Darstellerinnen auf der "Venus"-Messe in Berlin
Darstellerinnen auf der „Venus“-Messe in Berlin: Porno als Alltagskultur / picture alliance

Sexismus-Debatte - Zwischen Porno und Prüderie

Kolumne: Grauzone. Wenn es um Sex geht, haben wir uns eine schizophrene Kultur erschaffen. Im Fernsehen gibt es tagsüber Werbung für Dildos, gleichzeitig werden wir von einer Welle sexualethischer Korrektheit überrollt. Konflikte sind so kaum zu vermeiden

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Eigentlich muss man es nicht extra betonen. Weil es selbstverständlich ist und weil es ein Grundpfeiler dessen ist, was wir Zivilisation nennen. Doch der Alltag lehrt, dass auch das Selbstverständliche wieder und wieder gesagt werden muss: Ein Abhängigkeitsverhältnis sexuell auszunutzen, ist kein Kavaliersdelikt. Hier handelt es sich um Nötigung. Und im Grunde um eine Form von Vergewaltigung – wenn auch nicht im Sinne des Strafgesetzbuches.

Auch in unserem ach so aufgeklärten und ach so modernen Land nützen viel zu viele Männer – und es sind nun einmal fast ausschließlich Männer – Machtpositionen aus, um sexuelle Kontakte herbeizuführen: in Universitäten, Unternehmen, Krankenhäusern, Agenturen, Theatern oder wo auch immer – heterosexuelle und homosexuelle Männer im Übrigen. Männlich allerdings ist dieses Verhalten nicht, sondern erbärmlich.

Armutszeugnis der Zivilcourage

Hinzu kommt: Für eine Gesellschaft, die laufend das Wort „Zivilcourage“ im Mund führt, ist es ein Armutszeugnis, dass solche sexuellen Ausbeutungsverhältnisse all zu häufig mit einem wissenden Schmunzeln oder Getuschel hinter vorgehaltener Hand übergangen werden. Denn erst dieses Klima des Schweigens und Tolerierens macht die Täter stark und sicher. Es bleibt dabei: Freundlichkeit ist keine Aufforderung zur Anmache, genauso wenig wie ein kurzer Rock. Ein „Dann mach doch die Bluse zu“ ist zynisch und geht an der Sache vorbei.

So weit, so klar, so unstrittig. Dennoch – oder gerade deswegen – muss sich unsere Gesellschaft ein paar grundlegende Fragen gefallen lassen. Denn wir haben uns in den vergangenen Jahrzehnten eine geradezu schizophrene Kultur geschaffen.Auf der einen Seite feiern wir den menschlichen Körper und unserer Sexualität bei jeder Gelegenheit und in aller Explizitheit. Porno ist Alltagskultur geworden. Gazetten berichten über die neusten Trends beim Intimpiercing, Ratgeberseiten informieren über Swinger-Clubs, und in den Lifestyle-Magazinen bedienen vorzugsweise junge Autorinnen den Voyeurismus der Leser, indem sie detailliert ihr polygames Liebesleben protokollieren.

Sexualisierung des Alltags

Parallel dazu läuft schon im Tagesprogramm der Fernsehsender Werbung, die Dildos und S/M-Equipment für die moderne Frau anpreist, in Videoclips setzen sich Popsternchen als nymphomane Sex-Maniacs in Szene und auf Instagram inszenieren C-Promis ihren überarbeiteten Körper als Ware – und tausende Teenager machen es ihnen nach.

Zugleich aber wird unsere Gesellschaft von einer Welle sexualethischer Korrektheit überrollt, die puritanische Züge trägt. Dabei stehen im Fadenkreuz der allgemeinen Empörung nicht nur sexuelle Übergriffe oder Nötigungen, was durchaus berechtigt wäre, sondern jede Äußerung oder Handlung, die bekundet, eine Frau als sexuell attraktiv wahrzunehmen oder gar von ihr – horribile dictu – angezogen zu werden.

Es ist bizarr: Auf der einen Seite leben wir eine Kultur der exzessiven Zurschaustellung sexueller Reize, der nicht selten ordinären Inszenierung der Körpers und der vulgären Zurschaustellung sexueller Hyperaktivität. Im selben Moment jedoch verwahren wir uns geradezu hysterisch gegen die Effekte, die diese Sexualisierung des Alltags nach menschlichen Ermessen zwangsläufig mit sich bringt.

Anstand und Sitte keine Einbahnstraße

Zu erwarten, dass diese Übersexualisierung der Alltagskultur nur einseitig verläuft, ist mehr als naiv. Anstand und Sitte – um einmal diese altertümlichen Worte zu benutzen – sind keine Einbahnstraße. Es ist von bodenloser Blauäugigkeit, zu meinen, man könne eine Gesellschaft grenzenloser sexueller Libertinage schaffen, ohne dabei die abstoßenden Facetten dieser sexualethischen Entgrenzung präsentiert zu bekommen.

Wohl gemerkt: Ein Minirock darf niemals ein Freibrief für sexuelle Übergriffe sein. Doch darf diese banale Tatsache nicht den Blick dafür verstellen, dass wir uns ein sexualethisches Klima geschaffen haben, das hochgradig selbstwidersprüchlich ist – und kindisch dazu.

Denn es ist Ausdruck eines geradezu autistischen Narzissmus, zu glauben, es sei das Recht eines jeden, sich als sexuell hyperaktives und hedonistisches Individuum zu inszenieren, ohne dabei die Schattenseiten dieser entfesselten Libido einzufahren. Wo sexualethischer Anstand als spießig und verklemmt gilt, wird man nicht nur die leckeren Früchte ernten, sondern die bitteren dazu.

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Romuald Veselic | Sa., 11. November 2017 - 09:57

Die Über- und Hypersexualisierung findet statt und dies ist eine Privatsache, die eigentlich öffentlich und medial dosiert werden sollte. Wir müssen uns damit abfinden, das alle Freiheiten ihre Vor- und Nachteile haben. Sonst werden wir einen Alltag erleben, der typisch für die Islamländer ist und der ist abschreckend für unsere zivilisatorische Breite und die Normen der Selbstbestimmung.

Es ist schon krank, wenn gesagt wird, dass der Minirock von einer Modedesignerin als modischer u. emanzipatorischer Durchbruch erschaffen, von vielen als Sexprovokation projiziert wird. Na und?!?

Die Dame ist doch nicht nackt in der Öffentlichkeit und ich als Mann, muss mich zuerst beherrschen und diesen Aspekt als Bereicherung ansehen, was man im Gegenpol von Tschador/Niqqab & Co. nie empfinden werde. Nicht Minirock, sondern religiöse Bekleidungsregeln im zivilen Leben, finde ich abstoßend, weil sie das Individuum reglementieren und zur Unperson degradieren.

Romuald Veselic | Sa., 11. November 2017 - 10:17

Zivilisiert zu sein, bedeutet eigene Triebe unter Kontrolle zu halten. Dies betrifft vor allem die Mannmenschen.
Meine Freundin quittiert unter anderem auch das sehr positiv, wenn ich ihr sage, dass sie für mich die attraktivste Frau ist.
Das Wort Kompliment, schließt die Anzüglichkeit aus. Alles andere ist Borniertheit, Bigotterie und Verklemmung.
Das sexuelle Übergriffe stattfinden, ist bedauerlich und in Evolution nicht auszuschließen. Die Macht, egal welcher Art, ist mit Dominanz verbunden. Deshalb wundere mich nicht, dass es Leute gibt, die es ausnutzen. Körperlich und geistig. Moral hin oder her.

Was mich mächtig an der Sache stört: Wieso muss erst gewisse Zeit verfließen, dass man das publik gemacht wird oder wenn das Vergehen/die Straftat praktisch verjährt sind?
Steckt gewisse Kalkül dahinter?

Daniel Kempcke | Sa., 11. November 2017 - 10:27

Also in einem Punkt muss ich Ihnen massiv widersprechen. Das Stattfinden sexueller Kontakte oder auch echter Beziehungen zwischen hierarchisch höher stehenden Männern und entsprechend weiter unten stehenden Frauen primär als Abhängigkeitsverhältnis und somit Missbrauch zu bezeichnen, ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Das Ausnutzen ihres Körpers, bzw. ihrer Reize und ihrer Wirkung auf Männer, um damit Vorteile zu erlangen, ist ja nun nicht erst seit gestern eine oft angewandte, weibliche Taktik. Ob dies nur für Geld/Status/Ehe wie früher oder eben wie heute auch für den Aufstieg auf der Karriereleiter benutzt wird spielt keine Rolle. Die meisten Frauen wissen genau was sie tun und niemand zwingt sie dazu. Wäre ein "ehrliches" Erarbeiten dieser Dinge für eine Frau grundsätzlich nicht möglich, wäre das natürlich etwas anderes. Aber hier geht es um Abkürzungen, um harte Arbeit vermeiden zu können. Es gibt kein Menschenrecht auf Erfolg - übrigens auch nicht für Männer.

Dr. Lothar Sukstorf | Sa., 11. November 2017 - 10:57

Bravo, Herr Grau, ich stimme Ihnen zu. Genau und exakt beobachtet. Bravo!

Werner Peters | Sa., 11. November 2017 - 11:10

Schizophren. Anders kann man die aktuelle Medien-Hysterie zum Thema nicht mehr nennen. Der englische Verteidigungsminister tritt wegen "sexueller Verfehlungen", die er vor 17 Jahren begangen hat, heute zurück. Immer mehr Oldies wird ihr Blick auf pralle Frauenbrüste vor zig Jahren heute zum Verhängnis. Der Fall Brüderle hatte uns ja bereits einen Vorgeschmack gegeben, was da auf uns zukommt. By the way: nützt diese schizophrene Diskussion eigentlich den (jungen) Frauen von heute ? Sie sollen ja zukünftig mehr Abstand zu Männern halten, rät die Kölner Bürgermeisterin. Wann verschwimmt die Grenze von Flirten mit einer schönen Frau zur "sexuellen Verfehlung" mit anschließender Vorladung bei Gericht ? Schöne neue Welt!

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 11. November 2017 - 11:56

aufheben oder den Schleier darüber, sowohl des Hinsehens wie des Wegsehens, denn Mann lese Christa Wolf. So ein Satz wie "Wir mussten uns anfassen", ich glaube in "Ein Tag im Jahr" muss doch den stärksten Mann aus den Pantinen kippen?
Oder man lese die Huldigungen von Frau Macron an ihren Mann.
Ohne Ethos kommt frau auch nicht aus, siehe Kinder.
Man lese, dass männliche Stars - ich glaube es waren englische - sich darüber aufregen, sich für ihre weibliche Fangemeinde vor der Kamera ausziehen zu müssen.
Philosophisch bedenke Herr Grau bitte, dass Gott nackt geboren wird, Kleidung macht Sinn, um die Haut vor der Sonne zu schützen oder vor Kälte, aber Gott vor der Haut?
Wir sind mit dem Islam evtl. leider in Gefilde gekommen, die es in Europa so nie gab, auch nur importiert.
Die Prüderie in Kombination mit exzessiver Selbstdarstellung und -Ausleben scheint mir ein Phänomen der USA.
Danke für die Darlegung von Abhängigkeitsverhältnissen.
Herr Macron hat sehr umsichtig agiert.

Reinhard F. Strauß | Sa., 11. November 2017 - 12:29

Auf der einen Seite fing die westlich-liberale Welt bereits in den 80 zögern an, eine SM-Welle zu generieren.
Heutzutage sind selbst Verwaltungsangestellte gepikert, tragen Brustwarzen Piercings, oder auch an intimeren Stellen.
Früher war das der Jakussi vorbehalten.
Auf der anderen Seite kann ich langsam nicht mehr sagen, wer verachtungswuerdiger ist: der ueble Täter, die profitierten de hashtakerIn oder aber u.a. die Mutter eines Ex-Kinderstares, die sich 30 zog Jahre später aeussert, nachdem ihr Sohn vergewaltigt wurde.
Das Schweigen der profitierenden Lämmer ist auch nicht netter, als das Werk der Täter.
Und Macht? Wird sicherlich nicht allein von Männern missbraucht. Auch nicht sexuell.

Dr Rolf Stumpf | Sa., 11. November 2017 - 12:36

...vor allem der letzte Satz des zweitletzten Abschnitts: “dass wir uns ein sexualethisches Klima geschaffen haben, das hochgradig selbstwidersprüchlich ist – und kindisch dazu”

Karin Zeitz | Mo., 13. November 2017 - 10:22

Antwort auf von Dr Rolf Stumpf

für dieses Klima sind bigott, heuchlerisch und berechnend.

Bernd Neumann | Sa., 11. November 2017 - 12:48

Ich bekomme so langsam den Eindruck, wer nicht #MeToo #Aufschrei oder sonst einen "wertvollen" Beitrag leistet findet einfach nicht statt. Das was im Moment als Porno bezeichnet wird, ist m.E. das aktuelle Selbstverständnis der Hedonisten. Ich halte einen freizügigen Umgang mit Sexualität für durchaus wichtig, wobei jeder selbst wissen muss was er davon der Öffentlichkeit preisgeben möchte. Wenn ich mich anziehe wie eine "Porno-Queen" muss ich damit rechnen, dass es Männer gibt denen das gefällt und die mich dann auch so behandeln (wollen). Wenn ich mich aber in unserer Gesellschaft umschaue laufen 95% keine Gefahr von entsprechenden Übergriffen betroffen zu sein. So zumindest meine Wahrnehmung.
Blöde Farge zum Schluss: Wer hat schon Zeit tagsüber TV zu glotzen, um von Dildo-Werbung und Co. beglückt zu werden? Ich hoffe doch eine Minderheit oder stellt das Prekariat jetzt schon die Mehrheit der Gesellschaft? #MeNot

Josef Hertens | Sa., 11. November 2017 - 13:16

dass gerne mal ein "die Männer" daraus gemacht, als gäbe es eine Verschwörung, wo wir uns einmal Abends die Woche im verrauchten Dunkeln treffen und unsere Pläne für das Patriarchat absprechen. Wir Männer hassen Sexisten und Vergewaltiger. Wir diskriminieren sie uns sperren ins Gefängnis, wir machen sie nicht zu Helden.

Auf der anderen Seite haben wir die Frauen, die noch nicht einmal wissen, dass es Männerrechtler gibt. Die sich noch nie Gedanken gemacht haben, dass das derzeitige Schulsystem mit seinem braven Stillsitzen Jungs in die intellektuelle Vorhölle schickt. Die es für normal halten, dass der Sozialstaat mittlerweile der Vater von 30% aller Kinder ist. Die sich freuen, dass nun mehr Frauen als Männer studieren, während sie für einen den Geburtenrückgang bekämpfenden Staat zahlen.

Wenn die Frauen zugeben, dass es ein Problem gibt, werde ich beim nächsten patriarchalen Verschwörungstreffen vorschlagen, Sexisten noch härter zu bestrafen, ok?

Es war doch vereinbart, dass wir das mit dem "patriarchalen Verschwörungstreffen" nicht ausplaudern!

Ursula Schneider | Mo., 13. November 2017 - 16:36

Antwort auf von Michael Sander

als ob man vor der grenzenlosen Neugier der Frauen irgendetwas geheim halten könnte!

Markus Michaelis | Sa., 11. November 2017 - 14:00

Ein Blick in die Welt scheint mir zu zeigen, dass die meisten Länder einen solchen mehr oder wenigen widersprüchlichen Umgang mit der Sexualität haben. Zum einen ist naturgegeben Sexualität immer ein wichtiger Faktor. Zum anderen ist der freie aber auch souveräne und verantwortliche Umgang damit, wie er in Deutschland eine Weile vorangetrieben wurde, eben eine Gratwanderung. Die meisten Länder bevorzugen deshalb klare und strikte öffentliche Regeln gemischt mit privaten Auswüchsen. Deutschland wird hier einfach ein Stück normaler (was nicht immer ein Fortschritt ist). Deutschland ist durch Austausch und Zuwanderung in die Welt eingebunden und kann keinen beliebig abgesetzten Sonderweg gehen.

Helmut Bachmann | Sa., 11. November 2017 - 15:02

Wer belästigt wird, dem oder der sollte man sagen: "Lass dich nicht zum Opfer machen, wehr Dich." Da geht es nicht um Schuldzuweisung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe.
Dass wir jetzt öffentliche Schandgerichte haben ist problematisch. Unschuldsvermutung abgeschafft, Entgrenzung auch bei der Anklage: es reicht, sich belästigt zu fühlen. Bei allem was tatsächlich nicht in Ordnung ist und zur berechtigten Ohrfeige oder mehr wird: Blicke, verbale Entgleisungen(Missverständnisse?) lassen sich verbal im Zaum halten, da braucht es keine neue Prüderie, die neben der modernen Pornohaltung zur völligen Verblödung führen dürfte.

Holger Stockinger | Sa., 11. November 2017 - 15:11

Die "Feuchtgebiete" der Doppelzüngigkeit eines Hypermoralismus finden einen nur kleinen Gipfel in der politischen Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts an die Legislative, für Menschen mit Klinefelter-Syndrom, also einer genetischen Ausnahme, ein "drittes Geschlecht" im Personalausweis als ankreuzbar zu verlangen.

Mongoloide stammen nicht aus der Mongolei, hätten selbige solchen "Aufwand" zum Paßeintrag gewünscht, wäre ihnen ein "Trockengebiet" des inklusiven Genderrausches entgegen geweht.

Sepp Kneip | Sa., 11. November 2017 - 15:14

Porno und Prüderie - die sich in diesem Bogen bewegende Auseinandersetzung offenbart zum einen, dass es hier in der Tat Diskussionsbedarf gibt, andererseits kommt aber auch eine große Scheinheiligkeit zum Vorschein. Auf diesem Gebiet werden sämtliche Rahmen gesprengt, die es nur zu sprengen gibt. Das weiß man schon lange. Es ist also ein offenes Geheimnis, das global so hingenommen wird. Aber wehe, wenn aus diesem globalen und anonymen Fehlverhalten das Fehlverhalten einzelner öffentlich wird. Dann sieht das alles ganz anders aus, dann wird verurteilt. Vor allem dann, wenn es plötzlich viele tun und man keine Nachteile mehr zu befürchten hat. Es ist schon erstaunlich, wer sich da plötzlich alles offenbart.

Holger Stockinger | Sa., 11. November 2017 - 15:20

erzählt: ... "und plötzlich fühlten sie sich nackt ..."

Kein Mode-Designer kommt um das Urkostüm, das Feigenblatt, herum. Selbst ein Minirock bedarf mehrere und ein BH schützt auch keine Brustwarze vor Säuglingen.

Das Gesellschaftsspiel "Mann macht frau an!" könnte mit etwas Lust auch bei "Mensch ärgere dich nicht!" ausgewürfelt werden ...

Christa Wallau | Sa., 11. November 2017 - 15:42

Die "Infantilisierung" unserer Gesellschaft, von der Leser Enrico Stiller an anderer Stelle gesprochen hat, kennzeichnet dieses Thema, wie viele andere auch, lieber Herr Grau.
Es ist wirklich sehr kindisch anzunehmen, daß sich eine Frau mit allen Reizen, die sie besitzt, zur Schau stellen könne, ohne dabei die Reaktionen, die diese Reize bei Männern natürlicherweise hervorrufen, nicht mitbedenken zu müssen.
Warum wohl hat es in vielen Jahrhunderten menschlicher Geschichte immer wieder Versuche gegeben,die Betonung sexueller Reize als unanständig zu geißeln? Es geschah nicht aus Bosheit, sondern es gab einen vernünftigen Grund dafür: der verständliche Wunsch, unkontrollierte u. folgenschwere Reaktionen auf diese Reize möglichst zu vermeiden.

"Es zeugt von bodenloser Blauäugigkeit, zu meinen, man könne eine Gesellschaft grenzenloser sexueller Libertinage schaffen, ohne dabei die abstoßenden Facetten dieser sozialethischen Entgrenzung präsentiert zu bekommen."
Das ist wohl wahr!

sind immer gut zu lesen, Frau Wallau. Vor allem weil Sie immer sehr objektiv sind.

Mein berufl. Nachfolger seit 11 Jahren ist jetzt 48, seit 6 Jahren Single, 195 cm, also schon ein Kerl von einem Mann, leichter Bauch, Zöpfchen im Nacken und 5-Tagebart. Bestimmt kein Adonis. Der kriegt so viele unverblümte Avancen von der holden Weiblichkeit. Der hat keine sexuellen Übergriffe nötig. Und er ist kein Einzelfall. Wie auch ich selbst weiß, sind es nicht nur die ach so bösen Männer.

Es heißt doch nicht ohne Grund "Männer heiraten nicht - sie werden geheiratet"

Und außerdem ist die Frau ist das einzige Wesen der Schöpfung, das als Opfer seinem Jäger auflauert.

Was wäre das Leben doch trist, wenn es diese Spielchen zwischen den Geschlechtern nicht gäbe.

Nur, weshalb eigentlich muß man aus allem eine Staatsaffäre machen? Und so tun als wären alle Männer generell nur Sexmonster und sonst nichts.

Gerd Runge | Sa., 11. November 2017 - 16:10

Trotz aller Berechtigung der aktuellen Aufgeregtheit kann ich mir doch vorstellen, daß es Frauen gibt, die sich ihrer Attraktivität bewußt, diese aktiv einsetzen, um leichter, schneller, problemloser zum Ziel zu gelangen. Ein Ziel, welches vielleicht auch wegen mangelnder Kompetenz garnicht erreichbar wäre.

Also Herr Grau, wir befinden uns hier in einer echten "Grauzone". Nomen est omen eben.

Achim Scharelmann | Sa., 11. November 2017 - 16:11

Wenn man sich die Tatoo`s auf dem Bild so ansieht, dann wird sicherlich der flächendeckende Drache auf der Haut der jungen Frau jenseits der 65 Falten schlagen und ob man dann dieses Werk immer noch außerhalb der Sturm- und Drangzeit als wünschenswert erachtet, das steht in den Sternen, vermutlich nicht, aber es ist das Privileg der Jugend Sünden zu begehen, die dann aber nicht immer unsichtbar gemacht werden können, oftmals sehr zum Verdruß im reiferen Alter.

Heinrich Niklaus | Sa., 11. November 2017 - 16:55

Viele Frauen wollen sexy erscheinen. Männer reagieren darauf, auch mit blöder Anmache. Nicht jeder ist ein George Clooney. Jedes Hinterherpfeifen, jedes unbeholfene Wort und jeder falsche Blick werden inzwischen als Sexismus ausgelegt.

Natürlich gehen sexuelle Übergriffe gar nicht. Aber dass Männer auf das „schöne Geschlecht“ reagieren, dürfte den Frauen auch weiter nicht gleichgültig sein. Also, meine Damen, lassen sie sich von Feministinnen keinen Schwachsinn einreden.

Susanne Fritz | Sa., 11. November 2017 - 18:11

Bemerkenswerter Artikel, der nachdenklich stimmt. Contra Sexismus während man Exhibitionismus lebt ist ein dünnes Eis. Trotz Zustimmung fühlte sich beim Lesen etwas unstimmig an, es blieb ein Fragezeichen. Die entfesselte Libido hat mich dann drauf gebracht. Ich vermute nämlich, dass bei aller - wenn auch zweifelhaften - Freizügigkeit die Vergewaltigungs- oder Nötigungsrate trotzdem nicht gestiegen ist. Laut Statistik sei die Vergewaltigungsrate von 2006 bis 2016 sogar um 20% gesunken. Kann man sich natürlich fragen, ob sie ohne hyperaktive sexuelle Inszenierungen nicht noch stärker zurückgegangen wären. Glaube ich aber nicht. Ich vermute sogar, dass der Rückgang auch der übertriebenen Aussendarstellung zu verdanken ist.
Womit ich mich aber seit kurzem intensiver beschäftige, das ist der Alltagssexismus. Sexismus ohne Sex. Weit verbreitet und ein chronisches Übel.
Darf ich einen Link posten dazu? Sonst einfach löschen
https://www.impact-one.de/gesellschaftsirrtum/
Salut, S*

Guido Proll | Sa., 11. November 2017 - 19:39

"Wir" haben diese Kultur nicht selbst erschaffen. Was da aus Film, Funk und Print auf uns herabregnet, bestimmt der Konsument nur eingeschränkt. Insbesondere jener Eisbrecher der Veränderung, der auch von der journalistischen Kritik gerne bejubelte "Tabubruch", nach Normalisierung dann auf der nächst höheren Stufe zu widerholen, geht ja nie vom Empfänger aus.

Und genau dort, unter den Medienschaffenden, also am Ursprung dieser Entwicklungen, tobt nun die Quelle dieser "Sexismusdebatte". Und die Journalisten waren bekanntermaßen über Jahrzehnte "mit im Bett", deckten und verdunkelten kräftig mit.

"Wir" sollten uns daher weder den einen, noch den anderen Schuh anzuziehen. Ein Armutszeugnis für diese Gesellschaft wäre lediglich jedes weitere Jahr, in dem wir uns von diesen Gestalten die Projektion ihrer Dekadenz als unsere Sünde und gleichzeitig ihr wohlfeiles Bessermenschentum als Leitstern verkaufen lassen.

Ingo Kampf | Sa., 11. November 2017 - 19:40

Ich habe eine gewiss nicht prüde Frau, die in einem männer-dominierten Management auf internationaler Ebene tätig ist. Ich bewundere immer ihre Kleidung. Elegant, wertig, zurückhaltend. Sie hält durch Auftreten Männer auf Abstand und vermeidet auch den berühmten Absacker an der Bar. Insofern traf der Beitrag hier den Nagel auf den Kopf. Übergriffig sind übrigens immer Männer, die wegen mangelndem Charme, Aussehens und Ausstrahlung wenig Chancen beim anderen Geschlecht haben. Wer sein "Amt" bzw. seine "Position" in die Waagschale werfen muss, ist ein armer Hund. Da sind ja die Poser mit ihrem 400 PS-Boliden und "ausgeräumten" Auspuffanlagen noch authentischer. Manta, Manta..Da trifft man denn auch die Mädels mit dem etwas frecheren Outfit. Augenhöhe eben!

Hubert Knapp | Sa., 11. November 2017 - 20:40

Auch die neu gesetzliche Regelung "Nein heißt Nein" ändert offensichtlich nichts an der problematischen Aussage-gegen-Aussage-Situation. Was fehlt, ist ein gerichtsverwertbarer Nachweis des beiderseitigen Einvernehmens, der üblicherweise in schriftlicher Form abzufassen und beizubringen ist. In letzter Konsequenz führt dann auch kein Weg vorbei am Notar, um die niedergelegten Absichten rechtssicher zu beglaubigen, da ja ein Fehler hier schwere strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Und die nächsten 68er sind noch weit...

Sebastian Wagner | So., 12. November 2017 - 07:33

Sie haben Recht Herr Grau dass es schizophren ist, in einer Gesellschaft sexuelle Moral einzufordern,in der zum Teil schon Grundschüler mit Pornos auf dem Smartphone rumlaufen und man in den Medien (ob man will oder nicht) mit Sexualität geradezu überschüttet wird.Leider sind die derzeitigen Kampagnen der moralischen Entrüstung darüber sehr einseitig und betreffen immer wieder mächtige Männer und deren (vermeintlich erzwungene) Liebschaften.Wer kennt das nicht aus dem eigenen Unternehmen:Junge Damen (oder Herren) lassen sich mit den Chefs ein,um eigene beruflich Vorteile zu erzielen?Das ist doch ein alter Hut.Von Unfreiwilligkeit oftmals keine Spur,winken doch Vorteile wie schnellere Beförderung oder weniger (richtige) Arbeitspflichen,die dann die anderen Kollegen übernehmen dürfen.Ob in Hollywood oder einem Konzern-ist doch wurscht.Wer sexuelle DIenste gegen Karriere tauscht soll sich doch bitte danach nicht als Opfer verkaufen!Schreibtische sind zum Arbeiten da,nicht zum Vög....

Jörg Plath | So., 12. November 2017 - 07:56

Ja, und es sind die selben Medien, die einerseits die sexuellen Ausschweifungen und Grenzüberschreitungen zur Schau stellen und dann bei vermeintlichen oder tatsächlichen Skandalen eine heuchlerische Prüderie und Moral an den Tag legen. So macht man zweimal Kasse.

Karin Zeitz | Mo., 13. November 2017 - 11:44

Antwort auf von Jörg Plath

ist gängige Praxis in der Werbeindustrie, der sich auch manche Tageszeitung auf ihren Titel- oder Rückseiten bedient. Auch darin sehe ich einen Grund für die ausufernde Sexualisierung der Gesellschaft. Die Betroffenheit wegen der Verfehlungen einiger "Großköpfiger" ist pure Heuchelei, wenn die Sicherheit von Mädchen und Frauen im öffentlichen Raum nicht gleichermaßen thematisiert wird. Wenn sich eine prominente Schauspielerin genötigt sieht, sich einem Filmproduzenten gegenüber diverser Filmrollen wegen gefügig zu zeigen mag das für sie zwar schockierend sein, ist aber nicht vergleichbar mit dem Leid einer Frau nach einem Angriff auf offener Straße.

Norbert Schnitzler | Di., 14. November 2017 - 10:47

Antwort auf von Karin Zeitz

Besser als alles erlauben oder verbieten ist fast immer Regulieren. Wenn durch Sex eine Rolle oder Stelle erlangt wird, ist das ein Vorteil gegenüber denen, die durch Aussehen und Geschlecht nicht die Chance bekommen, ähnlich wie bei Korruption. Im Film wären vielleicht andere Frauen bessere Schauspielerinnen, als PR-SprecherIn vielleicht sogar Männer geeignet. Wird eine solche Praxis aber üblich, drückt es die Bedingungen dauerhaft für alle. Ohne Regulierung geht es daher nicht und wie bei Bewerbungsgesprächen nicht nach einer Schwangerschaft gefragt werden darf, sollte man die "Bewerbungscouch" auch verbieten, natürlich neutral, zumal HR eine Frauendomäne ist ("HR"-"Human Ressources", früher Personalverwaltung).

Diese Regulierung unterstellt nicht Sexismus und moralisiert nicht übertrieben, auch werden Einzelfälle nicht verhindert. Dann klagen aber nicht die, die auf die "Bewerbungscouch" geladen wurden, sondern die abgeschlagenen KonkurrentInnen um den Job.

Winfried Sautter | So., 12. November 2017 - 13:49

Wenn ich die Beine mit den - aus dem Katalog im Tatoos-Shop herausgesuchten - üppigen, aber mittlerweile nur noch geschmacklosen und langweiligen Tatoos und die - ebenfalls jederzeit bei ebay als Standard-Outfit bestellbaren - High Heels sehe, vergeht es mir. Der Porno in allen seinen Variationen und Spielarten hat die Erotik totgeritten. Auf diese metoo-Trittbrettfahrerinnen kann man nur noch mit einem grundsätzlichlichen not-me reagieren. Macht es euch selbst.

Torsten Knecht | So., 12. November 2017 - 15:19

... hat gesellschaftlich keine A-Priorität!

Was wir brauchen ist eine breite öffentliche Debatte über Zuwanderung und über den größten Niedriglohnsektor bzw. den mickrigen Mindestlohn als Armutsgaranten.

Die meisten anderen Themen, bis auf das Insektensterben und die Naturzerstörung, sind zweitrangig.

Wolfgang Tröbner | Mo., 13. November 2017 - 11:25

Antwort auf von Torsten Knecht

Da stimme ich Ihnen zu. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass diese Debatte nur geführt wird, um von den wirklich relevanten Themen (Zuwanderung, Niedriglohnsektor etc.) abzulenken. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass diese Debatte in aller Ausführlichkeit und Breite diskutiert wird, während die sexuellen Übergriffe Silvester 2015 erst verschwiegen und dann als Angriff auf alle Männer genutzt wurden.

Josef Garnweitner | Mo., 13. November 2017 - 15:35

Antwort auf von Wolfgang Tröbner

beide genau richtig, Herr Knecht und auch Herr Tröbner. Da wird wieder mal was künstlich hochgejubelt um abzulenken. Daß Herr Grau das mitmacht wundert mich allerdings.

Ursula Schneider | Mo., 13. November 2017 - 15:49

Antwort auf von Torsten Knecht

auch wenn Herr Grau das Problem hervorragend beschrieben hat.

Schizophrene Kultur gibt es bei uns überall:
Man verfolgt hart jede Hakenkreuz-Schmiererei, holt aber gleichzeitig blauäugig einen neuen Antisemitismus ins Land.
Man kämpft erbittert für Gleichberechtigung und Quoten, schert sich aber nicht an Scharia-Gerichten.
Man predigt Chancengleichheit, tut aber nichts gegen die Bildungsmisere ...

Alles A-Priorität und die Beispiele ließen sich mehren.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 12. November 2017 - 18:14

versucht ist, nicht gleich mit der Debatte die Sexualität abzuschaffen, muss sie doch geführt werden, um Regeln festzulegen, auf die sich bei Überschreitung die Opfer beziehen dürfen, allerdings in Europa hoffentlich auf dem Hintergrund der Anerkenntnis von Sexualität und unserem Rechtssystem. Möge es uns erhalten bleiben.
Das gehört vor allem in den Unterricht, Umgangsformen.
Ich weiss immer noch nicht, was Spacey gemacht hat/haben soll.

Waldemar Jensen | So., 12. November 2017 - 22:15

Synoptisch betrachtet unter Berücksichtigung nicht nur kultureller, sondern auch evolutionsbiologischer Aspekte, ist der Verzicht auf Ausnutzung männlicher Dominanz für sexuelle Übergriffigkeit eben nicht selbstverständlich, zumal bekanntlich der zivilisatorische Firniss sehr dünn ist. Gerade deshalb bedarf es sozialer Kontrolle und ggf. auch derJudikation.
Doch jenseits der legitimen Verdammung jeglicher sexuellen Nötigung dient die teilweise scheinheilige Sexismus-Debatte m.E. interessierten TeilnehmerInnen auch dazu, die Herren der Schöpfung zunehmend in die Defensive zu drängen, um den angeblich durch gläserne Decken in ihren Karrieren behinderten Frauen den gern anstrengungslosen Aufstieg in lukrative Positionen zu ermöglichen. Die Quoten reichen anscheinend nicht.

W. Jensen

Frank Grossfuss | So., 12. November 2017 - 22:21

Um es vorwegzunehmen: ich verurteile jede Art von Übergriffgkeit.
Aber setzen wird uns bei der momentan laufenden Kampagne mal auf die andere Seite des Tisches:
Solange sie Vorteile davon hatten, haben sie mitgemacht und geschwiegen - jahrelang.
Erst, als Weinstein massiv an Einfluss in Hollywood verloren hatte und nicht mehr von Nutzen war, fiel den Sternchen siedend heiß ein, dass vor Jahren doch da mal was war - mit dem man wieder in die Schlagzeilen kommen konnte.
Und sofort sprangen andere auf den Zug und ergriffen die Chance zur Steigerung des Bekanntheitsgrades.

Lässt man in lockerer Runde ein vielleicht blödes Kompliment los, ist man das Sexismus-Monster.
Aber wenn man dann vergißt, ihr in den Mantel zu helfen, ist man ein verdammter Macho!

Franz Ruprecht | So., 12. November 2017 - 22:58

Für einen unverstellten Blick auf Dinge, die niemand sonst so klar öffentlich benennt.

Arne Bruhn | Mo., 13. November 2017 - 02:03

Ich staune: Bisher nicht ein begeisterter Kommentar!
Dabei ist es doch so einfach, denn Sie sagen es selbst: Anstand und Sitte (sind) keine Einbahnstraße!
Kennen die, die es angeht, nicht die alten Weisheiten "Gelegenheit macht Diebe!" und "Dummheit schützt vor Strafe nicht." In meiner Jugend schwappten die "Pin-up"-Bildchen zu uns - und auch der Minirock samt "Zu-eng-Pulli" Meine alte Patentante damals: Wer andere herausfordert muss sich nicht wundern, wenn jemand sich herausgefordert fühlt." Wer andere reizt" wäre wohl besser gewesen.
Die Menschheit, Herr Grau, ist trotz Jesus, Mohammed und anderen Aposteln, so wie sie ist. Man könnte sagen: Der "Schöpfer" hat sie überfordert, sie möge sich selbst bessern.
Beim Militär wurde damals ein offener Spind geahndet - wegen Verleitung zum Kameradendiebstahl - und da soll eine offene Bluse gestattet sein?
Dass Sie mich nicht missverstehen: Übergriffe sind nicht zu tolerieren - aber die Aufforderung dazu auch nicht.

Willi Mathes | Mo., 13. November 2017 - 09:49

Sexismus- Debatte

Erfrischend erhellend Ihre " Grauzone " , da die männlichen Chromosomen schneller sind als der männliche Verstand, wird auch Gott sei Dank, die Menschheit nicht aussterben !

danke Herr Grau !

Heidemarie Heim | Mo., 13. November 2017 - 10:26

Wieder eine klar formulierte Ansage die Philosoph Grau an uns und unsere Gesellschaft richtet.
Schnörkellos beschreibt er wo bei den aktuellen
(Schein-?)Debatten der Hund eigentlich begraben liegt.Nämlich unter anderem in unserer Hybris,die
annimmt,in sexualethischer Hinsicht das Rad neu
erfunden zu haben.Schon bei den sehr freizügig
agierenden antiken Kulturen gab es unbestritten
und wie selbstverständlich 2 Seiten der Medaille.
Sklavenhaltung, Ausbeutung und Übergriffe wurden auch da schon nie in Frage gestellt. Genausowenig wie die bis heute bestehende
Schutzheuchelei gegenüber religiösen Würdenträgern oder traditionell verbrämten
Praktiken sexuellen Missbrauchs wie z.B.Kinderehen, die zuweilen sogar aus politischen
Gründen auf dem Altar der Moral geopfert werden.
Ja! Wir belügen uns allzu gern selbst wenn es darum geht,sich die Frage zu stellen,wie viel
"zivilisierter" wir wirklich sind als unsere Vorfahren.
MfG

Peter Huber | Mo., 13. November 2017 - 10:35

Dieses Thema und die Diskussionen wiederholen sich wie die 4 Jahreszeiten. Nur die belästigten Damen werden immer älter, jetzt auch Gina L. im Alter von 90 plus was ausgegraben. Das sexuelle Belästigung nicht geht ist klar - aber jetzt wird ein Hype draus gemacht.

Arne Bruhn | Mo., 13. November 2017 - 10:41

Ein Nachtrag: Das viel ernstere und schwerwiegendere Thema ist die abermillionenhafte Ausnutzung der Abhängigkeit im "ganz normalen" Leben, sprich die Ausbeutung derer, die sich redlich bemühen, ihren Lebensunterhalt zu sichern, hier bei uns für den Mindestlohn, in Entwicklungsländern durch einen lächerlichen Bruchteil davon. Denn die, die diese Ausbeutung moral- und schamlos betreiben, sind die angeblichen "Eliten", die die "Ware Mensch" wie einen Billigstwegwerfartikel verwenden: Es ist ja der einzige schier unerschöpfliche Rohstoff auf dieser Welt, weil ständig in Massen nachwachsend!
Das ist der wahre Abgrund in den wir blicken. Auf der einen Seite diese Missachtung der Leistung anderer, auf der anderen hyperperverse, geradezu astronomische nur durch Ausbeutung erreichbare Einkommen! Dass Menschen ihren Körper verkaufen, ist so alt wie die Menschheit. Das Ausmaß dieser Ausbeutung ist neu. Bitte, Cicero und Herr Grau, thematisieren Sie das als Nächstes!

Torsten Knecht | Mo., 13. November 2017 - 10:54

Sex ist Privatsache und gleichzeitig käuflich. Das allein ist schon schizophren.

Solange die Frau mit ihren Reizen kokettiert und diese für ihre Zwecke einspannt ist eine Sexismus - Debatte überflüssig. Die Endkonsequenz wäre Vollverschleierung statt Minirock und Schmincke.

Von mir aus. Wenn sich die Frauen damit wohler fühlen. Kenne Frauen, die gerade ihrer Reize wegen im Job bevorzugt wurden. Würden sie natürlich so nie zugeben ... : ) ... und wenn Mann es behauptet wäre Mann ein Sexist.

Willi Mathes | Mo., 13. November 2017 - 11:09

Replik zu Frau D.Sehr-Irrek,

Verstand kann irren - Gefühle nie !

Freundliche Grüsse

willi Mathes

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 13. November 2017 - 11:13

nicht nur DEN Gott "gibt" sondern auch DIE "Göttin"?
Seit wann sind Göttinen per se Opfer?
Kinder können es werden.
Ansonsten plädiere ich für Gleichstellung und jeweiliges Aushandeln von Verletzungen
- wenn ich im Leben etwas nicht gerne werden wollte, dann Entscheiderin - als Feststellungsverfahren , aber auch Wiedergutmachung.
Hat Nietzsche nicht auch das gemeint mit "Jenseits von gut und böse"? Nicht als Aufhebung von Moral sondern als neue Gewichtung, besser Ausbalancieren, weshalb ja die Schaukel von Sasha Waltz so genial wäre.
Aufhelfen, Auswege ermöglichen und sei es als Erlernen von Respekt, heilen-> Finderin
Ich verurteile Merkel nie, wenn sie sich evtl. genau vor ersterem drücken möchte, aber dann müssen es auch gemeinsame Entscheidungen bleiben, dies sichtbar gemacht werden und die Ehre zukommen, wem sie gebührt, juristisches Nach-Fragen akzeptiert sein, vor allem beim Souverän.
Wenn man den für eine fliessende letztlich immer austauschbare Masse hält?

Hallo Frau D.Sehrt-Irrek,

Vielleicht ist " Gott" doch das " Dritte Geschlecht " wie da BVG "EINDRUCKSVOLL"festgestellt hat !

freundliche Grüsse willi Mathes

Dr. Lothar Sukstorf | Mo., 13. November 2017 - 12:03

Kann mir mal eine Frau erklären, warum Frauen oft ihre Reize nur all zu gerne und sehr offen präsentieren (ich möchte nicht hören, um sich nicht angrapschen zu lassen oder blöde Sprüche anzuhören...)

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 13. November 2017 - 13:48

Antwort auf von Dr. Lothar Sukstorf

Männer zu wenig.
Das war im alten Griechenland noch ganz anders?
Mit dieser Intelligenz wurden Frauen früher ins Private abgedrängt.
Das hat sich geändert und je mehr Frauen in der Öffentlichkeit Fuß fassen, auf desto mehr richten sie ihre Intelligenz: Architektur, Politik etc.
Männer dürfen den Blick nun wieder mehr auf sich richten, statt dauernd mit Weltrettung befasst zu sein.
Was ist an Superwoman so "lächerlich"? Superman.

Norbert Schnitzler | Mo., 13. November 2017 - 15:34

Ja, die Situation ist schizophren, die Entwicklung wird aber so noch weiter gehen und der nächste Backslash ist nicht in Sicht (und würde wohl dann ins andere Extrem verfallen).

Ich empfinde z.B. "Reduktion von Frauen auf ihre Schönheit", wie oft definiert wird, noch nicht als Sexismus. Das kann sogar Bewunderung sein, ist wohl sexualisiert, aber sagt nichts über die Wertschätzung. Wenn eine Ungleichbehandlung als Abwertung (eines Geschlechts) gemeint ist, benutze ich den Begriff Sexismus.

Alle Anziehung zu verurteilen und so zu tun, als bemerke man sie nicht, ist doch genau das Gegenteil von dem, was seit Jahren mit dem "*" oder "_" eingefordert wird, nämlich nicht nur wie beim Binnen-I auch Frauen zu bemerken, sondern ebenso LGBTIQ-Menschen. Damit werden aber sogar die Dienste von Klempner_innen sexualisiert, obwohl es da doch nur darum geht, dass der Abfluss egal durch wen wieder frei wird, und obwohl es nie Wörter für LGBTIQ-Klempnernde gab. Wie passt das zusammen?

Norbert Schnitzler | Mo., 13. November 2017 - 15:49

Die Diskussion um "Ja heißt Ja" und vorher "Nein heißt nein" ist unabhängig von der Praktikabilität und der Beweisbarkeit (statt NotarInnen reicht eine Smartphone-App mit jahrzehntelanger Datenspeicherung, Herr Knapp) sicher sehr wortgläubig, wie man sich am Beispiel des umstrittenen Liedes "Baby it's cold outside" ergoggeln kann.

Da kommt bei den Suchergebnissen erst auf S. 2, aber am intelligentesten http://persephonemagazine.com/2010/12/listening-while-feminist-in-defen… Die Autorin weiss anders als andere, dass es vielfältige Signale zwischen Menschen gibt, wovon die Körpersprache oft mehr Botschaften sendet.

Aber in den USA ist man sehr wort-gläubig, einerseits zählt das Wort sehr, andererseits steckt wohl auch viel Bergpredigt (Mt 5,27-32) drin, wo geraten wird, sich das Auge auszureißen, dass eine Frau (warum nicht auch umgekehrt) begehrlich anschaut.

Yvonne Walden | Di., 14. November 2017 - 10:52

Mit der Überwindung der mittelalterlichen Prüderie waren wir in den 1970er Jahren scheinbar viel weiter.
Aus meiner Schulzeit (Oberstufe eines Fachgymnasiums für Wirtschaft) erinnere ich mich noch gut an gemeinsame Saunabesuche mit einer Sportlehrerin und einem Sportlehrer, und zwar nach dem Schwimmunterricht, der am Nachmittag stattfand.
Zunächst konnten wir uns alle nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, gemeinsam nackt in der Sauna zu schwitzen und dann zu relaxen.
Wir Mädchen waren eingangs viel mutiger als unsere Mitschüler, aber als auch diese von uns hörten, daß alles "ganz normal" sei, kamen schließlich alle mit in den Saunabereich.
Wer die gemeinsame Nacktheit in jungen Jahren erleben darf, sieht die Dinge viel gelassener und unverkrampfter.
Als ich schließlich auch meinen späteren Ehemann davon überzeugen konnte, daß Freikörperkultur etwas angenehmes und befreiendes bewirkt, sind wir in einen Nudistenclub eingetreten.
Es gibt also ein Leben ohne jede Prüderie.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 15. November 2017 - 13:02

da gibt es doch auch dieses berühmte Nacktfoto der Kommune 1, das Thomas Ostermeyer, ich meine unter anderem auch mit Sasha Waltz nachgestellt hat?
Theater heute ist ja sehr stark in seinem Körper zu Hause zu sein.