Butz Peters
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Butz Peters im Gespräch mit Alexander Marguier - Cicero Podcast Gesellschaft: „So viel Chuzpe ist unvorstellbar“

Der Grünes-Gewölbe-Strafprozess geht in seine entscheidende Phase. Der Jurist und Autor Butz Peters war von Anfang an dabei. Im Gespräch mit Alexander Marguier berichtet er von den teilweise grotesken Hintergründen – und davon, wie unbedarft viele Museen in Sachen Sicherheit sind.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Es war der größte Kunstraub in der deutschen Nachkriegsgeschichte: In den frühen Morgenstunden des 25. November 2019 drangen zwei Täter in Dresdens historisches Grüne Gewölbe ein, schlichen bis zum Juwelenzimmer vor – und hackten dort mit einer Axt jene Vitrine auf, in der die „Kronjuwelen Sachsens“ lagen. Die Beute: 21 Schmuckstücke, besetzt mit mehr als 4100 Diamanten und Brillanten im Wert von insgesamt 113 Millionen Euro. Aber die eigentliche Bedeutung lässt sich mit Zahlen nicht bemessen, denn viele Preziosen gehörten einst Sachsens Sonnenkönig August dem Starken und sind ohnehin Teil des kulturhistorischen Erbes des Freistaats.

Zuerst herrschte in Dresden großes Rätselraten, denn das Grüne Gewölbe galt eigentlich als uneinnehmbar. Wer konnte also hinter diesem spektakulären Raub stecken? Ein knappes Jahr später wurden dann bei einer Razzia zahlreiche Wohnungen, Läden und Garagen in Berlin durchsucht; die Polizei nahm drei Tatverdächtige aus dem berüchtigten Remmo-Clan wegen des Vorwurfs schweren Bandendiebstahls und der Brandstiftung fest. Der anschließende Prozess vor dem Dresdener Landgericht wiederum war bisher mindestens ebenso spektakulär wie die Tat selbst – nicht zuletzt, weil kurz vor Weihnachten völlig überraschend ein Großteil der erbeuteten Schmuckstücke wieder auftauchte. Die Übergabe der Juwelen erfolgte in einer Berliner Anwaltskanzlei, die Einzelheiten des Deals zwischen dem Remmo-Clan und den Strafverfolgungsbehörden sind dubios.

Cicero-Autor Butz Peters hat den Grüne-Gewölbe-Prozess von Beginn an verfolgt und kennt bisher unbekannte Details. Im Podcast spricht er mit Alexander Marguier über die Hintergründe der Tat: Warum nahm der Jahrhundert-Raub seinen Ausgang mit einer harmlos erscheinenden Klassenfahrt? Ging es den Tätern letztlich sogar um eine Art Mutprobe, mit der sie im kriminellen Milieu Berlins angeben wollten? Und wie ist es eigentlich um die Sicherheit kulturhistorischer Schätze in deutschen Museen ganz grundsätzlich bestellt? Wer Peters zuhört, dem wird schnell klar: Dieser Einbruch ist eine von vorn bis hinten haarsträubende Angelegenheit, die eigentlich niemals hätte passieren dürfen.

Das Gespräch wurde am 19. Januar 2023 aufgezeichnet.

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Heidemarie Heim | Fr., 27. Januar 2023 - 21:20

Einen ähnlichen Schmerz und ein Verlustgefühl, ausgelöst durch die Tatsache, dass da etwas einmaliges, nicht ersetzbares unwiderruflich zerstört wurde durch Barbaren, hatte ich damals auch bei dem Zerstörungswerk des hoffentlich in der Hölle schmorenden IS im syrischen Palmyra. Auch da musste die Welt zuschauen wie Primitivlinge ohne jeden Sinn und Respekt für vergangene Kulturen und deren Identität stiftenden Kunstnachlass hausten. Mindestens genauso schmerzhaft das Empfinden im Fall Dresden. Insbesondere, da ich wie Millionen Andere fasziniert vor genau diesen Vitrinen stand bei meinem Besuch in Dresden, einer Stadt, die auch sonst so einmalig ist wie sie mir eine ehemalige Kundin meiner Praxis beschrieb und vor Heimweh weinte, weil sie nach ihrer Ausreise damals nicht mehr ohne weiteres in ihre Heimat zurück konnte. Genau wie eine ältere Mitschülerin, die 1977 mit mir eine Ausbildung absolvierte und am Telefon nie vergaß auch immer höfliche Grüße an die "Abhörenden" zu senden;).

Ernst-Günther Konrad | Sa., 28. Januar 2023 - 10:58

Einbruch leicht gemacht. Ich frage mich wirklich, was da für Sicherheitsexperten am Werk waren. Zu glauben, Diebstahl ginge nur von innen heraus und nicht auch von außen ist geradezu grotesk. Und das sich zuständige Mitarbeiter so leichtfertig auf den jeweils anderen verlassen haben zeigt inzwischen, wie auf allen Ebenen des Staats, die Gleichgültigkeit Platz ergriffen hat und niemand mehr für etwas zuständig sein will, die Unfähigkeit sukzessive verwaltet und perfektioniert wird. Man hätte wohl vor der Straftat, besser die Remos als Sicherheitsexperten beauftragen sollen, dann hätte man sich diesen Kulturschock erspart. Und wenn man dann hört, was die Motive waren kann man nur noch den Kopf schütteln. Wie kleine Buben am Pinkelbecken damit prahlen, wer am weitesten kann, haben da Narzissten ihr Ego versucht ihr Clan-Ansehen zu steigern. Ich würde mich nicht wundern, wenn Medien die zum Interview oder Talk einladen, wenn sie denn irgendwann ihre Haft abgesessen haben werden. Irre.