Briefwahl-Urne in Seattle
Ein Briefwähler in Seattle / dpa

Midterm Elections - Eine Wahl ohne Ende

Noch gibt es keine Vorwürfe wegen Wahlbetrugs bei den amerikanischen Midterm Elections. Aber was nicht ist, kann noch kommen. Derzeit ist das Rennen um den Senat noch unentschieden - in manchen Staaten wird noch ausgezählt, und dann sind da noch die Briefwahl-Stimmen.

Autoreninfo

Michael S. Cullen ist amerikanischer Historiker, Journalist und Publizist und lebt in Berlin.

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Welch ein Zufall: Ausgerechnet an Deutschlands Schicksalstag, am 9. November, starren Deutsche auf die US-Zwischenwahl und was sie womöglich für Deutschland bedeutet. Eine Wahl ohne Ende. Wer hat gewonnen? Wer hat verloren? Ist das Ergebnis gut für die Deutschen? Für Amerika? Für die Welt? Mit Vorhersagen ist es so eine Sache: Sie betreffen die Zukunft. Als es die DDR noch gab, kursierte ein Witz: „Warum mussten die Wahlen zur Volkskammer verschoben werden?“ „In der Nacht vor der Wahl sind Leute ins Wahlbüro eingebrochen und haben die Wahlergebnisse gestohlen!“

Haha, sagt da ein Amerikaner. Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten. Diese US-Wahl wird, so behaupteten manche Demokraten vor der Wahl, vor unseren Augen gestohlen. Doch es sind vor allem die Mitglieder der Republican Party, die meinen, die 2020er Wahl sei „gestohlen“ worden und Joe Biden nicht der legitime Präsident. Und damit dies nicht wieder passiere, bewachten Republikaner die Wahllokale und, mitunter bewaffnet, die Wahlurnen, um sicherzustellen, dass alles korrekt abläuft. Oder, wie die Demokraten behaupten, um Briefwähler – eher Schwarze, Latinos, Einwanderer, mehrheitlich Demokraten – einzuschüchtern. Trump und seine Getreuen wollten, dass nur am Wahltag und im Wahllokal gewählt wird: Das würde Arme, Schwarze oder Einwanderer vom Wählen abhalten. In einem Staat, in Georgia, hat man gleich nach der 2020-Wahl eine Regel im Wahlprotokoll verankert, die verbietet, Leuten, die in einer Schlange vor einem Wahllokal warten, etwas zu trinken zu geben. Sie schämen sich nicht! Man könnte ein Beobachtungsteam der UNO gut gebrauchen. Es ist zum Heulen!

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Albert Schultheis | Do., 10. November 2022 - 07:50

Wie man hört, ist sogar das Schwellenland Brasilien sehr effektiv in der Lage, in dem riesigen, vglws. weniger entwickelten Land eine ordentliche demokratische Wahl zu organisieren. Und das sogar in einem kontroversen Kopf-an-Kopf-Rennen. Etwas, was die Vorzeigeländer Deutschland in der Hauptstadt Berlin und die USA flächendeckend und seit Jahrzehnten nicht zustandebringen. In Berlin wird zudem die gebotene Wahlwiederholung verschludert und verludert, in den USA bestätigen Gerichte, dass alles mit rechten Dingen zuging, obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass die Briefwahl keinen demokratischen Standards entspricht und dass Wahlmaschinen nicht funktionieren oder behauptet wird, sie wären gehackt. Diese massiven Anfechtungen wurden von den Demokraten bei der Wahl George W. Bushs vorgetragen - aber ohne Erfolg weil dessen Wahlsieg sehr deutlich ausgefallen war. Bei Trump und Biden vor zwei Jahren war das ganz anders, in vielen Staaten kam es auf wenige, entscheidende Wählerstimmen an.

Was Sie über die amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2000 sagen, ist einfach falsch! Im entscheidenden Bundesstaat, Florida, hatten 6 Millionen Wähler ihre Stimme abgegeben. Der Vorsprung für Bush betrug 327, in Worten: dreihundertsiebenundzwanzig, Stimmen.

"By winning Florida, Bush narrowly won the electoral vote over Gore by 271 to 266—only 1 more than the required 270 (one Gore elector abstained). Gore, however, won the popular vote over Bush by some 500,000 votes—the first inversion of the electoral and popular vote since 1888."

https://www.britannica.com/event/United-States-presidential-election-of…

Um all den Unfug zu widerlegen, der in diesem Forum verbreitet wird, bräuchte man eine ganze Armada von Faktencheckern. Unfassbar, wie plump sich hier manche anstellen...

Gerhard Lenz | Do., 10. November 2022 - 09:55

Fast keine. Steve Bannon, Hetzer am rechten Rand, einst Berater und noch immer Fan von Donald Trump, ließ bereits verlauten, derartiges sei in Arizona vorgekommen.

In der Hinsicht ist auf die "Grand Ole Party" Verlass - und besonders, wenn der Kandidat ein Unterstützer Donald Trumps ist: Sollte der irgendwo hinter einem Demokraten liegen, muss Betrug im Spiel sein!

Denn das hat ihnen Trump doch bei der letzten Präsidentschaftswahl beigebracht: Ein Republikaner verliert nicht gegen einen Demokraten - wenn doch, ist Betrug im Spiel.

Und Trump muss es schließlich wissen.

Ironie Ende

Ernst-Günther Konrad | Do., 10. November 2022 - 11:27

Beim Focus wird das Zwischenergebnis der Senatswahlen mit 48 Demokraten und 49 Reps berichtet. Ob und wie sich ggfls. die Politik dort je nach Mehrheitsverhältnissen tatsächlich ändern wird warte ich erstmal ab, bis die Wahlen final verbindlich beendet sind. Nur eines. 2020 warf man Trump Wahlmanipulation vor und Einflussnahme und was machen die Demokraten jetzt anders?
Da ist keiner besser als der andere. Jetzt schreibt man bei den Msm, nachdem man einen Erdrutschsieg der Reps vorausgesagt habe, Trump habe "verloren". Der war gar nicht angetreten und dennoch will man ihn verantwortlich machen. Gehen beide Kammern an die Reps, wer hat dann gesiegt, wenn auch nicht erdrutschartig? Dann doch irgendwie Trump oder "nur" die Reps. Ich sage immer wieder: "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt." (W. Busch)