Ein Surfer fährt an der Copacabana von Rio de Janeiro an einem Jeep der Armee mit einem Soldaten, der ein Gewehr in der Hand hält, vorbei
Patrouille an der Copacabana: In Rio de Janeiro soll es jetzt die Armee richten / picture alliance

Krise in Brasilien - Außen Karneval, innen Horrorshow

In Brasilien beginnt der Karneval. Doch die Menschen haben nicht viel zu lachen. Korruptionsskandale erschüttern Politik und Wirtschaft, in den Gefängnissen bricht Gewalt aus und die Polizei will streiken. Derweil rotten die Stadien der vergangenen Sportfeste vor sich hin. Die Zukunft des Landes ist ungewiss

Philipp Lichterbeck

Autoreninfo

Philipp Lichterbeck lebt seit 2012 als freier Journalist und Autor in Rio de Janeiro. Er berichtet aus Brasilien und dem Rest Lateinamerikas für Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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Nun ziehen sie wieder tanzend und freudentrunken durch die Straßen, bunt verkleidet, halbnackt mit Bierdosen und Caipirinhas in der Hand, huldigen der Musik, der Liebe und der Sinnlichkeit: In Brasilien ist Karneval. Man versucht all die Probleme zu vergessen, die einen den Rest des Jahres ärgern. Oder man lacht über sie. Es ist verboten, schlechte Laune zu haben.

Und doch kann auch dieser Karneval nicht darüber hinwegtäuschen, dass Brasilien in einer tiefen Krise steckt. Das Land, das vor wenigen Jahren noch als als „Land der Zukunft“ und Aufsteigernation des 21 Jahrhunderts galt, hat in kürzester Zeit die Hoffnungen zerstört, dass diese Zukunft bald kommen könnte. Brasilien scheint sich derzeit selbst zu zerlegen. Und das ganz wörtlich.

Selbstbereicherung als Ziel der politischen Klasse

Selbst wenn man schon mehrere Jahre hier lebt, schockt einen das Ausmaß von Gewalt und Korruption doch immer wieder. Erstere hat seit dem Ende der Olympischen Spiele wieder enorm zugenommen. Sie betrifft vor allem die Armen, die sich zu Tausenden gegenseitig umbringen. Demgegenüber stößt man am oberen Ende der Gesellschaftspyramide auf eine arrogante und verlogene politische Klasse, die zuvorderst mit Selbstbereicherung beschäftigt ist. Als logische Folge daraus befinden sich die öffentlichen Einrichtungen Brasiliens in einem jämmerlichen Zustand. Und das kriegen alle zu spüren.

Man kann, um den atemberaubenden Niedergang Brasiliens zu erklären, mit dem Großen beginnen, um auf das Kleine zu schließen.

In diesen Tagen kommt die unglaubliche Story eines der größten internationalen Korruptionsskandale ans Licht. Im Mittelpunkt: der brasilianische Bauriese Odebrecht, der über mehr als eine Dekade hinweg Regierungen sowie Hunderte Funktionäre und Politiker in mindestens zwölf lateinamerikanischen und zwei afrikanischen Staaten geschmiert hat. Ziel der Zahlungen war es, an lukrative Aufträge zu gelangen. Dafür soll der Konzern rund eine Milliarde Dollar aufgewandt haben.

Größte Firmen sind Verbrechersyndikate

Die mit Abstand meisten Schmiergelder flossen freilich in Brasilien selbst, rund 350 Millionen Dollar. Denn der Odebrecht-Skandal ist eng verwoben mit dem anderen großen Korruptionsskandal des Landes: die Affäre um den halbstaatlichen Ölgiganten Petrobras, der die Brasilianer seit 2014 in Atem hält. Petrobras und Odebrecht, zwei der größten Unternehmen Brasiliens, erweisen sich als Verbrechersyndikate.

Wie selbstverständlich die Korruption war, wird daran ersichtlich, dass Odebrecht eigens eine Abteilung zur Abwicklung der schmutzigen Geschäfte eingerichtet hatte. Empfänger der Geldflüsse waren Manager von Unternehmen sowie die politische Klasse Brasiliens, bis weit hinein in die Regierungsmannschaft von Präsident Michel Temer, der ebenfalls belastet wird.

Der Fisch stinkt also in Brasilien ganz heftig vom Kopf her. Mag sich die strukturelle Gewalt einer extrem ungleichen Gesellschaft, die im Kern immer noch den Prinzipien der Sklaverei folgt, an der Spitze in schamloser Plünderung der Staatskassen manifestieren, zeigt sie sich ganz unten in roher Physis.

Schlimme Zustände in Gefängnissen 

Mindestens 138 Menschen sind in diesem Jahr in fünf brasilianischen Gefängnissen umgebracht worden, auf teils bestialische Art und Weise. Sie wurden erstochen, erschlagen, geköpft, ihnen wurden die Herzen herausgeschnitten, das Blut stand zentimeterhoch in den Fluren. Die Exzesse waren das Resultat einer Verschiebung der Allianzen unter den brasilianischen Drogenkartellen, deren Machtstrukturen sich in den Gefängnissen fortsetzen.

Eine weitere Ursache für die mörderischen Zustände in den Haftanstalten ist die Überbelegung: 668.000 Menschen sind in Brasilien inhaftiert (nur die USA und China haben mehr Menschen eingesperrt). Doch Brasiliens Haftanstalten sind für nur die Hälfte dieser Zahl ausgelegt. Die Überbelegung führt zu einem Kontrollverlust, geben Gefängnisangestellte, mit denen man spricht, unumwunden zu. Die Mafias verwalteten sich quasi selbst. Die Gefängnisdirektoren hätten deren Regeln zu akzeptieren, oder es gebe Chaos.

Dabei sitzen in Brasiliens Gefängnissen mehrheitlich Kleindealer und nicht diejenigen, die in erster Linie dort hineingehörten: die Mörder. Nur rund zehn Prozent der 55.000 Morde, die in Brasilien jedes Jahr im Durchschnitt stattfinden, werden aufgeklärt. 55.000 Morde! Das sind 150 pro Tag. Ein Land befindet sich im Krieg mit sich selbst. Und die Polizei ist ein Teil davon. In der Stadt Rio de Janeiro töten Polizisten im Durchschnitt jeden Tag einen Menschen; auch auch viele Polizisten werden getötet. In Rio fielen in diesem Jahr schon 20 Beamte der Kriminalität zum Opfer.

Polizei will nicht mehr

Auch das ist ein Grund, warum die Polizei in Rio nun mit einem Streik droht, der ihr eigentlich verboten ist. Man hält seinen Kopf hin, sagen die Beamten, und wird nicht einmal dafür bezahlt. Denn der Bundesstaat Rio de Janeiro ist pleite und entlohnt seine Bediensteten nur noch unvollständig. Den Staatsbankrott schieben die Politiker auf den niedrigen Ölpreis, weil Rio einen Großteil seiner Einnahmen aus dem Verkauf des Rohstoffs bezieht, der vor seinen Küsten gefördert wird. Der wahre Grund aber ist die jahrelange Misswirtschaft der Partei der Demokratischen Bewegung Brasiliens (PMDB), die Rio wie eine Krake beherrscht – und nun mit Michel Temer auch in Brasilia an der Macht ist.

Die Polizisten in Rio wissen nun nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen begleichen sollen. Sie sagen einem ganz offen: „Natürlich kennen wir die Banditen, die an der Ecke regelmäßig Touristen und Anwohner mit vorgehaltener Pistole ausrauben. Aber wenn ihr wollt, dass etwas passiert, macht Druck auf die Politiker, damit sie unsere Löhne auszahlen.“ Die leidende Bevölkerung wird aufgerieben zwischen Politik und Polizei.

Ausnahme- ist Normalzustand

Deswegen soll es in Rio jetzt die Armee richten. Aus Angst vor dem Chaos, das bei einem Ausstand der Polizisten drohen könnte – im Bundesstaat Espirito Santo wurden während eines Beamtenstreiks dieses Jahr mindestens 143 Menschen ermordet –, sind 9.000 Soldaten aus den Kasernen beordert worden. Sie patrouillieren behelmt und in olivgrünen Uniformen, ihre Gewehre aus brasilianischer Produktion im Anschlag, die immer etwas zu groß geraten wirken; stehen schwitzend an der Copacabana. Einen Verdächtigen haben die Soldaten schon erschossen.

Rio de Janeiro erlebt wieder einmal den Ausnahmezustand, der hier schon fast zum Normalzustand geworden ist. 

Die Politik reagiert mit einem Sparpaket, das das Landesparlament in diesen Tagen beschließen will. Die Mittel für Bildung, Gesundheit und Sicherheit sollen weiter gekürzt, die Abgaben erhöht und die öffentlichen Wasserwerke an einen privaten Investor verhökert werden. Gegen diese neoliberalen Maßnahmen gibt es seit Wochen Proteste vor dem komplett umzäunten Parlamentsgebäude. Sie enden meist in Gewalt und mit brennenden Barrikaden. Die Polizei hat zugegeben, mit der Überwachung des Parlaments überfordert zu sein. Auch dies ist ein Grund für den Einsatz des Militärs: Größere Unruhen sollen verhindert werden. Im Netz sprechen Protestler schon vom „Sturm auf die Bastille“.

Schweres Erbe der Sportfeste

Man kann die Auflistung dieser krisenhaften Zustände im post-olympischen Rio problemlos fortführen, dieser Stadt, die wie keine zweite für Brasilien als ganzes steht. Da ist das weltberühmte Maracanã-Stadion, in dem Deutschland vor zweieinhalb Jahren Weltmeister wurde. Vor der Fußball-WM wurde das Rund für umgerechnet eine halbe Milliarde Euro komplett umgebaut. Das war doppelt so viel Geld wie ursprünglich veranschlagt, das Schmiergeldkarussell zwischen Bauindustrie und Politik sollte offenbar in Gang gehalten werden. Aber nun verwaist das Maracanã und verkommt, weil niemand für die hohen Betriebskosten aufkommen will und keiner der großen Fußballclubs von Rio die sehr hohe Miete bezahlen möchte.

Verwaist ist auch der eigens für die Olympischen Spiele errichtete Golfplatz, den Kritiker schon vor seinem Bau als unsinnig bezeichneten, zumal er in ein Naturschutzgebiet gesetzt wurde. Im Olympischen Park wiederum, einst das Herzstück der Spiele, hat seit dem Ende der Spiele vor fünf Monaten eine einzige Veranstaltung stattgefunden. Das olympische Schwimmbecken ist zu einer Brutstätte für Moskitos geworden.

Ohnehin die Olympischen Spiele: Versprochen als Impulsgeber für die Entwicklung der Stadt, haben sie dem Staat horrende Kosten abverlangt. Das Geld fehlt nun an den Schulen. Dort wird improvisiert, sagen einem Lehrer, es mangele sogar an Papier und Stiften. Und in den Krankenhäusern fehlt es an Betten, Patienten liegen auf dem Boden. Aufgrund von Medikamentenknappheit werden häufig Placebos verabreicht. Es sind im durch und durch kapitalistischen Brasilien Zustände erreicht, die an die Endphase des Sozialismus in Venezuela erinnern.

Präsident Temer ist Teil des Problems

Wer gehofft hatte, dass die Regierung von Michel Temer Brasilien aus der Krise führen würde, hat sich getäuscht. Denn Temer ist Teil des Problems. Er war einer der Strippenzieher hinter der umstrittenen Absetzung der Präsidentin Dilma Rousseff. Nun erweist er sich – ohne durch Wahlen bestätigt worden zu sein – als Abbruchunternehmer: für Arbeitnehmerrechte, Sozialprogramme, Bildung, Gesundheit, den Schutz des Amazonaswaldes und seiner indigenen Bevölkerung. Es macht ihm und seiner Regierungsmannschaft nichts aus, dass die Vereinten Nationen Temers Deckelung der Sozialausgaben als Anschlag auf die Zukunftschancen einer ganze Generation bezeichnen.

Korrupte Politiker als Kämpfer gegen Korruption

Doch statt sich der Kritik zu stellen, ist Temers Kabinett damit beschäftigt, sich vor den Ermittlungen im Petrobras-Skandal zu schützen. Ranghohe Mitglieder von Temers Partei, PMDB, werden in Regierungsämter gehievt, um den Politikern Immunität zu verschaffen. Politiker, die wegen Korruption untersucht werden, werden zu Vorsitzenden in Untersuchungsausschüssen, die sich mit Korruption beschäftigen. Und konservative, Temer wohlgesonnene Verfassungsrichter, die schon ihre schützende Hand über die zweifelhafte Absetzung seiner Vorgängerin Rousseff hielten, spielen das Spiel mit.

Bei all den täglichen Horrornachrichten bleibt der Bevölkerung nicht mehr viel übrig, als sich in den Karneval zu stürzen. Oder in den schwarzen Humor zu flüchten: Im Internet kursiert ein Meme: Auf einem Tisch in einer Bar stehen mehrere leere Flaschen Cachaça, der brasilianische Zuckerrohrschnaps. Daneben hat ein Zecher seinen schweren Kopf gelegt. Überschrift: „Brasilien ist schuld!“ Anders als im Suff scheinen sich Frust, Wut und das Gefühl der Machtlosigkeit, das viele Brasilianer empfinden, nicht mehr aushalten zu lassen.  Es passt dazu, dass etwa 50 brasilianische Städte und Gemeinden dieses Jahr den Karneval abgesagt haben. Die Gründe: Geldmangel und Unsicherheit.

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Georg Dallmann | Mo., 20. Februar 2017 - 17:02

In dieser Hinsicht unterscheidet sich Brasilien obwohl es flächenmäßig ein riesiges Land ist nicht wirklich von den übrigen süd- und lateinamerikanischen Staaten. Es herrscht nicht das Volk, sondern die korrupten Cliquen die sich schamlos bereichern auf Kosten der UNZÄHLIGEN Armen und ohne jede Rücksicht auf diesselben.
Zur Ehrenrettung sollte man jedoch feststellen. Wer genau hin schaut und auch GENAU hinschauen will, der hat längst erkannt, dass wir in der BEERDE auch nicht mehr allzu weit von diesem
Zustand entfernt sind. Das ist die - mehr als traurige - Wahrheit und NIEMANDEN scheint es ernsthaft zu kümmern.

Sebastian Hanheide | Mo., 20. Februar 2017 - 17:23

Der konservative Journalist Andrew Breitbart ist für den Spruch bekannt: "Politik fließt abwärts von Kultur". Das eigentlich vom Christentum geprägte Brasilien braucht sich nicht zu wundern: "Wie im Himmel, so auf Erden". Wer selbst korrupt ist, der erhält korrupte Führer. Brasilianer sollten die Zehn Gebote berücksichtigen, zu einer möglichst kapitalistischen Ordnung zurückfinden und sich bei kurzfristigen Korruptionsskandalen nicht durch negative Emotionen vom rechten Weg abdrängen lassen. Bei moralischem Handeln wird sich langfristig Wohlstand einstellen und auch eine dementsprechend moralische Führung finden. Dass der Fisch vom Kopf her stinkt, trifft weder in Brasilien noch in Deutschland zu.

Christa Wallau | Mo., 20. Februar 2017 - 22:27

Antwort auf von Sebastian Hanheide

Ja, sehr geehrter Herr Hanheide, Sie haben recht: In einer derart verfahrenen, total
korrupten Gesellschaft wie der brasilianischen, gibt es nur e i n e n Weg heraus aus
dem Elend - die Rückkehr zum Glauben an das eigene Gewissen, die eigene Moral, den eigenen Lebenssinn, den z.B. die christliche Religion (Nicht unbedingt die offizielle Kirche!) zu bieten hat. Die einzelnen Menschen müssen sich selbst mit
Hilfe des guten Beispiels, das sie ihren Kindern und ihrer gesamten Umgebung liefern, aus dem Sumpf des Verbrechens herausarbeiten - mühevoll und stetig.
Der Staat kann es mit Gesetzen und auch mit Anwendung von Gewalt nicht mehr richten. Er ist am Ende.
Wie sagte doch der Bundesrichter u. bekennende Katholik Bockenförde?
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann." Wenn die Moral derart am Boden liegt, dann hilft nur die persönliche Rückbesinnung auf Werte u. der Zusammenhalt unter denen, die diese
Werte teilen.

Religion oder "Moral" lösen doch keine Probleme. Sie bieten allenfalls Trost und etwas seelischen Halt. Die Südamerikaner sind in der Regel gläubige Menschen, ebenso wie die Schwarzen Bürger in den USA. Nur Schwarze Menschen sehe ich der New Yorker oder Pariser Metro die Bibel lesen.

Sebastian Hanheide | Mi., 22. Februar 2017 - 15:41

Antwort auf von Dimitri Gales

Sicher, die Bibel enthält keine Fiskalpolitik im Detail. Halten Sie mich für fundamental, aber für die 150 pro Tag Ermordeten wäre die Einhaltung des fünften Gebotes ein bessere "Lösung" als das, was Sie uns in ihrer rationalen und ganz und gar ungöttlichen Kürze bisher verschwiegen haben.

Christa Wallau | Mi., 22. Februar 2017 - 16:25

Antwort auf von Dimitri Gales

Ihre interesanten Beobachtungen in der U-Bahn, sehr geehrter Herr Gales,
bestätigen mich in der Ansicht, daß die private Suche nach Lebenssinn
und persönlicher moralischer Selbstverpflichtung zwar keine allgemeinen
Probleme löst, aber für Bürger eines in Chaos /Korruption versunkenen Landes äußerst zielführend sein kann. Letztlich kommt sie dem ganzen Land zugute. Die Schwarzen, die in der Metro die Bibel lesen, sind nämlich schon mal keine, die sich zusammenrotten, um Rabbatz zu machen, die Polizei anzugreifen und Plünderungen zu begehen.
Was die Religiosität der Südamerikaner anbetrifft, so wage ich zu bezweifeln, daß ihre religiöse Grundhaltung immer dem Verhaltenskodex entspricht, den Christsein eigentlich fordert.
Nur aus kleinen, aber stetig anwachsenden Menschengruppen, denen ernsthaft an Ordnung u. moralischer Aufwertung ihres Staates gelegen ist, kann ein Geist erwachsen, der einem failed state wieder Boden unter die Füße bringt - mit viel Disziplin u. Anstrengung.

Michael J. Glück | Mo., 20. Februar 2017 - 18:33

ich bin unter anderem in Brasilien zur Schule gegangen. Das ist Jahrzente her, und die Situation war wohl besser als heute. Doch kurz nach dem Antritt meiner dritten Stelle in der Bundesrepublik meinte der Inhaber eines namhaften Unternehmens, mit dem wir zu tun hatten, wenn ich aus Brasilien käme, würde ich Deutschland wohl gut verstehen. Ich brauchte einige Zeit, bis ich ihn verstanden habe.
Michael J. Glück

Dimitri Gales | Mo., 20. Februar 2017 - 20:28

Vor circa 10 Jahren hörte ich etwas anderes aus Brasilien: eine neue Mittelschicht schien zu entstehen, die freudig konsumierte und voller Optimismus war. Brasilien hat die Nachteile eines Schwellenlandes: eine noch schwach ausgebildete Mittelschicht, viele Arme, Ungebildete und eine zum System gehörende Regierung, die ihre Aufgabe nicht in Problemlösungen sieht.
Der Bericht des Autors dieses Artikels ist interessant aber erschütternd.

Henri Rezlob | Di., 21. Februar 2017 - 01:12

„Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren“

Wolfgang Tröbner | Di., 21. Februar 2017 - 09:54

Das wussten schon die alten Römer, dass Brot und Spiele dem Machterhalt dienen. Brasilien ist ein beredtes Beispiel dafür, dass dieses Prinzip auch noch heute angewandt wird. Man hätte es sich denken können, als in Brasilien innerhalb weniger Jahre mehrere sportliche Großereignisse wie Fußball-WM und olympische Spiele stattfanden und die Frage im Raum schwebte, ob dieses Land keine anderen Probleme hat, die zuvor gelöst werden müssten. Wie der Artikel eindrucksvoll bestätigt, war diese Frage nicht unberechtigt.

Brasilien ist aber wohl leider nicht das einzige Land in der Welt, in dem der Bevölkerung Brot und Spiele geboten werden, um es ruhigzustellen. Tendenzen gibt es auch hierzulande. Eine Frage, die sich mir in diesem Zusammenhang stellt, ist, ob die Parteien / Menschen, die Deutschland unbedingt umgestalten wollen, bedacht haben, dass Deutschland eventuell Brasilien folgen könnte. Wenn das unsere angedachte Zukunft sein soll, dann vielen Dank.

Jürgen Möller | Di., 21. Februar 2017 - 18:16

Und das korrupte IOC mit dem Vorturner, pardon Exfechter Bach an der Spitze, hält sich vornehm zurück. Hauptsache - Geld abgezockt.

Gerhard Schneider | Di., 21. Februar 2017 - 23:04

Lieber Herr Lichterbeck, Sie vergessen zu erwähnen dass mit Eduardo Paes und Sergio Cabral zwei der größten Lula-Freunde in Rio das Sagen hatte. Die waren zwar in der PMDB, durften aber mit Lulas und PTs Gnaden dort regieren und sich (wie seit ein paar Wochen erwiesen) mit über 250 Mio. selbst bedienen. Vielmehr als die PMDB, die man eher als klauende Berufspolitiker bezeichnen könnte, hat die Politik der PT dem Land geschadet. Diese hat nicht nur schamlos und in noch nie dagewesenem Ausmaß geklaut (wir reden hier von Zahlen größer als bei Enron) sondern auch durch eine falsch geleitete sozialistische Ideologie das Land auf nur eine Stufe unter Venezuela gebracht. Wenn man dann mal überschlagt, wie hoch diese geklauten Summen sind, muß man eigentlich die Politiker vom Schlage Lulas oder Cabrals als die größten Mörder des Landes bezeichnen. Wie viele Menschen mußten auf Medizin und Bildung dadurch verzichten und sind jämmerlich verreckt? Wenn Sie Schuldige nennen, dann bitte gleich alle

Alois Marzell Camenzind | Do., 23. Februar 2017 - 00:12

man muss sich mal die Dreistigkeit dieser Politiker vorstellen.
Während in der Woche vom 28. November 2016 ganz Brasilien, nach dem Flugzeugunglück der Fußballmannschaft von Chapecoense unter Schock stand und trauerte. Versuchte die Regierung im Parlament ein Gesetzespaket gegen Korruption durchzudrücken. -Mit einem Zusatz versehen -wonach unbedacht und übereifrig, gegen gewählte Amtsträger vorgehende Strafverfolger. ihrerseits mit Strafverfolgung rechnen müssten.
Wollten sich quasi selbst eine Pauschalamnestie ausstellen. Ob Temer seine übergang- Amtsperiode übersteht ist ungewiss.
Brasiliens neue Generation guter, nicht korrupter Politiker sind schon bereit.
Bei den nächsten Wahlen spätestens 2018 wird entschieden ob weiter links im alten Stil mit Lula oder endlich Land Ahoi mit Z.B. Aécio Neves