Anhänger der Bürgerinitiative "Pulse of Europe" demonstrieren am 19.03.2017 auf dem Gendarmenmarkt in Berlin für die europäische Idee. Bundesweit gibt es Versammlungen der EU-Befürworter.
Die europäische Flagge hat es schwer im Krisen-Gewitter. Aber sie weht / picture alliance

60 Jahre Römische Verträge - Raus aus der Sinnkrise

Am 25. März 1957 wurde mit den Römischen Verträgen der Grundstein für die Europäische Union gelegt. 60 Jahre danach ist vom Optimismus der Anfangszeit kaum noch etwas zu spüren. Eine Gruppe junger Menschen sieht eine Lösung: ein föderaler Staatenbund mit eigener Verfassung

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Jean Monnet und Robert Schuman aus Frankreich, Konrad Adenauer und Walter Hallstein aus Deutschland – sie gelten als die Architekten der Römischen Verträge, die am kommenden Samstag vor 60 Jahren unterzeichnet wurden. Altersdurchschnitt des Quartetts: 69. Es waren die Alten des Kontinents, gezeichnet von zwei Weltkriegen, die sich für die Friedenssicherung in Europa einsetzten und dieses Ziel über alles stellten. Die Jüngeren waren gefallen, verwundet, traumatisiert. Die Alten mussten ran.

Lange in den 60 Jahren danach stand die europäische Vereinigung relativ fest auf dem Sockel der drei großen Ideen der Römischen Verträge: Marktwirtschaft, Frieden und Vielfalt. Dafür sorgten die vertraglich festgehaltenen Grundfreiheiten aus Waren- und Dienstleistungsfreiheit, Kapitalverkehrsfreiheit und Reise- und Niederlassungsfreiheit. Die Länder der Europäischen Union erlebten eine nie gekannte Zeit des Friedens und des Wohlstands.

Europäische Sinnkrise

Doch die zahlreichen Krisen der jüngsten Zeit haben die EU in eine tiefe Sinnkrise geführt. Das wirtschaftliche Abrutschen der Länder am Mittelmeer, die Flüchtlinge, der Brexit – die Staatengemeinschaft wirkt auf einmal zerbrechlich wie nie und vom Optimismus ihrer Anfangsjahre ist kaum noch etwas zu spüren.

Und heute sind es sind vor allem die Alten, die der Union mit Skepsis und Zynismus begegnen. In fast jedem Land, Italien ausgenommen, sind es die Älteren über 50 Jahren, die die EU schlecht finden. Das hat sich vor allem beim Brexit in Großbritannien gezeigt. Bei den über 65-Jährigen lag die Zustimmung zum EU-Austritt bei mehr als 60 Prozent, unter den 25 bis 49-Jährigen plädierten hingegen 55 Prozent für einen Verbleib in der EU, bei den 18-24-Jährigen sogar 80 Prozent.

Manifest gegen schlechte Stimmung

Gegen die schlechte Stimmung anzukämpfen, das hat sich die spendenfinanzierte Organisation United Europe auf die Fahnen geschrieben. Zu den Initiatoren zählen der frühere österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der deutsche Unternehmer Jürgen Großmann. Im Vorstand sitzen unter anderem der ehemalige Europa- und Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz und die französische EU-Abgeordnete Sylvie Goulard.

Anlässlich des 60. Jahrestags der Römischen Verträge hat United Europe eine Gruppe von insgesamt 19 jungen Wissenschaftlern, Unternehmern und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten zusammengerufen. In mehreren Treffen in Berlin, Brüssel und zum Schluss in der Villa Vigoni am Comer See in Italien hat die Gruppe in intensiven Sitzungen ein Manifest erstellt. Die Villa Vigoni war zugleich Mit-Organisator und -Initiator des Projekts. Das Haus unterstützt die deutsch-italienischen Beziehungen in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit besonderer Berücksichtigung der jüngeren Generationen. Das Manifest stellte die Gruppe heute in der deutschen Botschaft in Rom vor.

Selbstbewusster Ansatz

Der Verdacht drängt sich schnell auf, dass es sich dabei wieder um eine der vielen ermüdenden Erbauungsreden zur EU handelt. Nett gemeint und voller Pathos, aber letztlich ohne Konsequenz und konkrete Vorschläge. Entscheiden können auch die 19 Männer und Frauen, die das Manifest, erarbeitet haben, nichts. Trotzdem hat es das selbstbewusst formulierte Manifest in sich.

Ihre Generation sei geprägt worden „durch offene Grenzen und die Möglichkeit zu reisen, durch eine gemeinsame Währung, durch den Schüler- und Studentenaustausch und neue Technologien“ schreiben sie. Deswegen müssten sie „nicht erst lernen, Europäer zu werden; wir müssen nur erkennen, dass wir es seit jeher sind“. Aber auch, dass die heutige Europäische Union „eine komplizierte institutionelle Architektur“ aufweise, „die für ihre Bürger schwer verständlich ist und zu Misstrauen führt.“ Daher sei sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht in der Lage, „die Probleme effektiv und transparent zu lösen“.

Eine föderale Union, ein Präsident, eine Verfassung

Was die Gruppe als Heilmethode vorschlägt, kann man auch als Trotzreaktion gegen die wachsenden nationalistischen Bewegungen in vielen Ländern verstehen: eine Europäische Föderale Union. Die soll zuständig sein für Außenpolitik und Einwanderung, Terrorismusbekämpfung und Verteidigung, den Binnenmarkt, Wettbewerb und Handel. Ein zentralistischer Superstaat also? Nein, steht es im Manifest, die föderale Union würde auf übermäßige Regulierung verzichten. Alle Zuständigkeiten, die nicht ausdrücklich auf die EU übertragen werden, verbleiben bei den Mitgliedsstaaten. Und solche, die derzeit auf EU-Ebene wahrgenommen werden, sollen an die Mitgliedsstaaten zurückgegeben werden.

All das soll in einer Verfassung festgehalten werden. Die exekutive Gewalt soll in den Händen eines demokratisch gewählten Präsidenten liegen. Anders als heute sollen alle Gesetze nach der gleichen Abstimmungsregel verabschiedet werden: mit einfacher Mehrheit im Europäischen Parlament als dem „Haus des Volkes“ und mit qualifizierter Mehrheit, also einem festgelegten Anteil der Stimmen in einem Europäischen Senat als dem „Haus der Staaten“.

Hehre Ziele einer Elite?

Das sind hehre Ziele an deren realistischer Umsetzung man durchaus zweifeln kann. Und auch den Vorwurf des Elitentums muss sich die Gruppe gefallen lassen. Zum finalen Festzurren des Manifests traf man sich in einem herrschaftlichen Refugium mit Blick auf den Comer See bei edlen Tropfen und Speisen. Was wissen die Akademiker und Unternehmer vom Zeitarbeiter, der um seinen Job bangt? Oder von einem jungen Arbeitslosen in Italien, einer von 42,2 Prozent?

Gerade um die geht es, entgegnet Ana-Marija Cvitic. Die 26-Jährige, die beim Berliner Thinktank Polis 180 arbeitet, ist eine der jüngsten Mitwirkenden des Projekts. „Ich verstehe den anti-europäischen Jugendlichen, der sich von der EU verraten fühlt“, sagt sie. Gerade deshalb müsse man aber für den Erhalt der EU kämpfen. Der Zerfall der EU würde die jungen Leute – so wie in Großbritannien – am allerschwersten treffen. Der griechische Start-Up-Unternehmer Dimitros Tsingos sieht es ähnlich. Um das europäische Einigungsprojekt zu erhalten, müsse man es erheblich verbessern. „Ich bin überzeugt davon, dass dies unsere Pflicht gegenüber den Generationen vor uns ist, ebenso wie gegenüber denen, die uns nachfolgen.“ 

Natürlich ist das Manifest nicht viel mehr als eine Idee, vielleicht eine Utopie. Doch was hatte Konrad Adenauer gesagt, fast zehn Jahre nachdem er die Römischen Verträge unterzeichnet hatte? „Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele.“

Wer das Manifest unterstützen möchte, kann das Dokument online hier unterzeichnen.

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Michaela Diederichs | Do., 23. März 2017 - 15:59

Ich fürchte gerade beim Thema Einwanderung ist das Vertrauen in die EU erodiert. Ansonsten ein schönes, ambitioniertes Projekt. Bislang hatte ich noch nie etwas darüber gehört oder gelesen. Danke, dass Sie uns das vorgestellt haben, lieber Herr Wissmann.

Michaela Diederichs | Do., 23. März 2017 - 16:06

Antwort auf von Michaela Diederichs

Pardon, ich war aus Versehen unhöflich. Herr Wißmann natürlich. BG MD

Frank Dresel | Do., 23. März 2017 - 16:17

Cicero ist ein Magazin für Kultur. Wie alt oder wie groß ein föderaler Staatenbund ist, ist egal. Es zählt nur, welche Kultur gelebt wird.

Wenn sich die kulturellen Werte am Christentum (individuelle Verantwortung und Nächstenliebe) oder der Aufklärung (Wissenschaftlichkeit innerhalb eines Rechtsstaates) orientieren, dann wäre dieser föderale Staatenbund eine Chance bzw. immerhin kein Problem.

Aber derzeit haben wir Schulzwang, also keine individuelle Freiheit und Verantwortung, sondern die Herrschaft des Sozialarbeitermonopols.

Aber derzeit haben wir 70% Steuern ab dem 1,7fachen Durchschnittslohn, Bailouts für systemrelevante Marktteilnehmer, staatlichen Leitzins, 150.000 Marktregulierungen und damit Herrschaft von Neosozialisten.

Aber derzeit haben wir Staatsmedien mit höherem Budget als Hollywood, weisungsgebundene Richter, Einschränkung der Meinungsfreiheit, politische Korrektheit und damit Gesinnungsstaat.

Rettet die Europäer vor dieser EUdssr!

Sehr geehrter Herr Dresel,

Ihre teils arg vereinfachte, teils einfach nur schwer nachvollziehbare Interpretation von christlichen Werten und Aufklärung sei einmal dahin gestellt.

Doch kommen wir lieber zu den Punkten, die Sie konkret nennen und, wenn auch in Ermangelung jeglicher Ausführungen, kritisieren.

-Schulzwang: Man muss kein Professor sein um zu begreifen, dass der Gedanke der Aufklärung besagt, dass Bildung die individuelle Freiheit und Verantwortungsfähigkeit erst begründet. Ihre Einstellung zur Schulpflicht ist schon verwunderlich, wenn man bedenkt, dass wir im 21. Jahrhundert leben.

-Herrschaft des Sozialarbeitermonopols: Es ist mir schleierhaft was das genau bedeuten soll und noch viel wichtiger; was daran schlecht sein soll. Hauptsache grosse Töne spucken und eine negative Konnotation darunterlegen. Einfach nur billig!

Fortsetzung folgt im 2. Teil von "Hauptsache große Worte

Ich spekuliere mal einfach, dass mit Schulpflicht gemeint ist, das ausgeschlossen wird, eine Hausschule oder Fernschule in Anspruch zu nehmen, was in vielen Ländern, auch in Europa, möglich ist. Das zeigt, dass es nicht nur um Bildung geht, sondern auch um Vermittlung ideeller Dinge, was nicht alle Eltern für ihre Kinder möchten.

Heute haben sich die Supereuropäer aber gefeiert, kurz vor dem Abgrund stehend, haben sie ihr Bestes gegeben. Einfach widerlich! Ein Neuanfang der zwei Geschwindigkeiten, mit diesen Juncker & Co.? Das wirft die Frage auf, ob diese Progatonisten in ihrer Selbstherrlichkeit überhaupt begriffen haben, dass sich das Rad gedreht hat und ihr undemokratisches Projekt, dass sie unverschämter Weise "Friedensprojekt" nennen, weiterleben wird. So wie es heute aussieht, jedenfalls nicht. Friedensprojekt war es zu EWG Zeiten, heute ist die EU ein Vasall für die Interessen der Amis und das zeigt sich weltweit in Kriegen in denen EU Staaten ganz vorn Berlin, rückgratlos mitwirken.

Albert Keller | Do., 23. März 2017 - 16:20

Wer den europäischen Superstaat möchte – und nichts anderes ist dieser Plan – begräbt die Freiheit. Wir brauchen nicht mehr, sondern ganz schnell weniger Europa.

Udo Dreisörner | Fr., 24. März 2017 - 07:28

Antwort auf von Albert Keller

Ich schließe mich da voll Ihrer Meinung an. Die EU als plitischtes Pendant z.B. zur USA wird nie funktionieren. Die nationalen Interessen sind jeweils so tierf verwurzelt das es eine homogene EU nicht geben wird. Warum auch. Ich persönlich fand die Idee einer EU eigentlich immer gut bis sich die Erkenntnis einschlich das einfach zuviel kaputtreguliert wird. Ein Stück zurück zur eigenen, staatlichen Identität fänd ich sehr wohl eine gute Idee.

Gerdi Franke | Do., 23. März 2017 - 16:42

Sie blieb aber nur Hoffnung. Denn diese Organisation war zu nichts in der Lage. Sicher auch wegen der unterschiedlichen Interessen der vielen zu mächtigen Staatschefs. Also wäre der föderaler Staatenbund mit eigener Verfassung gar nicht so schlecht. Wird sich aber leider nicht durchsetzen können!

helmut armbruster | Do., 23. März 2017 - 16:43

ich glaube nicht, dass ein vernünftiger Mensch am Sinn eines vereinten, friedlichen u. funktionierenden Europa zweifeln würde. Hingegen verzweifeln viele an den jetzt sichtbaren Folgen einer politisch gewollten Konstruktion, die sich als Fehler erwiesen hat. Das ist der Knackpunkt.
Man kann nicht unterschiedlich entwickelte Volkswirtschaften in einer gemeinsamen Währung zusammenbinden, ohne vorher eine politische Union gebildet zu haben. Um die Fehlkonstruktion zu retten, war es daher notwendig die zugrunde liegenden Verträge zu missachten (Maastricht, Dublin u.a.). Nur wegen dieser Vertragsverletzungen gibt es den Euro überhaupt noch. Hätte man streng auf Vertragstreue bestanden, wäre es schon längst vorbei.
Es muss also kein neuer Sinn für ein vereintes Europa gefunden werden, sondern die Politik müsste sich eingestehen, dass sie eine Fehlkonstruktion auf die Beine gestellt hat und dass jetzt Krisenmanagement und Rückabwicklung begangener Fehler gefragt sind und nicht schönreden.

Bereits 2005 stellte die leider zu früh verstorbene Verfassungsrichterin Jutta Limbach in einem Aufsatz zum Thema fest, daß es keine "Europäische Identität" gibt. Wir "Europäer" bleiben bei unseren jeweilige nationalen Identitäten und damit bei den jeweiligen nationalen Interessen. Ein den USA vergleichbare Organisation von Staaten kann es in Europa nicht geben, weil die nationalen Mentalitäten insbesondere von Nord nach Süd zu unterschiedlich sind. Beispiel USA: Das wohlhabende Texas käme nie auf die Idee, dem über seine Verhältnisse lebenden Kalifornien auch nur einen Dollar zu schenken. (Kein Finanzausgleich, wie ihn viele "Europäer" sich erträumen.)

Warum funktioniert das in Europa nicht ? Sind die Verträge nicht so gestaltet, dass bail out ausgeschlossen wurde? Man müsste sich an das geschrieben Wort halten.

Arne Bruhn | Do., 23. März 2017 - 17:07

die meisten von ihnen aber leben von den Steuern derer, die arbeiten! Herrn Großmann einmal ausgenommen. Ihm traue ich noch am ehesten zu, dass er weiß, was 'arbeiten' für "die da unten" heißt. Politiker und Wissenschaftler aber leben von der Arbeit derer "da unten"!
Leider fehlt mir (oder habe ich das etwas übersehen?) am Internet-Auftritt von "United Europe" der Hinweis "Wir finanzieren uns ausschließlich aus privaten Eigenmitteln."

Volle Zustimmung, Herr Bruhn. Was Arbeit in all ihren Facetten bedeutet, weiß nur der, der sich im harten Erwerbsleben behauptet hat und seinen Beitrag zur Wertschöpfung geleistet hat. Wäre es nicht eine Überlegung wert, dies zur obligatorischen Voraussetzung für die Übernahme eines politischen Mandats zu machen? Eine politische Karriere läuft nicht gerade selten in drei Stufen ab: Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal. Schafft das die nötige Kompetenz? Wohl eher nicht.

Arne Bruhn | Fr., 24. März 2017 - 15:16

Antwort auf von Jürgen Streeb

besonders für Ihre Formulierung "Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal" . Ich sammle Bonmots und Zitate - Sie sind dort nun auch vertreten.
Was die obligatorische Voraussetzung angeht haben Sie auch recht, aber kann die Wirtschaft (oder die Arbeitsagentur)so viele Nichtskönner auch verkraften?
Ich verfolge im DLF oft "Aus Wissenschaft und Technik"; was da aus der "Wissenschaft" vermeldet wird, könnte man oft auch unter "Kuriositäten" bringen. Nur kosten die leider Millionen.

Jürgen Althoff | Do., 23. März 2017 - 17:14

Aus meiner Seniorensicht ist eine 26jährige Mitarbeiterin eines "Thinktanks" mangels Lebens- und Arbeitsweltbewährung denkbar wenig qualifiziert. Aber vielleicht lassen sich so große "Würfe" ja nur mit wenig Bodenhaftung formulieren.
Naja..
Ein "echtes" europäisches Parlament würde ja wohl nach dem Prinzip "one man, one vote" gewählt werden müssen. Da wäre ich auf die Reaktionen in Luxemburg, Malta etc. gespannt.
Und, last not least, eine solche Verfassung müsste durch Volksabstimmungen in allen(!) Mitgliedsländern genehmigt werden. Viel Erfolg!
Warum muss man so viel Idealismus, Zeit und Geld für etwas verbrauchen, was zu den Lebenszeiten der heutigen Bevölkerung niemals Realität werden wird?
Die EU-Staaten haben doch, alleine oder gemeinsam, soviele Probleme vor der Brust, deren Bewältigung vollen Mitteleinsatz erfordert. Z.B. in Deutschland die realistische Aussicht auf eine muslimische Mehrheit bis zur Jahrhundertmitte, das Ende des Sozialstaates und eine Energiekatastrophe.

Lieber Herr Althoff, Erfahrung ist sehr hilfreich und wichtig im Leben, allerdings kann auch eine junge unverbrauchte, unvoreingenommene Weltsicht ganz neue Erkenntnisse vermitteln. Eine gesunde Mischung aus beidem - wie sie übrigens in vielen Weltkonzernen, Kleinunternehmen und Familien gelebt wird - macht am Ende den Erfolg aus. Gerade Familienunternehmen, in denen die "Alten" partout nicht loslassen wollen, weil sie den Jungen nichts zutrauen, sind häufig mit "Abgang" des Seniors dem Untergang geweiht. Bei allen Problemen: vorläufig weigere ich mich, den europäischen Gedanken aufzugeben. Vieles läuft furchtbar schief. Aber darum ist gerade jeder neue Gedanke wert, ihn im Blick zu behalten und zu verfolgen, wenn er im Ansatz gut und erfolgversprechend sein könnte. Innovation - Erneuerung - ist aktueller denn je ;-). Bleiben wir dran! Beste Grüße, Michaela Diederichs

warum muss man auf Kosten der Allgemeinheit denken? Ich habe, als Sohn eines Handwerksmeisters und als sein Nachfolger (Automobilzubehör für Behinderte), wie er alle neuen Produkte selbst entwickelt - in meiner Freizeit. Ließ sich etwas nicht zur Marktreife bringen - es war MEINE Freizeit. Klappte es gut, war es mein Erfolg (und der meiner stets größer werdenden Mitarbeiterzahl) Dabei konnte ich sogar Ingenieure verblüffen - auch ein Lohn.
Für mich war der Gipfel der "Wissenschaftler" ein Prof. Dr. von einem Fraunhofer-Institut, der sich uns Mittelständlern vorstellte mit den Worten "Wir haben da einen Forschungsauftrag an Land gezogen." Wortwörtlich! Nach fünf Jahren präsentierte das "Institut" sein Ergebnis auf einer Messe für Behinderte - und erntete Kopfschütteln und Gelächter (der Behinderten) "Würdest du so eine Eierkiste kaufen?" war noch ein freundliches Urteil - auf den Markt gekommen ist das "Forschungsergebnis" nie!

Joachim Walter | Do., 23. März 2017 - 17:39

Lieber Herr Althoff,

Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Anstatt die Probleme konkret anzugehen, die unmittelbar vor unsere Nase liegen, versteigen sich die ThinkTanks in ferneliegende Utopien.

Ich würde viel lieber einmal hören, was so ein ThinkTank für Vorschläge zu bieten hat, wie man die massenhafte, kulturinkompatible Armutseinwanderung eindämmt und in weiten Teilen wieder rückgängig macht.

Oder wie wäre es mal mit einem transparenten Konzept, wie man nachhaltig aus der Schuldenkrise wieder aussteigt.

Gerne auch, wie angesichts Industrie 4.0 die absehbaren Verteilungskämpfe innerhalb der Gesellschaft geregelt werden können, unter der Randbedingung, dass der Rest der Welt (z.B. China) nicht beabsichtigt alle Armen dieser Welt zu alimentieren.

Mfg
J. Walter

Christa Wallau | Do., 23. März 2017 - 17:54

Warum muß bei vielen Menschen der europäische
Gedanke eigentlich i m m e r an mehr Vereinheitlichung geknüpft werden?
Das Ideal des FRIEDENS mit aller Kraft
hochzuhalten - d a s war doch wohl der Kerngedanke, der sich nach dem schrecklichen Krieg in den Köpfen aller Europäer gleichermaßen eingenistet hat. Diesem hehren Ziel zu dienen, ist fraglos und unangefochten der Wunsch a l l e r Europäer.
Wenn sich darüberhinaus (Mit dem vorher eingeholten Einverständnis der Bürger in den einzelnen Staaten!) weitere Einigung auf
gemeinsame Projekte, besonders wirtschaftlicher, außenpolitscher u. verteidigungspolitischer Art, oder sogar die Aufgabe von Souveränität ergibt, umso besser.
Aber oberstes Prinzip muß dabei immer das
Gebot der Demokratie bleiben, anderenfalls ist
der F r i e d e n , um den es doch in erster Linie gehen soll, bald wieder gefährdet. Wir erleben es ja
bei Auseinandersetzungen.
Die Völker Europas leben und lieben ihre Vielfalt.
Und das ist auch gut so!

Cecilia Mohn | Do., 23. März 2017 - 18:25

Ich bin ein starker Fan der europäischen Union. Was ich vermisse ist, dass man nicht einfach durcheinander wohnen kann und arbeiten und leben in der Europäischen Union. Bis jetzt leben alle Länder nur nebeneinander her. Das ist sehr schade. Wie man das ändern kann, weiß ich im Moment nicht. Auf jeden Fall bin ich dagegen, dass der Islam zur EU gehört. Alle anderen Religionen gern. Ich mag Diversity. Vielfalt. Lösung von Umweltproblemen muss an erster Stelle stehen. Wir brauchen vor allem eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Der Islam, mit seiner Tendenz zur Absolutheit und Vermehrungswut (Zerstörungswut) steht dem entgegen. Ex-Muslime sind dagegen willkommen. Ich würde keinen Gegensatz Alt gegen Jung künstlich aufbauen. Ich kenne viele junge Leute, die die EU ablehnen und viele alte, die die EU wollen.
Cecilia Mohn

Wilhelm Maier | Fr., 24. März 2017 - 12:11

Antwort auf von Cecilia Mohn

aber leider sind schon mehreren punkten aus wiki voll treffend: „Grundzüge einer dystopischen Gesellschaft“
https://de.wikipedia.org/wiki/Dystopie
und der Fortschritt geht schnell weiter.
Undnoch:„... an: die Überlastung der Ökosysteme durch zu hohen Verbrauch der globalen Ressourcen bei gleichzeitiger Aufspaltung der Gesellschaft in reiche Eliten und den armen Rest. Beim Untergang aller großen Hochkulturen in den letzten fünftausend Jahren haben diese beiden Dynamiken eine zentrale Rolle gespielt.
https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article160308396/Die-Menschheit…
Das macht Traurig.

danke für die beiden LINKS. Genauso ist es, die Eliten verhindern positive Veränderung. Wir brauchen eine starke konservative Wende, um den Crash zu verhindern. Die Konservativen müssen aber auch die Bevölkerungsexplosion eindämmen, das ist der Hauptgrund für die Zerstörung der Biodiversity des Planeten. Und unpopuläre Gesetze für Ressourcenschonung schaffen.
Cecilia Mohn

Arne Bruhn | Fr., 24. März 2017 - 15:53

Antwort auf von Cecilia Mohn

Liebe Frau Mohn - können wir doch! Ich habe in Dänemark, Norwegen und Österreich gelebt - und mich dem Leben, den Gepflogenheiten dort angepasst - und ich überall gern gesehen gewesen - sogar bei einem norweg. KZ-Insassen!
Auch in einem Wohnblock wohnen Menschen, Familien - aber sie wohnen nicht "durcheinander", jeder bezahlt seine Wohnung, der eine bescheiden, der andere pompös, man sieht sich, man feiert auch mal zusammen, man hilft sich auch - aber dass der eine dem (oder den) anderen vorschreibt, wie sie zu leben haben, das schafft böses Blut - nichts anderes! "Die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt!" Und Nassauer sind nicht lange Mitglied einer solchen Wohngemeinschaft.

Ja, ja, man kann es. Aber es wird zu wenig praktiziert. Und es gibt zu wenig Stellen - also Arbeitsstellen - in dem jeweiligen Nachbarland für den Nachbarn. Oder?
Cecilia Mohn

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 30. März 2017 - 10:14

Antwort auf von Cecilia Mohn

man kann es nicht.

Oh, wie recht Sie haben - ich würde nur ein kleines bisschen weitergehen
und sagen: Meine Freiheit endet, wo die Freiheit von Anderen beginnt...

Heinrich Niklaus | Do., 23. März 2017 - 18:38

Was, lieber Herr Wißmann, ist bloß gegen den Nationalstaat einzuwenden? Die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken ist untergegangen, Jugoslawien ebenfalls. Mit dem Habsburger Reich könnte man das fortsetzen. Aktuell verlässt GB gerade die EU. Und nun „United Europe“.

Was soll das?

Die Menschen fühlen sich in kleineren Einheiten sicherer, weil nur dort ein Sozialstaat im Rahmen eines Rechtsstaats möglich ist. Sie wollen keine Weltregierung unter Führung von Herrn Soros und sie wollen auch keine „föderale Union..., die auf übermäßige Regulierung verzichtet“.

Wenn die nächste Generation das wirklich will, dann soll sie die Menschen Europas fragen. Wenn die Menschen dann zustimmen, kann dieses gemeinsame politische Ziel umgesetzt werden. Nur aktuell wollen die Wenigsten eine „föderale Union“. Die EU-Apologeten mögen das endlich mal zur Kenntnis nehmen!

Die jungen Menschen sehen die Vorzüge der EU - Reise- und Niederlassungsfreiheit, die Förderung durch die Erasmus-Programme u.a. Um die Nachteile des überbordenden Bürokratismus, die Rettungspakete für Länder bzw. Banken in der Krise und die Frage, wer das alles bezahlen soll, machen sich die Wenigsten Gedanken. Letztendlich zahlen wir heute, aber den nächsten Generationen werden die Schulden eines Tages über den Kopf wachsen.

Dieter Erkelenz | Do., 23. März 2017 - 19:32

In der 'Urbs aquensis, urbs regalis ' Aufgewachsener war und bin ich auch jetzt noch und gerade heute im fortgeschrittenen Alter ein begeisterter Europäer und kann mitunter nicht verstehen, dass viele Ältere, nicht nur hier, sondern auch im übrigen Europa der gesamteuropäischen Idee skeptisch und sogar ablehnend gegenüber stehen. Trotz aller Rückschläge glaube ich fest daran, dass wir Europäer ja gerade dazu verurteilt sind, uns zusammen zu "raufen". Die Idee einer - zumindest vorerst - europäischen Union besser noch eines Staatenbundes oder Bundesrepublik halte ich in Ordnung und durchführbar. Und hoffe - wenn schon nicht wir Älteren -, dass dann unsere Jugend mit Elan und mit Begeisterung und ohne die heutige grassierende Misepetrigkeit die Einigkeit erreichen wird. Das traue ich auch einer"26jährigen mangels Lebens- und Arbeitsweltbwährung"!! zu und schließe als unverwüstlicher Optimist mit Schillers-Wilhelm Tell
"... auf Schüler, bade unverdrossen die ird'sche Brust im Morgenrot

Bernhard K. Kopp | Do., 23. März 2017 - 20:16

Das klingt sehr nach 'Bundestaat', den mit Sicherheit in EU-27 mehrheitlich niemand will. Es würde dann auch zu einem Länderfinanzausgleich führen wie bei uns. Ich sehe eine mögliche Zukunft in einer Konföderation souveräner Nationalstaaten, die die bisherige EU mitnimmt und neu definiert. Aus dies würde eine Verfassung verlangen, allerdings keinen Bundestaat. Den Rechtsstaat, den Sozialstaat, die demokratische Legitimität, die parlamentarische Kontrolle und Verantwortlichkeit gibt es nur national. Die Konföderation kann und muss die Nationalstaaten für definierte Politikfelder unmittelbar verzahnen. Eine bessere EU ist möglich.

Jürgen Streeb | Fr., 24. März 2017 - 16:57

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

Chapeau, Herr Kopp, das nenne ich mal vorausschauendes Denken. Betrachten wir doch mal die Situation in unserem Land. Was wäre beispielsweise Berlin ohne den Länderfinanzausgleich. Nichts? Nein, gar nichts! Alles getreu dem Motto: Nehmen ist seliger als Geben.

Sepp Kneip | Do., 23. März 2017 - 20:20

In der Tat hatten die vier Herren aus Frankreich und Deutschland damals eine Idee, die aus dem zerstrittenen Europa ein friedliches machen sollte. Es waren vier Giganten, die das mit den Römischen Verträgen auf den Weg gebracht haben. Mit viel Ausdauer, Verstand und Augenmaß. Die lange Friedenszeit gab ihnen Recht. Dann kamen irgendwann die Zwerge. Sie hatten das große Ziel eins Europa der Bürger aus den Augen verloren. Alles wurde unüberlegt, vage und realitätsfern. Ausgebrütet in einem Bürokratie-Koloss, der mehr die eigene Existenz im Auge hat, als das Wohl Europas. Mit der Einführung des Euro und dem von Merkel losgetretenen "Flüchtlings-"Tsunami kam der Bruch, die Zwietracht, wie wir sie heute vorfinden.

Sollten sich hier wieder einige Giganten gefunden haben, die diesen von den Zwergen angerichteten Scherbenhaufen wegräumen können? Wieder ein Europa auf die Beine stellen, das sich dem Subsidiaritätsprinzip verschreibt und von von den europäischen Bürgern akzeptiert wird?

Dimitri Gales | Do., 23. März 2017 - 21:25

Das einst von Nachkriegspolitikern gedachtes Europa - die Montanunion war eine geniale Idee - ist inzwischen nahzu gänzlich von der Wirtschaft vereinnahmt worden. Da geht es um Subventionen, Waren-und Kapitalaustausch, um Märkte........ - also um Geld.
Daneben bleiben Fakten, an denen die technokratische Idee eines vereinigten Europas scheitert: zu viele Länder mit zu wenig Gemeinsamkeiten; schon allein das Sprachenproblem ist eine unüberwindbare Hürde.
Man erwähnt oft die Freizügigkeit der Bürger. In vielen Ländern Europas wächst jedoch die Zahl der Menschen, die sich die Freizügigkeit (die Reisen) nicht (mehr) leisten können. Die berufliche Freizügigkeit ist stark eingschränkt, unter anderem auch aus linguistischen Gründen.
Brüssel-Europa ist dagegen eine Anlaufsstelle für unzählige Lobbys geworden; deren Vertreter geben sich dort die Klinke in die Hand. Und wieder geht es nur um Vorteile, letztendich um Geld.
Kann man sich mit diesem Europa identifizieren? Wohl eher nicht.

Reiner Kraa | Fr., 24. März 2017 - 00:06

Wer so etwas will, weiß nicht, was läuft. Die europäischen Völker wollen das jedenfalls nicht. Nicht umsonst werden mit aller Macht Volksabstimmungen dazu verhindert. Ohne den Willen der Völker geht es aber nicht. Dem gegenüber geht es sehr gut ohne Thinktanks, wer die auch immer bezahlt. Wer glaubt, die Leute würden nicht selbst begreifen können, was wichtig ist oder bräuchten dazu eine Anleitung, unterschätzt sie und überschätzt sich selbst gewaltig.

Robert Flag | Fr., 24. März 2017 - 08:25

Die Alten haben eben die Erfahrung. Wie bei so vielem: die Idee war gut, die Ausführung miserabel.
Die Osterweiterung war ein Wahnsinn, ebenso das Nichtstun nach der Einführung des Euros.
Die EU iist heillos zerstritten weil jeder Staat ausschließlich seine Eigeninteressen verfolgt. Mit dem Euro wollte man Deutschland im Zaum halten. Das Gegenteil ist eingetreten. Es ist schon schwierig, nur drei Leute unter einen Hut zu bringen, geschweige denn 28 Staaten.
Integration von Moslems ? Wo wir immer noch Unterschiede machen zwischen Ost- und Westdeutschland ? Ein Witz. Kein Wunder das Rest-Europa Merkel etwas hustet.
Die politische Union kann als gescheitert betrachtet werden, deshalb rettet Europa nur ein zurück zum Kern, zu einer reinen Wirtschaftsgemeinschaft.

Es kann man doch den Alten Skeptiker mit Multimorbidität ab xx -jahren das Wahlrecht wegnehmen.
Und sofort die Jüngere Generation mit Erfahrung! einsetzt,
"Auch Sechsjährige sollten wählen können" :
http://www.n-tv.de/politik/Auch-Sechsjaehrige-sollten-waehlen-koennen-a…
Mein Enkelkind mit 5 -jahren und Erfahrung! freut sich schon und fragt,was für Geschenke es bei der richtige Wahl gibt.

denn es gab immer ein Europa, ein West-, Süd-, Nord- und Osteuropa, kulturell miteinander verwoben.
Habe gerade das Interview mit Michale Lüders auf Deutschlandradio? von der Leipziger Buchmesse gehört und schliesse mich an dahingehend, es war nötig, bevor die US-Regierung gerade unter Bill Clinton aus jedem einzelnen osteuropäischen Staat einen failed state gemacht hätte. - Meine Überlegung -
Den Amis mußte einfach einmal erklärt werden, wo Europa anfängt und wo es aufhört. - Dank Schröder hat es geklappt -
Erstaunlicher Weise den Russen nicht, die hatten wohl begriffen, was ÜBERDEHNUNG bedeutet. wie immer vor den Amis...
Ich habe mich unter welchem username auch immer sehr höflich bemüht, der sehr jungen USA zu erklären, was gewachsene Strukturen sind.
Wenn Merkel einmal von der politischen Bühne abgetreten ist oder wurde, können wir wieder irgendwo auf der Erde statt in ihrem "Oberstübchen " (Satire) anknüpfen?
Merkel wirkt auf mich "genealogisch sehr jung" und wenig weise.

Johan Odeson | Fr., 24. März 2017 - 08:42

Auch wenn man vielleicht mit dem Herz bei den Verfassern ist, nicht mehr Europa sondern weniger Europa rettet das, wofür die Autoren berechtigt kämpfen. Wie bei jeder Gruppenarbeit kommt es für den Erfolg auf die möglichst gleiche Niveau mit unterschiedlichen Begabungen und Spezialisierungen der Teilnehmer an. Eine Gruppenarbeit funktioniert aber nicht, wenn man völlig unterschiedliche Niveaus zusammenfasst, nach dem Motto der Stärkere trägt den Schwächeren, was zu Frustrationen auf allen Seiten führt. Solidarität in Krisen muss sein, aber nicht als Grundsatz der Zusammenarbeit völlig unterschiedlicher Volkswirtschaften. Das wird uns exemplarisch derzeit vor Augen geführt. Der Eine ist dauernd überfordert, während der Andere unterfordert ist und als ungeliebter Klassenprimus darsteht. Aber da es absehbar ist, dass alleine die Bevölkerungsentwicklung in Europa uns bis zur Mitte des Jahrtausends zur Umma führt, hat sich das dann von alleine erledigt.

Wilhelm Maier | Fr., 24. März 2017 - 12:14

Antwort auf von Johan Odeson

Aber immer noch:
"Die Visionen haben einen glücklichen Instinkt und kommen nur denen, die an sie glauben müssen."
Antoine Comte de Rivarol
(1753 - 1801),

Bernhard Jasper | Fr., 24. März 2017 - 10:03

Die allgemeine Ent-Ideologisierung (nach dem West-Ost-Konflikt), scheint im Großen und Ganzen nicht wirklich gegriffen zu haben. Die Lücke zwischen der Funktion und den funktionalen Klein-Klüngeleien scheint zu groß, als dass sie in einem größeren Konsens geschlossen werden könnte. Nicht Integration, sondern Eigenständigkeit ist wieder gefragt (nationalistische Tendenzen). Machen egalisierende Konzepte noch einen Sinn, die ja auch mit den „goldenen Zügeln“ hergestellt werden sollten?

Für die Verfassung zeitgemäßer Entwürfe, sollte man mit bestimmten Vorstellungen, Theorien und Mythen brechen. Man kann auch nicht von einer gemeinsamen „Kultur“ sprechen, es ist nicht synchronisiert. Schreibt man jedoch gesellschaftliche Utopien ab, treten die Unterschiede auch deutlich zutage.

P.S.: Anmerkung: Der utopische Standort gehört zum Menschsein dazu. Ich begrüße daher derartige Programme und Initiativen.

Da haben Sie vollkommen recht Herr Jasper!
Nur: "Das wunderbare Utopien liegt oft direkt vor unseren Füßen, aber wir sehen mit unsern Teleskopen darüber hinweg."
Ludwig Tieck
(1773 - 1853),
Träumer haben vielleicht keinen Plan,aber Realisten haben keine Visionen.
Alles Gute.

Solches könnte Christa Wolf im Sinn gehabt haben als sie ihr Buch schrieb "Kein Ort. Nirgends".
Da ist die Verzweiflung, keinen Ort leben zu können, aber nicht irgend ein weit weg liegender Ort, zu dem man nur kommen müsse.
Christa Wolf zeigt sehr gut auf, woran der Ort scheitert, ihrer Meinung nach und dem schliesse ich mich an, an der Unfähigkeit der Männer und Frauen zu Beziehungen auf Augenhöhe, dem was Nietsche sich durch die Ewigkeit erhofft, nicht aber daran, dass er etwa nicht immer da wäre der Ort.
Und also ich lehne Kopftücher als Sinnbild des devoten Kniefalls vor Männern und einem männlichen Gott ab.
AUGENHÖHE, SEBSTBESTIMMUNG
ÜBERWINDUNG DER RELIGION ALS STRAFKATALOG DER MENSCHHEIT.
GOTT WILL NUR SEHEN WAS SEINER/IHR WÜRDIG IST, ÜBEREINKOMMEN ALLER
Ich habe "nachgefragt":), indem ich mich in einen Gott hineinversetzt dachte.
Der/die möchte auch nicht Dienstbote verblendeter Selbstherrlichkeit nicht Berufener sein.
Freiheit für Gott, Frieden durch göttliche Erden.

„Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Utopie auch als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan, ein Konzept und eine Vision, benutzt.“ (Wiki)

Die „Mehr-Europa“-Utopie der EU-Bundesstaats-Apologeten ist nicht akzeptabel. Es kommt einem so vor, als wenn ein minderbegabter Ingenieur einen funktionsunfähigen Motor baut und statt sich nun um die Funktionsfähigkeit zu bemühen, ständig an neuen Motorkonstruktionen herum werkelt.

Dabei hat die EU genug dringende Aufgaben: Als besonders vorrangig sollte sie sich um die wirksame Sicherung der EU-Außengrenzen kümmern und danach die EURO-Währungs-Katastrophe in Ordnung bringen.

Bernhard Jasper | Fr., 24. März 2017 - 11:17

Wo alle entscheiden wollen, verlieren sich die Konturen, wenn alle mitwirken wollen, gerät es leicht selbstgestrickt. Beklagen wir nicht gerade eben dies, dass nicht so richtig zu gelingen scheint? Die Unsicherheit in der Bewertung ist offensichtlich: schon im Hinblick auf die ökonomische Substanz, um vieles mehr, wenn es um Ausstrahlung oder Identität geht, also den zukunftsorientierten Entwurf.

Ralph Lewenhardt | Fr., 24. März 2017 - 12:39

Bisher sind alle aus politischem Kalkül von "gutmeinenden Besserwissern" und politischen Eliten" erdachten Verwaltungs-Bündnisse von Staaten oder Völkern grandios gescheitert oder längst zerrüttet, egal ob politisch links oder rechts. Ein Denk-Modell durch das nächste abzulösen, ist genau so sinnlos und das Schlimmste ist eine willkürliche, zentrale übergreifende Exekutive. Einzig ein stark vernetzter, sinnvoller außen- und innenpolitischer Militär-, Grenz- bzw. Polizeiverbund zum gegenseitigen Schutz verbindet Länder und deren Bürger überzeugend und sichert den Frieden untereinander. Nur das wäre ein tauglicher Rahmen für die Bereitschaft zur behutsamen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen gemeinsamen aber selbstbestimmten Entwicklung längst desillusionierter Staatsangehöriger.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 24. März 2017 - 14:20

Wie alt sind die Strategen der Gruppe?
In etwa, Europa entwickelt sich anders, als diese Leute es erwarten?
Dann scheint mir das auch eine Frage der intelligenz und Einsicht in komplexe Abläufe zu sein, die vor allem den Mitgliedern misslingt, gar nicht einmal der Europäischen Gemeinschaft.
Fehlt nur noch "und lauft denen nicht hinterher" und ich würde fragen ob man an einer europäischen NGO-Bühne für Merkel arbeitet.
Mich hat gar nichts überrascht.
Ich setze auf die befugte staatliche Ebene, siehe Gründungsväter der Europäischen Gemeinschaft, sonst wird das doch eher eine NGO unter vielen, dieses Projekt.
Es wundert mich nicht, dass Herr Wissmann das Projekt vorstellt.
Er wird auch einmal älter und weiser...?
Nichts für ungut.
Ich schätze Ihre Meinung Herr Wissmann und werde mich zu gegebener Zeit genauer mit dem Manifest auseinandersetzen.
Nur getippt, seien Sie froh, wenn ich das mit meinen 60 Jahren mache:)

Ernst Laub | Fr., 24. März 2017 - 22:23

Die EU hat viel mit Lobbyismus und Bürokratie und wenig mit Demokratie und Utopie zu tun.
Obwohl ich meine Nachbarländer (D, F, I, A und FL) liebe, stehe ich als Schweizer den alten Nationalstaaten ablehnend gegenüber. Ich bin für die Abschaffung, der grossen Nationalstaaten (D, F, I, Esp, UK, Pl etc.), die so viel Unheil angerichtet hatten, und für die Schaffung eines demokratischen und föderativen Europas, deren Gliedstaaten etwa die „Grösse“ der Schweiz aufzuweisen hätten. Bundesstaaten wären dann Bayern, (vereinigtes) Flandern, Burgund, Katalonien, Lombardei, Elsass, Schlesien, Normandie, Estland, England, (vereinigtes) Irland, Schottland, (vereinigtes) Tirol, Siebenbürgen, Bretagne, Baskenland.......Weder Brüssel noch Strassburg wären für mich die Hauptstadt Europas sondern Königsberg/Kaliningrad, das gleichzeitig Sitz eines Europäisch-Russischen Bundes wäre. Französisch müsste anstelle von Englisch 1. europäische Verwaltungssprache werden.... Sie sehen, ich mag Utopien...

aber Bündnisse geht man besser mit allen ein.
Der Bretagne oder Grönland mag nun doch die USA näher liegen als Russland.
Ich weiss nicht warum es Menschen, vorne mit dabei m.E. Merkel, so schwer fällt Karten und Kulturen zu lesen.
Und England liegt Königsberg näher als Frankreich, allein schon sprachlich.
Ich hatte schon einmal vorgeschlagen Ostprussen zum Sitz der Vereinten Nationen zu machen, aber Ihr Vorschlag scheint mir besser.
Einen Wehmutstropfen hätte es.
Ich würde mal ganz gerne in möglicherweise "meinem Land" leben, ohne mich gleich wieder mit allen, die Ansprüche stellen herumschlagen zu müssen.
Arbeiten Sie Ihren Entwurf aus und schicken Sie ihn nach Brüssel.
Europa, das Land der Regionen.
Ich bin aber für Deutsch oder Englisch.
Französisch dreht zuviele Pirouetten.

gegeben, sprich in ihrem Sinne Regionen.
Solche Prozesse des Übereinkommens kann man nicht willkürlich zerschlagen.
Zudem haben selbst die USA nach wie vor Staaten.
Wenn man mir erklären kann, wie man "Merkels" verhindern kann anders als durch quasi nur einen repräsentativen Präsidenten, bitte...
Meine These: Komplexe Gebilde lassen sich nicht mehr von oben führen, es sei denn autoritär oder auf krimineller Basis.
Alles was einen "Wasserkopf" der Macht aufbaut aber auf tönernen Füßen steht, wird fallen.
England hat sich davon befreit, zur Verfügung "Herumirrender" zu werden?
U.A. Merkel hat m.E. die EU zerstört, man wird sie allmählich wieder aufbauen müssen und dann vielleicht auch wieder mit England.
`Bedient Euch´ kann doch wohl nur das Motto entsprechender Leute sein.
Gesellschaften/nationale identitäten/Staaten sind zu kostbare Gebilde, sie solch vorsintflutlichen Begierden zu opfern.
Keine Bewegungsfreiheit ohne Anpassung an die gegebenen und selbstbestimmten Entitäten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 25. März 2017 - 13:37

Immerhin übernimmt in unserer jetzigen Konstruktion immer wieder ein anderes Land den Vorsitz, wodurch Impulse gesetzt werden können.
Hatte Deutschland den Vorsitz, als es der EU islamische Migration verordnen wollte und erklärte, seine Grenzen, vor denen niemand stand, seien nicht zu schützen, schlimmer noch, wer eine Grenze auch nur andenken würde, solle an die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten denken?
Meine These lautet, erst wenn Merkels Alleingänge in ihrer Tragweite und Schwere erkannt sind, sollte man überlegen soviel Macht in eine Hand zu legen.
Aber weil es vielleicht immer mal wieder "Merkels" gibt, die eher überlegen ob man ihr Land sei, als sich an Wähleraufträge gebunden fühlen, ist die Gefahr einer blitzschnell herbeigeführten Katastrophe mir zu groß, von Geheimpolitik gar nicht erst zu reden.
Ich sehe die Personen nicht, die geeignet wären so ein Gebilde zu führen, in Merkel sogar eine Riesenwarnung.
"Unfähig zu einem Ganzen, Hauptsache führen"?

Ruth Falk | Sa., 25. März 2017 - 22:08

Das dürfte wohl kaum funktionieren. Die USA entstand ausschliesslich aus Einwanderern, die die Ureinwohner massakrierten, und sich deren Lebensraum aneigneten.
Europa hat eine jahrtausende alte Kultur und Geschichte, die je nach Gegend gewachsen ist. Diese unterschiedlichen Lebensweisen kennt jeder, der mal im Urlaub war.
Eine Föderation ist möglich und wünschenswert, aber das Europa-Parlament, wie es z.Z. ist, bleibt ein Kind mit Wasserkopf, das nur viel zuviel Geld kostet und völlig uneffektiv ist. Die elnzelnen "Stämme" werden, und sollen, ihren Charakter nicht aufgeben, aber natürlich MITeinander sich austauschen. Nur solch einen Ansturm Fremder, wie er derzeit eindringt, kann kein gewachsener Kulturkreis verkraften. Eine USE ist reine Utopie, ein unrealistischer Traum. Als Lösung: die Brüsseler Quasselbude reduzieren auf arbeitsfähiges Mass, und sich aus Kleikram raushalten. Keine Mensch braucht ein Gesetz über die Krümmung der Gurken!

Heinrich Niklaus | Mi., 29. März 2017 - 11:28

Erstaunlicherweise schreibt Herr Wißmann: „Tatsächlich erlebt die EU also gerade eine Beliebtheitswelle, die sie lange nicht gekannt hat und die wohl viele Politiker, Kommentatoren und Bürger nicht mehr für möglich gehalten haben.“

Forscht man nach, waren es von den 500 Millionen Einwohnern Europas nur 20.000 und von dem 80-Millionen-Volk der Deutschen nur 7000, die für Europa demonstriert haben. https://www.heise.de/tp/features/Die-groesste-und-dichteste-Echokammer-…

Ist das Begeisterung? Wenn die „Mehr-Europa-Apologeten“ glauben, so eine „EU-Begeisterungswelle“ herbei schreiben zu können, werden sie genau das Gegenteil erreichen. Man kann ihnen nur zurufen: „Verlassen sie ihre Echokammern“!