Portrait von Christian Ude
„Wahlenthaltungen empfinde ich als Niederlage der Demokratie“ / picture alliance

Christian Ude - „Macht die Politik nicht schlecht, macht sie besser“

Christian Ude, langjähriger, sozialdemokratischer Oberbürgermeister in München, prangert in seinem Buch alles an: Angela Merkel, Martin Schulz, die Migrationspolitik, den Diskurs in Deutschland – und das alles, um die SPD zu retten. Wie passt das zusammen? Ein Interview

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

So erreichen Sie Chiara Thies:

Herr Ude, Sie haben Ihr Buch „Die Alternative – Macht endlich Politik!“ genannt. Inwieweit haben Sie denn als Politiker eine Alternative geboten?
Mir geht es vor allem um den politischen Diskurs, der in den vergangenen ein, zwei Jahrzehnten auf Bundesebene bei den großen Themen sehr stark eingeschlafen ist. Außerdem schließe ich an die Tradition an, die die Links-Intellektuellen in den sechziger Jahren unter Leitung von Martin Walser und Hans Werner Richter Bücher unter dem Titel „Die Alternative“ vorgelegt haben. In meiner persönlichen Arbeit habe ich mich immer bemüht, eine rot-grüne Alternative zur konservativen Politik in Bayern zu bieten.

Nun schreiben Sie in Ihrem Buch auch „Macht die Politik nicht schlecht, sondern besser!“ Wie soll das gehen?
Also „Macht Politik nicht schlecht“ ist schon mal mein erstes Anliegen, weil es zur Zeit tatsächlich modern ist, Politik generell in die Pfanne zu hauen. Sogar stolz auf eine Wahlenthaltung zu sein. Das empfinde ich als Niederlage der Demokratie. Die Nicht-Wähler überlassen es ihren politischen Gegnern, Deutschlands politisches Schicksal zu bestimmen. Politik soll verbessert werden, indem der Bevölkerung wieder Alternativen und Wahlmöglichkeiten geboten werden. Man soll nicht nur im Einheitsbrei herumrühren. Zu keinem der großen Themen, ob Bundeswehreinsätze im Ausland, ob Bankenrettung, ob Griechenlandhilfe gab es parlamentarische Sternstunden oder Wahlkämpfe mit kontroversen Angeboten. Das ist Wasser auf die Mühlen der Radikalen, denen man aber das Wasser abgraben sollte.

Also richten Sie Ihre Aufforderung an Politiker und nicht an die Wahlbevölkerung?
Selbstverständlich auch auf die Wahlbevölkerung. Im Gegenteil, ich bin dagegen Politiker zu dämonisieren. Ich nehme auch die Bürger in die Pflicht, indem ich sage, sie sollen sich interessieren, Anteil nehmen, ihre eigenen Interessen wahrnehmen und eben nicht nur motzen.

Spielen Sie mit den Begriffen „Einheitsbrei“ und angeblicher „Alternativlosigkeit“ auf Merkels Wahl-Strategie an?
Ja, natürlich sind sowohl die Alternativlosigkeit wie die asymmetrische Mobilisierung zwei Formen, die rein parteipolitisch clever sein können – das hat Merkel ja oft genug bewiesen –, aber dieser Demokratie nicht gut tun. Denn die Demokratie lebt von der Mobilisierung der Demokraten und zwar auf beiden Seiten eines Konflikts und nicht von der Einschläferung.

Was halten Sie vor diesem Hintergrund von Martin Schulz Vorwurf, Angela Merkel hätte damit einen „Anschlag auf die Demokratie“ begangen?
In der Sache stimme ich überein. Aber ich hätte nicht von einem Anschlag gesprochen. Da stellen sich in Zeiten des Terrorismus andere Assoziationen ein.

Sie schreiben auch, dass Sie vom Wahlkampfslogan „Mehr Gerechtigkeit“ irritiert sind.
Also ich bin von dem Slogan und dem Ziel keineswegs irritiert. Die SPD war in den vergangen zwei Jahrzehnten, 15 Jahre lang Regierungspartei und sieben Jahre sogar größerer Koalitionspartner. Sie soll sich nicht erhoffen, dass eine Schilderung der entsetzlichen sozialen Verhältnisse – die  ich gar nicht so schlimm sehe – automatisch Wasser auf die eigenen Mühlen sei. Dann fragen die Leute natürlich nach, warum die SPD bei dieser Darstellung bisher so wenig dagegen getan hat. Dann ist man mittendrin in einer unfruchtbaren Debatte. Es wäre besser, konkrete Projekte zu präsentieren: das Bodenrecht, die Transaktionssteuer, das Mietrecht. Das ist ergebnisreicher, als eine Lage zu beklagen, an der man selbst nicht unbeteiligt ist.

Die Integration der Migranten gehört gegenwärtig auch zu solchen Projekten. Sie gehen in Ihrem Buch auch auf die verschiedenen Probleme der ersten, zweiten und dritten Generation der Migranten und deren Verteilungskämpfe ein. Hätte die deutsche Bevölkerung gegenüber solchen Problemen stärker sensibilisiert werden müssen?
Also die dritte Generation ist ein Problem, das gebe ich offen zu. Als wir in den sechziger und siebziger Jahren mit der Integration begonnen haben, haben wir das  nicht realistisch vorhergesehen. Die erste Generation war in einer wirtschaftsstarken Stadt wie München kein Problem, es haben alle einen Arbeitsplatz gefunden und sich schnell integriert. Die zweite Generation war noch besser integriert, weil sie schon in Deutschland geboren wurde und zur Schule ging und weniger Sprachprobleme hatte als die Generation der Einwanderer. Das Überraschende ist jetzt, dass die dritte Generation plötzlich anfängt, nach der kulturellen Identifikation zu suchen und die auch oft im Nationalismus oder religiösem Fanatismus findet. Sie haben sich viel fundamentaler mit der Aufnahmegesellschaft auseinandergesetzt, als es die zwei vorangegangen Generationen getan haben. Das extremste Beispiel sind dann Mädchen, die in Deutschland geboren wurden, aber sich im Nahen Osten dem IS anschließen. Die Fälle gab es noch viel häufiger bei jungen Männern. Da müssen wir die Ernsthaftigkeit der Probleme neu definieren – ohne Vorwürfe an andere. Aber als Appell, das Problem nicht zu verniedlichen oder für ein kunterbuntes Vergnügen zu halten.

Sie gehen auch noch darauf ein, dass die Grenzschließungen notwendig waren, um Herr über die Flüchtlingskrise zu werden. Da befinden Sie sich politisch schon bei der CSU. Wie viel SPD steckt überhaupt noch in Ihnen?
Ich bin und bleibe ein Sozialdemokrat, der zum Asylrecht und zur Flüchtlingskonvention und allen Abschiebungshindernissen steht und die Integration aktiv unterstützt. Aber ich gebe auch zu, dass wir von der Schließung der Balkanroute profitieren, weil sie die Flüchtlingszahlen enorm reduziert hat. Die Befürworter offener Grenzen sagen anhand dieser Zahlen, dass alles gar nicht so schlimm sei. Diese Verharmlosung ist unehrlich. Die Weigerung mancher EU-Länder, überhaupt Flüchtlinge aufzunehmen, ist inakzeptabel, deshalb würde ich den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nie verteidigen – aber dass die Schließung der Balkan-Route ursächlich dafür war, dass die Probleme uns nicht überrollt haben, muss man einfach zugeben. Und das sollte doch allen Freunden offener Grenzen zu denken geben.

Das Cover von Christian Udes Buch

 

 

Christian Ude: Die Alternative oder: Macht endlich Politik!. Knaus; 16,99 Euro; 240 Seiten

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Gerdi Franke | Mi., 19. Juli 2017 - 09:56

Da soll er doch mal mit seinem Kanzlerkandidaten reden. Der nur im Klein-Klein herumstochert und die wirklichen Probleme Deutschlands wahrscheinlich gar nicht kennt!

Reinhard Oldemeier | Mi., 19. Juli 2017 - 10:25

Schade Herr Ude, da haben Sie eine Chance vertan. Natürlich hat Herr Ude als Bürgermeister von München einiges erreicht. Aber es bleibt auch Einiges hängen was nicht gut gelaufen ist. Z.B. das Umsetzen der Datenverarbeitung auf Open Source. Ein guer Gedanke, nur die Nachfolger sind daran nicht interessiert.
Kritik aus dem Ruhestand ist immer leicht, denn man muss keine Wahlen mehr gewinnen.
Vor allen Dingen ist das die Krankheit aller Politiker.
Eine Frage bleibt, warum jetzt erst.

es geht mir wie Ihnen. Ich habe schon ein paar Mal gefragt, wie es kommt, daß Politiker jeglicher Coleur die tollsten Meinungen vertreten, sowie sie nicht mehr im Dienst sind und von ihrer kärglichen, aber sauer verdienten Pension leben müssen. Oder dies in Aussicht haben, wie W. Bosbach oder E. Steinbach. Denn ein Leben lang hat man nie gegen die Partei gestimmt.

Und was hat Herr Ude hinterlassen? Ein München voller Schulden. Natürlich ist dafür nicht er alleine schuld, aber er war der Chef und das ewig lange. Was gibt es sonst, was ohne Ude nicht passiert wäre und noch dazu positv auffällt?

CHRISTIAN UDE | Do., 20. Juli 2017 - 12:27

Antwort auf von Josef Garnweitner

Eine deutliche Reduzierung (!) der städtischen Schulden, Erhöhung des Eigenkapitals der Stadt. Gesellschaften um 4,7 Milliarden Euro, 125000 neue Wohnungen, Erhöhung der Zahl der preiswerten städtischen Wohnungen um mehr als 50 Prozent, Erhöhung des Leistungsangebots von U-Bahn, Bus und Tram um 33,2 Prozent, Verdreifachung der Kinderbetreuung, etc. pp., nur damit Sie wissen, wovon Sie reden

Sehr geehrter Herr Ude,
wie schon gesagt, Sie haben viel erreicht!
Die SPD hat Parteimitglieder, die gut Städte managen können. Leider wird auf diese Politiker nicht gehört. Zum Beispiel Herr Buschkowski wurde sogar in den Vorruhestand geschickt, weil der Berliner Senat, dieser nicht in das Konzept gepasst hat. Bei der Bevölkerung kam er gut an.
Natürlich kann man Bücher schreiben. Aber wäre es nicht an der Zeit auch seine eigene Partei wach zu rütteln und für seine Ansichten Mehrheiten zu finden.
Glauben Sie mir, diese werden sie finden.

Andreas Müller | Mi., 19. Juli 2017 - 10:27

Wenn ich die sprachlich geschliffenen und inhaltlich grundfesten Sätze von Christian Ude lese, verstehe ich wieder, warum ich früher immer diesem SPD-Bürgermeister meiner Stadt die Stimme gegeben habe: Udes SPD in der Stadt und die CSU im Land waren eine sehr gute Kombination. Ude vom Feinsten:
"Aber als Appell, das Problem nicht ... für ein kunterbuntes Vergnügen zu halten."
Der Nachfolger hat das typische Problem der zweiten Reihe: inhaltlich nicht souverän, sondern linientreu, wegen geringerer Kommunikationsfähigkeiten und Bürgernähe mit einer Drift ins Linksautoritäre, das zum Schluss nur noch autoritär sein wird (wie Scholz in Hamburg oder Clement in NRW).
Die nächste OB-Wahl bringt die größte Chance seit langem, für die CSU den OB-Sessel zu erobern. Und das zu Recht: Wenn rasende SPD-Bezirksräte eine gute italienische Trattoria kaputtmachen, weil der Wirt PEGIDA-Leute nicht rauswirft, die sich privat in das Lokal setzen, ist es aus mit der bürgerlichen Freiheit in der Stadt.

Peter Schultheiß | Do., 20. Juli 2017 - 10:11

Antwort auf von Andreas Müller

Ihre "sprachlich geschliffenen und inhaltlich grundfesten Sätze von Christian Uhde" sehe ich eher als ein "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!"

Gustav Schendel | Mi., 19. Juli 2017 - 10:28

Bei aller harten Kritik muss man immer beachten, dass unser System nicht so schlecht ist. Leicht verfällt man in teilweise nicht gerechtfertigte Hysterie.
Sieht man sich an, welche Komponenten gut funktionieren, wundert man sich allerdings, warum Bayern ausgerechnet sozialdemokratischer werden will.

Andreas Müller | Mi., 19. Juli 2017 - 13:58

Antwort auf von Gustav Schendel

Hallo Herr Schendel,
"warum Bayern ausgerechnet sozialdemokratischer werden will"
eine solche Entwicklung zeichnet sich überhaupt nicht ab! Die SPD wird nach meiner Ansicht hier weiter marginalisiert werden, weil sie überhaupt nicht mehr regional verwurzelt ist, sondern ganz und gar von unbayerischen Ideologieimporten dominiert ist.
Ich erwarte eher eine Aufsplitterung in bürgerliche Fraktionen (Liberale, Freie Wähler, CSU) und einen stärkeren Regionalismus in Gestalt einer Bayernpartei, die auch bald einmal wieder die 5% Hürde bei Landtagswahlen packen kann. Interessant wird es sein, wie viel sich die AfD tatsächlich vom Kuchen holen kann, aber es dürfte weniger sein als in anderen Bundesländern. Im Ergebnis in jedem Fall klare 2/3-Mehrheiten gegen Links.
Die WELT hat gerade veröffentlicht, dass 32% der Bayern für die Abspaltung von Deutschland seien. Das ist eine recht hohe Zahl, ihre Belastbarkeit unbekannt, aber der Trend ist jedenfalls da.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 19. Juli 2017 - 11:01

in der SPD wie Buschkowsky, Sarrazin, Wehner, Willy Brandt und Schmidt oder Schröder.
Es sind pragmatische Macher mit Blick auf die Strukturen der politischen Verhältnisse, die klare Vorstellungen davon haben, was Politik leisten kann und soll.
Sie sind weltanschaulich breit aufgestellt, weil sie die Welt im Blick haben, dies mit einem politischen Schwerpunkt SPD.
Die Integration seitens der Migranten hat m.E. nicht stattgefunden.
Unauffälligkeit und Gewöhnung an ihr Erscheinungsbild haben das ersetzt.
In der 3. Generation bauen die Migranten darauf und beginnen unsere Gesellschaft umzubauen.
Zum Teil kennen sie nicht einmal rudimentär unsere Sitten?
Sie hatten nie Interesse daran, sie wollten gut leben und wurden eingeladen.
Sie sind nicht einmal Migranten, sondern Türken, Araber, die jetzt ausserhalb ihrer Länder leben, von Ausnahmen abgesehen, die hier von eigenen Kreisen verfolgt werden.
Parallelgesellschaften wären real
statt Konfrontation/Marsch d.d.I.
GG-Kultur

Heidemarie Heim | Mi., 19. Juli 2017 - 11:09

Sorry!Ich kenne das Buch von Ch.Ude nicht,die
Befragung zu dessen Inhalten kommt bei mir aber
vor wie eine weitere wachsweiche Erklärung
der gegenwärtigen Politik.
Seine Mahnung eine "bessere Politik" zu betreiben,
beinhaltet m.E.,daß es dazu vielleicht erst mal
anderes und "besseres" Personal dazu benötigte??
Er spricht zurecht von einem Einheitsbrei,in dem sich Wähler wie Nichtwähler selbst eingebrockt,
wiederfinden in trauter Resignation etwas daran
ändern zu können.Und er kann auch keine
Alternative bieten in dem er schon lange
verkrustete Parteistrukturen zur Umkehr auffordert.Denn um das Vertrauen der Bürger und Wähler in irgendwelche Reformbestrebungen/erfolge etablierter
Parteien und deren Antagonisten ist es schlecht
bestellt.Wie wäre es damit, die "Eingeschlafenen"
mit einer Wahlgesetzreform oder Amtszeit-
begrenzungen aufzuwecken? Wäre da nicht der
eigene Ast an dem man sägt...PS:Bevor ich nicht
wähle,wähle ich aus Notwehr&Protest existent
Dämonisierte.MfG

Aus welchem Grund sollten sich die angenehmst
"Eingeschlafenen" selbst mit einer Wahlgesetzreform
oder Amtszeitbegrenzungen aufwecken?
Wenn die sich den Staat doch so schön zur Beute
gemacht hat - kein Gedanke!
Man (=der Souverän) darf eben nicht die Frösche
(=Parteien-Nomenklatura) fragen, wenn er den
Sumpf (=Sumpf) trockenlegen will.

Heidemarie Heim | Mi., 19. Juli 2017 - 15:37

Antwort auf von Jean Paul

Wie leider wahr! Ihre Frösche passen prima zu meinem Ast,den man sich gewöhnlicherweise nicht selbst absägt:)Herr Paul.Was Beutemachen betrifft,so besichtigte ich sehr gern die ehemaligen Domizile aus der Zeit der Minne.Wobei es
auch aktuell noch genug "bewohnte" davon gibt. MfG

Jean Paul | Do., 20. Juli 2017 - 15:22

Antwort auf von Heidemarie Heim

Ich denke wir meinen dasselbe.
Vielleicht trifft man sich ja dort
einmal - wie es der Zufall will, lG

Johannes Sieck | Mi., 19. Juli 2017 - 11:28

"Macht die Politik nicht besser,
aber macht sie wenigstens grundgesetzkonform."

Wie Peter Boehringer von der AfD jüngst sagte: "Unser Programm wurde vor 5 Jahren noch von der FDP gefordert, vor 10 Jahren noch von der CDU, vor 20 Jahren von der SPD, und vor 50 Jahren sogar noch von einigen Kommunisten."

Romuald Veselic | Mi., 19. Juli 2017 - 11:34

Indem man die schlechten Politiker - diese Definition ist aber ziemlich subjektiv und dehnbar - per Wahlen, aus ihren Sesseln endlich herauskatapultiert.
Dass die sog. Spitzenpolitiker unerträglich geworden sind u. sollten durch "unerfahrene" u. "unverbrauchte" Akteure ersetzt werden.
Ich bin gegen die künstliche Sensibilisierung der Sprache durch unsinnige verbale Purzelbäume, wie: Weil der Satan sich diskriminiert fühlen könnte, dass man ihn verteufelt, nennen wir ihn lieber den Botschafter aus der sehr heißen Unterwelt.

Larissa Tscherkow | Mi., 19. Juli 2017 - 13:07

Ich empfinde diese Formulierung, wann immer ich sie höre, als unfair und sachlich nicht hilfreich.

Welche Probleme gibt es denn mit Miganten aus anderen europäischen Staaten? Und welche Probleme gibt es mit Migranten aus Vietnam?

Herr Ude, wenn sie Klartext reden wollen, dann setzten sie sich bitte dafür ein, dass Frau Özoguz, die ja in ihrer Partei ist, ihren Job macht und eine Studie in Auftrag gibt, die untersucht welche Gruppen von Migranten welche Probleme machen!

Und wenn Frau Özoguz dies nicht tun will, dann müssen sie fordern, dass ihre Partei sie im Amt ersetzt, weil inkompetent.

bitte nehmen Sie die Worte “Probleme mit Migranten“ nicht so allgemein und beziehen sie diese insbesondere nicht auf sich und Ihre Familie. Schließlich weiß jeder, der den Artikel ließt, dass es Probleme fast ausschließlich mit
muslimischen Migranten gibt. Ich kenne keine andere Gruppe von Migranten, die von den Deutschen verlangt, besonders gepampert zu werden, möglichst in Parallelgesellschaften zu leben und ihre Lebensweise in Deutschland zur allgemein anerkannten Normalität werden zu lassen. Nicht umsonst ist die deutsche Integrationsbeauftragte eine Muslima.

Frau Tscherkow, theoretisch haben Sie recht. Praktisch sieht es wohl so aus (jedenfalls bei mir), dass bei "Migranten" jene Menschen assoziert werden, die in den letzten zwei Jahren die Schlagzeilen dominieren. Die anderen von Ihnen genannten bleiben eigentlich unter der Wahrnehmungsschwelle.
Dazu passend die rhetorische Frage Sarrazins:
"Fakt ist: Wir haben in Berlin etwa 300 000 Muslime. Wir haben in Berlin aber auch etwa 300 000 Polen. Haben Sie schon je einen Artikel in der Presse über die problematische Integration von Polen in Berlin gelesen? Haben Sie schon mal gelesen, dass die Polen sich zusammenrotten, dass sie Gangs bilden, dass sie Autowettrennen fahren auf dem Kurfürstendamm, dass sie ihre Töchter zwangsverheiraten und unter Kopftücher zwingen?"

Christa Maria Wallau | Mi., 19. Juli 2017 - 13:20

Wenn es - quer durch alle Parteien - möglich wäre,
Einzelpersonen zu wählen, dann stünde sicher die
deutsche Poltitik besser da als heute, jedenfalls für die Bürger.
Christian Ude von der SPD zusammen mit (z.B.) Jens Span u. Wolfgang Bosbach von der CDU und mit Boris Palmer von den Grünen, dazu viele andere Abgeordnete, die in ihren Wahlkreisen durch Glaubwürdigkeit und Sachverstand gepunktet haben (keine Ideologen!) - das wär's doch!
Längst gäbe es einen Aufnahmestop für Migranten
und konkrete Anforderungen an diese. Bei
Zuwiderhandlungen würde sofort u. rigoros ausgewiesen. Längst wäre es zu mehr innerer
Sicherheit gekommen, und die Interessen und Wünsche der Bürger würden ernster genommen.
Auf die Erfahrungen von Kommunalpolitikern würde mehr gehört.
Aber leider ist das ja nur eine Utopie...

Albert Keller | Mi., 19. Juli 2017 - 14:00

Er war schon immer einer, der sein Mäntelchen in den vorherrschenden Wind gehängt hat. Ein Adabei wie er im Buche steht. So wie der Chulz und die Merkel halt auch. Gut, daß er in München nichts mehr zu sagen hat. Noch besser, hätten die anderen Zwei auch nichts mehr zu sagen...

Peter Wagner | Mi., 19. Juli 2017 - 14:06

Eines der wichtigsten Themen in Deutschland ist, wie steuern wir zukünftig die Zuwanderung der politisch Verfolgten, der Bürgerkriegsflüchtlinge und der vielen Millionen Menschen, die bereits auf ihren Koffern sitzen und aus wirtschaftlichen Gründen zu uns wollen! In der Vergangenheit haben wir uns einfach aus humanitären Gründen, wegen unseres unheilbaren Schuldkomplexes und durch Merkels Eigenmächtigkeit, einfach überrollen lassen! Christian Ude war so ehrlich zu sagen, im Gegensatz zu Merkel und anderer Politiker, dass durch die Schließung der Balkanroute der Flüchtlingsstrom gestoppt wurde und dadurch die Probleme uns nicht weiter überrollt haben! Und das sollte doch allen Freunden offener Grenzen zu denken geben! Die schlechten Lebensbedingungen als Fluchtursache zu beseitigen, geht nicht auf Knopfdruck!
Wer immer noch ernsthaft glaubt, dass Deutschland ohne seine Grenzen zu schützen langfristig überlebensfähig bleiben kann, ist ein verantwortungsloser Träumer, oder Träumerin!

Herbert Dietl | Mi., 19. Juli 2017 - 14:26

... aber mach mich nicht nass. Orbán nicht verteidigen, aber Danke für die Schliessung der Balkanroute. Ein klassischer Sozialdemokrat!

Passt prima, Herr Dietl!

- Für Alternativen u. pol. Diskurs plädieren - aber die AfD weiter ins Extremistenlager schieben.
- Bürger zur Wahrnehmung ihrer eigenen Interessen auffordern - aber Pegida verteufeln.
- Die Schließung der Balkanroute loben - aber nichts dafür tun, dass der Shuttle-Verkehr auf dem Mittelmeer beendet wird.
- So eben mal die Jahrhundete alte und vom GG ausdrücklich geschützte Institution der Ehe abschaffen - aber das seinerzeit unter völlig anderen Umständen verankerte Asylrecht zur heiligen Kuh erklären usw.

Einheitsbrei bleibt Einheitsbrei ...

Guy Franquinet | Mi., 19. Juli 2017 - 14:30

Die Bürger sollen nicht nur motzen, sondern selbst aktiv werden. Das sagt ein erfahrener Politiker.
Das EEG (Energie Erneuerungsgesetz) ist das beste Beispiel wie die Bürger entmündigt werden. Wir werden entmündigt von der Gesetzgebung, von den Politiker und von den Gerichte. In manche Bereiche war die DDR nicht schlimmer.

Dimitri Gales | Mi., 19. Juli 2017 - 14:40

Aber er sollte auch mal erklären, weshalb sich immer mehr Bürger von der Demokratie (die zu einer Merkelokratie geworden ist) abwenden, nicht nur politische Debatten und Praxis meiden, sondern nicht mehr wählen. Sie erhoffen sich von der Politik nichts mehr, sie sehen, wie nach den Wahlen das Politpersonal in die Ministerien, ins Bundeskanzleramt entschwinden und dort ihr Süppchen kochen. Hinzu kommt noch die Macht der Wirtschaftslobbys und deren enormer EInfluss auf politische Entscheidungen. Bei vielen Bürgern kann man ein gewisses Ohnmachtsgefühl gegenüber der Politik beobachten.

Wenn bei der nächsten BTW im September 25 % Protest wählen, dann ist
Merkel Geschichte. Der sozialistische/kommunistische Flügel der CDU wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, und die Regeneration der CDU mit vernünftigen Leuten könnte beginnen.
Also wo ist das Problem,so schwer ist es wirklich nicht!
Demokratie funktioniert nur dann, wenn der Bürger sein Hirn in Gang setzt um seine
Zukunft zu bestimmen. Wenn es nur dazu reicht auf der Fernbedienung RTL 2
einzustellen ist alles gesagt.
Ich bleibe dabei, es ist Selbstmitleid, Dekadenz und vor allem Dummheit.

Martin Lederer | Mi., 19. Juli 2017 - 14:42

Ich kenne ihn aus seiner Zeit als sehr überzeugter superlinker Gutmensch, der falsche Meinungen in "seiner" Stadt nicht so gerne mochte.
Kein Kommentar sonst zu diesem Menschen.

Johannes Schneider | Mi., 19. Juli 2017 - 15:02

Kaum in Pension, traut sich der Mann aber was! Warum hat er jahrelang geschwiegen?

ingrid Dietz | Do., 20. Juli 2017 - 10:25

Antwort auf von Johannes Schneider

mit zunehmenden Alter wird "Mensch" doch etwas "weiser"!?

Heinz Maier | Mi., 19. Juli 2017 - 16:27

Zur Altersmilde kommt jetzt noch etwas Läuterung.
Aber nicht zuviel.

Kostas Aslanidis | Mi., 19. Juli 2017 - 18:59

"Flüchtinge " aufzunehmen ist sehr wohl akzeptabel Herr Ude.
Die Probleme sind erst durch ihre Politik entstanden und nun suchen Sie einen Sündenbock.
Herr Orban hält sich an die Gesetze die sie auch unterschrieben haben, Sie sind der Gesetzesbrecher. Ihre Partei ist total Ahnungslos
Wie kann man nur so daneben liegen. Arroganz sprudelt nur heraus. Europa brennt allerorten.
Wir danken der deutschen voraussehenden Politik.
Weiter so.

Manfred Steffan | Mi., 19. Juli 2017 - 19:51

... jetzt bis Seite 80 gelesen. Tenor, an Politiker und Bürger gerichtet: Streitet endlich wieder mit Sachargumenten, statt andere mit der Moralkeule plattmachen zu wollen oder die eigene Position für alternativlos zu erklären. Dem kann ich nur zustimmen, auch wenn ich seine Weltsicht im einzelnen nicht teile. Auch wenn sich Ude als Sozialdemokrat positioniert: Das Buch ist keine Werbung für die SPD, sondern liest der derzeitigen Politik die Leviten.

Wolfgang Lang | Mi., 19. Juli 2017 - 20:16

Immer wenn sie in Pension gehen kommen sie aus dem Loch und reden die Wahrheit.
Was wird uns Merkel offenbaren, wenn sie in Pension geht?

Dechant Beatrix | Do., 20. Juli 2017 - 10:10

Flüchtlinge aufnehmen?
Wirkliche, echte Flüchtlinge aus Nachbarländern in Europa - ja! Asyl auf Zeit des Krieges, der Unruhen! Echte Flüchtlinge von anderen Kontinenten - nicht unbedingt! Wirtschaftsflüchtlinge - keinesfalls!
Wenn Deutschland jeden Flüchtling aufnehmen will, da Rückführungen vielfach nur schwer möglich sind, muss es einen Konsens mit den anderen EU Staaten finden. Es kann nicht sein, dass dieses Land Europa mit Menschen aus aller Herren Ländern, mit allen daraus resultierenden Problemen flutet! Kulturelle Unterschiede in diesem Ausmass nur schwer überbrückbar! Probleme mit den vielen jungen Männern, sexuellen Übergriffe - unzumutbar für jede Betroffene! Der hier bei manchen aus Unzufriedenheit erwachsende Islamismus mit den daraus resultierenden Terroranschlägen unzumutbar für die hier lebende Bevölkerung.
Das Recht auf Selbstbestimmung der Völker ist in den UNO Menschernrechtskonvention verankert. So hat jedes Land auch das Recht "nein" sagen zu dürfen!