LKW-Parkplatz an der A5, Frankfurt am Main / dpa

Ukraine-Krieg und schlechte Bezahlung - „Zehntausende Fahrer stehen nicht mehr zur Verfügung“

Es fehlen bis zu 80.000 Lastkraftwagenfahrer in Deutschland. Ein Grund sind die Arbeitsbedingungen, ein anderer der Ukraine-Krieg. Im Interview erklärt Logistik-Experte Gerd Kerkhoff, warum der Fahrermangel eine existenzielle Bedrohung für unsere Wirtschaft ist.

Autoreninfo

Felix Huber studiert Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin.

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Gerd Kerkhoff, Gründer der Kerkhoff Consulting, ist Unternehmensberater und einer der führenden Spezialisten in Sachen Einkauf, Logistik und Beschaffung. Zudem ist er Autor mehrerer Fachbücher zum Thema Einkauf und Supply Chain Management.

Herr Kerkhoff, welche Faktoren verursachen den Fahrermangel in Deutschland?

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Heidemarie Heim | Di., 21. März 2023 - 17:25

Wer keine Vorstellung vom beschi..... Alltag eines truckers hat, bzw. mit was dieser konfrontiert ist außer seinen 8-Tonner mit dem ladegesicherten Brühwürfel über Deutschlands Straßen, Baustellen, Umleitungen von Stau zu Stau zu bewegen, dem empfehle "Achtung Kontrolle" oder schon ältere, lebensnahe Dokumentationen. Beim Stichwort "schönere Raststätten" bekam ich den ersten Lach-Hustenanfall! Wissen Sie eigentlich, was auf den versifften bzw. erst gar nicht vorhandenen Parkplätzen der Republik los ist wenn es Richtung Lenkzeitende oder Wochenendfahrverbot geht? Dagegen ist die Parkplatzsuche in jeder Großstadt mit Umweltzonen geschuldeter Verringerung des Parkraums das Paradies! An solchen Orten und weil sie sich oftmals nicht mal Essen und Duschen an den einladenden deutschen Raststätten leisten können während ihrer wochenlangen Abwesenheit von zu Hause in Polen oder sonst wo, bleibt man diesem Job zunehmend fern. Dazu ewig u. überall Zeitdruck bis zum Erbrechen!
"Freiwillige vor!"

da möchte ich ihnen zustimmen. Es wird aber oft übersehen, dass die Transportleistungen (bei ein paar Millionen Neubürgern mehr) selbstverständlich auch ansteigt.
Die müssen ja auch mit Gütern des täglichen Lebens versorgt werden.

Und hier ist eben auch eine deutliche Schere aufgegangen. Ausfall und schlechte Bedingungen für die Trucker (wie im Artikel genannt), steigende Inflation, schlechte Infrastruktur.

Von denen man sich in Teilen der Gesellschaft wenn ich mir unsere sogenannten Eliten betrachte entweder schon lange entkoppelt hat, aber auch ein Großteil von Bürgern, die vieles was unser Staat bzw. die Generationen vor uns aufbauten an ständig wachsenden Wohlstand als Selbstläufer mit Ewigkeitsgarantie voraussetzen oder als gegeben hinnehmen. Ein Blick zurück in unsere Kindheit reicht oftmals, um zu erkennen das weniger oft mehr war und eine ganze Tafel Schokolade als Geschenk oder gar einfach so zwischendurch ehrliches Glück bedeuteten! Mein Neckermann-Fahrrad, welches sich meine Eltern vom Mund absparten begleitete mich bis ins Erwachsenen-Leben, genauso wie mein erster und einziger Teddy, der dieses Jahr 61 auf dem Buckel hat. Was ich sagen möchte, brauchen wir wirklich das 1000 u. 1ste Shampoo bei DM was evtl. durch die 1/2 Welt gekarrt wird? Die Belastungsgrenzen unserer Sozialsysteme, Infrastruktur, Integration durch exorbitante Zuwanderung betreffend, so teile ich Ihre Sorge.

Dr.Andreas Oltmann | Di., 21. März 2023 - 17:47

Die Klagen wiederholen sich in einer Endlosschleife. Schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenige Fahrer usw.
Aber, auch eine 30%ige Lohnerhöhung würde in Deutschland keinen zusätzlichen Fahrer mehr bringen. Die Leute hier im Lande sind satt, faul und bequem und und haben keinen Bock, weil unser Staat diese Menschen unterstützt. Wozu arbeiten, wenn ich nicht muss, um zu überleben? Also kommen noch die, die in Osteuropa auf ihre Jobs angewiesen sind, um ihre Familien zu ernähren. Und so sind die Autobahnen voll mit Fahrern mit polnischen, rumänischen, litauischen, bulgarischen Kennzeichen, die die Wirtschaft aufrecht erhalten. Und dass es keine polnischen Fahrer mehr gibt, halte ich für ein Märchen, das täglich widerlegt wird. Ein Narrativ eben, wie so oft.
Zu hinterfragen ist aber auch, ob Fahrer in Skandinavien, Spanien, Frankreich vielleicht doch besser behandelt werden als hierzulande.

...hatte ein ehemaliger Kollege bei einem großen Transportunternehmen in den NL gearbeitet.
Er erzählte das in der Zeit nur noch wenige NL auf'm Bock saßen. Die aus den Ostblockstaaten waren billiger. Deutsche Speditionen verlagerten damals auch Richtung Osten.
Insgesamt war der Druck sehr hoch. Überwacht wurde damals schon mittels GPS Sender. Man könnte in Echtzeit sehen wo der LKW fuhr und somit auch Staus umfahren. Ein Fahrer, so erzählte er, machte auf der Tour einen Abstecher von ein paar Kilometer nach Hause. Er wollte statt auf einem Parkplatz zu Hause übernachten. Er durfte sich die Woche drauf in der Zentrale die Papiere abholen.
Das zur Wertschätzung.

Enka Hein | Di., 21. März 2023 - 17:47

....80000 fehlende Fahrer heißt 80000 LKW die CO² frei irgendwo stehen.
Die Grünen und ihre Eähler wohnen in gentrifizierten Quartieren und Amazon liefert ja mit ESprinter. Man ist multikulti und geht bei Ahmed an der Ecke einkaufen oder im Chez Transquer gut essen.
Wo der ganze Kram herkommt?
Wissen die gar nicht. Die glauben bestimmt klimaneutral mit Lastenfahrrad aus biologischen Anbaugebieten in Andalusien. Und das Steak ist klimaneutral als Ganzes zu Fuß gekommen und dem Koch freiwillig ins Messer gesprungen.
Aber das alles kommt wenn man Vollversager wählt.
Linksgrün zu wählen ist wie an der Fleischtheke nach Gammelfleisch zu fragen.
Und selbst das muss erst Mal ran gekartt werden.

Ihre Idee ist bestechend, all die arbeitslosen Migranten oder Einheimischen erhalten ein Lastenfahrrad, natürlich grün lackiert mit roten Radfelgen, um damit die Güterverteilung in unserem Land durchzuführen, im Nah- und Fernverkehr! Alle 40 km wird der Radler gewechselt, bißchen pause muß sein.
Eine echte Win-Win Sache. ?

Enka Hein | Mi., 22. März 2023 - 11:54

Antwort auf von Tomas Poth

...wie früher im Wilden Westen. Da gab es diese Ponystationen. Da wurden aus dem Pfersch frische Pferde genommen und dann ging's weiter.
Jetzt stellen sich mir aber 2 Fragen. Darf man die Radler einpferschen und ist das nicht kulturelle Aneignung?
Wir sollten Mal bei AB oder KGE anfragen.
Aber sonst hat Ihr Vorschlag meine volle Zustimmung.
Die Grünen wollen alle Neuankömmling schnell in Arbeit bringen. Und das passt.

Urban Will | Mi., 22. März 2023 - 08:19

kann man nur durch eine generell bessere ausgleichen. Das hat erst mal gar nichts mit tariflicher Lohnerhöhung aufgrund der Inflation zu tun, sondern mit der Wertschätzung des Jobs schlechthin. Es gibt Schlüsselberufe, die dringend gebraucht werden. Investmentbanker und „Berater“ gehören gewiss nicht dazu.

Aufgrund eklatanten Pilotenmangels in d USA werden dort heute teils astronomische Gehälter bezahlt.

Und wenn die Lieferketten erst mal richtig zusammenbrechen u d Menschen wieder anfangen, zu hamstern, wird man auch hierzulande merken, dass LKW-Fahrer keine Niedriglöhner zu sein brauchen.
Solange man mit dem geisteskranken Bürgergeld plus Zulagen evtl. mehr bekommt als mit dem stressigen Brummifahren, wird sich nichts tun.
Ich denke, ein entsprechend hohes Gehalt der einen Person, die vorne sitzt, wird den Endpreis der x Tonnen, die er bewegt, nicht allzu sehr erhöhen. Auch dies wird d Markt richten. Und dann verbessert sich auch d Infrastruktur (Rastmöglichkeiten)

ich komme aus dieser Branche. Was mich aufstösst sind Ihre angesprochenen Niedriglöhner. Heute findet man keinen deutschen(!) Kraftfahrer, den man mit Mindestlohn abspeisen will. Man sollte auch bedenken, ein Kraftfahrer hat nicht die 40 Stunden Woche, oder besser gesagt wie bei unseren Beamten und den öffentlichen Dienst vielleicht die 35 Stunden-Woche. Hier fallen pro Monat mindestens 30 Überstunden an, die auch bezahlt werden. Dazu kommen noch Spesen für die Verpflegung unterwegs. Unterwegs von Montags-Freitags, Übernachtung im heute doch schönen Innenraum des Trucks mit ergonomischen Schlafliegen u.s.w. Und trotz alledem, da gebe ich Ihnen Recht, will es keiner mehr machen. Altersgemäß scheiden immer mehr Kraftfahrer aus. Aber auch die Gesetzte Deutschlands machen es nicht attraktiv für einen Fahranfänger oder einen jüngeren Fahrer, wie regelmässige verpflichtende Weiterbildung, die auch noch teuer ist, sofern der Chef es nicht übernimmt. Wertschätzung des Jobs nicht nur durch AG.

Gabriele Bondzio | Mi., 22. März 2023 - 09:00

war auch eine komplett funktionierende Infrastruktur."

Genauso ist es, Herr Kerkhoff ...und wenn ich mich recht erinnere war auch mal im Gespräch. Eine stärkere Verkehrsverlagerung auf die Schiene vorzunehmen. Da die Transportkette größere Warenmengen umschließt und die Integration in logistischen Prozesse der Unternehmen besser zu planen wären.

Was natürlich ein intaktes Schienennetz voraussetzt.
Aber wie frau oft lesen kann, klappt es ja nicht mal mehr mit dem Personentransport.
Pünktlichkeit ist ein Fremdwort geworden.

70 % aller Güter werden auf der Straße transportiert.
Lt. einer Nachhaltigkeitsstrategie (von 2002) sollte in DE eine stärkere Umverlagerung auf die Schiene erreicht werden.

In DE und EU-weit stagniert der Anteil des Schienengüterverkehrs an der Gesamtgüterverkehrsleistung seit den 1990er Jahren und ist mit "Corona" noch einmal deutlich zurückgegangen.

Daraus ist abzuleiten, dass immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden.