Benedikt XVI. im Petersdom
Der Leichnam des verstorbenen Benedikt XVI. in der Petersbasilika /dpa

Bild von Benedikt XVI. - „Ein Einzelkämpfer gegen den Missbrauch“

In Deutschland werde ein zu negatives Bild des verstorbenen Benedikt XVI. gezeichnet, beklagt der Autor und Theologe Manfred Lütz. Sogar längst widerlegte Falschbehauptungen zu Ratzingers Lebenswerk würden kolportiert. Vor allem in der Missbrauchskrise habe Papst Benedikt mehr gegen den Missbrauch unternommen als jeder andere Katholik.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Manfred Lütz ist ein deutscher Psychiater, Psychotherapeut und römisch-katholischer Theologe. Unter anderem ist von ihm erschienen: „Der Skandal der Skandale: Die geheime Geschichte des Christentums“.

Herr Lütz, in Rom wird der Leichnam von Benedikt XVI. öffentlich aufgebahrt. Manche Menschen irritiert das Vorgehen. Wie bewerten Sie es?

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Klaus Funke | Di., 3. Januar 2023 - 13:00

Man frage die Frösche, ob man Teiche austrocknen sollte. Und so kann man auch Leute wie Prof. Lütz fragen, was der verstorbene Benedikt für ein Held und Kämpfer gewesen sei... weshalb ich dieses Interview nur überflogen habe. "Nihil nisi bene..."

@Herr Funke ,ja, der Interviewte macht es sich etwas einfach: der emeritierte Papst interessierte sich mehr für theologische Fragen als für die Personalführung. Ok, kann man so machen. Aber das entbindet auch in der Kirche nicht von der Verantwortung, auch nicht durch eine vor vielen Jahren hinterlegte "Entschuldigung".

Ronald Lehmann | Di., 3. Januar 2023 - 13:04

Ja, da gebe ich den Herrn Lütz in folgender Denkrichtung vollkommen Recht:

Die wirklichen Verantwortlichen (Sünder) aus den oberen Etagen der Macht entziehen sich immer der Verantwortung, egal ob weltlich oder religiös.

Und hier ist es Benedikt wie den amerikanischen Präsidenten gegangen. Es sind alle nur Statisten, die im wahren Gefüge der Macht wenig was ändern können.

Das sieht man alleine an den Tatsachen, was Benedikt vorneweg verkündet hat & was in seiner Amtszeit anschließend geschah.
Und wenn wahre Worte, die immer schmerzlich sind - Kontra der Nachbuhler der Macht.

Und meinen Respekt vor seiner Denkweise, wo er schon vor Jahren im Testament um Entschuldigung bat & nicht wie die meisten, im Leben ein Showgeschäft veranstalteten.

Nein, im Vatikan wie in bei unseren Partei-Politikern in Deutschland & in der Welt:

ALLES VERKRUSTET & VERROSTET,
wo das Licht zurück gehalten wird

Ich erinnere nur an die Worte von Seehofer: " „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.“
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/horst-seehofer/
Da ist dem Horsti mal wieder die Wahrheit von den Lippen entsprungen und kaum einer hat es gemerkt.
Auch für Sie ganz persönlich lieber Herr Lehmann alles Gute im neuen Jahr.

Christa Wallau | Di., 3. Januar 2023 - 13:23

Wer unvoreingenommen auf den Menschen Joseph Ratzinger u. sein Handeln blickt, kann ihm nur Respekt zollen. In allen seinen Ämtern (Berufungen) hat er versucht, sein Bestes zu geben.
Mehr kann man von einem fehlbaren Menschen nicht erwarten.
Diejenigen, die sich an ihm gerieben haben u. noch heute reiben bzw. ihn in ein schlechtes Licht stellen, sind
1. zum Großteil gar keine Gläubigen, sondern Leute, die von außen auf die Kirche und ihre Vertreter schauen
und 2. Katholiken, die besser bei den Protestanten aufgehoben wären; denn dort finden sie alles vor, was sie an Reformen von jedem Papst fordern.

Benedikt XVI. hatte ein gewinnendes Wesen. Er war freundlich und bescheiden im Umgang mit Menschen. Dies wurde u. a. beim Weltjugendtag in D deutlich. Vor allem war er authentisch!
Sein kritischer Geist u. sein Traditionsbewußtsein ließen ihn nur Entscheidungen treffen, die er voller Überzeugung vertreten konnte.

Er hat sich in hohem Maße um die katholische Kirche verdient gemacht.

Sie sind eine gute Seele, Frau Wallau, und wohl auch eine gute Katholikin. Indes, was Herr Prof. Lütz da daherredet, ist eine verfrühte Seligsprechung und hat mit der Realität nicht viel zu tun. Muss man nicht ernst nehmen. Egal, fürs neue Jahr, welches sicher genau besch.... werden wird wie das vergangene, wünsche Ihnen trotzalledem alles Liebe und Gute, bleiben Sie gesund und wach. Vielen Dank.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 3. Januar 2023 - 13:36

mit der Seligsprechung fremdeln.
Zu Beginn seines Pontifkates hörte ich mir das "Benedictus" aus Mozarts Requiem an.
Jetzt wieder und die Betonung würde ich zum Abschied auf das Hosianna setzen.
Ich kann es nicht anders sagen, dass ich mich für ihn über seinen Gottesdienst freue.
Ein sehr schönes Interview, wohl gesprochen, Herr Lütz.

Gerhard Fiedler | Di., 3. Januar 2023 - 19:07

Respekt zum Nachruf von Manfred Lütz! Ratzinger hat eine solche Ehrung verdient. Ich mochte ihn. Frau Wallau nennt zwei richtige Gründe, warum sein Wirken und seine Person dennoch von nicht wenigen kritisch gesehen wird. Da ich einst katholisch war (auch fleißiger Meßdiener) und durch meine Frau evangelisch wurde, habe ich somit beide Seiten im Blick.
Von Luthers "Freiheit eines Christenmenschen" war ich als neuer Protestant besonders angetan. Eine solche kannte ich zuvor nicht und ich nutzte sie eifrig in Diskussionen. Sehe heute aber auch die Gefahren, die mit dieser Freiheit für die Zukunft der Kirche verbunden sind. Der heutige Weg der Evangelischen Kirche macht dies deutlich. Die Katholische Kirche will mit ihrem "Synodalen Weg" ihr offensichtlich folgen. Wenn das man gut geht. Eine erneute Spaltung könnte ihr daher bevorstehen. Wünschen würde ich ihr diese nicht.

Brigitte Simon | Di., 3. Januar 2023 - 21:43

Danke Her Lütz für Ihre einfühlsamen Worte, die Papst Benedikt beschreiben wie ich ihn sah und empfand. Ich bin Protestantin - stehe der katholischen Kiche sehr kritisch gegenüber -dennoch wäre er ein Gewinn für uns gewesen. Vielleicht ein Grund, aus meiner Kirche nicht auszutreten.

Dazu möchte ich Rose-Marie Borngässer zitieren:
"Er spach immer leise und präzise. Nichts hatte er von der eloquenten Geschwätzigkeit
vatikanischer Diplomaten. Er blieb stets verschlossen und kühl, erst später zu disku-
tieren.Vordergündig im kleinen Kreis lockerte sich um ihn die Atmosphäre. Zu Anfang er nur bedächtig und zuhörend war, wurde Ratzinger dann der aufmerksame und ideale Gesprächspartner, der plötzlich Feuer fängt und zu diskutieren beginnt".

Er hinterläßt große Lücken. Ich wüßte nicht, wer diese schließen könnte. Papst Franziskus? Mit Sicherheit nicht. Auf die Frage, wieviel Kirche braucht der Staat, antwortete er:
"Deutschland hat eine evangelische Kirche, wir brauchen davon keine zwei"

Bernhard Homa | Mi., 4. Januar 2023 - 01:47

in welchem sich zwei Ratzinger-Apologeten die Bälle zuwerfen und meinen es merkt niemand.

Zu all den Verdrehungen hier nur folgendes: es ist völlig unerheblich, ob Ratzinger als Erzbf. von konkreten Taten/Tätern selbst wusste oder nicht - er hatte die Führungsverantwortung, der man sich auch durch Nicht-Wissen(-Wollen) nicht entziehen kann.
Noch gar nicht zu sprechen davon, dass Ratzinger auch als Papst die strukturellen Ursachen des Missbrauchs wie Klerikalismus, Autoritäts- und Hierarchiedenken oder Zölibat weder reflektiert noch angegangen hat. Und da faseln Lütz/Resing von Heiligsprechung!

Zu Lütz kann man da nur sagen: Si tacuisses ...
Ansonsten: der Cicero kritisiert ja gerne andere Medien für die Missachtung journalistischer Standards (oft zurecht). Im Sinne des "audiatur et altera pars" sollte die Chefredaktion dieses Mal besser vor der eigenen Tür kehren und einen kompetenten Ratzinger-Kritiker zu Wort kommen lassen.