Friedrich Merz
Friedrich Merz reist in die USA (Symbolfoto) / picture alliance / Wolfgang Maria Weber | R7172

Expedition ins Ungewisse - Merz trifft Trump: Ist dieses Bündnis noch zu retten?

In den vergangenen Jahren haben sich Deutschland und die USA zusehends entfremdet. Dennoch bleibt im Zuge der Washington-Reise von Friedrich Merz die Hoffnung, dass eine Wiederbelegung der transatlantischen Beziehungen möglich bleibt.

Autoreninfo

Hans-Ulrich Seidt war deutscher Botschafter in Afghanistan (2006–2008) und in Südkorea (2009–2012). Er war von 2014 bis 2017 Chefinspekteur des Auswärtigen Amts und leitete von 2012 bis 2014 die Abteilung für Auswärtige Kulturpolitik und Kommunikation des AA in Berlin. Aktuell ist er Fellow des Liechtenstein Institute on Self-Determination der Princeton University und Stiftungsbeirat des Schweizer Afghanistan Instituts/Bibliotheca Afghanica.

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Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stehen Deutschland und die USA im Spannungsfeld zwischen enger Kooperation und eskalierendem Konflikt. Vertrauen schwindet, Zweifel an der Dauerhaftigkeit transatlantischer Partnerschaft nehmen zu. In welche Richtung wird sich das deutsch-amerikanische Verhältnis entwickeln?

Mögliche Antworten müssen vorangegangene Erfahrungen mit geostrategischen Konstellationen in Rechnung stellen. Schließlich verdankt die Bundesrepublik ihre Existenz der Auflösung der Anti-Hitler-Koalition nach dem Sieg der Alliierten über das NS-Regime. 1946 beschlossen amerikanische und britische Politiker, die sowjetische Expansion in der Mitte Europas zu stoppen. Die Gegenwartsgeschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen ist das alt gewordene Kind einer vergangenen Epoche, des Kalten Krieges. Sie prägte das Amerikabild des amtierenden Bundeskanzlers und eines großen Teils der westdeutschen Gesellschaft seiner Generation. 

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Markus Michaelis | Do., 5. Juni 2025 - 18:00

Ja sicher ist das auch ein Aspekt. Der gilt glaube ich für jeden Akteur immer und kann auch jetzt für die USA für uns zu einseitig werden, so dass D/EU Konsequenzen ziehen muss.

Die Analyse greift mir aber zu kurz. Vieles scheint mir auch einen starken Anteil zu haben, dass die USA gerade akzeptieren, dass sie nicht mehr genügend Kraft für das haben, was D und die EU vielleicht als alternativlos ansehen. Manches ist als ein Einrichten in den neuen Realitäten interpretierbar.

Ich finde es auch mehr als glaubwürdig, dass bei einem Vance und einigen anderen (bei vielen auch nicht) nicht nur reine Machtaspekte eine Rolle spielen. Ich teile sicher nicht alle Werte und Weltsichten, kenne sie auch nicht. Von daher ist es ok, dass wir sagen "Macht und Ideologie", während wir hier Werte verteidigen, und zwar universell für die Menschheit.

Nur interessiert das die Menschheit erkennbar nicht. Wir sollten uns in D und EU, neben Werten, auch mit der Realität beschäftigen.

"Selbst engagierte deutsche Befürworter einer engen transatlantischen Zusammenarbeit zweifeln an Washingtons Bereitschaft, mit Berlin partnerschaftlich zu kooperieren."
Wer so agiert wie die Bundesregierung unter der Ampelkoalition und deren Fortsetzung mit Kosmetik überdeckt, ein Kanzler der zweiten Wahl ist und lediglich "gerade so" zu dieser Kanzlerschaft mit Stimmen von Ultra-Linken gekommen ist, der sollte erstmal ganz kleine Brötchen backen.
Was haben sie alle gegen Trump Stimmung gemacht, wie sehr hat Klingbeil der Vize sich in die Wahl von Biden eingebracht.
Die Worte habe ich alle noch im Ohr.
Von feministischer Außenpolitik ganz zu schweigen.
Ich bin mehr als gespannt was da so gesprochen wird und was Merz nach Hause mitbringen wird.
Es geht um alles für die Republik.
Im Vorfeld hat er die Backen ja schon mehr als aufgeblasen, schau' n mer mol.

Markus Michaelis | Do., 5. Juni 2025 - 18:07

Ich denke, in zwischenmenschlichen Beziehungen haben wir inzwischen akzeptiert, dass nicht alles zusammenpassen muss. Ehen können geschieden werden - auch ohne, dass ein Schuldiger identifiziert wird. Freundschaften können auseinander gehen, Jobs gekündigt werden.

Nur bei Staaten und Gesellschaften erwarten wir für alles die Lösung, dass einer Recht hat und der andere Unrecht und daher einlenken muss. Man muss dann nur solange mit dem Fuß aufstampfen und seine tiefe Erschütterung klarmachen, bis alle anderen einlenken müssen. So kommt es mir zumindest oft vor.

Es ist aber denke ich auch klar, dass das nicht funktioniert. Selbst Staaten und Gesellschaften können sich auseinanderleben, aber zwischenstaatliche Beziehungen in jedem Fall.

Entweder man hat noch gemeinsame Interessen und arbeitet daran, oder man trennt sich. Mit dem Fuß aufzustampfen und seine Erschütterung auszudrücken ist voll ok, das mache ich auch. Ich erwarte nur nicht, dass mir deswegen irgendwer folgen wird.

Keppelen Juliana | Do., 5. Juni 2025 - 19:06

den deutschen Kanzler ernst nehmen? Bei den paar Minuten die Merz zu Wort kam ging es ihm in erster Linie um die Ukraine und nicht um Deutschland. Es ist schon erstaunlich wie sehr Selenskyi unser politisches Personal im Griff hat.

Wichtige Themen wurden ausgelassen und es wurde mehr als deutlich klar das Merz auch froh gewesen ist , daß nicht allzu viel gefragt worden ist.
Psychologisch raffiniert fand ich das mit der Geburtsurkunde.

Ich bin mir zu 100% sicher, daß die Geheimdienste der VSA genauestens darüber informiert sind, was hierzulande seit 10 Jahren abgeht, damit ist auch der Präsident im Bilde. Die wissen alles, auch das die AfD nicht ansatzweise demokratie- oder GG-widrig ist, Grüne & Linke dafür sehr wohl!

Wie soll man einen Kanzler ernst nehmen, der sich von drei linksextremen Kleinparteien die alle die Wahl verloren haben, erpressen läßt, während er eine demokratische Partei die auch noch zweitstärkste Partei im BT ist aus objektiv/demokratisch/inhaltlich nicht nachvollziehbaren Gründen von der politischen Teilhabe ausschließt!

Merz bildet sich auch noch ein, er könne dem Präsidenten (in Sachen AfD) Vorgaben machen, da lacht doch die Welt drüber.

Vermutlich weiß D.T. auch, daß nicht Merz, sondern Klingbeil die Zügel dieser Regierung in der Hand hat, warum also sollte er mit Merz über Politik reden, der hat doch eh nichts zu melden.

Mal sehen, wann Schattenkanzler Klingbeil in die VSA reist…..

Black Night | Do., 5. Juni 2025 - 19:11

Das gilt bitte schön für Beide Seiten. Wie es nun mal in jahrzehnte langen Beziehungen ist, kracht es hier & da gewaltig. Das ist ist nichts neues.

Die derzeitigen Verwerfungen in Europa kann sich Deutschland bei sich selbst mehr als "bedanken"

Was war das denn mit der Nord Stream Geschichte? Man ist ja Russland förmlich in den Ar.... gekrochen & hat sich als "Spielball" von russischen Interessen machen lassen.

Ob dies im Bereich Energie war oder bei der Migrationskrise die bis heute heftige Verwerfungen in Europa ausgelöst hat.

Das Amerika & große Teile von Europa auf unser mehr als angefressen sind, ist komplett nachvollziehbar.

Ich hoffe inständig das endlich ein großflächiges Freihandelsabkommen zwischen Europa & den USA auf den Weg gebracht werden.

Die politischen Verhältnisse sind jetzt andere als noch vor 12 Monaten. Dann wird es auch wieder was mit den Beziehungen beider Kontinente.

Wenn jetzt noch gemeinsam der Ukraine Krieg beendet wird, wäre das super.

North Stream war kein A**gekrieche, sondern ein Deal im besten beiderseitigen Interesse: Günstige Energie für eine starke deutsche Wirtschaft und Devisen für Russland. Nichts verwerfliches daran. Die Abhängigkeiten am Energiemarkt sind nach dem Sprengen der Pipeline (wohl durch die USA) noch größer und einseitiger geworden. Nun wird In den viel teureren Allerwertesten der USA gebrochen. Cui bono?

Nordstream war ökonomisch und ökologisch das Beste das uns passieren konnte. Die USA war natürlich dagegen erwuchs ihm doch mit Russland ein Energiekonkurrent den es zu bekämpfen galt. Der Kampf gegen russische Energie fing schon zu Sowjetzeiten an ich erinnere mich noch an das Röhrenembargo.

K. Vetter | Do., 5. Juni 2025 - 19:44

mit dem "groß gewordenen Kind ", dem unsere deutsche Gegenwartsbeziehung zur USA gleicht, finde ich gelungen. Das alternde "Kind" wohnt noch bei seinen Eltern. Aus der Pubertät ist es nie gekommen.

Matthias Laeger | Do., 5. Juni 2025 - 22:35

Der Artikel ist für einen Autor dieser Expertise seltsam einseitig. Hier wird nahezu jeder Grund für Fehlentwicklungen nach Amerika verortet. "vernachlässigte deutsche Verteidigungsanstrengungen"? Europa war jahrelang Zechpreller. Hier wurden die Sozialstaaten aufgeblasen, während Amerika die NATO zum großen Teil allein geschultert hat - und das bei gleichgroßem Wirtschaftsraum. Wer noch einen Grund für das scheiternde transatlantische Verhältnis sucht, braucht nur die überwiegende Masse deutscher Medien aufschlagen, wo seit mindestens 2003 grenzenloser Amerikahass in die Köpfe der Konsumenten implantiert wird. Dabei bräuchte Amerika nur 6 Monate die geheimdienstliche Zuarbeit einstellen, daß man hierzulande merkt, daß man im Hemd steht.

Sabine Lehmann | Do., 5. Juni 2025 - 23:50

"Indeed. We can. We have a nude Government and many females. And look: they are all nude."
So oder ähnlich würde unsere Bacon of Hope, jetzt leider als Chef-Stenotopystin bei Herrn Heusgen angestellt, ganz eloquent im besten Oxford-English (Bottroper Lautschrift: "Ochsfoaaat Inglischhhh") verlauten lassen.
Diese Peinlichkeit bleibt uns Gott sei Dank erspart, welche mit amtierender Entourage noch folgen werden, ich weiß es nicht. Aber ganz ehrlich: angesichts prekärer Zeiten was die Vollauslastung von 87 Milliarden Gehirnzellen(hat Herr Krischke gesagt) anbelangt, dürfen wir mit dem Schlimmsten rechnen, aber das Beste hoffen. In diesem Sinne:
Bleiben Sie heiter, schauen Sie keine Tagesschau, kaufen Sie keine Schriftsätze von der Plage aus der Uckermark und rüsten Sie Ihren Bademantelvorrat auf;-)

Urban Will | Fr., 6. Juni 2025 - 00:30

gepriesen. Ich halte das für viel zu voreilig. Man sollte Trump mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass überbordender Lob und große Sprüchen zu seinem Standard-Repertoire gehören, wenn er Gäste hat.
Selbst die Demütigung Selenskyjs begann zunächst in bester Laune, nur dass der Bittsteller dann ungeduldig wurde, als er merkte, dass ihm hier kein roter Teppich und gebeugte Rücken erwarteten.

Ich bin mir sicher, dass die Trump-Administration D mit gewisser Verachtung betrachtet. Erstens wegen D's geisteskranker Migrationspolitik, die sich auch jetzt kaum geändert hat und der Umgang mit der einzigen Opposition im Lande, der AfD. Schade, dass dieses Thema nicht an die Öffentlichkeit kam. Ich bin mir sicher, dass es angesprochen wurde. Vance's Sorgen, dass Europa und auch D sich demokratisch zurück entwickeln, waren ernstgemeint.
Man wird nun in jeglicher Hinsicht genau auf Fritzel-D schauen.
Und ich habe wenig Hoffnung, dass der wirklich liefert.

liefert Herr Will, leider! Ich teile Ihre Auffassung, die VSA wissen, daß Deutschland dank der Grünen eine weitere linksfaschistische Diktatur droht. Man kann davon ausgehen, daß wenn sie kommt, worauf aktuell leider vieles deutet, sie wieder sehr großen Schaden anrichten wird, die Grünen haben ihre Kriegsgeilheit ja eindrucksvoll belegt.

Alternativ droht die Gefahr eines islamistischen Regimes mitten in Europa, auch das dürfte großen Schaden anrichten, wenn auch sicher nicht vergleichbar mit dem der Grünen.

Und zu allem Überfluß noch ein angeblich konservativer Kanzler, der mit der demokratisch-konservativen AfD alles hätte verhindern können, sich aber feige für den Weg des geringsten Widerstands entschied und statt dessen zum Nachteil Deutschlands, der Demokratie und der Deutschen, mit den Linksextremen paktierte!

Wie soll man da keine Verachtung verspüren.

Brand, A. | Fr., 6. Juni 2025 - 09:38

So einfach wie es sich der Autor macht ist die Sache aus meiner Sicht nicht. Nicht allein Trump ist an der Entfremdung schuld, Europa/Deutschland haben sich von den VSA entfremdet.

Der Hauptgrund dafür ist wohl, daß sich die linksgeprägte deutsche Politik seit Merkel schleichend von der gem. GG vorgeschriebenen „freiheitlich demokratischen Grundordnung“ verabschiedet. Das MUSS dem Ausland Sorge bereiten, denn ein erneut linksfaschistisches Regime auf deutschem Boden wird vermutlich großen Schaden anrichten.

Ich sehe auch nicht, daß es je ein „Vertrauensverhältnis“ zwischen den VSA und Deutschland gab. Vielmehr hat die deutsche Politik das umgesetzt, was Washington vorgab. Die aktuelle von den linksextremen Grünen geprägte Politik hat naturgemäß andere Ziele als das konservative Washington.

Die EU bildet sich zudem ein (moralisch) über den VSA zu stehen, das kommt nicht gut an.

Die Witzfigur Merz ist Spielball der Linksextremen, er hat nicht das Zeug das Rad zurückzudrehen.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 6. Juni 2025 - 12:04

Außer viel Drohgebärden, lautstarke Worte und dem kläglichen Versuch deutscher Medien, Merz eine persönliche Stärke anzudichten, die der gar nicht hat ist doch im Grunde noch nicht viel passiert. Wir wissen doch alle, dass Trump immer maximale Forderungen stellt, auch mal derb reinhaut, das gefällt mir auch nicht, aber nicht selten auch wieder zurückrudert, wenn ihm vernünftige Argumente entgegen gebracht wurden oder er feststellen musste, dass er mit seinen Maßnahmen sich eher selbst schadet. Und auch der Versuch, Merz auf Augenhöhe zu Trump zu schreiben und ihn als -stark- zu zeichnen ist lächerlich. Ich möchte nicht wissen, was Trump ihm unter vier Augen gesagt hat. Das der Wirtschaftslobbist Merz und der Wirtschaftsmagnat Trump in vielem übereinstimmen dürften ist doch klar. Und nein, die USA wird Europa nicht fallen lassen, aber die EU und die NATO, wenn die sich nicht reformiert bzw lernt auf eigenen Füßen zu stehen. Jo, es gab keinen Eklat, das ist doch was.