Wer echte Gleichberechtigung will, muss auch die Realitäten anerkennen / Illustration: Zoonar, Svetlana Foote/dpa; Fotomontage: Dominik Herrmann

Der Wokeness-Wahn, Teil 2 - Das Narrativ von der „gläsernen Decke“ - und was die Statistik verrät

Das Patriarchat soll dazu führen, dass Frauen in Politik und Wirtschaft an „gläserne Decken“ stoßen und deshalb sowohl in politischen Spitzenämtern als auch in den Führungsetagen der deutschen Unternehmen deutlich unterrepräsentiert sind. In absoluten Zahlen mag das stimmen. Doch ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Gründe dafür vielfältiger sind, als im Kampf gegen das Patriarchat gerne propagiert wird. Teil 2 der Cicero-Serie zu den Auswüchsen der woken Ideologie.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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„Mit wehenden Haaren gegen die Mullahs“ ist der Titel einer knapp 60-minütigen Dokumentation über den Kampf der Frauen im Iran gegen das Mullah-Regime. Im Mittelpunkt des aufrüttelnden Zeitdokuments steht die Journalistin und Aktivistin Masih Alinejad, die zuerst als Parlamentsreporterin und mittlerweile im Exil zum Sprachrohr für Millionen Iranerinnen geworden ist, die gegen den Hidschab-Zwang in ihrem Land rebellieren. Und dagegen, in der Öffentlichkeit nicht singen zu dürfen. Und dagegen, dass es fast ausschließlich Frauen sind, die bei Ehebruch bestraft werden. Die Liste der Unterdrückung ist lang, sehr lang – und ohne Zweifel ist der Iran ein Patriarchat von Staats und Glaubens wegen.

Nun wäre es absurd, bei der Beschäftigung mit der Frage, ob es auch in Deutschland das vielbeschworene Patriarchat gibt, respektive wie mächtig es im Jahr 2022 noch ist, auf den Iran zu verweisen. Nach dem Motto: „Ihr deutschen Frauen, stellt euch nicht so an, denn schaut nur, wie es den Frauen im Iran ergeht!“ Und dennoch macht es zu Beginn dieses Beitrags Sinn, sich ein Land wie den Iran anzusehen, um einmal festzuzurren, worüber wir eigentlich sprechen, wenn auch hierzulande vom Patriarchat die Rede ist. Denn feststeht: In Deutschland haben Frauen die gleichen Rechte wie Männer. 

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Ernst-Günther Konrad | So., 4. September 2022 - 17:52

Das haben Sie wirklich gut, leicht verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Mir ist dieser Tage noch ein weiterer Bereich von offenbar überproportional durch Frauen besetzter Bereich aufgefallen. Vielleicht können Sie oder Herr Paul das mal recherchieren. Ich meine den ÖRR, in dem vorwiegend derzeit Frauen in Führungspositionen, als Intendantinnen oder Direktorinnen, gerne auch mit dem eigenen Geschlecht liiert, in die negativen Schlagzeilen geraten sind. Auch ein verheiratetes männliches Ehepaar hat sich wohl gegenseitig bevorteilt. Was den Anteil der sichtbar gewordenen gleichgeschlechtlichen Beziehungen sicher nur im Kleinen abbildet. Natürlich dürften Mauscheleien und Korruption bei den Heteros den Hauptteil ausmachen. Dennoch. Egal welches Geschlecht. Es kommt auf die Anzahl der Bewerber für einen Posten, ob Partei und Wirtschaft an und natürlich deren berufliche Präferenzen. Dennoch zählt für mich nur eines. Eignung, Leistung und Befähigung, was derzeit nicht mehr gilt.

guter Beitrag von Ihnen.
Was Sie hier auflisten, erkenne ich als eine Verschwulung der Gesellschaft, von oben her.
Diese kleine Minderheit hat sich überproportional in Führungspositionen geschoben, hinaufgefördert und bestimmt, fröhlich in die Kassen greifend, teile unserer Gesellschaftspolitik.

Hans Jürgen Wienroth | So., 4. September 2022 - 18:49

Die Institutionen, die in unserer Gesellschaft das Patriarchat beklagen, stehen überw. auf der politisch „linken“ Seite. Oft wird hier Gleichberechtigung mit Gleichstellung verwechselt, was dem Land wirtschaftl. Schaden zufügt. Es bleibt festzustellen, dass in unserer Gesellschaft immer weniger Kinder geboren werden. Aus diesem Grund hat die Regierung beschlossen, Fachkräfte aus anderen (patriarchalen?) Kulturen zu importieren, eine Art moderne „Umsiedlung“?
Am Grundproblem ändert sich nichts, es werden weiter zu wenig Kinder geboren und das scheint zum „modernen“ Gesellschaftsbild zu gehören. Ist diese Gesellschaft Kinder- und Familienfreundlich? Ist es wirklich der Wunsch vieler Frauen, full-time Karrierefrau zu sein? Beschränkt sich die Mutterschaft dann weitestgehend auf Geburt, Krankenpflege, Wäsche waschen und finanzielle Einschränkungen, oft auch damit allein gelassen? Betreuung und Erziehung werden staatlich organisiert. Ist das für Eltern attraktiv?

Martin Böhm | Mo., 5. September 2022 - 10:35

Nach den genauen Gründen dieses Gaps wird doch gar nicht gesucht bzw. schlichtweg verschwiegen. Meine Frau arbeitet bei einem großen Einzelhandelsunternehmen verdient gut fährt aber 80km eine Strecke ins Büro. Hier in der Nähe hätte sie Lohneinbußen von ca. 30% hinnehmen müssen. Sprich wie weit jemand bereit ist zur Arbeit zu fahren macht sich beim Lohn bemerkbar. Darüber gibt es Statistiken, die zeigen, dass Männer in der Regel deutlich weiterfahren.
Das GAP Mütter zu Frauen ohne Kinder wurde erwähnt, spielt aber bei den Diskussionen nie eine Rolle. Der letzte Punkt, früher hieß es mal leistungsgerechte Bezahlung und nicht gleicher Lohn bei gleicher Arbeit. Heute wird eher gleicher Lohn bei gleicher Qualifikation bezahlt. Junge Frauen mit Studium verdienen nach kurzer Zeit mehr als erfahrene Frauen mit Ausbildung aber gleicher Arbeit.