Zwei ältere Damen schieben eine alte Dame im Rollstuhl
Entweder niedlich oder abstoßend: ein anderes Bild von alten Menschen scheint man in Deutschland nicht zu kennen / picture alliance

Jugendwahn - Hau ab, Alter!

Alte Menschen in Deutschland haben ein Image-Problem. Entweder werden sie verniedlicht oder als abstoßend herabgewürdigt. Auch der Kampfbegriff „alter, weißer, heterosexueller Mann“ zeugt von einem Misstrauen gegenüber Senioren. Woher kommt das?

Ulrich Thiele

Autoreninfo

Ulrich Thiele ist Politik-Redakteur bei Business Insider Deutschland. Auf Twitter ist er als @ul_thi zu finden. Threema-ID: 82PEBDW9

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Es gibt Länder, die eine emphatische Sicht auf alte Menschen kultiviert haben. Während eines Besuchs vor einigen Jahren in einem Land, in dem diese Wertschätzung besonders betont wird, hatte ich deswegen diverse Höflichkeitsformen zu beachten. Man erklärte mir etwa, ich müsse sofort aufstehen, wenn ein alter Mensch den Raum betritt, und ich dürfe den Alten im Gespräch niemals direkt in die Augen sehen, als Zeichen der Ehrerbietung. Ein Seniorenheim würde dort nach einer Woche Insolvenz anmelden müssen, da die Alten wie selbstverständlich im Drei-Generationen-Haushalt gepflegt werden. Sie gelten, so sagte man mir, als erfahren und weise, sie strahlten die Würde des gelebten Lebens aus – all die Pathosformeln also, mit denen das Altsein positiv konnotiert wird. Das Deutschland der Spätmoderne gehört mit Sicherheit nicht zu diesen Ländern. Im Gegenteil: Der Kontrast zum Image der Alten in unserem Land ist frappierend.

Hohes Alter als Beleidigung

Wer sich dieser Tage die Mühe macht, die Kommentarspalten unter Online-Artikeln über hochbetagte Politiker zu lesen, der findet nicht nur Kritik an ihren politischen Einstellungen. Mindestens genauso oft wird ihr Alter thematisiert. Meist geschieht dies bei rechtskonservativen oder gar als „islamophobe Rassisten“ verpönten Politikern wie Albrecht Glaser von der AfD. Aber auch bei sogenannten „linksversifften Gutmenschen“ wie Wolfgang Thierse von der SPD oder Hans-Christian Ströbele von den Grünen ist dieses Phänomen zu beobachten. „Alter, verbitterter Mann“ oder „alter, verwirrter Zottel“ gehören noch zu den netteren Äußerungen.

Über die Mode-Beleidigung „alter, weißer, heterosexueller Mann“ wurde bereits allerlei gesagt und geschrieben. Besagter alter, weißer, heterosexueller Mann gilt als ewig gestriger und verbohrter Anhänger einer privilegierten Mehrheit und hat sich in (selbst ernannt) progressiven Kreisen zu einem inflationär genutzten Kampfbegriff entwickelt. Image-Ausnahmen bilden Ikonen wie der verstorbene Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der im Alter als „Elder Statesman“ gerühmt wurde.

„Armer, alter, verwirrter Mann“

Aus den Beleidigungen scheint dennoch nicht nur die Ablehnung unliebsamer politischer Haltungen zu sprechen, sondern auch ein grundsätzlicher Abwehrreflex gegenüber den Alten in unserem Land. Bezeichnend hierfür ist ein kurzes Video, das ein eher mittelmäßiger Comedian kurz nach der Bundestagswahl veröffentlichte und das nicht weiter von Interesse wäre, wäre es nicht mittlerweile schon mehr als eine Million Mal aufgerufen worden.

Der junge Mann echauffiert sich darin über den Erfolg der AfD, wobei er nach zweieinhalb Minuten auf Alexander Gauland beziehungsweise auf dessen hohes Alter zu sprechen kommt: „Ich habe noch nie gesehen, wie alt der wirklich ist. Der Typ ist locker 100. Oder mindestens 88. Irgendwas dazwischen. Und anstatt dass der jetzt zu Hause sitzt und in seinem Sessel seine letzten Tage genießt, schwenkt er nochmal um und lernt jetzt auf Politiker.“ Er gibt vor, Mitleid mit dem „armen, alten, verwirrten“ Mann zu haben und fährt fort: „Alter ist anscheinend eine furchtbare Sache, ich mein, der Mann ist wirklich alt.“ Und weiter: „Stell dir vor, du hängst da herum im Seniorenheim, ganz allein.“

Entweder niedlich oder abstoßend

Ohne Glaser, Thierse, Ströbele und Gauland in Schutz nehmen oder sie überhaupt beurteilen zu wollen: Das Bild vom alten, einsamen, bemitleidenswerten und unmündigen Menschen, der im Seniorenheim dahinvegetiert, dürfte auch unabhängig vom AfD- oder Gutmenschen-Bashing selbst denen bekannt vorkommen, die noch nie eine solche Einrichtung betreten haben. Vorausgesetzt, sie schalten ab und an den Fernseher an. Denn schaut man sich Fernsehserien, Filme und Werbespots – die Spiegel des Begehrens und des Ekels einer Gesellschaft – an, dann muss man feststellen: Alte werden in der Öffentlichkeit entweder als abstoßende, von körperlichem und geistigem Verfall gezeichnete Kreaturen dargestellt. Oder ihr Altsein ist irgendwie niedlich, wie bei Kindern oder Tierbabys.

Merke: Wenn man die falsche Gesinnung hat, ist alt zu sein etwas Abstoßendes. Ist die Gesinnung so weit nicht verdächtig, ist das hohe Alter putzig. Als alter Mensch mit akzeptierter Gesinnung käme ich mir dennoch mindestens bevormundet vor. Und Bevormundung ist bekannterweise nur die andere Seite der Medaille: dieselbe Herabsetzung, bloß im Engelsgewand.

Jugendwahn?

Ist der so vielfach verpönte Jugendwahn womöglich weiter reichend und subtiler als die offensichtlichen Fälle von botoxgespritzten Hollywoodstars, von denen man sich leicht distanzieren kann? Oberflächliche Jugendfanatiker sind freilich immer nur die anderen. Damit wir das verstehen, lächeln uns in Werbespots bestens gelaunte Senioren entgegen und betonen, wie vital sie in ihren Alter noch sind, und wie natürlich und gelassen sie altern. Das klingt erst einmal schön, unterschwellig aber wirkt das wie eine Maßregelung: „Alte, reiht euch ein in den Freudenchor der Optimismus- und Gesundheitsideologie, aber belästigt uns nicht mit der Erinnerung an Vergänglichkeit und Verfall!“

Alter, Schwermut, Krankheit: Diese Punkte scheinen uns ein Graus zu sein. Kaum auszudenken, wie die Reaktion ist, wenn sie zusammenfallen. Hat deswegen die verheerende Lage der Altenpflege im Wahlkampf eine derart untergeordnete Rolle gespielt? Ist das Thema einfach nicht sexy genug?

Ich bin ein junger weißer Mann. Irgendwann werde auch ich – so Gott will – ein alter weißer Mann sein. Bei dem Gedanken daran graut’s mir schon jetzt. Nicht nur wegen der entgleitenden Jugend auf dem Weg dorthin. Sondern vor allem wegen der Geringschätzung, mit der man meinem Altsein begegnen wird – ganz unverhohlen natürlich nur dann, wenn man mir eine unrühmliche Gesinnung attestiert. Und wer weiß, welcher Zeitgeist in 50 Jahren spukt.

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Achim Scharelmann | Mo., 6. November 2017 - 16:42

Es gibt den Begriff Großvater und Großmutter, der war dafür geschaffen für die nachfolgenden Generationen die Wertigkeit anzuzeigen und diese wurde durch die Nachlässigkeit der Nachkriegsgenerationen mehr und mehr geschleift und durch die 68-iger umformuliert in Omi und Opi oder Ma und Pa, denn man wollte schon damals alte, aber auch durchaus praktische Strukturen eliminieren, waren sie doch Störfaktor in neuer selbstbefreiender Denkrichtung und somit wurden auch bewährte hirarchische Denk- und Handlungsmuster ganz bewußt zu Grabe getragen und das Ergebnis ist heute überall sichtbar, sehr zum Nachteil eines achtungsvollen Miteinanders. Wer innerhalb der Gesellschaft keine Normen mehr kennt, verkommt zur idendifikationslosen Klasse und fast könnte man davon ausgehen, daß diese einstmalige Nachlässigkeit heute von einigen Systemveränderern zur politischen Maxime erklärt wurde.

Ursula Schneider | Di., 7. November 2017 - 11:23

Antwort auf von Achim Scharelmann

Sie haben recht, Herr Scharelmann, die 68er spielen bei dieser Entwicklung eine gewichtige Rolle. Sie nannten sich selbst Jugendrevolutionäre - gegen das Bürgertum, gegen Religion, gegen die Familie und damit auch gegen alle Werte, die das Alter auszeichnet.
"Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren" oder "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" usw. Die Generation der Eltern und Großeltern stand zudem von vornherein unter Generalverdacht wegen des Dritten Reiches ...
Das führte zu einer Umwälzung der gesamten Gesellschaft mit Abbau sämtlicher Autoritäten, was bis heute wirkt.

Rudi Knoth | Di., 7. November 2017 - 13:04

Antwort auf von Achim Scharelmann

Nun diese Worte kannte ich schon vor 1968. Sicher haben diese Leute mit Sprüchen wie "trau keinem über 30" diese Haltung bestärkt. Wieso es dann die Altersgrenze von 30 Jahren kam, kann ich nicht sagen.

Torsten Knecht | So., 12. November 2017 - 15:04

Antwort auf von Achim Scharelmann

... ja, aber nicht weil sie alt sind sondern weil viele von Ihnen ARM sind. Mit Grundsicherung im Alter ist dir doch das Image zweitrangig, wenn du keine ausgewogene und gesunde Ernährung hast oder keine warme Wohnung.

wolfgang spremberg | Mo., 6. November 2017 - 17:07

Aber noch recht fit. Persönlich kann ich nicht über mangelnden Respekt klagen. Im Gegenteil.
Ich weiß aber, das, während Sie dies lesen alte, hilflose Menschen in Altenheimen in ihren Exkrementen liegen und, gefühlt, eine Ewigkeit auf Hilfe warten. Ich weiß auch, das alte Frauen, die mehrere Kinder großgezogen haben, in bitterer Armut leben. Das ist seit vielen Jahren so. Jeder der will, kann es wissen. Die politisch Verantwortlichen machen (fast) nichts.
Das ist Unrecht.
Das es ein Unrecht ist wenn sich alte, weiße Männer an ihre erworbenen / erkämpften "Privilegien" klammern, sehe ich nicht. An wen sollen sie abgeben ? Farbige, junge Frauen ? Junge Dummschwätzer ? Warum ?
Übrigens kann alter auch gute Seiten haben. Wenn man kann, aber nicht muss. Das ergibt mehr Freiheit. Auch zu denken, sagen, schreiben was man will.

Johannes Felten | Mo., 6. November 2017 - 17:10

Woher das kommt?
Ziemlich eindeutig von Adorno und Horkheimer.
Sie implantierten unter den westdeutschen Journalisten und Studenten das Prinzip Vaterhass:
"Dein Vater ist ein Naziverbrecher - wenn du ein guter Mensch und davon erlöst sein willst, musst du dich von ihm lossagen und ihn hassen. Dann erteile ich dir Absolution."
Adorno war seit den 1920ern als neomarxistischer Aktivist für die Bekämpfung der bürgerlichen Familie und traditionellen Vorstellungen tätig (Frankfurter Schule). Nach dem Machtantritt der NSDAP lebte er in England und den USA. Seine Eltern lebten noch in Deutschland und wurden im November 1938 als Juden misshandelt und verließen Deutschland bald darauf.
Adornos Briefe an die Eltern ab dieser Zeit zeigen seine mentale Entwicklung hin zu pauschalem und fanatischem Deutschenhass.
Davon kommt das und das steckt hinter der "antiautoritären Wende".
Lesenswert ist Jäger, Lorenz: Adorno.

wolfgang spremberg | Mo., 6. November 2017 - 18:06

Antwort auf von Johannes Felten

Weiß ich nicht. Ich weiß aber das es mit viel Dummheit zusammenhängt. Nicht nur in Deutschland. Nehmen wir die USA. Dort erhebt sich die linksliberale "Elite" (das sind die, die es. feige, Weinstein & Co. ermöglicht haben, weitere Opfer ihrer Übergriffe zu finden) über weiße, alte Männer (Trump Wähler.) weil diese nicht als Minderheit im eigenen Land leben wollen. Einfache Frage : warum sollten sie ? Weil es Minderheiten üblicherweise so gut geht ? Warum sollen sie die Verlegung ihrer Arbeitsplätze nach Mexico oder China toll finden ? Oder mehr Konkurrenz bei der Jobsuche ? Warum ? Dürfen sie (moralisch gesehen) nicht ihre Interessen vertreten ? Warum nicht ?
In Deutschland : warum haben wir ein demografisches Problem bei der Rentenfinanzierung, nicht aber bei der Alimentierung nicht benötigter Migranten ? Dummheit ? Adorno ? Oder ?
Migrantenquoten : Warum soll ich die wollen ? Damit meine Kinder / Enkel mal einen Job nicht bekommen ? Wegen der Quote ? Dummheit ? Adorno ?

Kornelia Lösch | Mi., 15. November 2017 - 22:30

Antwort auf von Johannes Felten

Sehr geehrter Herr Felten, Ihre Analyse scheint mir sehr getroffen zu sein. Mit all diesen Begriffen wurde ich erst nach dem Untergang der DDR konfrontiert. Zwar hatte ich 1989 das Gefühl in einer freien Gesellschaft angekommen zu sein. Aber nach den Entwicklungen der letzten 3 Jahre bin ich entsetzt, wie sehr man die Bürger in Westdeutschland doch ideologisch verbogen hat. Der Hass auf alles was deutsch ist (hier ist weißer alter Mann auch ein Synonym), scheint überall durch. Da ist Claudia Roth nur ein Beispiel von vielen mit "Nie wieder Deutschland!" oder "Deutschland, du dreckiges Stück Sch..". Es ist gelungen, den Deutschen Nachgeborenen flächendeckend eine Abwehrhaltung gegenüber Ihrer Geschichte respektive Ihre Vorfahren anzuerziehen, auch Selbsthass scheint durch. Kein Wunder, wenn medial permanent die Nazi- und Rassismuskeule geschwungen wird. Mental schwache Geister müssen daran Schaden nehmen. Es scheint mir manchmal auch gewollt zu sein. Nur von wem und warum?

Christa Wallau | Mo., 6. November 2017 - 17:30

Eine Gesellschaft, in der es keinen Respekt vor gewissen Personengruppen mehr gibt, verliert Zusammenhalt, Verläßlichkeit u. Menschlichkeit.

Es sind nicht nur die Alten, denen der (früher einmal h o h e) Respekt versagt wird, sondern auch Personengruppen, die zu respektieren bis vor 50 Jahren ganz selbstverständlich jedem Kind anerzogen wurde. Dazu gehörten z. B. Lehrer und
Polizisten, auch Pfarrer und - ganz besonders - alte und behinderte Menschen.
Es fing schon damit an, daß man als Kind oder
Jugendlicher selbstverständlich im Bus aufstand, um einem älteren Menschen den Platz anzubieten.
Nichts davon ist geblieben. Die Folgen sieht
man. Wer wird noch Lehrer oder Polizist, wenn er etwas anderes werden kann?
Sehr alt zu werden mit entsprechendem Abbau von Körper und Geist ist nur für Reiche schön, die sich einen teuren (falschen) Respekt kaufen können. Es sei denn, man hat das RIESENGLÜCK,
noch in einer Familie von den eigenen Angehörigen
bis zum Tod betreut zu werden!

Ursula Schneider | Mo., 6. November 2017 - 17:30

Dass die Abgeordneten kurz vor der Wahl mit der - seit 1848 geltenden - Tradition brachen, den Alterspräsidenten nicht mehr nach Lebensalter, sondern nach Dienstalter zu bestimmen - passt bestens in das trübe Bild, welches Ulrich Thiele hier beschreibt. Sitzfleisch vor Ehrung des Alters bzw. Feigheit vor Traditionsbewusstsein.
Einfach deprimierend.

Wilhelm Maier | Mo., 6. November 2017 - 17:34

"Wenn man alt ist, muß man mehr tun, als da man jung war."
Johann Wolfgang von Goethe

Wilhelm Maier | Mo., 6. November 2017 - 17:38

das die Zeit zu schnell davon läuft.
"Wenn man alt ist, muß man mehr tun, als da man jung war."
Johann Wolfgang von Goethe.

Markus Michaelis | Mo., 6. November 2017 - 17:53

Wenn ich das Video anschaue, bin ich mir nicht siche, was schlimmer ist. Die Einstellung zum Alter - klar. Aber ich denke der Kommödiant hat gar nicht wirklich etwas gegen das Alter. Es ist mehr ein Aufhänger, um sich gegen die AFD stark zu fühlen. So wie ihn das Alter (eigentlich die AFD) traurig macht, macht mich die etwas einfältig simple Weltsicht mancher (jungen?) Leute traurig.

Kostas Aslanidis | Mo., 6. November 2017 - 18:59

Eitlen, das sie Dorian Grey sind. Ewig Jung. In anderen Gesellschaften genießen ältere Menschen familiären Respekt.
Wer ältere Menschen verabscheut ist ein Idiot und Dumm. Das ist eine menschliche Bankrotterklärung und Dekadenz in unerreichbaren Sphären.

Matthias Junglewitz | Mo., 6. November 2017 - 19:26

In meiner Familie ist es auch ganz normal den Opa, die Oma, jetzt den Vater oder die Mutter zu versorgen. Da fragt niemand nach, das ist selberverständlich. Als ich noch eine Kind war war es ganz normal der inkontinenten und schon leicht dementen Ur-Oma beim Besuch eine Folie unter ihrer Decke auf der Couch zu legen. Auch war es selbstverständlich der Ur-Oma die heissbegehrte Sonntagszeitung (BamS, wegen Fussballberichten) zum Lesen zu geben. Man musste sie nur etwas anstossen, wenn sie am Ende der Zeitung wieder anfing sie neu zu lesen, weil sie alles wieder vergessen hatte. Ähnlich beim Essen. Meine Oma kam aus der Vorderpfalz. Sie war es gewpohnt am Sonntag zum Essen einen Riesling zu und anschliessend einen Schnaps zu trinken. Beim 3. Schnaps hatten die Eltern nein gesagt, weil die Ur-Oma die ersten 2 vergessen hatte. Aber betrunken? Die lief gerade wie auf einem Band. Mit über 90 ist sie leider verstorben. Nach einem Unfall. Zu Hause im Bett.

Michaela Diederichs | Mo., 6. November 2017 - 20:11

Ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Schulabgänger in einem Alten- und Pflegeheim und/oder einer Kita oder jeweils hälftig könnte Abhilfe schaffen. Kinder waren wir alle, alt werden wollen wir auch alle. Wie war es am Anfang, wie ist es am Ende - das sollten und müssen ruhig alle wissen und selbst erfahren, denn es schenkt uns einen neuen Blick auf die Gesellschaft, in der wir leben.

... ist Abzocke und ich bin froh, das dieser vorverlagerte Arbeitsmarkt (für Billigstlöhner mit Helferkomplex) dank global agierender Söldner-Bundeswehr vorbei ist.

Es führt kein Weg an der Stärkung der Familie vorbei. Alles andere ist Geschäft. Die Familie ist die Kernzelle der Gesellschaft - überall. In Deutschland werden die Rahmenbedingungen für Familie trotz angeblichem Reichtum/Wohlstand schwieriger. Das muss nicht sein. Das ist aber politisch so gewollt, kann aber wieder korrigiert werden, wenn man denn will.

Darum müssen prekäre Jobs und der Niedriglohnsektor weg. Armut sorgt in unserer Gesellschaft neben der materiellen Armut für soziale Ausgrenzung. Unter solchen Bedingungen kann kein Kind normal und gesund aufwachsen. Eltern nimmt man die Würde u. die Kinder leiden darunter direkt wie indirekt. Das ist nicht nur moralisch verwerflich sondern auch eine gesell. Ressourcenverschwendung die durch die Nichtentfaltung der Menschen verloren geht. Lieber Zuwanderung.

Dimitri Gales | Mo., 6. November 2017 - 20:46

vor dem 1. Weltkrieg trugen viele Männer Bärte. Das macht älter, dies aber wurde bezweckt. Es war damals ein Symbol der Reife, der Erfahrung, gab Würde.
In der heutigen, durchökonomisierten, schnellläufigen Hightech-Welt sind andere "Werte" notwendig, um dem sozial erwünschten Bild zu entsprechen. Es dient auch als Konkurrenzfaktor. 45/50-jährige haben es in der Regel schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. In Ländern, in denen der Babyboom besonders stark ausgeprögt ist wie in Frankreich, beginnt diese Altergrenz schon mit 40.
Aber als Stimmvieh und Konsument ist man nie zu alt.

Sehr geehrter Herr Gales,
Sie schreiben: " als Stimmvieh und Konsument ist man nie zu alt."

Möchte ich gerne noch hinzufügen: "Vor allem als GEZ-Zwangsgebührenzahler nicht."

Claudia Martin | Mo., 6. November 2017 - 22:42

erkennen. Wir sind zudem in der Mehrheit. Gegen uns und ohne uns kann nicht regiert werden. Aber wie gesagt, mir gegenüber verhält sich niemand respektlos. Ich erwarte aber schon gar keine Unterwürfigkeit. Was die Politik anbelangt, sollte man differenzieren. Auf junge Heissporne als auch auf senile Alte kann ich verzichten. Die Regierungszeit sollte zudem auf eine Wiederwahl begrenzt werden.
PS: Helmut Schmidt war kein elder statesman sondern irgendwann nur noch peinlich. Man sollte sich zur gegebenen Zeit in das Privatleben zurückziehen. Auch zu seiner aktiven Zeit fand ich ihn sehr arrogant. Macht verändert Menschen sehr. Meistens wohl eher zum Nachteil.

Cecilia Mohn | Di., 7. November 2017 - 06:13

Der Jugendwahn ist eigentlich vorbei. In den 90igern war es ganz schlimm. Jetzt braucht man eigentlich die älteren Menschen - Lehrermangel usw. Mag sein, dass noch ein bisschen Jugendwahn da und dort herumspukt. Wer sich einbildet, mehr wert zu sein, nur weil er/sie eine glattere Haut hat, ist einfach nur unbedarft und unverschämt. Außerdem ist es auch "Rassismus" sich gegen ältere oder jüngere Menschen unangemessen zu verhalten. Menschen, die sich öffentlich so abfällig äußern, wie der Autor es beschreibt, müssten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. In der Politik sind immer schon vor allem ältere Menschen zu Wort gekommen, weil einfach die Lebenserfahrung zählt. In der Kunst übrigens auch. Eine Haltung, die das Alter verachtet, ist einfach nur erbärmlich. Jeder wird älter - auch du und ich. Warum benennt der Autor das Land nicht, in welchem alte Menschen besonders geschätzt werden? Wir sollten uns dieses Land zum Vorbild nehmen. Liegt es in Asien?

Cecilia Mohn

Erika Rojas | Di., 7. November 2017 - 06:26

Wenn ich mir die Alten in meinem Bekanntenkreis so anschaue, hat jeder von ihnen eine ganze Batterie Medikamente, die er regelmäßig, manchmal stündlich einnehmen muss. Die Nebenwirkungen sind oft psychisch: Depression, Aggressivität, Demenz.
Aber den Aktien der Pharmaindustrie geht es prima.

Svenja Gerwing | Di., 7. November 2017 - 07:50

Sind es nicht sie Merkels, Schäubles und Seehofers dieser Republik die ihre Generation durch verkrampfte Machterhaltung und Postenschieberei in Misskredit bringen? Denn gerade sie stellen sich als unersetzlich und alternativlos dar und sonnen sich in Phrasen wie "wer soll's denn sonst machen". Und DAS in einem 80Mio-Volk!!!

Joachim Spät-Mendrik | Di., 7. November 2017 - 08:38

die "Alten" haben die "Jungen" doch so erzogen. Die Intelligenz der Intelligenz ist dann wohl doch begrenzt.

Ich sehne mich nach einem Land der Freiheit und Toleranz.

Kalash Nikov | Di., 7. November 2017 - 09:19

Die Spinner haben außer ihrer Jugend nichts vorzuweisen. Einige Alte haben Geld, Macht, Einfluss.
Solange ich noch eine Flinte halten kann, werde ich vor diesen Spinnern nicht kuschen sondern sie dort stellen, wo sie mir ans Bein pinkeln. Ohne wenn und aber. Eins hat meine Generation gelernt, sich gerade zu machen und nicht zu kneifen.

Peter Lieser | Di., 7. November 2017 - 09:24

Bis zum 14 Lebensjahr waren meine Eltern die Klügsten, vom 14-30 Lebensjahr keine Ahnung vom richtigen Leben die Alten, von 30- 50 Lebensjahr ganz so doof sind sie doch nicht, jetzt als 70 Plusler, sie waren doch die Klügsten.

Peter Huber | Di., 7. November 2017 - 09:44

Ich denke auch bei Politikern sollte mit 65 Schluss sein, sie erreichen die jüngeren Leute doch gar nicht mehr. Quatschen was von Digitalisierung und halten Bit für ein Bier aus Felsquellwasser gebraut. Für Merkel war das Internet vor kurzem noch Neuland und so weiter und so fort....

Claudia Westphal | Di., 7. November 2017 - 10:06

Die letzte Arbeitslosenstatistik zeigt, dass zur Zeit ca. 800.000 Menschen über 50 arbeitslos sind. Ab 58 fällt man aus der Statistik heraus, wenn man seit mehr als einem Jahr kein Angebot hatte. Also ist die Zahl noch höher.

Das ist keine neue Erscheinung. Sie geht zurück auf die 70-er/80-er als die Frühverrentung begann. Man wollte die Jungen in Lohn und Brot bekommen und hat dafür die Älteren in Rente geschickt. Nun werden Menschen heute deutlich älter, was bedeutet, dass so mancher fast so lang in Rente ist, wie er berufstätig war.

Es klingt hart, aber Deutschland ist kein Land für Kinder und keines für Senioren. Es lebt sich dort recht gut zwischen 25 und 45.

Es ist der Druck der Industrielobby, der Politik und auch der Medien, die dieser Entwicklung noch den notwendigen Drall geben. Die politischen Entscheidungen der letzten Jahre zeigen das. Kinderarmut, Lohndumping, Rentenkürzungen. All das schafft alte Sozialhilfebedürftige und damit die Last für die Gesellschaft.

Sebastian Wagner | Di., 7. November 2017 - 10:33

Ich denke,das Problem mit einer Respektlosigkeit Jung gegen Alt (oder auch einem generellen zwischenmenschlichen Empathiedefizit) in westlichen Gesellschaften ist zurückzuführen auf eine Pädagogik,die (Alters)Autorität ebenso in Frage stellt wie auch das Gemeinschaftsgefühl in sozialen Gruppen wie der Familie.Gepriesen wird der (schein)heilige Individualismus,die soziale Wertegemeinschaft wird verdammt-wie soll da bitte zwischenmenschliche Höflichkeit oder Empathie gedeihen frage ich mich?Diese pädagogische Fehlleistung beginnt bereits bei der (Nicht)Erziehung im Kindergarten.Die Personen,die als erste für diese geistige Abkehr von Familie und Wertegemeinschaft GEKÄMPFT! haben, zählen zur jetzigen Generation 60plus die nun kalte Füße bekommen,weil es nunmehr selbst auf das Seniorenalter zugeht.Mein Mitleid als 33jähriger weißer Mann hält sich hier bei allem Respekt in Grenzen-ich bin für diese Fehlentwicklung nicht verantwortlich.68 bringt die geistige Ernte ein-Jedem das Seine oder?

Bei allem Respekt, glaube ich, dass Sie da mit ihren 33 Jahren (noch) nicht mitreden können. Sie zeigen aber das Stereotyp der jüngeren Generation, die urteilt, ohne dabei gewesen zu sein, aber gleichzeitig für "nichts verantwortlich" sein möchte. Mein Rat: Machen Sie es besser, Sie haben jetzt die Chance dazu. Und ernten Sie dann, was Sie säen. Ein weiteres Missverständnis scheint mir Ihre Auffassung von "Individualisierung". Das haben die Schulen auch ganz prima in die Köpfe der Kleinen gehämmert. Grundsätzlich hat jeder das Recht auf einen individuellen Lebenslauf. Das ist nicht das Problem. Denn Sie sind ein freier Mensch, der zumindest dem Konzept nach in einem freiem Land lebt und für seine Entscheidungen selbst verantwortlich ist. Kritisch wird es nur, wenn zwischen Menschen keine "Empathie" und kein "Zusammenhalt" mehr besteht. Das hat aber mit "Individualisierung" nichts zu tun. Sondern mit der Bereitschaft aufeinander zuzugehen, zuzuhören und sich als gleichwertig anzusehen.

Klaus Dittrich | Di., 7. November 2017 - 10:48

Zwei Punkte: 1) Das Alter – es assoziiert Vergangenheit. Es scheint aber, als ob die Beschäftigung mit der Vergangenheit (außer berufsmäßig) verpönt ist – hat man doch mit der Gegenwart, welche viele permanent mit ihrem Smartphone in der Hand halten, genug zu tun. 2) Die Alten werden nur dann wertgeschätzt, wenn sie im familiären Umfeld verortet sind – zum einen, weil man ihre Verdienste kennt und zum anderen, weil sie als „Mäzene“ der Enkelgeneration gebraucht werden.

Dennis Staudmann | Di., 7. November 2017 - 15:03

Erinnern wir uns an die Wahl Trumps zum US-Präsidenten. Fast zeitgleich mit dem Wahlergebnis wusste man schon, dass die Jugend unbedingt Clinton wollte. Nur die "Erbärmlichen" und "Abgehängten", also Weisse, Alte und auch Rednecks, haben den Trump gewählt, weil sie noch eine Zeit erlebten, in der sie einen Job hatten und ihre Familien ernähren konnten. Das ist jetzt vorbei, woran Obama und Clinton selbstverständlich unschuldig sind, und nun können die Trump Wähler sich einfach nicht daran erfreuen, arm zu sein und bestenfalls noch in einem Wohnwagen zu leben. Davor kam der Brexit. Wäre nur die Jugend zur Abstimmung gegangen, dann wäre es nie dazu gekommen, hiess es. Die Alten haben die Zukunft der Jugend verspielt. So ein Blödsinn war ständig zu lesen. Auch wenn Österreich ein kleines Land ist, ist die Wahl von S. Kurz ein Fanal, weil genau diese beschriebene "Logik" dadurch ad absurdum geführt wurde. Neben ihm sieht die weisse Frau Merkel nicht nur politisch wirklich "alt" aus.

wolfgang spremberg | Di., 7. November 2017 - 17:11

Antwort auf von Dennis Staudmann

arm zu sein. Liegt wohl daran das man es ihnen nicht richtig erklärt hat. Darum können sie es nicht richtig einordnen. Bei uns helfen die Öffentlich rechtlichen,
SPIEGEL, ZEIT usw. usw. Hätten wir diese Hilfe nicht, hätten wir wohl ein etwas anderes Wahlergebnis. Dann hätte wo möglich die falsche Seite (Lanz) mehr Stimmen gewonnen. Das kann ja keiner wollen.....

Andreas Wagner | Di., 7. November 2017 - 16:34

“Old men are dangerous: it doesn't matter to them what is going to happen to the world.” (George Bernard Shaw)

Als Mittvierziger erlebe ich viele Arbeitskollegen, Nachbarn und Mitmenschen meiner Vorgänger-Generation (60+) regelmäßig als egozentrisch, allein auf ihre eigenen Ansprüche und Vorteile bedacht, bisweilen rücksichtslos, undiplomatisch im zwischenmenschlichen Umgang und mit wenig Empathie gesegnet gegenüber der jüngeren Generationen, denen allein die Verantwortung für die Lösung all der gesellschaftlichen Herausforderungen zugeschoben wird.

Torsten Knecht | So., 12. November 2017 - 14:50

Antwort auf von Andreas Wagner

... man spricht auch von den "Golden Agers" als der Rentnergeneration, der es noch nie so gut ging wie heute.

Andererseits bekommen deren Kinder oder sogar Enkelkinder oft nur einen mickrigen Niedriglohn trotz Vollzeitstellte und Qualifikation. Stört viele Rentner aber nicht, denn sonst hätten sie nicht "weiter so" Merkel gewählt. 60% der Ü60 haben Merkel gewählt.

So gesehen geht rücksichtlos auch andersherum aber das war ja nicht das Thema im Artikel.

Ruth Müller | Di., 7. November 2017 - 18:10

Gier + infantiler Jugendwahn + Egoismus
sind wunderbare Brüder und Schwestern des Neoliberalen Kapitalismus.
Wer dagegen ist sollte die Systemfrage stellen!

Werner Schick | Di., 7. November 2017 - 23:37

Werter Herr Wagner,
sind sie sich sicher, dass, dass ihre Beobachtungen die Generation 60plus und nicht die Generation 50minus betrifft. Meine Wahrnehmung zu ihrer Einschätzung ist eine ganz andere. Es ist eher umgekehrt und dies wird auch durch die Mehrzahl der Kommentare zu diesem Thema bestätig und nicht ihre Wahrnehmung.

Kalash Nikov | Mi., 8. November 2017 - 10:16

Die Systemfrage sollte niemand stellen, egal ob alt oder jung. Linke Systeme haben nirgendwo funktioniert und die, die funktionieren, sollten erhalten bleiben. Das Problem liegt anders. Die junge Generation sollte nichts vorgesetzt bekommen.
Starthilfe ist das Einzige, dass die Jungen bekommen sollten. Danach sollten sie sich beweisen müssen. Wer das nicht schafft, sollte leer ausgehen. So erzieht man Leistung und hoffentlich auch Erfolg. Ja, es ist der harte Ekel-Weg, der mit den vielen Steinen auf dem Weg, weder progressiv, noch tolerant und konsensorientiert. Für Konsens bleibt später noch genug Zeit.

Emily Slate | Mi., 8. November 2017 - 12:23

Sie haben Recht, Herr Thiele. In Deutschland ist Alter eindeutig ein Makel. Mann muss nicht mal kluge politische Analysen machen, sondern nur den Alltag erleben. Ab 40 bekommt man keine feste Stelle, da das "jung, dynamisch" nicht mehr greift. Wehe, man lebt einige Jahrzehnte länger, und braucht einige Sekunden, das Kleingeld zu zählen - die ganze Schlange bebt vor Ungeduld.

Joachim Spät-Mendrik | Do., 9. November 2017 - 08:32

wenn die Deutschen könnten, wie sie wollten, würde ihnen ein dritter Arm wachsen... mit permanent erhobenem Zeigefinger der Belehrung:-')

Kay | Mi., 17. Februar 2021 - 20:26

Antwort auf von Joachim Spät-Mendrik

das ist richtig :) Die Deutschen leiden zutiefst unter den anerzogenen Komplexen nach dem 2. WK, können sich als Volk nicht mehr fühlen und haben deswegen keinen Zusammenhalt mehr. Das verursacht die ständige Angst, nicht zu genügen bzw. etwas falsch zu machen, da man ja keine allgemeingültigen Maßstäbe mehr hat. Der Deutsche ist das ewige ungeliebte Kind auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Das macht sich nicht nur im Jugendwahn bemerkbar, der ein verzweifelter unbewusster Versuch ist, irgendwie zu überleben und die aufgeschobene Verantwortung für die eigene Identitätsfindung der nachfolgenden Generation zu überlassen. Schön wäre es nur, wenn es tatsächlich mal einer Generation gelingen würde, die vereinzelten Wesen wieder zu vereinen und die ganze Familie zurück an einen Tisch zu holen.