Screenshot ARD
Szene aus ARD-Bericht über Sami Assai / Screenshot, ARD

„Israelkritik“ im Ersten - Wenn eine „nicht verifizierbare“ Story in der Tagesschau läuft

In der Tagesschau erzählt ein Palästinenser von Folter und Erniedrigung in einem israelischen Gefängnis. Die Story ist „nicht verifizierbar“, heißt es. Ausführlich gesendet wurde sie trotzdem. Was verrät das über die Nahost-Berichterstattung der ARD?

Ben Krischke

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München.

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Die 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ ist die meistgesehene Nachrichtensendung Deutschlands. Im Jahr 2024 sollen durchschnittlich rund 9,5 Millionen Zuschauer dabei gewesen sein. Für viele Menschen ist die „Tagesschau“ sogar die erste und häufig auch einzige Adresse, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Ein Zeitungs-Abo, ob gedruckt oder digital, hat nicht jeder, einen Fernseher aber in der Regel schon. Es mag pathetisch klingen, ist deshalb aber nicht weniger richtig: Mit großer Reichweite geht auch große Verantwortung einher. Da verhält es sich mit der Reichweite von Journalisten wie mit der Macht von Politikern. 

Nun ist der Anspruch das eine, die Wirklichkeit bekanntermaßen etwas anderes. Auch bei der „Tagesschau“. Und das wissen Sie und ich nicht erst, seit der ehemalige „Tagesschau“-Redakteur Alexander Teske im Januar dieses Jahres sein Buch „inside tagesschau: Zwischen Nachrichten und Meinungsmache“ veröffentlicht hat. Auch die „Tagesschau“ offenbart bei gewissen Themen gewisse Schlagseiten. Womit wir bei der Nahost-Berichterstattung derselbigen angekommen wären. 

Das große Ganze

In einem Beitrag, ausgestrahlt in der 20-Uhr-Sendung der „Tagesschau“ am 7. September, berichtet Nahost-Korrespondentin Sophie von der Tann über die Geschichte eines Mannes, der als Palästinenser aus dem Westjordanland und „freier Journalist“ vorgestellt wird. Was Sami Assai zu erzählen hat, ist heftig. Er soll nach seiner Verhaftung im Februar 2024 in einem israelischen Gefängnis gefoltert, erniedrigt und mit einem Gegenstand vergewaltigt worden sein. Allerdings lässt sich Assais Geschichte nicht belegen, das gibt von der Tann im Beitrag sogar zu. Doch warum wird der Beitrag dann überhaupt gesendet? Und was verrät er über die Nahost-Berichterstattung der ARD? 

Auf Cicero-Anfrage teilt das ARD-Studio Tel Aviv mit: 

„Die Schilderungen von Sami Assai über erlittene Misshandlungen, einschließlich Folter und sexueller Gewalt, werden den journalistischen Standards entsprechend als nicht unmittelbar verifizierbare Aussagen gekennzeichnet. Der Berichtsgegenstand ist von hoher nachrichtlicher Relevanz und bedarf der sorgsamen Einordnung.“

Diese Einordnung wird im Beitrag durch NGOs vorgenommen. Hierzu heißt es weiter: 

„Um diese fundierte Einordnung zu gewährleisten, werden diese Vorwürfe durch die Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen kontextualisiert, die eine Zunahme entsprechender Übergriffe erfasst haben. Zur ausgewogenen Darstellung kommt auch die israelische Gefängnisbehörde zu Wort, wodurch verschiedene Perspektiven abgebildet und journalistische Ausgewogenheit gewahrt wird. Dieses Vorgehen entspricht den Grundsätzen sorgfältiger Berichterstattung: Aussagen werden transparent eingeordnet, durch zusätzliche Quellen gestützt und durch Gegendarstellungen ergänzt.“

Was das ARD Studio Tel Aviv sagt, ist theoretisch richtig. Aussagen zitieren, Aussagen kontextualisieren, Gegendarstellung einholen. Tatsächlich macht man es sich hier aber viel zu einfach. Zum einen, was den zweiminütigen Beitrag selbst betrifft. Aufgebaut ist der wie folgt: 

  • Ganze 71 Sekunden wird Assai in Szene gesetzt. Seine Geschichte wird zuerst grob zusammengefasst, anschließend erzählt er sie nochmal im Detail. Dafür hat sich das Kamerateam mit Assai auf einem Hügel getroffen.
  • Erst in Sekunde 72 folgt der Hinweis, man könne seine Geschichte nicht verifizieren.
  • Es folgen 22 Sekunden, in denen berichtet wird, dass Menschenrechtsorganisation mehrere solcher Fälle dokumentiert haben wollen. Und eine Frau vom „Public Commitee against Torture in Israel“, das nicht näher erläutert wird, kommt ebenfalls vor der Kamera zu Wort; spricht von einem „systemischen Problem“.
  • Erst dann folgt die israelische Perspektive. Diese dauert gerade einmal 18 Sekunden und besteht aus einem einzigen Statement der israelischen Gefängnisbehörde, das von der Tann vorliest.
  • Anschließend kehrt der Beitrag für die letzten 6 Sekunden noch einmal zurück zu Assai. Er sei „seelisch gebrochen“, heißt es zum Schluss. 

In einem 120 Sekunden langen Beitrag werden also 102 Sekunden dafür aufgewendet, Israel Vorwürfe zu machen, während sich die einzige Demokratie im Nahen Osten genau 18 Sekunden verteidigen darf, durch die Einblendung eines einzigen Statements. Weder wird erwähnt, dass das Oberste Gericht in Israel schon in den 90er Jahren entschieden hat, dass Folter nicht erlaubt ist, noch wird die rechtliche Gesamtsituation erläutert, an der sich durchaus Kritik formulieren ließe. Was bleibt, ist genau ein Eindruck: Israel foltert und erniedrigt systematisch Gefangene. Als wäre das Standard in israelischen Gefängnissen. 

Wer sorgfältigen Journalismus machen will

Nicht nur der Beitrag selbst offenbart gewisse, sagen wir, Problematiken. Wer sorgfältigen Journalismus machen will, wie die „Tagesschau“ behauptet, muss auch das große Ganze sehen: Es mangelt derzeit weiß Gott nicht an Kritik an Israel, woran ARD-Korrespondentin von der Tann übrigens einen erheblichen Anteil hat. Tatsächlich hat von der Tann, und zwar nur etwas überspitzt formuliert, bereits so viele Beiträge über Einzelschicksale von Palästinensern gemacht, dass sich daraus ein eigenes Genre generieren ließe. 

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist nicht per se falsch. Selbstverständlich ist jeder Konflikt immer auch die Summe vieler Einzelschicksale, von denen manche erzählt werden müssen, um Krieg greifbar zu machen. Sich in Reportagen über den Nahostkonflikt zu sehr auf palästinensische Einzelschicksale zu konzentrieren, wird aber erstens der Komplexität des Konfliktes nicht gerecht. Und zweitens führt dies dazu, dass die Situation der Palästinenser immer wieder vermenschlicht und dadurch emotionalisiert wird, während Israel im Gegenzug als kalter Begriff im Raum steht und das Land und die Menschen dort nur schwer greifbar werden für den Zuschauer. 

Anders formuliert: Was glauben Sie wohl, wem die ARD-Zuschauer eher glauben? Einem Mann, dessen Einzelschicksal vor der Kamera inszeniert wird? Oder einem abgelesenen Statement? Und wie unvoreingenommen kann sich der Zuschauer eine Meinung überhaupt bilden, wenn diese Rollenverteilung immer wieder in der 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ präsentiert wird? Eine Rollenverteilung, die im Prinzip so aussieht: Die Palästinenser sind Menschen, mit denen man mitfühlt. Israel aber ist ein Apparat, der diesen Menschen Böses tut. Dass auch Israelis Menschen sind, denen von Palästinensern Böses getan wird; dass auch Israelis angegriffen, getötet und verletzt werden, das ist eine Rollenverteilung, die in der ARD seit Monaten kaum vorkommt. 

Hinzu kommt, dass einzelne Informationen, die wichtig wären für ein besseres Verständnis, oft unter den Tisch fallen. Es ist schlimm, wenn eine israelische Rakete eine Schule in Gaza trifft. Aber wer darüber berichtet, muss auch erwähnen, dass sich die Hamas an solchen Orten versteckt. Wer vom Leid der Palästinenser berichtet, sollte auch erwähnen, dass der Großteil der Bevölkerung in Gaza die Hamas unterstützt. Was sich übrigens auch daran ablesen lässt, dass kein Fall eines Palästinensers bekannt ist, der verraten hätte, wo israelische Geiseln in Gaza festgehalten werden. Und wer darüber berichtet, dass die Menschen in Gaza Hunger leiden, der muss auch darüber berichten, dass sich die Hamas immer wieder Hilfslieferungen unter den Nagel reißt – und hungernde Menschen für ihre Propaganda braucht. Tote Kinder übrigens auch. 

Kritik an der „Tagesschau“-Berichterstattung

Tatsächlich gibt es schon länger Kritik an der derzeitigen „Tagesschau“-Berichterstattung über den Nahostkonflikt, namentlich auch an Korrespondentin Sophie von der Tann. „Wenn Sophie von der Tann lieber Aktivistin wäre, sollte sie den Job wechseln“, schrieb im Juli der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, auf X. Anlass war ein Beitrag des Historikers Omer Bartov, der Israel einen „Genozid“ vorwirft, und den von der Tann geteilt hatte. Der Beitrag war überschrieben mit den Worten „Never again“, wodurch ein direkter Bezug zum Holocaust hergestellt wurde. Die Relativierung des Holocaust ist eine bekannte Masche pro-palästinensischer Gruppen – und derjenigen, die nicht wollen, dass Deutschland seiner historischen Verantwortung gegenüber Israel und den Juden gerecht wird. 

Es gibt außerdem einen offenen Brief der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf in Kooperation mit der Synagogen-Gemeinde Köln, in dem die Berichterstattung von Sophie von der Tann zum Nahostkonflikt in deutlichen Worten kritisiert wird. Und erst kürzlich hat die Journalistin Sarah Maria Sander eine 30-minütige Analyse veröffentlicht, in der sie die Berichterstattung von der Tanns analysiert und der ARD-Journalistin eine „tendenziöse Darstellung des Nahostkonfliktes“ durch „Framing, einseitige Sprache und die Auswahl pro-palästinensischer Interviewpartner“ vorwirft. Von der Tann reproduziere „Hamas-Propaganda“, sagt Sander. 

Viel Feind, viel Ehr, mag sich manch Leser vielleicht denken. War es nicht schon immer so, dass kritische Berichterstattung zu Gegenwehr führte? Auch dann, wenn die erhobene Kritik richtig war? Stimmt schon, lässt sich entgegnen. Was aber nichts daran ändert, dass der Zuschauer der „Tagesschau“ derzeit mindestens mit Schlagseite über den Nahostkonflikt informiert wird. Und dass emotionalisierende Einzelgeschichten aus einem Kriegsgebiet zwangsläufig zu einer gewissen Einseitigkeit führen. Und dass dies vor dem Hintergrund des Pogroms vom 7. Oktober 2023, dem Auslöser des aktuellen Konflikts, problematisch sein kann. Stichwort Täter-Opfer-Umkehr. 

Was sehen 9,5 Millionen Zuschauer?

Zurück zu Assai: Was den Fall des angeblich in einem israelischen Gefängnis gefolterten und erniedrigten Palästinensers betrifft, kommt noch ein Aspekt hinzu. Er hat im Jahr 2017 eine ähnliche Geschichte erzählt. Mit dem Unterschied, dass es damals der palästinensische Geheimdienst gewesen sein soll, der ihn gefoltert und erniedrigt habe. Nachzulesen etwa hier. Selbstverständlich kann das Zufall sein – und beide Geschichten stimmen. Für das ARD Studio Tel Aviv spricht das sogar für die Glaubwürdigkeit Assais. In der Antwort auf die Cicero-Anfrage heißt es: 

„Uns ist bekannt, dass Sami Assai in der Vergangenheit auch von Folter durch den palästinensischen Geheimdienst berichtet hat. Es zeigt, dass er Gewalt auf beiden Seiten öffentlich macht.“

Für den Autor dieser Zeilen wiederum wäre das eher ein weiterer Grund, Assai – wie es in anderen Zusammenhängen gerne heißt – keine Bühne zu bieten. Jedenfalls nicht so ausführlich. Und wenn, dann wenigstens zu erwähnen, dass er Ähnliches auch von palästinensischer Seite erlebt haben will. Alternativer Vorschlag: Vorausgesetzt, Assai wird geglaubt, wäre dann beides zu erwähnen nicht sogar sinnvoller gewesen? Also die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der über die Konflikte in seiner Heimat berichten will und deshalb zur Zielscheibe verschiedener Konfliktparteien wird? Würde dies nicht viel eher der Komplexität des Nahostkonflikts gerecht?  

Cicero wollte vom ARD Studio Tel Aviv wissen: Halten Sie die Erzählung solcher Einzelgeschichten für tauglich, die Komplexität des Nahostkonfliktes abzubilden? Antwort: „In der Kürze eines Tagesschau-Beitrags ist es nicht möglich, den gesamten Nahostkonflikt abzubilden.“ Dabei verlangt niemand von der „Tagesschau“, auch der Autor dieser Zeilen nicht, den gesamten Nahostkonflikt abzubilden. Das wäre Quatsch. Was sich aber sehr wohl verlangen lässt von den Öffentlich-Rechtlichen, ist eine gewisse Ausgewogenheit und das Bewusstsein, dass der Nahostkonflikt komplex ist und sich deshalb nicht als Schwarz-Weiß-Geschichten erzählen lässt. Und die Story über Assai ist eine solche Schwarz-Weiß-Geschichte. Auch, wenn man bei der ARD glaubt, 18 Sekunden eines 120-Sekunden-Beitrags würden daran etwas ändern. 

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Christoph Schnörr | Mi., 10. September 2025 - 13:25

das Ende des zwangsfinanzierten Propaganda-ÖRRs in seiner jetzigen monströsen Form wird demnächst von Sachsen-Anhalt ausgehend eingeläutet.

Thomas Veit | Mi., 10. September 2025 - 20:10

Antwort auf von Christoph Schnörr

müssten mittelfristig entlassen oder in Frühpension geschickt werden und die neue ausgeschriebenen Stellen auf max. 4 Jahre befristet werden, so dass ein laufendes Rotationssystem entsteht - oder so ähnlich, wie im wissenschaftlichen Bereich z.B., wäre mein Vorschlag fürs erste... NEUTRALITÄT UND TRANSPARENZ müssen an erster Stelle stehen.

Und die Kosten- und Gehaltsstrukturen der ÖRR's müsste auf jeden Fall auch mal vom 'deutschen DOGE' durchleuchtet und geprüft werden... ... - gemeinsam mit den staatsfinanzierten NGO's..., das wäre dann EIN AUFWASCH... 😉

Ernst-Günther Konrad | Mi., 10. September 2025 - 13:40

Ja, warum sendet man so etwas? Weil es inzwischen als völlig normal angesehen wird, Behauptungen aufzustellen, die man nicht belegen muss. Es reicht völlig aus, dass es möglich und machbar erscheint. Und der noch immer hörige Zuschauer des ÖRR, der gerne noch alles für bare Münze nimmt, dem reicht es aus, das etwas sein kann. Und es ist es erstmal gesendet, im Tonfall und im Brustton der absoluten Überzeugung, wird gar nicht mehr weiter zugehört, ob es dann als "nicht verifizierbar" am Ende eingestuft wird. Und genau damit arbeiten diese Meinungsdiktatoren und Fake News Hersteller der Msm und der ÖRR. Gerne zeigt man auch Dinge, die man von vorne herein als Fake darstellt und dann doch als "möglich" umkehrt. Und genau deshalb sind die ÖRR noch immer sehr erfolgreich, wenn Sie feststellen: "Mit großer Reichweite geht auch große Verantwortung einher." Gerade viele ältere Menschen sind noch immer das "gute und alte" Fernsehen gewohnt und sehen eben nur Tagesschau oder Heute.

Hans Jürgen Wienroth | Mi., 10. September 2025 - 13:45

„Selbstverständlich ist jeder Konflikt immer auch die Summe vieler Einzelschicksale, von denen manche schon deshalb erzählt werden müssen.“ Wer die Tagesschau (und Heute im ZDF) anschaut, der will die Nachrichten vom Tagesgeschehen sehen und kein Boulevardmagazin. Leider gibt es diese (und noch viiiel längere Geschichten) immer häufiger. Dafür erfährt der Zuschauer kaum etwas vom Geschehen in unserem Land. Oft kommt es vor, dass in den 15 Minuten der Sendung nicht ein Bericht aus unserer Republik ist.

Da wird (mit üblicher, hier beschriebener Einordnung) aus Palästina berichtet, dann die übliche, mehrminütige Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine, die neuesten Angriffe und Selenskyjs Kampf um Unterstützung durch Europäer. Dann wird noch über Katastrophen in fernen Ländern berichtet, so dass oft, wenn überhaupt, nur wenig Zeit für Deutschland bleibt.

Zu politischen Themen aus unserem Land werden dann gerne Grüne oder Linke zur „Einordnung“ vor das Mikro geholt.

Stefan | Mi., 10. September 2025 - 14:36

Zitat:
"Was verrät das über die Nahost-Berichterstattung der ARD?"
Ich empfehle da einmal das Buch von Alexander Teske zu lesen, das da heißt "INSIDE TAGESSCHAU".
Fakenews, Meinungsmache und das Agieren diverser linker Programmmacher werden dort
abgearbeitet.
Teske selbst hat für die Meinungsfabrik Tagesschau gearbeitet und plaudert aus dem Nähkästchen.
Ferner kann man sich auch auf YouTube anhören, was Bernd Baumann der das Buch von Teske gründlich gelesen hat, dazu zu sagen hat.
Der Bericht hier im Cicero unterstreicht da so manches wie ich finde.

Klaus Funke | Mi., 10. September 2025 - 14:36

Man kann, man muss in Sachen Nahostkonflikt parteiisch sein, allerdings gilt das nur für mich als Privatperson. Das öffentlich rechtliche Medium muss sich bemühen, umfassend und neutral die Lage zu berichten. Einfach sagen, was ist. Mehr ist da nicht zu tun. Doch das ist schwer. Und unsere Tagesschau ist alles andere als neutral, sie ist seit längerem schon immer parteiisch. Sich nicht vor den Karren einer Sache spannen lassen, selbst nicht für eine gute. Das gelingt der Tagesschau längst nicht mehr. Besonders augenfällig ist das natürlich bei innenpolitischen Themen. Da erkennt man sofort: Die Tagesschau ist eine Befürworterin der Brandmauer. Die AfD ist immer böse, die Grünen sind immer gut usw. Bei außenpolitische Themen ist das schwerer zu unterscheiden. Da muss man sich auf den Sachverstand der Berichterstatter verlassen können. Doch, gibt es den noch? Bei Sophie von der Tann war ich bisher nicht von propalästinensischer BE ausgegangen, wiewohl d. öffentl. Mitleid dahin tendiert.

Hans Jürgen Wienroth | Mi., 10. September 2025 - 16:24

Antwort auf von Klaus Funke

"Bei außenpolitischen Themen ist das schwerer zu unterscheiden."

Das gilt nicht für den ÖRR. Links ist gut, Rechts ist böse. Tusk gut, Orban böse, Lula gut, Mileil böse, Harris gut, Trump böse. Das ist das Muster, nach dem der ÖRR die Welt einordnet. Insofern gehört auch das autokratische China eher zu den Guten.

"Da muss man sich auf den Sachverstand der Berichterstatter verlassen können." Welchen Sachverstand über die Amerikaner hat z. B. der ehem. "Terrorismusexperte" Elmar Theveßen direkt nach seiner Ankunft in Amerika? Kennt er die amerikanische Seele, das Fühlen und Denken der Amerikaner wirklich? Wie sieht das bei anderen "Journalisten" aus, beherrschen die überhaupt die Sprache oder geht es ihnen wie den Botschaftern (wie ich las)?

Gisela Hachenberg | Mi., 10. September 2025 - 20:22

Antwort auf von Klaus Funke

Hallo Herr Funke, ich bin total baff. Sie gucken Nachrichten in der „Tagesschau“? Das überrascht mich sehr! Da ich Ihre Beiträge meistens lese, hätte ich nicht gedacht, dass Sie sich das „antun“. 😉

Markus Michaelis | Mi., 10. September 2025 - 14:40

Ich würde es so sehen, dass, sobald Fragestellungen (nicht nur dieser Krieg) eine gewisse Relevanz erreichen, es immer unübersichtlich wird. Komplex sind ohnehin alle Themen, so dass man "den" neutralen Überblick kaum mehr bekommt. Menschen neigen dann zu einer emotionalen Sicht (was ok und menschlich ist), die immer mehr oder weniger "zufällig" dem einen oder dem anderen Lager zuneigt. Klar gibt es auch langfristige Tendenzen in bestimmte Richtungen, auf die sich viele einigen, aber das hilft im konkreten Konflikt hier und heute oft wenig.

Was ich mich dabei frage ist, was dabei die Basis einer offenen Gesellschaft ist. Menschen sind bis ins Mark erschüttert über verschiedenste Dinge von verschiedenen Seiten.

Ist es richtig, sich möglichst aus vielem rauszuhalten, um damit möglichst viel zusammenzuhalten? Oder an die Eine Wahrheit zu glauben und dafür zu kämpfen - man muss eben gewinnen? Was ist die Basis der offenen Gesellschaft - sobald es um relevante Fragen geht?

Heidemarie Heim | Mi., 10. September 2025 - 15:36

Wie wäre es, würde Frau von der Tann die nächsten 120 Sekunden Tagesschau einmal darauf verwenden, eine der israelischen Geiseln vorzustellen, damit diese uns die bestimmt sehr viel humaneren Haftbedingungen unter Aufsicht der Hamas und deren Schergen aus der Bevölkerung schildern können? Leider erklärt sich keiner bereit dazu seine erlittenen Traumen einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen?
Kann man sich mit ein wenig Fantasie auch so lebhaft vorstellen. Würde man dem deutschen Publikum stattdessen 120 Sekunden Sequenzen der fleißig von den Hamas-Terroristen aufgenommenen Videos und sonstiges Bildmaterial während ihres Angriffs inklusive der darauf folgenden Unmenschlichkeiten vorführen, würden die meisten Tagesschauer/innen garantiert keine Minute geschweige denn 3 durchhalten um sich ein Bild machen zu können, welches für Monate lange Albträume ausreichen dürfte. By the way, Russland als ständiges UN-Mitglied hat vor 2 Tagen angekündigt sich aus der Europäischen Anti-Folter-Konvention offiziell zu verabschieden. Was verrät uns das über den angeblich so zivilisierten europäischen Typus Mensch? MfG

Thomas Veit | Mi., 10. September 2025 - 16:02

der ARD?" -- na das jetzt auch OFFIZIELL 'Hörensagen' Nachrichtenwert hat, in den ÖRR's...

Das ist schon eine neue Qualität, mMn, wo doch bisher das gezielte Weglassen das Mittel der Wahl zur Meinungslenkung war..., und natürlich die selektive Auswahl (oder Verbannung!) der Interviewpartner und freien Kommentator:innen... ... (die Feigenblattausnahme war da wohl das (tech. missglückte) Sommerinterview mit Weidel... - Ausnahmen bestätigen.tigen eben die Regel... ...😉)

>> WEG- UND AUSLASSEN ist eben auch Lüge.. - mMn.

Jens Böhme | Mi., 10. September 2025 - 17:05

Tagesschau sind Nachrichten, kein Politikmagazin, was sich mit Vermutungen und nichtverifizierbaren Anschuldigungen beschäftigt und durchkaut..

Lesen sie das Buch des Insiders Teske oder schauen sie sich die Erläuterungen von Bernd Baumann an, die Tagesschau ist offensichtlich Meinungsmache.
So könnte sie, die Tagesschauredaktion ja rechtliche Schritte einleiten, falls die beiden Herren die Unwahrheit sagen würden, oder nicht ???
Warum ging eigentlich Konstantin Schreiber damals nochmal ??? 🤔

Ich brauche niemanden zu lesen, um zu wissen, was die Tagesschau sein soll. Es gehört zur Selbstverständlichkeit, dass Nachrichten keine einseitigen, subjektiven Vermutungen des Journalisten beinhalten sollen. In den Tagesthemen oder bei Politmagazinen können sich Journalisten politischer outen.

Sabine Lehmann | Mi., 10. September 2025 - 19:13

Vorschlag zur "Güte":
Ich finde, sämtliche Beiträge der Tagesschau sollten mit dem Untertitel "Nicht verifizierbar" ausgestrahlt werden.

Chris Groll | Mi., 10. September 2025 - 20:36

Möchte man direkte und objektive Nachrichten aus Israel hören, sollte man sich die Sendung "Fokus Jerusalem" auf Bibel TV ansehen.
Erkenntnisreich wäre auch die Sendung "Faszination Israel" ebenfalls auf Bibel TV.
Die Tagesschau sehe ich mir nur sporadisch an, damit es nicht heißt, man lebe in seiner eigenen Blase.
Wie der palästinensischen Friedensaktivisten Bassem Eid in der Sendug Faszination Israel sagte,
die Medien haben ihre Moral im Journalismus fast verloren. Und Prof. Legassow, der Aufklärer des Tschernobyl-Unglücks sagte: „Der Wahrheit ist egal, was wir wollen oder brauchen. Sie schert sich nicht um Regierungen, Ideologien und Religionen. Sie wird für alle Zeiten auf uns lauern.“

Gisela Hachenberg | Mi., 10. September 2025 - 20:42

Wieder, wie immer, ein lesenswerter Artikel von Ihnen, lieber Herr Krischke. Ich kann leider nicht allzu viel dazu beitragen, da ich vor mehr als 2 Jahren aufgehört habe, mir Nachrichten, sowohl bei ARD, als auch ZDF, anzutun. Es gab damals keine Nachricht über ein Attentat hier im Land. Anstatt dessen einen ausgiebigen Bericht über die Kirschblüte in Japan! Im
Übrigen bekomme ich Pickel, wenn ich Hayali oder Slomka mit ihren „Betroffenheitsvisagen“ vorgeführt bekomme. Ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass ca. 75 % der Zuschauer der beiden Programme ältere Menschen sind.
Kein Wunder, welcher junge Mensch tut sich das noch an? Die haben andere Informationsquellen. Aber Sie haben Recht, dass es für viele ältere Menschen abends einfach ein Ritual ist, die Tagesschau einzustellen. Sehe ich auch bei vielen Freunden, die natürlich dann auch dementsprechend gebrieft sind. „Man muss ja einmal am Tag die Nachrichten in der Tagesschau ansehen“. O-Ton von Freunden. Nun denn, wenn sie meinen…

... der von mir sehr Geschätzte mit oft humorig-spitzer Feder, im Lager der rückhaltlosen Stangenhalter der israelischen Regierungspolitik und Kriegsführung. Wundert mich schon ein bissl.
Auch wenn ich wie stets auch DIESE Tagesschau nicht gesehen habe, reichen mir viele andere Berichte z.B. im Schweizer oder Österreichischen Fernsehen zu israelischen Regierungsaktivitäten: derzeit die Komplettbesetzung und Zerstörung von Gaza-Stadt, eine Bombe auf Doha in Katar, neulich die Freigabe von 70 neuen Siedlungen im Westjordanland zur endgültigen Annektion dieses quasi zum Reservat verkommenen Restheimatlands der Palästinenser.
Und bevor jetzt ein Wutgeheul losgeht: natürlich bin ich kein Antisemit, habe als Jugendlicher in einem Kibuz Israel mit aufbauen geholfen, bin mit Juden, Israelis UND Palästinensern befreundet und finde den zunehmenden Antisemitismus hierzulande empörend und die Hamas kriminell.
Aber was sich Netanjahu und Co. seit dem Hamasmassaker leisten, empört ja die halbe Welt.

Nachrufer | Mi., 10. September 2025 - 21:21

Es gab am 09. September vormittags bei WDR 5 in der Reihe „Neugier genügt“ einen knapp 20-minütigen Bericht vom Israel-Korrespondenten Jan-Christoph Kitzler zum selben Thema, vgl. https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-das-featu… bzw. https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/335/3356135….
Auch dort wurde nicht erwähnt, dass Herr Assai nach eigenem Bekunden vom palästinensischen Geheimdienst erniedrigt und gefoltert worden sein soll. Es kommen verschiedene Seiten zu Wort, auch gegenüber der eigenen Regierung kritische israelische Stimmen. Einfach den WDR-Bericht anhören. - Auf eine Medienkampagne weist folgende Quelle hin: https://www.mena-watch.com/reporter-ohne-grenzen-medienkampagne-israel/…

Sabine Lehmann | Do., 11. September 2025 - 13:07

Heute ist es 25 Jahre her, dass in Deutschland ausgebildete Islamisten in das World Trade Center flogen u. die gesamte Welt auf den Kopf stellten. Anlass genug, um noch einmal ausführlich darüber zu berichten, der zig tausend Toten zu gedenken u. damit deutlich zu machen, dass sich seit diesem Horror-Tag eine Schneise der Verwüstung im Namen dieses "Allahs" quer über unseren Planeten zieht. Im Namen einer Religion, die nichts anderes ist als eine der verheerendsten und menschenfeindlichsten Ideologien seit dem Holocaust.
Jetzt kann man das Fernsehprogramm durchforsten so lange man will, man wird nichts finden. Außer einem eher misslungenen Hollywood-Schinken und einer, wie ich mich erinnere, eher zwiespältigen Doku, die das legendäre ZDF weit nach Mitternacht sendet. Es ist eine Schande, aber im Grunde nur ein Spiegelbild unserer verkommenen Gesellschaft, die sich auf ihrem kulturellen "Altar" zur Selbstschlachtung darbietet. Die Unterwerfung, sie ist längst vollzogen, wir sind fertig!