Ein älterer Herr arbeitet an einem Schreibtisch / picture alliance

Unternehmensberater Franz Herrlein - „Altersdiskriminierung ist die größte Ungerechtigkeit in der Wirtschaft“

Der Fachkräftemangel bereitet der deutschen Wirtschaft massive Sorgen. Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, müssen Unternehmen daher umdenken und ältere Mitarbeiter endlich als unverzichtbare Potenziale sehen. Der Unternehmensberater Franz Herrlein spricht im Cicero-Interview über Age-Management, die Diskriminierung älterer Arbeitnehmer und die großen Versäumnisse der Politik.

Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

So erreichen Sie Clemens Traub:

Franz Herrlein verfügt über mehr als 30 Jahre internationale Berufserfahrung, die meiste Zeit davon in Top-Management-Positionen. 2016 hat er mit der Gründung von Alpine One die Idee einer auf den Human Factor ausgerichteten Unternehmensberatung realisiert.

Herr Herrlein, der Fachkräftemangel ist seit Jahren eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Im Jahr 2030 werden ihr voraussichtlich drei Millionen Erwerbstätige fehlen. Sind die Unternehmen darauf vorbereitet?

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Django Reinhardt | Do., 13. Oktober 2022 - 17:17

Seit 2012 gibt es die sogenannte Bluecard-Regelung in Deutschland. Bis heute sollen laut Destatis 70.000 Arbeitskräfte davon gebrauch gemacht haben.
Im gleichen Zeitraum haben wir eine Zuwanderung/Massenmigration erlebt die uns rund 4,8 Mio Neuzugänge nach Deutschland spülte. Vornehmlich in die sozialen Systeme.
Wovon reden wir also, wenn die qualifizierte Zuwanderung zum Türöffner für das Chaos wird?
Wer will soll ruhig länger arbeiten können.
Der Anreiz für Fachkräfte kann nur dadurch erhöht werden, in dem die Weltrettungs- und soziale Hängemattenphilosphie der RotGrünen Regierungs-Mischpoke heruntergefahren wird.
Sonst bleibt vom Brutto kein Netto übrig, daß es sich lohnen würde die Reise nach Deutschland auf sich zu nehmen.

sie Zuwanderung gelesen und da ist gleich der Hammer bei ihnen gefallen.
Vom warmen Wohnzimmer aus mit hochgelagerten Füßen kann man leicht über die Arbeitswelt schwatzen.

Django Reinhardt | Fr., 14. Oktober 2022 - 14:09

Antwort auf von Martin Falter

Welche diskussionswürdigen Fakten haben sie denn nun zu bieten?

Lisa Werle | Do., 13. Oktober 2022 - 17:25

Die Beschreibungen von Franz Herrlein kann ich nur bestätigen. In vielen Unternehmen wird nicht einmal darauf geachtet, Wissen und Erfahrung der älteren Mitarbeiter zu nutzen, indem mit ihnen rechtzeitig und wertschätzend darüber gesprochen wird, wie sie ihr Know-how weitergeben und als wertvolle Berater junger Kollegen eingesetzt werden können. Wenn dieser Impuls nicht von der Unternehmensleitung ausgeht, werden auch die jüngeren Kollegen eher das Bild konservieren „der/die wartet nur noch auf die Rente“. Und das tun die älteren Kollegen dann irgendwann auch völlig zu Recht, denn wieso sollte man in einem Umfeld bleiben und weiterhin vollen Beitrag leisten wollen, wo man abschätzig behandelt wird. Führungskräfte haben heute nicht nur die Herausforderung, wie gehe ich mit der Generation Z um – was brauchen die, was muss ich denen bieten, sondern auch die Aufgabe, exakt die gleiche Fragestellung auch für die über 55-/60jährigen im Blick zu haben. Geschieht leider noch viel zu selten.

Gabriele Bondzio | Do., 13. Oktober 2022 - 17:40

Da dachte ich sogleich an eine 75jährige Rentnerin, die den Karl entführen wollte.
Die Frage ob Scholz Lösegeld gezahlt, oder sie ihn ohne wieder abgegeben hätte...hat mich doch beschäftigt :-)

Spaß beiseite...natürlich wird Handwerk (sollten sie überleben in DE) auf ältere Menschen zurückgreifen müssen.
Jüngeren fehlt ja auch in vielen Branchen die nötige Motivation.
Und bei den Aussichten, die der Energiemangel derzeit verursacht, die Zukunft in DE.

Hans Jürgen Wienroth | Do., 13. Oktober 2022 - 19:33

Das Fachkräfteproblem beruht auf der Sozialisation in einer Wohlstandsgesellschaft. Während die Kriegsgeneration das Land aufbaute, schuf die Generation danach mit „Einsatz“ die Grundlage für den Wohlstand, der auch gelebt wurde, sofern die Arbeit dies zuließ. Das Vorbild der Eltern und die Lebensumstände prägen die Prioritäten, die im Arbeitsleben an den Tag gelegt werden. Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie geregelte und flexible Arbeitszeiten sind heute die häufigsten in Deutschland genannten Erwartungen an das Berufsleben. „Selbstverwirklichung“ stört die Leistungsbereitschaft, für gleiche Ergebnisse sind mehr Menschen nötig, die jedoch durch weniger Geburten fehlen. Der Sozialstaat tut ein Übriges.
Die fehlende Flexibilität der Älteren, sich in neue Tätigkeiten einzuarbeiten, machen sie mit der Erfahrung (und häufig solider Ausbildung) wett. Damit passen sie jedoch weniger in die moderne Arbeitswelt mit regelm. wechselnden Tätigkeiten der „Managergeneration“.

Jochen Rollwagen | Fr., 14. Oktober 2022 - 09:35

In einem Land, in dem ein "Magazin für Politik und Kommunikation (!)" Annalena Baerbock zur "Politikerin des Jahres" kürt ist klar:

Mit Kompetenz und Fachwissen hat diese Veranstaltung absolut nichts mehr zu tun.

Im Gegenteil.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 14. Oktober 2022 - 09:51

So sehr Sie die Zustände richtig beschreiben, so sehr haben die Arbeitgeber im ÖD und in großen Unternehmen gerne mitgemacht, die für sie angeblich zu teuren "alten" Arbeitskräfte schnell irgendwie loszuwerden. Jüngere kräftigere Leute, mit anderen billigeren Arbeitsverträgen, gerne auch ungelernte ausländische Mitbürger sollten Erfahrung und Wissen ersetzen. Was dabei herausgekommen ist, können wir heute sehen. Bildung herunter geschraubt, Sozialleistungen quasi ohne Pflichten, Personal einsparen bis auch die letzten ausfallen usw. Nein, das ist nicht allein die Verantwortung der Politik, die sicherlich viel dazu beigetragen hat, es war auch die Raffgier und unsinnigen Einsparmaßnahmen gerade auch an Personal in vielen Bereichen, die das Desaster beschleunigt haben zur Gewinnmaximierung. Die "Alten" kennen sich aus, die machen nicht alles mit, gleichen vieles durch Berufserfahrung aus, sind unbequem, also schnell weg. Ich kenne viele, die mir das so bestätigen, wie Sie es schildern.

Enka Hein | Fr., 14. Oktober 2022 - 09:53

...im Arbeitsmarkt.
Ein Freund mit MINT Studium Mitte 50 kann mittlerweile als Leiter im Bereich Logistik auswählen.
Vor ca. 4 Jahren waren wir im gleichen Unternehmen tätig und der Arbeitsmarkt für Ü50 war quasi nicht vorhanden. Für Ü60 war er tot.
Mittlerweile hat der Freund schon mehrere Stellenzusagen bekommen und ist in der Situation wählen zu können.
Auch ich erhalte verstärkt Anfragen von Vermittlern die dringend Interim Manager in Leitungsfunktion suchen.
Und wenn man mit offenen Augen durch die Gegend geht, sieht man aller Orten und auf Fahrzeugen den Hinweis das Kollegen gesucht werden.
Die Arbeitswelt kommt nicht umhin sich die älteren Semester und deren Erfahrungsschatz zu sichern.
Die Millionen nicht Integrierbaren sind nicht die Zukunft. Und die 200te Dönerbude oder Shishabar braucht kein Mensch.

Gerhard Lenz | Fr., 14. Oktober 2022 - 10:49

Die Alten müssen länger ran. Dafür gibt es zwei Argumente: Ddavon ist eins stichhaltig, das andere ideologisch belastet.

Tatsache ist nun mal, dass wir wegen des demographischen Wandels mehr Zuwanderung von qualifiziertem Personal brauchen. Wer das noch immer nicht kapiert hat, ist offensichtlich intellektuell überfordert. Da hilft es auch nicht, wenn eine (kinderlose) AfD-Politikerin namens von Storch Deutsche auffordert, mehr Kinder in die Welt zu setzen. Die deutsche Frau pfeift drauf. Und, nur nebenbei, der alte weiße Mann muss machtlos zuschauen, kann nur meckernd blöd dreinschaun . Bald ist keiner mehr da, der, wenn es soweit ist, ihm den "Allerwertesten" sauber macht.
Die Marktfetischisten haben einen anderen Ansatz . Es gibt bereits heute FDPler, die würden das Rentenalter ganz aussetzen, und die Sicherung des Altersruhegeldes zur Privatsache erklären. Und wer es nicht ausreichend hat, der muss eben bis zum letzten Atemzug schuften.

So was nennt man dann "Freiheit" Marke FDP.