Linker Protest gegen die Regierungspolitik in Leipzig / dpa

Proteste gegen die Ampel - Wie die Linke den eigenen Abstieg bremsen will

Die Linke steckt in großen Schwierigkeiten, ist heillos zerstritten, verliert Wähler an die AfD. Ein „heißer Herbst“ soll da Abhilfe bringen – mit scharfen Attacken auf SPD und Grüne. Die nehmen das relativ gelassen hin. Schließlich ist die Linkspartei für Rot-Grün ein stets willkommener Koalitionspartner.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Die Preise schnellen in die Höhe, und vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen machen sich Sorgen, wie sie über die Runden kommen sollen. Wann, wenn nicht jetzt, müssten das gute Zeiten für die Linke sein. Doch die Partei dümpelt in den Umfragen unverändert bei fünf Prozent vor sich hin. Bei den Landtagswahlen im Frühjahr flog sie im Saarland aus dem Landtag und erreichte in Nordrhein-Westfalen mit 2,1 Prozent das Niveau einer Splitterpartei.

Bei den Linken machen sich viele Sorgen, ihre Partei könnte wieder das werden, was sie nach der Umbenennung von SED in PDS war – eine regionale ostdeutsche Kraft. Das hat sie sich in hohem Maße selbst zuzuschreiben. Schließlich präsentiert sich die Partei als bunte Mischung von Pragmatikern, die mitregieren wollen, sowie mehreren linksradikalen Sekten, denen die Reinheit der eigenen Lehre wichtiger ist als der Bezug zur Wirklichkeit, als Ansammlung von demokratischen Sozialisten und Kommunisten, von solchen, die Putin ein wenig kritisieren, und anderen, die sich noch immer am Kreml orientieren – wie in der guten alten DDR-Zeit.

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Christa Wallau | Do., 15. September 2022 - 11:33

und sie wird noch viel aussichtsreicher werden; denn finanzielle Not reißt den trägsten Nichtwähler aus dem Schlaf.
Dasselbe gilt für die AfD.
Dies ist einzig und allein dem Versagen der (wahlweise) "bürgerlichen" bzw. "anständigen" Parteien der sog. "Mitte" zu verdanken.
An dieser Tatsache kann es doch überhaupt keinen Zweifel geben!
Wer schon vor Jahren vorausgesehen und -gesagt hat, daß wir - dank vieler katastrophaler Fehlentscheidungen - in ähnliche Zustände kommen werden wie in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, wurde verlacht oder als Miesmacher hingestellt.
Und nun?
Haben etwa die Linken oder die AfD mitregiert in Berlin?
Wieso kann man sich jetzt plötzlich nicht genug darin überschlagen, vor ihnen zu warnen?
Man hat doch bisher schon mit aller Macht gegen sie geschossen - jedenfalls gegen die AfD.
Aber das alles kann ja am Ende überhaupt nichts nützen, wenn man selber jämmerlich versagt hat.
Wie wäre es mit ein bißchen mehr Demut, sehr geehrter Herr Müller-Vogg?

Ernst-Günther Konrad | Do., 15. September 2022 - 12:25

Sicher sind nur die GRÜNEN im Falle eines Scheiterns der Ampel. Warum? Nun mit Merz hat man ja schon einen "neuen" Koalitionspartner und das wissen FDP und SPD natürlich. Läßt die FDP die Ampel platzen, ist sie raus. Lässt die SPD sie platzen ist sie ebenfalls raus. Also Augen zu durch, möge die Ampel auch noch so flackern und aussetzen, man will seine Posten sichern und an der Macht bleiben und ggfls. in den Landtagen natürlich auch.
Dieses Theater wäre zu verhindern gewesen, wenn die entkernte CDU sich ihrer Gründungswerte erinnern würde und mit Merkel endlich brechen. Aber genau das passiert nicht. Merz merkelt weiter. Deshalb hält auch Olaf still. Selbst Dreck am Stecken braucht er die Ampel, sonst schmiert die SPD ab. Und die LINKE wird sich zerbröseln und übrig bleiben die Extremisten, die einen heißen Herbst versprechen mit Anschlägen und gewalttätigem Protest. Aber Nancy hält sich das linke Auge zu und bereitet alles dafür vor, es den "Rechten" in die Schuhe zu schieben.

Georg Chiste | Do., 15. September 2022 - 12:42

Kein Wunder, dass so viele Parteimitglieder ein Problem haben. Wer bisher immer brav in der Mehrheitsmeinung seiner Partei mitgeschwommen ist, muss langsam lernen sein Bewusstsein zu teilen. Auf der einen Seite die harte Realität und auf der anderen Seite der ideologisch vorgegebene Traumzustand und Parteienfeudalismus. Wie viele andere Parteien auch, gaukelt man eine virtuelle Realität vor, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Ich bin mal gespannt wann die Wähler merken, dass einige Parteien eine Politik gegen ihre Interessen machen. Der Artikel beschreibt eigentlich auch, wie sich Parteien mit ihren Absprachen den Staat zur Beute gemacht haben.

Alexander Brand | Do., 15. September 2022 - 16:58

Wozu braucht es die farblos-staubige SED/PDS/Linke? Sie ist wie ein Anzug aus DDR-Zeiten: ohne Reiz, Charm, Stil oder Farbe und dazu noch aus Plaste.

Die Grünen tragen die kommunistischen Gene in die Moderne, sie sind dank massiver medialer Verklärung/Verharmlosung cool, hip, trendy, in.

Und auch die SPD kokettiert mit dem Kommunismus, Kühnert, Esken & Co. fordern ihn unverblümt.

In den Bundesländern in denen die Linke regiert versagt sie auf ganzer Linie, nicht verwunderlich, aber die Wähler registrieren es und wenden sich ab.

Gegen die grüne Konkurrenz kommt die Linke nicht an und genau das ist die Gefahr, denn die Grünen sind das Gegenteil von dem, was sie propagieren zu sein. Sie sind nicht modern, sie sind nicht ökologisch und sie sind nicht demokratisch, sie sind aktuell die größte Gefahr für dieses Land!

Die Grünen sind ein tiefroter Wolf im grünen Schafsfell der den Lämmern verspricht sie nicht zu fressen und die dummen Lämmer glauben es auch noch!

Ingo Frank | Do., 15. September 2022 - 19:30

Demokratisiert, wie mich ein Mitforist belehren wollte.
Für mich ist‘s eine Partei in der Mehrheit alter zurückgelassener SED Kader (DDR- ler) und in der Minderheit a) linksextreme denen die SPD nicht links genug ist und b) von Leuten die den Sozialismus immer noch als Staatsform wollen. Sich aber von den kleinen Leuten immerhin 30% der Bürger und deren Sorgen verabschiedet haben und lieber ihr Klientel in den Live Style grün linken im großstädtischen Raum suchen. Als Protestpartei schlicht im Osten nicht mehr, und im Westen in die Bedeutungslosigkeit abgedriftet. Im übrigen die Ausgetretenen, alle beide aus Hell- Deutschland. Und wenn Fr.Wagenknecht sagt, dass die Sanktionen gegen Russland ehr der EU u. Im besonderen Germany trifft, liegt sie da falsch? Ich sage nein.
Im übrigen, werde ich am 19.09. 17.00 demonstrieren. Der Bürgermeister unserer 20 T EW- Stadt hat dazu aufgerufen. Und ein Plakat werde ich auch basteln + tragen. Tja im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie ….

Alexander Brand | Fr., 16. September 2022 - 11:34

Antwort auf von Ingo Frank

ja, diese Lüge die SED/PDS/Linke im Speziellen und der Kommunismus im Allgemeinen wäre mit der Demokratie vereinbar ist auch mir geläufig. Diese Mär wird sehr gerne von unseren dem Kommunismus nahestehenden Medien und ihren Parteien verbreitet, denn der Wähler soll glauben, daß die ihm vorgesetzte linksautoritäre Suppe auch weiterhin jegliche von einer Demokratie zu erwartenden Freiheiten bietet. Auch soll er glauben, daß er weiterhin im Wohlstand leben wird.

Der Kommunismus und alle seine Unterformen, darunter auch der Sozialismus, ist nicht mit einer Demokratie vereinbar, das war er nie, das ist er nicht und das wird er nie sein!

Ich sehe hier auch die große Gefahr bei Personen wie Frau Wagenknecht, natürlich hat sie mit sehr vielen ihrer Äußerungen recht. So wie ich sie einschätze, ist das aber nicht ihre Meinung, sie nutzt nur Strömungen sehr geschickt aus, um sich zu profilieren. In Wirklichkeit ist sie eine hochgefährliche Demagogin!

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 17. September 2022 - 11:34

mit scharfen Attacken gegen SPD und Grüne?
Dazu muss man wohl Mitglied der Linkspartei sein und evtl. gar dem alten Theorem des "Linksfaschismus" verbunden?
Richtig ist, die SPD war m.E. immer auch staatstragend, jetzt mehr.
Eine gesellschaftliche Linke und ein bisschen weniger Links-"Herrschaftsattitüden", hätte das nicht damals diesen fatalen Rechtsruck im Deutschen
Reich verhindert?
Ich habe es gar nicht mehr auf dem Schirm, aber so eine große Affinität der Sozialdemokratie zu den Konservativen gab es damals eher nicht, bei den Verhältnissen der industriellen Revolution?
Die Linke darf gerne erklären, worin ihre Unterschiede zu jeweils SPD und Grünen liegen, obendrein ihre Bereitschaft zu politischer Zusammenarbeit auf dem Boden unserer verfassten parlamentarischen Demokratie bekunden, aber Hauptadressaten sollten für die Linken doch wohl Liberale, AfD und Konservative sein.
Auch das wäre mir zu mühsam, lieber sagen, wofür man einsteht und dies einbringen in unser aller Wohlfahrt.

Gerhard Lenz | So., 18. September 2022 - 17:19

Eigentlich sind die Zeiten gut für "Protest". Die Schwierigkeiten, vor denen viele Regierungen der westlichen Welt stehen, sind komplex und für viele Menschen schwer zu verstehen. Die üblichen Brandstifter stehen parat, rufen zu Demos auf: Die Aggressionen des Kriegstreibers Putin werden zur Seite geschoben oder gar als verständliche Reaktion auf angebliche Kriegstreiberei des Westens "verteidigt". Diejenigen, die auf Putins Destablisierungsversuche reagieren, werden zusätzlich an den Pranger gestellt.

Rechtsaußen, bei AfD und ähnlich Programmierten zeigen sich bedingungslose Putin-Bewunderung und abgrundtiefer Hass auf den "dekadenten" Westen. Auch Teile der Linken, emotional noch immer im anti-imperialistischen Kampf aus Zeiten des Vietmankrieges gefangen, sehen ausschliesslich den Westen als "Feind" - gleich was sich der Schlächter im Kreml leistet. Diese Teile - konkret geht es um die sogenannten "Wagenknechte" - muss die Linke loswerden.
Sonst hat sie garantiert keine Zukunft.