Robert Habeck zusammen mit seinem Chefberater Patrick Graichen auf einer Pressekonferenz / dpa

Habecks Chefberater Patrick Graichen - Falsches Mindset

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat den Energiewende-Lobbyisten Patrick Graichen zu seinem wichtigsten Berater gemacht – das rächt sich nun. Je größer die Zweifel werden, ob sich die sichere und bezahlbare Stromversorgung eines Industrielands durch wetterabhängige Erzeugung gewährleisten lässt, umso häufiger blitzt bei Graichen der Hochmut des Glaubenskämpfers auf.

Daniel Gräber

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Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Zu Beginn der sich abzeichnenden Gaskrise erntete Robert Habeck viel Lob, auch aus der Industrie. Der Grünen-Politiker, angetreten als Superminister mit ehrgeizigen Klimazielen, wirkte als Krisenmanager pragmatisch, offen und kommunikativ. Doch davon ist nicht mehr viel übrig. Die unglückliche Gasumlage, die schleppende Rückkehr von Kohlekraftwerken, die ausbleibenden Erfolge bei der Suche nach neuen Erdgaslieferanten wecken Zweifel, ob der Wirtschaftsminister seiner Aufgabe gewachsen ist. Hinzu kommt Habecks Weigerung, am Atomtabu seiner Partei zu rütteln und die von maßgeblichen Ökonomen dringend empfohlene Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke anzugehen. In Wirtschaftskreisen fragt man sich, was dahintersteckt: grüne Ideologie oder falsche Berater?

Die Antwort lautet: beides. Habecks wichtigster Mann im Ministerium ist der verbeamtete Staatssekretär Patrick Graichen, Schwager des Parlamentarischen Staatssekretärs und ehemaligen Grünen-­Geschäftsführers Michael Kellner. Graichen ist für die Abteilungen Klimaschutz, Wärme/Wasserstoff und Strom zuständig. Eigentlich holte ihn der Hausherr in sein Ministerium, um eine Jahrhundertaufgabe zu stemmen: den Umbau des deutschen Energiesystems. Weg von Atomstrom, Kohle und später auch Erdgas, hin zu Sonne, Wind und Wasserstoff. Doch jetzt muss er das bestehende Energiesystem retten, um Deutschlands Industrie vor dem Niedergang zu bewahren. Kann das gut gehen? 

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Karl-Heinz Weiß | Mo., 10. Oktober 2022 - 17:02

Danke für diesen gut recherchierten Beitrag. Erschreckend, wie ideologisch verbohrte Entscheidungsträger die Zeitenwende bei der Energieversorgung zu torpedieren versuchen. Statt eines ständig nach Ausflüchten suchenden Ministers ist hier ein Kanzler-Doppelwumms nötig - der vorzeitige Ruhestand für einen beamteten Staatssekretär ist für den Steuerzahler günstiger als das Weiterleben im grünen Wolkenkuckucksheim.

Sabine Lehmann | Mo., 10. Oktober 2022 - 17:07

Wie sehr Herr Graichen auf der ganz anderen Seite, als die der "sicherheitsorientierten" steht, hat er meines Erachtens ausreichend und "beeindruckend" bewiesen, als er die Chefs der deutschen Stadtwerke vor einem halben Jahr anwies, das 300 Milliarden Euro teure Gasversorgungsnetz auszugraben und zu verschrotten.
Mehr muss man über die "Kompetenz" dieses Aktivisten nicht wissen. Über den Wahnsinn aktueller deutscher Politik auch nicht!

Georg Chiste | Di., 11. Oktober 2022 - 10:11

Antwort auf von Sabine Lehmann

Wenn er in der freien Wirtschaft so selbstmörderisch wirtschaften würde, wie er Politik macht, dann wäre er schon draußen.
Aber D. ist eben einer von Gesetzen losgelösten Idee verfallen, darum bleibt er.

Konstantin von Buttlar | Mo., 10. Oktober 2022 - 17:10

..."Selbst Kritiker, die das Fernziel von 100 Prozent Wind- und Solarstrom für unerreichbar halten, bescheinigen den Agora-Berechnungen Substanz und Qualität."
"Nur wenn man genauer hinsieht, stößt man auf Grundannahmen und Randbedingungen, die einfach nicht realistisch sind."
Na was denn nun?
"Am Ende ist es eben doch eine Glaubensfrage.“
Aha, wenn ich also ganz fest an den Weihnachtsmann und den Osterhasen glaube
werden sie Wirklichkeit.
Oh Gott, diese Spinner regieren mich.

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 10. Oktober 2022 - 17:28

Die gesamte Energiewende ist ein großer Betrug mit dem Schlagwort von kostengünstigen, erneuerbaren Energien. Physikalisch sind Erneuerbare Energien (EE) nicht real, Energien können (immer mit Verlusten!) gewandelt werden. Das kann bei Betrachtung der komplexen Natur unerwünschte Nebeneffekte haben, die der Einfachheit der Erzählung gerne unbeachtet bleiben. Nur die Natur lässt sich nicht überlisten. Das gilt auch für die nicht erzeugbaren Energiemengen und den Traum vom grünen Wasserstoff, der nächsten Lüge.
Da verwenden die Grünen und ihre EE-Lobby die Aussage, niedrige Gaspreise würden den Ausbau behindern. Dabei ist es gerade der Ausbau der Erneuerbaren, der den Gasverbrauch in die Höhe treibt, weil nur damit Blackouts schnell genug verhindert werden können. Mit dem Gasmangel stößt dieses Modell an seine Grenzen, Ersatz ist nicht da. Graichen als Chef-Lobbyist in Regierungsämtern wird man im Zweifel bei einem Blackout genauso wie Herrn Habeck nichts anhaben können.

Sabine Jung | Mo., 10. Oktober 2022 - 20:30

nur mit dem Kopf schütteln und hoffen, es wird nicht ein zu langer und kalter Winter, wir genug zu essen haben und etwas Kohle und Holz zum Heizen.
Was ist nur in diese Bundesregierung gefahren? Jeder noch halbwegs normale denkende Mensch kann doch eins und eins zusammen zählen. Ohne eine Übergangsenergie in Form von Gas wird das nix im Winter, weder für die Industrie noch für den Normalbürger zu Hause. bezahlbar muss sie sein, wenn nicht von Putin, dann eben von wem? Und genau das ist der Knackpunkt! Wir haben nicht genug Gas und schon gar nicht bezahlbar.
Deutschland adios!

ursula keuck | Mo., 10. Oktober 2022 - 21:27

Nach dem Stimmen dazu gewinn der Grünen in Hannover - verbunden auch dort demnächst in der Regierung, grüne Vernichtungspolitik zu befehlen - sollen bei der Klimamafia in den Nobelviertel der Städte und Kommunen die Sektkorken bis in den frühen Morgen geknallt haben.
Dazu immer wieder lauthals; „Atomkraft nein danke, Atomkraft nein danke….

Das schlimme im Wahlkampf war der "Solidaritätsgedanke" von Rot und Grün. Für uns reichen Wind- und Solarstrom, wenn die im Süden (incl. des grünen BW) keinen Strom mehr haben, dann haben sie halt Pech gehabt. Sie hätten ja mehr Windkraft bauen können, auch wenn dort selten Wind weht.
Und zahlen für die teuren Leitungen wollen wir auch nicht.
Hoffentlich brauchen wir Niedersachsen diesen Winter bei Dunkelflaute keinen Strom aus dem Süden.

Bettina Jung | Mo., 10. Oktober 2022 - 22:46

Klar, lässt sich die Grüne Politik mit Zahlen belegen - nämlich mit Nullen.

Gabriele Bondzio | Di., 11. Oktober 2022 - 08:27

Die Glaubensfrage geht aber verschiedene Wege

Gerade las ich:
"Gut jeder vierte Betrieb (27 Prozent) reagiert kurzfristig mit einer zeitweisen oder dauerhaften Produktionseinstellung, Verlagerung der Produktion ins Ausland oder einer Produktionsdrosselung auf die Energiekrise. Mittelfristig wollen 48 Prozent mit diesen Maßnahmen gegensteuern. Der Blick in die Zukunft ist düster: Für 39 Prozent (Strom) bzw. 45 Prozent (Gas) sind die Konditionen in den neuen Verträgen kurz- bis mittelfristig nicht mehr tragbar."

Wenn jeder zweite Unternehmer die Existenz seines Betriebes gefährdet oder die Konkurrenzfähigkeit in Gefahr sieht, hat ja der Mittelstand den Glauben von Graichen...nie geteilt bzw. verloren.

Ist halt so, dass auf dem Papier alles besser aussieht wie die Umsetzung in die Realität.
Mit den sogenannten "Erneuerbaren" haben wir ja schon ein paar Jahre Realität, aber nicht viel Glauben.
Guter Artikel Herr Gräber.

"Glaube" heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist."
-Nietzsche

Achim Koester | Di., 11. Oktober 2022 - 09:47

die Herr Graichen beschreibt, ist nur deshalb in sich logisch, weil man die Axiome verändert hat. Das ist wie in der Mathematik: Ändert man die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten, erhält man ein, wenn auch in sich logisches, so doch im Endeffekt falsches Ergebnis. Solche Scheinlogik kannten übrigens schon die alten griechischen, Philosophen, die einen hypothetischen "Wettlauf zwischen Achill und der Schildkröte" beschrieben, den der Halbgott angeblich nicht gewinnen kann.

Ernst-Günther Konrad | Di., 11. Oktober 2022 - 10:09

Fangen wir oben an Herr Gräber. Habeck selbst ist schon der Falsche, auch wenn der fliegende Robert zu Beginn gehypt wurde, dass sich die Balken bogen. Graichen ist nur ein Teil des ideologisch verseuchten Ministerium. Was ist eigentlich mit den beiden hochdotierten Ministeriumsbeamten, die angeblich unter Verdacht stehen, für Russland zugearbeitet zu haben? Waren das am Ende kritische Mitarbeiter, die man auf dem Weg entsorgt hat, damit ein Graichen noch mehr Einfluss hat? Nazi ging nicht, hat man ja nun ein zweites Standbein, unliebsame, am Ende kritische Mitarbeiter zu entsorgen. Habeck ist nicht das einzige Problem und seine devoten gut dotierten Ideologen auch nicht, die gesamte Ampelregierung ist das Problem und vor allem die GRÜNEN Deindustrialisierer. Solange die Medien noch mitmachen, jede öffentliche kritische Diskussion zum Thema Klimawandel und seine Folgen, Energieverknappung, Machbarkeit und Notwendigkeit von Wind- und Solaranlagen unterdrücken, wird sich nichts ändern.

Tomas Poth | Di., 11. Oktober 2022 - 17:09

Hr. Konrad, auf Grund der familiären Verbindungen des Hr. Graichen innerhalb der Grünen sehe ich hier sogar familiäre Clan- oder Oligarchenstrukturen am wachsen.