Hanselle Antes
Ralf Hanselle und Gerd Antes

Gerd Antes im Gespräch mit Ralf Hanselle - Cicero Podcast Gesellschaft: „Manche Aspekte im Verhalten des Gesundheitsministers sind grob unverantwortlich“

Der Medizinstatistiker Gerd Antes hat vieles von dem, was der deutschen Corona-Politik fehlt: Daten, Zahlen, Fakten. Als namhafter Wegbereiter der evidenzbasierten Medizin in Deutschland hat Antes zudem einen guten Blick auf die internationale Studienlage. Im Cicero Podcast Gesellschaft spricht das ehemalige Stiko-Mitglied über die besorgniserregenden Verschränkungen von Politik, Wissenschaft und Medien sowie über die größten Fehler von Karl Lauterbach.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Januar 2020 gibt es wohl kaum ein Wort, das von der Politik derart oft in den Mund genommen wurde wie evidenzbasierte Medizin (EbM). Die Krux dabei: Selten war EbM drin, wo EbM draufstand. Kaum einer weiß das besser als Gerd Antes. Der heute 73jährige Medizinstatistiker hat der evidenzbasierten Medizin in Deutschland erst zum Durchbruch verholfen. Zu einer Zeit, als man in der medizinischen Wissenschaft noch das blinde Expertentum und die kaum einmal hinterfragte Eminenzbasierung" pflegte, gründete Antes als einstiger Mitarbeiter des Instituts für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik der Universität Freiburg 1998 das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Bis 2018 war er zudem Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums, einer internationalen Vereinigung, die sich dafür einsetzt, Entscheidungen zu Gesundheitsfragen auf Basis hochwertiger, relevanter und aktueller wissenschaftlicher Evidenz zu treffen.

Im Cicero Podcast Gesellschaft klagt Antes darüber, dass EbM besonders in der Corona-Krise kaum eine Rolle gespielt habe: Das ist auch ein deutsches Problem: Wir steuern das Land auf einem Niveau, das methodisch zuweilen unter dem Anfängerniveau studentischer Lehrbücher liegt. Wie bei uns Daten erhoben werden und Wissen aus diesen Daten gezogen wird, das ist aberwitzig schlecht.

Besonders liegt dabei der Bundesgesundheitsminister im Fokus von Antes Kritik. Die Art, wie Karl Lauterbach (SPD) zwischen Rollenbildern wie Berufspolitiker, Wissenschaftler und Talkshow-Gast wechselt, ist für Antes nicht nur grob unverantwortlich“, sie spiegelt auch ein System wider, in dem sich das Dreieck aus Medien, Politik und Wissenschaft auf gefährliche Weise verschiebt. Welche Folgen diese Verschiebung haben kann und wie wir aus dieser Schieflage wieder herausfinden können, darüber redet Antes mit Ralf Hanselle, dem stellvertretenden Chefredakteur von Cicero.

 

Das Gespräch wurde am 29. August 2022 aufgezeichnet.

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Ernst-Günther Konrad | Sa., 3. September 2022 - 10:22

All diese Fragen, die Prof. Antes da sachlich, nüchtern erklärte, hatten viele sog. "Querdenker" recht schnell zu Beginn dieser sog. "Pandemie". Es wurde alles, aber auch alles hingenommen und nicht hinterfragt. Niemand bestreitet die Existenz des Virus. Niemand bestreitet, dass man selbst als absolut gesunder Mensch auch an einem Virus sterben kann. Aber ich bestreite, dass es jemals eine per Begriffsdefinition, die inzwischen politisch angepasst "entschärft" wurde, eine das Volk dahin raffende Seuche gab. Keine bzw. max. fünf kleinere, wenig aussagekräftige eigenen deutschen Studien. Ein sich als Wissenschaftler selbst bezeichnender Gesundheitsminister, der jetzt in einem Anfall von Verfolgungswahn, jegliche Grundsätze der Wissenschaft politisch aushebelt, drangsaliert die Bürger und droht wieder mit Seuchentod und Maßnahmen. Das war ein inhaltlich sehr gutes Interview von beiden Seiten und auch für mich als Laien, nachvollziehbar leicht verständlich. Noch mehr davon Herr Hanselle.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 3. September 2022 - 11:19

Ein sehr gelungener Podcast. Herr Antes generiert sich nicht als Besserwisser, sondern benennt seine Unsicherheit am Beginn der Pandemie. Der jetzige deutsche Sonderweg ist ein Irrweg, der im Medienhype zur Person Karl Lauterbach glasklar zum Ausdruck kommt. Woher kommt diese Gier, stets alles besser zu wissen als der Rest der Welt ? Weltrettung durch offene Grenzen, gasbasierte Energiewende, Zero-Strategie. Es ist keinesfalls nur grünes Gedankengut, wenn auch der neue Medienstar ein ehemaliger Kinderbuchautor ist. Aber vielleicht kommt gerade bei ihm dieser Zwiespalt besonders zum Ausdruck: Bewunderung für den dänischen Pragmatismus und Verwurzelung im doktrinären deutschen Denken eines MP Kretschmann.

Maria Fischer | Sa., 3. September 2022 - 12:24

Die aufgeblasene Vorstellung vom eigenen Wert, erlaubt es Lauterbach nicht, seine Bedeutungslosigkeit zu erkennen.
Ein Staat, der auf solche Personen setzt, will nicht die Freiheit sondern die Knechtschaft.
Lauterbach ist nur eine Marionette im ideologischen und perfiden Spiel um Macht und Geld.

Maria Fischer | Sa., 3. September 2022 - 14:23

Es ist ungeheuer befremdlich, wenn man aus einem anderen Land nach Deutschland einreist und sich diese kritiklose Annahme von Befehlen
anschaut.
Nicht nur in der Corona Politik.
Deutschland widmet sich wieder hingebungsvoll einem kleinkarierten Nationalismus, diesmal in der Farbe Grün.

BHZentner | Mo., 5. September 2022 - 01:42

Im Jahre Drei des Corona-Maßnahmen-Regimes wurde evident,daß keine bzw.nicht genügend Daten vorlagen bzw.die erhobenen Daten in ihrer Fülle nicht(überforderte Gesundheitsämter)zusammenzutragen waren, um eine umfassende Evaluation vornehmen zu können-unglaublich,in einem der höchstentwickelten Gesundheitssysteme der Welt!Drosten hat sich verp....u.Lauterbach braucht offensichtl.keine Evaluation.Werter Herr Antes,ich war schon mehrmals Ohrenzeuge Ihrer fundierten,konstruktiv-kritischen Interviews im DLF,die mich regelmäßig ratlos zurückließen ob ihrer Folgenlosigkeit. Sie,wie auch übelst kaltgestellte andere Vertreter der ,,evidenzbasierten"Medizin, waren nicht in der Lage diesem wahnwitzigen Pharmareferenten in den Arm zu fallen.Der zieht jetzt wieder sein Angst-Marketing durch,um die vorbestellten, noch besser,,immunisierenden", jetzt sogar vor Ansteckung schützenden ,,Impfstoffe"ins Volk zu injizieren.Der gehört ,,geteert u.gefedert"-wie der Wunderdoc im Western-davongejagt.