Cicero im Dezember / Illustration: Martin Haake

Cicero im Dezember - Es werde Licht!

Der Rohstoff unseres Landes heißt Bildung. Doch diese Ressource ist in den vergangenen Jahren immer weiter versiegt. Das zeigt das bundesweite Bildungs-Ranking, das wir für unsere Dezember-Ausgabe erstellt haben. Lesen Sie nach, wie es um die Kulturnation Deutschland steht.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Bildung ist bekanntlich die wichtigste Ressource der Deutschen. Während andere Länder ihr Volkseinkommen in Form von Öl oder Gas aus heimischen Böden fördern, liegt unser Wohlstand in den Köpfen der Menschen begründet. Wissen, Können, Erfindungsreichtum: Das sind die Grundlagen einer erfolgreichen Republik, die sich früher einmal stolz als Kulturnation verstand. Erste sichtbare Risse in diesem Selbstverständnis entstanden, als uns vor mehr als 20 Jahren mit einer OECD-Untersuchung bescheinigt wurde, dass die Leistungen der deutschen Schüler im internationalen Vergleich allenfalls mittelmäßig sind. Dieser Weckruf ging als „Pisa-Schock“ in die Geschichte ein – und Bildungspolitiker sämtlicher Couleur gelobten Besserung. Es folgten zwei Jahrzehnte des hilflosen Herumwerkelns am deutschen Schulsystem mit seinen föderalen Strukturen.

Das Ergebnis: Die Leistungen der Schüler in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen sind in der zurückliegenden Dekade gesunken – und zwar in allen Ländern. Und weil sich natürlich kein Kultusminister dieser bitteren Wahrheit stellen will, strickt nun mancher bildungspolitische Landesfürst seine eigene Legende nach dem Motto: Bei uns geht es endlich voran! Was schlichtweg gelogen ist; die anderen werden nur noch schneller noch schlechter.

Ein deutschlandweites Bildungsranking

Denn im Vergleich der Jahre 2011, 2016 und 2021 lautet der Befund in fast allen Bundesländern gleich: Die Gruppe der leistungsstarken Schüler nimmt teils rapide ab. Und, besonders alarmierend: Die Gruppe derjenigen, die nicht einmal den Mindeststandard erreichen, hat sich deutschlandweit ungefähr verdoppelt. Zwar stechen Bayern und Sachsen noch wie in alten Pisa-Zeiten positiv hervor, doch auch sie haben sich im Lauf der vergangenen Jahre erheblich verschlechtert. Ganz zu schweigen vom einstigen Cleverle-Land Baden-Württemberg.

Für diese Ausgabe haben die beiden Bildungsexperten Katja Koch und Mathias Brodkorb auf Basis aktueller Erhebungen ein bundesweites Bildungs-Ranking erstellt, das wieder Licht bringt in den undurchschaubaren Schul-Föderalismus. Vor allem aber analysieren sie, was faul ist an der Bildungsrepublik Deutschland. Eines jedenfalls steht fest: Mit kulturpolitischen Sonntagsreden und blindem Aktionismus drohen wir endgültig den Anschluss zu verlieren. Das Ergebnis wäre fatal.
 

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Ingo Frank | Do., 24. November 2022 - 08:17

Und stechen aus dem Ländervergleich heraus.
Vor der Übernahme dem Macht in Thüringen durch die Linke SED- Altkaderpartei im Verein mit Sozen und der grünen Sekte war Thüringen mit Sachsen immer in Konkurrenz um 2! Und jetzt durch die Experimentierfreude des dunkelroten Kultusministers Mittelmaß, Tendenz fallend. Und das nach einer Machtübernahme einer Links Grünen Regierung der Bildungsstandard vehement sinkt, ist in Baden-Württemberg, Berlin , Meckpom doch sehr gut abzulesen. Und unterstützt durch die Grün dominierte & geführte Bundesregierung.
So lange sich nach linken Ideen, Leistung sich nicht mehr lohnt, sich lieber mit Gendergaga und hochgejazztem Ökoterrorismus nebst Identitätspolitik statt Bildungspolitik beschäftigt wird, so lange ist kein Licht im Tunnel zu sehen.
Hinzu kommt noch das Vorleben der pol. Prominenz, dass auch ohne Beruf & Abschluss der Zugang zu den staatlich versorgten Fressnäpfen garantiert ist. Wozu fleißig lernen?
Ergibt keinen Sinn mehr!
M f G a d E R

Hallo Herr Frank,
... Sachsen folgt Thüringen auf dem Weg nach unten. Unser Sohn ist auf einer privaten Oberschule, der einzige Vorteil, kleine Klassen und ein geringer Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, dafür integrative Klasse (gibt zusätzlich Geld), was per se nicht schlecht sein muss, eben auch mehr Personalaufwand bedeutet. Orientiert wird sich an den schwächsten bzw. Mittelmaß, alles in allem sehr schwaches Niveau, aber eben immer noch besser als staatlichen Schulen.
@ Hallo Herr Marguier, guter Artikel, bitte dran bleiben, sonst ziehen uns nicht nur die Japaner im Fußball ab, sondern auch die technikaffinen Frauen aus dem Oman, ;) HG aus Sachsen.

Ronald Lehmann | Do., 24. November 2022 - 08:19

Egal welches zukünftiges Problem man beheben will, es setzt Bildung, Sachverstand aber auch ein gewisses Zahlenverständnis voraus.
Aber auch die menschliche wie spirituelle Komponenten stellen ebenfalls einen wichtigen Baustein des Lebensweges dar.

Und dies alles verbunden mit Gottes Glück (zur richtigen Zeit am richtigen Ort & die richtige Idee & ... &&&), um erfolgreich zu sein.

Aber all diese Komponenten wurde aus unterschiedlichsten Gründen immer mehr verdrengt nach dem Motto:

Wir schaffen das
Ich bin - Ich will - Ich weiß

um sich aber dann anschließend ein JEDER aus der Verantwortung durch allerlei Ausreden heraus katapultiert oder das Problem an einen anderen meist unerwünschte Person weiter delegiert.

Was leider heuzutage bei Bildung & Arbeit (beide liegen in Wechselwirkung) fehlt, ist Freude/Liebe zu dem tun.

Frühere Aufmunterung:
"Der Wille versetzt Berge & zu ihm gesellt sich die Lust"

Wer arbeitet/ sich bildet des Ansehens oder des Geldes wegen, da wird nicht viel.

Ernst-Günther Konrad | Do., 24. November 2022 - 09:43

Nicht erst unter der Ampel ist das so. Auch unter Unionsgeführten Regierungen wurde fleißig, oft dem Einfluss links-grüner Koalitionspartner, die nicht selten das Bildungsministerium führten, das Bildungsniveau herunter geschraubt. Für mich ist das alles nicht überraschend, wurde davor schon Jahre gewarnt. Personalmangel, 16 verschiedene Länder, die ihr eigenes Ding machen, Politiker, die motivieren, in dem sie zeigen, dass man mit fehlenden Anschlüssen und mangelnde bis fehlende Berufserfahrung auch Karriere machen kann. Wo soll da noch Motivation für Schüler herkommen. Die Zersetzung der Schullandschaft mit maroden Bauten, fehlendem Personal, ständig wechselnden Lehrplänen, immer mehr Probleme mit der Integration von ausländischen Schülern, permanenten "Ansprüchen" von Eltern an Schulen, die Zeichen reichen nicht, haben uns dahin gebracht, wo wir jetzt stehen und es geht weiter bergab. Und keiner hat wirklich einen Plan das ins positive zu ändern. Wir werden Entwicklungsland.

Albert Schultheis | Do., 24. November 2022 - 11:09

und auch Sie werden jedes Jahr ein Jahr älter! Mint und Mathe, Lesen und Rechtschreiben - wovon reden Sie? Fragwürdige, "umstrittene" Künste des alten, weißen Mannes! Erstere haben uns imperialistisch-kolonialistisch "die Erde untertan gemacht" und Letztere - nicht nur die Rechtschreibung, selbst die Sprache - sind so fluide, so bunt geworden wie die "biologischen" Geschlechter, so modellierbar wie das Grundgesetz, ja, so anpassungsfähig und multikulturell wie die Naturwissenschaften! Was wir brauchen ist ein neues Pisa, eines mit geradem Turm! Eines, in dem die fortschrittlichen Wissenschaften von den individuell konstruierbaren Geschlechtern, der ideosynkratischen Sprache, der persönlichen Grammatik abgebildet sind, die die unumstößliche wissenschaftliche Wahrheit des durch den weißen Mann induzierten Klimawandels, abbildet! Diese werden heute bereits durch erweckte GEW-Frauen in deutschen Gesamtschulen gelehrt. Morgen werden unsere Kinder genau darin Nobelpreise verliehen bekommen!

Christa Wallau | Do., 24. November 2022 - 11:12

"Das Ergebnis w ä r e fatal" trifft leider nicht die Realität. Vielmehr muß es heißen: "Das Ergebnis i s t fatal".
Die Folgen jahrzehntelanger "Bildungspolitik" in Deutschland sind ja bereits in hohen Maße negativ wirksam geworden u. es würde enormer Anstrengungen bedürfen, mit den heute hier lebenden Bürgern u. meinungsbestimmenden Politikern eine Kehrtwende zu vollziehen, die sich wieder in Richtung auf solide Bildung zubewegte.
Die "kulturpolitischen Sonntagsreden" und der "blinde Aktionismus" (Mit beidem beschreiben Sie die Realität zutreffend, lieber Herr Marguier!)
werden uns erhalten bleiben.

Wer die genuinen Interessen seines Heimat-Landes u. dessen Sprache/Kultur nicht schätzt, wird sich nie voll dafür einsetzen, sie zu erhalten u. ständig zu fördern.
"Gleichheit" (Höchster Wert der Linken!) ist nur auf niedrigstem Niveau zu erreichen. Echte Bildungsanstrengungen fördern die Vielfalt, also die Ungleichheit, um jedem Individuum zum bestmöglichen Bildungsgrad zu verhelfen.

Gabriele Bondzio | Do., 24. November 2022 - 11:41

Ganz ihrer Meinung, werter Herr Marguier...
und andere Rohstoffe als dieses haben wir kaum.

Ich las schon öfters von ganz gravierenden Bildungslücken im Staat., dass z.B. fast jeder 4. Jugendliche in Deutschland unfassbare Bildungslücken besitzt.
Obwohl die Erreichung von Bildungszielen in DE von Jahr zu Jahr abgesenkt wird.

Diese Bildungslücken treten nicht nur in DE auf.
"In Deutschland beträgt der Anteil demnach 23,8 Prozent, in Österreich 24,6 und in der Schweiz 21,9 Prozent, aber etwa in Estland nur 10,5 Prozent. „Alles in allem entgeht der Welt eine Wirtschaftsleistung über das verbleibende Jahrhundert von über 700 Billionen Dollar", erklärte Ifo-Forscherin Sarah Gust." ( Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut)

Gerade die Corona-Pandemie hat die vielen Schwächen des deutschen Schulsystems gnadenlos offengelegt.

Meiner Meinung gehört das Bildungswesen sowie so in zentrale Hände in Deutschland.
Es würde Kosten sparen und den Eltern viele Sorgen bei Umzug in ein anderes BL.

Bildungswesen zu zentralisieren. So wie es ist: 6 minus !
Nicht nur, wenn sie Umzugspech haben, z.B. die %- Rechnung nicht gelehrt bekommen. Genau so schlimm ist die himmelschreiende Ungerechtigkeit, gegenüber den Schülern, in dem das Niveau des Unterrichts und die daraus resultierenden Prüfungen und deren Ergebnisse, gar nicht vergleichbar sind. Ich sag‘s mal salopp, in einem BL reichen Religion , Kunst um durchs Abi zu kommen, in einem anderen BL sind zwei Naturwissenschaften und eine Sprache Pflicht. Und ein anderer Masstab als Zensuren öffnen der „Spekulation“ über den wahren Bildungsstand Tür & Tor.
Und das gerade das Bildungswesen als „Spielwiese“ für überkandidelte Linke Weltverbesserer genutzt wird steht außer Frage. Gefühlt sind alle Kultusminister im Buntland links grün.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Das Verhältnis der Kultusminister aus dem „linken Block“ im Ländervergleich mit Grünen, SPD und Linke (Thüringen) ist 10 : 6 mit 5 x CDU und einmal FW in Bayern. Und die Bundesoberlehrerin kommt aus der FDP die ja nun auch ihren liberalen Grundgedanken abgeschworen hat und sich ebenso wie die CDU links der Mitte einzuordnen ist. (siehe bzw. höre die letzte Rede vom Sauerländer im BT zum Bürgergeld, als Opposition?)
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Thomas Poth | Do., 24. November 2022 - 12:53

Das wird aber mit RotGrün in den Parlamenten und Regierungen leider nichts!!
Dort ist das Herunterdimmen bis Abschalten des Lichts Programm!!
Gegen den rotgrünen Ungeist helfen keine Argumente, dieses Sektierertum ist nicht offen für Diskussion und Aufklärung, hier helfen nur noch massive Gegenmaßnahmen. Bekämpfung auf allen Ebenen der Gesellschaft ist angesagt.

Heidemarie Heim | Do., 24. November 2022 - 13:51

Bei solch einem Thema mit hohem emotionalen Charakter und Hintergründen? Wieder so ein nunmehr über Jahrzehnte angehäuftes Problem, dass scheinbar von Reformversuch zu
Reformversuch verschlimmbessert wurde. Nahezu ALLE wissen doch wo der Hase im Pfeffer liegt, u.a. an einem föderal gebildeten Konkurrenzsystem mit den schon vor ca. 30 Jahren absonderlichen Folgen wie z.B. ein beliebiger Schulwechsel wenn Eltern in ein anderes Bundesland zogen. Früher auch abgebildet in einem sog. Nord-Südgefälle was Bildungsabschlüsse oder Anforderungen innerhalb der Schulen betraf. Von Bremen nach BW oder Bayern als Gymnasiast hatte man entweder hoffentlich Eltern, die über längere Zeit die Nachhilfe zahlen konnten, man wurde gleich eine Klasse zurück versetzt oder drehte eine Ehrenrunde. Inzwischen scheint sich das allgemeine Niveau begradigt bzw. egalisiert zu haben? Bin gespannt ob die wirklich "heißen Eisen" neben Zahlen, Fakten und Analysen durch Frau Koch und Herr Brodkorb benannt werden. MfG

Hans Schäfer | Do., 24. November 2022 - 19:18

viele Köche verderben den Brei.

Nur Mist, dass der Guteste es nicht der Schmuddelperei anlasten kann. Bin gespannt wie er Hoecke auf das Spielfeld bekommt.

Köstlich Herr Schäfer, Danke dafür.
Aber der "Guteste" ist pensionierter Grundschullehrer, kann da also nur bedingt mitreden.
Trotzdem : ein schönes Wochenende