Die Rechtspopulisten Marine le Pen und Geert Wilders
Die Rechtspopulisten Marine le Pen und Geert Wilders / picture alliance

Die Rückkehr der Rechten - Europa steckt in einer Identitätskrise

Der Brexit war nur das Symptom einer Krise, die jeden einzelnen Europäer ganz persönlich betrifft: Immer mehr Menschen fühlen sich von der Globalisierung überfordert. Wer jedoch denen folgt, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollen, verkennt die Realität

Autoreninfo

Sascha Nicke ist Doktorand an der Universität Potsdam am Arbeitsbereich für Sozialgeschichte. In seiner Doktorarbeit befasst er sich mit der Konstruktion von Identität und den Veränderungsprozessen in der Identitätsbildung und -entwicklung von Menschen.

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Spätestens seit dem Brexit-Votum in Großbritannien scheint es offensichtlich zu sein. Europa und seine demokratisch verfassten Gesellschaften befinden sich in einer Krise. Nicht in einer Finanz- oder einer Flüchtlingskrise, wie in den letzten Jahren immer wieder zu hören oder zu lesen war. Nein! Der Patient Europa ist mit einer viel grundlegenderen Problematik konfrontiert. Denn Europa befindet sich in einer Identitätskrise.

Das verdeutlich der Aufschwung rechtsideologischer Gruppen wie der „Identitären Bewegung“ in einigen europäischen Ländern oder der europaweite Einzug rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien in Landtags- und Landesparlamente bis hin zur Übernahme von Regierungsverantwortlichkeit wie in Polen oder Ungarn. Aber auch die Dominanz, die rechtsnationale und rechtsextreme Positionen inzwischen in der Öffentlichkeit und den Medien durch die Methode wiederholter moralischer Grenzüberschreitungen einnehmen.

Worin liegt der Erfolg der Populisten begründet?

Sei es die Infragestellung demokratischer Wertmodelle oder die offene Propagierung eines rassistischen und fremdenfeindlichen Menschenbildes, einer nationalen Abschottungsphantasie oder die Beschwörung eines gesellschaftlichen Rückschwunges: Die Verachtung gegenüber den zentralen Werten der demokratischen Gesellschaften wird offen und unverhohlen proklamiert.

Wie lässt sich die Rückkehr solcher extremen Positionen in die Mitte von immer mehr europäischen Gesellschaften erklären? Wie kann es sein, dass ausgerechnet solch ein rückwärtsgewandtes Menschenbild die scheinbare Identitätsvakanz von uns modernen Individuen zu füllen vermag? Worin liegt das Erfolgsrezept der geistigen rechten Brandstifter begründet? Ein Blick in die Identitätstheorie von Jean-Claude Kaufmann kann bei der Suche nach Antworten helfen.

Früher war die Gemeinschaft identitätsstiftend

In Folge eines ideengeschichtlichen Wandels, in dem das menschliche Subjekt als zentraler historischer Akteur in den Mittelpunkt rückt, verbreitete sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Auffassung, dass jedem Menschen ein substantieller Wesenskern mit individuellen Eigenheiten inhärent sei.

Diese Substanztheorie, in welcher die Einheit des Individuums zwischen seinem inneren Wesenskern und seinem äußeren Erscheinungsbild und seinen Handlungen angenommen wird, beförderte laut Kaufmann die Individualisierung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Infolgedessen stieg die Identität (als gleich-seiende Erscheinungsform zwischen innerem Wesen und äußerem Körper des Menschen) zur Grundauffassung, ja gar zur Ideologie der Moderne auf.

Dies funktionierte eine ganze Weile recht gut. Die starren Gesellschaftsstrukturen und Lebensumstände sorgten dafür, dass der eigene Platz klar umrissen und nicht verhandelbar war. Die Menschen erhielten ihre Identität und ihren Lebenssinn von der Gemeinschaft. Individuelle Abweichungen waren jedoch kaum bis gar nicht möglich, sondern hatten eher den Ausschluss aus dem gewohnten sozialen Umfeld zur Folge.

Heute ist jeder selbst für seine Identität verantwortlich

Aufgrund komplexer gesellschaftlicher Veränderungsprozesse reduzierte sich die soziale Dominanz der Gemeinschaftsstrukturen; zunehmend ergaben sich immer mehr Freiheiten und Selbstgestaltungsmöglichkeiten für das Individuum. Gleichzeitig erhöhte sich dadurch auch die Selbstverantwortlichkeit, eine eigene Identität zu bilden und selbst einen Lebenssinn zu suchen.

Zusätzlich blieb vom Glauben an einen festen Wesenskern nicht mehr viel übrig, weil dieser die pluralen und ausdifferenzierten Lebensrealitäten der Menschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr plausibel erklären konnte. Identität wurde zu einem permanenten Prozess, sie muss in Abhängigkeit unserer jeweiligen sozialen Rollen und Umwelt immer wieder neu produziert werden.

Als Katalysator wirkte der Wandel hin zur Selbstverantwortlichkeit, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben, was als Funktion von Identität betrachtet werden kann. Die Gesellschaft nimmt dabei mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle ein.

Erschwerend hinzukommend hat sich die Vorstellung der Dauerhaftigkeit von Identität aufgelöst. Es gibt keine feste Identität mehr. Anstelle dessen ist die individuelle Wandelbarkeit und Unbeständigkeit der eigenen Identität in das Bewusstsein der Menschen eingezogen.

Verunsicherung und Überforderung machen sich breit

Dieses Wissen kann zu einem Verunsicherungsfaktor werden. Determination, schicksalhaft anmutende soziale Zugehörigkeiten und der Glaube an eine dem Menschen inhärente Essenz waren gestern.

Heutzutage zeigt sich eine identitätsbezogene Instabilität. Prozesse wie die Globalisierung oder die Pluralisierung von Gesellschaften quantifizierten die zur Verfügung stehenden Identitätskategorien in hohem Maße und verringerten gleichzeitig deren Haltbarkeit und Dauer.

Hinzu kommt die globale, allgegenwärtige Kommunikation in Form sozialer Netzwerke: permanente Konfrontation mit alternativen Alltagsgestaltungen und Lebensweisen, welche dem Individuum selbst immer einen Spiegel vorhalten. Das Gefühl eigener Unzulänglichkeit und Langeweile des eigenen Lebens ist dadurch kaum vermeidbar, auch trotz des Wissens über den selbstinszenierenden Charakter der sozialen Netzwerke und ihrer Darstellungen.

Der Reiz des Einfachen

Unsere zeitgenössische, individuelle Überforderung bei der Identitätsbildung ist somit nicht überraschend. Zusätzlich liefert sie ein Verständnis, warum es gerade den sogenannten „Neuen Rechten“ so erfolgreich zu gelingen scheint, die Menschen zu verführen.

Denn sie bieten den Individuen eine klar getrennte, einfache Welt an, die angeblich früher schon einmal bestand und in der alles wieder überschaubar und gut sei. Sie suggerieren, dass sich die aus der Pluralität, Differenzialität und Globalität ergebende Komplexität der heutigen Gesellschaften einfach abschaffen ließe und dadurch sowohl die gesamtgesellschaftliche als auch die individuelle Überforderung ein Ende hätten.

Mit ihren alten und rassistischen Definitionen der Kategorien Volk und Nation, die sich nicht nach Staatszugehörigkeit bestimmen, sondern denen eine Blut- und Abstammungsideologie zugrunde gelegt wird, reaktivieren sie das Prinzip externer und substantieller Identitätszuschreibung. Jedem Menschen wird demnach mit seiner Geburt ein fester Identitätskern übertragen.

Gruppenzugehörigkeit und Erhöhung des Eigenen

Der Effekt einer solchen Definition ist eindeutig. Die schicksalhaft bestimmte Gruppenzugehörigkeit bietet dem Individuum Orientierung an, gibt ihm einen festen Platz in der Welt. Es löst somit angeblich alle Probleme mit einem Mal.

Zusätzlich sorgt das Freund-Feind-Schema, welches einer solchen Definition per se gegeben ist, einerseits dafür, eine eigene Homogenität zu erzeugen und deren Gruppengefühl zu verfestigen. Andererseits dient es zur Selbsterhebung des Eigenen und zur Herabsetzung des Anderen, welches in idealer Weise das eigene Minderwertigkeitsgefühl kompensiert.

Und das alles erhält das Individuum, ohne auch nur irgendeinen Einsatz oder Aufwand betreiben zu müssen. Gibt es denn etwas Einfacheres auf dem Warenmarkt der Identität?

Wenig erstaunlich, dass in einer Zeit der permanenten und überfordernden Identitäts- und Lebenssinnproduktion die Anziehungskraft einfacher Lösungsmodelle verlockend erscheint. Das ist der Grund, warum nicht mehr nur versteckt rassistische, xenophobe Ansichten auf dem besten Wege sind, gesellschaftsfähig zu werden.

Aber: Historie und Zeit lassen sich nicht zurückdrehen

Längst ist der Zeitpunkt gekommen, in der sich die europäische Gemeinschaft ihrer kollektiven und individuellen Identitätskrise bewusst werden und anfangen muss, ihre Wert- und Lebensmodelle aktiv zu verteidigen.

Das Brexit-Votum offenbart, wie weitgreifend die Identitätskrise schon in das Mark der Menschen Europas eingedrungen ist und wie vermeintlich schnell die Identitätslücke mit einem auf Abschottung und Nationalismus basierenden Wertmodell gefüllt werden kann.

Es ist also allerhöchste Zeit, den Menschen zu verdeutlichen, dass eine Identität, deren Zielrichtung in die Vergangenheit weist, nicht für eine Rückkehr von Einfachheit und Überschaubarkeit sorgt, sondern nur in einer gewalttätigen Eskalation innerhalb und außerhalb einer Gesellschaft münden kann.

Denn das versprochene Ziel einer einfachen Welt, in der die Komplexität, Pluralität und Globalität einfach beendet werden, ist paradox. Die Historie und Zeit lassen sich nicht zurückdrehen, auch wenn AfD, Front National und ähnliche Konsorten es noch so oft versprechen mögen.

Verlieren lassen sich nur die Freiheit und Unabhängigkeit, welche uns Menschen in Europa eine größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstgestaltung unseres Lebens garantieren. Diese historisch relativ junge Errungenschaft sollte nicht so schnell wieder aufgegeben werden. Dafür lohnt es, sich einzusetzen. Im Notfall mit seiner ganzen Identität.

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Karl Kuhn | Mi., 13. Juli 2016 - 12:24

Eher wohl nicht. Wenn er mit seinen merkwürdigen Thesen recht hätte, dann hätten die Briten für den Verbleib in der kuscheligen, patronisierenden EU gestimmt. Sie haben sich aber mehrheitlich entschieden, wieder allein in der großen weiten Welt zurecht zu kommen, wie das England seit Jahrhunderten höchst erfolgreich getan hat.
Es ging bei diesem Referendum darum, den Kopf aus der Schlinge des in ein paar Jahren dann endgültigen Souveränitätsverlusts zu ziehen. Das ist das Motiv der Brexit-Befürworter gewesen. Mit Globalisierung hat das Ganze nichts zu tun. Die erste große Globalisierungswelle in der 2ten Hälfte des 19. Jh fand übrigens unter dem britischen Empire statt. Die haben davon viel mehr Ahnung als wir Kontinentaleuropäer.

Herzlichen Dank für diesen Kommentar. Im Gegensatz zum Artikel wirklich lesenswert. Und ja den Autoren beschäftigen nicht die Ursachen des Brexit oder gar der Anti-EU Stimmung sondern die im (Berliner)UFO zusammen fantasierten Begründungen.

Lohnenswert ist allemal Brexit - The Movie. Tenor des ganzen Filmes "Wir wollen als Großbritannien wieder Teil des globalen Handels sein" Beispiel Aussenhandelsvolumen UK und Schweiz etc.

Ein Großteil der Briten will raus aus der EU eben weil Sie Antidemokratisch - ein Parlament das keine Gesetzesinitiative besitzt - und auf wirtschaftliche Abschottung - Zollschranken für den globalen Handel, Freihandelsabkommen mit nur 2 der 10 größten Handelspartner Großbritanniens dafür 454 Vorschriften für Handtücher - setzt.

Wer parlamentarische Demokratie und globalen Handel befürwortet kann nur gegen die das EU Zentralkommitee und die EU Planwirtschaft sein. Und UK hat eine wesentlich längere Geschichte der Einwanderung und Freiheit als dieses Land..

Michael Völler | Mi., 13. Juli 2016 - 17:17

Antwort auf von Steffen Sommerfeld

Anscheinend ignorieren Sie gerade die Realitäten. Also ich habe in meinen Kontakten nach England gerade eher den Eindruck, dass es eine sehr militante Minderheit ist, die hier Front für den Brexit gemacht hat und die Mehrheit das Referendum maximal ans Denkzettel nach oben gesehen hat und jetzt vom Ergebnis genauso erschrocken ist, wie der Rest der Welt.

Vorallendingen, wenn Ihre so hochgepriesenen Entscheidung für eine so angeblich erlangte Souveräniotät in einem Kleinbritannien endet, da sich Schottland ja für einen Verbleib in Grossbrittanien wegen der EU ausgesprochen hat und sich jetzt zurecht übertölpelt fühlt. Und selbst das lange Zeit blutig zu England haltende Nord-Irland ist jetzt am zweifeln, ob ein Verbleib bei England wirklich noch ratsam ist?

Aber Ihre Tiraden auf die angebliche Brüsseler Planwirtschaft zeigen ja und der angeblichen Zollschranken zeugen ja ebenfalls von einen deutlichen Mass an Realitsverdrehung.

Also fast 52% von 72% der Wahlberechtigten ist doch etwas mehr als 30% - und auf jeden Fall mehr als der Prozentsatz der remain Befürworter. Und wenn fast jeder 3. Wahlberechtigte nicht zur Wahl geht, dann zeigt er doch sehr deutlich, dass ihm das Ergebnis wurscht ist, wie wir in Bayern sagen.
Wenn man sich die Interviews mit Briten angehört hat, dann kommt man nicht zu der Meinung, dass "sie nicht wussten, was sie taten". Am besten in Erinnerung bleibt mir der ältere Brite: zweimal haben wir sie im Krieg besiegt und jetzt sollen wir machen, was die (Frau Merkel aufgepasst!) uns vorschreiben! Und diejenigen, die von ihrem Parlament als dem ältesten in Europa sprachen und wieder von ihren Parlamentariern regiert werden wollten ....usw
Und die Schotten würden sich eine Abspaltung sehr gut überlegen, das würden sie auch mit EU Mitgliedschaft wirtschaftlich nicht schaffen.
Im übrigen wird gerade Deutschland dafür sorgen, dass der Handel mit GB reibungslos weiterläuft.

das die Abstimmung in GB gelaufen und vorbei ist?

Schlechter Stil von Ihnen. ( und denen die Ihnen Beifall spenden )

Keine Wahlfälschungen...keine Beanstandungen...kein Gericht wurde angerufen.

Was wollen Sie überhaupt?

Michael Völler | Do., 14. Juli 2016 - 18:20

Antwort auf von Bernd Fischer

...auf Lügen, Halbwahrheiten und Verdrehungen aufzubauen und gleich hernach zu sagen, hallo, war zwar alles gelogen und nicht so gemeint, aber Danke für Ihre Stimmen.... also ist es das was Sie wollen, dass uns unsere Politiker und unsere angebliche Lügenpresse zu stark mit der Unangenehmen Wahrheit belastet?

Übrigens kann ich überall im Geschäftsleben von einem Vertrag zurücktreten, der auf Unwahren Eigenschaften zum Produkt basiert ..... und diesen Nachweis haben ja die Brexit-Protagonisten schon selber erbracht, im dem Sie Ihre Lügen und Märchen offen zugegeben haben!!

...auf Lügen, Halbwahrheiten und Verdrehungen aufzubauen und gleich hernach zu sagen, hallo, war zwar alles gelogen und nicht so gemeint, aber Danke für Ihre Stimmen....
"Wenn es ernst wird, muss man lügen." Kennen Sie diesen Satz?
Stammt nicht von Johnson oder Farage. . . Gesagt hat ihn
Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission.

Eine solch wahrhafte "Chuzpe" von >Ihnen< ein Geschäftsleben mit einem Referendum zu vergleichen habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

PS: Für Aufregung sorgte ein Zitat, das der Eurogruppenchef im Jahr 2011 im Zusammenhang mit der Schuldenkrise äußerte: Wenn es ernst wird, muss man lügen.

Leider kann ich nicht mit "Kontakten" nach England punkten, auch bin ich nur durchschnittlich mathematisch begabt. Daher glaube ich doch das jeder Wert oberhalb von 50% eine Mehrheit darstellt.
Wir können aber sicher in Ihrem Sinne Wahlen solange neu berechnen bis wir DDR typische 99% bdnötigen um eine Mehrheit zu erreichen.

Was meine Realitätsverdrehung angeht, sirhe bspw.http://www.swr.de/report/ruecksichtsloses-abkommen-wie-die-eu-ihre-wirt…

Die Begriffe "Butterberge" oder "Milchseen" entstammen sicher auch nur meiner Fantasie und sind kein Sympthom eine planwirtschaftlichen Kontrolle der Absatzmengen.

Das Schweiz eine 5 fach höhere Aussenhandelsbilanz schafft als GB muss auch an der Unfähigkeit der Briten liegen. Möglich das Ihre "Kontakte" in absehbarer Zeit ihre Meinung ändern wenn Sie nicht für die nächsten Transfers nach Griechenland oder bald Italien bezahle .

Michael Völler | Do., 14. Juli 2016 - 16:17

Antwort auf von Steffen Sommerfeld

Aber andererseits zeigen Sie ja da genau die Symptome, unter denen die Brexitkampagne lief. Fakten interessieren Niemand und irgendwelche, häufig komplett falsche oder so lange vedrehte Argumente müssen herhalten, um den ganzen Schwachsinn zu begründen. Also ich habe hier nie behauptet, dass eine 99% Zustimmung, wie offensichtlich in Ihrer Vergangenheit zu oft geben musste, vonnöten wäre. Auch hat die Erzeuging von Butterbergen und Milchseen mehr mit alten politischen Massnahmen aus Zeiten des Kalten Krieges und einer mangelden Anpassungsfähigkeit eines sehr traditionellen Wirtschaftszweigs , als mit der EU aus dem Jahre 2016 zu tun. Aber macht nix, wie bei der Argumentation Ihrer Brexit-Freunde, wenn der Ideologie hilft isses gut, ob stimmt oder nicht, obs zutrifft oder passt interessiert keine Sau, Hauptsache man erzeugt damit genug Entrüstung um den ganzen ziemlich Ideologisch aufgeblasenen Schwachsinn zu begründen. Und zum Thema Schweiz, schon mal was von 2 Weltkriegen gehört?

Anscheinend ignorieren Sie gerade die Realitäten. Denken Sie doch bitte einmal
über die Wahlergebnisse, die Wahlbeteiligung und die Anzahl der Wahlberechtigten in Deutschland nach.
Auf welche prozentuale Zustimmng kommen die Parteien dann?
Fällt Ihnen da keine Ähnlichkeit auf.
Eine separate Aufnahme von z.B. Schottland wird es nicht geben. Z.B.
hat Spanien aus Eigeninteresse schon ein Veto angekündigt.

Walter Wust | Mi., 13. Juli 2016 - 12:27

Die europäische Identität, gibt es nicht. Es gibt eine Summe einzelner Individuen, deren Identität in der gemeinsamen Geschichte, in der Religion und auch am Intellekt eine Strömung anzeigen, deren Richtung auf einen europäischen Konsens schließen lassen. Diese Strömung hätte man politisch nutzen und verstärken können, stattdessen stört man gewollt diese Entwicklung mit ethnischen und religiösen Experimenten um aus einer gewachsenen Verbindung ein politisches Konstrukt zu fertigen. Dieser Einheitsbrei aus quasi Staatenlosen, politisch Orientierungsfreien, religiös Beliebigen, EU-Codierten Normbürgern ist das erklärte Ziel der sogenannten "Brüsseler Elite".

Peter Weinreich | Mi., 13. Juli 2016 - 19:04

Antwort auf von Walter Wust

Identität ist ein psychologischer Begriff, anwendbar nur für Individuen, daher kann es auch keine europäische Identitätskrise geben. Herr Nicke verwechselt das mit Kultur(en), die identitätsstiftend sein kann, wenn man ihnen zugehörig fühlt. Wobei Kultur vom Heimatort über die Region, die Nation bis zum Kulturkreis, in dem Fall Europa gehen kann. Mit allen kann man sich mal mehr, mal weniger identifizieren. Oft ist dies sogar mit gegensätzlichen Gefühlen verbunden: was man liebt, kann einem auch Schmerzen bereiten. In dem Fall bereitet mir Schmerzen, dass ich in diesem freien, wohlhabenden Deutschland soviel schlechte Politik, so viel undemokratische Hetze, soviel Selbsthass erleben muss. Nickes Text zeigt, mit welchem gedanklichen Unfug dies alles pseudointellektuell gerechtfertigt werden soll. Bestürzend.

Markus Müller | Mi., 13. Juli 2016 - 13:05

Es ist, denke ich, viel einfacher: seit den 60er Jahren rollt eine in der Geschichte beispiellose Völkerwanderung auf den westlichen Industriestaaten zu. Die letzten 12 Monate bilden den Höhepunkt, und viele möchten das jetzt nicht mehr, da die Einwanderung nicht qualifiziert, sondern unkontrolliert abläuft. Mit Identitäten hat das eher nichts zu tun. Kontrollbeispiel Australien:

Bezeichnenderweise ist es dieses klassische Einwanderungsland, daß als erstes mit seiner "no way" Strategie mit allen Mitteln versucht, die unkontrollierte Einwanderung aus der 3. Welt aufzuhalten. Das kann man von bestimmter politischer Warte aus für verwerflich halten. Zu erklären ist dies aber nicht mit einer bestimmten Identität, sondern mit der Einsicht, daß man a) nicht alle Armen der Welt aufnehmen kann, und dies b) zur Wahrung des eigenen Status und der Zukunft auch nicht möchte. Das ist in Australien, ein Land, das selbst aus Einwanderern besteht, gerade wieder gewählte Mehrheitsmeinung.

Jetzt, wo dieses Kapitalismus-Monster.EU immer mehr ins tägliche Leben eingreift, reicht es uns und auch unseren Kindern — der nächsten mittleren Generation. Wir brauchen auch kein CETA und kein TTIP um uns vom Kapital versklaven zu lassen, denn dies ist nur eine sublime Art der globalen Kriegsführung, wenngleich ohne Tote!

Christa Wallau | Mi., 13. Juli 2016 - 13:07

Es ist "allerhöchste Zeit", Ihnen, sehr geehrter Herr Nick, "zu verdeutlichen", daß Sie in Ihrer Position als Doktorand an der Uni Potsdam im Arbeitsbereich Sozialgeschichte und alle Ihre bedeutsamen "Konsorten" nicht die Meinungshoheit darüber beanspruchen können, was Menschen als ihre
I D E N T I T Ä T ansehen bzw. empfinden dürfen oder sollen.
Die individuelle Freiheit, von der Sie schwärmen, weil sie größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstgestaltung des Lebens garantiert, ist erstens nur denjenigen möglich, die finanziell abgesichert sind, und zweitens kann diese Freiheit auch zu eklatanten Fehlentscheidungen führen, welche die Auffangmöglichkeit in einer - wie auch immer
beschaffenen Gruppe - als d r i n g e n d
geboten erscheinen läßt. Das Individuum tut also sehr gut daran, sich seine Identität a u ch über eine starke Gemeinschaft (Gesellschaft)
zu verschaffen. Dies ist - so behaupte ich -
für den Menschen der Jetztzeit immer noch
u n e r l ä ß l i ch.

Habe ich nicht den Anspruch, in meinem Land unbehelligt zu leben ? Gegen militärische Angriffe unterhalten wir die Bundeswehr. Wozu, wenn auf anderer Seite die ganze Welt einmarschieren kann? Heuute wollen Moslems uns vorschreiben, welches Essen Schulkantinen anzubieten haben, weil sie kein Schweinefleisch essen dürfen. Aber Hallo,! Geht's noch? Wem's hier nicht passt, der soll die Fliege machen!
Um's deutlich zu machen: Für diese Erkenntnis brauche ich keine rechtsradikalen Parteien! Das ist die Henne/Ei-Frage und ihre Lösung: Zuerst ist die Verfasstheit der Bürger da, dann kommen die Möchtegern-Politiker. Ich für meinen Teil möchte nicht in dem französischen oder US-amerikanischen Chaos leben, in dem der Islam immer mehr Raum beansprucht, oder wo alle möglichen Herkunftsländer vertreten sind. Die Erfahrungen meiner Verwandten in beiden Ländern reichen mir vollends. Das EU-Gefasel habe ich über mich ergehen lassen, wie meine gleichaltrigen Verwandten und unsere Eltern vorher.

Christa Wallau | Mi., 13. Juli 2016 - 13:07

Über die Möglichkeiten, welche den Menschen für ein "Gruppen-Identität" offenstehen, muß
gründlich und ergebnisoffen nachgedacht werden. Dabei darf neben der Familie natürlich auch die Nation ins Spiel gebracht werden,
n i c h t jedoch der Nationalismus, der ja etwas anderes ist.
Eine europäische Identität, wie sie manche Super-Fortschrittliche für sich beanspruchen, kann es schon deshalb nicht geben, weil eine gemeinsame Sprache fehlt. Hinzu kommt, wie sich jetzt gerade in aller Schärfe zeigt, daß
Europa ein total ungeschützter Raum ist. Beim Fall der Nationalgrenzen innerhalb der EU wurde die dringend nötige Sicherung der Außengrenzen einfach "vergessen".
Wie kann man über 500 Millionen Menschen
in Europa derart dem globalen Wind aussetzen, ohne dabei zu bedenken, daß sich diese Menschen s e l b s t v e r s t ä n d l i c h zurücksehnen werden in eine gesichertere Umgebung. Das ist ihr gutes Recht, und es ist auch möglich. Da mögen die EUROKRATEN reden, was sie wollen!

Michael Völler | Mi., 13. Juli 2016 - 14:59

Antwort auf von Christa Wallau

meinen Sie etwa die gesicherte Umgebung circa alle 20-40 Jahre wieder gegen den französischen "Erbfeind", der ja so gegen unsere Identität war blutig ins Felde zu ziehen.... oder mal wieder das regelmässige Verbluten in russischer Erde (an nein, das wird ja nicht wieder passieren,. schließlich haben die ja den erträumten Führerstaat geschaffen........)????

.....kann es etwa seiun, dass Sie unsere, teilweise ziemlich blutige Vergangenheit hier ein bisschen glorifizieren, damit Sie Ihre Ängste vor Veränderung überwinden können?

Ich kann keinen Zusammenhang zwischen Ihren Kriegsreminiszenzen bzw. den blutigen Schlachtfeldern und dem, was ich geschrieben habe, feststellen, Herr Völler.
Wenn Sie abends Ihre Eingangstür, die Kellertür und die Terrassentür zuschließen, um sich in Ihrem Haus beruhigt zu Bett legen zu können, dann planen Sie doch auch nicht zwangsweise gleichzeitig damit, Ihre Nachbarn zu überfallen und zu massakrieren.
Das eine (Wunsch nach gesicherter Umgebung) muß doch nicht automatisch
etwas mit Aggession gegen andere zu tun haben, bloß weil es das in der Vergangenheit mal gegeben hat. Ich habe ausdrücklich geschrieben, daß es
nicht um Nationalismus (im üblichen, negativen Sinne) geht, sondern um eine nationale Identität.

hmmm, wenn ich in einer Nachbarschaft wohne in der ich ständig Angst vor Eigentumsverletzungen haben muss, kann ich Ihren Standpunkt nachvollziehen. Aber vor der Gründung der heutigen EU lagt numal ein Kontinent, der sich alle 20-50 Jahre gegenseitig zerfleischt hat. Da können Sie jetzt Ihre Vergangenheitsverschönerungsbrille aufsetzen wie Sie wollen, es war leider so. Mir wäre es auch lieber, wenn da so einiges, speziell bei unserem letzten Konflikt nicht gegeben hätte, aber leider isses passiert und wir zahlen im Prinzip noch heute dafür....

Bin ich jetzt im falschen Film oder was? Wann (außer in den 90ern im ehem.Jugoslawien) gab es denn alle 20 bis 40 Jahre Krieg in Europa?
Ein Gesamteuropa ohne Nationen und deren zu respektierende Eigenheiten als einzige Alternative gegen angeblich unausweichliche Konflikte darzustellen und damit Angst zu schüren ist ähnlich dumm und verschlägt einem die Sprache, wie "seinerzeit" die DDR-Kritiker (und Dissidenten) mit dem "Totschlagargument" verhöhnt wurden, sie wären wohl gegen den Frieden.....
Ein Europa mit einer Brüsseler-Bürokraten-Clique, die von Erweiterungen ihres Einflußbereichs träumt und von Gleichmacherei, kann nicht der Zukunftstraum eines Bürgers - egal welchen Landes- sein!

Michael Völler | Mi., 13. Juli 2016 - 17:06

Antwort auf von Karl Theißen

Aber der Gründung der EU ging leider der blutigste Konflikt der Menschheitsgeschichte vorraus. Das kann man sich natürlich einreden, dass das alles ja nicht so schlimm war und heute alles viel böser und schlimmer ist.......

......aus Ihren Zeilen spricht Ihre anscheinend Ihre eigene Vergangenheitsbewältigung mit einer sehr mangelhaften Aufarbeitung der historischen Altlasten, wie sie mir in einigen Teilen unserer Republik leider sehr gehäuft auffällt......

das Sie Kreuzzüge seitens des „christlichen Abendlandes“ in Ihren Beiträgen ( noch ) nicht „eingepflegt“ haben.

Ich gebe gerne zu das ich diese noch nicht bewältigt bzw. aufgearbeitet habe. Was nun?

Es sind die gleichen erschreckenden Tendenzen zu erkennen in der EU oder Europa , wie sie in der damaligen "DDR" ( oder Ostzone ) gang und gäbe waren.

Wenn man dort ( ganz vorsichtig ) anfing Kritik zu üben wurde man in der Regel auch mit der "tumben" und sinnlosen Formel: Willst du Krieg oder Frieden, belästigt.
Da man für Frieden war, schwieg man eben weiter.

Aber Sie wissen ja was mit der DDR geschah, weil die Bonzen und ihre tumben Mitläufer keine Kritik ausgehalten haben.

Die Bürokraten in der EU ( sie wissen wem ich meine ) , noch nicht einmal demokratisch gewählt, zeigen das gleiche Verhalten wie die damaligen DDR-Oberen.

der einzige sind der hier mit der( Sorry ) bescheuerten "Kriegsgefahr" in Europa hausieren geht.

Ein Totschlagargument.

Es ist ja prinzipiell in Ordnung, wenn Sie eine andere Meinung haben als andere Leser.

Aber müssen Sie gleich die ganz große Keule rausholen und solche Totschlag-Argumente vorbringen? Glauben Sie, dass persönliche Attacken, Diffamierungen etc. für die Diskussion hilfreich sind?

Übrigens, keiner von uns, der hier seine Meinung äußert, muss seine eigene Vergangenheitsbewältigung betreiben, weil keiner von uns bei dem blutigsten Konflikt der Menschheitsgeschichte direkt oder indirekt mitgewirkt hat.

Also Sie stellen in Abrede, dass wir heute noch, zum Beispiel in Form des Euros (der ja als Bedingung zur französichen Zustimmung zum völkerrechtlichen Ende des 2. Weltkrieges in Form des 2+4 Vertrages darstellt) an den Folgelasten des 2. Weltkrieges weiterzahlen?

Aber macht nix, ignorierte Realitäten existieren weiter, ob Ihnen gefällt oder nicht....ob Sies sehen wollen oder weggschauen wollen.

Nachdem ich nun Ihre weiteren Kommentare überflogen habe möchte ich Ihnen doch nahelegen beim Spiegel oder Drr Zeit zu kommentieren. Dort passt ihr unsäglicher Tonfall und beleidigdnder Stil doch um einiges besser...

...naja, wen Ihnen das Zensieren noch so im Blut liegt, dann würde ich mich freuen, wenn Sie dahingehen, wo es Ihre reine zensierte Meinung gibt. Ich freue mich dass ich hier in diesem Lande meine Meinung ohne Angst vor Repression vertreten darf und wünsche mir, dass das noch möglichst lange so bleibt.

Herr Völler, es ist völlig falsch und wie ich finde demagogisch, die Bevölkerungen in Europa vor die scheinbare Wahl zu stellen, entweder ihr seid für die Politik von Brüssel und Berlin, trotz der Fehler, oder Europa verfällt wieder in brutale Kriege. Die Fehler von Brüssel und Berlin sind also alternativlos? Demokratisches Denken sieht anders aus!

Die Völker Europas sind nicht grundsätzlich gegen die EU, sondern gegen die Art und Weise, in der man die Meinungen und Interessen der einzelnen europäischen Völker in Brüssel und Berlin einfach ignoriert.
Niemand will einen autoritär geführten Zentralstaat!!
Wenn das nicht endlich in Berlin und Brüssel verstanden wird, scheitert das Projekt EU.

Also ich habe hier nicht von entweder oder gestellt. Das haben ja bekanntlich die Briten in Ihrem Brexit. Dort haben Sie sich für ein Oder Ausgesprochen.

Jetzt erklären Sie mir Bitte, wie die Briten jetzt Ihre Demokratischen Ideen in der EU umsetzen wollen?

Gerade die Kampagne für den Brexit war doch ein Musterbeispiel für Demagogie .... oder anders gefragt, welche der ganzen erstunkenen und erlogene Pseudo-Argumente für den Brexit gelten jetzt eigentlich noch ...... aber richtig, wenn man die Geschichte kritisch betrachtet ist man der Demagoge, oder?

Und im übrigen habe ich nie behauptet, dass es in Brüssel nicht Reformbedarf gäbe, aber wie wollen Sie reformieren, wenn Sie gar nicht mehr dabei sind?

Herr Völler, wieso sollen, wollen die Engländer ihre demokratischen Ideen in der EU umsetzen? Sie wollen nicht in einen europäischen Zentralstaat von Berlin und Brüssel integriert werden. Wollen Sie den Engländern diese Entscheidungsfreiheit absprechen? Es ist das Recht der englischen Bevölkerung, den EU Plänen von Brüssel und Berlin nicht zuzustimmen und auszutreten, wenn sie das wollen.
Was glauben Sie, was bei Wahlen hier bei uns auf dem Kontinent herauskäme? Aber Wahlen und Referenden sind ja des Teufels und dürfen nicht zugelassen werden.
Aber immerhin sehen Sie Reformbedarf in Brüssel. Ob das in Brüssel und Berlin wohl auch so gesehen wird?

Menschen, die das jetzige Konstrukt "Europa" ablehnen, wünschen sich deshalb nicht unsere blutige Vergangenheit zurück! Was soll dieser Unsinn? Die EU kann viele Formen haben. Ich persönlich lehne diese jetzige Form ab. Ich kann mir andere Formen der Zusammenarbeit vorstellen. Sie offenbar nicht. Was ist mit Ihren eigenen Ängsten vor Veränderungen?

...Sie unterstellen der Feststellung, dass Die EU eine Folge der zweit blutigsten Konflikte der Weltgeschichte sind, dass eine Ablehnung Europas gleichbedeutend mit dem Wunsch nach unsere blutigen Vergangenheit sei.

Und im übrigen bin auch Überzeugt, dass die EU sehr dringend einige grundlegenden Reformen benötigt.

Ich denke Ihr Argument mit den Ängsten vor Veränderung zeigt am besten Ihren Antrieb. Aber es soll sich ja was ändern, ansonsten wären Sie ja nicht so kritisch gegenüber Europa .... und es muss sich ja auch was ändern, schließlich dreht sich ja auch die Welt um uns weiter und wir sollten nicht den Fehler der Amerikaner machen, dass wir vorlauter Bewunderung unseres eigenen Bauchnabels den Anschluss an den Rest der Welt verpassen, schließlich beherbergt Europa von den 7 Mrd. Menschen gerade mal so was um die 0.5 Mrd....

Es gibt ja nicht nur den von Ihnen erwähnte „Erbfeind“ Frankreich sondern auch das „Feindbild Russland“, und ihm gegenüber verhält sich Kanzlerin Merkel schon vor der Ukraine-Krise – offensichtlich auf plötzliche Anordnung der „atlantischen Freunde“ – dumm, allerdings noch nicht so dumm wie ihre Vorgänger im 2. und 3. Reich. Nun, sollte die EU tatsächlich ein Instrument des Friedens sein, so müsste sich dies allerdings auch positiv auf das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland, bzw. Europa, auswirken (Tut es aber nicht!!!)! Was den Frieden zwischen der BRD und Frankreich betrifft, so liegt der eigentliche Grund nicht bei der EU sondern bei der Tatsache, dass die BRD keinerlei territorialen Forderungen stellt. Sie hat auf Elsass-Lothringen endgültig verzichtet, ähnlich wie sie später auch auf Schlesien und andere Ostgebiete verzichtet hatte.

Thomas Klingelhöfer | Mi., 13. Juli 2016 - 20:26

Antwort auf von Christa Wallau

Ihrer Einschätzung stimme ich zu. Ich habe den Artikel als eine geballte Aneinanderreihung der üblichen linken Vorurteile und bewußter Diffamierungs-Propaganda wahrgenommen, verziert mit Wortgirlanden aus dem Soziologenumfeld, die offenbar die akademische Bildung belegen sollen.
Nein danke, diese Art der "subtilen" Indoktrination und Volkserziehung habe ich wirklich satt.

Barbara Kröger | Mi., 13. Juli 2016 - 13:08

Hallo Herr Nicke, da scheint mir bei Ihnen so Einiges durcheinander zu gehen. Die Entscheidungen von Brüssel und Berlin wurden nicht demokratisch legitimiert und spiegeln nicht die Meinung der Mehrheit der europäischen Bevölkerungen wider. Demokratische Entscheidungen können nur mit der Bevölkerung getroffen werden, nicht gegen sie, oder völlig unabhängig von den Menschen. Globaler Austausch fand und findet über die Jahrhunderte in Europa immer statt. Aber auf freiwilliger Basis. Globalisierung darf kein Zwangsmodell werden, von einigen „Eliten“ initiiert, um ihre persönliche Sicht der Welt durchzusetzen.

Und ganz wichtig Herr Nicke: Kritik an politischen Entscheidungen, wie zur Zeit am herrschenden Politikmodell von Berlin und Brüssel, darf nicht als Populismus und Mangel an Demokratie denunziert werden!
Der kontroverse, politische Diskurs ist ein Wesensmerkmal der Demokratie!!

Arndt Reichstätter | Mi., 13. Juli 2016 - 13:20

endlich mal wieder ein überzeugter Demokrat, der den Status Quo zur Krise erklärt, wenn die anderen die Wahl gewinnen.

Anstatt seine Leser weiterhin mit den gleichen Formeln zu langweilen, bei denen meist ein Intellektueller dem Volk deren eigene Werte zu erklären versucht, könnte Cicero auch einmal einfach nach URSACHE und WIRKUNG gehen:

URSACHE: Scheitern von zentralistischer Bürokratie durch Eliten
WIRKUNG: Anfälligkeit für Populismus

URSACHE: Erklärung von bewährten Traditionen zu falschem Denken, bei gleichzeitigem wirtschafts- und sicherheitspolitischem Scheitern
WIRKUNG: Festhalten bzw. Wiederentdecken von Tradition, Religion, Nation

URSACHE: Diskriminierung von Konservativen in den öffentlichen Debatten
WIRKUNG: Schaffen eines konservativen Untergrundes

URSACHE: zeitweiliger progressiver Sieg über konservative Werte durch ideologische Argumentation
WIRKUNG: Wahrnehmung von konservativen Politikern als einzig wirkliche Opposition

Harro Meyer | Mi., 13. Juli 2016 - 14:33

Antwort auf von Arndt Reichstätter

Der Schaffung einer Identität geht immer eine Krise voraus. Die Schaffung des Neuen Europa ist also das Ergebnis der Einsicht, dass es so (2 Weltkriege) nicht weitergeht. Hier unter den Beteiligten (Deutschland/Frankreich) eine Identität zu schaffen, ist das Problem an sich. Das mit 30 Ländern gleichzeitig zu tun, kann nur Politikern einfallen, die die eigene Identitätskrise noch nicht entdeckt haben.
Die EU-Probleme sind also in den Identitätskrisen der beteiligten Politiker zu suchen.

Herbert Trundelberg | Mi., 13. Juli 2016 - 13:40

mit Europäischer Identität sicher die von der EU geforderte Überstülpung eines angepassten für die Eliten und den Geldadel schuftenden Leibeigenen. Nur es werden immer mehr Bürger in der EU wach und schauen sich die anderen Europäer an und erkennen das sie sich auf Talfahrt befinden und dringend eines EXIT benötigen. Schlimm ist das der Gute auch noch von Selbstbestimmung und Selbstgestaltung schreibt obwohl jeder erkennt das die Zwangsjacke immer enger geschnürt wird. In den Südländern durch gewollte Verarmung und Arbeitslosigkeit und in den Nordländern durch Enteignung Billigjobs bis zur Ausbeutung des Humankapitals. Aber es ist jedem gestattet zu Fabulieren

Barbara Kröger | Mi., 13. Juli 2016 - 13:50

Noch ein kleiner Nachtrag Herr Nicke: Ich glaube nicht, dass man in England Belehrungen aus Berlin benötigt zum Thema Demokratie....

Wolfgang Tröbner | Mi., 13. Juli 2016 - 13:56

Sie schreiben, dass sich Europa (besser wäre es, von der EU zu sprechen) in einer Identitätskrise befinde. Dass würde voraussetzen, dass Europa eine Identität hätte, oder? Welche wäre das denn?

Sie schreiben nun, dass früher die Gemeinschaft identitätssstiftend war, heute aber wohl nicht, da jeder für seine Identität selbst verantwortlich sei. Wenn Ihre Aussagen zutreffen, dann kann Europa als Gemeinschaft eigentlich auch keine identität stiften, oder? Von welcher Identität sprechen Sie dann?

Herr Nicke, weitere Beispiele für diese sehr eigenwillige Logik erspare ich mir. Ihr Artikel kommt zwar sehr "wissenschaftlich" daher. Aber ist er das auch?

Ganz abesehen davon, glaube ich, dass die Probleme der EU ganz andere Ursachen als die von Ihnen angesprochenen haben. Die Bürger der EU beklagen, dass die Politik über ihre Köpfe hinweg gemacht wird und zwar ohne zu fragen, was die Bürger (für die die Politik überhaupt gemacht werden sollte) selbst wollen.

Martin Wienand | Mi., 13. Juli 2016 - 14:44

Meine Freundin arbeitet seit langem und sehr engagiert als Lehrerin (Deutsch als Fremdsprache), ein Bekannter von mir bei der Wohnhilfe München. Ich würde uns mit einem gemeinsamen Nenner als kosmopolitisch und linksliberal einstufen. Die gigantische Zuwanderung in Deutschland sehen wir jedoch mit ziemlich gemischten Gefühlen. Die Masse macht's. Das fühlt sich seit ein paar Jahren gar nicht mehr gut an. Mit unseren wechselnden Identitäten können wir übrigens gar nicht sooo schlecht umgehen. Soweit uns das gelingt versuchen wir diese einfach nur zu beobachten. Nicht identifiziert mit Gedanken, Emotionen und Körper. Wie gesagt, soweit uns das gelingt. Und wenn Sie schon in Ihrem Artikel die Essenz des Menschen ansprechen, eine Buchempfehlung fällt mir ein: "Essenz", von A. H. Almaas. Könnte Sie interessieren.

Reinhard Oldemeier | Mi., 13. Juli 2016 - 14:44

Die Identitätskrise hat das deutsche Establishment und nicht der Bürger. Über Jahre wurde das Mantra der Europäischen Union mit der Maßgabe der Auflösung der Nationalstaaten vor sich hergetragen. Der Grund ist, dass Deutschland immer noch Angst hat vor der eigenen Vergangenheit und Identität. Der mangelnde Glaube, das die Menschen ohne die Klammer der EU, in die Zeiten des Imperialismus zurück kehren, würde ich eher im Reich der Phantasie suchen. Denn die anderen EU-Mitglieder haben nie vor Ihre Souveränität aufzugeben.

Schon im ersten Weltkrieg wurden die Menschen erst durch die Machthaber manipuliert und dann an die Front getrieben. Als Briten und Deutsche den Weihnachtsfrieden 1914 schlossen, steht für eine Völkerverständigung der einfachen Bürger, die von Frieden mehr verstehen als die Politik.

Auch in diesem Artikel wird die Angst deutlich indem man latent droht mit extremen Parteien. Die Zeit war noch nie so günstig um neue Lösungen für das Zusammenleben zu erarbeiten.

Dimitri Gales | Mi., 13. Juli 2016 - 15:20

In diesem Artikel sehe ich keine. Es stimmt, dass die Globalisierung Überforderung auch der sogenannten "Eliten", sowie der Politikerkaste verursacht. Eines der grossen Probleme liegt darin, dass das gesamte Leben ökonomisiert, merkantisiert werden soll; in vielen Bereichen ist dies schon geschehen. Dies heisst dann "Selbstverantwortung übernehmen", Selbstoptimierung, der Arbeitnehmer soll in immer grösserem Umfang die Risiken der Unternehmen teilen, freiberufliche Tätigkeiten, selbst im Niedriglohnbereich, nehmen zu. Aber ohne ein Minimum an Sicherheit lässt sich keine Familie gründen und keine Zukunft planen.
André Malraux, der Kultusminister unter de Gaulle, sagte bereits 1975 voraus, dass in infolge der Globalisierung die Regionen stärker an Bedeutung gewinnen werden. Man kann hinzufügen: das Interesse für das eigene Land, das eigene Volk und seine Kultur, die Familie werden eine Renaissance erleben.

Helmut Bachmann | Mi., 13. Juli 2016 - 15:36

dass ständig Artikel mit wissenschaftlichem Antlitz veröffentlicht werden, die dann doch nur Meinungs- und Stimmungsmache sind. Keine wissenschaftliche Disziplin kann doch ernstgenommen werden, wenn sie moralische Urteile fällt und weder begründet noch Kontroverse zulässt. Das war mal die Methode der Kirche.

Tomas Poth | Mi., 13. Juli 2016 - 15:54

Das liegt hier ganz beim Autor. Eine immer größer werdende Anzahl der Menschen in Europa wollen sich nicht etwas überstülpen lassen was nur den EU-Kraten gefällt. Es gibt kein europäisches Bürgertum, den Europäer aus dem Selbstverständnis heraus, so wie man Franzose, Italiener, Pole, Deutscher oder die anderen Nationalitäten ist. Die politische Mantra, wir haben es den Bürgen nicht ausreichend und genug erklärt riecht verdammt nach stalinistischer und faschistischer Umerziehung. Die Probleme einzelner Regionen und Länder in Europa lösen wir nicht durch Dauersubventionen , schlechtestenfalls muss man sich nach der eigenen Decke strecken.
Wir wollen uns nicht die Probleme Afrikas, Nahosts aufzwängen lassen. Die können wir nicht in Europa in lösen. Die Völker mit Geburtenüberschuss müssen ihre Probleme zuhause lösen, dabei können wir versuchen zu helfen.

Frank Jankalert | Mi., 13. Juli 2016 - 16:02

Wenn sich dieser Autor ständig auf die "Demokratie" bezieht, dürfen wir nicht vergessen, was "Demokratie" in der DDR bedeutete. Aus diesem geistigen Umfeld kann der Autor alleine schon wegen seiner Wortwahl kommen. Für die deutschen Linken ist die EU doch eh das Nachfolgeprojekt der DDR.
Nach westlicher und freiheitlicher Denkweise fordert der Autor jedenfalls nichts anderes als Demokratie, Identitäts- und Souveränitätsverzicht, somit eine Art Kulturrevolution.

Georg Meier | Mi., 13. Juli 2016 - 16:22

Vielen Dank, Herr Nicke, für das nochmalige, diesmal intellektuell unterlegte, Wiederholen des "Wir-schaffen-das". Das meine ich durchaus nicht negativ, schließlich finde ich es gut, dass der politische Gegner seine Argumentation offen legt. Dazu meine Frage: ich spreche 2 Sprachen neben meiner Muttersprache, pflege Kontakte auch ins nicht-europäische Ausland, habe bereits Auslandsaufenthalte über einen Urlaub hinaus genossen, bin also "hinreichend globalisiert". Warum sehe ich diese "Wir-schaffen-das"-Ideologie dann nicht positiv? Kann es vielleicht daran liegen, dass die, die da kommen, vielleicht wenig bis gar nicht globalisiert sind? Liegt es vielleicht daran, dass ich nicht die Lust verspüre, wieder im frühen europäischen Mittelalter, diesmal mit dem Islam als Non-plus-Ultra zu landen? Ich sage Ihnen, sie sind auf dem falschen Weg: der Widerstand der Konservativen hat gerade erst begonnen und der Brexit war ein Startsignal.

Peter Weinreich | Mi., 13. Juli 2016 - 18:54

Antwort auf von Georg Meier

mir geht's genauso: immer grün-linksliberal, mehrere Fremdsprachen fließend, mehrere Jahre im Ausland gelebt, mit einer dunkelhäutigen Ausländerin verheiratet und nun muss ich mich als Nazi und Rassist beschimpfen lassen, weil ich in politischen Fragen anders denke als der Mainstream. Mittlerweile bin ich ziemlich sauer.

Gerdi Franke | Mi., 13. Juli 2016 - 16:40

Da sieht doch jeder die EU anders. Jeder hat andere Erwartungen. Aber die Gründer-Ziele sind alle vergessen. Weil Brüssel sie nicht fortgeschrieben hat. Und auch nicht gewagt hat die EU endlich auf demokratische Beine zu stellen. Die EU kämpft um Macht, diskutiert aber keine Visionen. Diese Visionen werden woanders diskutiert. Von diesen "Populisten". Die dann dafür diskreditiert werden.

Zoran Trajanovski | Mi., 13. Juli 2016 - 18:51

Hervorragende beitrag des Doktoranten. Nie genug können wir von solche beitrege bekommen. Nie,nie, niemalls können wir von solche uniwersele Wissenschaft genug bekommen. Das ist die ware Zukunfts Alternative für Deutschland,für BW ,für Europa, für der Welt im ganzem ,und kein Front Nationale und kein Pegida und kein AfD.
Ist das so schwer zu verstehen? Offensichtlich.
Möchte die Leser von Cicero ermutigen nachzudenken.Vileicht sich bekant machen mit dem Buch von Amartya Sen "Identitätsfalle".
Die politische Klima in Ex-Jugoslavien war 1990 exstrem Nationalistisch. Als volge desen ist Sarajevo passirt worden, Srebrenica, Kosovo. Selbst bin Opfer von rassistische Zeitgeistes geworden.
Das Leid den man dadurch Erleidet ist unsagbar.
Kinder wurden Vergewaltigt,familien angehörige Erschosen, kriminele Gerichtsverhandlunge durchgefürt, folter praktizirt.
Europäische Identität hatt Zukunft.
Wir sind verpflichtet im Schans zu gewerleisten.

Ursula Schneider | Mi., 13. Juli 2016 - 19:21

auf Einzelheiten einzugehen, lohnt hier wirklich nicht.

Geht es eigentlich um die Gestaltung von Politik oder befinden wir uns im Kindergarten bzw. auf der Psycho-Couch?

Ich jedenfalls bin weder auf der Suche nach Identität noch nach meinem Lebenssinn, ich fühle mich auch nicht überfordert oder von Langeweile geplagt, mir machen weder Globalität noch Komplexität noch Pluralität Angst, sondern etwas ganz anderes.
Nämlich linke Verführer und Moralisierer, die das Freund-Feind-Schema, das sie dem Gegner attestieren, selbst bis zur Peinlichkeit praktizieren und sich nicht scheuen, als Gut-Europäer sogar die frei gewähllten Regierungen in Ungarn und Polen zu den Dumpfbacken und ewig Gestrigen zu zählen ... die Besserwisser und neunmalklugen Moralisierer, die sich immer auf der Seite des Guten und des Fortschritts wähnen und mit einem Brett vor dem Kopf die "zentralen Werte der demokratischen Gesellschaft" hochhalten, anstatt ergebnisoffen, vorurteilsfrei und sachlich zu diskutieren.

Siegfried Stein | Mi., 13. Juli 2016 - 20:10

Ich zitiere mal den Herrn Nicke:
"Verlieren lassen sich nur die Freiheit und Unabhängigkeit, welche uns Menschen in Europa eine größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstgestaltung unseres Lebens garantieren."

Was will er damit beschreiben? Das Verhalten von Frau Merkel, Herrn Juncker, Herrn Schulz?

Vielleicht braucht die EU-Kommission ja einen Pressesprecher.

Ansonsten, aus Potsdamer Sicht ist anscheinend alles Pleasantville.

Klaus Damert | Mi., 13. Juli 2016 - 21:18

Sehr verehrter Herr Nicke,
vielleicht könnten Sie auch den ökonomischen Hintergrund berücksichtigen. Millionen von Migranten, die in D eindringen und in absehbarer Zeit ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können, werden von wem unterhalten? Von den hier lebenden Steuern und Abgaben zahlenden Bürgern. Es gibt keinen Sozialstaat ohne Grenzen, da können Sie noch so sehr ideologisch argumentieren. Eine grenzenlose Welt führt in die Anarchie, jeder nimmt sich, was er (mit Gewalt) bekommen kann. Ohne funktionierendes Steuer- und Rechtssystem gibt es kein funktionierendes Gemeinwesen. Wie sieht Ihr globalisiertes System denn aus? Wer zahlt da? Bitte mal einen knappen Entwurf liefern.

Bernd Fischer | Mi., 13. Juli 2016 - 21:31

Zitatanfang:
Längst ist der Zeitpunkt gekommen, in der sich die europäische Gemeinschaft ihrer kollektiven und individuellen Identitätskrise bewusst werden und anfangen muss, ihre Wert- und Lebensmodelle aktiv zu verteidigen. Zitatende:

Die Identitätskrise der EU fing doch schon an als das französische bzw. holländische Volk die EU-Verfassung ablehnte.

PS: Welche europäische Gemeinschaft meinen Sie denn?

Die der Komissare oder die der Bürger in der EU ?

Sie sollten sich entscheiden.

Ulrich Baare | Mi., 13. Juli 2016 - 22:04

und dann doch nicht richtig denkt. Kann man nicht richtig denken? ja, kann man - indem man einfach nicht die Voraussetzungen reflektiert, auf denen die eigenen Werturteile aufbauen.
Hier in diesem text ist das Problem ein altgekanntes: der Autor denkt teleologisch - das Neue ist per se das Bessere - Geschichte schreitet voran - und 'Altes' ist, weil es alt ist, unzeitgemäß.
Hinzu kommt, dass der Autor selbst anscheinend nicht klar denkt beim identitätsproblem. Denn er stellt es so dar, als ob sich Individuen ihre identität gleich wie in einem Srupermearkt selbst aussuchen könnten. Also irgendwie ein Individuum mit Hilfe eine Art unabhängigem Willen sich verschiedene Angebote ansieht und dann sagt: ab jetzt soll zu meiner Identität jenes gehören und jenes nicht (...Selbstverantwortung...suchen). Und weil angeblich nach Meinung des Autors manche dies nicht leisten könnten, würden sie dann Rechts wählen... Wow - gehts noch flacher?

Steffen Zollondz | Do., 14. Juli 2016 - 07:29

Und daran, dass "Die Rechten" einen "Aufschwung" erleben, sind übrigens nicht die Rechten verantwortlich zu zeichnen.
Diese Bewegungen, wenn man sie allgemein so bezeichnen will, sind ein Resultat der Politik der vergangenen Jahre.

Es ist für die Masse der Bürger kaum möglich auf eine andere Weise klipp und klar zu sagen, dass sie diese Art der Zuwnaderungspolitik und diese Art der Negierung nationaler Identität, wie sie von Brüssel und etablierten Politikkreisen vorangetrieben wird, strikt ablehnen.

Da können Sie in ihrem Sozialwissenschaftselfenbeinturm noch so sehr von Rad der Geschichte zurückdrehen fabulieren.
Sie verkennen offenbar die Gründe und die Konsequenzen.
Aber mit Ursache und Wirkung in der richtigen Reihenfolge kennen sich Naturwissenschaftler ohnehin besser aus.

Sabine Bauer | Do., 14. Juli 2016 - 10:13

Herr Nicke liefert ein Paradebeispiel für die bei Eurokraten und polit. Eliten gängigen Begründungsketten.
"Wer das Rad der Zeit zurückdrehen wolle, verkenne die Realität."
Eine Realität, die sie mit Ihren Folgerungen erst zu schaffen versuchen.
Ursache und Wirkung werden einfach, dem gewünschten Weltbild entsprechend, vertauscht.
Sozialpädagogische, schulmeisterliche Umdeutung in Form von intellektuellen Thesen - langsam langweilt es wirklich! In immer neuem Gewand sollen uns solche Begründungsversuche verkauft werden.
Schauen Sie sich um - sprechen Sie mit realen Menschen und hören Sie auf Scheinrealitäten kreieren zu wollen.

Lara Berger | Do., 14. Juli 2016 - 11:12

Der Autor sollte doch mal ganz selbstreflektorisch über Gruppenzugehörigkeit und Überhöhung des Eigenen nachdenken. Denn auch er gehört einer Gruppe an, selbstüberhöhend natürlich der "richtigen". Ansonsten wimmelt der Artikel nur so von Klischees und Vorurteilen. Jeder, der die aktuelle Entwicklung ablehnt, ist also ein "Rechter" der sich selbst überhöht und auf "Rassenreinheit" pocht?
Wenn man sich eingehend mit "rechts/links" beschäftigt, stellt man fest, daß diese Bezeichnungen die aktuellen Strömungen nicht ausreichend beschreiben. Auch diese alten Begrifflichkeiten werden in der Mottenkiste der Geschichte verschwinden. Der Autor, der von anderen Veränderungen verlangt, ist offensichtlich selbst nicht bereit, sein eigenes Weltbild den neuen Bedingungen anzupassen. Zu dieser neuen Bedingung gehört der Islam, dessen Ablehnung nicht ins rechts/links-Schema paßt, sondern Pflicht ist für jeden (!) Menschen, der auf dem Boden der UN-Menschenrechtscharta steht.

Lara Berger | Do., 14. Juli 2016 - 11:29

Was meint der Autor eigentlich mit "Globalisierung"? Islamisierung ist keine Globalisierung.
Und wie stellt sich der Autor eigentlich die "Globalisierung" der Armeen des Globus vor? Und wer wäre dann der Feind?
Die angebliche ach so moderne, zukunftorientierte Globalisierung ist nur ein Vorwand für weltweit agierende Konzerne zum Ausbau der Märkte und damit der Einnahmen. Weiter nichts! Kapitalismus pur in seiner perfidesten Form: der Vermarktung von allem und jedem. Und diese Pläne unterstützt dieser Autor (wahrscheinlich unwissentlich), indem er versucht, dafür eine "intellektuelle" Basis mitzugestalten. Im Dienste derer, die sich global bereichern wollen. Dazu ein Zitat: nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber....

Bernhard Jasper | Do., 14. Juli 2016 - 11:58

Herr Nicke, ein sehr guter Beitrag. Ich möchte aber noch ein anderes Fenster öffnen.

Gesellschaften haben ja eine Sozialstruktur, die sich immer weiter ausdifferenziert. Was „früher“ festgefügt erschien, wird heute durch den globalisierten Vortrieb, auch aufgrund des technologischen Fortschritts, und da stehen wir erst am Anfang einer neuen Entwicklung, aufgelöst. Damit sind viele Menschen, selbst die Geisteswissenschaften, die systematischen und historischen Kulturwissenschaften, weil sie immer das Ganze betrachten müssen, überfordert. Wir müssen grundsätzlich die Zeitbezogenheit und Kulturverflochtenheit unseres Lebens akzeptieren, da nützen auch keine Rückgriffe auf die deutsche Stammesgeschichte mehr- was immer das auch gewesen sein mag. Mich beschäftigt die Frage, was ist eigentlich der einzelne Mensch, das Individuum in der Perspektive des Kommenden, der Zukunft, als Existenz begriffen.
Viel Erfolg mit „Estate“ von

Till Brönner Estate WDR
https://youtu.be/KNCcuquw2Y8

Andreas Müller | Do., 14. Juli 2016 - 13:44

Wenn der Doktorand etwas breiter aus seinem Fachgebiet gelesen hätte, wüsste er, dass es Sozialwissenschaftler und Historiker gibt, die sich keineswegs überfordert fühlen von der Globalisierung, sondern diese Anti-Entwicklung lange vorausgesehen und auch die elitären Rechtfertigungen in Zweifel gezogen haben:
https://hintermbusch.wordpress.com/category/okonomische-illusion/
Es wäre an der Zeit, sich damit inhaltlich auseinanderzusetzen statt die Kritik vieler Bürger doch recht überheblich zu schulmeistern. Mit rechts hat das nur insofern etwas zu tun, als die Linke erbärmlich bei der Analyse der Entwicklungen versagt und deshalb ihre Bedeutung (zu Recht) verliert.

Bernhard Jasper | Do., 14. Juli 2016 - 15:24

Traditionell eingespielte „natürliche“ Verbände wie Kirche, Parteien, etc., lösen sich immer mehr auf (siehe auch den Beitrag des Autors Kissler „Mitgliederschwund in den Parteien“). Das bräuchte jedoch nicht weiter tragisch zu sein, denn wir leben in einer „künstlichen“ Gesellschaft, haben allgemeinverbindliche Gesetze. Kooperieren und arbeiten mit anderen („Fremden“) zusammen und regeln es durch Verträge.

Ein neuer Ansatz in den Wissenschaften wäre jedoch die Lehre vom Menschen, oder auch eine neue philosophische Anthropologie. Wie ist die Wesenstruktur der Persönlichkeit? Wie ist die Koexistenz von Personen in sozialen Bindungen, oder auch die Koexistenz von Person und Welt, die alle in das Leben hineinreichen. Erfahrungswissen reicht da aber nicht aus. Mit diesen wichtigen Fragestellungen bin ich als Einzelperson jedoch überfordert. Das ist auch nicht mein Beruf, obwohl ich gelernt habe interdisziplinär zu denken.

Michael Conrad | Do., 14. Juli 2016 - 16:48

Vielleicht hat der arme Hr. Nicke ja tatsächlich nur noch eine Identität als "permanenten Prozess", die sich täglich neu definiert und reproduziert als Anpassungsbereitschaft an die Vermarktungszwänge des globalisierten akademischen Geschwafels. Ansonsten gibt es ja auch keine Forschungsmittel und keine Lehraufträge.
Wir sollten allerdings beharren auf einem Konzept der Identität, die mehr darstellt als ein unter Modernisierungsstress stehendes soziales Konstrukt, sondern zu ihrer Beschreibung auch jetzt immer noch Begriffe benötigt wie Selbstbewußtsein, Selbstbestimmung und vor allem die Fähigkeit des Selbstdenkens.

Ernst Laub | Do., 14. Juli 2016 - 20:25

Vorbilder werden jeweils vom „Zeitgeist“ entworfen. In der vorchristlichen Ära waren es die Ahnen. Dann kam die Kirche und drängte uns deren Heilige auf. Bei den Kommunisten und Nationalsozialisten waren es die „Helden“, Helden der Arbeit und Helden des Krieges, denen das Volk nacheifern sollte. Besonders regenbogenbunt und raffiniert wurde es erst in unserer globalisierten Zeit. Unsere „Helden“ sind heute die fast stets multikulturell vernetzten, superreichen Stars aus Sport und Show Business, die uns über die ach so sozialen Medien in erster Linie drei Botschaften überbringen wollen: (1) Sehr, sehr viel Geld verdienen ist geil; (2) Multikulti ist unabdingbar geil, und (3) geil sein ist der eigentliche Lebenszweck. Doch diese „frohe“ Botschaft ist eine Falle der Globalisierer: Ohne Verteidigung der Identität und der eigenen Interessen werden auch aus den Europäern endgültig manipulierbare Sklaven.

Karola Schramm | Sa., 16. Juli 2016 - 12:28

Einerseits ein plausibler Artikel zur Identität, die in die Krise gekommen ist. Krisen gehören zum Leben dazu. Dauern sie zu lange, folgt der Tod.
Es hilft nichts am Ende dann so zu schreiben:"Verlieren lassen sich nur die Freiheit und Unabhängigkeit, welche uns Menschen in Europa eine größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstgestaltung unseres Lebens garantieren."
Das ist stimmt nachweislich nicht, wenn man i.d. südlichen Länder & einige Ostblockländer sieht. Diese Länder haben alle politisch nicht mehr ihre Unabhängigkeit. Sie werden gezwungen Massenentlassungen vorzunehmen, soz.Errungenschaften abzubauen. Arbeit und Beruf jedoch fördern Identität, Großzügigkeit und Gemeinschaftsinn. Diese sind zerschlagen, sodass es kein Wunder ist, wenn zuallererst auf die nationale Identität zurückgegriffen wird.
Die EU muss fähig werden, den gesellschaftlichen Kitt wie Arbeit, Fürsorge, Sozialität wieder herzustellen. Geschieht das nicht, sind Aufstände & Bürgerkriege programmiert.

Klaus Reinhardt | Sa., 16. Juli 2016 - 12:40

Bereits 2005 hat ehemalige Verfassungsrichterin Limbach in einem Artikel überzeugend dargelegt, daß es keine europäische Identität gibt und geben wird. Selbst der "überzeugte" Europäer Schulz hat zu anderer Gelegenheit daran ebenfalls Zweifel geäußert. Laßt uns Europäer zurückkehren zu einem von Charles DeGaulle empfohlenen "Europa der Vaterländer"; meinetwegen auch Mutter- und Vaterländer damit Frau Merkel nicht mehr bei dem Begriff "Vaterland" zusammenzucken muß.

Enrico Stiller | Di., 19. Juli 2016 - 09:24

Und so etwas sagt ein Journalist nach den Terrorakten von Paris, Nizza und jetzt bei uns der Axt-Attacke in Würzburg! Nach den Sex-Mobs in Köln und vielen anderen Bahnhöfen, nach zahllosen sexuellen Belästigungen von Kindern und Frauen in Schwimmbädern! Da wird von Globalisierung geschwafelt, von rückständigem Denken, wenn man sich einfach gegen solche Entwicklungen im Gefolge der muslimischen Immigration wehren will!
Was geht im Kopf eines solchen Autors vor??
Ich fürchte, überhaupt nichts.

Georg Dallmann | Di., 19. Juli 2016 - 14:29

Der Autor verkennt wesentliche Dinge:

Es geht nicht darum, und es kann auch nicht darum gehen, irgendwelche Räder zurückzudrehen.
Der Autor scheint nicht verstanden zu haben, daß die "Globalisierung" in aller erster Linie - wenn nicht sogar ausschließlich - ein Projekt von und für die - sogenannten - "Eliten" (Geldsäcke träfe es wohl besser) ist, nicht dagegen für die "nrmalen" Bürger, die die große Mehrheit jeder Bevölkerung bilden.
Deshalb kann und MUSS (!) es für die Zukunft das ZIEL jeder verantwortungsbewussten MODERNEN Regierung sein, BÜRGERORIENTIERTE Politik zu machen, anstatt "Elitenorientierte" Politik.
Das fängt bei der Steuerpolitik an und hört bei den Umwelt-,Pflege- und Gesundheitsstandards NICHT auf.
Davon sind wir derzeit - entgegen aller Propaganda - weit entfernt und entfernen uns trotzdem immer noch weiter. DAS IST DAS PROBLEM!

Gerhard Oettinger | Fr., 22. Juli 2016 - 09:42

„Identitätskrise“ setzt eine Identität voraus. Die „europäische Identität“ gibt es aber nur beim Geldadel und bei dessen Knechten: EU-Beamten und anderen, die vom EU-Gedanken leben, wie z.B. gewissen Sozialwissenschaftlern.

Ein Stuttgarter ist ein Schwabe ist ein Süddeutscher ist ein Deutscher ist ein Nordeuropäer ist ein EU-Bürger ist ein Europäer ist ein Abendländer ist ein Weltbürger ist ein Lebewesen ist eine Entität im Weltall. Man muss kein Sozialwissenschaftler sein, um einzusehen, dass in dieser Kette von ,Identitäten‘ irgendwann der Bezug des Individuums zur angeblichen Identität wohl sehr dünn wird. Können wir „Europäer“ etwas unternehmen gegen z.B. Juncker und sein CETA? Oder ist es unser einziges Recht, zu zahlen?