Der Jazzmusiker Miles Davis bei einem Konzert in der Wiener Stadthalle im Jahr 1969 / picture alliance

Zur Debatte um „kulturelle Aneignung“ - Die Menschheitsfamilie wird getrennt

Alles, was lebt, verändert sich – kopiert, immigriert und dockt irgendwo an. Der Vorwurf der kulturellen Aneignung verkennt unter anderem, dass Kulturen wie Subkulturen immer schon dazu neigten, sich gegenseitig zu kannibalisieren.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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März 1961. Im Columbia Studio in New York sitzen fünf meistenteils schwarze Männer auf Hockern und leicht angeranzten Campingstühlen herum und improvisieren zunächst noch schläfrig über einige Blues Scales. Irgendwann, nachdem sie bereits einen melancholischen Track namens „Pfrancing“ und eine weitere, eher abgedämpfte Nummer mit Namen „Drad Dog“ eingespielt haben, erklingt wie aus einem Hinterhalt der vorwärtstreibende Pulsschlag einer gezupften Basssaite: bum-bum-bum-bum.

Hinzu kommt der leicht klirrende Sound eines Schlagzeugbeckens, gespielt von Jimmy Cobb, einem damals 32-jährigen Hardbop-Drummer, der in den 1940er-Jahren sogar mal mit Billy Holiday auf der Bühne gestanden haben soll. Bum-bum-bum. Spannung liegt in der verrauchten Studioluft. Und dann plötzlich, nachdem auch noch Wynton Kelly zunächst noch zaghaft ein paar auf Moll heruntergetunte Kadenzen ins Piano gehauen und den Groove auf Dreivierteltakt heruntergekühlt hat, legt der Trompeter los: Wie aus dem Nichts dreht sich sein Instrument hoch; eine zärtlich aufjaulende Sirene.

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Enka Hein | Di., 18. April 2023 - 18:42

...Bezug von Sozialhilfe durch Wirtschaftsflüchtlinge.
Ursprünglich anders gedacht und durch linksgrün ins absurde geführt, labt sich die halbe Welt an einer westeuropäischen Errungenschaft.
Aber dieses Thema wie so viele andere (Gender, Kulturgüter, Klimahysterie..etc) soll doch nur von den wirklich wichtigen Themen wie illegale Migration, desolatem Euro, noch desolateren bis grenzdebilen Politikern und schleichende Deindustrialisierung ablenken.
Eine Minderheitenproblem wird hoch gepfuscht und zur Staatsaffäre ernannt.
Wir werden von Idioten regiert.
Und diese Idioten wurden von noch größeren Idioten gewählt.
D wo ist dein Verstand geblieben?

C. Habeck, NYC | Di., 18. April 2023 - 18:57

I wonder when and where this unhelpful property talk started and treated culture as reified "thing" with a rightful owner of essential pre-ordination. As far as I can tell, the sentiment only applies in one direction to former colonial relations, and nobody would complain about Guarani Indians playing Beethoven, for instance, or Asian women in Dirndls at Oktoberfest. Here in the US, it fortunately seems 'cultural appropriation' and its associated logical absurdities are on the wane. A strict economic definition whereby money is earned using cultural practices that originated with somebody else and deprive the originator IMO seems to be the only admissible sense of "appropriation", but this will be a very narrow and rare circumstance.

Na mit dem Nachnamen haben Sie auch nur im fernen Amerika eine "Überlebenschance" Mr. Habeck;-)
Nichts für ungut (dafür gibt´s keine adäquate Translation in english, und mein Englisch ist aus dem Stegreif eher for Runaways)...

Werner Zillig | Di., 18. April 2023 - 19:18

... ist an und für sich ein Deutsch, das einem die Zehennägel aufrollt. Und inhaltlich ist der Begriff "kulturelle Aneignung" auf eine seltsame Weise eine Dummheit in sich.

Als jetzt für eine harmlose Veranstaltung von Älteren Sombreros verboten werden sollten, haben immerhin so einige aufgeschrieen. Schon mal ein Anfang. Ich habe, um dem ganzen eine nützliche Seite abzugewinnen, darauf hingewiesen, dass islamistische Terroristen mit Säbel und Lanze antreten müssen; Bomben und Schnellfeuergewehre sind westliche Erfindungen und vom Propheten bestimmt nicht erlaubt. Und wer darf eigentlich Jeans tragen? Nur die US-Amis und die Deutschen! Von wegen Levi-Strauss.

Wolfgang Borchardt | Di., 18. April 2023 - 19:57

fixe Idee, sondern damit die Deutungshoheit erlangen zu wollen, was in einigen Bereichen tatsächlich gelungen ist. Dabei ist es eine der dümmsten Widerspiegelungen menschlicher Realität. Kultur ist ohne sogenannte "kulturelle Aneignung" garnicht denkbar. Und das hat spätestens in der Steinzeit begonnen und zu den Entwicklungen geführt, von denen wir international profitieren. Immer wurden Dinge und Gedanken weitergereicht und entwickelt. Auch hier wieder ein Widerspruch innerhalb woken Szene: Hier die Aufhebung aller Grenzen, dort die Spaltung vermeintlicher Identitäten. Die ausgeprägteste "kulturelle Aneigung" ist zweifellos das Erlernen einer, besser noch mehrerer Fremdsprschen. Und das ist eine der wichtigsten, Kulturtechniken überhaupt praktisch und dem Völkerverständnis dienend. Wenn ein Schwarzer ein von weißen ngenieuren erfachtes Auto nutzt, ist auch das kulturelle Aneignung. Soll ihm das jetzt verboten werden?

Markus Michaelis | Di., 18. April 2023 - 21:10

Der Artikel legt glaube ich richtig dar, dass es verschiedene Motive gibt. Ein Hauptmotiv dürfte aber dass des Vorgehens gegen Unterdrückung durch dominante (Mehrheits)Gruppen sein. Das scheint mir aber ein dünner Grat. Es wird oft Wert darauf gelegt, dass die große Masse der Gesellschaft den "richtigen" Werten folgt. Ohne "Bremsen von rechts" (die man ablehnt), und zum Teil auch so, sind große Teile, die die Öffentlichkeit prägen, heute progressiv. Viele Menschen, denen man ein diskriminierendes Verhalten vorwirft, bescheinigt man eher sozial abgehängt zu sein. Schwierig wird es andererseits durch Armutszuwanderung, die nicht leicht auszugleichen ist, immer Argumente für mehr Rücksichtnahme liefert, aber eben auch manchen Gegensatz in sich trägt.

Außer dem allgemeinen Argument, dass es perfekte Gerechtigkeit nur zu einem hohen Preis (oder gar nicht) gibt, finde ich es nicht so klar, wann hier eher Schwache ausgenutzt werden und wann eher schon Dominante mehr Dominanz wollen.

Tomas Poth | Di., 18. April 2023 - 21:50

Ist dann auch wenn alle anderen Völker außer den Europäern
- Bach, Beethoven, Brahms, Mozart, Tschaikowski, Grieg, Smetana etc. spielen und aufführen
- Automobile fahren und bauen
- Flugzeuge fliegen und bauen
usw.

Es ist totaler Blödsinn, als wenn der Bäcker nur Brot, der Fischer nur Fisch, der Schlachter nur Fleisch essen darf.
Die Menschheitsspalter sollte man alle einsammeln auf eine Insel aussetzen, von der Außenwelt fern halten und sie mit ihrem Murks allein machen lassen.

Hans-Hasso Stamer | Di., 18. April 2023 - 22:32

Großartiger Text! Wie auch schon ausgeführt, kann man als Musiker (war ich zwei Jahrzehnte lang) nur feststellen: Diejenigen, die das Konzept der "kulturellen Aneignung" erfunden haben, haben weder Ahnung von Geschichte noch welche von Kultur und von Musik schon gar nicht. Ohne die ständige Befruchtung sämtlicher Stile, Ethnien, Genres und musikalischen Traditionen untereinander hätte die Musik nicht diesen fantastischen Entwicklungsstand erreicht, den sie heute hat. sie lebt, und wie!

Wenn es irgendwo funktionierendes Multikulti auf der Welt gibt, dann in der Welt der Musik und allgemein der Kultur. Wenn jetzt auf einmal ausgerechnet auf diesem Gebiet Barrieren errichtet werden sollen, dann geht es nur um Macht und Ideologie..

Albert Schultheis | Di., 18. April 2023 - 23:55

Es ist immer unaufrichtig, unlauter und falsch, die Message zu verkürzen, den Kontext zu unterschlagen. Als die Schwarzen als Sklaven in die Neue Welt verschifft wurden, brachten sie ihre Lieder und Klänge aus den Savannen und Wäldern ihrer afrikanischen Heimat mit. Sie eigneten sich die Instrumente des Weißen Mannes an: die Gitarre, die Trompete, das Saxophon und Piano. Aber der Sound ihrer Interpretationen blieb unverkennbar der Afrikas - damit war etwas ganz Neues entstanden. Und sogar die Weißen lernten den neuen, unerhörten Sound auf ihren eigenen Instrumenten zu schätzen, zu lieben und wiederum sich anzueignen. Und nicht nur den Sound, auch die Bewegungen, die Kleidung und Frisuren. Und wieder war etwas Neues entstanden in der endlosen Kette des sich Aneignens, des Veränderns und Neugestaltens. Wer wollte dieses endlose Band des Nehmens und Gebens zerschneiden, es verbieten wollen? Lächerlich! Es wäre wie das Verbieten der Liebe zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau

Sehr schöner und zutreffender Beitrag!

Hier wird ein ideologischer Spaltpilz in die Gesellschaft gesetzt und von interessierten Kreisen gepflegt. Es ist eine propagandistische "Kriegsführung" gegen eine Gesellschaft zum Nutzen anderer.

Beispiel die Klimakleber, die vom Ausland (z.B. USA) finanziert unsere Wirtschaft ruinieren. Damit schaffen sich die USA Vorteile im weltweiten Wirtschaftswettbewerb (sh. auch Sprengung Nordstream).

Sabine Lehmann | Mi., 19. April 2023 - 01:39

Als ich Ihre ersten, wie so oft inspirierenden Zeilen las, Herr Hanselle, und dann noch das Foto zu Ihrem Artikel, bin ich gedanklich und musikalisch eingetaucht in einen alten Film von Wim Wenders "Buena Vista Social Club"....die Musik, der Film, die Bilder, der Spirit.....und wie diese kubanische Musik auch in die USA kam, wer da mit wem musiziert, gejamt (heißt das so??) und abgerockt hat.....dann fühlt man auch wie Grenzen verschwimmen, und wie absurd dieser ganze Schwachsinn um angebliche kulturelle Aneignung daher kommt.....Ich kram grad nochmal aus dem Schrank diese alte CD mit kubanischer Musik heraus, und was soll ich sagen.....schon liege ich wieder unter Kokospalmen in Guardalavaca auf Kuba im Sand, höre diesen unvergleichlichen Sound direkt aus der kubanischen Seele, blicke auf ein Meer, das so viele Blautöne vereint, das dafür Worte fehlen, ein Rhythmus, der direkt ins Blut geht, unvergleichlich.. Bis morgen ist´s noch lang, und schlafen kann ich noch, wenn ich tot bin;-))

Ich habe derzeit immer wieder mit Kubanern zu tun, wo ich arbeite. Die erzählen mir von ihrer Heimat und ihrer Liebe zu ihr - trotz der Armut und des Zerfalls. Die leben dort einfach mit den Schwarzen zusammen und keiner macht ein Aufhebens. Das ist wohl auch eine Folge des kommunistischen Systems dort, das muss man zugestehen. Ähnliches habe ich gehört von den kommunistischen Regimen im Afghanistan und Somalia. Damals konnten sich die Frauen dort noch ohne Kopftuch und in westlichen Kleidern in der Öffentlichkeit bewegen. Die Mädchen gingen auf die Schulen. Ich habe mir vor kurzen wieder mal den wunderbaren Film "Fresa y Chocolate" über La Habana angeschaut. Das ist die andere Seite des Kommunismus dort, die marode, verfaulende Infrastruktur, die zerfallenden, wunderbaren alten Häuser. Heute haut die Jugend ab nach Florida. Und mir graut dennoch davor, wenn irgendwann die Amis Kuba übernehmen werden. Dann werden die Schwarzen wieder spüren, dass sie Menschen 2. Klasse sind.

Christoph Kuhlmann | Mi., 19. April 2023 - 07:24

Schwarze Reggae-Musiker dürfen also Punktelemente verwenden, weiße Punks aber keine Reggae-Elemente? Die Rolling Stones haben den Blues nachgespielt, John Mayall und etliche andere auch. Sie haben damit vielen schwarzen Musikern die Tür zu Veranstaltungen und Clubs mit weißem Publikum geöffnet, bis es keine Frage der Hautfarbe war, ob man hereinkam oder nicht. Auch das Konzept der kulturellen Aneignung ist Rassismus für Minderheiten. Ich meine diesen unreflektierten, stumpfen Rassismus. Denn um mal bei schwarz-weiß zu bleiben, wer ist denn in der Mehrheit oder in der Minderheit global gesehen? Na, wissen sie es? Wer ist überhaupt weiß? Die Eskimos haben über dreißig Begriffe für Schnee. In der USA gibt es mindestens ebenso viele Begriffe für die Nuancen der Hautfarbe. Also, wer auf unreflektierten, aber sehr elaborierten Rassismus steht, der mache nur weiter so. In der Kunst gibt es nur Inspiration und Stumpfsinn. Zur Hölle mit den Ideologen.

Gabriele Bondzio | Mi., 19. April 2023 - 08:15

Ist etwas, über das ich mir keine Gedanken gemacht...bzw. je machen werde.
Kunst betrachte ich als Geschmackssache eines Menschen.
Und wenn mir hier was ins Blut geht, ist es völlig gleich welche Hautfarbe der Komponist hat oder hatte.

Trotzdem ein sehr interessanter und guter Artikel, werter Herr Hanselle.
Wobei ich auch der Meinung bin, dass das lametieren um kulturelle Aneignung eher trennt als eint.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 19. April 2023 - 08:38

ganz sicher, aber wenn die "Gewalt" der Trennung die normalerweise auch stattfindende gegenseitige Befruchtung unterschlägt, was soll das dann sein und wie werden wir damit leben müssen, reglementiert bis ins Letzte und je in einem Kästchen?
Urheberrechte können doch wohl aber gewahrt werden nach den allgemein gültigen Regeln.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 19. April 2023 - 09:54

Das sage ich schon seit dem ersten Tag. Die AWO Frauen, die bei der BUGA mit Sombreros, indischen Gewändern usw. auftreten wollten und nun ohne Hut und geänderter Kleidung sich haben weich klopfen lassen, sie hätten hinwerfen sollen, statt sich überreden zu lassen.
Wann werden die Pizzerien verboten, Sushi, Paela und viele andere Gerichte verboten, weil nicht typisch deutsch? Ich frage mich, wer sind die Rassisten? Jetzt hat ja ein Gastwirt und ein Bäcker den GRÜNEN Hausverbot erteilt. Es müssten viel mehr werden. Alle jammern, kaum einer tut was. Die Dachverbände des Handwerks müssten rigoros Dienstleistungen für GRÜNE boykottieren. Die Gewerkschaften müssten.., ach stimmt, die sind ja alle unterwandert und machen mit. Es reicht eben nicht, mal hier und da den Wahnsinn zu beschreiben und sich zu empören. Gerade diejenigen, die im Gewerbe und Handwerk von dieser grünen Politik besonders betroffen sind, die müssten jetzt ideenreich dagegen halten. Keine Aufträge mehr vom Staat annehmen.

Rainer Mrochen | Mi., 19. April 2023 - 10:34

Für den ersten Fall sollten wir rings um unser Land eine Brandmauer ziehen wieder der Möglichkeit zu geben und zu nehmen.
Für den zweiten Fall ist der Blick in die Vergangenheit hilfreich, denn sonst wären wir ja schon längt der kulturellen Inzucht zum Opfer gefallen.
Letzteres stützt nicht gerade die Idee mit der Brandmauer.
Die gesamte, menschheitliche, Entwicklung gründet auf dem Austausch von Ideen, von Gedanken, von praktischer Anwendung, von Ansporn, dem Versuch es besser machen zu wollen, von Fehlerhaftigkeit etc.
Die Priesterinnen vermeintlich neuer Ideen scheitern schon allein an dem Anspruch sich selbst ernst zu nehmen, ernster jedenfalls als es anderen Kulturen zu eigen ist.

Heidemarie Heim | Mi., 19. April 2023 - 13:00

Für mich ist Musik einfach nur Musik, ob aus dem Urwald;) wie meine Mutter immer zu sagen pflegte wenn ich zu laut aufdrehte oder aus einem Konzertsaal werter Herr Hanselle! Deshalb verstand ich Ihren sehr anspruchsvollen Artikel auch nur teilweise. Was ich jedoch sofort verstand und mir nur noch an den Kopf greifen konnte, war das Theater um die AWO-Seniorinnentanztruppe bei der BUGA. Reißen die dort nun auch alle NICHT-endemischen Pflanzen raus, weil diese streng genommen ja auch fremde Kultur-Pflanzen sind. Denn bestimmte Klischees werden ja nicht nur durch z.B. Poncho und Sombrero bedient, sondern zu Mexiko fallen mir auch bestimmte Kakteen ein. Irritierend finde ich es zudem, dass diese schlimmen kulturellen Aneignungen scheinbar zu 90% von weißen Menschen begangen werden. Genau genommen wäre eine Asiatin, Afrikanerin im Dirndl auf dem Oktoberfest o. ich als Pfälzerin im "Jodelkurs" zu Erlangung des Loriot-Jodeldiploms dann was? BUGA, Du kannst mich deshalb kreuzweise! MfG

... nicht ganz ernst gemeinter Einwand: ob "die Weissen" 90 % der kulturellen Aneigner:innen sind (gendern nicht vergessen, hihi), vermag ich nicht zu sagen, ökonomisch in Bezug auf Bodenschätze, Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte sind sie´s wohl sicher. Aber dass weltweit mittlerweile von Männern fast ausschließlich Hosen getragen werden, dürfte vor ein paar hundert Jahren noch nicht der Fall gewesen sein - zumindest waren da in allen warm-heissen Ländern eher Lendenschurze, Wickeltücher, Baströcke(?) oder Penisfutterale die Mittel der Wahl.
Also eine kulturelle Aneignung "Nichtweisser" ungeahnten Ausmaßes! :-)

Heidemarie Heim | Do., 20. April 2023 - 11:17

Antwort auf von Wolfgang Z. Keller

Was wie Sie beschreiben die Hybris, Aneignungen und Weltverbesserungspläne der weißen Rasse (darf man das Wort überhaupt noch verwenden?) auf diesem Planeten betrifft gibt es glaube ich keine großen Meinungsverschiedenheiten lieber Herr Keller. Und je älter ich werde, umso dankbarer bin ich eigentlich, in diesem unseren Land und in dieser Zeit geboren und alt geworden zu sein. Denn wenn ich mir die kulturellen Entwicklungsschübe, die Aufstiege und Vernichtung von Kulturen, deren Erbe durch Eroberungen, die immerwährenden Zivilisationsbrüche aufgrund menschlich niederer, schlicht narzisstischer Machtansprüche anschaue, schätze ich mich wirklich glücklich. Schauen Sie sich das Elend gerade wieder im Sudan an! Was nützen den Menschen dort und anderswo auf dem afrikanischen Kontinent ihr Rohstoffreichtum und die doch nun schon längere "Befreiung" von Kolonialherrschaft, statt dessen zig Milliarden versenkter Entwicklungshilfen? Entwicklung Fehlanzeige o. nur bis zum nächsten Bürgerkrieg!

Naumanna | Mi., 19. April 2023 - 13:52

Die ganze Geschichte der Kunst und Kultur ist eine einzige "kulturelle Aneignung" - geradezu lächerlich, wenn das einige "Möchtegerns" heute als "geklaut" bezeichnen. Wie weit wollen wir uns denn noch verblöden lassen, so ein Unsinn wie "Ablehnung der kulturellen Aneignung" dürfte gar nicht gedruckt werden. Jedenfalls nicht von seriösen Verlagen.
Die ganze Kulturgeschichte ist ein einziges Geben und Nehmen, Verändern, befruchten, vereinnahmen usw. - und das ist wunderbar. Idioten, die das jetzt verbieten wollen, würden - wenn sie denn mit ihrem Unsinn Erfolg hätten - jede Weiterentwicklung verhindern.
So landet der Autor mit seiner Analyse am Ende folgerichtig bei den Faschisten, die ähnlich abartige Meinungen von sich gaben. "Kultur sei Ausdruck eines Blutes" - gehts noch. Die neuen Verbotsapostel sind also dem Faschismus - und somit der Agonie - näher als alles andere.
Danke für den erhellenden Artikel

Thinkabout | Mi., 19. April 2023 - 16:39

Wie oft wird in dieser Debatte vor dem Aufschrei bei jenen nachgefragt, deren Kultur angeblich vereinnahmt wurde? Viel zu oft gefallen sich bei uns gerade hier Weisse in ihrem moralischen Anspruch für Dritte - den diese gar nicht brauchen.
Die reklamierte Moral trägt selbst das Problem der vermeintlich überlegenen Anschauung in sich - ein zunehmendes Problem vor allem der europäischen Intellektuellen - oder zumindest des lauten Teils davon.