Das polnische Dorf Turoszów liegt in unmittelbarer Nähe des Kraftwerks Turów / Marina Pepaj

Polnischer Tagebau - Das schwarze Loch

Im „Zittauer Zipfel“ liegt der riesige polnische Braunkohletagebau Turów. Er sorgt für leere Brunnen und absinkende Innenstädte in Deutschland und Tschechien – und für viel Streit auch über die Grenzen hinweg. Das Dreiländereck ist ein Beispiel dafür, wie europäische Integration misslingt.

Florian Bayer

Autoreninfo

Florian Bayer ist freier Journalist und lebt in Wien. Sein Themenschwerpunkt ist Mittel- und Osteuropa.

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Willkommen in der Hölle“, sagt Ingenieur Jan Wyszinski und wischt sich die Schweißperlen von der Stirn. Er steht in einer riesigen Halle und öffnet ein Sichtfenster an einem Stahlkasten. Hinter der Scheibe züngeln Flammen. Gierig verschlingen sie das schwarze Pulver im Bauch des Ofens. Rund um die Uhr füttert ihn ein Netz aus Fließbändern, fünf Tonnen zerkleinerte Braunkohle pro Minute, die bei 1200 Grad zu Asche zerfallen. Die Hitze bringt Zigtausende Liter Wasser zum Sieden. Der Dampf treibt eine 500-Megawatt-Turbine an.

Wir stehen im modernsten Kraftwerksblock Europas, sagt Wyszinski. Nirgendwo gebe es bessere Kontrollsysteme, nirgendwo weniger Schadstoffe. Aus dem Kühl- und Rauchgasturm steige fast nur Wasserdampf. Und entweichen täglich Tausende Tonnen Kohlendioxid, über die der Angestellte des Energiekonzerns PGE aber nicht so gern spricht.Auch die anderen, deutlich älteren Kraftwerksblöcke und die vielen Pannen blendet er aus.

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Ingo frank | So., 29. Januar 2023 - 15:27

Das der Klimaschutz Länder, Wirtschaftssysteme und Kontinente übergreifend sein soll? Das dieses Problem nicht allein im Buntland Germany in den Griff zu bekommen ist? Das ebenso wie Amerika auch China am deutschen Klimawesen genesen sollen?
Das ist allseits bekannt! Und auch breiter Konsens in der Gesellschaft Und begriffen haben das viele, nur nicht die rot grünen Ökoterroristen die meinen, das Problem nur unter deutscher Vorherrschaft oder Vorreiterrolle zu lösen ist. Diese armseligen sich selbst erhöhenden, moralischen Naivlinge
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik .

Romuald Veselic | So., 29. Januar 2023 - 16:21

europäische Integration misslingt. Vollkommen richtig, Herr Bayer.

Darin liegt das Problem.
Denn die Polen definieren die EU-Integration anders, als die Deutschen.

Dies geschieht deshalb, weil die mentale Denkgrundsätze in PL u D ambivalent zu einander stehen.
Was damit beginnt, dass in PL nicht gegendert wird und in Bevölkerungswahrnehmung, als Flüchtlinge, nur die Ukrainer akzeptiert werden, was man an der humanen Zusammensetzung ebendieser zu erkennen ist.

In D sollte man endlich begreifen, dass D-Denkparameter u Einstellungen, korrespondieren nicht m. nichtdeutschen Mehrheit in Europa u Rest der Welt. Deutsches Denken ist eine widerläufige Anomalie. Aus dem Labor der Absurditäten. Indem man sich wähnt, die Wahrheit erfunden zu haben.

Die chinesischen o indischen Psychiater, nennen dies Selbstsuchtpsychosen.

Wir sind nicht bei allen Themen einer Meinung, dass muss man auch nicht, aber Ihr Kommentar trifft des Pudels Kern, wenn Sie schreiben: "Denn die Polen definieren die EU-Integration anders, als die Deutschen."
Alle EU-Staaten tun das. Staaten sind keine Freunde, sondern folgen ihren jeweiligen tagesaktuellen Interessen. Denn sie werden auch gewählt und fürchten abgewählt zu werden.
Sie haben völlig recht, wenn Sie sinngemäß argumentieren, wie viele hier im Forum auch, dass gerade diese Ampel Regierung, aber auch vorher schon die Groko, in absurder Selbstüberschätzung glauben, alle Welt müsste dem "deutschen Sonderweg" folgen und haben sich an uns auszurichten.
Ja, der Kohleabbau ist schädlich, ich denke das sehen Sie auch so. Nur haben wir nicht das Recht, anderen Ländern vorzuschreiben, wie sie ihre Energie sichern. Allenfalls im Meinungsaustausch und in offenen und ehrlich Diskussion kann man mit Kompromissen Lösungen finden. Auch die Polen haben ein recht selbstbestimmt zu leben.

Rainer Mrochen | So., 29. Januar 2023 - 16:36

Das ich nicht lache.
Von beginn an dieses Prozesses bedeutete dieses nur eines: Die Besten und Leistungsstärksten passen sich dem Gegenteil an und irgendwann, in ferner Zukunft, gibt es ein europäisches, abgeschlagenes Mittelmass im Weltniveau.
Wer hier die max.Verlierer und die max. Gewinner sind, darüber möge jeder/jede selbst nachdenken.

Von Beginn an konnte jeder logisch denkend Mensch erkennen, was in der EU passieren würde: Eine Angleichung der Verhältnisse!
Das heißt konkret: Wie in kommunizierenden Röhren würde der Wohlstand der reichen Länder sinken und derjenige der armen steigen.
Genauso würden sich die unterschiedlichen Werte und Normen anpassen: Wo es kaum Korruption gab, würde sie Einzug halten und dort, wo sie an der Tagesordnung war, würde man sie (zumindest auf dem Papier!) zu bekämpfen versuchen. Und so weiter und so fort...
Alles würde sich auf einem niedrigen Niveau einpendeln.
Für Deutschland gab es daher - von Anfang an - n i c h t s zu gewinnen.
Die Schein-Gewinne zur Zeit seiner boomenden Wirtschaft flossen alle zurück in die Nehmer-Länder u. sorgten dort in Form von gewaltigen Kreditsummen für den Ausbau der Infrastruktur, während Deutschland weiter an seiner "schwarzen Null" festhielt, damit die Kreditwürdigkeit der EU (des Euros) sicherte und seine Infrastruktur verkommen ließ.

Einfach toll!

Jens Böhme | So., 29. Januar 2023 - 19:57

"Staaten haben keine Freunde." (Bismarck)
"Ein Staat hat keine Freunde, sondern nur Interessen." (de Gaulle)

Jedoch, sehr geehrter Herr Böhmem, ist dem Buntland Germany sowohl die geglaubten Freunde, als auch die eigenen Interessen abhanden gekommen.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik