Lady Di
Am 31. August 1997 starb Prinzessin Diana in Paris bei einem Autounfall / dpa

25. Todestag von Diana Spencer - Lady Di oder die Banalität des Guten

Warum waren nicht nur die Medien, sondern auch das gemeine Volk so fasziniert von Lady Diana Spencer, der Princess of Wales, die heute vor 25 Jahren - von Paparazzi gejagt - bei einem Autounfall ums Leben kam? Es war die Sehnsucht nach dem Wahren, Schönen und Guten, das nichts mit moralisch aufgeladenem Gutmenschentum zu tun hat.

Autoreninfo

Reinhard Mohr (*1955) ist Publizist und lebt in Berlin. Vor Kurzem erschien sein Buch „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung. Warum es keine Mitte mehr gibt“ (Europa Verlag, München).

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Es war ein seltener Augenblick der Wahrheit: Als Richard M. Nixon am 22. April 1994 starb, flossen sogar bei seinen einstigen Feinden – Vietnamkriegsgegnern, Hippies, 68er-Veteranen – die Tränen. Nixon war von 1969 bis 1974 der 37. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen – ein rechtskonservativer Republikaner, der im „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ saß, zwischen 1953 und 1961 unter Dwight D. Eisenhower Vizepräsident war, den Krieg in Vietnam brutal eskalierte, bevor er ihn beenden musste, und 1974 wegen der legendären „Watergate“-Affäre zurücktrat, wenige Monate, nachdem er mit 60 Prozent zum zweiten Mal ins Weiße Haus gewählt worden war. Trotz seines historischen Treffens 1972 mit Mao Tse-tung war „Tricky Dick“ alles andere als ein charismatischer Sympathieträger wie John F. Kennedy, gegen den er bei der Präsidentschaftswahl 1960 nur knapp verloren hatte – Nixons peinlich-hilfloses Lügen in der quälenden Endphase seiner Amtszeit bleibt unvergessen.

Wie also ist die Trauer um einen Mann mit dem Image eines verschlagenen Lügenbolds zu erklären? Vielleicht bringt es die Schlagzeile einer britischen Boulevardzeitung nach dem Unfalltod der „Princess of Wales“ heute vor genau 25 Jahren auf den Punkt. Dort stand in großen Lettern: „She touched so many lives“.

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Ernst-Günther Konrad | Mi., 31. August 2022 - 09:07

Nixon hat mit kriminellen Methoden versucht Macht zu bekommen und zu erhalten. Er war ein regelrechter Kriegstreiber und wenn selbst Gegner weinten, dann waren es sicher Freudentränen, weil auch diesem Verbrecher das gleiche Ende erwartete, wie es jedem Menschen bevorsteht. Das gilt auch für die vielen anderen Despoten und Diktatoren der Menschheit. Auch wenn mein Interesse an royalen Themen begrenzt sind, so hat auch mich seinerzeit der Tod von Diana traurig berührt. Warum? Sie stand dafür, das spröde und traditionsbehaftete Haus der Windsors zu entstauben und frischen Wind in den Palast zu lassen. Ja, man könnte sie teilweise naiv nennen, weil sie sich sicher nicht in vollem Umfang bewusst war, gegen welche Windmühlen sie laufen wird und das sie ihr eigenes Leben an die Öffentlichkeit verliert. Hinzu kam ihre kindlich unbedarfte Art, natürlich ihr Aussehen und ihr Auftreten. Was einige Medien ihr angetan haben, ist unverzeihlich. Sie war damals und ist noch heute Vorbild für viele.

Gabriele Bondzio | Mi., 31. August 2022 - 09:18

"Sie berührte so viele Leben mit ihrer Anwesenheit
Sie hat auch mein Leben wunderbar gemacht
Ich bin fassungslos, diese Nachricht zu hören
Fühlt sich an wie so traurig und blau
Wir sind hier, um Ihren Schmerz zu teilen
Weine dein Herz vergebens
Und versuche für sie und ihren ewigen Frieden zu lächeln."

Ja, es ist so...viele Menschen empfanden die Nachricht genau so wie in dieser Sympathy Message eines Users.

Auch Michail Sergejewitsch Gorbatschow ist gestern verstorben, im Alter von 91 Jahren.

Dieser Mann hat für mich Geschichte geschrieben und das Leben vieler Menschen positiv verändert.

Prinzessin Diana wurde nur 36 Jahre alt und in unserer Erinnerung ewig jung bleiben.
Ein Mensch, pflichtbewusst und mitfühlende Fürsprecherin von Obdachlosen und Kranken.
Auf Abwegen gegen das königliche Protokoll.
Liebende Mutter und menschliche Schwächen zeigend...ist meine Erinnerung.

"Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen."
-A. Schweitzer

für diese wahren und gefühlvollen Worte zu Prinzessin Diana und auch zu Michail Gorbatschow.
Ich schließe mich Ihren Äußerungen an.

Jens Böhme | Mi., 31. August 2022 - 09:25

Nichts wiegt im konservativen Westen schwerer, als dass eine hübsche, ins Könighaus eingeheiratete Frau betrogen wird. Sie wusste es zwar schon vor ihrer Heirat, aber was tut das zur Sache, die Frau sei unschuldig. Dann auch noch wegen einer eher unattraktiven Frau. Da muss der frühe, gewaltsame Tod von Lady Di zur gemeinschaftlichen Naturkatastrophe verklärt werden.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 31. August 2022 - 13:51

She was the grace, that placed herself, Candle in the Wind
Ich weine heute noch bei dem Lied und ihrer Würde angesichts ihres Leidens.
Das ist kein Vorwurf an die Windsors, nur insofern als sie wohl die Würde in Diana nicht erkannten.
Hoffentlich gewähren sie den Respekt nun ihren Kindern und Familien.
Mein Gott, war sie eine lebendige und strahlende Schönheit.
Danke für den Artikel zu ihrem 25. Todestag

Maria Fischer | Mi., 31. August 2022 - 19:54

Banalität impliziert Mittelmäßigkeit in jeder Hinsicht.
„Gut“ oder „Böse“ definiert nur die Perspektive des Betrachters bzw. die Widergabe des gesellschaftlichen Kontextes, aus dem diese Person oder Handlung gerade beurteilt wird, + ein Schuss Ironie oder Zynismus.
Die „Sehnsucht nach dem Guten, Wahren, Schönen“ ist keine Banalität.

Karl-Heinz Weiß | Mi., 31. August 2022 - 23:55

Eine Frau aus dem Hochadel hatte die Rolle, einen Thronfolger zur Welt zu bringen. Damit war der Inhalt der Ehe erfüllt. So banal ist der Kern des Mythos- in angeblich modernen Zeiten an sich unglaublich.

Sabine Lehmann | Do., 1. September 2022 - 03:30

Für mich glichen die überzogenen Reaktionen seinerzeit eher einer Massenhysterie. Vieles von dem was über Diana behauptet wurde, war eher eine Projektion der eigenen Wunschvorstellungen und wurde schlichtweg im Kitsch verklärt. Sicher, eine tragische Figur diese Prinzessin, aber eben nur ein ganz normaler Mensch, der auf tragische Art sein Leben verlor. Der Spielraum für Interpretationen hingegen war und bleibt groß. Sie nach ihrem Tod zu einer Heiligen zu verklären, gehört sicher nicht zu den Errungenschaften einer modernen Zuvilisation.

Rebeca Bok | Do., 1. September 2022 - 14:12

... auch ich vermag es nicht überzeugend darzulegen, was an Ivanka Trump mich dermaßen fasziniert, warum bei ihrem Anblick mir immer warm ums Herz wird. Projektionsfläche für Sehnsüchte - ja, aber was für Sehnsüchte genau?
Bei Ayelet Shaked wäre ich nicht um Begründungen verlegen:)

Aber zumindest nach Ivankas Treffen mit Merkel & Lagarde (2017 beim W20-Gipfel) bleiben kaum Zweifel übrig, wer auf den Photos die zwei Tzopyrlance oder Mahalagioaice sind (sorry, hier bin ich um "lautmalerisch für 'suburbanites'" verlegen - Prof. Colibasanu wird es erklären können).
À propos 'Faszination des Bösen' und so;)