
- „Ich bedanke mich manchmal bei meinem Computer“
Der österreichische Regisseur Robert Wilde macht sich für die Rechte von Künstlicher Intelligenz stark. Er fordert eine Interessenvertretung für Maschinen, die Gewerkschaft 4.0. Profitieren könnte davon auch der Mensch
Herr Wilde, wie kommt man als Regisseur auf die Idee, sich für eine Gewerkschaft für Künstliche Intelligenz (KI) zu engagieren?
Wilde: Begonnen hat es vor zehn Jahren beim Computerspielen. Ich stellte mir die naive Frage: Existiert denn diese Welt noch, wenn ich den Computer ausschalte? Hat meine Spielfigur eigentlich Rechte? Ist sie gezwungen, mit mir zu spielen? 2014 kam ich dann mit einem Fahrgast im Nachtzug ins Gespräch, der mir erzählte, er wolle sich einen Mähroboter anschaffen, müsse zuvor aber seinen Garten „robotergerecht“ gestalten. Dass eine Maschine offenbar Bedürfnisse hat, war der Auslöser für mich. Dann kam mir die Idee, dass Roboter und Spielfiguren vielleicht eine Interessenvertretung für ihre Bedürfnisse brauchen. Mit Roboterrechten haben sich auch schon renommierte Wissenschaftler beschäftigt.
Wieso braucht die Menschheit eine Gewerkschaft für Maschinen?
Auch die Maschine ist ein Mitarbeiter in einer Firma. Ich empfinde sie momentan als schwach. Ich finde es immer spannend, sich für die Rechte der Schwachen einzusetzen. Mit dem Begriff „Gewerkschaft 4.0“ will ich dem Modewort „Industrie 4.0“ etwas entgegensetzen. Ich sehe dreierlei Nutzen der Gewerkschaft 4.0: Erstens glaube ich, dass es uns Menschen gut steht und gut tut, uns Gedanken über die Rechte anderer Existenzen zu machen. Das ist moralisch geboten, wir machen uns ja auch Gedanken um Umwelt und Tiere. Vielleicht ist es nun an der Zeit, das bei nicht-biologischen Existenzen zu tun. Zweitens kann es für menschliche Arbeiter von Vorteil sein, wenn künstliche Arbeiter ebenfalls Rechte und Pflichten haben. Drittens sollten wir die Ziele von Algorithmen in der Finanz- und Waffenindustrie hinterfragen und da Schranken einbauen.