Jesus am Kreuz
Das Kreuz hat sich als Symbol des Christentums durchgesetzt, obwohl es für Ohmacht und Verlassenheit steht / picture alliance

Karfreitag - Ohnmacht als Alleinstellungsmerkmal

Kolumne: Grauzone. Der Osterglaube an die Auferstehung hat die Botschaft des Karfreitags versüßlicht. Umso wichtiger, dass sich das Kreuz als Symbol des Christentums durchgesetzt hat

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Es macht das Christentum zum Christentum und begründet dessen singuläre Stellung unter den Religion: das Karfreitaggeschehen, der Tod Christi. Denn keine andere Religion liefert ein vergleichbar starkes Bild: den gekreuzigten Gott, der zugleich – und insbesondere hier – ganz Mensch ist.

Götter, das waren und sind in den meisten bekannten Religionen entweder unberechenbare Wesen, launisch, selbstgefällig und allzu menschlich. Oder sie sind wahre Himmelsfürsten, Inkarnationen des Absoluten, herrliche Schöpfer, allmächtig und allwissend.

Kleine jüdische Sekte wurde zur römischen Staatsreligion

Auch das Christentum konnte den Verlockungen dieses triumphalistischen Gottesbildes nicht lange widerstehen. Und so ist sein Aufstieg von einer kleinen jüdischen Sekte zur römischen Staatsreligion zugleich die Geschichte der Erhebung und Ästhetisierung Gottes zum antiken Himmels-Cäsaren.

Ermöglicht wurde diese monarchistische Umdeutung durch die Ostererzählung. In ihr wird aus dem Gefolterten und Gemarterten der Triumphator über den Tod, der schließlich in den Himmel entrückt.

Der Erfolg dieser Geschichte ist religionsgeschichtlich einleuchtend und psychologisch gut nachvollziehbar. Sie gab den Jüngern ihren Glauben zurück, eine Perspektive, die Gewissheit, sicht nicht geirrt zu haben. Ohne Ostererzählung hätte es die Jüngerschar in alle Winde zerstreut. Das Christentum wäre nie entstanden.

Umdeutung mit fatalen Folgen

Langfristig jedoch, bis in unsere Tage, hatte diese historisch notwendige Erzählung fatale Folgen. Das Geschehen am Karfreitag wurde zur Episode umgedeutet. Zu einem zwar unvermeidbaren, letztlich aber sekundären Ereignis, dessen ganze heilsgeschichtliche und theologische Funktion es ist, das Ostergeschehen umso heller strahlen zu lassen. Aus dem Gefolterten wurde der Himmelsherrscher. Nicht Kreuzigung und Martertod standen im Zentrum christlicher Spiritualität, sondern Auferstehung und Überwindung des Todes.

Man kann die Menschen verstehen. Insbesondere in den Jahrhunderten, in denen Leid, Gewalt und Elend zur Alttagwirklichkeit gehörten, war die Sehnsucht nach jenseitiger Erlösung größer als das Bedürfnis nach existentieller Versenkung. Und doch nahm diese religionshistorische Entwicklung dem Christentum die Spitze, noch ehe es Christentum wurde.

Denn der Osterglaube versüßlichte die Kreuzesbotschaft. Das Christentum wurde – in den giftigen Worten Heinrich Heines – zum Eiapopeia vom Himmel umgedichtet. Aus der unnachgiebigen Kreuzesbotschaft, der radikalen Absage an menschliche Hybris und weltliche Erlösungsphantasien, wurde der kitschige Gedanke an eine heile Welt am Ende aller Zeiten.

So gesehen verdrehte der Osterglaube den Ernst der Karfreitagsbotschaft nicht nur ins Infantile und Pagane. Er stiftet auch die gedankliche Grundlage für die verhängnisvollen Erlösungsideologien, die in Gestalt säkularer Religionen das Himmelreich schon im Hier und Jetzt errichten wollten – koste es, was es wolle.

Gott selbst ist ratlos

Doch die Botschaft des Karfreitags ist das Gegenteil von Gewissheit. Am Ende steht nur ein Wort: Warum?

In diesem Wort steckt die eigentliche Sensation des Christentums. Hier ist eine Religion, die keine Antwort gibt. Gott selbst ist ratlos. Das Elend der Welt, das Leid, die Verzweifelung – all das ist unergründlich, von brutaler Faktizität, aber ohne erkennbaren Sinn. Selbst der Gottessohn weiß keine Antwort und hat nur diese eine Frage: Warum nur, warum?

Das ist das Gegenteil von Triumphalismus. Das ist unendlich weit weg von der Selbstherrlichkeit und Selbstgewissheit, mit der andere Religionen gerne auftreten. Es ist diese karfreitagliche Verzweiflung, ja der Selbstzweifel des sterbenden Gottes, der das Christentum zum Christentum macht.

Als Symbol des Christentums hat sich das Kreuz durchgesetzt. Wie kein anderes Zeichen steht es für Ohmacht, Ratlosigkeit und Verlassenheit. Gott selbst leidet und fragt warum. Das ist die Karfreitagbotschaft. Genauer: Sie liegt in der Stille, die auf den Verzweiflungsschrei des Jesus von Nazareth folgt, dem Schweigen.

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Reiner Jornitz | Fr., 14. April 2017 - 10:54

2 Parteien tragen das C als Name und Anspruch !
1 Partei knüppelt das C und kreuzigt es wo sie nur kann! Die wo sich christlich schimpfen und dabei ihre eigenen Werte verraten , haben kein Recht ein C zu tragen. Denn jene die nach Geborgenheit im eigenen Land suchen, werden von denen die wir aufgenommen haben rücksichtslos ausgebeutet. Die sie hereinließen, - als neue Gutmenschen- vor der Welt möchten nicht erkennen das wir Christen Ungläubige sind und in ihren Augen bekämpft werden müssen mit allen Mitteln! Diejenigen die christlich der Nächstenliebe gehandelt haben im Gastland Unruhe zu stiften. Und jene die das alles verantworten haben einen Laissez faire walten zu lassen. Nur um " WEITER SO" zu hinterlassen. Siehe No Go Areas in einigen deutschen Städten.

Eberhard Westhauser | Fr., 14. April 2017 - 11:05

Zuerst möchte ich Cicero danken, dass er sich am Karfreitag mit der Bedeutung des Kreuzes beschäftigt.
Ohnmacht oder Ratlosigkeit!? Wie sieht das Martin Luther: Christus ist durch sein Leiden und sein Kreuz "für uns zur Sünde gemacht" worden und "Christus ist für uns zum Fluch geworden"als göttliches Zorngericht. Christus trifft nach Luthers Sicht der Zorn Gottes, der eigentlich uns gilt. Die Sünde und das ganze Elend des Menschen nimmt Christus auf sich, aber auch Verurteilung, Verdammnis und Fluch. Durch seinen Tod nimmt er stellvertretend die Strafe für die Sünden auf sich und übernimmt damit "für uns" den Zorn Gottes. gott verwirft den Sohn. Christus ist dadurch wirklich für uns Sünde geworden, damit wir gerechtfertigt werden. Unsere Sünde wird zur Christi Sünde, seine Gerechtigkeit wird zu unserer Gerechtigkeit. In Christus besteht zugleich zusammen die höchste, größte Sünde und die höchste, größte Gerechtigkeit. Gottes Handeln ist nicht ratlos sonder erwirkt höchste Freiheit!

Christa Wallau | Fr., 14. April 2017 - 11:09

Ihre Bescheibung des christlichen Glaubens mit seinem Kern, dem Kreuzestod Jesu, ist zutreffend, lieber Herr Grau. Ein Gott, der Ohnmacht und tiefsten Schmerz durchlebt - das ist einmalig unter allen Religionen. Es ist ein Gott, der dem Menschen am allernächsten kommt. Die Botschaft lautet:
Auf Erden gibt es letztlich kein Heil, keine wahre Gerechtigkeit, keinen Frieden. Viele Einzelne mögen sich noch so sehr darum bemühen - Erlösung erwächst nur in der festen Hoffnung (dem Glauben, dem Vertrauen) auf den Sieg der unendlichen Liebe, die n a c h Kreuz und Tod in einer anderen Welt auf die Menschen guten Willens wartet.
Ave crux - spes unica (Sei gegrüßt, oh Kreuz, unsere einzige Hoffnung) - so liest man es manchmal auf Kreuzen am Wegesrand.
Ja, auch das gehört zum Kern des christlichen
Glaubens: JESU VERSPRECHEN, DASS
SEINE JÜNGER MIT IHM IN SEINEM REICH WIEDER VEREINT WERDEN, WO ES KEINE TRÄNEN UND KEIN
WEHKLAGEN MEHR GIBT.
Welch tröstliche Botschaft!

Peter Pauli | Di., 18. April 2017 - 17:09

Antwort auf von Christa Wallau

Frau Wallau, Ihren bisherigen Kommentaren hatte ich mehr oder weniger entnommen, dass Sie eine Frau sind, die sich nicht dem Schicksal überlässt. Wenn sich seit einer Ewigkeit die Anhänger von Religionen bekämpfen und töten, ist es für einen einigermaßen naturwissenschaftlich gebildeten Mensch kein Trost, dass es nach dem "Ableben" friedlicher wird. Da halte ich mich doch lieber an die Aufklärer und tue, statt mich dem Schicksal zu ergeben.

Michael Schröder | Fr., 14. April 2017 - 11:10

Hat man hier die Philosophie des Neuplatonismus vergessen, welche dem Christentum das gedankliche Rüstzeug zur Theoriebildung in die Hand gab, z.B. Proklus oder Plotin? Das Christentum durch solch äußerliche Geschehnisse motiviert zu sehen, geht bewusst an der Sache vorbei. Und was das Himmelreich auf Erden betrifft, so hat Hegel dies als für ihn gegenwärtige konstitutionelle Monarchie beschrieben. Dass wir davon weit entfernt sind und falschen Propheten nachhängen liegt an der Geistlosigkeit von Rechtsstaat und Demokratie. Dass wir übrigens wie zu Zeiten des röm. Kaiserreichsleben, kann man im Cicero nachlesen. Prof. Dr. David Engels ("Auf dem Weg ins Imperium") sagte hierzu das Notwendige.

Christoph Bläser | Fr., 14. April 2017 - 11:18

...und das als Philosoph...
Gott am Kreuz und die Gedanken dazu sind noch richtig und notwendig, aber gerade Ostern als Sieg über den Tod, über das negative Menschsein und die Versöhnung mit Gott ist der Schlüssel zum Christentum. • Das "Aufnehmen des Kreuzes" wurde Jahrhunderte überbetont um Menschen zu unterjochen und zu versklaven um ein besseres Leben auf ein nicht greifbares Jenseits zu verschieben. Das neue Reich Gottes mit Jesus beginnt ganz besonders an Ostern, mit der Wegwaschung des Todes. Christihimmelfahrt ist nicht ein "nicht da sein" Christus ist Iahwe ist Geist und je umgekehrt. Christus ist der Seiende, wie der Seiende Christus ist. Mit Ostern, Christihimmelfahrt und Pfingsten sind Christen aufgerufen, das Reich Gottes, soweit individuell möglich, im Diesseits zu verwirklichen: Kein ertrage Deine Armut und Bedürftigkeit und hilf' Dir selbst, sondern jeder, der Begabte, wie der Unbegabte, der Gesunde, wie der , der Reiche, wie der Arme soll Gottes Reich verwirklichen.

Sepp Kneip | Fr., 14. April 2017 - 11:38

"Umso wichtiger, dass sich das Kreuz als Symbol des Christentums durchgesetzt hat."
Ja, das Kreuz ist das Symbol der irdischen Christenheit. Die Überwindung des Todes und die Auferstehung stehen für das, was nach dem Erdenleben kommt. Aber wie kann der, der im Diesseits das Kreuz verleugnet, für das Jenseits gerüstet sein? Die vorauseilende Obrigkeitsergebenheit unserer Kirchenfürsten, die das Kreuz vor dem Islam verstecken, kann wohl nicht als Beispiel dafür dienen, dass sich das Kreuz als Symbol des Christentums durchgesetzt hat. Wer das Christentum relativiert, schafft es ab. Dass dies gerade durch dessen oberste Repräsentanten geschieht, ist grotesk. "Gott selbst leidet und fragt warum."

Rüdiger Eisermann | Fr., 14. April 2017 - 12:55

Das "Warum?" steht für die Erfahrung der Sterblichkeit.
Und diese Erfahrung ist die Botschaft Gottes
an die Menschen:
Mein Sohn Christus, ein Gott, stirbt.
Ich, Gott, leide wie ihr Menschen.

Übrigens: Warum wird in der Betrachtung des
Monotheismus immer Echnaton vergessen?

Karin Zeitz | Fr., 14. April 2017 - 13:44

von der Nächstenliebe (schlägt Dich jemand auf die rechte Wange halte ihm auch die linke Wange hin) führt in der heutigen Zeit zu einer Hilflosigkeit gegenüber aggressiven Angriffen auf die Gesellschaft, die Bevölkerung und zerstört letzten Endes die Grundlagen der Demokratie.

Maik Harms | Fr., 14. April 2017 - 14:00

Wenn zuträfe, was Herr Grau schreibt, dann wäre dieses Christentum die beste Vorstufe zum Atheismus. Denn wer braucht einen Gott, der selbst zweifelt, selbst stirbt, selbst verlassen ist? Die perfekte Vorlage für die Theodizee als Widerlegung des Gottglaubens selbst.
Und wer braucht eine Religion, die ein Tötungsinstrument zum Symbol der Hoffnung erklärt? Absurder geht es nicht. Dann lieber das populäre Ostersymbol des Eis, als Zeichen für Leben, für Natur, für in die Zukunft fortgesetzte Entwicklung von Henne zu Ei zu Henne usw.

Matthias Eberbach | Fr., 14. April 2017 - 14:21

Alexander Grau irrt hier:
Karfreitag und Ostern gehören eng zusammen. Was würde das Sterben des menschgewordenen Gottessohnes allein helfen ohne seine Auferstehung?
Die biblische Sicht hat eine Aufeinanderfolge, die uns auf den ersten Blick nicht logisch erscheint, aber in ihrem Resultat einfach überraschend ist und beim Glauben daran frei- und frohmachend wirkt.
Und ausserdem:
Wenn ich mir die vielen sozialen Einrichtungen in dieser Welt anschaue, von denen sehr viele letztendlich auf den christlichen Glauben zurückgehen hat dieser bei seinen Nachfolgern nicht nur die Erwartung auf das ewige Leben entstehen lassen, sondern Menschen im heute zur praktischen Nächstenliebe herausgefordert
In diesem Sinne frohe Ostern

Dimitri Gales | Fr., 14. April 2017 - 15:54

ein umherziehender Schamane und Prediger. Was er wirklich gesagt hat - ich gehe mal davon aus, dass er tatsächlich existiert hat - weiss niemand, die Bibel ist ein Legenden-und Geschichtsbuch des jüdischen Volkes. Es hat aber die europäische Kultur geprägt, allein schon druch die Tatsache, dass die Bibel verbeitet wurde, sodass die bekehrten Menschen lesen und schreiben lernten - ein ungeheurer Fortschritt im archaischen Germanien.
Das Christentum hat auch unser Sozialsystem geprägt, war es doch seit dem Römischen Imperium eine sozialrevolutionäre Bewegung.

Heute aber ist das alles Geschichte. Wer an den Inhalt der Bibel glaubt, kann auch an Ufos glauben. Was bleibt, sind ethische, humanistische Grundsätze des Neuen Testaments, die damals eine Novität gegenüber dem archaischen Alten Testament waren.

Josef Garnweitner | Fr., 14. April 2017 - 16:02

gute Analyse der Bedeutung des Karfreitages gelesen. Die auch noch zum Nachdenken auffordert. Der Artikel sollte zur Pflichtlektüre für alle Priester und Bischöfe aller christl. Richtungen werden.

Danke Herr Grau und trotzdem schöne Osterfeiertage.

ingrid Dietz | Fr., 14. April 2017 - 16:44

Sorry, aber ich bleibe bei meiner Meinung:
Religion ist nur ein anachronistischer Aberglaube !

Dirk Wittmer | Fr., 14. April 2017 - 17:01

Ich bin baff einen solchen Artikel in einem politischen Magazin zu lesen. Karfreitag ist ein Tag zum Nachdenken über die Abgründe des menschlichen Seins. Ihr Artikel, Herr Grau, ist mir hierzu ein wertvoller Impuls.

Claudia Martin | Fr., 14. April 2017 - 17:46

Richtig. Es ist die Religion, die mit ihrem unfreiwilligen Begründer nichts zu tun hat. Sie wurde durch das christliche Establishment vollkommen entfremdet. Wir sollten den Kanon aufbrechen. Das Thomas-Evangelium erzählt uns eine (völlig) andere Geschichte. Also zurück zum Anfang. Und der kennt kein Ostern.

Gerhard Wagner | Fr., 14. April 2017 - 19:56

Das Christentum ist nun mal eine Erfolgsgeschichte mit Happy End: Christus ist wahrhaftig auferstanden und hat dem Tod die Macht genommen, er ist aufgefahren in den Himmel und wird alle, die an ihn glauben, zu sich nehmen. Das Kreuz ist wirklich bloß eine Station auf dem Weg zum Reich Gottes und kein Selbstzweck. Das ist vielleicht süßlich und kitschig, aber es ist die Realität, so wie ein Sonnenuntergang mit einer kleinen Wolke davor. Von Ratlosigkeit und Ohnmacht ist bei Gott und den gläubigen Christen nichts vorhanden, die findet man hauptsächlich bei Grenzgängern, die nur fragen wollen aber Antworten ablehnen, die nur suchen aber nicht finden wollen, weil sie sich dann ändern müßten. Das Christentum ist die Religion der inneren Erneuerung, der Transformation des Menschen. Jesus sagt uns: So sollt ihr sein, so sollt ihr nicht sein. Das sollt ihr tun, das sollt ihr nicht tun. Er kennt die Antwort auf unsere Fragen, er kennt das heimliche Ziel unseres Suchens.

Klaus Elmar Müller | Fr., 14. April 2017 - 20:40

Der Autor wendet sich gegen pagane Versüßlichung des Kreuzes, aber ästhetisiert nun selber antikisch das Kreuz zum großen tragödialen Warum eines verzweifelnden Gottes! Gott hingegen ist Güte und Allmacht, ist nicht Opfer eines unverständlichen Schicksals, des antiken Fatums! Mit den Kreuzesworten "Mein Gott, warum hast du mich verlassen" zitiert Jesus Christus den Beginn eines Psalmes, der in Hoffnung und Gottvertrauen endet. Und der hl. Paulus schreibt, ohne Jesu leibhaftige Auferstehung lohnten sich die Mühen der Christen nicht: sehr nüchtern gedacht und menschlich, ohne nietzscheanisches Untergangspathos. Christen hatten und haben die Kraft, zu leiden, aber nicht, den antiken Stoikern verwandt, aus bitterer Einsicht in die Macht des Dunklen, sondern aus dem Wissen um ewigen Sieg. Der alte pagane Triumphalismus war Zeichen unserer Sehnsucht. Gott erfüllt die Sehnsucht unserer Herzen, die ins Helle und Frohe zielt.

Johannes Friedrich | Fr., 14. April 2017 - 21:13

Niemand, der sich Christ nennt, wird das Kreuz wegdiskutieren wollen oder können. Millionen verfolgte Christen zeigen ganz unverhüllt, dass zur Christusnachfolge auch das Kreuz gehört. In der Karfreitag-Predigt heute erinnerte unser Gastprediger sichtlich erschüttert an einen seiner türkischen Freunde, der wegen dessen Glaubens an Jesus Christus vor 10 Jahren ermordet wurde. Der Ermordete hatte die Osterhoffnung, doch Verfolgung und Kreuz waren eben auch Wirklichkeit seines Lebens.
Wenn aber das Kreuz alles wäre und es gäbe keine Zuversicht, dass Christus am Kreuz meinen Tod vorweggenommen hat und seine Auferstehung meine Hoffnung über den Tod hinaus ist, wäre ich, der Christ, einer der elendsten Menschen (Paulus, 1. Korinther 15,19).
Christ wird ein Mensch, indem er auf die Sühnekraft des Kreuzes und die Dynamis der Auferstehung vertraut. Deshalb gehören der Karfreitag und der Auferstehungstag zusammen. Man darf sie nicht gegeneinander ausspielen.

Klaus Ahrens | Fr., 14. April 2017 - 22:26

Schön wenn Herr Grau unseren Schöpfer so gut kennt und Ihm bescheinigt hilflos zu sein. Diese Behauptung ist nicht nur grundlso dumm, sondern auch absolut falsch. Gott greift eben nicht in das allgemeine menschliche Schicksal ein und Er hat gewiß´gute Gründe dafür.
Alles oft unfaßbare menschliche Leid, alles Elend auf Erden ist rein von Menschen verursacht.
Der geistige Sinn dahinter ist zugegeben sehr schwer zu begreifen und den Menschen zu vermitteln, aber es gibt ihn selbstverständlich.
Die Behauptung "unser Gott der Liebe ist traurig wegen all der schrecklichen Zustände auf Erden" wäre weitaus richtiger als dem Schöpfer allen Seins Hilflosigkeit zu attestieren.

peter hauser | Fr., 14. April 2017 - 22:27

Kann denn eine "Botschaft" Wirkung haben, die das Leben als Sinnfrage stellt....und dann ohne Antwort sein?

In Asien hat es solche "Volksmethaphysiken" lange gegeben und bis heute überlebten Hinweise auf ein Jenseits als Nichts (Nirvana).
Der Monotheismus ist hybrider Allmachtsanspruch, der heute, in egomanischer Potenz/Immanenz immer noch weiter lebt.

Sinnvolles hat seine jenseitige Macht verloren oder ist nur noch vernunftlose Flucht/Aufbegehren.
Zukünftiges tritt in Wunschvorstellungen an dessen Stelle....,als hypostasierte, wissenschaftliche Fiktion.

Leiden ist nur ausnahmsweise attraktiv...am Kar-frei-tag?

Klaus Dietmar Porner | Sa., 15. April 2017 - 00:54

Der Autor (den ich sonst sehr schátze) hat die Geschichte ausgeblendet: Wieviele Menschenverbrechen geschahen im Namen des Kreuzes? Hundertausende, Millionen? Und nicht nur durch die Jesuiten auf anderen Kontinenten in der Kolonialzeit. So ohnmächtig war und ist das Kreuz also nicht.
Wie es in jedem von uns Christen aussieht mit seinem Glauben, steht auf einem anderen Blatt. Schade, dass sich die christlichen Kirchen nicht mit der Reenkarnationslehre beschäftigt haben.
Im Gegensatz zu dem, was uns die Bibel erzählt, klingt der Glaube an die Reenkarn. geradezu wissenschaftlich. Obwohl die Wissenschaft, da auch versagt hat. Nur der Glaube an die Wiedergeburt und Karma gibt dem Leben auf dieser Welt, die eigentlich auch nach 2000 Jahren dieselbe ist wie damals, Sinn. Wer sich mit dieser (nicht nur fernöstlichen) Lehre lange beschäftigt hat, WEISS, das das Leben durchaus Sinn macht, wie schwer es auch sein mag. Die Intelligenz des Universums (auch Gott genannt) gibt tiefen Sinn.
Amen

Hanns Baum | Sa., 15. April 2017 - 12:21

Solidarität und Hoffnung
Im christlichen Verständnis kann der Karfreitag nicht isoliert vom Oster-Geschehen gesehen werden. Die Botschaften beider Tage gehören zusammen und sind ein Alleinstellungs-Merkmal des christlichen Glaubens: zum einen zeigt der Karfreitag die Solidarität Gottes mit den leidenden Menschen bis in den Tod, zum anderen sagt Gott uns durch die Auferweckung seines Sohnes, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, auf ihn folgt für die Glaubenden ihr Weiterleben, ihre Auferstehung, in welcher Form auch immer. Für den, der daran glaubt eine tröstliche Gewissheit.

Jürgen Streeb | Sa., 15. April 2017 - 12:29

Wenn Ohnmacht die zentrale Botschaft das herausragende Merkmal einer Religion ist, verliert sie für mich absolut jede Bedeutung. Ich erinnere mich an die Geschichte, die von einem Theologen erzählt wurde: Ein kleiner Junge ist endlos traurig über den Tod seines über alles geliebten Großvaters. In seinem Schmerz wendet er sich Trost suchend an seinen Vater mit den Worten: "Papa, ich vermisse Opa so sehr, es zerreißt mir das Herz, ich bin so traurig. Was soll ich nur ohne Opa anfangen?" Der Vater nimmt seinen Sohn bei der Hand und sagt: "Ich bin auch traurig."
Wie mögen die Worte des Vaters auf den Sohn gewirkt haben?

Birgit Weber | Sa., 15. April 2017 - 16:39

Sehr geehrter Herr Grau,
das Christentum ist alles andere als eine Eiapopeia-Religion. Der Kreuzestod Jesu und seine Auferstehung gehören untrennbar zusammen. Paulus schrieb schon an die Christen in Korinth: "Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos." Der Kreuzestod von Jesus ohne Auferstehung wäre sinnlos gewesen. Der Karfreitag hat seinen festen Platz, der Ostersonntag hat ihn auch. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Gott war nicht ratlos, im Gegenteil: Er wollte ganz offensichtlich nicht, dass die Sache Jesu zu Ende ist, und damit auch unsere nicht. Die Botschaft des Karfreitags lautet: Der Tod hat nicht das letzte Wort, auch wenn es so aussieht! Und deshalb ist das Kreuz für uns kein Zeichen des Todes und der Verlassenheit, sondern des Lebens und der Hoffnung.

Wolfgang Lang | Sa., 15. April 2017 - 16:51

Zunächst, das in aller Klarheit: Was heute noch von den Großkirchen als Christentum abgefeiert wird hat nichts, aber auch gar nichts zu tun mit dem, was vor 2000 Jahren und in den 2 Jh. danach in Judäa, Samaria, Galiläa, Peräa passierte. Alles wurde verdreht ins Gegenteil. Aus dem galiläischen Juden Jesus wurde ein Gott gemacht, die falschmünzerische Person Jesus Christus, wobei oft von Christus als einer Person gesprochen wird, was glatte Lüge oder neudeutsch Fake News ist.
Christus, griech. Christos heißt "der Messias". Ist eine Eigenschaftszuschreibung. Jesus Christus heißt: Der Messias Jesus. Die Christen sind nichts anderes als Messianer, also im Prinzip Juden. Juden, die glauben, dass der Jude Jesus der Messias gewesen sei. Eine Heilsfigur der alttestamentarischen jüdischen Theologie.
Wer beim Karfreitag stehen bleibt, bei der Kreuzigung eines des politischen Aufruhrs verdächtigen Juden, der sich gar als Messias verstand, steht mitten im Judentum. Jesus wollte keine Kirche!

Ines Schulte | Sa., 15. April 2017 - 18:38

Sehr Herr Grau, eine 'Ohnmacht'kann ich hier nicht erkennen. Im Gegenteil kann die Kreuzigung Christi symbolisch für Vieles stehen, das erst sterben muss, um bleibender, mächtiger und gewisser wieder aufzuerstehen. Dessen Wert man sich später umso mehr bewußt macht. Die Gewissheit, dass verloren geglaubtes nicht verloren bleiben muss, sondern dass daraus Kraft, Stärke und Zukunft hervorgeht. Ohne diesen Glauben wäre mit dem Kreuzestot Jesu auch die christliche Botschaft erloschen. Dass diese jedoch mehr als 2000 Jahre fortbesteht, ist
der Freude, der Stärke und dem Sendungsbewußtsein seiner Anhänger zu verdanken. Es gibt also durchaus Grund zu hoffen, dass die gewaltige und trostbringende Symbolkraft von Karfreitag und Ostern (Tod und Auferstehung) weiterlebt und die
Menschen weiter daraus schöpfen können.

Karin Pohl | Sa., 15. April 2017 - 19:17

Das Beste, was ich seit langem zur christlichen Karfreitagsbotschaft gelesen habe, Danke!

barbara busse | Sa., 15. April 2017 - 20:13

Sehr geehrter Herr Grau, ich bin ein grosser Fan des Cicero und seiner umfassenden Berichterstattung und tollen Kommentare.Bei Ihrem Beitrag muss ich aber dann doch etwas schlucken: das von Ihnen hervorgehobene "warum"ist nicht das Letzte, was das Christentum bedeutet. Jesus selbst stellt zwar die Frage, aber doch nur in Bezug darauf, dass er als Einziger die Gottesferne erdulden mussten nur damit den Menschen ein unfassbar großzügiges Rettungsangebot zu machen. Nur so konnte Gott selbst seinem Anspruch an umfassende Gerechtigkeit entsprechen und den Menschen, die er nach wie vor so sehr liebt trotzdem entgegenkommen. Dass anschließend die Auferstehung stattfand ist alles andere als Kitsch. Sie ist auch keine Erfindung, um mit dem eigenen Elende zurecht zu kommen. Eine schoene kurze Darstellung hierzu bietet folgende Site im Net: https://wernergitt.de/traktate/evangelistisch/1320/die-ueberraschung-de…
In diesem Sinne alle Lesern ein gesegnetes Osterfest...

Ingbert Jüdt | So., 16. April 2017 - 00:19

Ohne die Auferstehung wäre vom Karfreitag nicht berichtet worden. Ohne die Botschaft des Ostermontag gäbe es auch keine Botschaft vom Karfreitag. Die "Sensation des Christentums", von der Herr Grau fantasiert, hätte niemals den Weg in irgendein kollektives Gedächtnis gefunden. Christus wäre nichts weiter als eine längst verschollene römische Kriminalakte.

Eine "Religion, die keine Antwort gibt", ist demzufolge keine Religion. Es ist das Wesen jeder Religion, Antworten zu geben - kontrafaktische Antworten, die den Kreuzestod und mit Auferstehungslegenden verleugnen. Nur dann werden sie überliefert.

Insofern ist auch das Christentum eben nicht sensationell, sondern bloß konventionell.

Holger Stockinger | So., 16. April 2017 - 03:41

Das Symbol der "Kreuzes" hat in mehrfacher Hinsicht es in sich.

Es "abzuhängen" und für multikulturelle Toleranz "einzutreten" zeigt nicht zum ersten mal das eher atheistische Verständnis von EKD und Katholikentagen.

Wäre an Karfreitag dieser Knabe aus der Krippe gehängt worden, müssten Christen wohl ein Galgensymbol in ihren Kirchen zum Hintergrund haben ...

... Als Anbeter der Französischen Revolution bietet sich selbstverständlich auch das Fallbeil an.

Dass das in die Luft- Sprengen koptischer Christen in Äthiopien weder EKD noch Katholikentage zu "interessieren" scheint, ist mutmaßlich der Legende vom Auferstehungstod eines Esel reitenden Jesus aus Nazareth geschuldet ...

Anton Gutmann | So., 16. April 2017 - 10:08

Nein - für viele Christen ist das Osterfest mehr als diese pessimistische Interpretation.

werner egert | So., 16. April 2017 - 11:23

das ist für mich die tiefsinnigste und zugleich erhellendste und geistreichste Erkenntnis zu unserem Menschsein und unserem oft verhängnisvollem Tun aus guter Absicht heraus .
ich bleibe bei dem: " warum, warum nur" unseres sterbenden gottes

Johann Weigl | So., 16. April 2017 - 16:22

Interessanter Ansatz, auch recht nett geschrieben.
Die heilsgeschichtliche Funktion des KF: Gott, der Herr, der Schöpfer des Himmels und der Erde, wird
eins mit seinen Geschöpfen.
Er empfindet Angst, Schmerz, Demütigung und Verlassenheit - keine Ratlosigkeit.
Ja, Gott selbst leidet und er fragt den Vater in menschlicher Verzweiflung und Hilflosigkeit:
`... warum hast du mich verlassen`.
Die Karfreitagsbotschft bzw. die christliche Bot-
schaft sind nicht Stille und Schweigen.
Das Gebot der Nächstenliebe mit seinen vielen
Facetten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 2. Mai 2017 - 10:39

Antwort auf von Johann Weigl

er wurde nicht, war nie verlassen.
Im Sterben eine fast zu schwer zu fassende Wahrheit, die Christus jedoch spürt, "Es ist vollbracht".
Schön, wenn jede/r dies im Leben und im Sterben spüren kann.
Damit man/frau es auch bis ins Sterben spürt, empfehle ich Mozarts Opernreigen, von der "Entführung aus dem Serail" bis zum "Requiem".
Ich würde Mozart ewig hören wollen.

Stephan Herget | So., 16. April 2017 - 17:57

Christus sei tatsächlich gar nicht von den Toten auferstanden.
Kann man machen.
Was dann allerdings so toll an seiner Folterung und Tötung gewesen sein soll, erschliesst sich mir nicht.
Das Evangelium wird einzig durch die Auferstehung zu einer erzählenswerten "Story".
Wenn die Auferstehung übrigens nicht mehr als eine psychologisch naheliegende Notlüge sein sollte - warum findet sie sich dann nicht als Konstante in sämtlichen Berichten von den Abertausenden Erlösergestalten, die im Laufe der Geschichte aufgetreten sind?

Nur wie?
Die altertümliche Idee wäre die über den heiligen Geist.
Ich bevorzuge die über Nietzsche "Also sprach Zarathustra" und leicht variiert über Dan Brown "Der da Vinci Code".
Dan Brown stellt der Rose das Symbol der Venus an die Seite?
Nietzsche stellt die Ewigkeit als lebendiges, weil heiliges Wirkungs"prinzip" neben das Leben.
Die Griechen m.E. Athene.
Die Prussen hatten eine Mondgöttin? Wenn dann keine sogenannte heidnische, da es sich um kosmische Bilder freier Menschen handelt.
Der Monotheismus ist aus der Perspektive des Menschen und seiner erhofften Höhe! ein Weg zum Kosmos, ein zu "Überwindendes", Transzendenz zur kosmischen Gesellschaft.
Christus schliesst an die Freiheit des Menschen an, zeigt sie in seiner Person.
Deshalb bin ich in der evang. Kirche.
Meine Tradition ist eine freie, die ich in andere Traditionen übersetze, wie Nietzsche.
An der Freiheit des Lebens orientiert suche ich Verständigung über lebendige Wahrheit, die Frau und den Mann ->

Wilhelm Herbst | Di., 18. April 2017 - 10:37

Der Verfasser hat Recht, wenn er den Karfreitag aus seiner Nische holt. Dem Karfreitagsgeschehen stehen wir hilflos, wortlos oder im schlimmsten Fall gedankenlos gegenüber.
Allerdings stellt er den Karfreitag in einen Gegensatz zu Ostern. Er konstruiert diesen geradezu. Dabei sind beide Wegpunkte in einer Kette von Geschehnissen, die sich komplementär ergänzen und zusammengehören.
Der Fehler liegt nicht in der Osterfreude. Zu ihr gehört beides: 1. Die Trauer, das Entsetzen über die Kreuzigung und den Tod. Gott ließ sich am Kreuz absichtsvoll klein und wehrlos machen. 2. Die Freude über die Auferstehung.
Und beide Ereignisse werden in einen Zusammenhang mit dem Schicksal eines jeden Menschen gestellt und der evtl. im Glauben annimmt: „Für mich geschehen…“. Herr Grau schreibt nur deshalb so leichtfertig Ostern klein, weil er aus dem sicheren Hafen von Ostern aus agieren kann.

Wilhelm Herbst | Di., 18. April 2017 - 10:41

Karfreitag sollte isoliert betrachtet werden, um diesem Tag das nötige Gewicht zu geben. Andererseits darf es nicht bei dieser isolierten Betrachtung bleiben. Wäre Christus als Gott und Mensch gestorben und nicht auferstanden, wäre er eine kaum oder nicht beachtete Fußnote der Geschichte geworden. Ein weiteres Beispiel einer himmelschreienden Ungerechtigkeit, eines dramatischen Scheiterns und damit basta.
Der Apostel Paulus schreibt, dass, wäre Christus nicht auferstanden, der Glaube der Christen vergeblich wäre (1Kor 15). Den Auferstehungsglauben anzunehmen oder abzulehnen steht naturgemäß jedem offen. Die Christenheit gäbe es ohne Auferstehung nicht.
Deshalb: Karfreitag würdigen, so unwürdig wir das auch vermögen, und nicht zu schnell über dieses sprachlos machende Geschehen hinwegsehen, aber nicht dabei stehenbleiben und das unglaubliche Osterterrain betreten. Stille, die bei uns oft zu kurz kommt, ist ebenso wichtig wie der rücksichtsvolle Austausch darüber.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 1. Mai 2017 - 14:16

einfach einmal als Stimme nach der Stille und als Teil einer Zeit nach dem Christentum, einer Transzendenz ins göttliche Leben.
Man konnte sich angesichts der Leiden Christi nicht gut hinsetzen und so weitermachen wie bisher.
Ich halte es aber für falsch, diese Leiden zu verabsolutieren und sehe mich darin als "Jüngerin" Nietzsches.
Was für ein großartiger Satz übrigens, Leiden sei ohne Sinn.
Sinn steht damit schon einmal recht existenzstiftend da.
Niemand ist leicht gefeit gegen Unsinn, weshalb ich die Auseinandersetzungen in und um die Artikel herum als sehr befreiend erlebe.