Eine Menschenkette zieht sich in Dresden (Sachsen) über den Theaterplatz vor der Semperoper.
Wie definiert man die Identität einer gewachsenen Zufallsgemeinschaft? / picture alliance

„Deutsch Sein“ - Patriotismus als Fremdenliebe

Kolumne: Leicht gesagt. Was heißt es eigentlich, deutsch zu sein? Vor allem Politiker tun sich mit dem Begriff schwer, was regelmäßig Verkrampfungen nach sich zieht. Nun geht ein neues Buch der Frage nach. Gerade jetzt scheint ihre Beantwortung besonders dringend

Autoreninfo

Wulf Schmiese leitet das „heute journal“ im ZDF. Zuvor hat er als Hauptstadtkorrespondent, jahrelang auch für die FAZ, über Parteien, Präsidenten, Kanzler und Minister berichtet.

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Es sagt sich gar nicht leicht, was eigentlich deutsch ist. Doch eine Antwort darauf zu finden, scheint so wichtig wie seit Jahrzehnten nicht. Denn die so lange angestrebte europäische Identität reicht nicht aus, wenn sich andere Nationen von Europa verabschieden, zumindest entfernen. Es braucht auch zunehmend die Selbstdefinition eines Staates, der Zugewanderte in sein Gemeinwesen integrieren muss.

„Dichte Fenster“ sind nicht die Antwort

Was waren das für Verrenkungen für und wider, als der damalige Oppositionsführer Friedrich Merz vor über anderthalb Jahrzehnten von „deutscher Leitkultur“ sprach. Sein Originalsatz fiel in einer Pressekonferenz im Jahr 2000 und klang so: „Es geht im Wesentlichen darum, dass die hier lebenden Ausländer auch bereit sind, sich einer deutschen Leitkultur anzuschließen.“

Damals wurde Spott gekübelt. Dabei schien Leitkultur auch den Kritikern gar nicht so schwer definierbar: Aufklärung, Humanismus, Toleranz, Freiheit, Gerechtigkeit – aber ist das „deutsch“? Christentum gehört zweifelsohne auch dazu, ebenso Judentum. Heute würde von manchen auch gefragt, wie es mit dem Islam ist. Gehört er nicht längst auch zu Deutschland? Die viel schwerere Frage war und ist also: Was ist deutsch?

Die Union blieb eine Antwort schuldig, hievte 2007 nur den Begriff „Leitkultur“ ins Grundsatzprogramm und verschwieg das „deutsche“. Die Parteivorsitzende Angela Merkel hatte Jahre zuvor ihre ganz eigene Definition gegeben, die schwerlich in ein Programm gepasst hätte. Auf die Frage, welche Empfindungen sie mit Deutschland verbinde sagte sie schon 2004: „Ich denke an dichte Fenster! Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen.“

Es entstehen Lücken für Antideutsche

Dieses spezielle Zitat hat nun der Publizist Peter Siebenmorgen wieder ausgegraben für sein Buch „Deutsch Sein“. Es ist ein scharfes Plädoyer, ein Appell gar an alle deutschen Demokraten, die ewig verschleppte Definition endlich vorzunehmen. Genauer gesagt: Deutsch sein endlich als das zu definieren, was diesen demokratisch gefestigten Nationalstaat ausmacht – inklusive düsterer Vergangenheit und lichter Gegenwart. Längst versuchten andere, den Begriff zu füllen – darunter jene, die eine Politik wollten, wie sie die Mehrheit der Deutschen nicht will; somit eine antideutsche Politik.

Klar, dass daran erinnert wird, wie Merkel jene schwarz-rot-goldene Fähnchen nach dem Wahlsieg 2013 streng einsammelte. An „Tagen wie diesen…“ Wolfgang Schäuble, der damals nicht dabei war, verteidigt seine Chefin in einem Gespräch mit Siebenmorgen über das „Deutsch sein“-Buch. Sie habe „instinktiv nicht zu sehr feiern“ wollen aus Rücksicht auf die FDP, die soeben aus dem Bundestag geflogen war.

Dennoch stimmt, was Siebenmorgen schreibt: „Das weiträumige Umkreisen jedweden Nationalvokabulars“ war eines der Stilmittel Merkels. Man darf gespannt sein, ob sie inzwischen bereit ist zu mehr „deutsch sein“.

Zwischen Requiem und Sommermärchen

Fairerweise muss man sagen, dass Merkel während des Sommermärchens 2006 ja durchaus nichts gegen deutsche Fahnenmeere zu haben schien. Auch, dass sie feierlich gelobte „Deutschland dienen“ zu wollen. „Aber die deutsche Wirklichkeit der Gegenwart bleibt vom doppelten Nationalbewusstsein geprägt“, fasst Siebenmorgen diese beiden Pole zwischen Spiel und Ernst zusammen: „Deutschland, ein Requiem – Deutschland, ein Sommermärchen“.

Es fehlt die Mitte, das normale, alltägliche Deutschsein, was freilich beide Seiten von ganz ernst bis ganz locker einschließt. Vielleicht wird eben wegen dieses Mangels so unergiebig gestritten wie dieser Tage etwa um ein Islamgesetz. Welches der CDU-Präsident Jens Spahn auch fordert, weil er das nationale, das konservative Profil der Union schärfen will. So wie er auch Wortführer war gegen die Wahlfreiheit für eine doppelte Staatsbürgerschaft. Dahinter steckt das, was man früher vaterländisch nannte. Andere aus der CDU halten erschrocken dagegen, weil sie eben fürchten, ihre Partei könnte als deutschtümelnd gelten, als unmodern.

Nationalstolz statt Nationalismus

Dabei könnte „Deutsch sein“ schlicht heißen, „sich den guten Traditionen verpflichtet zu fühlen, sich in deren Dienst zu stellen, sie fortzuführen“, wie es bei Siebenbürgen steht. Also sich auf die bundesrepublikanischen nationalen Werte zu berufen, diese „deutsch“ zu nennen.

Das wäre Nationalstolz. Es wäre Patriotismus und eben kein Nationalismus. Siebenmorgen macht klipp und klar, dass Fremdenhass das genaue Gegenteil von Patriotismus ist. Denn die Nation als Zufallsgemeinschaft könne eine so bindende Kraft haben, im Kern sei das nichts anderes sei „als die Liebe zu Fremden“.

Vaterlandsliebe bedeutet ja tatsächlich, sich einer Gemeinschaft von überwiegend Fremden zugehörig zu fühlen, fremden Menschen also, die man zum allergrößten Teil nicht persönlich kennt. Patriotismus also als Fremdenliebe. Was nun nicht wieder missverstanden werden soll, dass alle Fremden, die in Deutschland leben, auch deutsch sein wollen. Doch viele streben danach, geben sich redlich Mühe, teilen die Werte der Mehrheit.

Neues deutsches Selbstbewusstsein muss aber nicht einhergehen mit weniger Europa. Das eben war der Fehler des postnationalen Zeitalters, von dem auch Siebenmorgen schreibt. Die Jahrzehnte nach dem Krieg bis zum Mauerfall, als man in der Bundesrepublik das Deutschland lieber wegnuschelte und auf Europa setzte. Doch es muss kein Enweder-Oder sein. Beides geht. Nur das Europäische aber wird nicht gehen. Wir brauchen das Eigene, das „Deutsch sein“. Und das ist, wie weitgehend unser Land: aufgeklärt, tolerant und um Gerechtigkeit bemüht.

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Peter Rosenstein | Fr., 7. April 2017 - 10:57

"Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun" (Richard Wagner)

Giesela Kramski | Fr., 7. April 2017 - 11:10

"Dichte Fenster" sind schon nicht schlecht für das Land der Dichter und Denker.
Aber "diejenigen, die schon länger hier leben" als Ausdruck der schieren Berührungsangst mit "Deutschen" ist nochmal eine Klasse besser von der Politikerin, die die Richtlinien unseren DEUTSCHEN Politik bestimmen soll.

Ernst Laub | Fr., 7. April 2017 - 14:50

Antwort auf von Hermann Neumann

Unmöglich mit Politikern, die nicht ganz dicht sind!

Ingrid Dietz | So., 9. April 2017 - 18:13

Antwort auf von Hermann Neumann

wird nur ohne die BRD und die ohne EUrokraten funktionieren !

Walter Honrich | Fr., 7. April 2017 - 11:34

Welche Fragen hat sich der Autor denn bisher gestellt? Hat er nur über Leben auf dem Saturn, Quantenphysik und Psychologenwitze nachgedacht? Die Frage nach der eigenen Identität ist unmöglich, nicht in wenigen einfachen Worten zu beantworten. Unendlich schwer hingegen scheint es für unsere Politiker zu sein, die Gesetze über Nichtangriffskriege, keine Schuldenunion und sichere Grenzen einzuhalten.

Dennis Staudmann | Fr., 7. April 2017 - 11:53

ist erstaunlich. Um das zu erkennen, muss man gar nicht nach Deutschland gucken. Während hier "Patriotismus" zum tabuisierten "P"-Wort mutierte, gehört dieser bei unseren europäischen Nachbarn zum Selbstverständnis und ist die Grundlage eines Selbstbewusstseins, welches wir nicht haben. So wie es wahr ist, dass mit dem Holocaust das schlimmste Verbrechen der Geschichte von Deutschen begangen wurde, ist aber auch wahr, dass es eine deutsche Geschichte davor und danach gab, auf die man sehr wohl stolz sein kann und auch darf. Nur wenn wir als Nation lernen, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln, werden wir letztlich in der Welt auch akzeptiert und respektiert werden. Wie heisst es so schön: "Nur wer sich selbst liebt, kann auch geliebt werden.".

Eine Symbiose von Gliedern: Holocaust - Schuld - "WIR"
Wer ist denn immer dieses ominöse "WIR"?

Die Bundesregierung?
Das Parlament?
Bestimmte christliche Gruppierungen?
Sie?
Ich?

Verantwortlich sind eigentlich nur die, die zu den Ereignissen an der Macht waren oder es sind.
Ich bin nach dieser o.a. unsäglichen Zeit geboren.
Keine Sippen- oder Völkerhaftung.
Keinen Generalverdacht.

In der Wirklichkeit sind die Phrasen über die Verantwortung eines ganzen Landes oder eines ganzen Volkes gerade für diejenigen, die gegenwärtig an der Macht sind, besonders bequem - eben damals wie heute.
Denn so verstecken sie sich mit ihrer persönlichen Verantwortung hinter ihren Mitbürgern.
Wenn Millionen verantwortlich sein sollen, ist keiner persönlich verantwortlich.
Macht heisst auch "in Verantwortung stehen".
Welcher der vielfach fremdbestimmten Bürger im Lande kann sich diesen oftmals gesetzlich verbindlichen politischen Zwängen der Macht-Verantwortlichen entziehen?

Petra Ristow | Fr., 7. April 2017 - 12:09

Warum hängt man eigentlich den Begriff Deutsch am Beispiel der Kanzlerin auf? Wegen des Bonmots der dichten Fenster?
Ist nicht vielmehr damit ganz lapidar eine unserer größten Tugenden dar gestellt? Wenn wir was machen, dann richtig.
Ich denke, man darf nie vergessen, dass Frau Merkel ein höchst rationaler Mensch ohne Gefühlsduselei ist. Das ist nicht eine ihrer Schwächen, sondern eine ihrer Stärken.

Sepp Kneip | Fr., 7. April 2017 - 14:10

Antwort auf von Petra Ristow

"Das ist nicht eine ihrer Schwächen, sondern eine ihrer Stärken." Träumen Sie ruhig weiter bis der Traum zu eienem Albtraum wird. Da gefällt mir der Spruch: Lieber dichte Grenzen statt dichter Fenster schon besser.

Max Hoffmann | Do., 13. April 2017 - 17:57

Antwort auf von Petra Ristow

Ja, Sie haben recht. Allerdings hätte Frau Dr. Merkel bei der Physik bleiben sollen. Dort wäre sie, entsprechend ihrem Charakter, eine nützliche subalterne Mitarbeiterin geworden, die ihrem Chef viele Routinearbeiten abgenommen hätte. Stoisch hätte sie ihre Arbeitspensen abgearbeitet und Wechsel ihrer Chefs hätte sie nicht aus der Bahn geworfen, entsprechend ihrer Anpassungsfähigkeit. Mit innovativen wissenschaftlichen Aufgaben hätte man sie allerdings nicht betrauen dürfen. Jeder, der Erfahrung im Wissenschaftsbereich hat, weiß solche Charaktere zu schätzen. Man benötigt sie, damit andere effektiv wissenschaftlich arbeiten können. Früher hießen solche Leute "Labordiener".

Christiane Bohm | Fr., 7. April 2017 - 12:11

Ich wusste als Kind nicht,dass ich deutsch war, meine Mutter hatte mit der Heirat ihre Staatsangehörigkeit verloren hatte,denn mein Vater war "heimatloser Ausländer" gewesen.Wir lebten teilweise seine Nationalität,meine Mutter war auch in dem Land aufgewachsen und sprach die Sprache.Er war nicht in sein inzwischen kommunistisches Heimatland zurückgekehrt. Gefühlsmäßig hat mich das in keiner Weise tangiert. Natürlich gab es Mütter, die ihren Kindern verboten, mit uns zu spielen, was aber die Kinder nicht beeindruckt hatte. Habe deshalb auch überhaupt kein Verständnis für jammernde Ausländer, die sich unverstanden fühlen.
Später,mein Vater war früh verstorben, kam heraus, dass wir auch deutsch waren. Meine Mutter hatte einen Ahnenpass gerettet, der diese Linie bis 1760 dokumentierte Die Vorfahren kamen überwiegend aus Nordfriesland .Es macht Freude, dem nachzuspüren.In alten deutschen Städten in ganz Europa sieht man den ehemaligen Wohlstand. Nur Frieden erzeugt Wohlstand.
Bin stolz.

Gerdi Franke | Fr., 7. April 2017 - 12:16

Da verkrampfen sich einige ganz gewaltig. Ist es wirklich so schwer? Ist es etwas anderes als Franzose zu sein oder Spanier oder Österreicher? Und es hat absolut nichts mit Zugewanderten zu tun. Und ich muss auch niemand integrieren! Da wollen mir einige mein Land und mein Nationalgefühl schlechtreden. Weil sie ja globaler denken. Aber global denken ist inzwischen schon wieder out, es haben nur nicht alle bereits mitbekommen.

Peter Krebs | Fr., 7. April 2017 - 16:27

Antwort auf von Gerdi Franke

Frau Franke, mit wenigen Sätzen gut definiert. Das was uns unterscheidet von Franzosen, Spaniern, Engländern u.a. ist daß wir den unwürdigen, schrecklichen Teil unserer Geschichte immer wieder thematisieren was von unseren Nachbarn auch dankbar aufgenommen wird. Das ist der Grund für unsere Deutsch-sein-Verkrampfung. Andere Völker haben mit ihrer Geschichte weniger Probleme obwohl diese ganz sicher auch dunkle Flecken hinterlassen hat. Unter anderem ein
Grund für den Afrika-Exodus. Es wird höchste Zeit, daß hier lebende Menschen stolz auf dieses Land sind bzw. wenn nicht es eben verlassen.

Christiane Bohm | Fr., 7. April 2017 - 12:31

Deutsche Sprache ist für mich ein starkes Symbol. Egal in welchem Teil auch ehemals deutschsprachigen Europas, man sieht die Schönheit der Städte mit Fachwerk, Spielwerken in Uhren, Spielzeugherstellung, schöne Fassaden. Es hat wenig Müßiggang gegeben. Auch wenn ich mal einen Wandergesellen sehe, freue ich mich über eine alte deutsche Tradition. Ich sehe eine Kontinuität, die sehr speziell ist.
Bezeichnend ist, dass deutsche Dörfer im Ausland hervorstechen aus ihrer Umgebung. Beispiel Blumenau in Brasilien. Nicht zuletzt ist der Gemeinschaftsgedanke wie in Genossenschaften u. a. etwas, das in anderen Ländern nicht selbstverständlich ist. Manche Länder übernehmen was, andere hassen uns dafür.

Marcus Hallmoser | Fr., 7. April 2017 - 12:31

Sie sind das Ergebnis einer langen Entwicklung. Diese longue durée beschreiben die Historiker der Annales-Schule.

Was die Deutschen als Nation eint und zu Deutschen macht, ist eine jahrhundertealte, gemeinsame Alltags-, Sitten-, Mentalitäts-, Kultur- und Geistesgeschichte, die Teil der jeweilig ähnlichen aber dennoch unterschiedlichen Geschichte der anderen europäischen Völker ist.

Vieles davon ist so gesehen Teil eines kollektiven Unbewussten. Andernfalls müsste man ja Spezialist für die Alltags-, Sitten-, Mentalitäts-, Kultur- und Geistesgeschichte der Deutschen sein, um genau sagen zu können, was an den Deutschen das Deutsche ist.

Der Versuch Helmut Kohls in Anlehnung an Ernst Nolte, einen neuen deutschen Patriotismus zu formen und dadurch ein bodeständiges und europafreundliches deutsches Nationalbewusstsein zu begründen, wurde von Grünen und der SPD brutal niedergemacht und im Keim erstickt, und zwar mit den von dort bekannten jakobinisch-maoistischen Methoden.

Alexander Groh | Fr., 7. April 2017 - 12:33

Das Thema ist von Politik und Medien schon dermaßen korrumpiert, breit getreten, missbraucht und pönalisiert, dass man sich kaum noch aufraffen mag, den Artikel zu lesen. Und wenn man dann Abends im Fernsehsessel, der Müdigkeit geschuldet, nicht schnell genug aus dem Programm des Staatsfernsehns wegzappt, fällt einem erstaunt auf, dass man Patriotismus in anderen Ländern und Kulturen als etwas Positives darstellt wird, während man im eigenen Land die gleichen Umstände als Ausdruck von "völkischem Nationalismus" bezeichnet oder gar wie die Grünen im Wahlkampf! die Nationalhymne ändern lassen wollen, weil von deutschem Vaterland die Rede ist.

Vor ca. 20 Jahren in der Arena in Verona. Nach Ende der Oper Nabucco und dem von den begeisterten Menge gesungenen Gefangenenchor hörte man zunächst nur vereinzelt ein "Viva Italia", aber nach kurzer Zeit schien das gesamte Publikum einzustimmen. Es war überwältigend! Ein deutscher Besucher in unserer Nähe meinte: Wenn wir das bei uns machen würde, wären wir alle Nazis. Wie wahr, leider.

Bernhard Jasper | Fr., 7. April 2017 - 12:45

Herr Schmiese, ich glaube der Jurist Friedrich Merz hat unsere Verfassung und Demokratie gemeint, also eine „zivilisatorische“ Errungenschaft. Insofern kann man es auch als einen Verfassungspatriotismus verstehen, im Gegensatz zum Nationalismus. Das Recht zähmt auch die vielfältigen Kulturen in einer Gesellschaft - für ein friedliches Zusammenleben. Zivilisatorisches Denken ist ebenso universalistisch. Auch hat es etwas mit „sozialer Entwicklung“ und „Fortschritt“ zu tun.

Kultur:

Heute leben wir in einer Zeit, die das Individuum zu begünstigen scheint, dem Sich-unterscheiden-Wollen wird Raum gegeben. Jedoch verlangen Menschen immer auch nach übergreifenden Symbolen und symbolischen Gesten- nach dem großen Konsens- erscheint auch kulturgeschichtlich als ein durchgängiges Motiv. Dieser Konsens wird heute alltagsmäßig inszeniert- Lifestyle als Brauchtum und Folklore.

P.S.: Was du sinnlich nicht bist, das bist du auch nicht.

Markus Michaelis | Fr., 7. April 2017 - 12:50

Meine Bedenken wären, dass die "Postnationalen" im Moment zu realitätsfern überspannen. Realitätsfern insofern, dass einfach nicht genügend Menschen dahinterstehen (auch oder gerade nicht die Fremden oder Migranten). Realitätsfern auch insofern, dass Postnational nicht als eine Möglichkeit hingestellt wird, die man politisch (d.h. konstruktiv streitend über subjektive Vorlieben) vertritt, sondern als universeller Wert. National wird da zu sehr mit Krieg, Unterdrückung, Rassismus etc. gleichgesetzt. Solche Übertreibungen können leicht in's Gegenteil umschlagen - wie das dann aussieht will ich lieber nicht wissen.

Barbara Kröger | Fr., 7. April 2017 - 12:55

Wenn Frau Merkel spontan „dichte Fenster“ mit Deutschland verbindet, tja, dann sagt das Einiges über Frau Merkel aus. Nun ja, die BK hat möglicherweise ein sehr spezielles Verständnis von Deutschland. Aber Genaues weiß man nicht, da sie sich zu dem Thema ja nicht äußert und gerade dieses Schweigen sagt eben auch wieder Einiges aus….
Vielleicht sollte man mal im Ausland nachfragen, was man dort unter Deutschland versteht. Aus der Distanz sieht man ja manchmal die Dinge klarer. Und dann sind alle Deutschen auch auf der sicheren Seite. Da kann dann Keiner von uns etwas Unerwünschtes gesagt haben und Ärger bekommen.
In Deutschland ist das mit der freien und offenen Diskussion ja leider mal wieder so eine Sache.

Wie schrieb H. Heine so treffend, „Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht“. Daran hat sich leider nichts geändert, lieber Heinrich Heine.

H. Joachim Luig | Fr., 7. April 2017 - 13:04

Mir kommt es oft so vor, als sei deutsch sein: Die Orientierung im Leben finden durch den herab-lassenden Fingerzeig auf andere.

Sepp Kneip | Fr., 7. April 2017 - 13:10

„Es geht im Wesentlichen darum, dass die hier lebenden Ausländer auch bereit sind, sich einer deutschen Leitkultur anzuschließen.“ War Friedrich Merz damals schon Mitglied und Vorsitzender der Atlantikbrücke? Hatte Merkel in Zeiten des Sommermärchens schon die Order gehabt, Deutschland abzuschaffen? Eigentlich müsste die Zwischenüberschreift lauten: Zwischen Sommermärchen und Requiem. Denn zwischen 2006 und heute ist viel passiert. War Deutschsein damals noch patriotisch, ist es jetzt eine Schande. Wer bestimmt das eigentlich? Die "Elite"-Zirkel, die in ihrer maßlosen Globalisierungspolitik die Nationen abschaffen wollen und vornehmlich Deutschland? Ist das deutsche Establishment darauf eingeschworen? Führt es nur Befehle aus? Ist die Linksdrift Merkels all dem geschuldet? Fragen über Fragen. "Wir brauchen das Eigene, das „Deutsch sein“. Und das ist, wie weitgehend unser Land: aufgeklärt, tolerant und um Gerechtigkeit bemüht." Dieser Feststellung, Herr Schmiese, stimme ich voll zu.

Ralf Müller | Fr., 7. April 2017 - 13:22

Sozialstaat funktioniert nur, wenn die zahl der Clubmitglieder extreme klein bleibt. Das setzt zwingend geschlossene Grenzen voraus. Ansonsten sinkt die Akzeptanz für Umverteilung massiv. In der BRD ist das bereits der Fall. Viele Reiche wollen merkels Flüchtlinge nicht mehr finanzieren, entziehen sich. Und zwar zurecht. Ein Sozialstaat braucht Steuergelder. Empfänger sozialer leistungen können nicht Fremde sein, den Steuergelder dienen eigenen Zwecken, nicht fremden. In wenigen jahren wird der Sozialstaat Geschichte sein. kein Land kann Millionen nicht gebrauchter Zuwanderer jahrelang durchfüttern. Niemand braucht diese Menschen. Stattdessen warden viele Deutsche die Arbeit verlieren, wenn industrie 4.0 richtig in fahrt kommt. Automation, Robotik sind die Zukunft. Arbeitskräfte nur noch dort, wo unverzichtbar. Produktivität hängt nicht am Menschen. Haben Merkel & Co. nicht begriffen oder verschweigen es arglistig. Nochmal, viele Deutsche werden dann nicht mehr gebraucht.

A.Merkels Begründung für eine weitere Kandidatur waren nicht Vollendung von: Energiewende, Integration,Eurorettung,usw. - nein, vielmehr hat sie die Digitalisierung hierfür genannt. Hab aber noch keinen Gedanken von ihr mitbekommen, wie sie den ganz sicher auf uns zukommenden Cyber-Krieg entgegnen möchte.

Robert Flag | Fr., 7. April 2017 - 13:32

Deutsch, das sind für mich die preußischen Tugenden:
Aufrichtigkeit
Bescheidenheit
Ehrlichkeit
Fleiß
Geradlinigkeit
Gerechtigkeitssinn
Gewissenhaftigkeit
Ordnungssinn
Pflichtbewusstsein
Pünktlichkeit
Redlichkeit
Sauberkeit
Sparsamkeit
Toleranz
Unbestechlichkeit
Zurückhaltung
Zielstrebigkeit
Zuverlässigkeit

Sie haben hinsichtlich "preussisch" vergessen:
- Militarismus
- Ignoranz
- Besserwisserei
- ... und vieles mehr

Genau wegen solch engstirniger Beiträge brauchen wir eine Debatte über nationale Identität oder Leitkulturen nicht. Das GG als Minimalkonsens reicht völlig aus.

Rolf Pohl | Fr., 7. April 2017 - 18:54

Antwort auf von Thomas Wirz

wo Sie schon so schön dabei waren "preussisch" exclusiv mit den Attributen Militrarismus, Ignoranz und Besserwisserei zu versehen, zu deuten wie zu verbinden, unterlassen Sie es doch bitte nicht, dass sich zur Zeiten der Preussen auch z.B. Franzosen, Briten, Belgier, Russen, Italiener, Japaner, Östereicher und Ungarn, Türken und einige mehr, mit den von Ihnen genannten drei Attributen schmücken durften, alle gemeinsam jedoch vermieden.
Also, ergänze wiederum ich, der Vollständigkeit wegen, noch um das Attribut "engstirnig" .
Ich wünsche allen Teilnehmern ein geselliges Wochenend, z.B. im Beisein von stets Gleichgesinnten. Und, immer schön aufpassen was das Gegenüber meint, sagt oder denkt, es muss stets widersprochen und/oder unbeachtet bleiben. Wärs anders liefe man ja ungewollt Gefahr, sozusagen informierter zu sein um in Folge zu vollständigen Sachverhalten zu kommen.
Parole: "Giftig macht Spass"

Roland Mock | Sa., 8. April 2017 - 10:30

Antwort auf von Thomas Wirz

Wie bezeichnet man wohl einen, der 100 Jahre nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs Deutschland noch mit "Militarismus" identifiziert? Ewiggestrig? Und weshalb Deutsche "besserwisseriger" und "ignoranter" als Franzosen, Russen oder Japaner sein sollen erschließt sich mir auch nicht.

Ulrich Bohl | So., 9. April 2017 - 16:22

Antwort auf von Thomas Wirz

Falls Sie diese Eigenschaften bei sich erkennen, es scheint
zumindest so, wäre es gut wenn Sie sie nicht pauschal auf
alle Deutschen übertragen würden. Herrn Flag würde ich
schon in vielen Punkten zustimmen. Die von ihm genannten
Tugenden widersprechen nicht dem Grundgesetz und sind
damit nicht negativ zu bewerten.

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 7. April 2017 - 14:41

Antwort auf von Robert Flag

Sie haben so recht, dass unser Land für diese Eigenschaften steht, die unsere Wirtschaft und uns nach dem 2. Weltkrieg so stark gemacht haben.
Leider sind diese Eigenschaften unmodern geworden weil sie Anstrengungen der Bürger bedeuten. Unsere Wirtschaft und damit auch wir haben uns dem Weltmarkt angepasst und damit auch unsere Tugenden verloren und unsere Identität verleugnet.
Heute ist unser Staat marode (zumindest seine Einrichtungen), unsere Schulden werden immer höher und die Zuverlässigkeit unserer Baumeister erkennt man an BER und anderen Großprojekten - oder sind es nicht mehr unsere Baumeister, die da werkeln weil auch das dem Preisdiktat geopfert wurde.
Freuen wir uns auf die schöne neue Zukunft mit einer globalisierten Weltbevölkerung ohne Wurzeln und ohne Identität.

Die Kinder lernen nur nach Halbwissen, wurden durch grüne Pädagogik gut in ihre Rechte eingeführt. Später kam noch dazu, sich nichts mehr sagen zu lassen, alles Eigenschaften, die direkt in die Ausbildungsunfähigkeit führen.

Das meiste der "preußischen Tugendne" davon ist für Politiker nicht zutreffend. Wird aber beim Wahlvolk gern gesehen, eingefordert und geschätzt.
Politik ist anders, schwer erklärbar, aber auf keinen Fall redlich, zuverlässig, sauber, zielstrebig, ehrlich, pflichtbewußt, gerecht, bescheiden oder gar aufrichtig. Was soll ein Politiker dann mit diesen Tugenden?
Dann doch besser dichte Fenster und Klimaschutz mit falschen Zahlen...

sind als Voraussetzung für eine gelingende Integration im Rheinland leider völlig unbrauchbar. Hier sollte man sich unbedingt an das Rheinische Grundgesetz halten:

§1: Et es wie et es!

§2: Et kütt wie et kütt!

§3: Et hät noch immer jot jejange!

§4: Wat fott es, es fott!

§5: Et bliev nix, wie et wor!

§6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet!

§7: Wat wellste maache!

§8: Maach et jot, ävver nit ze of!

§9: Wat sull dä Quatsch?

§10: Dringste eine met?

§11: Do laachs dich kapott!

Die sogenannten Preußische Tugenden betrachtet der Reinländer zwar wohlwollend, jedoch weitgehend distanziert und nicht ganz ohne ein Gefühl des Mitleids. Einen gesamtdeutschen leitkulturellen Anspruch können diese Tugenden wohl kaum erheben. Wir müssen also weiter suchen... ;-)

Helmut Rottler | Fr., 7. April 2017 - 14:42

"Deutsch" bedeutet in meinem Fall: Anfang August 1944 zufällig in einem Bombenkeller der Bayreuther Hauptpost geboren worden zu sein und wegen des Knalls einer Luftmine vor Schreck das Atmen eingestellt zu haben. Das habe ich immer noch intus. Mehr bedeutet es mir NICHT.
Erster Satz meiner Vita bei FAA: "I am inhabitant of this planet, called "earth"-

Bettina Sonnenschein | Fr., 7. April 2017 - 14:48

Warum vermischen sich Themen die mit unserer Staatsbürgerschaft zu tun haben,zwangsläufig mit Flüchtlingen?
Ich kann nur den Artikel von H. Broder empfehlen "Ich muss an Flüchtlingen keine Buße für alte Sünden tun".
Meine geflüchteten Nachbarn haben jedenfalls keine Fragen zur Deutschen Identität und was Deutsch ist. Die sind auch nicht auf der Suche nach Kontakten, man pflegt seine eigenen Kreise. Und weder die ägyptischen, noch die afghanischen Nachbarn wollen Deutsch werden.
Deutsch sein darf ich nur mit "schlechtem" Gewissen? Da sage ich ganz klar nein zu, denn dafür sind meine Eltern in den 68ern auf die Strasse gegangen.

Gerhard Hellriegel | Fr., 7. April 2017 - 14:48

... ein Deutscher? Gibt es noch überflüssigere Fragen? Die Leitkultur heißt Grundgesetz, was sonst? Punkt. Alles andere ist der Versuch, die Freiheitsrechte einzuschränken, indem man sich auf Erfindungen irgendwelcher Art wie "Deutschtum" usw beruft. Nein danke.

Verfassungspatriotismus ist sehr spartanisch. Die nationale Befindlichkeit hat auch zu tun mit: einem Geschichtsbewusstsein, Erfahrungen mit dem politischen und Rechtssystem, dem Vertrautsein mit einem Medien- und Bildungssystem, Städten/Landschaften, Muttersprache, regionalen Mundarten, Kultur, Traditionen, Bräuchen (Küche, Karneval, Oktoberfest)(SWR-Umfrage zum Thema Heimat von 2015). Die Studie „Die Identität der Deutschen“ der Identity Foundation von 2009 erklärt den „Föderalismus“ zum Grundmuster deutscher Identität.“ In „Erfindergeist, Sicherheit, Tradition und Sentimentalität“ finde die deutsche Identität ihren Ausdruck. Bei der Umfrage der Stiftung fühlten sich Befragte u.a. mit Deutschland verbunden, „weil Deutschland noch immer das Land der Dichter und Denker ist“, „ weil ich die deutschen Tugenden und Charaktereigenschaften schätze“, „weil ich die deutsche Tradition und das Brauchtum schätze“ „weil Deutschland in Politik, Wirtschaft und Sport besonderes geleistet hat“.

Willi Mathes | Fr., 7. April 2017 - 15:31

Die deutsche ( Leit ) Kultur befindet sich praktischer Weise im deutschen Kulturbeutel.
Verfassungspatriotismus ? Man liebt im Speieserestaurant nicht die Speisekarte- sondern die Speise !
Also ran an die deutsche Kultur !

Kulturelle Grüsse
willi

Dimitri Gales | Fr., 7. April 2017 - 15:35

auf jeden Fall Offensives, dagegen ist Patriotismus für ein Land unabdingbar, denn man ist ja von Nationalstaaten umgeben, die auch Konkurrenten sind, die ihre eigene Identität unterstreichen - Europa hin, Europa her.
Aber man sollte die Ambivalenz der Deutschen verstehen: die Verbrechen der Nazizeit werden auch in tausend Jahren nicht vergessen sein; deshalb kann man trotzdem Patriot sein, die anderen Nationen sind es ja auch.

Christa Schreiber | Fr., 7. April 2017 - 16:46

Wie sind denn Frau Merkels Empfindungen für Deutschland zu verstehen? Positiv oder negativ? 'Schöne, dichte Fenster' - eine eigenartige Aussage, die, wie vieles andere von ihr, schwer einzuordnen ist.
Das Schöne an Europa sind die vielen Nationen, dicht nebeneinander, über Jahrhunderte gewachsen, unterschiedlich in Sprache und Eigenheiten. Alle mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Nationalstolz, aber alle aus dem gleichen Kulturkreis. Die meisten Menschen brauchen diese Zugehörigkeit, die Gemeinschaft. Sie sind stolz auf ihr Land, ihre Herkunft.
Es ist sicher gut und richtig, Menschen aus Kriegsgebieten Asyl zu gewähren. Es ist aber eine andere Sache, sie integrieren zu wollen. Können und wollen sie sich in einen ihnen völlig fremden Kulturkreis integrieren und 'deutsch' werden? Die meisten werden in einer Parallelgesellschaft leben, fremd in einem fremden Land, entwurzelt. Ihren Nationalstolz werden sie sich bewahren, bestens zu beobachten bei den Deutsch-Türken i.d. Tagen

Burkhard Brätsch | Sa., 8. April 2017 - 23:29

Antwort auf von Christa Schreiber

Sie haben völlig Recht, Frau Schreiber. Die wünschenswerte Integration stellt heute eine Aufgabe dar, für die ich keine Lösung sehe. Das zugrunde liegende Problem: Den Nationalstolz hat man uns ab 1945 erst austreiben wollen, und dann haben wir ihn uns im Bewußtsein für das (Zitat) "Gebirge von Schuld" abtrainiert und abgeleugnet. Ein Geschichtsbild, das sich auf die bewußten 12 Jahre beschränkt, macht es schwer, heute noch auf Deutschland stolz zu sein. Bis 1933 waren wir das Volk der Dichter und Denker. Heute sind wir im Bewußtsein sehr vieler Deutscher nur noch das Volk, das das Undenkbare in die Tat umgesetzt hat. Darauf kann man nicht stolz sein. D. h. wir haben den Zuwanderern keine Indentität zu bieten, auf die sie ihren Nationalstolz übertragen könnten. Was wir bieten können ist ein hohes Maß an sozialer Sicherheit; die läßt man sich gefallen, aber uns verachtet man.

Bernhard Jasper | Fr., 7. April 2017 - 16:47

Zitat: „Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage „was ist deutsch?“ niemals ausstirbt.“

Hermann Geisbusch | Fr., 7. April 2017 - 17:50

Als typische Eigenschaft der Deutschen werden Intelligenz und Fleiß genannt. Dazu noch Ausdauer, Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit, Akribie und mehr. Das ist das, was uns von Italienern, Griechen, Franzosen usw. unterscheidet. In einer Gemeinschaft sind es diese Werte, die uns verbinden. Das ist gewissermaßen unsere Kultur.
Menschen die aus einem anderen Kulturkreis kommen haben andere Vorstellungen vom Leben. Das macht den Unterschied aus.

Cristina Lenz | Mo., 10. April 2017 - 15:32

Antwort auf von Hermann Geisbusch

"Als typische Eigenschaft der Deutschen werden Intelligenz und Fleiß genannt. Dazu noch Ausdauer, Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit, Akribie und mehr. Das ist das, was uns von Italienern, Griechen, Franzosen usw. unterscheidet."

Lieber Herr Schmiese, danke für diesen Artikel, war einen Versucht wert!

Dr.Lothar Sukstorf | Fr., 7. April 2017 - 18:09

Fragt man einen Franzosen, Engländer etc., was englisch, französisch sei, tun die sich ebenso schwer wie wir. Deutsch sein, ist zunächst reine Emotio. Wir erklärt man Liebe? Deutschsein ist schon mehr, als das GG von 1949 ins Spiel zu bringen; wir haben Traditionen, eine Kultur, Zivilsation, Werte, die sich gebildet haben, die spezfisch sind, die es anderswo nicht gibt. Viele zig-Tausende Männer meiner Generation haben in den sechziger und siebziger Jahre als Soldaten gedient, uns war bewußt, dass man im Ernstfall, für sein Volk, sein Vaterland auch sein Leben verlieren könnte. Dennoch haben wir mit diesem Wissen gedient. Es gab sie nämlich damals noch diese Werte: Volk, Vaterland, Pflicht, Opfer, Treue...wenn man dieses heute alles verleugnet, nimmt man uns die Identität, beraubt uns unserer Werte - und allein, aus diesem Grunde z.B., bin ich ein erbitterter Gegner der Grünen und Merkel. Ich lasse mir von Niemanden meine Werte nehmen und in meine Gefühle für mein Vaterland dreinreden.

Reinhard Benditte | Fr., 7. April 2017 - 18:12

Man muß es nicht, sondern man muß es leben, man muß zeigen, daß man stolz auf dieses Land ist. Politiker müssen es vorleben, man muß es bei Veranstaltungen zeigen, auch die Flagge gehört dazu und das Nationallied.

Aber das hat man alles den Deutschen abgewöhnt. Im Gegenteil, Politiker „freuen“ sich, wenn sie bei einer Anti-Deutschen Demonstration in vorderster reihe mit marschieren können – Beispiel Claudia Roth. Die Bundeskanzlerin spricht weder von Deutschen, sondern von denen, die schon länger hier leben, und Sie spricht nicht vom deutschen Volk, sondern Sie definiert Volk als diejenigen, die im Land leben. Wer darüber hinaus den Schutz der Grenzen ablehnt und unkontrollierte illegale Zuwanderung zuläßt, der darf sich nicht wundern, wenn „Deutsch sein“ bei den Zugewanderten keine patriotische Stimmung aufkommen läßt und bei denen, die im Land geboren wurden und/ oder eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sich eher Flucht Gedanken bre

Hendrik Tongers | Fr., 7. April 2017 - 18:43

" Die Deutschen besitzen als die Einzigen in Europa die Neigung, sich für abstrakte Wahrheiten zu begeistern, ohne sich um deren praktischen Folgen zu kümmern." Dafür ist die "Große Metaphysikerin" Merkel wohl ein Paradebeispiel.

Michael Mackel | Fr., 7. April 2017 - 20:10

Die "Leitkultur-Debatte" muss kommen - und darf es sogar, da Völkerrecht jedem Volk die Verteidigung seiner Kultur zubilligt: UNESCO "Schutz der Kulturellen Vielfalt" fodert keine Kulur auf, vor internationaler Jury ihre "Leitkultur" vorzutragen - nur wir Deutschen glauben beglaubigen zu müssen, was uns zusammen hält: und das ist unsere verdammte und geschätzte Geschichte auf unserem Boden. Was total fehlt ist eine Analyse der Bankrott-Gründe all der Kulturen, die einwandern und sofort Anpassungen unseres Grundgesetzes an ihre bankrotten Kultur-Richtlinien fordern - mit Friedrich-Ebert-Stiftung, SPD,Linken und Grünen als Brückenkopf-Pionieren dieser Einwanderer.

Maik Harms | Fr., 7. April 2017 - 20:39

Warum wir Deutsche uns so schwer tun mit dem Deutsch-sein, ist ja bekannt und verständlich. Mit Blick auf andere Völker, gerade auch unsere Nachbarn, ist das aber gar nicht so schwer, das Deutsche zu definieren. Es hat ein deskriptives und ein normatives Element, zurückblickend in Raum und Zeit diejenigen Elemente versammelnd, die den Personenverband in dieser Gegend Europas über Jahrhunderte geprägt haben: Sprache vor allem, auch Alltagssitten, geschichtliches Erleben und Überlieferung, Staatlichkeit, Rechtsdenken, Kultur in all ihrer Ausprägung. Und es ist voran blickend in die Zukunft die Summe der grundlegenden, weitgehend getragenen Werte und Ziele, also Freiheit, Gleichheit, Einheit, Toleranz, europäische Brüderlichkeit (nicht zwingend die jetzige EU), unser Verständnis von Sozialem, Säkularem, Effizientem. Das normativ-zukunftsgewandte ist notwendigerweise unbestimmter und fluider als das deskriptiv-rückblickende, aber zusammen ergeben sie ein bestimmbares Ganzes.

Dorothea Weber | Fr., 7. April 2017 - 22:20

Das Grundbedürfnis Dazuzugehören wird uns schon in die Wiege gelegt. Zu einer Familie zu gehören, zu einem Ort, zu einer Gemeinschaft, Firma und ganz besonders zu einem Volk usw. Um dazuzugehören muss ich die Sitten, Gebräuche, die Sprache und natürlich auch die Tabus kennen. Gibt es diese Werte nicht oder werden nach und nach aufgelöst bzw. als nicht schützenswert angesehen, verliert ein jeder Halt, Sicherheit und Orientierung. In der Zwischenzeit glaube ich genau das in Deutschland als Resultat des abtrainierten Patriotismuses zu sehen. Ein zutiefst verunsichertes Volk, das sich nicht traut ein deutsches Volk zu sein.

Peter Wagner | Sa., 8. April 2017 - 00:12

Eine Zufallsgemeinschaft dagegen ist, mit wem ich in der U-Bahn bin. Dort muss ich mich inzwischen umsehen, ob ich nicht den Wagen wechseln sollte. In einer Nation dagegen kann ich Vertrauen haben. Da Blut dicker ist als Wasser, offenbar.

Es ist sehr bezeichnend, dass manche soviel Energie darauf verwenden, alle unsere natürlichen Identitäten zu bekämpfen: Geschlecht, Familie, Nation.

Merkwürdigerweise geschieht das nur in Europa und Nordamerika. Niemand geht nach Indien oder Togo und fragt die Leute dort, was eigentlich togolesisch sei, während er zugleich betont, dass es in jedem Fall sehr untogolesisch sei, Nichtogoleser nicht als Togoleser zu betrachten.

Ich denke nicht, dass ich diejenigen unterstützen werde, die meine Nation und letztlich mich selbst und meine Lieben bekämpfen.

Hans Page | Sa., 8. April 2017 - 09:04

um zu verstehen was Deutsch sein ist oder bedeutet ist im Ausland zu leben. Das Deutsch sein wird dann von den Anderen, Nicht-Deutschen definiert. Die haben durchaus klare Vorstellungen was "Deutsch" ist und was nicht.

Andreas Müller | Sa., 8. April 2017 - 10:01

Herrliche Merkelschelte allenthalben und ich frage mich ehrlich, wie gut es einem gehen muss, wenn man solche Sorgen hat, wie hier überall zu lesen. Nach 2 Weltkriegen in dichter Folge und ziemlich gut überwundenem Terrorismus in Europa gibt es m Vergleich zum Rest der Welt scheinbar wieder große Langeweile: kaum Naturkatastrophen, viel Sicherheit, guten Wohlstand - aber natürlich ist die Anspruchsskala nach oben offen und die Aufgeklärtheit und Rationalität verschwindet sofort, wenn es einem wieder es "fremdelt". Leute, Leute, kommt zu Euch und versucht zu erkennen, wie gut es uns eigentlich geht. Und macht Euren Frieden mit Entwicklungen, die man nicht zurück drehen kann. Wer billiges Kinderspielzeug möchte, braucht amazon und Produktion in China. Oder IT aus den USA. In den meisten Unternehmen der Hi Tec Industrie arbeitet man Multikulti. Non reversibel! Die Zeit wird über die rückwärtsgewandten Spießer mit Formgewächsen inmitten der Kieselsteinvorgärten hinwegziehen.

Gunvald Steinbach | Mo., 10. April 2017 - 14:54

Antwort auf von Andreas Müller

Die Zeit wird über die rückwärtsgewandten Spießer mit Formgewächsen inmitten der Kieselsteinvorgärten hinwegziehen, genauso, wie sie über sogenannte Progressive mit ihren realitätsfernen Ideologien hinwegziehen wird. Alles fließt, und was heute oben schwimmt, sinkt morgen auf den Grund. So ist die Zeit. Nonreversibel!

Jacqueline Gafner | Sa., 8. April 2017 - 17:04

Darauf muss man erst einmal kommen. Ist das womöglich typisch deutsch? Mit "Vaterland" ist doch wohl das "Land des Vaters" gemeint, oder täuscht das? Auch im französischen "patrie" und im italienischen oder spanischen "patria" steckt (trotz weiblichem Genus) der lateinische "pater" (Vater), wogegen im englischsprachigen Gebiet "motherland" (Mutterland) gebräuchlicher ist. Gemeinsam ist all diesen Begriffen, dass sie auf das Land verweisen, in dem die unmittelbaren Vorfahren lebten, wenn nicht selber schon geboren wurden. Da nun angestrengt etwas anderes hinein interpretieren zu wollen, weil es politisch korrekter ist oder der guten Sache dient, mutet zugegeben ziemlich "deutsch" an, wenn man das als Nichtdeutsche mit verhaltener Stimme sagen darf. Ein etwas entspannterer Umgang mit der eigenen Identität könnte jedenfalls nicht schaden und hat wenig mit Fremdenfeindlichkeit zu tun.

Bernd Reinhardt | So., 9. April 2017 - 17:55

Das wir Deutschen ein gestörtes Verhältnis zum Nationalstolz haben ist bekannt. Sehr viele kennen nicht einmal die eigene Nationalhymne auswendig.
Szenenwechsel:
Die Bevölkerung der USA hat ihren Ursprung aus fast allen Ländern dieser Welt aus unter-schiedlichen Kulturen mit unterschiedlichen Hautfarben, usw. Aber eines eint sie alle, sie sind alle Amerikaner und sie sind stolz darauf.

Ich stelle mir eine Frage: Können wir überhaupt von Ausländern (Flüchtlingen, Asylanten, Migranten, usw.) erwarten sich zu integrieren, wenn wir Deutschen schon Probleme haben auf unser Land stolz zu sein?

Julia Wille | Mo., 10. April 2017 - 17:02

Als Teenager las ich ein Zeile :" Ich leb hier, weil ich hier geboren wurde." - das gab ungefähr meine Einstellung zum Deutschen wieder, weder Stolz noch Scham.
Ist die DDR nun Teil des Deutschseins? Oder war man als DDR Bürger nicht deutsch oder deutsch genug? Aber was war man dann?
Ich finde die Diskussion hier hochinteressant, wundere mich aber warum oft versucht wird eine einseitig gute/ oder schlechte Definition zu finden.
Kann man deutsch sein, ohne die Sprache zu beherrschen? Wann wird man Deutscher und wann hört man auf Deutscherm zu sein.
Ich habe in Kanada viele Menschen getroffen, die sich als deutsch empfanden, ohne die Sprache zu beherschen, ohne in Deutschland geboren zu sein, oder auch nur gelebt zu haben. Ist Zugehörigkeit mehr ein Gefühl als alles andere?

Lara Engelhardt | Mi., 12. April 2017 - 14:06

Da fallen mir Eigenschaften ein wie pünktlich, verlässlich, ordentlich, gesetzestreu, fleißig, strebsam, zielorientiert, erfinderisch, genau

aber auch

stur, rechthaberisch, belehrend, überheblich, humorlos, verbissen

Was davon charakterisiert uns nun am besten? Mal abgesehen davon, dass andere Völker auch ähnliche Eigenschaften haben. So könnte die erste Aufzählung z.B. auch für Schweizer gelten.

Es geht also doch eigentlich um Stereotype, was andere Völker als typisch deutsch ansehen. Da ist der Italiener ein Frauenheld oder Mafioso, der Franzose ein Lebemann und Verführer, der Engländer ein durch und durch korrekter und fairer Zeitgenosse etc. pp. Stimmt alles so nicht...

Insofern halte ich die Fragestellung nur dahingehend für zielführend, zu beantworten, was die deutsche Gesellschaft ausmacht, welche Regeln, Sitten und Gebräuche.
DAS unterscheidet uns letztlich von anderen, und wie wir damit umgehen. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.