Schauspieler Alexander Klaws als Winnetou bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg
Woke Ideologen würden keine Friedenspfeife mit ihm rauchen: Alexander Klaws in Bad Segeberg als „I-Wort“ Winnetou / dpa

Salman Rushdie und Winnetou - Die satanischen Zeilen des Karl May

Ende der 1980er-Jahre wollten fanatische Ideologen eine tolerante Gesellschaft dazu zwingen, Salman Rushdies „Die satanischen Verse“ nicht zu lesen. Auch heute wollen fanatische Ideologen eine tolerante Gesellschaft dazu zwingen, dass nicht mehr alles gesagt oder gelesen werden darf. Damals waren es islamistische, heute sind es woke Ideologen.

Axel Meyer

Autoreninfo

Prof. Axel Meyer Ph.D. ist Professor für Zoologie und Evolutionsbiologie an der Universität Konstanz. Er gehört der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an.

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Das Attentat auf Salman Rushdie durch einen islamistischen Terroristen in New York brachte Erinnerungen an meine Studienzeit in Berkeley zurück. Dort gab es in Vor-Amazon-Zeiten viele wunderbare unabhängige Buchläden (und auch tolle Filialen von Buchhandelsketten). Jetzt sind fast keine mehr da. Cody’s an der berühmten Telegraph Avenue, die direkt in den Campus mündet, war mein Lieblingsgeschäft. Dort gab es eine riesige Auswahl gebrauchter Bücher, und ich ließ dort fast mein gesamtes mageres Stipendium, als man in der Biologie noch solche gedruckten Werke las und schrieb.

Ende der 1960er-Jahre war meine Alma Mater das liberale Zentrum des „Free Speech Movements“ in den USA, das von einem kalifornischen Gouverneur namens Ronald Reagan energisch bekämpft wurde. Es ging um den Vietnamkrieg, die Wehrpflicht – aber auch schon damals (wie heute wieder) um Bürgerrechte, Meinungsfreiheit, Diskriminierung und Frauenrechte. Die McCarthy-Ära war noch nicht lange her.

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Christian Gülich | Do., 1. September 2022 - 08:59

Zitat: "Auch in Deutschland sind mittlerweile Medien, politischen Parteien, öffentliche Verwaltungen und NGOs fest in der Hand einer (vermeintlich progressiven) verschwindend kleinen Minorität, der die Zuschreibung von Menschen zu angeblichen Opfergruppen wichtiger ist als das Individuum selbst in all seiner Vielfalt und Komplexität. (...) Ideologische Schauprozesse hatten schon unter McCarthy stalinistische Züge, und der heutige Twitter-Mob benimmt sich nicht viel besser: Auch er vernichtet Karrieren und manchmal sogar Leben." Danke für diesen Artikel! Mehr muss man nicht dazu sagen...

Ernst-Günther Konrad | Do., 1. September 2022 - 09:17

Ja, die übertreiben es und wir können nicht erwarten, dass diese "Verrückten" auch ansatzweise ihr eigenes Handeln reflektieren. Offenbar ist auch dieser ganze Cancel Cultur Hysterie auf einen Virus zurückzuführen, der bei wenigen die Hirnmasse hat schwinden lassen. Und da die offenbar ohnehin davon nicht viel hatten, stellt sich bei denen inzwischen eine merkbare Nekrose ein. Die moderne Form der "Bücherverbrennung" wird am Ende genau das Gegenteil erzeugen. Wir alle wissen, dass das scheinbar "verbotene" gerade das Interesse weckt, dass man vermeintlich erhofft, verhindern zu können. Und mit welcher Doppelmoral diese Spinner agieren merkt man gerade im Abgleich zum Fall Rushdie. Inzwischen hört und liest man deutlich mehr Widerstand und wer für Meinungsvielfalt einsteht, auch für Bücher über Gendern, sollte Verlage künftig meiden, die diese Meinungsvielfalt nicht mehr wünschen. Ob Autoren oder Leser, sie sollten überlegen, ob sie bei Ravensburger noch Spiele kaufen oder Bücher.

Manfred Bühring | Do., 1. September 2022 - 09:20

Es sind die woken meist "Grünen Khmer", die für ein Klima der Intoleranz sorgen. Um das zu verstehen, muss man tief in die Entstehungsgeschichte der Grünen einsteigen. Deren ideologischer Kern und deren Vertreter in den 80er und 90er Jahren stammen überwiegend aus K-Gruppen. Und diese wiederum zeichneten sich in der Durchsetzung ihrer Ideologie als zutiefst intolerant und aggresiv bis reaktionär aus. Wer wie ich in der Zeit studiert hat, wird das bestätigen können. Die Saat des "Marsches durch die Institutionen" scheint nun aufzugehen; das reaktionäre 68er-Gedankengut wurde in die nächsten Generationen transferiert. Nun haben wir den Salat und Bücher werden verbannt, irgendwann sicherlich auch ritualisiert verbrannt - für die gute Sache. Merke: Geschichte wiederholt sich meist als Farce.

...hab das Interview morgens gehört.
Die sachliche Unaufgeregtheit ist dem Interviewpartner zu danken, der - nicht nur Karl May-Leser - kenntnisreich historische Bezüge herstellte und Einordnungen vornahm. - Eben kein halbgebildeter ,,Dekolonialisierungs-Rassismus- Aktivist". Solche Beiträge höre ich im ÖRR nur noch selten; habe dann oft das dumme Gefühl, daß diese quasi nur als Ausgewogenheits-Feigenblatt dienen könnten.

Günter Johannsen | Do., 1. September 2022 - 10:36

Es ist nicht nur ein Problem des RBB, oder der ÖRR. Es ist systemisch-allseitig!
Die woken Ideologen lassen uns nur das wissen, was man uns hören lassen will. Es ist Volkerziehung der schlimmsten Sorte: wie ich es aus DDR-Zeiten kenne! Die Ossis sind gegenüber kommunistischer Zwangsberieselung sensibler. Damit das nicht Schule macht, hat man vorsorglich die Ostdeutsche als Rechtspopulisten oder Nazis eingestuft ... und das hat System! Wer sind die woken Drahtzieher? Man muss nicht lange nachgrübeln, sondern nur genau hinschauen, wer mit welcher Vergangenheit und/oder Parteibuch in den einzelnen Stiftungen/Einrichtungen und Rundfunkräten sitzt! Da kann man nichts Anderes erwarten.
"Alles muss raus!" titelt man im Sommerschlussverkauf!

Johannes Rausch | Do., 1. September 2022 - 11:00

Wer im Besitz der alleinigen Wahrheit ist, braucht nicht tolerant zu sein, denn alle anderen Meinungen müssen dann ja logischerweise falsch sein. Zitat nach André Gide:" Ich habe größten Respekt vor denen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind und größte Furcht vor denen, die behaupten sie gefunden zu haben."

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 1. September 2022 - 11:08

aber ich glaube, dass es zuletzt - wenn man der Identitätszuschreibung zugestimmt hat - um die Rechte an den "Marken" geht.
Wer bekam das Geld, das mit der Veröffentlichung der "Satanischen Verse" verdient wurde?
Die Vorgehensweise ist evtl. die, dass man auch vom Ende her denkt?
Kurz, es mag unangenehm sein, aber diese Auseinandersetzung sollte meines Erachtens die allerhöchste Prioritätsstufe erhalten, auch, weil für die nächsten Jahrtausende verhandelt wird, evtl. entsprechend zurück.
Es könnte um sehr sehr viel Geld gehen?
Es mag evtl. harmlos daherkommen, aber ich glaube nicht so recht daran.
Ob zurecht oder übertrieben, jedenfalls zu welchen Teilen, darüber sollte auch von uns befunden werden...
Vielleicht haben wir noch nicht das dazu passende Recht?
Ich traue uns zu, verständig zu be/urteilen.
Meine respektvolle Frage an den Herausgeber Meyer, wie gehen wir um mit Schillers "Wilhelm Tell"?

Gisela Fimiani | Do., 1. September 2022 - 15:56

Wie erklärt sich die „Rückgratlosigkeit“ all derer, die die despotistische Cancel Kultur mittragen und sogar befördern? Eine Cancel Kultur, die sich in fast sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen mit Erfolg durchsetzen konnte. Die wirklich drängende Frage muß folglich lauten: WIE und Warum wurde und wird eine Gesellschaft dazu gebracht, sich im Gleichschritt marschierend ihrer Kultur zu entledigen? Sich dieser Frage zu stellen ist unumgänglich und erfordert, die innere Verfasstheit der Gesellschaft zu beschreiben und zu erkennen, in der sich eine solche „Massenformation“ vollziehen kann. Dem WARUM kommt gewiß eine besonders gravierende Bedeutung zu, denn mit der „Rückgratlosigkeit“ von Verlegern und sonstigen „maßgeblichen“ Personen allein, läßt sich die aggressiv vorangetriebene kulturelle „Umformung“ nicht erklären. Legen wir die Wurzeln des ruinösen „Irrsinns“ offen. Belassen wir es nicht bei wohlfeilem Jammern und Klagen, wenn uns an Kultur und Freiheit aufrichtig gelegen ist.

Gisela Fimiani | Do., 1. September 2022 - 16:02

Hören wir auf dem „nackten Kaiser“ zu schmeicheln. Erkenntnisse müssen Konsequenzen haben. Wie können sie ausschauen, Herr Meyer? Die Schreibstube, wie produktiv sie auch sein mag, erscheint nicht ausreichend.

Wenn Ihnen das geschriebene Wort nicht mehr ausreicht, was schlagen Sie vor? Sicher haben Sie sich schon Gedanken gemacht. Wie weit sind Sie bereit zu gehen? Oder begnügen Sie sich lieber mit Andeutungen und überlassen den "Vollzug " anderen..?

Albert Schultheis | Do., 1. September 2022 - 19:13

In den islamischen Gottes-Staaten und ihren Depandancen in den Ländern des einst aufgeklärten Westens ist es ein Kinderspiel, eine totbringende Fatwa oder die Leben vernichtende Ächtung von Gedanken und Meinungen ins Werk zu setzen. Die barbarische Religion sorgt dafür, dass irgendwo ein Gotteskrieger oder Allah-gefälliger Messermann zur Tat schreitet, um sich den Weg ins Paradies der 72 Jungfrauen zu sichern. Aus nur zu nachvollziehbaren Gründen trauen sich da die neuen, woken Glaubenskrieger des Westens nicht dran. Umso leichter fällt es ihnen jedoch, ihre Fatwas des neuen woken Identitäts-, Anti-Rassismus- und Anti-Kolonialismus-Kults zu exekutieren. Auch sie Schrecken nicht davor zurück Existenzen zu zerstören. Noch wäre es ein Leichtes, die Minderheit der feigen woken Rufmörder durch mutige Konfrontation und ggf. expressives Ignorieren zu marginalisieren und auszutrocknen. Aber längst arbeiten deren politischen Würdenträger an der Heroisierung und Kanonisierung der Halunken.

Albert Schultheis | Do., 1. September 2022 - 19:34

Ih habe in den 70ern in Kalifornien studiert. In den späten 60ern und frühen 70ern waren es dort vor allem Linke, Hippies und Kommunisten, die in der Folge des Vietnamkrieg für Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Bürgerrechte eintraten. Viele von denen sitzen - ganz ähnlich wie die 68er nach ihrem Marsch durch die Institutionen heute bei uns - an den Schalthebeln der Macht in den Kommunen, den Bundesstaaten und im Kongress. Heute - da sie grosse modo alle ihre Forderungen von damals erfüllt sehen - sind sie es, die den Spieß umdrehen, um dem politischen Gegner die Meinungsfreiheit und die Bürgerrechte abzusprechen. Man könnte darüber verzweifeln angesichts dieser eklatanten Widersprüchlichkeit, ja Dummheit. Aber genau darin liegt wohl die Essenz politischer Machtspiele - egal ob in Demokratien oder Diktaturen. Es ist wohl lediglich die eigentliche Natur des Menschen, die darin zum Ausdruck kommt.

Wolfgang Borchardt | Fr., 2. September 2022 - 13:36

... dass bald nach der "Machtergreifung" 1933 - nein, keine Indianerwitze - "Sachsenwitze" verboten wurden? Das betraf die sachsen-selbst-ironischen "Fritze Bliemchen" - Verse (eigtl. Gustav Schumann) ebenso wie die der Mundart-Dichterin Lene Voigt, die aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt wurden. Galt auch für das Kabarett: Keine Sachsenwitze! (Judenwitze waren bekanntlich willkommen) Solche Ge- und Verbote sind also nicht neu und gleichbleibendes Indiz eines Staates, der die mediale Vorherrschaft beansprucht und erzieherische Ambitionen hat, für die "moralische" Instanzen geschaffen werden, wie etwa Diskriminierungs-Meldestellen oder Rundfunkanstalten.

Gunther Freiherr von Künsberg | Fr., 2. September 2022 - 15:39

Lebte K.May noch drohte ihm wohl dasselbe Schicksal wie Salman Rushdie. Weil dem so ist müssen selbstverständlich auch seine Bücher den Flammen anheimgegeben werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Bücher, die moralisch zweifelhaft sind. Goethes Faust zählt dazu. Hier wird eine Unschuld vom Lande missbraucht. Die Oper Carmen darf nicht mehr aufgeführt werden weil darin ein Torero vorkommt, was dem Tierschutz widerspricht und weil Carmen in ihrer Unmoral Liebe verspricht um zu verhindern dass sie in den Knast muss. Im Schach wird Jagd auf die Dame gemacht um sie zu schlagen. Schachbücher sind zu verbieten und Schachcomputer einzuziehen.
Letztendlich muss das GG verboten werden, weil es frauenfeindlich ist. Dort wird z.B. nur vom Kanzler und von Ministern, nicht von Kanzlerin und Ministerinnen gesprochen.
Vor allem muss das Grundrecht der Meinungsfreiheit anders definiert werden, damit ein solcher Unsinn, wie er von Axel Meyer dargestellt wird irgendwie sanktioniert werden müsste.