Klingt auf den ersten Blick attraktiv: Mit dem Nahverkehrszug zum Festpreis durch ganz Deutschland / dpa

49-Euro-Ticket - Der Flatrate-Wahnsinn der Ampel

Das neue „49-Euro-Ticket“ ist schädlich für Bus und Bahn. Es nützt weder dem Klima noch den Kunden des Nahverkehrs. Warum es gestoppt werden muss.

Autoreninfo

Thomas Ehrmann ist Professor am Institut für Strategisches Management der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und lehrt Wirtschaftswissen- schaften. Er war Referent im Bundeswirtschaftsministerium und hat als Berater für die Bahn und private Verkehrsanbieter gearbeitet.

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Die Ampel-Regierung feiert das sogenannte 49-Euro-Ticket als ihren großen Erfolg. Warum eigentlich? Erfüllt das „Deutschlandticket“, das eine Art bundesweite Netzkarte für den Nahverkehr darstellt, eigentlich die selbst gesteckten Ziele? Dazu muss man zunächst wissen, was die Regierung eigentlich will. Was ist ihr Ziel? Ein Hinweis dazu findet sich im Kapitel 6 des entsprechenden Gesetzentwurfs in der Rubrik „Mobilität sichern – Umwelt schonen (CO2!)“.  

Das FDP-geführte Verkehrsministerium formuliert: „Die Verbesserung der Finanzierung des ÖPNV durch den Gesetzentwurf bewirkt, dass der umweltfreundliche Verkehrsträger gestärkt und wettbewerbsfähiger wird.“ Neben diesem Aspekt der Bezahlung heißt es dort weiter: „Die Stärkung des ÖPNV soll einen Beitrag zur Verlagerung von Verkehren vom motorisierten Individualverkehr zum ÖPNV leisten, wodurch Umweltschutz und Klimaschutz gefördert werden.“ Wir halten fest: Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs durch bessere Finanzierung. Man müsste dazu die Attraktivität des Angebotes erhöhen, durch Investitionen in Infrastruktur und Züge und entsprechende preislich unterstützte Fahrplanangebote. Doch das wird gerade durch das 49-Euro-Ticket nicht geleistet, ganz im Gegenteil.

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Tomas Poth | Di., 14. Februar 2023 - 12:23

-"Problem beschreiben, Problem an den Staat delegieren, Problem als gelöst betrachten"-

Die Menschen sind/waren begeistert, daß sie so billig mit der Bahn überall hinkonnten/hinkönnen, auf Bahnsteigen und in Zügen ein Massenevent feiern konnten, dichtgedrängt mit großem Hallo sich bespaßten oder verärgerten, aber gefühlt für fast umsonst.
Am Ende aller Lustigkeit kommt später die Abrechnung über zusätzliche Abgaben und Steuern für alle. Der Kater nach dem Rausch!

Im Partyrausch läßt sich alles ertragen, was kümmert das danach. Lebe den Moment!
Laßt uns alle Berlin sein, wir drucken das Geld solange der Papiervorrat reicht.

Norbert Heyer | Di., 14. Februar 2023 - 12:32

Das 49-Euro-Ticket bevorzugt in erster Linie diejenigen, die schon jetzt die Bahn für die Fahrt zur Arbeit nutzen. Außerdem ist dieses Ticket nur da interessant, wo es einen gut ausgebauten Nahverkehr gibt - also eigentlich nur in Ballungsgebieten und großen Städten. Wer von Rees am Niederrhein mit der Bahn zur Arbeit nach Duisburg muss, benötigt dafür ein Auto oder Fahrrad zum 5 km entfernten Haltepunkt der Bundesbahn und fährt dann etwa 50 Minuten bis zum Bahnhof in Duisburg. Ist sein Arbeitsplatz nicht in unmittelbarer Nähe, muß er mit Bus oder Bahn noch 2-3 Stationen fahren. Somit hat er für Hin-und Rückfahrt am Abend ca. 2 Stunden Fahrzeit einzukalkulieren. Das gilt aber nur, wenn die notorisch verspäteten Regionalbahnen tatsächlich pünktlich verkehren. Ich glaube, daß dieses Ticket ein Flop wird. Die Bahn und die Nahverkehrs-Unternehmen werden zu wenig Kapazitäten haben und es wird am Ende zum Streit über die Verteilung der Einnahmen kommen. Wieder mal ein grün-roter Flop mehr.

in der der ÖV jetzt wirklich vorbildlich funktioniert (klar, ist auch einfacher wenn man so klein ist...) aber trotzdem, obwohl ich kein Studierter bin, sollte man dies eigentlich schon sehen.

Salopp gesagt: Man kann doch nicht etwas gratis anbieten wenn es nicht wirklich da ist...

Ingo Frank | Di., 14. Februar 2023 - 12:41

bevorzugt Großstädte & Fernpendler“ … und ist die reinste Klientelpolitik für die Spinnereien der Rot- Grünen Ökosekte hinsichtlich eines klimafreundlichen ÖNV.
Wie sollen die überwiegende Mehrheit der nicht rot grün wählenden, auf dem Land Lebenden von dieser Mogelpackung profitieren?
Außerdem, was die Ökoterroristen ganz und gar ausblenden ist, das der ÖNV in keinster Weise zur modernen Arbeitswelt passt. Wenn man kein Beamter od. Angestellter im öffentlichen Diest ist, steht der Arbeitsbeginn i.d.R. fest, aber doch nicht das Arbeitsende! Wenn dann die Arbeitsaufgaben erledigt sind, wo bleiben dann Bus od. Bahn wenn diese „wohlwollend“ im Stundentakt fahren.? Aber wir erledigen dann alles im Homeoffice (ohne Kontrolle!) und alle wollen eh weniger Arbeiten und mehr Freizeit.
Im übrigen hat’s eine Studie zu Thüringer Lehrern jüngst gegeben. Dabei kam heraus das wir, man höre & staune, nicht zu wenig Lehrer haben, sondern die die da sind, zu wenig arbeiten. Fachkräftemangel ? ?
M f G

Hans Jürgen Wienroth | Di., 14. Februar 2023 - 12:45

Der Autor beschreibt es richtig: Das 49 €-Ticket ist ein Geschenk an urbane Menschen mit viel Zeit, das dem Ziel Energieeinsparung widerspricht. Wer den ÖPNV zur Arbeit nutzt, hat meist gute Verbindungen, so wie hunderte VW-Pendler, die tägl. mit ICE aus B oder H in WOB anreisen. Für sie ist das Ticket sinnlos, dauert dann die Fahrt viel länger.
Dorfbewohner haben entweder eine gute Verbindung zum Arbeitsplatz oder der ÖPNV kann bei 2 – 3-facher Fahrtzeit keine Alternative sein. Eine Ausweitung des ÖPNV in ländlichen Gebieten (über den Stundentakt hinaus) ist nicht sinnvoll, fahren doch heute die Busse mit 33l/100km Verbrauch nur mit 2 – 3 Personen besetzt und das meist Teilstrecken. Das kann nicht sinnvoll sein, rechnet man einen PKW mit weniger als 10 l Verbrauch dagegen.
Das Ticket wird also wie zu 9€-Zeiten überwiegend für Freizeitaktivitäten genutzt. Eine Abrechnung über „FAIRTIQ“ oder über Kreditkarte (London) ist sinnvoll, auch wenn dafür personenbezogene Daten nötig sind.

haben wenig Grund diesen 49.-Euro -Murks zu feiern, wenn- wie z.B. in Stuttgart ein inzwischen marodes S-Bahnnetz immer öfter zusammenbricht, der Takt verdoppeltwerden muß, oder Haltestellen nicht mehr angefahren werden. Da ist es dann egal, wieviel oder wenig der Spaß kostet. Wer auch im Großraum einer Stadt mit 600 000 Einwohnern unter diesen Bedingungen auf den ÖPNV angewiesen ist, um täglich zur Arbeit zukommen und wieder zurück, muß in seinem früheren Leben ein rechter Schlingel gewesen sein, um das verdient zu haben, was ihm angesichts der beschriebenen Kombination von noch massiverer Unterfinanzierung , Fehlplanung und Zuständigkeitswirrwar ohne Aussicht auf Besserung zugemutet wird.

Liebe Frau Arenz

Woher sollen denn die vielen Mitarbeiter für den ÖPNV kommen, wenn man in Früh-, Spät oder gar Nachtschicht, sogar Sonn- und Feiertags arbeiten muss. Da bleibt ja keine Zeit für Freizeitaktivitäten und die Familie. Das passt nicht zu einer guten Work-Life-Balance und die ist, seitdem man auch mit Bürgergeld über die Runden kommt, immens wichtig geworden. Das Arbeiten überlässt man gerne anderen.

Walter Bühler | Di., 14. Februar 2023 - 14:13

... die Berliner Wähler zu kaufen (selbstverständlich auf Kosten aller steuerzahlender Bundesbürger!).

Aber siehe da: es hat ihr dieses Mal nichts genützt. Die Leute merken allmählich doch: Das Schlaraffenlandmotto (Problem beschreiben, Problem an den Staat delegieren, Problem als gelöst betrachten) hat schon zum jetzigen Zustand Berlins geführt.

Das hat jetzt Giffey merken müssen. Jarasch wird es sicherlich nie begreifen; sie gehört zu den blinden und treuen Gläubigen, zu jenen ziemlich alt gewordenen Teenager*innen, die schon längst nicht mehr etwas neues lernen können.

Nun, es gibt unglaublich viele grüne Funktionäre, die bereit sind, auch mit den Schwarzen zusammenzuarbeiten, siehe Baden-Württemberg usw. Man muss ihnen nur ein etwa gleichwertiges Schlaraffenland anbieten.

Ronald Lehmann | Di., 14. Februar 2023 - 14:45

Sparen, aber nie da wo es sinnvoll wäre.
Aber Geld in die eigenen Taschen scheffeln.
OHNE VERANTWORTUNG! zu übernehmen.

Aber wiederum kein Geld für infagerechte Zukunfts-Investitionen. Und wenn doch, dann 100% eine Investitions-Ruine mit Lorbeerkranz & Ziel-Prämien-Auszahlung für die feinen Polit-Pinkel der Parteien-Hautevolee'.

Die Medien können ja mal gerne im 24h-Takt die DDR 1989/90 zeigen, wie diese nach

Flatrate-Wahnsinn in allen Bereichen wie im Wohnungsbau aussah. Ruinen wurden geschaffen, weil man mit den Mieten keine Investition erreichte. Wo Straßen, ELT, Betriebe aussahen, als wenn die Abrissbirne gleich käme oder das DR-Netz zur Bummelstrecke wurde. Vom Dreck & der Verwahrlosung ganz zu schweigen, die man aber in vielen westd. Städten erleben kann.
Hinzu MANGEL

Wie haben 1989 zu DDR-Zeit gerufen:
"Ruinen schaffen ohne Waffen"

Unsere Aktivisten würde ich alle mal für ein paar Wochen nach Bulgarien oder Rumänien schicken, damit all diese vom hohen Roß runter kommen

Karl-Heinz Weiß | Di., 14. Februar 2023 - 14:50

Der sehr gut recherchierte Beitrag zeigt eines in aller Deutlichkeit: Die FDP ist ü b e r f l ü s s i g . Der Grün-rote Versorgungsstaat hat eine zusätzliche Farbe: gelb.

"Wer sich zum Wurm macht, kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen getreten wird." (Immanuel Kant)

Ernst-Günther Konrad | Di., 14. Februar 2023 - 15:09

Ich kann meinen Mitkommentatoren -Poth, Heyer, Frank und Wienroth- nur zustimmen. Das 49€ Ticket reicht gerade, für die Ideologieblase sich das Leben schön zu fahren (saufen). Und das die Nutzer am Ende ihr scheinbares Schnäppchen, selbst über die Steuern bezahlen, raffen die meisten Wähler dieser Ampel nicht.

Jens Böhme | Di., 14. Februar 2023 - 17:35

Im Sozialismus sind solche öffentlichen Berechnungen, wie hier im Artikel, nicht erwünscht geschweige fürs Volk gedacht. Ähnlich ergeht es derzeit der ukrainischen Armee, die ein wenig Kriegsmaterial erhält, aber keine Ersatzteile, so dass das Militär die ständig eingesetzten Kampfmittel mit Gummiband und Pflaster "repariert" und wartet.

Günter Johannsen | Mi., 15. Februar 2023 - 14:20

Antwort auf von Jens Böhme

früher beim Trabi-Keilriemen: Ersatz Damenstrumpfhose!

Martin Beckmann | Di., 14. Februar 2023 - 22:41

Ich fuhr, als die 9€-Fahrkarte galt, von Wien über Hamburg nach Bremen.
HAMBURG: Der Regio-Zug nach Bremen war abends so überfüllt, dass ich den nächsten nehmen mußte. Fahrradmitnahme wäre, auch zu vielen anderen Zeiten nicht möglich gewesen und z:T. verboten - Metronom an WoEnden -
Im nächsten Zug hatte ich Glück und einen Sitzplatz gefunden. In Bremen hatte ich auch Glück einen sehr beleibten Mann vor mir zu haben, der den hereinströmenden Pöbel, der uns nicht aussteigen lassen wollte, einfach hinwegwalzte, sonst wäre ich wer weiß wohl ausgestiegen. Das hat gereicht liebe rot-grünen-KHMER-Ideologen, euch wähle ich nie und nimmer, auch aus vielen anderen Gründen.