
- „NGO-Finanzierung ist ein Thema, in das man reinleuchten muss“
Die „Initiative Transparente Demokratie“ will staatliche NGO-Finanzierung recherchieren und dokumentieren. Im Interview erklären die Juristin Anja Stürzl und der Kommunikationsberater Hasso Mansfeld, wie das gelingen soll - und warum mehr Transparenz längst überfällig ist.
Anja Stürzl ist Fachanwältin für Steuerrecht und Zertifizierte Beraterin für Steuerstrafrecht (DAA). Seit Dezember 2023 ist sie mit eigener Kanzlei mit Sitz in Frankfurt am Main und München tätig. Stürzl ist Dozentin und publiziert regelmäßig in Fachzeitschriften. Sie ist Vorstandsvorsitzende der „Initiative Transparente Demokratie“.
Hasso Mansfeld ist Kommunikationsberater für sensible und kontroverse Branchen sowie Publizist. Er ist Diplom-Agraringenieur und unterstützt Unternehmen dabei, komplexe Themen zu vermitteln und öffentliche Debatten strategisch zu begleiten. Mansfeld ist Leiter Kommunikation der „Initiative Transparente Demokratie“.
Frau Stürzl, Herr Mansfeld, wann ist der Gedanke in Ihnen gereift, die „Initiative Transparente Demokratie“ zu gründen?
Hasso Mansfeld: Bereits vor einigen Jahren haben Ludger Weß – heute Vorstand der Initiative – und ich versucht, eine NGO zu gründen. Ziel war es, populäre Behauptungen rund um Lebensmittel und Landwirtschaft sachlich zu widerlegen. Wir waren mit der Konzeption schon sehr weit und führten Gespräche mit Lebensmittelverbänden über eine mögliche Finanzierung. Ein Vorstandsmitglied eines dieser Verbände sprach sich jedoch schließlich dagegen aus, aus Sorge, seine Kooperation mit Umweltverbänden könne gefährdet werden. Damit wurde unser damals weit fortgeschrittenes Projekt quasi „von dunklen Mächten“ verhindert.
Was war der Anlass für den neuen Versuch?
Mansfeld: Als die Debatte um die Macht von NGOs Fahrt aufnahm, insbesondere um ihre Rolle als aktive politische Vorfeldorganisationen mit staatlicher Finanzierung, wurde uns klar, dass wir handeln müssen. Ludger Weß und ich waren uns schnell einig, dass wir etwas machen müssen. Frau Dr. Stürzl gehört schon länger zu meinem Netzwerk, ebenso wie Dr. Michael Hartmann, der sich die letzten 25 Jahre als Wirtschaftsethiker im Auftrag der evangelischen Kirche mit ethischen und politischen Fragen beschäftigte. Er bringt sich ein, um die Grundsatzdebatte mitzugestalten
Was ist Ihr zentrales Anliegen?
Anja Stürzl: Wir möchten ein Bewusstsein schaffen für die grundlegenden Zusammenhänge, insbesondere für die Notwendigkeit staatlicher Neutralität. Diese ist ein zentrales Prinzip demokratischer Ordnung. Demokratie bedeutet zuallererst Volkssouveränität und die Begrenzung von Macht. Das Volk ist der oberste Souverän, also jeder einzelne Bürger. Er muss die Möglichkeit haben, informierte Entscheidungen zu treffen, frei von einseitiger Beeinflussung durch mächtige Akteure mit monopolartigem Einfluss.
Was ist aktuell das größte Problem, wenn es um Nichtregierungsorganisationen geht?
Stürzl: Das Hauptproblem ist die mangelnde Transparenz. Die Einflussmöglichkeiten und Finanzströme vieler NGOs haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen – auch, weil der Staat sich selbst aus der direkten politischen Meinungsbildung heraushalten muss. Wenn aber staatliche Mittel an NGOs fließen, die dann Aufgaben übernehmen, die der Staat selbst nicht wahrnehmen darf, ist das ein ernsthaftes Problem.
Welche Probleme gibt es noch?
Stürzl: Hinzu kommt die Frage der Gemeinnützigkeit. Gemeinnützige Organisationen dürfen nicht primär politische Meinungen beeinflussen. Wenn dann aber unklar ist, wohin welche Gelder fließen, etwa im Rahmen der sogenannten „Demokratieförderung“ , wird es kritisch. Nur wer weiß, was woher kommt und wohin geht, kann Machtstrukturen kontrollieren und demokratisch gestalten.
Zuletzt wurde vor allem über links-grüne NGOs diskutiert. Auf Ihrer Seite machen Sie deutlich, dass es genauso um rechtskonservative bzw. rechtsnationale NGOs geht. Also bezieht sich das genaue Hinschauen auf alle NGOs?
Stürzl: Ganz klar: Ja. Uns geht es nicht um politische Lager. Die Diskussion ist oft emotional und wird zu schnell in „rechts“ und „links“ eingeteilt. Das halten wir für bedenklich. Wir werden häufig gefragt, ob wir generell gegen NGOs seien oder gezielt bestimmte Organisationen im Visier hätten. Das ist nicht der Fall. Unser Anliegen ist grundsätzlicher Natur: Wir fordern mehr Transparenz und Kontrolle, unabhängig von der politischen Ausrichtung. Denn durch die Vielzahl an NGOs haben sich inzwischen parastaatliche Strukturen herausgebildet, die man sich genau ansehen muss, auch juristisch.
Wie geht es jetzt weiter?
Stürzl: Unser Ziel ist, die angestoßene Debatte weiterzuführen und nicht zuzulassen, dass sie aus politischen Gründen wieder verstummt. Viele Menschen haben inzwischen Hemmungen, sich zu äußern, weil sie schnell in eine politische Ecke gedrängt werden. Wir setzen deshalb auf Fakten. Auf unserer Website bereiten wir Informationen sorgfältig auf, sodass sich jeder Bürger sachlich informieren kann. Vieles ist bereits öffentlich verfügbar, wird aber nicht ausreichend wahrgenommen. Wenn die Kapazitäten es erlauben, möchten wir das weiter ausbauen und gezielt recherchieren.
Als die Union im Februar eine Kleine Anfrage zu NGOs an die Regierung stellte, war schnell von Einschüchterung die Rede, obwohl die Frage nach der Transparenz etwas Normales sein sollte. War der Vorgang auch für Sie ausschlaggebend, sich dem Thema anzunehmen?
Stürzl: Ich finde es sehr bedenklich, wenn das völlig legitime Fragerecht der Opposition sofort als Einschüchterung ausgelegt wird. Dabei ist es ihre Aufgabe, die Regierung zu kontrollieren. Es geht hier nicht um eine Debatte „links gegen rechts“, sondern um eine übergreifende demokratische Notwendigkeit – und zwar für alle NGOs, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung.
Mansfeld: Das berührt das Herz der Demokratie. Das Fragerecht der Opposition ist ein zentrales Element demokratischer Kontrolle. Wenn eine Regierung sich dagegen verwahrt, beunruhigt das. Es geht um Transparenz bei öffentlichen Geldern, das ist ein legitimes Anliegen. Die Vorstellung, Fragen der Opposition seien unzulässig, ist demokratietheoretisch höchst fragwürdig.
Stürzl: Wenn alles korrekt läuft, sollte es kein Problem sein, Informationen offenzulegen. Wenn jedoch ausweichend oder gar nicht geantwortet wird, wächst das Misstrauen und das zu Recht.

/ Initiative Transparente Demokratie
Häufig ist in dem Zusammenhang von der „Zivilgesellschaft“ die Rede. Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass der Begriff problematisch ist. Können Sie das erläutern?
Stürzl: Der Begriff „Zivilgesellschaft“ wird oft inflationär gebraucht und mit NGOs gleichgesetzt. Das führt zur Vorstellung, eine Kontrolle von NGOs sei gleichbedeutend mit einer Einschränkung der Zivilgesellschaft – weil NGOs per se als etwas Gutes gelten. Das hängt mit der verbreiteten Vorstellung zusammen, sie stünden automatisch für soziales Engagement. Wir möchten Begriffe deshalb sauber definieren. Natürlich gehören NGOs zur Zivilgesellschaft, aber diese umfasst deutlich mehr, nämlich jegliches private, bürgerschaftliche Engagement.
Mansfeld: In einer „Presseclub“-Sendung sagte ein Journalist kürzlich, das Neutralitätsgebot sei ein „Kampfbegriff“. Das zeigt, wohin die Reise geht. Ein verfassungsrechtlich verankerter Grundsatz wird diskreditiert, nur weil man ihn benennt. Im selben Atemzug wurde behauptet, das Grundgesetz sehe keine Neutralität gegenüber Rechts vor. Aber das ist Unsinn – das Grundgesetz macht keinen Unterschied zwischen links und rechts. Solche Entwicklungen sind besorgniserregend und zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Wir müssen verhindern, dass im vermeintlichen „Kampf für die Demokratie“ deren Grundlagen untergraben werden.
Stürzl: Interessanterweise würde wohl niemand bei der Parteienfinanzierung bezweifeln, wie wichtig Transparenz ist. Bei NGOs sollte das genauso gelten.
Wie genau wollen Sie die NGO-Finanzierung prüfen?
Mansfeld: Wir wollen nachvollziehen, wer wie viel Geld aus welchen Quellen erhält. Insbesondere da, wo steuerliche Mittel fließen, muss maximale Transparenz herrschen. Das ist ein Thema, in das man reinleuchten muss. Wir werden staatliche Stellen – also Ministerien und Behörden – um Auskunft bitten. Laut Informationsfreiheitsgesetz sind sie dazu verpflichtet. Diese Daten werden wir auf unserer Website veröffentlichen oder gegebenenfalls mit Medienpartnern gemeinsam publizieren.
Folgen aus der Prüfung konkrete Handlungsempfehlungen?
Stürzl: Zunächst geht es darum, eine Bestandsaufnahme zu machen: Wer bekommt wie viel Geld und wofür? Auf dieser Grundlage lassen sich dann politische Forderungen formulieren, etwa zur Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen. Aber zuerst müssen wir klären, wie die Lage tatsächlich aussieht.
Die Fragen stellte Sonja Scheller.
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Demokratie im Buntland kümmern zu müssen !
Aber glauben die Initiatoren wirklich, an den Erfolg ihrer Mission wenn schon eine Unionsanfrage zur Finanzierung der grün Roten NGO‘s im BT derart o h n e ernsthaften Wiederstand Merzens von SPD & grüner Sekte abgebügelt wurde …… ?
Der linke Block sollte auf seine Demokratietauglichkeit überprüft werden…. aber genau diese linkslastigen Parteien stellen sich als Verteidiger der Demokratie dar, was sie allerdings nicht sind !
Sie kleben an ihrer Jahrzehnte langen ausgeübten Macht und gehen mit undemokratischen Mitteln wie Beobachtung durch den Verfassungsschutz oder angedachten Verbotsverfahren gegen die aufstrebende politische Konkurrenz vor.
Das der derzeitig desolate Zustand Deutschlands seine Ursache unter der Dauerbeteiligung von Union SPD & Grünen an den Regierungen der kletzten 19 Jahren hat, wird von den Verantwortlichen o.g. Parteien ausgeblendet, ja vehement bestritten !
Wo also beginnen m d Transparenz ?
MfG a d Erfurter Republik
Zu den Grundprinzipien der gegenwärtigen Funktionärsdemokratie gehört nicht nur die ungebremste staatliche Selbst-"Alimentierung" der gewählten Funktionäre der Parteien sowie ihrer Stiftungen.
Auch die sonstigen Vorfeldorganisaationen der Parteien werden praktisch unlontrolliert mit staatlichem Geld überschüttet.
Da bei auch bei den gewählten Funktionären wenig Sachkompetenz zu erwarten und zu finden ist, besteht ein ungeheurer "Beratungsbedarf" der gewählten Funktionäre, der nicht nur im aufgeblähten "Wissdenschaftlichen Dienst" des Bundestags sichtbar wird.
Gewählte Funktionäre installiereb außerdem zahllose "Beauftragte", die ihnen Ihre eigenen politischen Aufgaben zu erledigen haben.
(Ein wohl typisches Beispiel für diesen Pseudo-Beamten-Wildwuchs zeigt die Zuständigkeitsliste der Bürgermeisterin, des Bezirks Mitte von Berlin, die eigentlich nur für konkrete Kommunalpolitik gewählt worden ist: https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/bezirksamt/)
das wird wahrscheinlich ein Kampf gegen Windmühlen. Wenns um Staatsgelder geht da kennt der Kampf der "Guten" kein erbarmen. Schließlich ist die EU ein mächtiger Verbündeter diverser NGO`s wie Ungarn und auch Georgien gerade wieder mal erfahren müssen. Wenn Gruppen ehrenamtlich Zivilcourage zeigen und sich engagieren ist eigentlich eine gute Sache. Sobald die Gruppen aber mit stattlichen Beträgen gekapert werden um bestimmte Ziele der Regierung zu erreichen ist halt die Unschuld und die Glaubwürdigkeit dahin. Ja Transparenz ist wichtig aber wie gesagt manche NGO`s haben mächtige Verbündete bis zu der EU. Ich jedenfalls wünsche den Transparenzkämpfern viel Erfolg.
Die erste und bis heute erfolgreichste NGO ist das Rote Kreuz (IKRK). Mittlerweile gründen sich NGO aus dem Dunstfeld von Parteien, um parteipolitische Lobbyarbeit unter dem Mantel der Unabhängigkeit zu machen. Die NGO-Industrie hat eine enorm hohe Angestelltenanzahl, die wenig bis nichts an Produktives hervor bringt. Ich vermute auskömmlich, gutbezahlte 30-Stundenwoche. Nur "Influencer-B" sind noch begehrter.
Wir dürfen nicht vergessen, wer diese NGOS geschaffen/zugelassen und bis heute finanziert hat. Über Jahrzehnte, auch schon vor Merkel gab es regierungsfreundliche, extra geschaffene NGOS und Stiftungen, irgendwelche Verbände die man geschaffen hat, um sie bei Bedarf für irgendeinen Protest oder angebliche für das Volk dienliche öffentlichkeitswirksame Intrige zu nutzen. Und unter der Ampel kamen nach noch viele dieser Organisationen hinzu, die inzwischen staatlich finanziert gegen den Stat klagen, wenn es gewünscht zu sein scheint. Einflussnahme überall, auch in der Medienwelt und den ÖRR. Will man das offenlegen, was ohnehin schon fast alle wissen? Will man das vor allem abschaffen oder nur die besonders auffälligen und die anderen, regierungsfreundlichen lassen?
Es ist ja ein durchaus ehrenvolles Ziel, das Geflecht von Interessen aufzudecken, aber was wird das ändern? Man wird die Autoren angreifen, behaupten es seien Fake News oder sie wären recht. Wer die Wahrheit aufdeckt ist was?
Herr Konrad? So wie Sie und einige über Ihnen schreiben sollte man gegen die vorhandenen Mißstände einfach garnix Unternehmen..., weil es sich eh nicht lohnt..., lese ich das richtig?
Sorry, warum schreiben Sie dann überhaupt hier, wenn sich eh nichts ändern lässt...? Nur um das der Welt mitzuteilen, dass sich eh nichts ändern wird?
Mir vollkommen unverständlich, diese Haltung.
Doch man sollte etwas unternehmen. U.a. hier kritisch schreiben, die Zustände benennen und analysieren, eben nicht alles mitmachen im Rahmen auch der eigenen Möglichkeiten, friedlich protestieren auf der Straße - so man es körperlich/geistig noch kann - Aufklärung im Freundeskreis betreiben und vor allem richtig wählen. Und wenn Sie hier eine Zeitlang die Kommentare lesen, beschreiben sehr wohl viele Foristen auch Wege, die sie selbst gehen und eben auch von anderen einfordern mit zugehen. Vor allem aber schreibe ich sehr, sehr häufig, dass eine AFD mit in einer Regierung, die einzige Option noch ist, dass sich wirklich was ändert und das die UNION mit dieser Brandmauerideologie dieses Land mit in den Abgrund treibt. Und das geht nur über Wahlen.
Ich hoffe Cicero begleitet berichtend dieses Projekt.
man/Frau kann sich auf der Website des Vereins i.G. auch zum Newsletter (Neuigkeitenbrief) anmelden... - wäre mein Tipp.
dass da etwas aufgedeckt wird. Der Widerstand der Grünen und Roten ist derart groß, wie die Reaktion auf die CDU Anfrage deutlich gezeigt hat, dass wahrscheinlich nur ein Urteil des BVG, wenn überhaupt, die Finanzierungsströme offenlegen kann.