Labour-Chef Jeremy Corbyn hält sich die Hände vors Gesicht
Um tiefrote Politker wie Jeremy Corbyn in Großbritannien steht es derzeit nicht gut / picture alliance

Krise des Sozialismus - Warum auch die Linke Patriotismus braucht

Kolumne: Grauzone. Wo linke Parteien schwächeln, sind rechtspopulistische auf dem Vormarsch. Daran sind die Sozialisten selbst schuld, weil sie sich einem theorielastigen Hyperinternationalismus verschrieben haben. Helfen könnten die Thesen eines linken Philosophen

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Es steht nicht gut um die politische Linke. In Frankreich finden am Sonntag erstmals Stichwahlen zur Präsidentschaft ohne einen Kandidaten der Sozialisten statt. Der spanische PSOE ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die britische Labour Party unter Linksaußen Jeremy Corbyn ist zerstritten. Und zur Österreichs SPÖ fällt Kommentatoren seit Jahren eigentlich nur noch das Wort „krisengeschüttelt“ ein. Man könnte die Liste fortsetzen.

Überall dort, wo die Sozialisten schwächeln, springen sogenannte populistische Parteien in die Bresche, vom Front National bis zu UKIP, der FPÖ und anderen. Die gängigen Erklärungsansätze für dieses Phänomen sind bekannt. Sie lauten: Strukturwandel, Vertrauenskrise, Ängste vor sozialem Abstieg und den Folgen der Globalisierung.

Vom einstigen Ideal entfernt

Das ist natürlich alles richtig. Übersehen wird dabei allerdings die erhebliche Verantwortung, die die politische Linke für den Aufstieg der in der Regel protektionistischen und antiglobalistischen Bewegungen trägt. Denn seit den späten sechziger Jahren hat sich die westliche Linke von ihrem ursprünglichen Ideal, also der Verbesserung der Lebensbedingungen der lohnabhängigen Menschen in den Industrieländern, weit entfernt.

Das hatte mehrer Gründe. Der wichtigste war der Milieuwandel innerhalb der Linken selbst. Durch die Modernisierung der Arbeitswelt sank der Anteil der Industriearbeiterschaft an der Erwerbsbevölkerung. Zugleich stießen im Zuge des gesellschaftlichen Wandels der späten sechziger Jahre zunehmend bürgerliche Mitglieder zu linken Parteien. Die alten Arbeiterparteien wurden akademisiert. In Deutschland erwuchs der SPD in Gestalt der Grünen zudem eine Konkurrenz, die die gesellschaftspolitischen Anliegen der akademischen Linken noch radikaler artikulierte.

Der Arbeiter wurde zum Angeklagten

Die Folge: Die Anliegen der politischen Linken änderten sich grundlegend. Sieht man von den ritualisierten Forderungen nach Umverteilung ab, standen nun nicht mehr die Interessen der arbeitenden Mehrheitsbevölkerung im Mittelpunkt. Stattdessen konzentrierte man sich darauf, postkoloniale Ausbeutung und Diskriminierungen von Minderheiten anzuklagen. Das war verdienstvoll, entwickelte sich aber schnell zu einem ideologischen Selbstläufer.

Mehr noch: In der Tradition von Lenins Imperialismustheorie sah man die Arbeiterschaft und das Kleinbürgertum der westlichen Industriestaaten als Teil repressiver und ausbeuterischer kolonialer Strukturen. Aus dem ursprünglichen Mandanten der Linken – der Arbeitnehmerschaft der entwickelten Industriegesellschaften – wurde ein Angeklagter.

Kosmopolitismus als Lebensgefühl

Entsprechend verschrieb sich die neue akademische Linke einem theorielastigen Hyperinternationalismus, der über den etablierten Internationalismus der alten Linken weit hinausging. Ziel war nicht die internationale Solidarität der arbeitenden Menschen, sondern die Beseitigung des europäischen Nationalstaates zugunsten einer nicht näher benannten internationalistischen Ordnung. Es ist dieser Hyperinternationalismus und falsch verstandene Antinationalismus, der der politischen Linken nun in Gestalt von Le Pen und Co. auf die Füße fällt.

Kaum einer hat das klarer erkannt, als der – linke – amerikanische Philosoph Richard Rorty. In seinem 1998 erschienen Buch „Stolz auf unser Land. Die amerikanische Linke und der Patriotismus“ schreibt er: „Für jene, denen durch die Globalisierung die Verelendung droht, ist es kein Trost, zu hören, der Nationalstaat spiele keine Rolle mehr.“ Die Kulturlinke, so Rorty, würde „übersehen, dass die Regierung unseres Nationalstaates auf absehbare Zukunft die einzige Instanz sein“ werde, „die den Grad des Egoismus und Sadismus, unter dem Amerikaner zu leiden“ hätten, „wirklich beeinflussen“ könne. Doch stattdessen mache sich die akademische Linke gemein mit der kosmopolitischen Oberschicht, nicht zuletzt, weil Akademiker und Manager die großen Profiteure der Globalisierung seien und daher „die gleichen Klasseninteressen“ hätten. „Doch dieser neu entstandene kulturelle Kosmopolitismus“ sei „auf das reichste Viertel der Amerikaner beschränkt.“

Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität ernst nehmen

An diesem Punkt, so Rorty, werde es „einen Bruch geben“ und die „ärmeren Wähler zu dem Schluss kommen, dass das System versagt habe, und einen starken Mann wählen, der ihnen verspricht, dass unter ihm die feinen Bürokraten, raffinierten Anwälte, überbezahlten Anlageberater und postmodernistischen Professoren nicht mehr das Sagen haben werden“.

Nun ist das eingetreten, wovor Richard Rorty vor 20 Jahren mit prophetischem Klarblick gewarnt hat. Man hätte es vermeiden können. Und auch die europäische Linke täte gut daran, einzusehen, dass Patriotismus und nationaler Stolz der Kitt sein können, der pluralistische Gesellschaften zusammenhält und der Nationalstaat die einzige politische Organisationseinheit, die den Menschen Sicherheit und Stabilität vermitteln kann.

Statt die Menschen globalistisch zu belehren, sollte die Linke – sollten aber auch Liberale – wieder lernen, auf sie zu hören. Sonst werden es andere tun.

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Walter Wust | Sa., 6. Mai 2017 - 12:57

Nicht nur die Linke, auch die Grünen erleben gerade, was es heisst die eigenen Wurzeln zu verleugnen oder schlecht zu reden. Man muss kein Nazi sein, nur weil man Deutscher sein will. Europa ist ein Staatenverbund, eine politische und wirtschaftliche Zweckgemeinschaft, aber die Identität braucht eine Nation mit Allem was dazugehört, Nationalflaggen, Natinalhymne und vor Allem, Nationalstolz. Das wollen die Linken als nebensächlich abtun und das kostet sie Sympathie.

Tamas Szabo | Di., 9. Mai 2017 - 14:33

Antwort auf von Walter Wust

"die Identität braucht eine Nation mit Allem was dazugehört, Nationalflaggen, Natinalhymne ....."
Die Sprache wurde vergessen, noch wichtiger als Flaggen. Wegen der Sprache sollte EU nicht mehr sein wollen als vernünftig möglich.

Matthias Eberbach | Sa., 6. Mai 2017 - 13:04

Zitat aus dem Text:
"Die Kulturlinke, so Rorty, würde „übersehen, dass die Regierung unseres Nationalstaates auf absehbare Zukunft die einzige Instanz sein“ werde, „die den Grad des Egoismus und Sadismus, unter dem Amerikaner zu leiden“ hätten, „wirklich beeinflussen“ könne."
Gerade das haben Trump, Erdogan, Putin, Le Pen und andere begriffen, die den Nationalstaat betonen. Nur bei uns darf und soll man das ja nicht nach Lammert, Merkel, Schulz und Roth denken. Man wird dazu noch geächtet und in die rechte Ecke gestellt.
Die Erfahrungen der letzten Jahre aber zeigen, dass die Nationalstaaten zusammen etwas erreichen, aber nicht die internationalen Institutionen siehe: Schliessen der Balkanroute und Waffenstillstand in Aleppo

Josef Garnweitner | Sa., 6. Mai 2017 - 13:21

Grau und Kissler: Paßt schon, sagt der Bayer wenn er ein Lob ausspricht. Der Bok war kürzlich auch recht gut. Schwennicke eh.

Und die Wagenknecht würde auch ganz gut zu diesem Gespann passen.

Dieter Kief | Mo., 8. Mai 2017 - 15:00

Antwort auf von Josef Garnweitner

Sahra Wagenknecht passt fürchte ich nicht so gut - wg. Lenin.

Sie hält immer noch Lenin hoch. Daran aber hängt der Internarionalismus und eine ziemliche Unfähigkeit, nationale Interessen zu erkennen - siehe - als pars pro toto, ihre Ideee, die Griechen würden quasi von Deutschland ausgebeutet.

Sehr gut passt zu Graus Idee dagegen Rolf Peter Sieferle: DasMigrationsproblem - Die Massenimmigration und das Problem des Sozialstaats - 144 S. 16 Euro.

Sieferle hat in diesem knackigen Werk auch Graus Rorty-Punkt verstanden und sehr schön abgehandelt, dass der Internationalismus der Linken, aber eben auch der Liberalen, ein Hindernis ist, die neue Lage zu erkennen und entsprechend politisch zu handeln.

Ein anderer politischer Denker, der hier hingehört, ist Issiah Berlin, der früher in Oxford lehrte, und der immer wieder betonte dass es falsch sei, im Rausche sozusagen des Internationalismus den Nationalstaat als ersten und wichtigsten Akteur der Politik gering zu achten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 6. Mai 2017 - 13:21

Ich bin geplättet.
So so, die Intelligenz gibt es noch.
PS. Muss nicht veröffentlicht werden...

Karin Zeitz | Sa., 6. Mai 2017 - 14:25

so ist der Werdegang der heutigen jungen Politikerkaste. Es fehlt die Bodenständigkeit und die Verbundenheit mit den arbeitenden Menschen. In der Parteiführung der Linken sind leider nur noch wenige Vertreter mit Ansichten zum Nutzen des deutschen Volkes vertreten. Die Mehrzahl der Linken haben nicht erkannt, dass sie mit ihrem Hang zur Internationalisierung nur den Interessen der internationalen Großkonzernen dienen, die durch überbordende Globalisierung bis hin zum Streben nach der Eine-Welt-Ordnung ihren Profit maximieren können.

Thomas Wirz | Sa., 6. Mai 2017 - 14:28

Nun ist also "die Linke" auch noch am Rechtsradikalismus schuld, schönen Dank! Wenn Herr Grau den Unterschied zwischen links und liberal nicht versteht sollte er sich vielleicht noch einmal in politischer Theorie einlesen. Amerikanische liberals jedenfalls mit europäischen Linken zu verwechseln bzw. die Grünen als links zu erachten ist schon wundersam.

Reinhard Oldemeier | So., 7. Mai 2017 - 14:58

Antwort auf von Thomas Wirz

Sehr geehrter Herr Wirz und da sind nun wieder die linken Umsichbeißer. Die Linke hat nicht Schuld an den "Rechten Parteien". Sie haben nur ihre Wähler im Stich gelassen.
Die SPD ist ein gutes Beispiel dafür, dass sie längst den Kontakt zu ihrer Basis verloren hat. Diese ist eine Mitgliederpartei. Sie lebt von den Mitgliedern, die die Probleme in die Partei tragen und dort in Parteipolitik umsetzen. Dies geschieht seit den 80zigern nicht mehr. Seit Willi Brandt fanden sich immer mehr linke Intelektuelle in der Partei ein und besetzen Schlüsselposoitionen. Sie finden kaum noch sogenannten Arbeiter in der Partei. Und wenn sie einen finden höchstens auf kommunaler Ebene. Die Basis wurde sozusagen abgeschaltet und das Kampangenmodell wurde eingeführt. Dieses führt zu Stimmenverlust. Dadurch wird die Rechte gestärkt, weil sie mit eingängigen Worten die angeblichen Probleme lösen, was leider nicht stimmt. Die SPD wäre gut beraten, zu ihren eigenen Wurzeln zurück zu finden.

denn die ehemaligen Unterstützer und Wähler der Linken haben längst ihre politische Heimat verloren. Entweder sie vergrößern zur nächsten Bundestagswahl die Masse der Nichtwähler oder sie geben ihre Stimmen den Parteien, denen sie noch am Ehesten zutrauen, den geringeren Schaden am Wohle des deutschen Volkes anzurichten.

helmut armbruster | Sa., 6. Mai 2017 - 15:07

fällt Ihnen etwas auf?
Die Idee national und sozialistisch miteinander zu verbinden und damit politisch Karriere zu machen, verdanken wir keinem Philosophen, sondern einer nur allzu bekannten Unperson.
Diese Idee wird jetzt - in modifizierter Form - wieder ausgegraben und gesellschaftsfähig gemacht.
Das kann doch im Ernst niemand wollen.

Larissa Tscherkow | Sa., 6. Mai 2017 - 17:48

Ich möchte ihn mit einem Extrembeispiel ergänzen.

Wie soll sich ein armer, weißer Amerikaner fühlen, wenn man ihm erklärt, er hätte viele Privilegien (White privilege ) während ein superreicher Popstar wie Rihanna diskriminiert würde, weil schwarz?

Wenn wohlhabende Linke, die Welt vereinfacht in die reiche Weißen und die ausgebeuteten Nichtweiße einteilen und gleichzeitig eine Politik (Globalisierung) vertreten, die auch immer mehr weiße Europäer und Amerikaner verarmen lässt, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn die ärmeren Weißen anfangen rechts zu wählen.

Denn sonst vertritt ja niemand deren Interessen. Die Neoliberalen nicht. Und die Linken auch nicht.

Monika Medel | Sa., 6. Mai 2017 - 17:51

Der "neue LInke" ist bis auf Ausnahmen beratungsresistent. Nicht einmal der crash mit der Realität ändert daran etwas. Da steht ein Riesenelefant im Raum, aber man weigert sich ihn wahrzunehmen. Stattdessen unermüdlich "Kampf gegen rechts". Ach ja, die Arbeiter waren übrigens immer schon patriotisch. Und anno ´68 vertraten sie deftigst die Meinung, dass die Kerle die auf Steuerzahlerkosten studieren konnten auch genau das tun sollten statt Randale zu machen. Da hatten die Neusozialisten (Mao, Mao!) dann die Arbeiter gar nicht mehr lieb. Und es sind die ´68er Erben, die heute "open borders" auf Kosten des gemeinen Mannes propagieren.

Franz Ruprecht | Sa., 6. Mai 2017 - 18:57

Ein exzellenter Kommentar, danke Herr Grau.

Karl Meier | Sa., 6. Mai 2017 - 20:52

Schon mal von der "Internationalen" gehört?

Der Sozialismus ist nur eine interne Teilkritik des Liberalismus, mit Unterschieden beim Thema Schicht, sonst aber mit großen Übereinstimmungen. Beide bekämpfen alle traditionellen Bindungen des Menschen: eindeutiges Geschlecht, Familie, Stand, Nation, Religion. Es sind die Kräfte der Zerstörung. Der Liberalismus aus Profitstreben, der Sozialismus aus moralischen Größenwahn, er würde den Menschen ein besseres Leben bringen.
Es ist kein Zufall, dass Macron aus der Sozialistischen Partei UND den Banken unterstützt wird.

Emporkömmlinge und Selbstermächtigende wollen die Menschen ihrer Macht unterwerfen. Sie halten es nicht aus, wenn die Völker in Ruhe leben.

Arne Bruhn | Sa., 6. Mai 2017 - 21:51

Danke, Herr Grau, für den Verweis auf Richard Rorty! Beim Lesen Ihrer Zeilen, besonders des Schlusssatzes, dachte ich immer an die "Internationale": "Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht! - Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht."
'Die Internationale' hat ja selbst nicht 'die Signale gehört - nun tritt 'die Internationale des Kapitals' zum letzten Gefecht an! Und wie!
Da reicht es nicht, den "Patriotismus und nationalen Stolz der Kitt" zu sehen! Und es reicht auch nicht Gerechtigkeit zu "fordern", wie Herr M. Schulz es posaunt - da braucht es mehr, um z. B. leistungsgerechte Löhne/Gehälter zu erstreiten!
Ob es überhaupt noch gelingt, dem Moloch 'Internationale des Kapitals in seine Schranken zu verweisen, erscheint schon jetzt zweifelhaft - aber will die tätige Weltbevölkerung wirklich warten, bis sie aus Dankbarkeit, überhaupt arbeiten zu dürfen, dafür mit Heller und Pfennig bezahlen muss?

Beat Leutwyler | Sa., 6. Mai 2017 - 22:31

Zitat:
"Übersehen wird dabei allerdings die erhebliche Verantwortung, die die politische Linke für den Aufstieg der in der Regel protektionistischen und antiglobalistischen Bewegungen trägt."

Ich gehöre zu jenen, damit automatisch zur Minderheit, die Begriffe und Aussagen möglichst genau definiert haben wollen. Interpretationen lasse ich nicht zu, ansonsten jeder zu Recht mit der gleichen Aussage etwas Anderes für richtig halten kann.

Obigen Satz als Bsp:
-Übersehen wird - übersehen wie? bewusst, nachlässig oder machtlos? vorallem wer?
-erhebliche - was, ab wann ist etwas erheblich?
-Verantwortung - welche konkret, wem gegenüber, wie lange, wozu?
-politische Linke - wer ist das, wo beginnt sie?
-in der Regel - stellt die ganze Aussage in Frage
-protektionistische - wer schützt sich nicht?
-antiglobalistische - was ist das? Beginn und Ende? wer möchte z.B. auf das Internet verzichten?

Politik, Justiz und Medien sind nur auf Interpretation ausgelegt. Ich bekämpfe sie.

marcus neuert | So., 7. Mai 2017 - 00:39

an der these ist zweifelsohne etwas dran. leider steht man dann als linker mit einem auf die eigene nation (was immer man genau bzgl. deren zusammensetzung darunter verstehen mag) zugeschnittenen programm am ende da wie die wähler mélenchons und darf sich zwischen einer faschistin mit sozialem anstrich und einem neoliberalen weltbürger entscheiden. und linke politiker, die es in deutschland wagen, eine stärkung nationaler interessen gegenüber der real existierenden juncker-eu zu fordern, weil sie deren demokratischen umbau nicht mehr in reichweite sehen, werden teilweise von den eigenen genossen niedergebrüllt und von einer mehrheit der presse als unwählbar denunziert.

Ralph Barthel | So., 7. Mai 2017 - 04:16

kaum noch etwas hinzuzufügen. Soweit alles richtig.

Linke Träumer und Spinner hat es schon immer gegeben. Doch viele von denen hatten klare Ziele zum Wohle des "kleinen Mannes" vor Augen oder beschrieben die Probleme ihrer Zeit. Egal wie realistisch diese waren, Was alle falsch machten, war die implizierte Forderung nach einer politischen Revolution nicht der gesellschaftlichen Evolution. Doch eine Evolution ist ein langwieriger Prozesse der erst einmal stattfinden muss. Das ist die größte Herausforderung für jede Gesellschaft und geht nur über eine unideologische Bildung über Generationen hinweg. Die Aufklärung in Europa ist ein Beispiel dafür. Und trotzdem gab es viele Rückschläge.

Wenn Sie den abgedroschenen Begriff "Populisten" vermieden hätten würde ich nicht schon wieder über Begriffsverwirrung nachdenken. Sind die anderen denn keine Populisten, die glaubt sich den Realitäten nicht stellen zu müssen?

Auch dies ist ein Rückschlag, weil so kein Konsens entstehen kann.

Isabel d'Aguerre | So., 7. Mai 2017 - 07:32

so fern sie dem eigenen Land angehören, ist der größte Verrat an die soziale Gerechtigkeit und Teilhabe aller Bürger am Staatswesen. Aber ist die Linke nicht entstanden, um soziale Gerechtigkeit einzufordern? Und genau diesen Fehler der "Linken" spricht Herr Grau in gewohnt brillianter und treffsichere Art an! Sie treiben Menschen dahin, wo auch immer tatsächlich oder angeblich "sozial-istisch" gedacht wurde, dem rechten Rand! Schon die kränkenden Bezeichnungen wie Clintons "deplorables", die Diskriminierung von verarmten, älteren Menschen und die Pauschalisierung als "ungebildet" zeigen, wie unmenschlich diese Gattun der linken und angeblich linksliberaler denken. Wie immer, vielen Dank Herr Grau für Ihre Beiträge!

Alfons Kuchlbacher | So., 7. Mai 2017 - 07:56

aber ist Sozialismus ist doch sozusagen per Definition international, oder? Nationaler Sozialismus?? Ui, das wird dann spannend...

Claudia Martin | So., 7. Mai 2017 - 09:36

muss nicht zwangsweise für die Preisgabe des Sozialsystems sein. Den Widerspruch wie er aus dem Text heraus scheint sehe ich so nicht. Kosmopolitismus bedeutet doch nicht Hartz4 für alle Menschen auf dieser Welt aus der dt. Staatskasse. Die Globalisierungsgewinne kommen jedoch in unserem Falle nicht in D den Menschen die schon länger hier sind zugute, sondern fließen ab an die EU, Flüchtlinge, etc. Diese Transfers sind sogar so hoch, dass D bei der Steuerquote international auf Platz 2 liegt. Das hat m. E. nichts mit irgendeiner Philosophie zu tun, sondern mit der grenzenlosen Dummheit und Naivität der aktuell entscheidenden Generationen. Man hört jedoch schon, dass sich bei den jungen Menschen die Einstellung und damit das Wahlverhalten aendert. Die Parteien werden sich mit entsprechender Zeitverzögerung anpassen oder weichen müssen.

Reiner Jornitz | So., 7. Mai 2017 - 10:43

Der linke und grüne Sozialismus ist geradezu in Deutschland realitätsfremd geworden . Es findet in den Köpfen derjenigen eine nationenfreies Europa statt mit keinerlei Kompetenz und Feingefühl. Ich war immer der Meinung , das man sich niemals verheddern darf wenn die grundsätzliche Probleme nicht gelöst sind. Das fängt schon beim Volk an! Jeder lebt das, wie man und wo man geboren worden ist. In Deutschland, Frankreich , Russland. Das Volk sehnt sich nach Identität. Aber es kommt noch schlimmer, wir haben einen konservativen Sozialismus hier in Deutschland der nur eines kann! Das Tafelsilber von Generationen des Fleißes der produzierenden Gesellschaft zu verschleudern an Menschen die nichts dafür getan haben. Wahrlich ein Schlaraffenland für Wirtschaftsflüchtlinge und der verbotenen Staatenfinanzierung ,-Griechenland 130 Mrd. € die der deutsche Steuerzahler niemals wieder sieht. Wo ist die vernünftige Entscheidungsfähigkeit! der Stolz und Ehre der Volksvertreter dem eigenen Land

Dr. Rainer Berger | So., 7. Mai 2017 - 12:18

Grau setzt „links“ und Arbeiterparteien synonym. Die Linke hat sich aber unter ihrem Chefideologen Habermas vom Klassenkampf emanzipiert, neue Frontlinien aufgebaut: Die eigene Kultur müsse in einer „offenen Gesellschaft“ aufgegeben werden, der Nationalstaat sei „ausgehöhlt“. Religion müsse wieder gleichberechtigte Quelle der Gesetzgebung sein (J.H., NZZ). Ohne ihn zu nennen ist der Islam die Dynamik versprechende Kraft. Die Organisationsformen haben NGO-Charakter (Podemos, En Marche), zielen auf die internationale Exekutive. Linksliberal ersetzt links und rekrutiert sich aus Eliten. Der Klassenkampf erfolgt von oben unter dem Banner Verfassungspatriotismus, ist raffinierter, jeder „Abgehängte“ gehört als „freiwilliger Helfer“ zu den Guten. Gegen diesen Block aus Finanzkapital, Wissenschaft und Politik haben Konservative als „Rechtsnationale“ keine Chance, sie sind Ventil für Stimmungen, brauchbar als innenpolitischer Feind um innere Widersprüche des Lagers der Guten zu überdecken.

Juliana Keppelen | So., 7. Mai 2017 - 16:20

für diesen Artikel. Das was einfache Menschen merken und im Unterbewusstsein spüren nur nicht wissen wie sie es ausdrücken sollen beschreibt dieser Beitrag. Was doch aber die einfachen Menschen spüren müssten doch die "Etablierten" und die Leit-Medien auch spüren aber da scheint man eher mit Nebelkerzen und Scheingefechten das festgefügte Weltbild (wir die Guten, die Anderen die Bösen) mit aller Macht aufrecht erhalten zu wollen.

Yvonne Walden | So., 7. Mai 2017 - 17:53

Zunächst einmal streben sozialdemokratisch-orientierte Parteien, weder in Frankreich noch in Deutschland, sozialistische Ziele an.
Sozialismus ist bekanntlich eine Gesellschaftsordnung, die wirtschaftliche und menschliche Gleichheit anstrebt (Demokratischer Sozialismus).
Gerade weil sozialdemokratische Parteien vorgeben, sich für die Ziele der Kleinen Leute einzusetzen, in Wahrheit jedoch an der bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung nichts ändern möchten, leiden sie unter enormen Vertrauensverlust.
Im übrigen haben in unserer kapitalistischen Ordnung nicht "feine Bürokraten, raffinierte Anwälte, überbezahlte Anlageberater oder postmodernistische Professoren" das Sagen, sondern einzig und allein die Mitglieder der Herrschenden Klasse, also jene, die aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten in der Lage sind, Politik "zu kaufen", also mittels Parteispenden oder anderer Zuwendungen massiv Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen.
Dies sollte niemals vergessen werden.

Markus Michaelis | Mo., 8. Mai 2017 - 01:33

Ich glaube der Artikel trifft einen sehr wichtigen Punkt ziemlich gut. Der Wechsel im Denken ist allerdings so groß, dass das wahrscheinlich nur mit neuen Leuten in den Parteien gehen wird - oder gleich mit neuen Parteien, wie es sich in einigen europäischen Ländern abzeichnet oder schon vollzogen hat.

Tilmann Schilling | Mo., 8. Mai 2017 - 07:53

Der Kommentar spricht mir sehr aus der Seele, denn ich haderte bisweilen selbst gerade aufgrund der thematisierten Ideologie damit, mich überhaupt noch als politisch links zu verorten. Keine Grenzen zu wollen ist vielleicht eine liebenswürdige Spinnerei, aber zu weit von der Lebensrealität der wahlberechtigten Bürger und von der geopolitischen Realität einer ungleichen Rohstoffverteilung entfernt. Es stünde der Linken und der Gesellschaft gut zu Gesicht, dies anzuerkennen und von dieser Idee (vorrübergehend?) Abstand zu nehmen. Das gemeinsame Ziel sollte darin bestehen, die Gesellschaft zu einen und nicht zu spalten, oder hab ich da was verpasst?

Dieter Kief | Mo., 8. Mai 2017 - 16:31

Schnipsel - - aus Breitbart article:

‘Camp of The Saints’ Seen Mirrored In Pope’s Message
by JULIA HAHN 24 Sep 2015 Washington D.C.

Pope Francis is urging America to throw open her borders to thousands of impoverished migrants, in part to atone for the “sins” of the colonial era.

Dieser Schnipsel aus Steve Bannons Breitbart-Magazin stammt von der Philosophin & Foucault-Spezialistin Julia Hahn, die mit ganz jungen Jahren in den Beraterkreis Trumps aufgestiegen ist.

Julia Hahn, die via Foucault die "Mikrologie der Macht" studiert hat, dient nun Trump, wenn man so will auf der Makro-Ebene der Macht. Und ist mit Foucault und Trump gegen den Papst und Merkel. In Ihrem o. a. Breitbart-Artikel macht sie das fest an dem schlechten Gewissen, von dem Grau oben spricht, und das der Papst zu mobilisieren versucht, um die USA zu einer Politik der offenen Grenzen zu bewegen.
Da Hahn auch in Psychoanalyse beschlagen ist, versteht sie sofort, woher bei Franziskus der Wind weht.

Torsten Knecht | Mi., 10. Mai 2017 - 16:41

Der ganze Artikel ist mir zu theorielastig. Denn kein linker o. sonstiger Politiker macht mit politischen Thesen Wahlkampf. Es geht immer um konkrete Interessen. Und da hat die Linke, u. noch mehr die SPD, ihre Wähler enttäuscht. Dazu kommt, dass es sich als Berufspolitiker im polit. Betrieb gut leben lässt, insbesondere wenn man seine Nische als Berufsrevoluzzer gefunden hat.

Ernst Laub | Fr., 12. Mai 2017 - 23:50

...... kann und darf den Verrat der "Arbeiterbewegung" an den einheimischen Arbeitern (Arbeitnehmern) nicht kompensieren.