Die Rede von Sahra Wagenknecht im Bundestag am 8.September sorgte in der Linksfraktion für Aufruhr / dpa

Endgültige Spaltung verschoben - Die Linke wird zur Beutegemeinschaft

Sahra Wagenknecht wird nicht aus der Bundestagsfraktion der Linken ausgeschlossen und erhält auch kein grundsätzliches Redeverbot, wie es einige Parteifreunde fordern. Doch die Gräben zwischen den verfeindeten Lagern sind tiefer denn je, und eine Spaltung scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Der große und von einigen fast ersehnte Knall ist am Dienstag ausgeblieben. Oder besser gesagt: verschoben worden. Der von einigen Abgeordneten und Parteifunktionären geforderte Ausschluss von Sahra Wagenknecht aus der Linksfraktion im deutschen Bundestag ist vorläufig vom Tisch, und auch ein Antrag, der unter Bezugnahme auf ihre Rede in der Haushaltsdebatte am 8. September ein faktisches Redeverbot für Wagenknecht als Vertreterin der Fraktion festlegen wollte, wurde von den acht Unterzeichnern zurückgezogen, nachdem sich abzeichnete, dass er nicht mehrheitsfähig sein würde. 

Das gilt auch für die Forderung nach Rücktritt der beiden Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali, denen vorgeworfen wurde, die Rede von Wagenknecht in der Debatte ermöglicht zu haben, obwohl ihre bekannten Positionen zum Ukraine-Krieg und zu den Sanktionen gegen Russland nicht mit der Mehrheitsmeinung in der Fraktion übereinstimmten.

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Gerhard Lenz | Do., 22. September 2022 - 08:46

So wird das nichts. Mal wieder ein Kompromiss, bis Frau Wagenknecht das nächste Mal in gewohnter Art und Weise ihre höchst kontroversen Ansichten zum Besten gibt. Parteitagsbeschlüsse, Fraktionsregeln? Interessieren sie nicht. Sowohl Wagenknecht selbst als auch die Partei sind sich bewusst, dass sie in Teilen der Öffentlichkeit durchaus ankommt.
Aber genau hier liegt der Denkfehler der Linken. Öffentlicher Zuspruch - oft aus Reihen der Rechtsextremisten - sollte man nicht mit Wählerstimmen verwechseln. Bei den letzten Wahlen in Bund und Land NRW hat die Linke miserabel abgeschnitten - obwohl sie dort mit Wagenknecht warb. Und ihre großartige linke Sammlungsbewegung war ein einziger Flopp.

Wagenknechts Zuneigung zum Schlächter Putin gründet sich vor allen Dingen auf ihrem pathologischen Hass auf den Westen. Bestärkt wird sie darin zweifellos durch ihren Gatten, den ewigen Anti-Imperialisten Lafontaine.

In einer modernen Linkspartei hat die Frau nichts zu suchen, eher in AfD od. DKP.

Herr Lenz, ohne Sahra Wagenknecht würde es bei Die Linke besser laufen? Sehr optimistisches Brainstorming.

Gerhard Lenz | Do., 22. September 2022 - 18:47

Antwort auf von Jens Böhme

Oder finden Sie, dass es mit Wagenknecht für die Linke gut läuft?

Gabriele Bondzio | Do., 22. September 2022 - 08:57

Es war schon immer so, werter Herr Balcerowiak, das Menschen, welche die Wahrheit benennen auch in der eigenen Blase gestört haben.

Habe mir vor zwei Tagen (extra wegen Wagenknecht) Markus Lanz angetan.
Ich sagte bereits ich bin auch ein nonverbaler Beobachter.
Trotz (mal wieder) 3 gegen 1, war sie der Fels in der Brandung. Und hat alle Drei in die Tasche gesteckt.
Lanz rutschte vor lauter Nervosität (dass er keinen Angriff landen konnt) auf seinen Stuhl hin und her und strich sich dauernd über den Schopf.
Bei Wolkow, (russ. Oppositioneller), war aus seinen Gebahren und Worten, ersichtlich, dass er auf Werbefeldzug für sein Buch war.

Und Frau Münstermann (Politikexpertin der "Rheinischen Post") kam in Worten, Gestik und Mimik so blass herüber, wie sie(von der äußeren Erscheinung) auch ist.

Wagenknecht, ruhig gelassen, klug parierend.
Zu keiner Zeit um Antwort verlegen.
Die Frau ist ein Gesamtpaket von innerer und äußerer Schönheit und Intelligenz.

Die Linke ein zerzauster Spatz

Wolfgang Z. Keller | Fr., 23. September 2022 - 12:27

Antwort auf von Gabriele Bondzio

... dass Sie sich überwunden, "wieder mal" den daueraufgeregten Krawattenzupfer Lanz gekuckt UND das hier auch noch kundgetan haben.
An Ihnen nahm ich mir per ZDF-Mediathek ein Beispiel und bereue nichts.
So souverän, wie sich Frau Wagenknecht DA präsentierte, habe ich sie noch nicht gesehen - ließ sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen, ja, das absolut glaubhafte Lächeln über weitere Strecken (Motto: ich kenne - gegendert natürlich - meine Pappenheimelnden!) machte mir ausgesprochen gute Laune.
Zugeben will ich allerdings, dass Markus Lanz sich diesmal deutlich besser, will heißen anständiger verhalten hat als vor Jahren schon einmal gegenüber dieser Frau (und abgemildert meist gegenüber allem, was links von der CDU steht). Sogar recht gab er ihr gegen Ende "ihres Parts" zu dem einen oder anderen Punkt.
Als dann "die Biden anderen" (kleines Wortspiel) drankamen, habe ich umgeswitched, ich kann diese Kriegsrethorik von Hinz und Kunz nicht mehr ertragen ...

Karl-Heinz Weiß | Do., 22. September 2022 - 09:49

Eine sehr freundliche Beschreibung der Rolle von Frau Wagenknecht. Was eint das Ehepaar Lafontaine? Ein verstaubtes Verständnis von linker Politik- Selbstbespiegelung und kein innerer Bezug zu den Alltagsproblemen der Bevölkerungsmehrheit. Eine Rosa-Luxemburg-Kopie ist zu wenig. Und die LINKEN sind mittlerweile eine Kaderpartei-freundliche Grüße vom anderen Ende des Hufeisens.

Hans Süßenguth-Großmann | Do., 22. September 2022 - 10:05

Die AfD wird von den kommenden Verwerfungen profitieren. In den Schichten, die auf die Tafel angewiesen sind kommen unser ukrainischen Gäste ( warum gibt es keinen Kaviar ) als Konkurrenten in Betracht, das befördert den nationale Aspekt und die ohne Tafel erschwert über die Runden kommen müssen, sehen in den Sanktionen gegen Russland die Quelle allen Übels. Dagegen kommt die Linke nicht an, die jeden Bedürftigen auf der Welt nach Deutschland einladen möchte.

Christa Wallau | Do., 22. September 2022 - 10:09

ist das zutreffende Wort für diese Linke.
Schon die Rest-SED (PDS) am schmählichen Ende der DDR war eine solche. Im übrigen sind die anderen Parteien letztlich auch nichts groß anderes als ein Verein von Menschen, die zuerst ihre Schäfchen ins Trockene bringen, bevor sie einen müden Gedanken daran verlieren, wie es ihren deutschen Mitbrüdern und -schwestern infolge ihres Handelns ergeht.
Alle Illusionen in dieser Hinsciht habe ich längt verloren.
Die Einzigen, die sich wirklich noch vordringlich für unser Land, also u n s e r konkretes deutsches Schicksal interessieren, das sind samt und sonders Außenseiter, mögen sie nun Wagenknecht, Sarrazin, Palmer oder Höcke heißen.
Wer als Bürger in einem demokratischen Staat nicht aufpaßt und sich v o r dem Wählen seines eigenen Verstandes bedient, sondern sich einschläfern läßt von süßen Reden, dem ist nicht zu helfen. Er muß die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hat - es sei denn, er ist so reich, daß er ins Ausland gehen kann.

als Qualitätsausweis für Vaterlandsliebe!

Frau bleibt sich treu. Man kennt sie ja.

Der Faschist Hoecke soll jemand sein, der Deutschland liebt. Der Deutschland liebt? Sicher nicht dieses Deutschland. Eher ein imaginäres, gereinigtes, das nach erfolgreicher erinnerungspolitischer Wende wohl mehr mit dem der 30er Jahre des letzten Jhdts. gemein hat.
Ach halt, Hoecke ist ja nur ein Nationalromantiker...

Palmer, der ewige Querulant. Muss immer was zu sagen haben, sonst fühlt er sich in seiner schwäbischen Heimat unbeachtet. Und da nur auffällt, was Rabatz macht, wird er am rechten Rand fleissig beklatscht, wenn er mal wieder seiner eigenen Partei einen verbalen Tritt verpasst hat.

Der Hobby-Ethnologe Sarrazin mit seinen kruden Rassentheorien darf natürlich nicht fehlen. Obwohl der nicht mal was mit der AfD zu tun haben will.

Ein feiner Trupp von ausgemachten Egomanen, der da beisammen ist: Wagenknecht, Hoecke, Palmer, Sarrazin..

Aber was soll man anderes erwarten...

Was regen Sie sich überhaupt noch auf?
Die von ihnen so genannten "Querulanten und Extremisten" haben doch im Land der willigen Mitläufer, Deutschland, gar keine Chance, irgendetwas in ihrem Sinne durchzusetzen.
Dafür sorgen zuverlässig die Hauptmedien, der Verfassungsschutz und Leute wie S I E !
Warum antworten Sie immer noch auf meine Kommentare?
Ihr Verdienstorden ("Verteidiger von Moral und Demokratie") ist Ihnen doch sowieso schon sicher, wenn man bedenkt, wie Sie sich allein hier beim CICERO ins Zeug gelegt haben, um mich als Mitglied der AfD zu desavouieren.

Sie dürfen sich ganz beruhigt zurücklehnen:
Die AfD ist in Ketten gelegt, und es herrschen Rot und Grün - Ihre Lieblingsfarben.
Und - wie jeder Gutwillige weiß: Scholz, Habeck, Lindner und Co. - d a s sind die
wahren Patrioten, nicht etwa ein Herr Palmer, eine Frau Wagenknecht, ein Herr Sarrazin oder gar ein Herr Höcke.
Weg mit diesem Querdenker-Pack!

Schönes Wochenende!

Django Reinhardt | Do., 22. September 2022 - 11:05

Der Spaltpilz ist allenthalben in unserer Gesellschaft vorhanden!
Ein Zeichen für einen generellen Umbruch in der politischen Szene!
Ist das ein Wunder?
Ich habe gerade ein Wahlplakat der Grünen zur letzten BTW vor Augen:
Annalena mit zuckersüßem Mund als Bild, der Text:
"Keine Waffen und Rüstungsgüter in Kriegsgebiete. Bereit weil Ihr es seit" !
Und nun, Annalena!!?
Sie will für die Ukraine alles machen, egal wie ihre Wähler zu Hause darüber denken.

Bernd Windisch | Do., 22. September 2022 - 11:14

Den Begriff „Beutegemeinschaft“ auf die Linke zu limitieren ist falsch. Längst haben sich die Parteien unseren Staat zur Beute gemacht. Siehe auch Hans Herbert von Arnim „Der Staat als Beute“.

In Deutschland fehlt dringend eine gemäßigte neue linke Kraft, für die zum Thema Kapital und Arbeit noch nicht alles gesagt ist. Wagenknechts Kritik an den woken Lifestyle Linken ist mehr als gerechtfertigt. Wir benötigen dringend eine neue Linke ohne SED-Erbe und Lifestyleverortung die Arbeitnehmerinteressen glaubwürdig vertreten kann! Eine starke wählbare Opposition zur großen SPD, Grüne, FDP und CDU/CSU Koalition.

Aktuell läuft es, wie schon in der Migrationskrise in 2015, darauf hinaus, dass die Schwachen die Lasten für eine verfehlte Sanktionspolitik tragen sollen. You never walk alone ist die zynische Fortsetzung von der nicht minder zynischen Formel „Wir (Ihr) schaff(t)en DAS“ schon! Wir sitzen zwar alle im gleichen Teich sitzen aber nicht im gleichen Boot!

Markus Michaelis | Do., 22. September 2022 - 13:23

Nicht alle Parteien müssen Volkspartei sein - Parteien, die für bestimmte Korrekturen stehen, haben ihre Ziele und Zeit und es sollte vielleicht normaler sein, dass die nur eine Weile existieren oder sich in neue Richtungen verzweigen.

Ein Wandel ist denke ich der von rein sozialen Themen (mehr materielle Dinge) zu allgemeinen Gerechtigkeitsfragen, bei denen es um Gefühle und Plätze in der Öffentlichkeit geht. Da kann eine Aufspaltung auch sinnvoll sein.

Ich persönlich wäre eher im Wagenknecht-Lager. Das andere Lager nehme ich so wahr, dass man soetwas wie eine absolute, höhere Gerechtigkeit für alle Menschen vertritt und nicht nur für seine Gruppe. Ich glaube an soetwas nicht, sehe auch nicht, dass die Masse der Menschen da mitmacht. Ich sehe nicht, dass eine solche universelle Gerechtigkeit definiert ist und der Ansatz führt daher zu Verbitterungen über Ungerechtigkeit. Aber verschiedene Angebote sind immer gut, streng vorhersehbar ist ohnehin nichts.

Fritz Elvers | Do., 22. September 2022 - 21:58

ihr Gehirn abschalten und der Linie der Partei folgen. Ihr Parteivergehen: Sie hat in ihrer Rede am 8.9. Verhandlungen mit Putin über Gas gefordert. Ach, die finden gar nicht statt? Oder sie sind so geheim, dass Olaf den Inhalt schon wieder völlig vergessen oder das Bulletin verschluckt hat, damit sleepy Joe nicht davon erfährt. Aber die Bardei muss man auch verstehen, was täte sie ohne die Armen, die in der Kälte sitzen?

Das Dumme für die Linke ist, dass sie ohne Sahra den Rang einer Tierschutzpartei hätte, wenn auch genügend Geld.

Da gibt es doch diesen Song von Bob Dylan: "Sara, oh Sara", hat mir neulich der iranische Kellner aus Dortmund-Huckarde aufgelegt.