, angedeihen zu lassen.

Bloß, die Chancen müssen dafür da sein. Genies fallen nicht vom Himmel aber neben ihrem Fleiß und Hingabe haben u. hatten sie Möglichkeiten ihre Talente zu fördern o. auszuleben.

Mozart ohne sein Vater - undenkbar. Einsteins Relativitätstheorie ohne "ruhigen" Patentjob in der Schweiz möglicherweise auch nicht.

Erziehung sollte von den Eltern kommen. Das kann u. soll der Staat nicht übernehmen. Macht er aber, auch im Erwachsenenalter (Vormundschaft, Jugendamt usw.).

Eine ganz steile These: Der Staat (wie vormals der Kirchenstaat) erzieht sich die Bürger, so wie er es braucht. Bildung ohne Ende für alle ist nicht sein Hauptanliegen.

Claudia Westphal | Fr., 24. November 2017 - 13:37

Es ist immer interessant, wie rosig manche die Vergangenheit sehen.

Dabei war damals alles schon genauso schlimm. 1970 z.B. hatte die Bundesrepublik (also West) 135000 Schulabgänger ohne Abschluss. Klingt nicht so berauschend und ist eher ein Armutszeugnis selektiver Bildungspolitik.

Bildungspolitik hat nichts mit Kindern zu tun, sondern mit Politik. Deutschland ist ein Land nahezu ohne Rohstoffe. Bedeutet, dass es umso wichtiger wäre, ein exzellentes Bildungs- und Ausbildungssystem zu haben, in dem kein einziges Kind durch's Raster fallen muss. Genau das ist nicht der Fall. Da hilft auch nicht, dass man frühkindliche Bindung in frühkindliche Bildung umgetauft hat.

Stundenausfall und Lehrermangel gab es schon bei uns. Jeder Abiturjahrgang hatte seine eigenen Gesetze und unausgegorene und nicht hirnforschungserprobte Lehrmethoden durften ungestraft an uns und unseren Kindern nach Belieben ausprobiert werden.

Kann man verschwendete Lebenszeit irgendwo einklagen?

Stellen Sie sich vor, alle einheimischen Kinder eines u. alle folgenden Jahrgänge gehen studieren.

Wer trägt die Post aus o. leert die Mülltonnen? Baut Häuser, verlegt Leitungen u. deckt Dächer ab....

Selbst wenn jeder theoretisch Anwalt, Richter, Bundeskanzler, hoher Beamter, CEO werden kann. Selbst wenn alle die gleichen Voraussetzungen u. die gleiche Eignung hätten, es werden nicht alle in privilegierten Jobs arbeiten.

Die Ansage vom sozialen Aufstieg durch Bildung ist nicht für Alle realisierbar, wird aber so verkauft, als wäre es so. Die Hoffnung zu vermarkten kostet nix u. tut niemanden weh - den ML zu erhöhen schon, nämlich den Unternehmen.

Die Löhne müssen steigen, damit auch die unteren E-schichten etwas von ihrer Arbeit haben. "Nur" auf die Hoffnung, mehr Bildung = mehr Chancen = mehr Verdienst, zu setzen ist eine Nebelkerze, wenn man gleichzeitig den Mindestlohn sehr niedrig u. den Niedriglohnsektor sehr hoch hält.

Cecilia Mohn | Fr., 24. November 2017 - 19:34

Von Jahr zu Jahr werden die Anforderungen an junge Menschen in den Gymnasien zurückgeschraubt. Als würden in der Bildungspolitik Menschen sitzen, die Deutschland als Wirtschaftsfaktor gegen die Wand fahren wollen. Das ist nicht nur fahrlässig, sondern kriminell. Dem Artikel von Ernst Elitz ist in jedem Punkt beizupflichten. Junge Menschen sind von Natur aus eigentlich leistungswillig. Dieser Wille wird ihnen im deutschen Bildungssystem systematisch ausgetrieben. Statt dessen jongliert der Lehrer mit "didaktischem Material" herum, welches den Kindern auch noch jegliches eigenständige Denken austreibt. Das lernen die Lehrer tatsächlich in dem sogenannten - völlig überflüssigen - Referendariat. Es ist eine Katastrophe.

Dagmar Kluth | Fr., 24. November 2017 - 19:44

Ich helfe ehrenamtlich als "Quereinsteiger" an einer ländlichen Grundschule. Dabei stelle ich fest, dass das Problem ungeheuer vielschichtig ist. Während Schule und Ausstattung sicher noch als gut klassifiziert werden können, tun mir die Lehrerinnen - an dieser Schule gibt es keinen Lehrer - herzlich leid. Es ist nicht übertrieben, wenn ich feststelle, dass ca. 50 % der Kinder mit riesigen Defiziten eingeschult werden, wobei ich mich frage, welche Arbeit die Kitas zuvor leisteten? Durchweg alle Kinder sind undiszipliniert, die meisten können auch nach einem Jahr einen Stift nicht richtig halten, die Motorik ist unterentwickelt, sich auf eine Sache länger als eine Minute konzentrieren ist fast unmöglich - und damit muss das Lehrpersonal umgehen. Der Lärmpegel in einer Klasse ist abartig, der Umgang mit Sachen in keiner Weise wertschätzend. Wie sollen Kinder erzogen werden, von Eltern, die selbst keine Erziehung erfahren haben? Da fängt das Problem an!

Herzlichen Dank, Frau Kluth, für Ihren Beitrag. Ich hoffe sehr, daß Herr Elitz Ihren Text wahrnehmen wird. Sie sprechen die realen Probleme an und auch den Ort, wo alles beginnt: Erziehung in früher Kindheit ("Was Hänschen nicht lernt ...."). Herr Elitz argumentiert exakt so, wie diejenigen die er beschuldigt. Theoretisierend von oben herab und hat deshalb auch keine Idee wie etwas zu ändern ist. Vielleicht übernimmt er Ihren vernünftigen Ansatz und erkennt, daß Bildungspolitik eine Folge des Zeitgeistes ist und noch nie neue Ideen schuf!

Werner Schick | Fr., 24. November 2017 - 21:00

Werter Autor,
eine Bildung die immer der Dumme, ist kann keine Klugen hervorbringen.

Jürgen Althoff | Sa., 25. November 2017 - 00:36

In immer mehr Grundschulklassen stellen Migrantenkinder die Hälfte oder mehr der Schüler. Da sie auf jeden Fall in der ersten Generation das niedrige PISA-Niveau ihrer Herkunftsländer mitbringen - denn nur durch Überschreiten der deutschen Grenzen wird niemand schlauer - wird sich das kognitive Niveau der heranwachsenden Generation in Deutschland ebenso wie bereits in den anderen Einwanderungsländern kontinuierlich abwärts bewegen. Und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit und unser Wohlstand.
Frei nach Scholl-Latour: wer halb Syrien+Afghanistan etc. bei sich aufnimmt, wird sich zunehmend den Lebensbedingungen in diesen Ländern annähern. Daran werden auch die besten Lehrer und Hochschulen nichts ändern können, denn, wie Frau Merkel so nett sagte: nun sind sie mal da.

Martin Arndt | Mo., 4. Dezember 2017 - 09:23

Es ist klar: Ein Land, dessen politische Führung vor Banausentum nur so strotzt, wird zu einem Land der Bildungskatastrophe. Personen, die ihre Dissertation faken (bei einem moraltheologischen Thema wie dem des 'Gewissens'), die nicht einmal wissen, wer die Frauenkirche zerstört und diese Zerstörung in ihrer Monomythie den Nazis ,zuschreiben, die über keinen (Ausbildungs-) Abschluss verfügen und ihren CV fälschen, sind die Spitze eines Eisbergs... Dass es immer weniger qualifizierte Lehrer gibt, ist ein Kollateralschaden: Warum sollen junge Menschen und Studenten die Freude an der tieferen Auseinandersetzung entwickeln, wenn die Wächter des Gemeinwesens in der Banalität professionell sind, denen keine Bildung im Wege steht. Die narzisstischem Trumpisten unter den deutschen Politikern produzieren Oberflächlichkeit und Bildungsferne. Dass eine 'Beglückungspolitikerin' ihr Kind lieber auf die nächste Privatschule schickt als in einen pädagogischen Staatsbetrieb, passt zum Gesamtbild.