Angela Merkel jubelt mit einem Blumenstrauß in der Hand
Hat sie die CDU zu Tode gesiegt? Angela Merkel jubelt nach den Wahlergebnissen im Jahr 2009 / picture alliance

Nach der Bundestagswahl - Der Höllenritt

Die Union ist bei der Bundestagswahl abgestürzt – die CDU ist tief gespalten, die CSU steht unter Schock. Kanzlerin Angela Merkel ist angeschlagen. Ausgerechnet jetzt muss sie ihre Partei auf extrem schwieriges politisches Terrain führen. Schon in ruhigeren Zeiten wäre das eine Herausforderung, die kaum zu bewältigen ist

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Noch ein Tiefschlag, noch ein Absturz, der zweite innerhalb von nur drei Wochen. Erst im Bund, nun auch in Niedersachsen. Der sicher geglaubte Wahlsieg bei der Landtagswahl ist perdu. Und wieder stehen Christdemokraten vor den Mikrofonen und ringen nach Worten. Man habe sich ein besseres Ergebnis gewünscht, stammelt Spitzenkandidat Bernd Althusmann in Hannover – was man halt so sagt im Angesicht der Niederlage. Und dann klagt er auch noch über die fehlende Wechselstimmung und den fehlenden Rückenwind aus Berlin.

Die Bundeskanzlerin schickt am Wahlabend im Konrad-Adenauer-Haus ihren Generalsekretär Peter Tauber vor, auch dem fallen nur Floskeln und Durchhalteparolen ein: Landtagswahlen seien Landtagswahlen. Also abhaken und Richtung Jamaika blicken. Es schien ja schon bisher schwer genug zu werden, in Berlin zwischen CDU und CSU, FDP und Grünen einen Koalitionsvertrag auszuhandeln. Leichter ist es nach der Niedersachsenwahl nicht geworden.

Drei Wochen lang hatten die Christdemokraten gehofft, dem verheerenden Absturz bei der Bundestagswahl einen Achtungserfolg in Niedersachsen folgen zu lassen. Nach außen demonstrierte die Partei Geschlossenheit, auch wenn das Grummeln an vielen Stellen nicht zu überhören war. Mit der CSU wurde in großer Hektik ein Obergrenzenfriede vereinbart – vergeblich. Stattdessen offenbart die Niederlage in dem nördlichen Bundesland, wie tief die CDU bei den Wahlen dieses Herbstes tatsächlich gestürzt ist: ziemlich tief. Da nützt es wenig, wenn vor allem im Merkel-Lager unentwegt darauf verwiesen wird, die Union habe bei der Bundestagswahl ihre drei zentralen Wahlziele erreicht: Sie sei stärkste Partei geworden, ohne CDU und CSU könne keine Regierung gebildet werden, und Angela Merkel bleibe Bundeskanzlerin.

Klartext nur hinter verschlossenen Türen

Es ist ein teuer erkaufter Wahlerfolg. Die CDU ist über ihren zukünftigen Kurs tief gespalten. Die CSU steht unter Schock, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer kämpft um sein politisches Überleben. Auch Angela Merkel ist angeschlagen, und ausgerechnet jetzt muss sie die Union auf extrem schwieriges politisches Terrain führen. Schon in ruhigeren politischen Zeiten wäre das eine Herausforderung, an der man leicht scheitern kann. Doch jetzt ist Jamaika Merkels letztes machtpolitisches Angebot. Für die Union könnte es zu einem Höllenritt werden. Einerseits muss die CDU in einem solchen Bündnis Zugeständnisse gegenüber Grünen und FDP machen, andererseits muss sie verhindern, dass die AfD noch stärker wird. Gleichzeitig bangt die CSU um ihre Sonderstellung im bundesdeutschen Parteiensystem. So zerrt jeder in eine andere Richtung. Die CDU könnte es dabei zerreißen.
 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 25. Oktober 2017 - 13:33

der Probleme, die mir als SPD-Mitglied eher nebensächlich sind.
Und auch nicht, weil sie die strategischen Möglichkeiten der CDU aufzeigen.
Vielleicht etwas unangemessen unter einem derart aufwEndig geschriebenen Artikel: Ich hoffe doch sehr, dass es für Merkel mindestens soviel Arbeit wird, wie für alle anderen Beteiligten.
Sie redete in Tallin und die anderen hörten zu?
Das fällt sonst weniger bei ihr auf...
Merkels Generalsekretär passt zu ihr.
Aufpassen muss man nun aber wirklich auf Jens Spahn.
Innerparteiliche Solidarität könnte unter Merkel in der CDU/CSU zu einer Alien-Sprache geworden sein.

Dr. Lothar Sukstorf | Mi., 25. Oktober 2017 - 13:53

Das Gespann CDU-Merkel wird noch lange erhalten bleiben. Das hat auch etwas für sich, denn dadurch wird dieser heillose Haufen endlich der Bedeutung zugeführt, die ihm schon lange gebührt. Nämlich gegen 15% gehend. Marginalisieren! Was Merkel sagt fällt schon lange nicht mehr auf einen Resonanzboden bei mir. Ich hoffe, die CDU wird recht bald den Weg der DC Italiens einschlagen. Für mich ist und bleibt Merkel die Flüchtlingskanzlerin und deshalb sind die für mich unwählbar!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 25. Oktober 2017 - 14:23

Antwort auf von Dr. Lothar Sukstorf

was für ein unfassbarer Verlust!
Seither ist doch Italien von der Weltbühne verschwunden.
Abgemildert wurde das nur duch die Welt-Aura Johannes Pauls des II. und durch die religiös-intellektuelle Größe eines Benedict.
Armes Italien.

Arne Bruhn | Mi., 25. Oktober 2017 - 15:20

Antwort auf von Dr. Lothar Sukstorf

da wäre zum 1. die Energiewende-Wendekanzlerin, die bei Fukushima in Panik ihre bisherige Politik über den Haufen warf und die "Erneuerbare-Energiewende" ausrief - ohne Plan, ohne Nachdenken, selbst die einfachsten physikalischen Bedingungen missachtend: Ein Stromnetz besteht in erster Linie aus leistungsfähigen Leitungen, um den Strom vom Erzeuger zu Verbraucher zu schicken. Das Netz gab es nicht!
2.Banken-, Euro- resp. Griechenland-"Rettung". Einfach ein Problem mit Geld der Steuerzahler zuschütten ist keine Lösung, reißt es doch nur andere Löcher auf, fast jeder merkt das an seinen verfügbaren Einkünften nach Abzug von höheren Steuern und Gebühren.
Dieser Frau würde ich nicht einmal die Leitung einer Kita anvertrauen, denn auch da muss man wissen was man tut.

Walter Wust | Mi., 25. Oktober 2017 - 15:49

Schröder hat es gesagt, sie kann es nicht. Diese Feststellung in leicht alkoholisiertem Zustand hat bis Heute an Aktualität nichts eingebüßt. Kohls Mädchen wäre besser der Politik ferngeblieben.

Elfie Jung | Mi., 25. Oktober 2017 - 16:53

Frau Merkels Strategie, die CDU weit nach links zu schieben und damit die
dauerhafte Zustimmung aller anderen, linken Parteien im Handumdrehen zu gewinnen, ist nicht aufgegangen. Die Demokratie hat zumindest ein bißchen funktioniert. Die Bayern müssen jetzt noch den Rest erledigen. Vielleicht tritt sie dann endlich zurück!

Elfie Jung | Mi., 25. Oktober 2017 - 16:53

Frau Merkels Strategie, die CDU weit nach links zu schieben und damit die
dauerhafte Zustimmung aller anderen, linken Parteien im Handumdrehen zu gewinnen, ist nicht aufgegangen. Die Demokratie hat zumindest ein bißchen funktioniert. Die Bayern müssen jetzt noch den Rest erledigen. Vielleicht tritt sie dann endlich zurück!

Achim Scharelmann | Mi., 25. Oktober 2017 - 17:08

Diese Kanzlerin kann ich schon lange nicht mehr für voll nehmen und ihren Niedergang hat sie sich selbst zuzuschreiben, denn politisch fährt sie einen gefährlichen Zickzackkurs und der wird sie über kurz oder lang aus der Bahn werfen, was sie ja eigentlich mit dem letzten Aufgebot verhindern will, aber nun als Folge ihres Handelns damit beweist, daß sie eben doch nicht so beschlagen ist, wie viele ihrer Verehrer glauben und somit auch die ehemals große Volkspartei mit ihr gemeinsam in den Abgrund stürzt.

Thomas Brosius | Mi., 25. Oktober 2017 - 17:37

Wer Merkel bei einem ihrer Auftritte aus nächster Nähe erlebt hat : Da ist kaum Mimik,ob gebuht,gebrüllt oder gepfiffen wird . Hat was autistisches .

Autismus ist eine psychische Krankheit. An der leidet Angela Merkel nicht. Sonst wäre sie niemals weit gekommen in der Politik.
Nein, sie hat sich im Laufe ihres Lebens schichtweise einen Panzer angeeignet, der sie immer unempfindlicher gemacht hat gegen jede auch noch so berechtigte Kritik.
Wenn man in der DDR weiterkommen wollte, mußte man das besonders gut können, sonst gab es irgendwann Brüche im Lebenslauf.
Bei Merkel gibt es keinen e i n z i g e n Bruch, irgendeine Zäsur oder ein erkennbares Innehalten im Leben. Sie ist mit einer Sturheit ohne gleichen ihren Karriereweg gegangen, sowohl in der DDR als auch nach der Wende. Immer schwamm sie obenauf - ohne anzuecken.
Diese Frau ist hat etwas Roboterhaftes. Alle ihre Gefühle sind konditioniert.
Die daraus resultierende Prinzipienlosigkeit hat Deutschland viele Fehlentscheidungen beschert.
Es ist schlimm, daß der Charakter eines führenden Politikers
eine derart große Rolle für das Schicksal eines ganzen Volkes spielen kann.

Dr. Lothar Sukstorf | Mi., 25. Oktober 2017 - 18:23

Liebe Cicero-Redaktion, ich habe eher den Eindruck, daß wir uns seit spätestens 2008/9 auf einem HÖLLENTRIP mit Merkel befinden

Reiner Jornitz | Mi., 25. Oktober 2017 - 20:54

Eigentlich muss man die Feststellung treffen, das Merkel und ihre Diener absolut nichts können. Sie haben das Schiff mit Namen Deutschland in eine gefährliche Strömung gesteuert oder lassen durch Untätigkeit. Ob das wieder Parabel wird kann man jetzt nicht sagen, aber eines ist sicher , die AFD kam zu rechten Zeit!! und spült den ganzen Müll an die Oberfläche und der Bürger sieht nach 12 Jahren das er viel zu Lange weggeschaut hat. Frau Merkel gebe ich noch max. 3 Monate und dann ist Schluss . Ich denke es wird Neuwahlen geben und alles wird nicht mehr so sein wie es war

Akira Ozawa | Do., 26. Oktober 2017 - 08:43

Adlatus Tauber, seine Floskeln und Durchhalteparolen - Sein merk(el)lich getrübter Blick ist nur noch auf den Alleinseligmacher Jamaika gerichtet.
Der politisch-mediale Komplex ist dagegen schon am Umsortieren.
Zeit-Online, war sich nicht zu schade, unter dem Titel: ""Nehmt diese Wähler endlich ernst!"", (Tilman Steffen / 20171023) zu bekennen:
""Die Pathologisierung ihrer Wähler als arm und abgehängt hat nicht funktioniert.
Studien zeigen: Sie sind gut gebildet . . .""
In Artikel-Anhang ist JEDER AfD-MdB mit seinem Beruf aufgeführt, durchweg überproportional gut gebildet. ein repräsentativer Querschnitt des Volkes.
Wow! - Nichts mehr mit:
Simple, populistische Lösungen der Rechten-Nazi-Rattenfängerpartei AfD!
Die richtigen Antworten sind nur dem bisherigen BT-Parteienkartell vorbehalten, die auf die immer drängenden Probleme der globalen, komplexen Welt mit ihren zunehmend komplizierteren Lösungen, NUR von diesen Zirkel mit nahezu übermenschlicher Genialität gelöst werden können.

Werner Schick | Do., 26. Oktober 2017 - 12:14

Werter Herr Bruhn,
alles korrekt von ihnen benannt, ich frage mich dazu nur wo ist da die Kontollinstanz. Wieso wählen und bezahlen wir ein überdimensioniertes Parlament, das es nicht gibt oder das seiner primären Aufgabe nicht nachkommt. Ist noch niemand aufgefallen, dass bei den zur Zeit bestehenden Verhältnissen in diesem Land ein Parlament überflüssig ist wie ein Kropf.

Werner Schick | Do., 26. Oktober 2017 - 12:30

Werter Herr Scharelmann,
der totale Absturz ist die einzig gerechte Strafe für diese Versagerpartei CDSU. Wer dieser Antivolkspartei dieses Land anvertraut, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Ich frage mich immer wieder, wie unverantwortlich muss man sein, einer solchen Partei seine Stimme zu geben.
Was sagen diese Wähler ihren Kindern und Kindeskindern in einigen Jahren.

Ruth Müller | Do., 26. Oktober 2017 - 15:33

... als Ideologie. Was ist nur aus dem bürgerlichen Lager geworden?

Wenn ich mir die Entourage der Bundeskanzlerin anschaue frage ich mich was ist mit den Konservativen in der Bundesrepublik los? Warum lassen sie sich das gefallen? Oppurtunismus oder römische Dekadenz? Oder ist das der Niedergang einer Kultur?
Habe gestern einen Bericht über China gesehen und mir im Stillen Gedanken über die Weichenstellungen und Diskussionen in unserem Land gemacht ... Oje, was für Infantilität hier herrscht.

Werner Schick | Do., 26. Oktober 2017 - 16:31

Werte Frau Ruth Müller,
das ist das traurige Ergebnis, wenn ein Land über viele Jahre von Dilettanten regiert wird, nicht nur im Bundestag sondern auf allen Ebenen und allen Bereichen bis hin zum Bundeskanzler/in. Wenn nicht die Qualifikation sondern das Parteibuch über die Besetzung von Posten entscheidet, ist ein ungutes Ergebnis vorprogrammiert. Dazu kommt dass von diesen Dilettanten die Kontollmechanismen z.B. die Gewaltenteilung völlig ausgeschaltet worden sind wie beispielsweise die Besetzung des BVG vorwiegend durch ehemalige abgehalfterte Politiker. Wenn dann noch die Systemmedien, die ebenfalls eine Kontrollfunktion haben sollten, dieser Aufgabe nicht gerecht werden, sondern mit ihren persönlichen Beziehungen zur Regierung die unsäglichen Fehlleistungen dieser Regierung dem Volk als große Erfolge verkaufen können, kann das Ergebnis nur ein desaströses sein. Das Wahlvolk trägt allerdings auch ein gewisses Maß an Mitschuld. Nur die allerdümmsten Kälber wählen......

Alfred Kastner | Mi., 1. November 2017 - 10:13

Manche sehen in Bundeskanzlerin Merkel bereits eine „lahme Ente“, deren politisches Haltbarkeitsdatum am Ablaufen sei.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen!
Die nächste Amtsperiode von „Tina“ (There is no alternative) Merkel ist gesichert.
Egal ob „Schwampel“-Koalition, eine schwarz-gelbe Minderheitsregierung oder vielleicht doch noch eine große Koalition: An Merkel als Regierungschefin kommt selbst im Falle von Neuwahlen niemand vorbei.
Denn keiner hat bisher (ernsthaft) versucht, ihre Kanzlerschaft vom Ende her zu denken.
Eine alternativlose Kanzlerschaft - eine einmalige Situation in der rund 70-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Die SPD ringt um ihre Existenzberechtigung.
Die CDU ist nicht nur programmatisch, sondern auch personell entkernt.
Ich würde mir wünschen, dass die nachfolgende Generation der aktuellen Parlamentarier unmittelbar nach dem Amtsende Merkels eine Diskussion zur Begrenzung der Amtszeit des Bundeskanzlers in Gang setzt.