Bundeskanzler Olaf Scholz spricht Ende August mit Generalleutnant Carsten Breuer auf dem Truppenübungsplatz Putlos / dpa

Leopard und Marder für die Ukraine - Der Kanzler und die Panzer

Der Druck auf die Bundesregierung, Panzer westlicher Bauart an die Ukraine zu liefern, steigt. Bundeskanzler Olaf Scholz verteidigt sich mit dem Argument, in Abstimmung mit den Partnern zu agieren. Steckt dahinter eine Strategie der graduellen Eskalation?

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Bundeskanzler Olaf Scholz bekam dieser Tage die Forderungen der Ukrainer mal wieder direkt von der Bühne zu hören. Wladimir Klitschko, Bruder des Kiewer Bürgermeisters, nahm in Potsdam im Namen des ukrainischen Volkes den „M100 Media Award“ entgegen, und wählte in der Orangerie des Potsdamer Schlosses Sanssouci klare Worte.

Klitschko sagte: „Ich bin beeindruckt von Ihrer Rede. Aber ich möchte nicht nur Worte, sondern Taten. Nur mit modernen Waffen können wir uns verteidigen, können wir euch verteidigen. Wir brauchen schwere Waffen, in großen Mengen, um unser Land zu verteidigen und zu befreien. Natürlich, die Bundeswehr braucht Leopard-Panzer und Marder. Aber ich will daran erinnern: Die Frontlinie verläuft nicht hier, sondern in der Ukraine.“

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Urban Will | Di., 20. September 2022 - 18:38

einem solchen Artikel.
Natürlich kann man liefern und liefern und kämpfen und kämpfen, kann bewirken, dass dieser Krieg auch aus russischer Seite einer wird, denn noch ist es keiner.
Leos und anderes schweres Gerät würden dies forcieren.
Putin schafft bereits Fakten, indem der die besetzten Provinzen per „Volksentscheid“ Russland anschließt. Dann hat er die Argumente, diesen Krieg eskalieren zu lassen, schon bevor die Krim erstürmt wird.
Und dann?
Dann sind die weiteren Vormärsche der Ukrainer Angriffe „auf Russland“, eine Bedrohung deren Existenz. So widersinnig das für den Westen auch klingt, Putin interessiert dies einen Dreck. Der hat diesen Feldzug gestartet, um zu gewinnen.

Und was Russlands Doktrin in dieser Sache aussagt, sollte bekannt sein.
Ich bin mir sicher, dass Putin schon lange nicht mehr (oder sogar nie) die komplette Ukraine einnehmen möchte/wollte.
Die Kriegstreiber auf Seiten des Westens sollten die Erfolge der letzten Tage nicht übermütig werden lassen.

Fritz Elvers | Di., 20. September 2022 - 18:44

Kriegsteilnehmer an, da in diesem Krieg ja auch unsere Freiheit verteidigt werden würde. Wenn dem nicht scharf widersprochen wird, liegt für Putin auch der Verteidigungsfall vor.

Aus Hilfe zur Selbstverteidigung wird schnell Beteiligung. Baerbock, vdL et al. erkennen den Ernst der Lage nicht!

Christoph Kuhlmann | Di., 20. September 2022 - 19:03

die es nie wollte. Als europäische Führungsmacht der Nato sollte man zumindest militärische Großmacht sein. Wir haben nicht einmal eine nennenswerte Luftabwehr. Die russischen Raketen aus Kaliningrad (Königsberg) sind in zwei Minuten in Berlin. Wer da nicht bei jedem Eskalationsschritt zweimal nachdenkt, handelt extrem verantwortungslos. Wir haben ja schon 2015 gesehen, was passiert, wenn sich die Regierung nach den Medien richtet. So etwas geht garantiert schief.

Wolfgang Fengler | Di., 20. September 2022 - 19:45

Warum sollte man mit einem Aggressor Kompromisse erstreiten und ihn erhobenen Hauptes von dannen ziehen lassen? Das Momentum scheint doch derzeit auf der Seite der Verteidiger zu sein und dies gilt es auszunutzen und fortzuführen. Man lese hierzu "die Kunst des Krieges". Je eher dieser Krieg beendet wird, umso weniger Verluste sind zu beklagen. Und an eine Strategie der abgestuften Eskalation ( fas könnte man sagen flexible response) , wie im Artikel beschrieben, glaube ich eher nicht. Zaudern war noch nie erfolgreich.

Gerhard Schwedes | Di., 20. September 2022 - 19:48

Ich finde das Ostereiersuchen nach den Motiven des Kanzlers bezüglich seinee Verweigerungshaltung wenig ergiebig. Was allerdings zum Schluss gesagt wird, trifft den Kern der Sache. Mit Klitschkos Worten verliert mit der zögerlichen Haltung die Ukraine immer mehr Soldaten, Infrastruktur, Talente für den späteren Wiederaufbau. Damit macht man seinerseits die Ukraine zum Opfer des eigenen zynischen und eiskalten Machtspiels, das jeden empathischen Menschen anwidern muss. Hätte man das ukrainische Militär von Anfang an massiv mit den besten Waffen beliefert, wäre mit einiger Wahrscheinlichkeit der Krieg bereits zu Ende oder er befände sich kurz davor. Möglicherweise stünde Putin vor seiner Abdankung als Zar alles Reusen. Die Russen wären vollauf mit sich selber beschäftigt und wir selber würden uns die kalten Füße in den kommenden Wintermonaten ersparen. Appeacement-Politik hat sich noch niemals ausgezahlt. Fazit: Die Ampel ist zusammen mit ihrem Kanzler eine einzige Schande für das Land.

von Klitschko: „Je länger dieser Krieg dauert, desto mehr verlieren wir: mehr Leute, mehr Zukunft, mehr Talent, mehr Infrastruktur.“...als richtungsweisend und untersetzt durch meine eigenen Gedanken, angesehen.

Scholz selbst und seine Partei hängt viel zu sehr an der Macht, um sich klar zu positionieren.
Und ich vertrete immer stärker die Position, es muss aufhören, dieser Krieg in der Ukraine. Die Gewalteskalation dort, könnte für die Welt ein schlimmes Ende nehmen.
Waffenlieferungen sind immer mit einer Verlängerung des Elends der Zivilisten und Soldaten verbunden.

"jeder Krieg ist eine Niederlage des menschlichen Geistes". (Henry Miller/amerikanischer Schriftsteller/Maler)

Hans Süßenguth-Großmann | Di., 20. September 2022 - 20:20

Russland wird eher die Mobilmachung anordnen, als sich aus dem Donbass und der Landverbindung zur Krim zurück zuziehen. Ich denke vor Massenvernichtungswaffen, werden sie nicht zurückschrecken.

Bernd Windisch | Di., 20. September 2022 - 20:21

"Gerade aus den USA kamen in den letzten Wochen immer wieder Signale, dass man eigenen Entscheidungen der Europäer nicht im Wege stehen würde, quasi eine Aufforderung an Deutschland, voranzugehen und eben nicht auf die Amerikaner zu warten."

Die Amerikaner haben bei ihrer Flucht aus Aufghanistan schließlich auch nicht auf Deutschland gewartet

Die Flüchtlingskrise 2015 hat Deutschland aufgrund seines Alleingangs in ihrer Ausprägung bis heute exklusiv. Die aktuelle Energiekrise ebenso.

Was wir jetzt noch dringend brauchen ist ein millitärischer Alleingang in der Ukraine.

Was geschieht eigentlich in und mit einer bis zu den Zähnen bewaffneten Ukraine nach dem Krieg Herr Gathmann?

Andreas Giegler | Di., 20. September 2022 - 20:52

Nach meinem Blick auf die Schulterklappen des Gesprächspartners von Herrn Scholz hat dieser drei "Sterne", ist also Generalleutnant.

Jochen Rollwagen | Di., 20. September 2022 - 20:58

In den Karpaten liegen bereits 20-30 Zentimeter Schnee bei Temperaturen von -5 bis -10 Grad Celsius.

Zur kompletten Verblüffung sämtlicher Groß-, Mittel- und Klein-Strategen bricht ab Anfang bis Mitte Oktober in Ost-Europa auch in diesem Jahr nach einem kurzen Herbst wieder der Winter aus.

Nein ! Doch ! Oh !

Das ist wie Weihnachten. Das kommt ja auch jedes Jahr für einige völlig überraschend.

Jetzt noch über Waffen-Lieferungen "westlicher Bauart" in die Ost-Ukraine zu diskutieren ist - man entschuldige den Ausdruck - an Dummheit nicht mehr zu überbieten.

Gerade Deutschland sollte wissen was ukrainischer bzw. Russischer Winter bedeuten.

Diesen Blödsinn kann man beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen.

Wolfgang Borchardt | Di., 20. September 2022 - 21:03

Damit ist alles gesagt. Aber noch nicht vefragt, was die viel beschworenen "Partner" dagegen haben.

Dr.Andreas Oltmann | Di., 20. September 2022 - 21:29

Sicher kennen Sie die Situation aus eigener Anschauung besser, als wir hier im Warmen und Trockenen. Aber ich glaube, dass Sie vielleicht die dritte Eskalationsstufe auch erwähnen sollten: Russland belässt es nicht bei den jetzigen Ergebnissen, sondern kommt mit doppelter oder dreifacher Übermacht, klügeren Generälen und besser ausgebildeten Soldaten zurück und erobert die Ukraine. Und dann muss der Westen den Atomkrieg vom Zaun brechen, um die Ukraine zu retten. Auch gegen Napoleon und die Nazis standen die Russen vor der Niederlage. Wie das ausging, dürfte noch bekannt sein. Wünschenswert sind solche Vorstellungen in keinem Fall.

Peter Saulus | Mi., 21. September 2022 - 01:55

Könnte es sein, dass die russische Führung erstmal den Winter abwartet? Naivität möchte ich denen nicht unbedingt unterstellen. Aufgrund der russischen Leidensfähigkeit haben sie mehr Zeit als wir. Und je strenger der Winter wird, desto mehr wird sich zeigen, dass Panzer und physische Waffen nicht alles sind.

Inana | Mi., 21. September 2022 - 03:49

Ehrlich gesagt glaube ich eher, der Westen ist untereinander uneinig. Denn es scheint so zu sein, dass ein ukrainischer Sieg zwar denkbar ist - aber keineswegs leicht greifbar. Die Russen sollen in Charkiw schlecht aufgestellt gewesen und sich oft einfach zurück gezogen haben, was sie anderswo nicht unbedingt täten. Dazu soll die westliche Beteiligung erheblich gewesen sein. Wer den Sieg will muss vermutlich bereit sein, die auszuweiten. Die Risiken bleiben enorm.
Und es gibt erkennbar das Lager, dass das will - was man nicht zuletzt an der konzertierten, Pressekampagne merkt. U.a. Scholz und Biden scheinen aber deutlich kritischer zu sein.
Dass es eine Verhandlungsstratie gibt, glaube ich dagegen eher nicht. Die lehnt offenbar wiederum das Falken-Lager ab.

Tomas Poth | Mi., 21. September 2022 - 11:27

... Olafs Roulettekugel? Eines ist sicher am Ende gewinnt die Bank, sonst würde es das Spiel nicht geben.
Bei NS2 hat die US-Bank gewonnen.

Gerhard Hellriegel | Mi., 21. September 2022 - 11:29

Was Herr Putin sagt, interessiert mich nicht. Der Mann hat schon so viel gesagt. Selbst wenn er morgen erklärte, Russland würde sich aus der Ukraine zurückziehen, ich würde dem nicht vertrauen. Auch wenn er mit Atomkrieg droht, beeindruckt mich das nicht. Wenn im Kreml Selbstmordattentäter sitzen, dann können sie jederzeit auf den roten Knopf drücken, mit oder ohne Grund. Wir hatten diese Situation im Kalten Krieg 40 Jahre lang.
Ich zerbreche mir weder den Kopf über die Motive von Herrn Putin noch von Herrn Scholz.
Zu substantiellen Verhandlungen kann es erst kommen, wenn beiden Seiten klar ist, das militärisch nichts mehr zu gewinnen ist. Ich könnte mir als Ergebnis vorstellen: die Krim geht an Russland, der Rest bleibt bei der Ukraine.

Jörg Schwarz | Mi., 21. September 2022 - 14:03

Herr Gathmann hat wohl nicht selbst gedient, denn der Generalmajor ist ein Generalleutnant - auch schon auf dem Bild!