Martin Schulz spricht am 7. Dezember 2015 mit dem Labour-Chef Jeremy Corbyn und dem damaligen österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann
Martin Schulz sprach 2015 mit dem Labour-Chef Jeremy Corbyn und Österreichs Ex-Bundeskanzler Werner Faymann / picture alliance

Sozialdemokratie - Was die SPD von Jeremy Corbyn lernen kann

Die Labour-Partei unter Jeremy Corbyn ist deutlich erfolgreicher als derzeit die deutsche SPD. Dabei könnten die Sozialdemokraten von den Briten profitieren. Zumindest, wenn nicht die nächste Euro-Krise kommt

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

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Der Auftrittsapplaus und die Sprechchöre für ihn wollten einfach nicht enden. Und so spielte der britische Labour-Chef irgendwann den Zuchtmeister: „Sollen wir diese Konferenz zur Ordnung rufen?“, sagte er und lachte. Derart gut gelaunt begann Corbyn am vergangenen Mittwoch seine Abschlussrede beim diesjährigen Parteitag der britischen Arbeitspartei: „Die Atmosphäre hier ist infektiös“, rief er, „lasst uns sicherstellen, dass das ganze Land angesteckt wird!“ Parteitage sind naturgemäß selbstverliebte Veranstaltungen.

Das Ausmaß des Corbyn-Kults bei seinem dritten Parteitag im Seebad Brighton übertraf aber das Erwartbare. Der 68-jährige Altsozialist, das gilt inzwischen unbestritten, zieht einfach. Sein Slogan „For the many, not the few!“ („Für die vielen, nicht die wenigen!“) scheint Realität geworden zu sein. Bei den Wahlen 2017 gewann er dreißig Mandate für die Partei hinzu. Unter ihm ist Labour auf 570.000 Mitglieder angewachsen. Die Graswurzel-Bewegung Momentum zieht immer mehr junge Leute an.

Die Flut an Corbyn-T-Shirts, die endlosen Schlangen vor den Polittalks in ganz Brighton und die Revolutionsstimmung in den großen Hallen und kleinen Pubs – gerade nach der bitteren Wahlniederlage der SPD in Deutschland drängt sich die Frage auf: Warum ist Corbyns Labour-Partei so verdammt erfolgreich? Und warum konnte es Martin Schulz in Deutschland mit dem Slogan „Zeit für mehr Gerechtigkeit“ nicht sein?

Moderate haben es bei Labour derzeit schwer

Die internationale Finanzkrise 2008, der Sieg der konservativen Tory-Partei 2010 und die darauffolgenden Jahre harter Sparpolitik hätten den Boden für die linke Erfolgswelle bereitet, sagt etwa der Labour-Abgeordnete Clive Lewis: „Jeremy Corbyn und die alte Linke präsentieren eine glaubwürdige Alternative nicht nur zu den Tories. Auch zu den blairistischen Zombies.“ Unter Corbyn-Loyalisten gilt der zentristische Kurs von New Labour unter Tony Blair – ähnlich wie in der SPD der Schröder-Kurs zur Agenda 2010 – als das größte Vergehen in der sozialistischen Geschichte.

Dies bekam die moderate Fraktion beim Parteitag zu spüren. Die meisten von ihnen durften keine Reden vom Podium des „Brighton Centre“ halten und mussten sich mit kleinen Veranstaltungen in Nebenräumen zufrieden geben. Selbst der populäre Londoner Bürgermeister, Sadiq Khan, erkämpfte sich nur unter Mühen einen Redeplatz – und das, obwohl er gerade erst dem bei Labour verhassten Fahrdienst-Vermittler Uber in London die Lizenz entzogen hatte. Solche Demütigungen der Moderaten sind nicht allein persönliche Rache. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre hat die Labour-Party eine neue Riege auf die vorderen Bänke geholt. Die Schattenministerinnen Rebecca Long-Bailey und Angela Rayner zeichnen sich durch linke Überzeugungen aus. Und durch unbedingte Loyalität zu Jeremy Corbyn. Ein Umbruch, den die SPD gerade mit Schulz teilweisem Rückzug und Nahles künftigem Fraktionsvorsitz bislang eher zaghaft versucht.

Plötzlich ist die Retro-Linke cool

Labour-Aktivisten murren zwar abseits der Mikrofone durchaus über den autoritären Führungsstil des Labour-Führungsduos Jeremy Corbyn und seines Schattenfinanzministers John MacDonnell. Offiziell aber ist die Kritik verstummt. Bei vielen überwiegt wilde Freude über die wachsende Bewegung und die inhaltliche Neupositionierung. Was bei der Kür des lebenslangen Friedensaktivisten zum Labour-Chef vor zwei Jahren noch als versponnene, altlinke Fantasterei abgetan wurde, ist heute ernstgemeinte Politik: etwa die Wieder-Verstaatlichung von Wasser, Zügen und Post. „Wir sind die Mehrheit“, formulierte Corbyn recht forsch in seiner programmatischen Rede, „das politische Zentrum hat sich nach links verlagert.“

Neben „Blairismus“ zählt „Neoliberalismus“ derzeit zu den meistgebrauchten Schimpfworten in der Partei. Was für Corbyn ein alter Reflex ist, ist für die jungen Fans der revitalisierten Retro-Linken plötzlich cool. Der Brexit hat in Großbritannien die Schleusen geöffnet, alle Probleme, die sich in den vergangenen 30 Jahren aufgestaut haben, brechen jetzt gleichzeitig auf. In Deutschland ist die Lage längst nicht so katastrophal. Die SPD muss sich aber nach der bitteren Niederlage bei der Bundestagswahl und dem Einzug der AfD ins Parlament in der Opposition wieder berappeln.

Immerhin, anstatt in einer Großen Koalition tut sie das fortan in der von der Basis lange ersehnten Oppositionsrolle. Was bei der SPD bislang nicht geklappt hat: In Großbritannien beherrscht der Diskurs um Ungleichheit in der Gesellschaft, der Klassenkampf, nicht mehr nur die Politik, sondern erfasst die ganze Gesellschaft. So bezeichnete die Gewerkschafts-Aktivistin Ewa Jasiewicz die Brandtragödie vom Juni 2017 schlicht als „sozialen Mord“. Der soziale Wohnblock Grenfell Tower war nach einer Billigrenovierung im reichsten Londonder Bezirk Kensington abgebrannt, mindestens 80 Menschen starben.

Weiterhin das Ziel: die Machtübernahme

Zumindest im Kopf haben die Labour-Mitglieder Downing Street Number 10 schon erobert. Auch manche Umfragen wie jene des YouGov-Instituts sehen das so: 43 Prozent der Briten würden heute Labour wählen und nur 39 Prozent die regierenden Tories. Kein Wunder, dass Jeremy Corbyn einfach im Wahlkampfmodus geblieben ist und den Sommer über weiter Wahlkreise abklappert hat, in denen die Tories nur eine dünne Mehrheit haben. Sollte Theresa Mays Regierung kippen, will Labour bereit sein – eine Taktik, die sich die SPD für den Fall einer zerstrittenen Jamaika-Koalition zumindest abgucken könnte.

John McDonnell erläuterte in Brighton gemeinsam mit Gewerkschaftschef Len McCluskey unter Standing Ovations die Übernahme der Macht im Land: „Wir müssen uns gut vorbereiten, denn sie werden alles versuchen, um uns zu erledigen!“ Die revolutionäre Euphorie regt zum Mitmachen an. Auf der Agenda stehen soziale Wärme, Solidarität und die Abschaffung der Gier. Das berührt die Alten und die Jungen und könnte auch die verschiedenen Flügel der Partei auf Dauer wieder näher zusammenbringen.

Eine Abkehr vom Brexit bleibt Tabuthema

Merkwürdig schweigsam wirken Corbyn und seine Partei hingegen beim Thema Brexit. Es wurde auf Druck der Momentum-Bewegung sogar von der offiziellen Tagesordnung der Parteikonferenz gestrichen. Warum? „Die Konferenz wollte sich vielleicht einen Streit ersparen“, sagt Owen Jones, Corbyn-Aktivist und journalistisches Sprachrohr der neuen Linken.

„Der Brexit ist die wichtigste Entscheidung für Britannien seit dem Zweiten Weltkrieg“, beharrt Keir Starmer, Corbyns Brexit-Schattenminister. Doch Starmer konnte diese gewichtigen Worte nur im Hinterzimmer des Grand-Hotels vor ein paar eingeschworenen EU-Freunden loswerden. Sein eigener Parteichef kann sich nach wie vor nicht dazu durchringen, den Brexit zu verurteilen. Das liegt nicht allein an dessen eigener EU-Skepsis. Weite Teile der Wählerschaft, vor allem im deindustrialisierten Norden und im landwirtschaftlich orientierten Osten des Landes, haben für den Austritt aus der EU gestimmt.

Die traditionelle EU-Skepsis der Briten verbindet sich mit dem Grundgefühl der radikalen Linken, bei der EU handle es sich um ein Eliten-Projekt. Und für die alten Eliten hat die jetzige Labour-Partei keine Sympathien. Auch der SPD könnte eine ausgeprägte EU-Skepsis bei der eigenen Wählerklientel zu schaffen machen. Martin Schulz als überzeugter Europäer musste mit ansehen, wie Hunderttausende SPD-Wähler zur AfD abgewandert sind. Immerhin: „Großbritannien soll zumindest während der Übergangsphase bis 2021 im europäischen Binnenmarkt bleiben“, sagte Corbyn am Ende seiner Parteitags-Rede. Den Brexit aber will er durchziehen. Theresa May hat dies bei ihrer Florenz-Rede am 21. September sehr ähnlich ausgedrückt.

Die SPD müsste sich bei einer erneuten Euro-Krise unterscheiden

Die SPD hat es als Oppositionspartei in Europa-Fragen mit der CDU schwer: Beide Parteispitzen sind eingefleischte Proeuropäer. Da ist es nicht leicht, sinnvolle Oppositionspolitik zu betreiben. Außer, es käme zu einer neuen Euro-Krise. Da könnte die SPD eine andere Haltung als die Kanzlerin einnehmen und sich weniger bankenfreundlich zeigen.

Konkrete Antworten auf die quälenden Europa-Fragen gibt Jeremy Corbyn ungern. Lieber kämpft er auf den Straßen um die Macht. Wer seinen Kurs nicht loyal mitträgt, wird schnell aus dem inneren Kreis verbannt. Bis zum Januar 2017 wurde Clive Lewis etwa als möglicher Nachfolger von Jeremy Corbyn gehandelt. Der 46-jährige Parteilinke, dessen Vater von der karibischen Insel Grenada stammt, war gegen den Brexit. Als der Labour-Chef die Fraktion zwang, gemeinsam mit der Regierung im Parlament für die Auslösung des Artikel 50 zu stimmen und damit den Brexit parlamentarisch zu legitimisieren, hatte Lewis genug. Er verließ aus Protest gegen die Zwangsabstimmung das Schattenkabinett. Seinen Platz nahm Rebecca Long-Bailey ein. Eine solch harsche Personalpolitik aber könnte Corbyn auf Dauer schaden. In dieser Hinsicht sollte sich die SPD-Führung wohl lieber kein Beispiel nehmen.

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Marc Meyer | Mo., 2. Oktober 2017 - 15:18

Warum Corbyn so beliebt ist? Ganz einfach, wenn man den reden hört, glaubt man ihm! Dieser Mann hat sich nie verbogen, der ist echt. Beim dem sind die kleinen Bürger wichtiger als die Konzerne.

Martin Schulz und die SPD sind das totale Gegenteil! Die haben Konzerne und reiche Menschen im Kopf. Ein Bruch damit, nein Martin Schulz steht genau für die EU Elite, die glaubt, dass Banken und Konzerne wichtiger sind als die kleinen Bürger. Erst die Konzerne, dann der Bürger.

Die SPD ist gegen den kleinen Mann, für Süd Europa und Banken, Corbyn ist für den kleinen Mann da.

Die SPD will doch gar nicht für uns Bürger da sein, die hat eher die Flüchtlinge im Kopf, ohhh und ein riesen Herz für Macron und die Franzosen. Frage mich immer, warum die SPD nicht auswandert nach Frankreich, die scheinen Frankreich in der SPD mehr zu lieben als Deutschland.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 2. Oktober 2017 - 15:31

dass das Bild Werner Faymann in den Mittelpunkt stellt.
Ein mir sehr sympathischer Politiker im Gegensatz zu Corbyn.
Faymann, auch ein an Merkel Gescheiterter oder anders geadelter Politiker.
Mir wäre wohler, wenn in Kurz´ Umfeld so eine Figur vertreten wäre oder bliebe, demnach Mitterlehner.
Es ist wirklich nicht ratsam, die junge Politikergeneration nur durch den Unwillen der Bevölkerungen gegenüber gerade eine Person, Merkel, zu verschleissen.
Macron wirkt auf mich einfach nur jungenhaft und daran ändert auch seine ältere Frau nichts. Politische Kultur ist "Marchons, Marchons" noch lange nicht.
Kurz geht schweren Zeiten entgegen.
Faymann muss sich weiter einbringen für Österreich, der Schlüsselstelle für m.E. von Merkel angeheizte Migration nach Europa.
Sie sagt doch nichts, mag mancher einwerfen...EBEN

Michael Sander | Mo., 2. Oktober 2017 - 17:01

Ich frage mich, warum Jeremy Corbyn neuerdings als Hoffnungsträger und Vorbild gilt. Der Mann hat Labour lange Zeit ins politische Aus manövriert. Erst durch die Fehler von Theresa May gab es plötzlich einen politischen Hype um ihn. Das erinnert mich fatal an 100% Schulz.

Jörg Wiedmann | Mo., 2. Oktober 2017 - 19:05

Antwort auf von Michael Sander

Jeremy Corbyn hat mitnichten Labouer lange Zeit ins politische aus manövriert.
Bei der Wahl zum Unterhaus 2015 war Ed Miliband Parteivorsitzender und Spitzenkandidat. Corbyn wurde erst im September 2015 in einer Urwahl zum neuen Vorsitzenden gewählt. Das ausgerechnet Tony Blair vor der Wahl zum Parteivorsitzenden gewarnt hat, har Corbyn nur mehr Zustimmung gebracht.
Unter Jermey Corbyn hat sich die Zahl der Parteimitglieder verdoppelt.
100% Schulz hat mit Corbyn nichts zu tun. Denn Schulz wurde auf einem Parteitag von den dort anwesenden Delegierten gewählt nicht bei einer Urwahl der gesamten Mitglieder. Ein kleiner aber feiner Unterschied.

Reinhard Lammering | Sa., 7. Oktober 2017 - 15:22

Antwort auf von Michael Sander

Wer sich die Reden Corbyns anhört, kann nicht glauben, dass dieser Wendehals medial derart positiv vermarktet wird.

Christa Wallau | Mo., 2. Oktober 2017 - 17:53

Die sozialen Unterschiede spielten in GB i m m e r
eine viel größere Rolle als in Deutschland.
Nach dem Krieg verschwanden bei uns die Grenzen einer Klassengesellschaft fast vollkommen, während sie in England weiter bestanden.
Insofern gibt es riesengroße Unterschiede in der
Wahrnehmung dieses Problems.
Dagegen ist jedoch in Deutschland j e t z t erst
so richtig etwas erwacht, was man ein Gefühl
für Identitätsverlust und Überfremdung nennen kann. Dieses gab und gibt es auf der Insel schon lange.
Bei einer solch unterschiedlichen Priorität bei den
Problemen, leuchtet mir nicht ein, warum die Erfolgsrezepte der britischen Labour-Party ein
Muster für die deutsche SPD darstellen sollen.

Durch den BREXIT sind die Briten zudem ein
Problem losgeworden, an dem sich bei uns noch
a l l e Parteien die Zähne werden ausbeißen müssen: Autonomieverlust und Haftungsgemeinschaft in der EU.
Rechnung und Quittung dafür stehen noch aus...

Dr. Roland Mock | Mo., 2. Oktober 2017 - 18:07

Ich habe nicht ganz geschnallt, ob die Empfehlung der Autorin, die deutsche Sozialdemokratie solle sich an dem „lebenslangen Friedenskämpfer“ Corbyn orientieren ernst gemeint oder Satire ist. Von mir aus gern: Die Sozis hatten ja bereits einen Corbyn; Oskar Lafontaine. Der dann nur zur PDS abgewandert ist. Wenn die SPD wirklich diesen Weg der Rückkehr zum Marxismus gehen will: Wohlan! Konsequent wäre es dann gleich, sich mit der LINKEn wiederzuvereinigen.

Jörg Wiedmann | Mo., 2. Oktober 2017 - 19:14

Antwort auf von Dr. Roland Mock

ich hoffe schon das die Autorin es ernst gemeint hat sich an Jeremy Corbyn zu orientieren. Wenn Sie sich die Rede von Corbyn angehört haben können wir gerne anschliessend diskutieren ob Labour bzw Herr Corbyn die Rückkehr zum Marxismus will. Also ich habe in seiner rede nichts derartiges heraushören können.
Oskar Lafontaine hat die SPD deshalb verlassen weil er als Finanzminister die Pläne von Schröder -Deregulierung, Hedgefonds usw nicht mitmachen wollte. Aus heutiger Sicht lag Lafontaine völlig richtig. Denn erst diese "Finanzreformen" haben die Krise 2008 ermöglicht.

Werner Schütz | Mi., 4. Oktober 2017 - 16:15

Antwort auf von Jörg Wiedmann

Ergänzen möchte ich noch, dass ebenfalls im Jahre 1999, als sich Oskar Lafontaine zurückzog, in den USA unter Clinton der aus dem Jahre 1932 stammende Glass-Steagall -Act aufgehoben wurde. Diese Aufhebung des bewährten Trennbankensystems ermöglichte erst richtig die Aufblähung und den anschließenden Zusammenbruch großer Teile des Bankensystems, nicht nur in den USA.

Daß die durch die Aufhebung des Trennbanksystems begünstigte Expansion der Geldmenge die Ursache der Finanzkrise 2008 war ist arg umstritten. Die Bilanzen der Banken sind heute ungleich stärker aufgebläht und wir haben keine Weltfinanzkrise. Wie dem auch sei: Lafontaine als Finanzminister war eine krasse Fehlbesetzung mit dem fachlichen und ideologischen background eines Varoufakis. Ich weiß, daß Linke solche Personen - wie auch Corbyn- lieben. Ist ja in Ordnung, nur bewahre man uns davor, daß marxistische Politiker Einfluß auf das reale Leben realer Menschen erhalten. Hatten wir ja schon, und wir wissen ja auch, wie das ausgegangen ist.

@roland.mock
Ein falscher Zungenschlag macht die Aussage keineswegs glaubwürdiger - im Gegenteil.
Oskar Lafontaine gehörte nicht zu jenen (gerade auch in der SPD), die einseitig eine Begünstigung der Kapitalseite betreiben bzw. betrieben haben.
Dies waren in Deutschland Gerhard Schröder und Wolfgang Clement.
Lafontaine versuchte, dagegen zu halten - und unterlag.
Sein Rückzug aus der Regierung Schröder und auch aus der SPD war folgerichtig und verständlich.
Jede Politik, gerade auch die staatliche Finanzpolitik, muß einzig und allein allen Menschen dienen, nicht nur den Reichen und Superreichen.
Dies hat mit Marxismus zunächst einmal nichts zu tun.
Und auch die Aussage, daß marxistische Politiker Einfluß hatten, geht fehl, denn im Wirtschaftssystem der Sowjet-Union und deren Vasallenstaaten wurden die Lehren eines Karl Marx und Dr. Friedrich Engels eher mit Füßen getreten.
Soviel zu einer "linken" Wirtschaftspolitik, die mit Zwang und Diktatur überhaupt nichts gemein hat.

Yvonne Walden | Di., 3. Oktober 2017 - 11:28

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Was Herr Dr. Mock weder verstehen oder nachvollziehen kann, dürfte vielen Leserinnen und Lesern umso mehr einleuchten.
Die sogenannte Sozialdemokratie wurde von der Herrschenden Klasse Schritt für Schritt unterwandert und schließlich vereinnahmt.
Am Ende dieser Entwicklung standen Führungsfiguren wie Tony Blair und Gerhard Schröder, die versucht haben, ihre Parteien endgültig auf einen kapitalistischen Weg zu bringen mit der Folge, daß beide Parteien dadurch an den Abgrund ihrer Existenz gelangt sind.
Politiker wie Jeremy Corbyn, aber auch Oskar Lafontaine, predigen seit langem eine vollständige Umkehr der Sozialdemokratie. Jetzt endlich scheint eine Rückkehr zur Vernunft möglich, sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.
Wenn es der SPD in der Opposition gelingt, eine programmatische Annäherung an Die Linke zu erreichen und die neue Politik glaubwürdig zu vertreten, könnte sich eine wirkliche soziale Gerechtigkeit auf allen Gebieten, insbesondere der Wirtschaft, entwickeln.

Martin Höllriegl | Di., 3. Oktober 2017 - 20:22

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Sie haben recht, nur durch die Bündelung linker Kräfte, Parteien und linksorientierter Nichtwähler wird man regierungsfähig. Aber noch suchen und finden die SPD und Linken den politischen Gegner lieber unter Ihresgleichen. Die linke Fraktion unter den Grünen hat immer noch nicht kapiert dass mit transatlantischem Duckmäusertum der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands nicht aufzuhalten ist. Schade!

Martin Arndt | Mo., 2. Oktober 2017 - 18:59

Vergesst dieses mediokre Männlein aus Wurselen und seine philiströsen Steigbügelhalter (Oppermann u. diese "Dame", die ihr Kind auf eine Privatschule schickt, und die 2. "Dame", die das Wort "Fresse" gebraucht). Deutschland verdient mehr als the scum of the earth.

ingrid Dietz | Di., 3. Oktober 2017 - 09:29

bitte-schön ! Meinen Segen haben sie !

Fakt ist, die Eliten der CDU (Merkel), der CSU (Seehofer) und SPD (Schulz) haben absolut nichts erkannt bzw. gelernt !

Denn alle Drei haben eines gemeinsam:
absolut lern- und kritik-resistent !

Die etablierten Parteien in Deutschland wollen einfach nichts lernen. Sonst würden sie dem Volk viel mehr "aufs Maul schauen", wie es Martin Luther ausgedrückt haben soll.
Das Wahlvolk, also wir alle, wollen doch eine wirkliche soziale Gerechtigkeit.
Wir wollen keine Erbschaftssteuer-Regelung, die die Superreichen von jedweder Zahlung verschont, wenn sie zumindest den Anschein erwecken, Betriebsvermögen für weitere zehn Jahre zu nutzen.
Wir wollen eine Vermögenssteuer, die die wirklich Vermögenden zur Kasse bittet, damit es auf diesem Wege zu einer gerechteren Eigentumsverteilung kommen kann.
Und was machen die Parteien?
Selbst die SPD steht bei diesen Fragen keineswegs an der Seite der Kleinen Leute, sondern versucht, jede klare Festlegung zu vermeiden.
Es könnten ja auch Reiche und Vermögende diese Partei wählen. Ha, ha, ha.
Wenn sich eine Partei im Verlaufe ihes Bestehens so verbiegt wie die deutsche SPD, sollte sich niemand wundern, wenn sie schon bald endgültig verschwindet.

Jörn Dohrendorf | Di., 3. Oktober 2017 - 15:03

Jeremy Corbyns Standpunkte Israel betreffend sind als 1A-antisemitisch zu bezeichnen, was als Israelkritik getarnt leider sehr gut ankommt, vor allem bei der britischen Jugend.