Die Vernichtung der 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges / picture alliance

80 Jahre Schlacht von Stalingrad - Verdrängung eines Traumas

Am 10. Januar 1943 begann der Schlussakt des Dramas von Stalingrad. Zunächst galten die Soldaten der 6. Armee als Opfer verbrecherischer Dilettanten, später dann selbst als Täter. Inzwischen jedoch regiert betretene Ignoranz. Dabei wäre Erinnern aktuell wichtiger denn je.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Was ein seltsames Schweigen. Was für eine fast unheimliche Stille. Vor 40 Jahren, vor 30 Jahren, vor 20 Jahren noch hätten Erinnerungsartikel die Feuilletons gefüllt, im Fernsehen wären Dokumentationen gelaufen und einschlägige Bücher hätten den Buchmarkt mehr oder minder bereichert. Doch nun: Keine Schlagzeilen, keine Resonanz, keine Erinnerung, nichts. Die Schlacht um Stalingrad – vor 80 Jahren trat sie in ihre letzte grauenvolle Phase – ist aus dem medialen Diskurs verschwunden. Es ist ein dröhnendes Schweigen und ein verräterisches.

Am 10. Januar vor 80 Jahren begann mit der Operation „Kolzo“ der letzte Akt der Tragödie an der Wolga. Um sich die Lage der deutschen Soldaten zu verdeutlichen, muss man sich klar machen, dass in diesen Januartagen insgesamt sieben sowjetische Armeen antraten, um die Reste der 6. Armee zu zerschlagen. Am 22. Januar eroberte die Rote Armee den letzten deutschen Feldflugplatz, am 25. Januar gelang es, den deutschen Kessel in einen Nord- und einen Südabschnitt zu teilen. Letzterer kapitulierte mitsamt des Armeeoberkommandos unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus am 31. Januar, der Nordkessel unter General Karl Strecker am 2. Februar. Von den mehr als 90.000 in Gefangenschaft geratenen Soldaten kehrten nach dem Krieg nur 5.000 zurück. 130.000 waren im Kessel selbst gefallen, erfroren oder vor Erschöpfung gestorben.

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Ernst-Günther Konrad | Sa., 7. Januar 2023 - 13:08

Es ist müßig, jedes Detail der Schlacht von Stalingrad aufzudröseln, wer hat wann, wie und warum versagt? Wer hat Schuld auf sich geladen? Wir Deutschen sind besonders schlecht im sachlichen und distanzierten Aufarbeiten unserer Geschichte und da wo es nicht passt, wird verdrängt, vergessen, verdreht oder einfach gecancelt. Zu keiner Zeit wurde unsere Geschichte tatsächlich unvoreingenommen analysiert und betrachtet. Es musste und durfte sich nur der Schuldkult durchsetzen und gerne nur an Hitler festgemacht, dabei waren so viele mit dabei, haben in Überbietungswettbewerben die Kriegsgräuel vorangetrieben, haben einfach nur mitgemacht, weil sie es als Pflicht ansahen oder wurden eben verfolgt, weil sie dagegen waren. Man will auch nicht gedenken und darüber reden, weil sich parallelen in die heutige Zeit auftun. Wieder steht D gegen Russland durch Unterstützung der Ukraine mit Waffenlieferungen und Propaganda. Wir haben noch immer nichts gelernt, wir lassen uns einfach nur benutzen.

... Äußerungen an, Werter Herr Konrad.
Der Schuldkult hat sich durchgesetzt. Bei einer sachlichen Debatte und Analyse bin ich als Nachkriegsgeneration dabei. Aber nicht bei dieser einseitigen Schuldbetrachtung und Selbskasteiung bis in alle Ewigkeit, für Genarationen die damit nichts zu tun haben. Das ist Sippenhaft.
Ja, und Parallelen zu damals sehe ich heute auch. Nur die kranke Ideologie hat sich geändert. Und wieder Mal ohne Rücksicht auf Verluste.

Das erste mal die Rheinbundstaaten unter Napoleon in der Grand Armee.
Das zweite und dritte mal aus eigenem Antrieb.
Das vierte mal die DDR im Bündnis Warschauer Pakt gegen Tschechien.
Nun folgt das fünfte mal, mit Unterwerfung unter die Interessen der US-Nato, eigentlich der USA.
Fehler über Fehler, die nicht unseren Interessen entsprechen.
Die EU-Staaten lassen sich zum Brückenkopf der US-Interessen degradieren!

... einen Volkskalender, der entstand, weil die überlebenden badischen Invaliden, aus Napeleons Kriegen nach ihrer Heimkehr von irgendetwas überleben mussten. Wer über Kriege und Revolutionen etwas wissen will, der findet dort genug ernüchternde Geschichten. Die deutsch-russische Geschichte hat nicht nur mit Preußen, sondern auch viel mit Baden und mit Baden-Baden zu tun

Im Simplicissimus findet man alles über den 30jährigen Bruderkrieg in Deutschland, und wie Herr Mrochen mit Recht angemerkt hat, findet man in Theodor Pliviers Büchern all das, was man über Stalingrad wissen muss. Der Bruder meiner Mutter ist dort verschwunden.

Es ist unendlich traurig, wie gebildete Deutsche in der Politik und in den Medien diese Erfahrungen unseres Volkes einfach wegschütten wie sauer gewordene Milch, und den ukrainisch-russischen Bruderkrieg zum Anlass nehmen, wieder einmal zum bösen Mythos vom russischen Untermenschen zurückzukehren. Das ist die wahre Tragödie der "Zeitenwende".

wir haben immer mehr Studierende und Studierte aber immer weniger Gebildete, immer mehr Experten aber immer weniger Wissende. Selbst dem "tumpen Russen" Herrn Medwedew ist aufgefallen, dass unsere AM ein "ungebildetes Weib" ist (Huch da kocht die Volksseele da ist jetzt aber der Leo fällig und die schnelle Eingreiftruppe, Ironie aus.).

Ingo Frank | Sa., 7. Januar 2023 - 13:14

ein guter Artikel der die Schlacht um Stalingrad in den heutigen Kontext setzt. Und das sollte nicht vergessen werden, dass Russland den höchsten Blutzoll im Ii. Weltkrieg gezahlt hat. Um so mehr sollte man Russland danken, dass es letztendlich zur deutschen Wiedervereinigung gekommen ist die ohne Russland schlicht und ergreifend nicht möglich gewesen wäre.
Aber, „Undank ist der Welten Lohn.“
Mir freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Mucker | Sa., 7. Januar 2023 - 13:34

Der putinistische Raub- und Ausrottungskrieg der post-sowjetisch-russischen Nazis zeigt die gleichen psychotischen Tötungslüste, die Ausdruck der vermeintlichen, selbsteingeredeten Allmächtigkeit der putinistischen "Herrenmenschen" ist, so wie das ja auch in der Zeit von 1933/35 bis 1945 in den Reihen der deutschen "Herrenmenschen", die nicht nur in der Regierung, sondern auch in der "Wehrmacht" vorherrschende Praxis war, ist noch immer eine solche "Schändlichkeit", dass mit dem "Gesetz des Schweigens" die Verbrechen dieser "Herrenmenschen" in Deutschland und Russland das Verbrechertum dieser "Nazis" unbemerkt/unbekannt gemacht werden soll.

Der Skandal in Deutschland ist, dass das gesamte Ifontainment sich daran fast ausnahmslos beteiligt. In Russland ist es heute, wie es 1943 in Deutschland war.

kaum sind die letzten Zeitzeugen verstorben steht jetzt die tief olivgrüne Enkelgeneration bereit um diesmal ganz sicher Russland in die Knie zu zwingen. Die "Eliten" samt Presse stehen wie damals bereit dieses Ziel zu unterstützen. Die Propagandamaschine läuft auf hochtouren rund um die Uhr um uns klar zu machen, dass wir, also die Guten, uns gegen die Rote Gefahr aus dem Osten wehren müssen. Wenn man sich dann in den MSM die Einlassungen macher Beiträge und die Kommentare dazu anschaut feiert das Nazimodel hier "die guten erhabenen Herrenmenschen dort die plumpen dummen Untermenschen" fröhliche Urstände. Wer kritisch hinterfragt und nicht ganz auf Linie ist wird diffamiert und ausgegrenzt oder es droht berufliches Ungemach (gut das war früher "besser" da konnte man solche Querulanten in die KZ abschieben Achtung Ironie). Bei dieser Stimmung ist es nicht verwunderlich, dass dieses Stalingraddebakel gerne übegangen wird auch eigene Soldaten sind noch tabu mal sehen wie lang noch.

Albert Schultheis | Sa., 7. Januar 2023 - 13:50

Das Buch des englischen Historikers Antony Beevor "Stalingrad" ist eigentlich ein Muss für jeden geschichtsbewussten Deutschen. Ich würde es insbesondere einer Annalena, einem Toni und dieser Dracula-Lady Strick-Strack-Zimmermann wärmstens ans Herz legen. So wie heute waren damals 100.000e junge Soldaten - auf beiden Seiten - von ihren Befehlshaber losgeschickt, verraten und verrecken lassen worden. Der feige Paulus war sogar - nicht wie Selenskyj - mit dabei im Kessel, hat das unsägliche Elend miterlebt und hat nicht den Mut gefunden, dem GröFaZ zu widersprechen, um 100.000e junger Männer zu retten. Das schlimmste heute: dass keiner es für nötig hält, dieser jungen Männer zu gedenken, die angesichts des Erfrierens, Verhungerns und Sterbens noch letzte Feldpost-Weihnachtsbotschaften nach Hause schickten mit dem Wortlaut: "Liebe Eltern sorgt euch nicht, uns geht's gut!" Ein Land ohne Geschichte ist ein Land ohne Zukunft!

Maximilian Müller | Sa., 7. Januar 2023 - 14:12

War einer von denen, die Stalingrad überlebt haben. Darauf bin ich sehr stolz.

Ich kann nicht verstehen, weshalb man einzelne Schlachten im Verlauf eines Krieges verurteilt. Wenn Krieg ist, dann ist Krieg! Da muss man keine Rücksicht nehmen, sondern versucht alles, um zu gewinnen und gleichzeitig die eigenen Risiken gering zu halten. Wer nicht gewinnen will, wer nicht bereit ist, Grenzen zu überschreiten, der braucht keinen Krieg führen. Das ist die Essenz jedes Krieges. Das gilt damals wie heute.

Streiten lässt sich meiner Meinung nach nur über den Kriegsgrund, niemals über den Verlauf.

Albert Schultheis | Sa., 7. Januar 2023 - 20:29

Antwort auf von Maximilian Müller

natürlich kann man sich über den Kriegsgrund wie über den Verlauf streiten. Der Kriegsgrund war ein einziges Verbrechen - aber eben nicht nur der Deutschen, selbst nicht unter einem Adolf Hitler. Die Franzosen, die Engländer, die Russen und Serben wollten den Anfang dieses Krieges - und das war der 1. WK - mindestens so sehr wie die Deutschen. Und der 2. WK war alles andere als ein neuer Krieg - er war nur die Fortsetzung des 1. Deshalb waren die Deutschen nicht begeistert, als sie in den 2. Krieg zogen. Da war eben eine große Rechnung offen. Und was den Verlauf angeht, da sind viele Verbrechen begangen worden - aber ein ganz besonderes Verbrechen war eben Stalingrad. Hitler hat den Soldaten einesteils falsche Hoffnung gegeben, damit sie durchhalten - andererseits hat die Generalität, insbesondere Paulus als Führungspersönlichkeit, völlig versagt - aus Angst vor Hitler. Er hat die Katastrophe kommensehen und war zu feige das Not-Wendige zu tun: entweder Ausbruch oder Kapitulation.

Rainer Mrochen | Sa., 7. Januar 2023 - 14:32

Erinnerung ist vor allem deswegen wichtig, weil sich daraus Rückschlüsse auf aktuelles Geschehen ableiten liessen.
Moskau verteidigt, die 6. Armee verloren während im Reich weiter vom Endsieg schwadroniert wurde, obgleich der Krieg spätestens zu diesem Zeitpunkt verloren war.
Auch heute schwadroniert der Wertewesten.
Napoleon hat sich verkalkuliert, genau so wie Hitler. Verfolgt man die unterschiedlichsten Analysen zum gegenwärtigen Stand des Konfliktes würde ich über das 20. Jahrhundert und seine Kriege nachdenken.
Am besten man liest mal Theodor Plivier´s Trilogie "Moskau, Stalingrad, Berlin."
Besonders den westlichen Kriegstreibern empfohlen. Ich wundere mich und wiederum auch nicht, warum der militärische Begriff der "Vorwärtsverteidigung" ohne Bedeutung bleibt.
Sehen sie Herr Grau, genau das sind Gründe warum man sich meines Erachtens nicht so gerne erinnert. Ich hoffe auf Frieden, befürchte allerdings Schlimmeres. US Imperialismus kennt keine Grenzen. Es sei denn, sie zeigen sich

Gabriele Bondzio | Sa., 7. Januar 2023 - 15:05

So ist das Herr Grau..."Die Erinnerung an Russland als Opfer eines Angriffskrieges passt so gar nicht in die aktuelle politische Großwetterlage in Deutschland."

Das unheilvolle Szenario in der Ukraine, hat seltsame Reaktionen in der politischen Landschaft des Westen ausgelöst.

Tonangebend ist die Feststellung, dass eine russische Niederlage "den Grundsatz bekräftigen würde, dass ein Angriff auf ein anderes Land nicht ungestraft bleiben darf."

Dabei wird völlig ausgeklammert, wie sieht es dann aus wenn ein westliches Land der Aggressor ist?!
Werden dann auch die Prinzipien derart ausgeschlachtet...

Aus diesen Überlegungen ist es doch nicht verwunderlich, dass Stalingrad heute völlig verdrängt wird.

Aber ich kannte noch einen Zeitzeugen, mein Großvater war als Sanitäter dabei.
Und hatte das Glück mit einen der letzten Flugzeuge und vielen Verwundeten ausgeflogen zu werden.
Er hat nicht gern, aber ab und zu über das Grauen dort berichtet.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 7. Januar 2023 - 16:49

Die Erinnerung an Stalingrad ist gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig. Mein Onkel wurde als Schwerverletzter kurz vor der Schließung des Flugplatzes ausgeflogen. 85000 hatten diese Chance nicht und allein Hitler-Deutschland wollte diesen Vernichtungskrieg gegen die angeblichen Untermenschen.
Ohne die Beteiligung Russlands an den Befreiungskriegen 1813/15 gäbe es keine deutsche Nation. Russland ist nicht nur der Fanatiker Putin. Es gibt eine Zeit nach dem Ukrainekrieg.

Bernd Windisch | Sa., 7. Januar 2023 - 19:01

Sich in Sommerunterwäsche bei minus 30 Grad an den Toren Stalingrads zu versammeln war ganz sicher nicht die beste Idee der bis dahin erfolgsverwöhnten deutschen Blitzkrieger. Soweit der Mythos vom deutschen Organisationstalent.

Doch im Ernst, es ist überhaupt nicht lustig, dass aktuell gerade diejenigen Russland militärisch niederwerfen wollen die schon bei 1° C Klimawandel bzw. etwas Feinstaub Schnappatmung bekommen.

Am Anfang lebte der Mensch am Baum doch geändert hat er sich seit damals kaum. EAV.

Wirklich schade, dass sich nicht der fanatisierte Hitler und seine verbrecherische Entourage damals den A.. abgefroren haben sondern viele junge Landser die mit dem Lebensraum im damaligen dritten Reich mehr als ausgekommen wären. Diesen sinnlos in den Tod gehetzten Menschen und deren Opfern gilt mein Mitgefühl. Nicht irgendwelchen Mythen um Schlachten. Wo bei Schlacht in Verbindung mit Menschen schon ein krankes Wort ist.

meinen sie die lautesten "mehr Waffen" Schreier würden selber in den Krieg ziehen oder ihre Kinder an die vorderste Front gegen Russland schicken (denn Waffen müssen ja schließlich auch bedient werden). Auch die ukrainischen "Elitekinder" "studieren" derzeit alle im Ausland denn Studenten sind von der Wehrpflicht ausgenommen. Also es läuft so ab wie immer, der Herdentrieb funktioniert wie seit tausenden von Jahren und keiner hat dem Mumm gegen den Strom zu schwimmen und zu sagen jetzt ist Schluß es müssen andere Lösungen her. Es kann nicht sein, dass Europa ständig für die Kollateralschäden die andere aus geopolitischen Gründen verursacht haben aufkommen muss. Dieser Krieg wird aus geopolitischen Gründen geführt und die "Werte" und das Leid der Menschen spielt dabei keine Rolle. Das Leid wird höchstens zu propagandistischen Zwecken missbraucht um Stimmung zu machen und den Krieg weiter anzuheizen und wie wir sehen es funktioniert.

Stefan Jarzombek | Sa., 7. Januar 2023 - 21:38

"Um sich die Lage der deutschen Soldaten zu verdeutlichen, muss man sich klar machen, dass in diesen Januartagen insgesamt sieben sowjetische Armeen antraten, um die Reste der 6. Armee zu zerschlagen. ''
Wohlgemerkt die Reste.
Was heute in der Ukraine passiert ist dagegen wahrscheinlich nur ein laues Lüftchen.
Anstatt jedoch zu sagen-NIE WIEDER! - Mischen die Grünen und ihre Helfershelfer fröhlich mit in einem Krieg der sie eigentlich gar nichts angeht. Schauen wir, wie das Spielchen ausgeht. Gelernt aus der Vergangenheit jedenfalls haben diese Leute nichts.

Christoph Kuhlmann | So., 8. Januar 2023 - 07:41

Man stelle sich vor, mitten im Winter durch die russische Steppe zu marschieren, um dann im Kessel von Stalingrad zu verhungern. Damals gab es zum ersten Mal seit 200 Jahren in einer deutschen Armee wieder Kannibalismus. Vergleichbare Erlebnisse haben heutzutage wohl nur noch der IS oder die Ukraine zu bieten. Es war ja auch mal chic, in die Fremdenlegion zu gehen. Kurz gesagt, die deutsche Schuld steht an diesem Tag nicht zur Debatte und die Parteien und Verbände, die für die Erinnerung an das deutsche Leid zuständig sind, oder waren, leiden teilweise an Mitgliederschwund, oder haben andere Sorgen. Ich bin sicher, 2045 läuft die Erinnerungskultur wieder auf Hochtouren.

Kai Hügle | So., 8. Januar 2023 - 08:56

...dass das Gedenken an Stalingrad heuer ausfällt, weil es nicht in die "Großwetterlage" passt. Wie kommen Sie auf dieses schmale Brett?
Dabei böte sich der Blick in die Vergangenheit durchaus an, um Parallelen aufzuzeigen zwischen Angriffs- und Vernichtungskriegen:
"Amnesty International hat ein Muster von Kriegsverbrechen durch russisches Militär dokumentiert. Russische Truppen greifen wahllos Wohngebiete, Krankenhäuser und Schulen an und erschießen gezielt Zivilpersonen auf offener Straße."

https://www.amnesty.de/allgemein/kampagnen/russland-angriffskrieg-stopp…

"On October 13, Pramila Patten, Representative of the U.N. Secretary-General on Sexual Violence in Conflict, confirmed that rape is part of Russia’s 'military strategy' and a 'deliberate tactic to dehumanize the victims'.”

https://www.forbes.com/sites/ewelinaochab/2022/10/14/united-nations-rap…

Gefällt den Ciceronen natürlich nicht, die leugnen bzw. Täter-Opfer-Umkehr betreiben.

Sollte Herr Grau sich argumentativ tatsächlich auf einem dünnen Brett bewegen, dann balanciert Ihr Beitrag bestenfalls auf eine Dachlatte. Selbstverständlich passt der deutsche Angriffskrieg auf Russland nicht in das aktuell neu aufgelegte Narrativ vom durch und durch "Bösen Russen"

Das eine zweifelhafte NGO und eine Zeitschrift (Forbes) dessen Hauptaufgabe darin besteht die 400 reichsten US-Amerikaner aufzulisten, als Kronzeugen für Ihre „steilen Thesen“ herhalten müssen spricht für sich.

„Gefällt den Ciceronen natürlich nicht, die leugnen bzw. Täter-Opfer-Umkehr betreiben.“ Wie wäre es wenn Sie Ihre schrägen Behauptungen mit Beispielen unterlegen. Ich habe in diesem Forum noch nirgendwo gelesen, dass die Ukraine Russland überfallen hat. Viele Leserkommentare und redaktionelle Beiträge beleuchten die Gründe für diesen komplexen Konflikt aus unterschiedlichsten Blickwinkeln. Gut so! Unterkomplexe Haudraufs gibt es schon genug!

Herr Hügle, ich denke das ist in jedem Krieg dasselbe Vorgehen, egal wer nun Aggressor ist oder nicht.
Wer in diesem Krieg mit den Russen kolaboriert dem drohen wahrscheinlich gleiche Repressalien durch das gegnerische Militär. Krieg ist kein Kindergeburtstag und grundsätzlich gibt es letztendlich nur Sieger oder Besiegte. Deshalb bin ich von vorne herein Kriegsgegner. Denken sie an all die Kriege momentan in der Welt und nicht nur an diesen hier zufälligerweise vor unserer Haustür und denken sie bitte daran wer oder was diese Kriege auslöst. Es kommt der Krieg bestimmt nicht immer so plötzlich. ? Die Leidtragenden sind immer die unschuldige Zivilbevölkerung.Sollte man deshalb den Russen, sowie der russischen Armee wie einst den Deutschen nun eine Kollektivschuld unterstellen? ? Ich weiß es nicht.

Gabriele Bondzio | So., 8. Januar 2023 - 12:25

Muster von Kriegsverbrechen zu dokumentieren
ist zwar eine Möglichkeit, macht aber die Toten nicht mehr lebendig.

Frieden zu verlangen, statt in ein ausgeblutetes System immer mehr Waffen zu pumpen ist der einzige Weg um Kriegsgreul und weitere Tote zu verhindern.

"Der Krieg hat bis zum 11. Dezember 2022 mindestens 6.755 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, darunter 424 Kinder. Und das Sterben geht täglich weiter."

https://wo-magazin.de/jahresrueckblick-2022-die-neue-lust-am-krieg/

Jürgen Rachow | So., 8. Januar 2023 - 12:31

Jedem Deutschen, der von sich behauptet, er habe aus der Geschichte gelernt, müßte doch die Vergleichbarkeit der russischen Bestrebungen, die Ukraine als Staat zu eliminieren mit Hitlers Tilgung der einstigen Tschechoslowakei von der Landkarte ins Auge springen.
Damals wie heute ein klarer Bruch des Völkerrechts, der im Fall der damaligen Tschechoslowakei durch die britisch-französische Beschwichtigungspolitik jener Zeit befördert wurde mit allen furchtbaren Konsequenzen die sich daraus ergaben.
Für mich gibt es in dieser Frage daher gar kein Vertun: will man Schlimmeres verhindern, muß man sich Aggressoren frühzeitig in den Weg stellen.

Gerhard Fiedler | So., 8. Januar 2023 - 16:03

Deutschland hat Millionen von Juden ermorden lassen. Dessen ist es sich stets bewusst. Der Kniefall von Willy Brandt hat dies überzeugend zum Ausdruck gebracht. Gut so! Noch viel mehr Menschen haben durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion ihr Leben verloren. Ein Bekenntnis zu dieser großen Schuld wird hingegen nicht gepflegt, und Ähnliches wie den Kniefall gegenüber den Juden gibt es gegenüber den Russen nach 80 Jahren immer noch nicht. Stattdessen sind wir beim Kampf der USA und Ukraine gegen Russland wieder dabei, verhängen Sanktionen, liefern Waffen und Panzer und sollen gemäß jüngsten Forderungen beim Kampf gegen Russland sogar die Führungsrolle übernehmen. Nicht wenigen in Deutschland geht es dabei nicht total und schnell genug. Ist dies nicht beschämend? Ganz Europa, außer vielleicht die Ukraine, hätten es gewiss verstanden und akzeptiert, wenn Deutschland, aus seinen Fehlern gelernt, sich diesbezüglich anders, d. h. friedlich verhalten hätte. Leider nichts dazu gelernt.

Hans Süßenguth-Großmann | So., 8. Januar 2023 - 20:41

Mein Vater hatte Glück, er konnte mit den kaputten Mercedes LKW nach Stuttgart fahren (mit der Bahn) , als es noch ging.
Daher bin ich nicht dafür, dass der deutsche Panzerzoo in der Ukraine erprobt wird und bin für Verhandlungen und für Diplomatie.
Für den Sieg in Stalingrad war für die russische Militärführung das Leben der Soldaten nicht von Interesse und für Sewastopol wird es das auch sein.